04. September 1935 | Verabschiedung von Pfarrer König 1935"Am Mittwochabend (4. September 1935) fand in der Turnhalle Groß-Eichen die Abschiedsfeier für Pfarrer König und seine Familie statt, die am 7. September nach Klein-Linden übersidelten. Vom Schulhaus nach der Turnhalle marschierten in geschlossenem Zug die Schulkinder, der Kirchenvorstand, Kriegerverein, Gesangverein, Turnverein und die "SAR", die Feier wurde von den Schulkindern mit einem Lied eröffnet. Sodann übermittelte Pfarrverwalter Bartholomä dem scheidenden Pfarrer in herzlichen Worten den Dank und die Glück- und Segenswünsche der Gemeinden Groß- und Klein-Eichen." So beginnt der für die damalige Zeit sehr pathetische Artikel im Grünberger Anzeiger. Und es geht auch so weiter. Um den Zeitgeist in der Nazidiktatur, wie er auch in den Dörfern herrschte, zu zeigen, hier die weitere Meldung: "Der Zellenleiter und stellvertretende Bürgermeister Ernst Greis dankte Pfarrer König für all die mühevolle Arbeit, die er während seines neunjährigen Wirkens in unserer Gemeinde geleistet hat, sei es als Seelsorger, sei es während der Kampfjahre für die Bewegung oder danach als Amtswalter der "RSB". "Mögen Ihnen in Ihrer neuen Gemeinde dieselben Möglichkeiten gegeben sein wie hier, für Volk und Vaterland zu arbeiten!" Mit diesen Worten und einem Gruß an den Führer Adolf Hitler schloß der Zellenleiter seine Ausführungen. Im Namen der Kirchengemeinde bekundete der stellvertretende erste Vorsitzende, Altbürgermeister Faust, dem scheidenden Pfarrer Dank, Liebe, Treue und Anhänglichkeit. Zwischendurch sang der Gesangverein einige passende Lieder. Tiefbewegt sprach Pfarrer König den Rednern seinen und seiner Frau Dank aus für die Glückwünsche. Überhaupt danke er allen Einwphnern von Groß- und Klein-Eichen für die unerwartete Feier. Es wolle ihm nicht in den Sinn, dass dies alles ihm gelten solle und das er seine Gemeinde zum letzten Male so zahlreich versammelt sehen solle. Er schilderte sodann den Verlauf seiner letzten neun Lebensjahre. Von Pfeddersheim nach hier versetzt, traf ich eine mir fremde Gemeinde. Mit bangen Gefühlen trat ich damals meine Amtstätigkeit an. Aber bald trat an seine Stelle vertrauensvolles Zusammenleben. Die Zeit, die ich hier verlebte, wird wohl die schönste meines Lebens bleiben. Hier ging ich die Ehe ein, hier wurden meine drei Kinder geboren. Groß-Eichen wurde mir Heimat und nie werde ich es vergessen. Gerne werde ich die mir angebotene Gastfreundschaft in Anspruch nehmen und ich versichere, dass mir ein jeder Groß- und Klein-Eichener ein lieber Gast in meiner neuen Stelle Klein-Linden sein wird. Sollte ich jemals einem zu nahe getreten sein, so vergebt, ich werde auch nichts nachtragen. Das gilt auch für die Kinder in der Schule. Wir sind nur Menschen und Menschen sind schwach. Seid aber immer bestrebt, es dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler nachzutun, er ist uns allen Vorbild, und seid treu im Glauben an Jesus Christus. Gott der Herr gebe uns hierzu seinen Segen. Ihr habt einen neuen Pfarrer. Habt Vertrauen zu ihm. Er wird euch den rechten Weg zeigen, damit ihr dereinst vor Gott dem höchsten bestehen könnt. Kameraden der "SAR"! gerne weilte ich unter euch, marschierte mit euch in Schritt in Tritt für Deutschland, für Adolf Hitler. Recht herzlichen Dank. Dank euch, Ihr Lehrer, für die enge Zusammenarbeit an unserer deutschen Jugend. Dank dem Gesangverein für seine schönen Lieder. Auf Wiedersehen! Alle zusammen sangen dann noch als Scheidelied: "Ade zur guten Nacht". Die Abkürzungen "SAR" und "RSB" sind z. Zt. noch unbekannt. |
25. Juni 1935 | Wettkämpfe der DörferAus dem Grünberger Anzeiger (Oberhessische Heimatzeitung) vom 27. Juni 1935 sei der Bericht über die Wettkämpfe von Jugendlichen "Im Jahr der Ertüchtigung) zitiert: "Am Samstag und Sonntag (24. u. 25. Juni 1935) wurden die Wettkämpfe der Jugendlichen aus den Gemeinden Sellnrod, Höckersdorf, Lardenbach, Klein-Eichen und Groß-Eichen in Groß-Eichen ausgetragen. Es stellten sich am Samstag die männlichen und weiblichen Jugendlichen der genannten Orte fast vollzählig zum Kampfe. Am Tage des Deutschen Jungvolks unterzogen sich 141 Angehörige der geforderten Leistungsprüfung, und zwar 71 Knaben und 70 Mädchen. Sieger wurden insgesamt 73 Wettkämpfer, das sind 51,8 v. Hundert und bei den Mädchen 44,3 v. Hundert. Die höchsten Punktzahlen erreichten Karl Lutz (Sellnrod) mit 258 P. und Marie Lein (Lardenbach) mit 251 P. Bei den geschlossenen Kampfgruppen des Jungvolks und der Jungmädel wurden folgende Ergebnisse erzielt: 1. Jungenschaft 1 Groß-Eichen 222,9 Punkte; 2. Jungenschaft 2 Groß-Eichen 202 Punkte; 3. Jungenschaft Sellnrod 198,5 Punkte; 4. Jungenschaft Lardenbach 194,5 Punkte; 5. Jungmädelschaft Lardenbach 207,5 Punkte. Am Tage der Hitlerjugend traten insgesamt 95 Jugendliche an. Hier war die Beteiligung aus den einzelnen Orten noch recht unterschiedlich. Von den 62 Knaben und 33 Mädchen erreichten 14 bzw. 13 die zum Siege erforderliche Punktzahl. Anteilmäßig stellten die Knaben 22,6 Prozent und die Mädchen 39 Prozent der Angetretenen als Sieger. Die besten Einzelleistungen boten hierbei August Hansel (Groß-Eichen) und H. Greif (Groß-Eichen). Den Kampf der geschlossenen Kameradschaften entschied die Kameradschaft Groß-Eichen für sich vor Sellnrod." Das Deutsche Jungvolk, kurz auch als Jungvolk bezeichnet, war eine Jugendorganisation der Hitler-Jugend. Hier waren die Jüngeren, bis zum Alter von 14 Jahren organisiert. Die HJ, bzw. BDM umfasste die Älteren bis zu 18 Jahren Ziel der Organisation war es, die Jugend im Sinne des Nationalsozialismus zu indoktrinieren, in Loyalität zu Adolf Hitler zu erziehen und vormilitärisch auszubilden.
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24. Mai 1935 | GemeinderäteÜberall in den rund 51 000 deutschen Gemeinden werden in diesen Wochen (ab 24. Mai 1935) wichtige Bestimmungen der neuen Reichsgemeindeordnung zur Auswirkung kommen. Es handelt sich dabei insbesondere auch um die Bestellung der neuen Gemeinderäte, der Vertrauenspersonen der Einwohnerschaft für die verschiedensten Gebiete des kommunalen Lebens, die die wichtige Funktion haben, den Bürgermeister als Führer der Gemeinde in wesentlichen Dingen zu beraten. Die Zahl der Gemeinderäte ist je nach der Größe der Gemeinde verschieden bestimmt. Die Höchstzahl beträgt z. B. in Gemeinden unter 10 000 Einwohner 12, in den übrigen kreisangehörigen Gemeinden 24 und in Stadtkreisen 36. Durch ministerielle Ausführungsanweisung ist den Gemeinden empfohlen worden, bei der Festsetzung der Zahl der Gemeinderäte bestimmte Grenzen einzuhalten. So sollen Gemeinden unter 1000 Einwohner mindestens 4, höchstens 6, Gemeinden von 1000 bis 3000 Einwohnern höchstens 8, Gemeinden von 3000 bis 10 000 Einwohnern höchstens 12 Gemeinderäte bestellen. Die Höchstzahl in den kreisangehörigen Gemeinden zwischen 10 000 und 20 000 Einwohnern soll 18, die in den übrigen 24 Geminderäte nicht übersteigen. Für die Stadtkreise sind Staffelungen dahin vorgesehen, daß bis 50 000 Einwohner etwa 24, bis 100 000 Einwohner etwa 30 und über 100 000 Einwohner etwa 36 Gemeinderäte zu bestellen sind. Der Beauftragte der NSDAP bei der Gemeinde, der die Einheit von Staat und Partei in seinem Bezirk von der Bewegung her zu sichern hat, beruft die Gemeinderäte im Benehmen mit dem Bürgermeister. Wenn man annimmt, daß, bei einem niedrigen Durchschnitt, jede der in Betracht kommenden deutschen Gemeinden sechs Gemeinderäte bestellt, dann werden in diesen Wochen rund 300 000 neue Gemeinderäte zur Wahrung der Selbstverwaltung in den Kommunen im nationalsozialistischen Staat zu bestellen sein. Ihre Berufung muß bis zum 1. Oktober dieses Jahres durchgeführt sein.
Der dienstälteste Bürgermeister des Kreises Schotten, Bürgermeister Lein (Lardenbach), ist heute (24. Mai 1935) auf eigenen Wunsch in den Ruhestand getreten. Er ist aus seinem Amt ausgeschieden, da er seit einiger Zeit mit einer Herzkrankheit zu tun hat. Lein hat die Geschicke der Gemeinde Lardenbach über 36 Jahre zur vollsten Zufriedenheit geleitet. Durch seine reichen Erfahrungen hat er stets Rat und Hilfe gewußt, so daß ihn die Gemeinde ungern scheiden läßt. Bürgermeister Lein, dessen Vater und Großvater schon Bürgermeister waren, wurde von frühester Jugend an mit dem Bürgermeisteramt verbunden. Zu seinem Nachfolger wurde Landwirt und Zellenleiter Otto Keil heute ernannt und verpflichtet. (Grünberger Anzeiger) |
18. Mai 1935 | Aus Stadt und LandZur einheitlichen Regelung des Schuljahres wird nach den Richtlinien des Herrn Reichs- und Preußischen Ministers für Wirtschaft, Erziehung und Volksbildung folgendes angeordnet: Die Gesamtdauer der Ferien beträgt weiterhin 85 Tage. Die Osterferien bleiben für dieses Jahr wie bereits verfügt bestehen. Die Pfingstferien dauern eine Woche. Schulbeginn am 17. Juni. Die Sommerferien dauern 40 Tage und erstrecken sich für alle Schulen in den Städten [...] vom 8. Juli bis 17. August. Die Herbstferien dauern für alle Schulen der genannten Städte eine Woche. Wiederbeginn des Unterrichts am 21. Oktober. Die Weihnachtsferien dauern vom 23. Dezember bis 6. Januar. Für alle übrigen Orte des Landes sind die Sommer- und Herbstferien nach dem Stand der Erntearbeiten im Einvernehmen mit den Schulämtern festzulegen. An der Absperrung bei den morgigen (19. Mai 1935) Feierlichkeiten zur Reichsautobahn Frankfurt a. M. - Darmstadt beteiligen sich auch die SA und SAR von Grünberg und Umgebung sowie die SA aus der Laubacher Gegend. Ein Sonderzug fährt gegen 1 Uhr in der Nacht zum Bahnhof Goldstein bei Frankfurt. Die SAR wird in unmittelbarer Nähe dieses Bahnhofs, die SA im Anschluß eingesetzt. Die Mannschaften haben einen langen Tag vor sich, trifft der Sonderzug doch erst in den spätesten Abendstunden des Sonntags wieder in Grünberg ein. In einer Ortsgruppenversammlung des DDAC wurde gestern (18. Mai 1935) mitgeteilt, daß das weithin bekannte und in Motorsportkreisen außerordentlich geschätzte Motorradrennen "Rund um Schotten", das im vorigen Jahre wegen gründlichen Umbaus der Rennstrecke ausgefallen war, nach den Bestimmungen des DDAC am Sonntag, den 21. Juli, durchgeführt wird. An dem Rennen werden Deutschlands beste Motorradfahrer teilnehmen. In einem Aufruf an die Obermeister der Fleischer-, Bäcker- und Konditoreninnungen weist Reichshandwerksmeister Schmidt dringlich darauf hin, daß die gegenwärtig auf ihrer Wanderschaft befindlichen Handwerksgesellen tatkräftig zu fördern und zu unterstützen sind, soweit sie sich durch den Besitz des offiziellen Wanderbuches der Reichsbetriebsgemeinschaft Handwerk ausweisen können. Die Inhaber dieser Wanderbücher seien sorgfältig ausgesucht, politisch und charakterlich als zuverlässig erkannt und fachlich erstklassik. Es ist daher unverständlich, wenn einzelne Handwerksgesellen unterwegs von Obermeistern oder Meistern über die Achsel angesehen werden und eine Behandlung erfahren, als sie Bettler oder Landstreicher wären. Der Reichshandwerksmeister betont, er werde aller Beschwerden nachgehen und gegebenenfalls die Obermeister oder Meister zur Rechenschaft ziehen. Die neuerschienene erste Durchführungs-Verordnung zur Reichsgemeindeordnung enthält auch wichtige Übergangsvorschriften für Bürgermeister und Gemeinderäte: Die Bürgermeister und Beigeordneten, die am 1. April im Amte waren, bleiben darin, allerdings nirgends als Mitglieder eines Kollegiums, sondern als einzelne Vertreter des Gemeindeleiters. Ihre Amtszeit läuft nach bisherigem Recht ab, das verschieden lange Wahl- und Berufungsperioden, aber auch Wahlen und Berufungen auf Lebenszeit kannte. Soweit die Amtszeit an die Wahl oder die Berufung einer Gemeindevertretung gebunden war, endet sie so, wie zur Zeit des Amtsantritts vorgesehen war. Z. B. wird die Amtszeit der 1933 gewählten ehrenamtlichen Beigeordneten 1937 abgelaufen sein. Die kollegialen Gemeindevertretungen aber, und zwar auch die, die erst 1933 auf mindestens 3 Jahre gewählt sind, müssen spätestens am 1. Oktober ds. Jahres verschwunden sein. Denn an diesem Tage müssen spätestens "erstmalig" Gemeinderäte nach den Bestimmungen der Deutschen Gemeindeordnung vom Beauftragten der NSDAP berufen und ernannt sein. Auf diese neuen Männer, die als einzelne Persönlichkeiten den Gemeindeleiter zu berufen haben, gehen nicht etwa die Zuständigkeiten der verschwundenen Gemeindevertretungen über, vielmehr fallen diese dem Bürgermeister zu. (Grünberger Anzeiger) |
15. Mai 1935 | Jagdbezirke im Kreis SchottenAm Mittwoch (15. Mai 1935) fand eine Besprechung der Hegeringleiter des Kreises Schotten unter dem Vorsitz des Kreisjägermeisters statt. Diese Besprechung bezog sich auf die Einteilung der Jagdbezirke, die Feststellung der Abschußpläne für die Jagdjahre 1935, 1936 und 1937 und die Erteilung der Jagdscheine. Das Frühjahrsschießen findet im Hegering Eichelsdorf und Eichelsachsen am 31. Mai, in den übrigen Hegeringen am Samstag, dem 1. Juni, statt. Die Prüfung für die erste Erteilung eines Jagdscheines erfolgt am Freitag, dem 31. Mai, um 14 Uhr, auf dem Forstamt Schotten. Die Einzahlung der Prüfungsgebühr muß vorher erfolgen. Der Jagdkreis Schotten wird in 7 Hegeringe eingeteilt: 1. Hegering Oberwald: ... 2. Hegering Gedern: ... 3. Hegering Eichelsachsen: ... 4. Hegering Eichelsdorf: ...5. Hegering Laubach: ... 6. Hegering Groß-Eichen: Hegeringleiter: Gräflicher Förster Opper zu Weickartshain. Gemarkungen: Lardenbach, Klein-Eichen, Stockhäuser Hof, Solms-Ilsdorf, Groß-Eichen, Höckersdorf, Sellnrod und Schmitten. 7. Hegering Ulrichstein: ... (Grünberger Anzeiger) |
11. Mai 1935 | Aus Stadt und LandEin Glückstreffer der Hessischen Pferde-Losbrieflotterie in Höhe von 100 RM. fiel in der letzten Woche nach Lardenbach. Der Landespferdezuchtverein zahlte dem glücklichen Gewinner den Gewinn sofort aus. Gestern (5. Mai 1935) fand der diesjährige Kreisfeuerwehrverbandstag in Schotten statt. An die Übung der Kommandanten schloß sich ein Aufmarsch der Teilnehmer an. Die Tagung, die in der Turnhalle stattfand, gab ein eindringliches Bild der intensiven Kleinarbeit, die in dieser Organisation geleistet wird. Kreisfeuerwehrinspektor Eberheim erstattete einen ausführlichen Jahresbericht. Zur Brandbekämpfung stehen im Kreis 2638 Feuerwehrmänner und 1250 Mann Hilfsmannschaften zur Verfügung. In sämtlichen Orten des Kreises ist jetzt eine freiwillige Feuerwehr. 11 Brände galt es im letzten Jahre zu bekämpfen. Die Tagung, die von den Vertretern sämtlicher Wehren des Kreises gut besucht war, legte beredtes Zeugnis über die Arbeit der freiwilligen Feuerwehren ab. Im reich geschmückten Saalbau Vieregge in Grünberg fanden sich am Samstagabend (11. Mai 1935) Hitler-Jugend, Jungvolk und Bund deutscher Mädel mit der Leitung der Deutschen Arbeitsfront und einigen Handwerksmeistern und anderen Freunden der Jugend zur Ehrung der Sieger des diesjährigen Reichsberufswettkampfes im Bezirk Grünberg zusammen. Der gemeinsame Gesang des Liedes der deutschen Arbeit, "Es pfeift von allen Dächern", leitete die Feier ein. Der Reichsberufswettkampf hat gezeigt, betonte der Kreisjugendwalter, wie fruchtbar die Zusammenarbeit zwischen Hitler-Jugend und Deutscher Arbeitsfront sein kann. Die Sieger des Wettbewerbs verlas dann der Ortsgruppenamtsleiter und überreichte eine Ehrenurkunde. Unter den Teilnehmern am Gauwettkampf waren u. a. auch der Weber Heinrich Melchior aus Weickartshain, der Schlosser Otto Nickel aus Stockhausen und der Schreiner Otto Keil aus Ilsdorf-Solms. (Grünberger Anzeiger) |
26. April 1935 | Aus Stadt und LandVom Schicksal schwer geprüft wurde die hiesige (Laubach) Familie Ledermann. Der Vater, Dachdeckermeister Konrad Ledermann, verunglückte vor etwa 10 Monaten tödlich durch Sturz von einem Dach. Gestern (17. April 1935) nachmittag ist nun der 27jährigen Sohn Karl Ledermann ebenfalls auf tragische Weise ums Leben gekommen. Er stürzte auf der Fahrt von Groß-Eichen nach Lardenbach etwa 300 Meter hinter der Stelle, wo die Straße von Groß-Eichen auf die Straße Lardenbach-Sellnrod trifft, mit seinem Motorrad und trug einen schweren doppelten Schädelbruch davon. In dem Kreisort Sellnrod brach in dem Grundstück des Landwirts Merz Feuer aus, das sich rasch auch auf das Nachbarschaftsgrundstück des Landwirts Dietz ausbreitete. Trotz eifriger Arbeit der Feuerwehr fielen der mit Holz, Stroh und landwirtschaftlichen Maschinen gefüllte große Schuppen des Landwirts Merz und eine gefüllte Scheune sowie ein Schuppen des Landwirts Dietz den Flammen zum Opfer. Eine weitere Ausdehnung des Brandes konnte die Feuerwehr verhindern. Das Kreisamt Schotten gibt bekannt: In vielen Gemarkungen des Kreises greift auf den Wiesen, und zwar vorwiegend am Rande der Bachläufe und Bewässerungsgräben die Pestwurz immer weiter um sich. Die Wiesenbesitzer sind verpflichtet, durch öfteres Abmähen der Blätter und Blütentriebe zur Eindämmung beizutragen. Da eben die Blütentriebe der Pestwurz, die von trüb fleichrosaer Farbe sind, ausgetrieben sind, ist es ratsam, daß diese Triebe sofort entfernt werden. Am 26. April 1935 feiert das Ehepaar Georg und Margarete Völsing, geb. Kratz, das Fest der goldenen Hochzeit mit einem Gottesdienst. Beide erfreuen sich noch bester Gesundheit. Die Feier des 1. Mai im Kreise Schotten wird in Anlehnung an die Feiern in Berlin bezirksweise gefeiert in Schotten, Laubach, Ruppertsburg, Freienseen, Lardenbach, Groß-Eichen, Bobenhausen, Ulrichstein, Herchenhain, Ober-Seemen, Kaulstoß, Gedern, Eichelsachsen, Rainrod, Eichelsdorf, Ober-Schmitten und Ulfa. Die Zufahrtsstraßen nach dem Vogelsberg und die Straßen durch den oberen Vogelsberg galten in früheren Jahren immer als vorbildlich. In den letzten Jahren nach dem Krieg hatte sich dieser Zustand gründlich geändert, es standen nicht mehr die Mittel zur Verfügung, die Straßen instand zu halten, geschweige, sie den heutigen Verkehrsverhältnissen anzupassen. Erst jetzt werden die Straßen durch den Vogelsberg so ausgebaut, wie auch anderwärts die Hauptstraßen. (Grünberger Anzeiger) |
22. April 1935 | Konfirmation in Groß-EichenDie Konfirmation ist ein bedeutender Schritt im Leben vieler evangelischer Christen. Sie ist eine feierliche Segenshandlung, die den Übergang ins kirchliche Erwachsenenalter markiert. Der Begriff stammt vom lateinischen „confirmatio“, was „Bekräftigung“ oder „Bestätigung“ bedeutet. Die Konfirmation hat mehrere Bedeutungen: Bestätigung der Taufe, Abschluss des kirchlichen Unterrichts, Zulassung zum Abendmahl, Eintritt ins Erwachsenenleben. Die Tradition der Konfirmation geht auf die Reformation zurück. Martin Bucer, ein Reformator, führte sie 1539 als Kompromiss ein, um die Kindertaufe mit einem späteren persönlichen Glaubensbekenntnis zu verbinden. Für die Kinder aus Klein-Eichen und Groß-Eichen findet die Konfirmation zusammen in Groß-Eichen statt. Gestern (22. April 1935) fand in Groß-Eichen die feierliche Konfirmation mit Pfarrer König statt. Es waren 18 Konfirmanden, 12 Knaben und 6 Mädchen, darunter 2 Knaben aus Klein-Eichen. Dies waren Albert Müller und vielleicht Hermann Felsing oder Gustav Rahn. Die Konfirmanden (Klammer = unklar): Gustav Bär, (Karl Wilhelm Büttner), Karl Reinhard Faust, (Hermann Felsing, Klein-Eichen), August Fuchs, Hildegard Erna Greif, Erna Hisserich, Erna Lang, Karl Merz, Albert Müller (Klein-Eichen), Marie Peter, Gustav Peter, Hedwig Marie Rock, (Gustav Rahn, Klein-Eichen), Paula Sann, (Albert Schombert), (Karl Schombert), (Otto Schombert), Gustav Schott, Erich Zimmer, Am 3. Ostertag (Dienstag, 23. April 1935) wurde der traditionelle Konfirmandenausflug unternommen, der diesmal nach Amöneburg, Neu-Ulrichstein und Homberg a. d. Ohm führte. (Grünberger Anzeiger) |
13. April 1935 | Aus Stadt und LandGestern abend (4. April 1935) veranstaltete die Oberklasse der Groß-Eichener Volksschule unter ihrem Lehrer Appenheimer im dichbesetzten Rahnschen Saale einen wohlgelungenen Elternabend. Nach einem Chor und 2 Musikvorträgen für Klavier (Pfarrer König), Cello (Lehrer Appenheimer) und 2 Geigen (Lehrer Bell und Lehrer Müller, Lardenbach) führten die Kinder sehr fein das Märchenspiel "Dornröschen" auf. [...] Mit einem Sieg-Heil auf Führer und Vaterland schloß die schön verlaufene Veranstaltung. Eine Eiersammlung für das Winterhilfswerk (5. April 1935) hatte in der Ortsgruppe Sellnrod folgendes Ergebnis: Groß-Eichen: 228 Eier, Sellnrod: 204 Eier, Solms-Ilsdorf: 70 Eier. Die Eier werden im Kreise Hanau an Bedürftige zu Ostern verteilt. Beim Auswaschen der ausgeförderten Eisensteinfelder in Lardenbach brach ein angelegter Damm durch, welcher tiefer gelegene Äcker vor dem Wasser schützen sollte. Es sind etwa 12 Morgen, zum größten Teil ausgestelltes Land überschwemmt worden. Der Haushaltsvoranschlag des Kreises Schotten (11. April 1935) für das Rechnungsjahr 1935 schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 291 644 RM. ab, von denen 206 446 RM. auf die Betriebsrechnung und 85 198 RM. auf die Vermögensrechnung entfallen. Der größte Posten des Voranschlags ist der Haushalt des Bezirksfürsorgeverbandes und Kreisjugendamts, der bei 83 310 RM. Ausgaben und 18 657 RM. Einnahmen einen Zuschuß aus Kreismitteln von 64 653 RM. erfordert. Das Vermögen des Kreises beläuft aich auf 98 001 RM., die Schulden beziffern sich auf 92 892 RM. Am kommenden Montag wird der Haushaltsvoranschlag dem Kreistag des Kreises Schotten vorgelegt. Am Samstagnachmittag (13. April 1935) versammelten sich im Rathaussaal in Grünberg die Gemeindengruppenführer der Ortsgruppe Grünberg im Reichsluftschutzbund zur Verpflichtung durch den Ortsgruppenführer, Dr. Menger. Von den 28 Gemeindegruppenführern waren 24 erschienen. Der Ortsgruppenführer eröffnete die Versammlung mit Ausführungen über die Ziele des Reichsluftschutzbundes und die Pflichten der Gemeindegruppenführer. Es wurden dann als Amtsträger in Pflicht genommen: Atzenhain [...], Beltershain [...], Bernsfeld [...], Flensungen [...], Göbelnrod [...], Groß-Eichen [...], Grünberg [...], Harbach [...], Hattenrod [...], Ilsdorf [...], Lardenbach-Klein-Eichen: Bürgermeister Müller (Klein-Eichen), Lauter [...], Lehnheim [...], Lumda [...], Merlau [...], Nieder-Ohmen [...], Ober-Ohmen [...], Queckborn [...], Reinhardshain [...], Ruppertenrod [...], Saasen [...], Stangenrod [...], Stockhausen [...], Weickartshain [...], Wettsaasen [...], Ettingshausen [...], Münster [...], Kirschgarten [...]. (Grünberger Anzeiger) |
04. April 1935 | Von den Eichener KirchenIn dem soeben erschienenen "Baubuch für die evang. Pfarreien der Souveränitätslande und der acquirierten Gebiete" von Prälat i. R. D. Dr. Dr. Wilhelm Diehl ist über die Kirche zu Groß-Eichen folgendes zu finden: "Groß-Eichen besaß zur Zeit der Einführung der Reformation zwei gottesdienstliche "Stätten": die Pfarrkirche und eine in der Nähe des Dorfes gelegene, dem heiligen Nikomedes geweihte Kapelle. Die Nikomedeskapelle wurde nach Einführung der Reformation als gottesdienstliche Stätte aufgegeben und später abgebrochen. Die Pfarrkirche diente nach Einführung der Reformation ihrer Bestimmung noch etwa 215 Jahre. In dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts geriet die Kirche derart in Verfall, daß sie im Jahre 1745 abgebrochen werden mußte. Mit der Errichtung des Kirchenneubaues war im Jahre 1746 begonnen; im Jahre 1747 ward der Bau vollendet. Die Programme für die Grundsteinlegung und für die Einweihung sind noch vorhanden; sie werden in der Registratur des Kreisamts Schotten bzw. in dem Riedeselschen Archiv zu Lauterbach verwahrt. Die in den Jahren 1746 und 1747 erbaute Kirche ist noch heute Pfarrkirche. Über die Kirche zu Klein-Eichen wird folgendes berichtet: Klein-Eichen besaß noch gegen Ende der 30er Jahre des 18. Jahrhunderts keine eigene gottesdienstliche Stätte. Es geht dies aus einem im Jahre 1739 an den Landgrafen Ernst Ludwig zu Hessen-Darmstadt gerichteten Unterstützungsgesuch hervor, in dem die Gemeinde Klein-Eichen mitteilte, daß sie biß anhero keinen gewissen Orth zu Haltung der wöchentlichen Bethstunden und unterweiliger Verrichtung derer Ministerial-Aktuum gehabt, sondern gemeinlich in Scheuern zusammengekommen" sei. Als das Gesuch eingereicht ward, hatte die Gemeinde bereits mit dem Bau einer Kirche begonnen. In dem Gesuch heißt es nämlich weiter: "Wir haben im Jahre 1738 schon den Anfang gemacht, ein Kapital aufgenommen und sofort die Kirche aufschlagen lassen." Der im Jahre 1738 begonnene Bau ward allem Anschein nach im Jahre 1739 vollendet. Die Datierung des Kirchbaues auf das Jahr 1742 (Pfarrchronik) oder auf das Jahr 1743 (Inventarium von 1817) ist unrichtig. Bei Arbeiten, die vielleicht in den genannten Jahren durchgeführt worden sind, könnte es sich nur um die Vollendung der Innenausstattung handeln. Die in den Jahren 1738 und 1739 erbaute Kirche ist noch heute (1935) Gotteshaus. Die Kirche ist in der Folgezeit mehrfach Reparaturen unterzogen worden, deren letzte im Jahre 1926 stattfand. Ueber sie wird in dem "Jahresbericht der Denkmalpflege, 1913-1928", Seite 302, von Professor Walde berichtet: "Die Kirche wurde 1926 im Inneren instand gesetzt. Dabei wurden gute Malereien ländlichen Charakters gefunden, die Velte (Nieder-Ramstadt) wieder zur Geltung brachte." (Grünberger Anzeiger, 4. April 1935) [In dem Zeitungsartikel wird nicht darauf eingegangen, dass die Klein-Eichener Fachwerkkirche "auf Abbruch" aus Unter-Seibertenrod gekauft wurde. Dazu heißt es in der Festschrift zu den Kirchenjubiläen der ev. Kirchengemeinden 2007: "In welchem Jahr die Kirche ursprünglich in Unter-Seibertenrod erbaut worden war, ist nicht bekannt". ... "Ein wichtiges Datierungsmerkmal ist der zweifach ausgekragte Giebel, der vor 1738 entstanden sein muß. Ein ähnlicher Giebel in Ober-Ohmen trägt die Jahreszahl 1545". ... "..., dass es sich um Fachwerk des 16. Jh. (also vor 1600) handelt". ... "..., dass die Kirche noch vor dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) entstanden ist, wahrscheinlich dem späten 16. Jh. angehört und so zu den ältesten Fachwerkkirchen Hessens zählt".] |
19. März 1935 | Aus Stadt und LandSehr gut besucht war die Hauptversammlung der Milchabsatzgenossenschaft Grünberg in der Wirtschaft Adolf Repp Wwe. Nach dem Geschäftsbericht des Rechners sind von 85 Mitgliedern am Anfang des Jahres 3 ausgeschieden, einer davon wegen Aufgabe der Milchviehhaltung. Angeliefert wurden im Berichtsjahr 190 869 Liter Vollmilch; Ab Sammelstelle verkauft wurden 95 704 Liter, an die Bezirksmolkerei K. Seim (Weickartshain) abgeliefert 94 962 Liter. Bei Gastwirt Bingmann fand dieser Tage die erste Hauptversammlung der Milchabsatzgenossenschaft Weickartshain statt. Bürgermeister Trüller begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder. Nach dem Jahresbericht über 1934 und das Gründungsjahr 1933 betrug der Umsatz in 1933 102 900, in 1934 295 377 Liter. Die geplanten Änderungs- und Instandsetzungsarbeiten an der Straße Mücke-Ermenrod sind dieser Tage (11. März 1935) in Angriff genommen worden, und zwar beginnend am "Roten Berg" zwischen Mücke und Ruppertenrod, wo im Zuge der Planung größere Erdbewegungen getätigt werden müssen. Die Landesbauernschaft Hessen-Nassau teilt mit: Durch die amtliche Veröffentlichung vom 8.-10. Oktober v. J. wurden Richtlinien für die Rundholzpreisbildung bekannt gegeben und zugleich auch angedeutet, daß die Holzpreisgestaltung in Zukunft nicht mehr dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage überlassen wird. Der Erfolg der zoll- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Reichsregierung hat die erforderliche normale Preisbildung auf dem Buttermarkt gesichert. Dem deutschen Milcherzeuger ist damt eine Verwertung auch der Werkmilch gewährleistet, die ihm neben der Deckung seiner Erzeugungskosten eine, wenn auch bescheidene, Rente sichert. So erfreulich diese Entwicklung für den Erzeuger ist, steht vielleicht der Verbraucher wenig erfreut dem teilweise nicht unerheblichen Unterschied im Butterpreis, Landbutter gegen Molkereibutter, gegenüber. Wenn nach der rauhen und nassen Winterzeit die Frühjahrssonne Wald und Feld zu neuem Leben erweckt, bietet sich dem naturfreund oft ein betrübliches Bild. Allerorts, wo an Wegrainen, an Hängen oder auf Wüstungen eine Hecke oder auch nur ein einzelner Busch zu sehen ist, da trifft man den Landmann bei der Arbeit, diese Zierden des Landschaftsbildes zu beseitigen. (Grünberger Anzeiger) |
18. Februar 1935 | SturmschädenDer außerordentlich heftige Sturm in der Nacht zum Sonntag hat nach den bis jetzt vorliegenden Berichten besonders im nördlichen Teil von Oberhessen schwere Schäden angerichtet. Auf Friedhöfen im Kreis Gießen stürzten zahlreiche Grabdenkmäler um, die dabei zerbrachen. Ferner zertrümmerte er offenstehende Fenster. In den Waldungen in der Nähe von Gießen wurden wiederum wi bei dem starken Sturm vor etwa 14 Tagen zahlreiche Bäume umgerissen, ebenso auch an der Landstraße zwischen Gießen und Grünberg, sodaß der Fahrverkehr zeitweise ganz unmöglich war. In den Dörfern an der Ohmstraße, z. B. in Ruppertenrod, Ober-Ohmen usw., wurden zahlreiche Dächer der Häuser abgedeckt oder schwer beschädigt. Die Ziegel flogen auf der Straße herum. Ferner entstand auch sonst an den Gebäuden erheblicher Schaden. In den Wäldern dieser Gegend ist starker Windbruch entstanden. Hunderte von Bäumen wurden umgerissen, zum Teil wurden von dem Sturm förmliche Gassen in die Forsten hineingerissen, sodaß auch hier der Schaden sich auf viele Hunderte von Festmetern Holz beläuft. An der Straße nach Alsfeld zu wurden ebenfalls viele Bäume über die Straße geschleudert, sodaß manche Stellen der Straße bis heute früh (19. Februar 1935) noch nicht befahren werden konnten. (Grünberger Anzeiger) |
17. Februar 1935 | Tag der FreudeMit Spannung erwarteten Laubachs Einwohner die Verkündigung des Wahlergebnisses im Saargebiet. Nach Beendigung der Kundgebung waren die Straßen im Handumdrehen mit den Fahnen des Dritten Reiches geschmückt. Von 12 bis 13 Uhr ertönte feierliches Glockengeläute und allenthalben war der gewaltige Abstimmungssieg der Gesprächsstoff. Ein Tag der Freude war auch in Grünberg der Tag der Verkündung des deutschen Sieges an der Saar. Die Stadt prangte im Flaggenschmuck. Von 12 bis 13 Uhr stimmten die Kirchglocken in den Jubel ihrer Schwestern in ganz Deutschland ein. Schon morgens hatten sich zahlreiche Einwohner Weickartshains die Arbeit so eingerichtet, daß sie um 8 Uhr das Ergebnis am Radio hören konnten. Kaum hatte Reichsminister Goebbels zum Fahnenhissen aufgefordert, waren schon die einsamen Straßen mit einer stattlichen Anzahl Hakenkreuzfahnen geschmückt. (Grünberger Anzeiger) |
17. Januar 1935 | ReichsjagdgesetzAuf Grund des Paragraphen 66 des Reichsjagdgesetzes vom 3. Juli 1934 werden mit Zustimmung des Reichsjägermeisters vom hessischen Staatsminister Ueberleitungsvorschriften zum Reichsjagdgesetz erlassen, die mit dem 12. Januar 1935 in Kraft getreten sind. Die Mindesgröße der gemeinschaftlichen Jagdbezirke wird durch Paragraph 1 für das Land Hessen auf 250 Hektar festgesetzt. Für bisherige Gemeindejagdbezirke, die im ganzen oder in Teilen weniger als 250 Hektar im Zusammenhang umfassen, erlischt der Pachtvertrag am 31. März 1935. Diese Bezirke sind anderen Jagdbezirken anzugliedern oder zu neuen Jagdbezirken zusammenzuschließen. Der Paragraph 2 bestimmt: Wenn auf Grund des Paragraph 1 eine Grundfläche zu einem Jagdbezirk hinzutritt oder wenn aus einem Jagdbezirk, der aus getrennten Teilen besteht, eine Grundfläche ausscheidet, so erhöht oder vermindert sich der Pachtzins. (Grünberger Anzeiger) |
14. Januar 1935 | Eintopf-Haussammlung, SchneeDie Eintopf-Haussammlung am Sonntag (13. Januar 1935) brachte einen Ertrag von 36,80 RM. in der Ortsgruppe (Groß-Eichen: 20,55 RM., Solms-Ilsdorf: 2,45 RM. und Sellnrod: 13,80 RM. Am Vormittag herrschte auf dem Hoherodskopf bei -6 Grad starker Schneefall, die Schneedecke ist 25-30 cm hoch, Ski und Rodel sehr gut. Hoffentlich hält das Wetter noch recht lange an. (Grünberger Anzeiger) |
12. Januar 1935 | Konfirmation und HitlerjugendIn einer Verfügung des Landesbischofs der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen heißt es: Es erscheint im kirchlichen Interesse dringend geboten, daß Konfirmanden für Jungvolklager, Jungvolkdienst an Sonntagen oder während der Konfirmandenstunden grundsätzlich nicht beurlaubt werden. Um den Anträgen auf Änderung des Konfirmationstermins Rechnung zu tragen, hat der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen allgemein bestimmt, daß die Konfirmation in Zukunft - erstmalig in diesem Jahre - am Sonntag Palmarum stattfindet. In Gemeinden mit doppelten Konfirmationsfeiern findet diejenige in den Filialgemeinden am zweiten Osterfeiertag oder am Sonntag nach Ostern statt. Wo indessen die örtlichen Verhältnisse es erwünscht erscheinen lassen, die Konfirmation wie bisher am Sonntag nach Ostern zu feiern, kann es bei diesem Termin verbleiben. (Grünberger Anzeiger) |
10. Januar 1935 | Aus Stadt und LandEin Angeklagter aus Gießen wurde vom dortigen Gericht wegen verächtlicher und beleidigender Aeußerungen gegen die Reichsregierung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Hessische Staatsminister Jung ordnet soeben (5. Januar 1935) an, daß mit Rücksicht auf die Saarabstimmung am 12. und 13. Januar Fastnachtsveranstaltungen in Hessen zu unterbleiben haben. Im Rahmen der Erzeugungsschlacht finden z. Zt. in ganz Deutschland Vortrags- und Sprechabende statt, in denen alle Fragen der landeswirtschaftlichen Erzeugung ausgiebig und eingehend behandelt werden. Wenn diese gewaltige Erzeugungsschlacht der gesamtdeutschen Landwirtschaft als ein friedlicher, aber harter Kampf auf der deutschen Scholle gewonnen werden soll, muß jeder, auch der letzte Bauer von der dringenden Notwendigkeit überzeugt werden, daß er zu seinem Teil zu der Sicherstellung der deutschen Volksernährung beitragen muß. Nun ist endlich auf den Hängen des Vogelsberges der ersehnte Schnee gefallen. Der Hoherodskopf meldet heute (7. Januar 1935) 15 cm Pulverschnee bei 6 Grad, dabei liegt herrlicher Raureif auf den Bäumen. Der Zustand der Friedhöfe ist in vielen Gemeinden sehr schlecht. Unter Unkraut auf den Gräbern, an Mauern und Wegen sind die Gräber kaum zu finden. Denkmäler und Kreuze sind zum Teil verfallen oder von Unkraut überwuchert. Ein solcher Zustand entspricht nicht der Kultur und Sitte unseres Volkes und ist nicht der rechte Ausdruck der Verehrung von Verstorbenen. Auf die Pflege der Friedhöfe muß daher größerer Wert gelegt werden. Vor allem muß Ordnung auf den Gräbern sein. Der Friedhof muß zweckmäßig aufgeteilt, die Gräber sollen in Reihen geordnet sein. Die Gräber selbst sollen möglichst gleiche Größen haben. Für die Baumbepflanzung sorgt am besten die Gemeinde. (Grünberger Anzeiger) |
03. Januar 1935 | Kirchliche Statistik für das Jahr 1934Aus der kirchlichen Statistik des Jahres 1934 ist folgendes Bemerkenswerte zu berichten (Vergleichszahlen aus dem Jahre 1933 sind in Klammern gesetzt.) Getauft wurden in Groß-Eichen 4 Kinder und in Klein-Eichen 0 (13); konfirmiert wurden aus Groß-Eichen 7 Kinder und aus Klein-Eichen 4 = 11 (15). Getraut wurden in Groß-Eichen 4 Paare und in Klein-Eichen 0 (5). Kirchlich beerdigt wurden in Groß-Eichen 9 Gemeindeglieder und in Klein-Eichen 2 = 11 (14). Die Gottesdienste wurden in Groß-Eichen besucht von 4784 Männern (4516), 5647 Frauen (5125) und 5916 Kindern (5242). Das ergibt einen wöchentlichen Gottesdienstbesuch von 92 Männern, 108 Frauen und 113 Kindern. Der Kindergottesdienst wurde in 21 Zusammenkünften von 950 Knaben (879) und 789 Mädchen (667) besucht. An der Christenlehre bzw. Jugendgottesdienst nahmen bei 10 Zusammenkünften teil 186 Burschen (164) und 209 Mädchen (148). Zum heiligen Abendmahl gingen 386 Männer (393) und 428 Frauen (445). In Klein-Eichen betrug der Gottesdienstbesuch an 27 Sonntagen: 733 Männer (737), 867 Frauen (760) und 351 Kinder (325); das ist im Durchschnitt 29 Männer und 30 Frauen und 13 Kinder. Dabei ist zu bemerken, daß die Klein-Eicher Gemeindeglieder an den übrigen Sonntagen die Gottesdienste in Groß-Eichen besuchen. Am heiligen Abendmahl nahmen in Klein-Eichen teil 91 Männer (95) und 85 Frauen (86). An Gaben für kirchliche Zwecke und christliche Liebestätigkeit gingen im Kirchspiel insgesamt ein: 528,21 RM. Das ist auf den Kopf der erwachsenen evangelischen Bevölkerung = 0,76 RM. (Grünberger Anzeiger) |
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