20. Dezember 1958

Tagung der Landjugend

Die diesjährige Delegiertentagung der Landjugend fand unter Leitung von Kreisjugendwart Karl Stumpf in Harbach statt. Neben den Delegierten der einzelnen Landjugendgruppen waren als Gäste Dr. Wiesner von der Landw.-Schule Gießen, Dr. Harth von der Landw.-Schule Grünberg und Hauptlehrer Käs aus Inheiden erschienen.

Der Jahresbericht von Kreisjugendwartin Gertrud Köhler (Langsdorf) spieglte die rege Aktivität und den Arbeitsernst der Landjugend. In einer Aussprache wurden Wünsche und Anregungen für das kommende Jahr vorgebracht.

Die vorgetragene Arbeitsplanung für 1959 sieht u. a. wiederum die "Ländlichen Seminare" vor, und zwar zum Thema: "Bauer in Vergangenheit und Gegenwart" sowie "Der junge Bauer in der Gemeinde". Neben der musischen Betreuung der Gruppen soll auch die Landjugend in "Erster Hilfe bei Unfällen" geschult werden.

Die Landjugend-Delegierten über 20 Jahre forderten einen Arbeitskreis für agrarpolitische Fortbildung der Landjugend. Dieser Vorschlag wurde von der gesamten Delegiertenversammlung gutgeheißen. Es wurde gefordert, mit dieser Arbeit schon Anfang Januar zu beginnen. Die Delegierten der Landjugend wählten für den Arbeitskreis acht Mitglieder aus ihren Reihen. Darunter auch die Klein-Eichener Erwin Volp und Christel Zimmer.

(Freie Presse)

 
18. Dezember 1958

Grüner Plan

Schon in seiner Sitzung im Mai 1957 hat der Gemeinderat Klein-Eichen beschlossen, dass im Rahmen der Förderung des Grünen Plans der Ausbau des Plattenweges und des Weges von der Dreispitz gewünscht wird. Dazu ist es dann auch 1959 gekommen.

Offiziell heißt es damals zum Grünen Plan: "Die Forderung nach modernisierten Wirtschaftsmethoden stellt sich um so dringender, als auch der Gemeinsam Europäische Markt nach mehr als zehn Jahren die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft mit den Landwirtschaften der übrigen europäischen Länder verlangt.

Das Hauptinteresse an diesem langwierigen, schwierigen und kostspieligen Entwicklungsprozess hat im Endergebnis der deutsche Verbraucher. Sein Anspruch auf erzeugergerechte aber auch für ihn tragbare Preise soll durch den Grünen Plan gesichert werden.

Der Bundestag hat am 27. Februar 1958 den dritten Grünen Plan und die im Grünen Plan 1958 zusammengefassten Maßnahmen der Bundesregierung einstimmig gebilligt. Die im Rahmen des Förderungsprogramms der beiden vorausgehenden Grünen Pläne eingeleiteten Hilfen zugunsten der Landwirtschaft wurden weitergeführt und ihre Wirksamkeit durch einige neue Maßnahmen erhöht.

Wie in den vorausgegangenen Jahren sind sämtliche Maßnahmen des Grünen Planes 1958 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bundestag, den obersten Landwirtschaftsbehörden der Länder und den berufsständischen Organisationen erwogen worden. Die Hilfen des dritten Grünen Planes berücksichtigen im besonderen Maße die Lage der klein- und mittelständischen Betriebe. So wurden die bereitgestellten Bundesmittel zur Verbesserung der Agrarstruktur, die fast ausschließlich diesen Betrieben zugute kommen, erhöht.

Die staatlichen Mittel werden vordringlich in Bereiche geleitet, in denen eine allgemeine Verbesserung der Agrarstruktur erreicht werden soll: Beseitigung der Flurzersplitterung, der unzulänglichen Betriebsgrößen, der beengten Dorf- und Hoflagen, Verbesserung der mangelhaften Wirtschaftswege, der unzureichenden Stromversorgung und anderer Überbleibsel eines überlebten Wirtschaftszeitraumes."

Am 18. November 1958 veröffentlicht das Wasserwirtschaftsamt Friedberg in der Giessener Freien Presse die "Arbeitsvergebung" für die Befestigung von ländlichen Wirtschaftswegen. Hier sollen die Arbeiten und Lieferungen nach den Richtlinien der Verdingungsordnung für Bauleistungen in Gemeinden des Landkreises Gießen vergeben werden. Darunter ist auch Klein-Eichen. Für Feldwege sollen hier ca. 470 Metere Rauhpflaster angeboten werden. Bis zum 4. Dezember 1958 sind die Angebote in Friedberg abzugeben.

Am 18. Dezember 1958 gab der Gemeinderat den Zuschlag für den Feldwegeausbau. Die Firma Karl Schröder aus Nieder-Bessingen kam für den Angebotspreis von 31.265,- DM zum Zuge. In welcher Höhe die Förderung des Feldwegeausbaues dann erfolgte, ist z. Zt. nicht bekannt. Jedenfalls kann man heute noch auf zwei Wegen im Bereich der Platte über das rund 60 Jahre alte Kopfsteinpflaster laufen und fahren.

 
23. November 1958

Landtagswahl

Bei der beachtlich starken Wahlbeteiligung von 85,28 Prozent siegte bei den Hessischen Landtagswahlen am 23. November 1958 im Wahlkreis Gießen, der mit der Stadt Gießen noch 23 Ortschaften des westlichen Kreisgebietes umfasst, die SPD mit 32.072 Stimmen. Damit zieht für diesen Kreis der Gießener Bürgermeister Albert Osswald wieder in den neuen Hessischen Landtag ein. Die CDU hat sich mit 20.300 Stimmen gegenüber der Landtagswahl von 1954 zwar stark verbessert, ihr Direktkandidat Dr. Großkopf blieb aber doch klar geschlagen. Der Stimmenanteil für die FDP reduzierte sich stark. Während die GB/BHE ihren Anteil halten konnte.

Nach dem an sich gemäßigten Wahlkampf kam es zu einem sehr ruhigen Wahlsonntag. Es gab keine besonderen Ereignisse. Die Wahlvorstände in den 34 Wahlbezirken der Stadt und in den Gemeinden hatten um Punkt acht Uhr die Pforten der Wahllokale geöffnet. So berichtete die Freie Presse vom Wahlsonntag. Weiter heißt es: Nur wenige fanden in den erstenStunden den Weg zur Urne. Nach Schluß der Gottesdienste jedoch kam es zum ersten Andrang.

Die ruhige Mittagszeit nutzten die Mitglieder der Wahlvorstände abwechselnd zu einem schnellen Mittagessen. Den Hauptandrang gab es dann am Nachmittag, als viele Bürger den Spaziergang oder den Gang zum Friedhof mit dem Besuch des Wahllokals verbanden. Um 15 Uhr zählten einige Bezirke schon 60 bis 65 Prozent abgegebene Stimmen, um 17 Uhr lag die Beteiligung im Durchschnitt bei 70 Prozent, während einige Ortschaften schon 80 Prozent meldeten.

.In Klein-Eichen nutzten rund 77 Prozent der Wahlberechtigten ihr Stimmrecht. Genauso sah es auch in Lardenbach aus, wo etwas mehr als 77 Prozent zur Wahlurne kamen. Die beiden Dörfer des Landkreises Gießen gehörten damals zum Wahlkreis Alsfeld. Auch in diesem Wahlkreis hat die SPD, deren Direktkandidat Reinhard Börger zum zweiten Male in den Landtag einzieht, mit 21.445 Stimmen zugenommen. Stärker geworden ist dort ebenfalls die CDU mit 9.889 Stimmen. Einen sehr beachtlichen Zuwachs hat die Deutsche Partei für sich buchen können.

Entgegen dem Landesergebnis gewannen in Klein-Eichen die CDU und die FDP deutlich vor der SPD. Aber in Lardenbach hatte die SPD wie im Land die meisten Stimmen.

Klein-Eichen
Landtagswahl

Klein-Eichen
Landtagswahl
Lardenbach
Landtagswahl
Lardenbach
Landtagswahl
1958
1954
1958
1954
Wahlberechtigte
125
136
306
337
Abgegebene Stimmen
96
101
237
240
Ungültige Stimmen
2
3
Gültige Stimmen
94
234
SPD
15
15
101
82
CDU
31
12
58
18
FDP
30
56
43
68
GB/BHE
7
17
27
50
DP
11
-
5
3
KPD
-
-
-
1
BdD
-
-
-
17
 
27. Oktober 1958

Ländliche Genossenschaften 1958

Aus Anlass der traditionellen Raiffeisen-Sparwochen im Oktober 1958 wurde dieser Bericht veröffentlicht, um Sparer und Mitglieder zur Beteiligung aufzurufen. Die Genossenschaft Lardenbach/Klein-Eichen wurde im Jahre 1920 gegründet. Bis zum 15. Dezember 2008 bestand die Filiale der Volksbank Mittelhessen als Nachfolgerin der Genossenschaft hier vor Ort.

"Unsere D-Mark ist inzwischen zehn Jahre alt geworden. Wir alle wissen, dass sie zu den härtesten Währungen der Welt gehört. Es ist sicher, dass daran auch der Sparwille und die Spartätigkeit der Bevölkerung maßgeblich beteiligt waren. Auch die ländlichen Kreise unseres Volkes haben mit dazu beigetragen.

Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung sind im Kreis Gießen von alters her im Bewußtsein der einheimischen Bevölkerung verankert. Die ländliche Genossenschaftsbewegung fand deshalb von Anfang an bei uns einen aufnahmebereiten Boden für ihre Gedanken, und sie kann heute auf eine stolze Tradition zurückblicken.

Im Verband der hessischen landwirtschaftlichen Genossenschaften nahmen die bestehenden Geld- und Wareninstitute des Kreises einen nicht vorauszusehenden Aufschwung, was weiteren Neugründungen entgegenkam. Neben der Hungener Bank, die bereits seit über 100 Jahren tätig ist, haben viele andere Genossenschaften ihr 50jähriges, 75jähriges und einige ihr 90jähriges Jubiläum gefeiert.

Zur Zeit können die 59 ländlichen Kreditgenossenschaften des Kreises sagen, dass sie mit rund 65000 Kunden regelmäßig bankübliche Geschäftsbeziehungen unterhalten. 41000 Sparer brachten ihnen bisher über 25 Millionen DM an Einlagen, und fast 25 Millionen DM wurden in Form verschiedener Kreditarten an fast 9000 Kreditnehmer aus der Landwirtschaft, dem Handwerk, dem Handel, der Industrie und der Privatkundschaft zur Verfügung gestellt.

Die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit an die Erfordernisse der Zeit haben die ländlichen Genossenschaften des Kreises Gießen auch in schwieriger Lage während der vergangenen Jahrzehnte bewiesen. Man darf getrosten Mutes erwarten, dass ihnen das auch unter der Perspektive eines kommenden Europäischen Marktes weiter gelingen wird."

(Freie Presse)

Fotos

 
04. Oktober 1958

Leserbrief

In der Samstag/Sonntag-Ausgabe der "Freien Presse" vom 4. Oktober 1958 wurde dieser Leserbrief abgedruckt. Der Verfasser, ein Herr R. Frost, ist z. Zt. noch nicht bekannt. Er soll aber, wenn der Name kein Pseudonym ist, damals in Klein-Eichen gewohnt haben. Jedenfalls ist Herr Frost überhaupt nicht mit den Zuständen im Hessenland und der Republik zufrieden. Man sollte den etwas langatmigen Text aber bis zum Ende lesen.

Der Kampf gegen Bürokratismus, Egoismus und Korruption ist das Tagesgespräch der noch 40 000 Notleidenden und Wohnungssuchenden in der Bundesrepublik. In diesem Sinne äußerte sich am Sonntag, 28. September 1958, im Frankfurter Rundfunk ein Pfarrer aus Trier unter dem Titel "Der Mensch in der Krise" in treffender Weise.

Als ehemaliger Mitarbeiter und Leiter eines großen Wohnungsamtes in der Ostzone gestatte ich mir, meine in der Bundesrepublik gemachten Beobachtungen und Eindrücke während meines fünfjährigen Hierseins zu unterbreiten. In sachlich gehaltenen Berichten in Tageszeitungen habe ich die jetzigen Wohnungsämter als überflüssig bezeichnet, weil sie die erhofften Ziele nach ihrer Methode nicht erreichen.

Ich berufe mich mich bloß auf die Wohnungsverhältnisse im Land Hessen. Hier steht der Wohnungsbau an der Spitze, aber es gibt ca. eine Million Einzelpersonen, die "Mehrzimmer-Altbau-Wohnungen" besitzen und von sich aus keine Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aufnehmen. Alleine in meiner allernächsten Umgebung des Landkreises Gießen habe ich unlängst persönlich festgestellt, dass mehrere Wohnungen unterbelegt, einzelne Häuser ganz leer und zum Teil mit nur einer einzelnen Person bewohnt sind.

Im Interesse der Kleinverdiener und Minderbemittelten könnte manche Wohnung bei gutem Willen durch Umbesetzung in Neubau-Wohnungen freigemacht werden. Der Schrei der Wohnungsämter in Stadt und Land nach leeren Zimmern und Wohnungen wird immer größer. Solange sich aber keine Wohnungs-Kommissionen bilden, die Bürokratie sich nicht von ihrem Amtsschemel erhebt und keine Razzia in Stadt und Land macht, wird von einem Erfolg nie die Rede sein.

Ob in Wiesbaden, Karlsruhe oder Kaiserslautern usw., überall wird über Wohnungsnot geklagt. Dabei denkt niemand an die vielen großen neuen amerikanischen Siedlungshäuser, in denen die vielen Mansarden-Wohnungen mit nur wenigen Haushaltsgehilfinnen belegt sind. In Gemeinschaftssitzungen mit den Amerikanern müßte doch erreicht werden können, dass die fortan zimmer- und wohnungssuchenden Amerikaner die Leerräume in den bereffenden Siedlungen belegen.

Andererseits sollten die in Frage kommenden hohen Behörden Schritte unternehmen und die Vermietung von einzelnen möblierten und leeren Zimmern und Wohnungen an Amerikaner durch deutsche Wohnungsinhaber bzw. Hauswirte untersagen. Gegebenenfalls wäre eine Einkommenssteuer für an die Besatzungstruppen von Deutschen vermieteten Wohnungen und Leerräume am Platze, da die betreffenden Vermieter vorzugsweise an Amerikaner zu außergewöhnlichen Wucherpreisen vermieten und dadurch der Allgemeinheit schaden.

Vielerorts wird die Frage aufgeworfen: Sind die deutschen Auswanderer und Flüchtlinge der Ostzone nicht etwa auch "Freiheitskämpfer" und den Ungarn-Flüchtlingen ein "dauerndes Asyl" zu gewähren, statt wieder in überseeische Länder abzuschieben? Das Verhalten der Ungarn ließ während der ersten Besatzungszeit der Russen in Thüringen sehr zu wünschen übrig.

Noch ein Wort zur Bürokratie! Laut vorliegender Statistik werden 40 Prozent aller Staatshaushalts-Ausgaben für Beamte und Angestellte allein in Hessen verausgabt. Ist dies nicht erschreckend?

Nur um einen krassen Fall zu nennen: Am 29. September 1958 hat das Straßenbauamt Gießen eine Kommission von "sechs Köpfen zuzüglich einem Fahrer mit Volkswagen" nach Klein-Eichen zwecks Versteigerung des Obstes an der Staatsstraße geschickt. Der Erlös der glanzvollen Versteigerung an diesem Tag erbrachte insgesamt 113 DM. Drei Mann hatten je sechs Seiten der Formulare vollzuschreiben und gleichlautende Resultate zu bringen, der vierte Mann kassierte, der fünfte schrieb doppelte Quittungen - manches Los betrug 50 Pfennig. Tragen solche Fälle nicht zum Bankrott des Staates bei?

R. Frost, Klein-Eichen

 
18. September 1958

Mutterschwein Uschi hält Rekord

Mit bisher 17 Würfen und insgesamt 198 Ferkeln hält ein Zuchtschwein des Landwirts und Altbürgermeisters Karl Müller in Klein-Eichen einen in der Zucht wohl seltenen Rekord. Allein 187 marktfähige Ferkel wurden bisher aufgezogen; das entspricht einer durchschnittlichen Wurfstärke von elf Ferkeln. Mit dieser Leistung - nur 6 Prozent Aufzuchtverlust - ist das zehnjährige Zuchtschwein eine der wenigen Ausnahmen in der Zucht.

Auf Anregung von Ringberater Weimann von der Landwirtschaftsschule Grünberg besichtigten im September 1958 landwirtschaftliche Berufsschüler der Klasse Sellnrod diesen Zuchtbetrieb in Klein-Eichen. Den Schülern wurde hier in eindrucksvollen Beispielen die Bedeutung einer naturgemäßen Zucht und Haltung demonstriert. Berater Weimann und Betriebsleiter Karl Müller führen übereinstimmend diesen Erfolg auf den ständigen Auslauf der Tiere, ihre rauhe, aber gesunde Haltung, zurück.

Man hat auf Anregung des Beraters auf dem Hof Müller bereits 1949 einen Holzstall errichtet, die Doppelwand mit Gerstenspreu ausgefüllt und den Klinkerboden mit Schlackenunterlage isoliert. Der anschließende Auslauf bleibt auch im Winter offen; das Abferkeln des Tieres geschah selbst bei 20 Grad Temperatur ohne besondere Maßnahmen. Lediglich ein Infrarotstrahler wurde später im Stall für die Ferkel angebracht.

Das außerordentlich gute Temperament und die gesunde Konstitution des Tieres gewährleisten noch eine längere Zuchttauglichkeit; das Jubiläum des 20. Wurfes wird noch im nächsten Jahre erwartet.

(FP)

Fotos

 
10. Juni 1958

Fahrt in den Mai

Über das, was ein Lardenbacher im schönen Monat Mai erlebte, verfasste er ein Leserbrief der am 10. Juni 1958 in der Gießener Freien Presse erschien:

Am 1. Mai dieses Jahres (1958) startete ich mit meiner Familie eine kleine Fahrt in den Mai. Die Straßen waren sehr belebt mit PKW, Motorrädern, Mopeds und Fahrrädern. Viele sind uns begegnet, die ihre Fahrzeuge mit jungen Buchen- und Lärchenzweigen geschmückt hatten. Am darauffolgenden Sonntag, dem 4. Mai 1958, gingen wir zu einem Spaziergang in den nahegelegenen Gemeindewald. Ich schnitt mir einige Zweige frischen Grüns von Lärchen und Buchen für einen Strrauß in die Wohnung. Damit kann man sich auch im Alltag erinnern an das Wiedererwachen der Natur.

Als wir uns auf dem Heimweg befanden und den Ortseingang passierten, hielt ein VW mit Polizei an. Der beifahrende Polizist sagte: "Wissen Sie, warum wir anhalten? Wegen den grünen Zweigen. Sie wissen doch, dass u. a. auch die Lärchenzweige unter Naturschutz stehen und somit das Abpflücken und Abschneiden von Zweigen verboten ist. Sind Sie mit einer gebührenpflichtigen Verwarnung von 1 DM einverstanden, oder muß ich Sie anzeigen." Um den Spaziergang nicht noch teurer zu gestalten, bezahlte ich 1 DM für den Strauß.

Fürwahr, der Vater Staat muß doch sehr arm sein, wenn er auch sonntags seine Polizei auf die Menschheit losläßt, um so die DM für den Staatssäckel zu kassieren. Was schadet es einer Lärche, wenn man einige Zweige (wohlgemerkt Zweige, keine Äste) abschneidet? Wie viele DM gibt die Forstverwaltung jährlich aus für Entästen, damit aus dem Baum ein wertvoller Nutzholzstamm wird. Auf der anderen Seite fragt der Vater Staat auch nicht danach, wenn für militärische Zwecke, sei es für Flugplätze, Uebungsplätze usw. Waldungen zum Opfer fallen, ob es Lärchen sind, die unter Naturschutz stehen, oder was für Bäume es sind.

Erich Berg, Lardenbach, Bahnhofstraße

 
19. Mai 1958

Registrierung der Heimkehrer

Der Heimkehrerverband hat sich das Ziel gesetzt die Schicksale von rund 1,4 Millionen Vermißten und Verschollenen des letzten Krieges, über die noch immer keine Gewißheit besteht, aufzuklären. Er bittet zu diesem Zweck alle Heimkehrer der Entlassungsjahrgänge 1945 und 1946 um Mithilfe.

Der Verband möchte diese Heimkehrer zur Unterstützung des Vermißtensuchdienstes beim Roten Kreuz gewinnen. Das Rote Kreuz beginnt im September eine letzte große Heimkehrerbefragung mit Hilfe des Bildersuchdienstes. Außerdem soll die Dokumentation des Schicksals der deutschen Kriegsgefangenen- ergänzt werden.

Der Vorsitzende des Kreisverbandes Gießen im Heimkehrerverband teilte mit, dass alle Bürgermeister in Stadt und Land ihre Unterstützung für die Registrierung der Heimkehrer zugesagt haben. Es ist bereits eine ganze Reihe von Erfassungsstellen - vorwiegend bei den Bürgermeistereien - eingerichtet worden. So auch auf der Bürgermeisterei in Lardenbach.

(FP)

 
23. April 1958

Sperrbezirk wegen Faulbrut

Aus Flensungen wird berichtet, dass unter dortigen Bienenbeständen die bösartige Faulbrut ausbrach. In das Sperrgebiet wurden vom Landkreis Gießen die Orte Stockhausen, Stangenrod, Weickartshain, Lardenbach und Klein-Eichen einbezogen. Für die schon ohnehin schwer um ihre Existenz ringenden Imker ist dies eine Hiobsbotschaft. Schon der Name lässt vermuten, dass die Krankheit nicht zu den harmlosen Krankheiten bei Honigbienen gehört. Sie ist weltweit verbreitet und wird auch als „Amerikanische Faulbrut“ bezeichnet. Sie ist bakteriell verursacht.

(gaz/tt)

 
14. März 1958

64 Jahre Kirchendiener

In Lardenbach verstarb (Todestag?) im 84. Lebensjahr der langjährige Kirchendiener und Genossenschaftsrechner i. R. Christian Schmidt. Weit über die Grenzen seines Heimatdorfes hinaus war der Verstorbene als der "Alte Christian" bekannt. Im Jahre 1894, nach dem frühen Tod seines Vaters, übernahm er das Amt des Kirchendieners. Fast 64 Jahre lang, bis vier Tage vor seinem Tod, führte er es treu und gewissenhaft. 1920 wurde er Rechner der neu gegründeten Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Lardenbach/Klein-Eichen. 1941 übergab er dieses Amt seinem Sohn.

(fp/lk)

 
06. März 1958

Geburtstag von Wilhelm Högy

Die Gießener Freie Presse gratuliert in ihrer Ausgabe vom 6. März 1958 Herrn Wilhelm Högy, Landwirt, zu seinem 87. Geburtstag. Trotz des hohen Alters geht er seiner gewohnten Arbeit nach und sucht auch gerne noch seinen Geburtsort Ruppertsburg auf. Acht Kinder, 16 Enkel und zwei Urenkel sind seine Nachkommen. Seinen Lebensabend verbringt Wilhelm Högy bei seinem Sohn in Klein-Eichen. Seine Ehefrau, Maria (geb. Lein) hat er 1902 (?) in Klein-Eichen geheiratet. Noch vor vier Jahren haben die beiden Goldene Hochzeit gefeiert. Aber im vorigen Jahr ist sie im Tode voraus gegangen.

(fp)

Fotos

 

 

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