01. November 1955

Fast ein halbes Jahrhundert im Postdienst

Wegen Überschreitung der Altersgrenze legte der hiesige Posthalter, Karl Völsing, am 1. November 1955 sein Amt nieder. Mit ihm geht ein überaus pflichttreuer Beamter in den Ruhestand. Im März 1907 übernahm er als junger Mann die damalige Posthilfsstelle in Lardenbach und führte sie seitdem ununterbrochen.

Durch sein stets zuvorkommendes, hilfsbereites und korrektes Wesen erwarb sich Posthalter Völsing die Achtung seiner vorgesetzten Dienststelle und der Postkundschaft. Von alt und jung wird er der "Postkarl" genannt, ein Zeichen besonderer Wertschätzung. Ihm ist sein einziger, hoffnungsvoller Sohn im Krieg gefallen, so dass die Post jetzt in andere Hände übergeht.

(HZ/z)

Fotos

 
30. August 1955

Volksschule musste ausgebessert werden

Die Instandsetzung der hiesigen Volksschule ist beendet (August 1955). Der Unterricht kann wieder voll aufgenommen werden. Erst 1951 von der Schulgemeinde Lardenbach/Klein-Eichen erbaut, zeigte der dreiklassige Bau schon derart erhebliche Mängel, dass größere Reparaturen während der Sommerferien vorgenommen werden mussten. Die Verankerung übernahm Schmiedemeister Heinrich Dörr II. aus Lardenbach. Die Maurer und Verputzarbeiten führten Otto Böning (Freienseen) und Karl Graulich (Ilsdorf) aus.

(GA/z)

 
01. August 1955

Lehrer zum Ehrenbürger ernannt

Der allseits beliebte und geschätzte Leiter der hiesigen Volksschule, Lehrer Karl Becker, tritt am 1. August 1955 in den Ruhestand, nachdem er fast 47 Jahre, darunter allein hier 36 Jahre, im Dienst der Schule stand. Aus diesem Anlaß fand sich die gesamte Schulgemeinde Lardenbach und Klein-Eichen zusammen, um in einer schönen Feier die einmaligen Verdienste dieses Erziehers zu würdigen.

Die Feier wurde umrahmt von Liedern der Schulkinder und des Männergesangvereins "Eintracht". Bürgermeister Eckhardt (Klein-Eichen) überreichte als Sprecher der ganzen Schulgemeinde ein Geschenk. Dann verlas Bürgermeister Mölcher (Lardenbach) eine Urkunde, in der die Gemeinde Lardenbach Lehrer Becker "in dankbarer Anerkennung seiner 36jährigen vielseitigen hervorragenden Tätigkeit zum Wohle unserer Gemeinde" zum Ehrenbürger ernennt.

Für den Männerchor, den Herr Becker kurz nach dem ersten Weltkrieg neu gründen half, sprach der Vorsitzende, August Sauer, Worte des Dankes, für die Kirchengemeinde tat dies Pfarrer Repp.

Lehrer Becker hat in den vielen Jahren in unermüdlicher Schaffenskraft sich nicht nur die Liebe seiner Schüler, sondern darüber hinaus die Symphatien der gesamten Schulgemeinde erworben. Sein Wirken stand stets unter dem Leitwort "Erziehung ist Beispiel und Liebe". So war denn die Feier nicht eine Feier um des Feierns willen, sondern eine Kundgebung der Herzen.

Lehrer Becker dankte in bewegten Worten für all das Schöne und Liebe, was der Abend gebracht hatte und gab besonders der Hoffnung Ausdruck, dass sein Nachfolger, Lehrer Karl Henß, getragen vom Vertrauen der ganzen Elternschaft, ein neuer langjähriger Freund unserer Kinder werde.

(GA/Z)

Fotos

 
19. Juli 1955

Wertungssingen des Ohm-Lumdatal-Sängerbundes

Zum dritten und letzten Teilwertungssingen des Ohm-Lumdatal-Sängerbundes trafen sich die restlichen der 48 Bundesvereine in Lardenbach (Juli 1955). Wertungsrichter Bruno Stürmer (Frankfurt) gab nach Beendigung der Chorvorträge in seiner fast einstündigen öffentlichen Kritik grundsätzliche Anleitungen zum Chorgesang. Bundeschormeister W. Daupert (Ulrichstein) ließ es an Worten des Dankes nicht fehlen. Nach Abschluß des Wertungssingen auf Bundesebene qualifizierten sich Vereine der Frauenchöre, Gemischte Chöre und Männerchöre zum Ausscheidungssingen und Bundeschorfest.

Auf dem Schulhof traf sich die stattliche Sängerschar zu einer eindrucksvollen Sängerkundgebung. Der 2. Vorsitzende des Bundes, Wißner (Kesselbach), gedachte des im Januar während einer Gesangsstunde plötzlich verstorbenen langjährigen Vorstandsmitglieds des Sängerbundes, Dietrich (Lardenbach).

Bruno Stürmer überbrachte die Grüße des Hessischen Sängerbundes und hob die Vedienste der Sänger Leonhard Wißner (Kesselbach), Wilhelm Dietz (Kesselbach) und August Sauer (Lardenbach) hervor, welche 50 Jahre aktiv dem deutschen Chorwesen die Treue hielten. Er überreichte den Jubilaren die goldene Ehrennadel mit Diplom. Mit dem Deutschen Sängergruß und einem Massenchor dankte die Sängerschaft den Jubilaren.

Der 1. Vorsitzende des Gesangvereins Lardenbach/Klein-Eichen, August Sauer, dankte allen, die zum Gelingen des Tages beigetragen hatten und gedachte in kurzen Worten des 70jährigen Bestehens seines Vereins.
Ein Tänzchen brachte den Abschluß des Sängertreffens.

(FP)

 
03. Juli 1955

Kirchliche Wahlen 1955

Am Sonntag, dem 3. Juli 1955 fand in der evangelischen Kirche (Groß-Eichen und Klein-Eichen) die Wahl der kirchlichen Körperschaften statt. Zu Kirchenvorstehern gewählt wurden: Fritz Ebell, Erziehungsassistent i.R.; Georg Peter I., Landwirt; Karl Peter II.; Erwin Schmidt, Landwirt; Georg Zimmer, Landwirt und Wilhelm Eckhardt, Bürgermeister von Klein-Eichen.

Zu Kirchengemeindevertretern gewählt wurden: Karl Merz II., Landwirt; Ernst Lang, Landwirt; Eduard Reining, Zimmermann; Heinrich Steuernagel, Bergmann i.R.; Heinrich Rühl III., Bergmann und Karl Volp, Landwirt aus Klein-Eichen.

Die Wahl dieser Kirchenvorsteher und Kirchengemeindevertreter gilt für die nächsten sechs Jahre. Sobals die Prüfung der Wahlakten abgeschlossen ist, werden die Herren in ihr Amt eingeführt.

(GA)

 
07. Juni 1955

Chorgruppe auf großer Fahrt

Seit 1922 bestehen freundschaftliche Beziehungen zwischen dem Gesangverein "Sängerkranz" Grünberg und ehemaligen ausgewiesenen Bahnbeamten aus Ingelheim a. Rh., die in den Tagen des "Ruhrkampfes" nach Grünberg evakuiert waren. Mehrere von diesen Ingelheimern gehören dem dortigen Männergesangverein an. So kam es, dass der Grünberger Gesangverein und darüber hinaus die gesamte Chorgruppe Ernst Nicolai zur 70-Jahrfeier der "Einigkeit" am Samstag (Juni 1955) für zwei Tage mit einem Sonderzug der Bundesbahn nach Ingelheim fuhr.

An der Fahrt nahmen teil: die Gesangvereine Lardenbach/Klein-Eichen, Grünberg, Lauter, Großen-Buseck, Hausen und das Harmonikaorchester des Dirigenten sowie viele Angehörige der Sänger und Freunde des Gesanges. Bei herrlichem Sonnenschein setzte sich der Zug um 15.45 Uhr ab Mücke in Bewegung. Auf dem Bahnsteig 4 in Gießen erklang zur Freude aller Reisenden ein von 180 Sängern gesungener Chor. Kurz nach 19 Uhr traf der Zug in Ingelheim ein.

Nach kurzer Begrüßung durch den Festvorsitzenden und der Weinkönigin der Rotweinstadt gab es ein musikalisches Ständchen. Beim Kommers im Festzelt wirkten die Chorgruppen der Dirigenten Fischer, Knab und Nicolai mit. Großartige Darbietungen erfreuten die Hörer. Mitunter sangen 320 Sänger und Sängerinnen mit Orchester oder 180 Sänger zur Begleitung von 22 Akkordeonspielern. Gerade die oberhessische Chorgruppe erntete starken Beifall.

Der rührige Verkehrsverein Ingelheim hatte jedem Gast, der darauf Wert legte, ein Zimmer besorgt. Die jungen Sänger freilich feierten durch bis zum Morgen und statteten dem Rhein einen Besuch ab. Am Sonntag früh fand ein Wertungs- und Freundschaftssingen im Zelt und der Turnhalle statt. Ab 16 Uhr folgte ein Konzert der Gastvereine.

Diese Fahrt war ein Erleben! Oberhessischer und rheinischer Humor standen einander in nichts nach. Freundschaft und Kameradschaft wurden bei schönem Sommerwetter und gutem Wein gefördert. Dank gebührt allen Mitfahrern, die durch ihr einwandfreies Benehmen unsere Heimat ehrten. Dank aber auch dem Dirigenten Ernst Nicolai, der in unermüdlicher Schaffenskraft Chöre geschaffen hat, die einen sehr guten Eindruck hinterließen. Auf der Heimfahrt herrschte im Sonderzug weiter beschwingte Fröhlichkeit.

(HZ)

 
8. Mai 1955

Weihe der St.-Anna-Kapelle

Die Wurzeln der Pfarrgemeinde St. Anna liegen in der unmittelbaren Nachkriegsgeschichte. 1946 kamen viele Sudeten-Deutsche auch nach Weickartshain und die umliegenden Dörfer. Sie waren durchweg Katholiken. Die Heiligen Messen durften dank des Entgegenkommens der Pfarrer in den evangelischen Kirchen gefeiert werden.

1954 bot die Gruben-Gewerkschaft "Luise" ihr Haus im Weickartshainer Ortsteil Seenbrücke, das früher als Verwaltungsgebäude und Magazin diente, zum Verkauf an. Der damalige Seelsorger von Grünberg, Pfarrer Schütz, empfahl der Bischöflichen Behörde in Mainz den Ankauf des Gebäudes. Im Dezember erwarb die Diözese das Gebäude nebst dem dazugehörenden Grundstück für 16.000 Mark.

Die Schwierigkeiten der seelsorgerischen Betreuung in der Diaspora (Gebiet, in dem eine konfessionelle oder nationale Minderheit lebt) waren auch im Vogelsberg alltäglich. Pfarrer Schütz wollte auf der Seenbrücke die sich ergebende Chance nutzen und hier einen religiösen Mittelpunkt schaffen, um den katholischen Gläubigen der umliegenden Orte eine günstigere Möglichkeit zum Besuch des Gottesdienstes zu geben.

Im folgenden Jahr wurde der Lagerraum zu einer schmucken Kapelle umgestaltet - zum großen Teil in Eigenleistung. Eine Empore sowie die Fenster aus einem alten Kloster in Nordhessen wurden eingebaut. Die alten Kirchenbänke aus der ehemaligen Schlosskapelle in Grünberg und der Holzaltar waren die vorläufige Ausstattung.

Nun hatten die etwa 550 Katholiken aus Weickartshain-Seenbrücke, Lardenbach, Klein- und Groß-Eichen, Stockhausen, Freienseen, Altenhain, Wohnfeld, Sellnrod sowie Höckersdorf ihre eigene Kirche. In Anwesenheit zahlreicher geistlicher Herren und einer großen Schar von Gläubigen, die aus Grünberg und den Filialorten nach Seenbrücke gekommen waren, begann am Sonntag (8. Mai 1955) um 10 Uhr die Weihe nach dem feierlichen Ritus. Pfarrer Zimmermann hieß den Domkapitular als den Vertreter des Bischofs willkommen und sprach allen, die das frühere Verwaltungsgebäude zu einem würdigen Gotteshaus umgebaut hatten, seinen aufrichtigen Dank aus.

Gegen 400 Gläubige standen dicht gedrängt in der Kapelle und folgten andächtig den Worten des Festpredigers und der heiligen Handlung. Der Grünberger Kirchenchor unter Leitung von Frau Watzlawick sang die vielstimmige "Deutsche Messe" von Michael Haydn. Zum anschließenden Essen hatte Pfarrer Zimmermann die hochwürdigen Herren sowie die Ehrengäste mit Bürgermeister Trüller von Weickartshain und die Herren des Kirchenstiftungsrates geladen. Dabei sprach u. a. der evangelische Geistliche Pfarrer Repp von Lardenbach der katholischen Gemeinde seine Glückwünsche aus und gab der Hoffnung Ausdruck, daß das gute Einvernehmen unter den hiesigen Christen auch weiterhin lebendig bleibe.

(HZ)

Fotos

 
09. März 1955

50 Jahre Laubacher Pferdeversicherungsverein

In einer Versammlung des Laubacher Pferdevericherungsvereins, der 1954 in seinem Jubiläumsjahr 146 Mitglieder mit 214 versicherten Pferden und einer Versicherungssumme von 138.000 Mark umfaßte, gab Heinrich Schmidt einen Rückblick auf die Geschichte des Vereins.

Bald nach der Gründung des Vereins am 17. November 1904 schlossen sich den Laubacher Mitgliedern auch die Pferdefreunde aus Wetterfeld, Münster, Queckborn, Röthges, Gonterskirchen, Freienseen, Lardenbach, Klein-Eichen, Groß-Eichen und Sellnrod an.

Von den ersten Vorstandsmitgliedern ist heute niemand mehr am Leben. Der derzeitige Vorstand, der in der Jahreshauptversammlung wieder bestätigt wurde, setzt sich aus Direktor Wilhelm Rudolf Högel und dem Rechner Albert Peter zusammen; sie alle amtieren bereits seit 1945.

Aus der Historie begründet, handelt es sich bei dem Pferdeversicherungsverein um einen Verein auf Gegenseitigkeit mit dem Zweck, die Mitglieder gegen Verluste in Pferdebeständen zu versichern.
Jedes Vereinsmitglied zahlt pro Pferd einen Jahresbeitrag in die Vereinskasse ein. Aus diesem "Topf" werden Vereinsmitglieder, deren Pferde während eines Geschäftsjahres versterben oder getötet werden müssen, mit einer Geldsumme entschädigt, die beispielsweise sehr hilfreich beim Neukauf eines Fohlens sein kann.

Ist das Pferd doch ein wichtiger Bestandteil des landwirtschaftlichen Betriebes, konnte eine Versicherung dem Bauersmann bei einem Verlust des Arbeitstieres recht behilflich sein.

(GFP)

Fotos

 
12. Februar 1955

Herzschlag in der Hauptversammlung

Die Hauptversammlung des Männergesangvereins "Eintracht" fand am Samstag einen tragischen Abschluß. Während des Schlußwortes brach plötzlich der langjährige 1. Vorsitzende des Vereins, Betriebsführer i. R. Karl Dietrich, zusammen. Er wurde aus dem Gastzimmer des Tagungslokals in den Saal gebracht und verstarb dort wenige Minuten später.

Dietrich, der im 65. Lebensjahr einen Herzschlag erlitt, ist als hochverdienter Sängerführer in weiten Kreisen bekannt geworden und wird daher nicht nur von seinen Angehörigen und den Vereinsmitgliedern, die Zeuge des erschütternden Ereignisses waren, tief betrauert. Den hiesigen Gesangverein führte er schon Jahrzehnte lang in vorbildlicher Weise über alle Fährnisse der Zeiten hinweg.

(HZ)

 
26. Januar 1955

90. Geburtstag

Gratuliert wird der ältesten Einwohnerin Klein-Eichens, Frau Wilhelmine Felsing, zu ihrem 90. Geburtstag. Diesen kann die Jubilarin in geistiger und körperlicher Frische begehen. Die Hochbetagte nimmt noch regen Anteil an dem Tagesgeschehen, so schreibt es auch die Gießener Freien Presse zu diesem Anlass. Wilhelmine Felsing wurde am 26. Januar 1865 in Kirschgarten geboren. Ihr Mädchenname lautete Triebert. Am 25. Januar 1894 heiratete sie in Groß-Eichen den Klein-Eichener Heinrich Felsing. Die Beiden hatten zwei Kinder. Die älteste Tochter Emilie heiratete auf den Stockhäuser Hof. Der Sohn, ebenfalls mit Namen Heinrich, blieb in Klein-Eichen auf dem elterlichen Hof im Hinterdorf.

Fotos

 

 

back top next