23. Dezember 1933 | Bester SchulaufsatzAnläßlich der Reichshandswerkswoche hatte die NS Hago des Kreises Schotten auf Anregung ihres Führers W. Neumann eine Reihe von Preisen ausgesetzt für die besten Schüleraufsätze über das Handwerk im Kreise Schotten. Diese Preise kamen jetzt zur Verteilung. Die Auslese aus dem ganzen Kreis besorgten die Schottener Lehrer Steinhauer, Blei, Maurer und Frl. Hotz. Die Preise sind für 17 Schüler ein schönes Weihnachtsgeschenk. Den ersten Preis erlangte Helene Göbel aus Lardenbach mit ihrem Aufsatz "Wie mein Vater sich erholt." Der Preis bestand in einem Hitler-Bild. (Grünberger Anzeiger) |
27. November 1933 | Tagung der Ortsbauernführer des Kreises SchottenDer Kreisbauernführer gab in der am 27. November 1933 stattgehabten Tagung der Ortsbauernführer bekannt, daß ein Geschäftszimmer in Schotten gemietet wird, wohin von nun an ab alle Anfragen und sonstige Schriftlichkeiten zu richten sind und von wo aus auch wieder die entsprechende Antwort kommt. Da sich in den einzelnen Pachteinigungsämtern und Berufungsstellen noch vielfach Beisitzer aus früherer liberalistischer Zeit befinden, die auch jetzt noch nicht die Idee des Nationalsozialismus verstanden haben, wird den zuständigen LDF aufgetragen, diese Stellen, soweit es nötig ist, mit Männern zu besetzen, die unbedingt auf nationalem Boden stehen. Es kommt dies für die Ämter in Schotten, Ulrichstein und Laubach in Frage. Ebenso werden für die Erbhofgerichte an diesen 3 Städten, die Anerberichter bestimmt und zwar für jedes Gericht 3 Beisitzer und 3 Stellvertreter. Es folgt nun ein lebhafter Gedankenaustausch über den Erbhof, worin hauptsächlich an Hand von Beispielen, über die der Kreisbauernführer entscheidet, klar hervorgeht, wie doch jedem Einzelnen Rechnung getragen wird und scheinbare Härten in dem Gesetz zu vermeiden sind. Nun geht der LKR auf einzelne grundlegende Punkte ein. In den Arbeitsdienstlagern kann kein landwirtschaftlicher Arbeiter aufgenommen werden ohne entsprechende Bescheinigung, daß er nicht durch eigene Schuld arbeitslos ist. Der Kreisbauernführer kommt jetzt auf die Wagnerpreise zu sprechen. Er verliest die von der Innung festgesetzten Preise, die im Gegensatz zu den Vorkriegspreisen eine über 100prozentige Steigerung erfahren haben. Allgemein ist man der Ansicht, daß es dem Bauer unmöglich ist, oder aber nur in langer Zeit, diese Preise aufzubringen. Wenn von dem Bauer gerechte Preise verlangt werden, so wird er auch für baldige Begleichung der Rechnung sorgen. In unserem Gebiet, wo der Wagner meistens auch noch Landwirt ist, Holz genügend zur Verfügung ist und auch nicht teuer, muß sich jeder Wagner selbst sagen, daß diese Richtpreise doch zu hoch sind. Betreffs Entschuldung ist vorerst ein gültiger Vergleich mit den Gläubigern herbeizuführen. Erst nach dessen Hinfall kann der Entschuldungsantrag auf dem Amtsgericht gestellt werden. Die Feldbereinigung wird nun überall durchgeführt und es stehen die Arbeitsdienstlager zu deren billigeren Durchführung zur Verfügung. Nachdem die einzelnen Abteilungsleiter zu Wort gekommen waren, führte der Fachberater für Siedlung folgendes aus: Jedes zu veräußernde Land in einer Gemeinde muß für Siedlungszwecke gewonnen werden. Kein Bauer darf von einem Juden oder Makler Land kaufen. Anträge auf Neusiedlung müssen durch den Ortsbauernführer eingereicht werden. Diesen Anträgen muß ein Zeugnis über die Bauernfähigkeit des Ansiedlers beiliegen. Erfreulicherweise haben sich auch im Kreise Schotten schon viele Bauernhöfe gemeldet. (Grünberger Anzeiger) [Der Ortsbauernführer war in der Zeit des Nationalsozialismus der Leiter der kleinsten beziehungsweise untersten Einheit im Aufbau des Reichsnährstandes. Er vertrat somit die Ortsbauernschaft, in der Regel ein Dorf oder eine Gemeinde, in der er selbst ansässig war. Mehrere Ortsbauernschaften wurden zu einer Kreisbauernschaft zusammengefasst. Ein Ortsbauernführer musste kein Mitglied der NSDAP sein. Organisatorisch war der Reichsnährstand in Landes-, Kreis- und Ortsbauernschaften gegliedert, die jeweils von einem Landes-, Kreis- oder Orts- Bauernführer kontrolliert wurden.] |
13. November 1933 | Altbürgermeister zu Grabe getragenAm 13. November 1933 wurde in Klein-Eichen unter großer Beteiligung von nah und fern der Altbürgermeister Wilhelm Heinrich Müller zu Grabe getragen. Der Verstorbene, der im 73. Lebensjahr stand, war von 1902 - 1911 Bürgermeister und gehörte seit 1908 der Kirchengemeindevertretung an. [Wilhelm Heinrich Müller wurde am 7. Oktober 1861 in Klein-Eichen geboren. Dessen Eltern waren Heinrich und Elisabetha Müller (geb. Eckhardt). Der Vater war selbst Bürgermeister im Dorf gewesen und hat das Amt (nach Wahl) an seinen Sohn übergeben. Wilhelm Heinrich heiratete 1891 Katharina (geb. Horst) aus Ilsdorf. Sohn Karl wurde später ebenfalls Bürgermeister in Klein-Eichen.] (Grünberger Anzeiger) |
12. November 1933 | HochzeitAn diesem Sonntag fand nicht nur die Reichstagswahl statt, sondern auch die Trauung in der Klein-Eichener Kirche von Wilhelm und Marie Eckhardt. Beide wurden in Klein-Eichen geboren. Wilhelm am 6. Juni 1909 und Marie geb. Faust am 31. März 1912. |
12. November 1933 | AbstimmungHeute abend (3. November 1933) sprach in Lardenbach in einer gut besuchten Versammlung Gauredner Ott über die Bedeutung der Volksabstimmung am 12. November. In trefflicher Weise schilderte er die Leistungen der Reichsregierung und ermahnte jeden Volksgenossen eindringlich am 12. November seine Pflicht zu tun, denn jede Stimme sei nötig um den außenpolitischen Kampf siegreich durchzuführen. Wie wähle ich? - Bei dieser Wahl erhält jeder Wahlberechtigte einen grünen und einen weißen Stimmzettel. Der grüne Wahlzettel für die Volksabstimmung und der weiße für die Reichstagswahl. Der Wähler hat bei der Volksabstimmung auf dem grünen Stimmzettel in den Kreis unter dem vorgedruckten "Ja" sein Kreuz einzusetzen. Der Kreis unter "Nein" bleibt frei. Auf dem Stimmzettel für die Reichstagswahl wird in den Kreis hinter dem Namen der nationalsoz. Deutschen Arbeiterpartei ein Kreuz eingesetzt. Beide Stimmzettel werden in einem Umschlag abgegeben. Das vorläufige amtliche Gesamtergebnis der Reichstagswahl und der Volksabstimmung liegt nunmehr (13. November 1933) vollständig vor. Es wurde bereits im Reichsanzeiger veröffentlicht und zeigt folgende Zahlen: Wahlergebnisse vom 12. November in den Dörfern: Volksabstimmung in Lardenbach: "Ja" - 257, "Nein" - 0, Ungültig - 1 Volksabstimmung in Groß-Eichen: "Ja" - 483, "Nein" - 1, Ungültig - 0 Volksabstimmung in Ilsdorf: "Ja" - 89, "Nein" - 0, Ungültig - 1 [Die Reichstagswahl vom 12. November 1933 fand zugleich mit der Volksabstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund statt. Vorangegangen war die Ausschaltung der politischen Gegner des nationalsozialistischen Systems. Zugelassen war nur eine nationalsozialistisch dominierte Einheitsliste, auf der auch einige als Gäste bezeichnete Parteilose kandidierten. Wahl und Abstimmung erbrachten, wie von der Regierung beabsichtigt, eine deutliche Zustimmung. Für die Wahl gab es reichsweit einen Einheitsstimmzettel mit zehn Kandidaten, von denen sieben aus den Reihen der NSDAP und drei aus der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot stammten. Die 661 Nominierten auf der Einheitsliste wurden von Hitler bestimmt und konnten in den Reichstag einziehen. 639 waren Mitglieder der NSDAP, 22 waren als Gäste bezeichnete Parteilose. Unter den Abgeordneten befanden sich weder Juden noch Frauen; die meisten Gewählten hatten ein Alter von 30 bis 45 Jahren. Obwohl das Wahlgeheimnis offiziell gewahrt blieb, lief sie in keiner Weise frei ab: In den Wahllokalen waren Hitlerbilder oder Hakenkreuzfahnen aufgehängt, die SA durfte die Wahllisten einsehen und organisierte einen „Wahlschleppdienst“, der Wähler an die Urnen holte. Aber auch wo kein Druck auf die Wähler ausgeübt wurde, hatten diese vielfach kein Vertrauen in das Wahlgeheimnis. Viele waren eingeschüchtert oder sahen keine Alternative zu einem zustimmenden Votum. Zwar war es bei dieser Abstimmung insgesamt noch ohne größeres Risiko möglich, mit Nein zu stimmen, allerdings musste dies explizit auf den Stimmzettel geschrieben werden, da nur ein einziges Feld für Ja vorhanden war. Alternativ konnte der Wahlzettel durch Kritzeleien ungültig gemacht oder der Wahl ferngeblieben werden.] (Grünberger Anzeiger, wiki) |
02. November 1933 | Ältester Einwohner verstorbenHeute (2. November 1933) wurde der älteste Einwohner Klein-Eichens und der letzte Veteran von 1870-71, Heinrich Karl Zimmer, zu Grabe getragen. Der Verstorbene hatte ein Alter von 87 1/2 Jahren erreicht und erfreute sich bis vor kurzem einer guten Gesundheit. Er hatte den Feldzug 1870-71 als Unteroffizier beim Art.-Rgt. 25 mitgemacht. Im Jahre 1928 konnt er seine goldene Hochzeit feiern. Seine Ehefrau Elisabetha ist bald nach der goldenen Hochzeit gestorben. [Heinrich Karl Zimmer wurde am 22. März 1846 als Sohn von Bürgermeister Johann Georg Zimmer in "Schustersch-Haus" (Sellnröder Str. 1) geboren. Im August 1878 heiratete er Elisabetha Enders in Klein-Eichen. Die beiden übernahmen die Landwirtschaft von Johann Georg Enders in der Groß-Eichener Straße. Sohn Eduard wurde 1879 geboren. Am 30. Oktober 1933, dem Geburtstag seines Enkels Helmut, verstarb Heinrich Karl Zimmer in Klein-Eichen. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.] (Grünberger Anzeiger) |
31. Oktober 1933 | ReformationsfeierHeute fand in der Kirche in groß-Eichen eine Reformationsfeier statt, zu der sich die Schulkinder des Kirchspiels [auch Klein-Eichen?] und auch viele Erwachsene eingefunden hatten. Von den Kindern wurden einige Gedichte vorgetragen. Der Ortsgeistliche betonte in seiner Ansprache besonders die Wichtigkeit des Bekenntnisses zu Religion und Vaterland. Ein weiteres Bekenntnis fand an diesem Tag in Groß-Eichen statt: "Heute wurde hier ein SA-Reserve-Sturm gegründet. Es traten über 100 Mann bei. (Grünberger Anzeiger) |
17. Oktober 1933 | MeldungenIn der Schottener Turnhalle waren dieser Tage (9. Oktober 1933) sämtliche Gastwirte aus dem Kreise Schotten zwecks Gründung einer Innung versammelt. Nach Begrüßung durch den derzeitigen Vorsitzenden erstattete der Geschäftsführer vom Reichseinheitsverband des Gastwirtegewerbes ein ausführliches Referat über Zweck und Ziele des Verbandes. Das Gastwirtsgewerbe liege am tiefsten unter dem Scherbenhaufen, fast 90 Prozent sei fast zugrunde gerichtet. Der neue Verband wolle beim Aufbau helfen, besonders allen den Gastwirtsbetrieben, die auf die Dauer existenzberechtigt sind. Etwa 30 Prozent der gegenwärtigen Zahl der konzessionierten Betriebe sei bei der Wirtschaftslage zu viel. 70 Prozent des Alkoholkonsums, Flaschenbier- und Schnapsverkauf geschähe auf illegalem Wege. Preisschleuderer müssten ausgeschaltet werden. Eine saubere Konkurrenz der Wirtschaften auf gesunder, anständiger Preiskalkulation müsse bestehen. Die interessanten Ausführungen des Redners wurden von der Versammlung mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Die sehr zahlreich anwesenden Wirte und Gasthausbesitzer traten einmütig dem neuen Verband bei. [Ob Klein-Eichens Gastwirt Ludwig Krieger mit dabei war ist nicht überliefert.] Am 10. Oktober trafen sich in Schotten die landwirtschaftlichen Fachberater dieses Kreises, sowie die Amtswalter der Volkswohlfahrt zu einer gemeinsamen Besprechung über die Durchführung des Winterhilfswerks im Kreise Schotten. Der Kreisbauernführer wies darauf hin, daß jeder Volksgenosse, der sein tägliches Brot hat, moralisch verpflichtet ist, dazu beizutragen, daß auch alle seine Brüder nicht hungern oder frieren müssen. Zur reibungslosen Durchführung dieses großen Sammelwerkes für die Winterhilfe ist es erforderlich, daß in jedem Orte der zuständige Amtswalter der Volkswohlfahrt mit dem Ortsbauernführer Hand in Hand arbeitet. Nur so wird es möglich werden, die für den Kreis Schotten festgesetzten Mengen (5616 Zentner Kartoffeln und 1204 Zentner Getreide) auf einfachem Wege aufzubringen. Das große Verständnis, das dem Bauernstand von unserer Regierung entgegengebracht wird, verpflichtet den Bauern, sich auch ganz dieser Regierung zur Verfügung zu stellen ... Das Landeskirchenamt hat an die evangelischen Dekanate und Pfarrämter in einem Ausschreiben angeordnet, daß unter Aufhebung der Bestimmungen vom 1.12.1910 die Führung der Tauf-, Trauungs-, Beerdigungs- und Konfirmandenregister in neuer Form zu erfolgen hat. Für jede Gemeinde ist ein Tauf-, ein Trauungs-, ein Beerdigungs- und ein Konfirmandenregister zu führen, wofür je ein besonderes Buch zu bestimmen ist. Nur in kleineren Gemeinden können mit Genehmigung des Dekanats die vier Register in einem Band vereinigt sein. Ebenso bedarf es der Genehmigung des Dekanats, wenn ausnahmsweise für mehrere, in einem Pfarrverband vereinigte kleinere Gemeinden gemeinschaftliche Register geführt werden sollen. [Bis zur Einführung der standesamtlichen Registerführung dokumentierten ausschließlich die Kirchen den Personenstand. In der evangelischen Kirche wurden mit der Reformation, in der katholischen seit dem Konzil von Trient 1563 Regeln für die Führung der Kirchenbücher aufgestellt.] Wegen Verbreitung unwahrer Gerüchte im Zusammenhang mit der Auflösung des Reichstags wurden nach dem Bericht der Gießener Staatspolizeistelle gestern (17. Oktober 1933) drei Personen aus Gießen festgenommen. Die Staatspolizeistelle betont dabei, daß gegen alle derartige Schwätzer, die durch unwahre Gerüchte nur Beunruhigung schaffen wollen, nachdrücklich vorgegangen wird. [Reichspräsident Hindenburg löste am 1. Februar 1933 den Reichstag mit der Begründung auf, es wäre nicht gelungen, eine Koalition zwischen der Zentrumspartei und der NSDAP zu etablieren. Für den 5. März 1933 setzte er Neuwahlen an. Der folgende Wahlkampf fand bereits unter Bedingungen der Diktatur statt.] (Grünberger Anzeiger) |
17. September 1933 | MeldungenAm 17. September 1933 fand in Ilsdorf die Einweihung eines Adolf Hitler-Platzes verbunden mit der Pflanzung einer Adolf Hitler-Linde statt. Nach einem Umzug der Schulkinder, des SA-Sturmes 24/116 und des Kriegervereins trugen Schulkinder einige Gedichte und ein Lied vor. Der Heimatdichter Heß (Leihgestern), der die Herstellungsarbeiten geleitet hatte, hielt eine Ansprache. Während des Gesanges des Deutschlandliedes wurden die Hakenkreuzfahne und die schwarz-weiß-rote Fahne gehißt und die Hitler-Linde gepflanzt. Pfarrer Beyer aus Lardenbach hielt die Weiherede. Danach sprach im Namen der NSDAP, Emil Hofmann aus Freienseen. In kernigen Worten schilderte der Redner das Erlebnis von Nürnberg und den Kampf des Führers. Anschließend sang die Festversammlung das Horst Wssel-Lied. Beigeordneter Erb nahm den Platz in den Schutz der Gemeinde. Mit einigen Gedichtvorträgen wurde die Feier beendet. Auf Einladung des Beigeordneten vergnügte man sich anschließend in der Wirtschaft Theiß bei Musik und Gesang. [Adolf Hitler war während der Zeit des Nationalsozialismus ein häufiger Namensgeber von Straßen und Plätzen im Gebiet des damaligen Deutschen Reichs sowie in besetzten Gebieten. Es gab eine Verordnung des Reichsinnenministeriums über die „Grundsätze für die Straßenbenennungen“ vom Juli 1933, nach welcher in jeder Stadt die wichtigste Straße oder der zentrale Platz nach Adolf Hitler zu benennen war. Die Umbenennungen von Straßen und Plätzen waren Teil des Personenkultes um Hitler und dienten der Propaganda und Machtdemonstration. Ebenso wurden Hitler-Eichen in der Zeit des Nationalsozialismus an vielen Orten zu Ehren Adolf Hitlers gepflanzt. Nach 1945 wurden alle Straßen und Plätze mit Adolf Hitler als Namensgeber im Rahmen der Entnazifizierung umbenannt.] Der Kreisobmann des NS Lehrerbundes Kreis Schotten Kratz (Wohnfeld) gibt bekannt: Im Kreise sind die nachfolgenden Arbeitsgemeinschaften gegründet: 1. Volksschule, 2. Höhere Schule, 3. Eugenik, 4. Turnen und Wehrsport, 5. Musik, 6. Zeichnen und Kunst, 7. Allgemeine Berufsschule, 8. Kurzschrift, 9. Religionsunterricht, 10. Lichtbildwesen, 11. Volkskunde, 12. Volksbildung, 13. Tanzunterricht, 14. Luftschutz. Alle Mitglieder des NSLB haben mindestens einer dieser Arbeitsgemeinschaften anzugehören. (Grünberger Anzeiger) |
12. September 1933 | Landesjugendtag 1933Der Landesjugendtag, in dessen Mittelpunkt die Austragung des Wanderpreis-Wimpels des Reichsstatthalters in Hessen steht, wurde von den Schulen Freienseen, Lardenbach, Klein-Eichen, Sellnrod und Groß-Eichen gemeinsam (am 12. September 1933 in Groß-Eichen) begangen. Jede Schule stellte eine Mädchen- und eine Knabenkampfgruppe mit je 8 Teilnehmern. Nachdem die Knabengruppen ihren 5-Kilometer-Marsch zurückgelegt hatten, stellte sich an der Turnhalle der Festzug auf, dessen Spitze der SA-Sturm 24/116 mit Spielmannszug bildete. Den Kampfgruppen folgten Schüler und Schülerinnen, die Ortsvorstände der fünf Gemeinden, die Pgg. und Vereine. Der Leiter der Veranstaltung, Lehrer Bopf (Groß-Eichen), begrüßte die große Versammlung und wies auf Sinn und Zweck der Gruppenkämpfe hin. Nach einem Sieg-Heil auf das neue Reich und seine Führer und dem Gesang des Horst Wessel-Liedes begannen die Wettkämpfe unter reger Anteinahme der Bevölkerung. Den Höhepunkt bildete der feierliche Ausklang des Jugendtages mit der Feier in der Turnhalle, wobei Bürgermeister Faust namens der Gemeinde der Versammlung den Willkommensgruß entbot. Gesangsvorträge und Gedichte umrahmten die Rede des Lehrers Bopf, der u. a. ausführte, daß Kämpfen und Streben nur einen Wert habe, wenn sie auf ein hohes Ideal gerichtet sind. Darum gilt unser Arbeiten, Kämpfen und Streben dem Volk und Vaterland, dem unsere liebeglühenden Herzen entgegenschlagen. Bei der Siegerverkündigung wurde der Schule Groß-Eichen mit großem Vorsprung vor Freienseen (2.) und Sellnrod (3.), Lardenbach (4.) der Sieg und damit der Wimpel zugesprochen. Bei den Mädchen war Lardenbach an 1. Stelle, es folgten Groß-Eichen an 2., Sellnrod an 3. und Freienseen an 4. Stelle. (Grünberger Anzeiger) [Die Schulen sind für die NS-Erziehung ein zentraler Ort. Es gelingt den Nationalsozialisten recht früh, die Lehrerverbände im neu gegründeten NS-Lehrerbund zusammenzufassen. Bald sind alle Lehrkräfte dort Mitglied. Die Schulen sind, zumindest formal, als staatliche Organisationen fest in nationalsozialistischer Hand. Hier ist der Einfluss des Staates allgegenwärtig. (SWR)] |
7. September 1933 | Erzbergbau 1933Seit einigen Wochen ist die Eisenerzgrube "Maximus" (Gewerkschaft Louise) bei Lardenbach nach über zweijährigem Stillstand wieder in Betrieb genommen worden. Etwa 70 Bergleute finden hierdurch wieder Arbeit und können täglich bis zu 130 Tonnen Reinerz zum Markt bringen. Auch die kleinere Grube bei Weickartshain konnte mit etwa 15 Arbeitern wieder in Betrieb genommen werden. (Grünberger Anzeiger, 7. September 1933) [Die Grube Maximus Süd wurde in den 1920er und Beginn der 1930er Jahre aus diversen Gründen mehrfach geschlossen und wiedereröffnet. 1934 begann die Gewerkschaft „Louise“ mit dem Abbau im nördlichen Grubenfeld. Für den Transport der Loren war eine Benzollok im Einsatz. Hierfür wurde das Grubengebiet mit zwei zentralen Stollen erschlossen. Auch im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde die heimische Industrie in die Rüstungs- und Kriegsproduktion einbezogen. Anders als vor 1914 hatte die Eingliederung zahlreicher Betriebe in die Kriegswirtschaft jedoch schon seit 1934/35 mit der auf einen geplanten Krieg ausgerichteten Vierjahresplänen begonnen. Besonders auffällig an den Entwicklungen vor Kriegsbeginn war dabei die Reaktivierung oder Neuaufnahme von Erzgruben, die erst zuvor aus Rentabilitätsgründen geschlossen worden waren. In dem erhaltenen Bestand an Grubenbauten treten diese Neu- oder Wiedergründungen von Gruben nach 1933 deutlich hervor. (Eisenerzbergbau in Hessen)] |
13. August 1933 | VolksmissionsfestAm letzten Sonntag (13. August 1933) fand in Klein-Eichen und Lardenbach ein aus der ganzen Gegend sehr gut besuchtes Volksmissionsfest statt. Als Festredner sprachen Regierungsbaurat Kessel (Schotten) und Pfarrer Arndt (Weidenau). Umrahmt war die Veranstaltung durch gesangliche Darbietungen, Lauten- und Posaunen-Chöre der landeskirchlichen Gemeinschaften. Das Kreuz von Golgatha stand wie immer im Mittelpunkt der ganzen Kundgebung. Möge der Same des Evangeliums reichlich Frucht tragen. (Grünberger Anzeiger) |
12. August 1933 | Amtswaltertagung 1933In der Turnhalle zu Schotten fand am 5. August eine Amtswaltertagung des Kreises statt. An der großen Menge der erschienenen Amtswalter wurde deutlich, welch mächtige Organisation die NSDAP auch im Kreise Schotten geworden ist. Kreisleiter Kromm eröffnete um 9.30 Uhr die Versammlung. Pg. (Parteigenosse) Grimme sprach über den Aufbau der Parteiorganisation und die Zuständigkeit der einzelnen Dienststellen. Nach einleitenden Worten des Kreisschulungsleiters Pg. Hofmann (Freienseen), ergriff das Wort der Vertreter des Gauschulungsleiters. In scharfen Worten geißelte er das Sichvordrängen von Neulingen, denn der Nationalsozialismus könne nicht gelehrt und nicht gelernt werden, sondern muß blutmäßig im einzelnen Volksgenossen liegen. Im Anschluß an diese Versammlung forderte der Kreisfachberater für Landwirtschaft zur erneuten Beratung auf. Zur Neuregelung des Aufbaues des Standes der deutschen Landwirtschaft wurden 4 Punkte festgelegt: 1. Fragen der freien landwirtschaftlichen und bäuerlichen Organisation. 2. Fragen der Bauernkammer als halbamtlicher Verwaltungskörper. 3. Fragen des Genossenschaftswesens. 4. Fragen des Landhandels. Als weiterer Punkt der Tagesordnung wurde die Drescherei für 1933 im Kreis Schotten besprochen. Jeder Dreschmaschinenbesitzer muß in der Dreschgilde organisiert sein. Mehr wie 2 Dreschmaschinen dürfen nicht in ein Dorf fahren. Der Bauer, der nachweislich über kein flüssiges Geld verfügt, kann den Druschlohn in Materialien bezahlen. Dreschgildenmeister des Kreises Schotten ist Pg. Müller von Rudingshausen. Zur Frage des Milchabsatzes wurde nochmals darauf hingewiesen und den einzelenen LDL und LDF aufgetragen, daß alle Milchbauern genossenschaftlich zu erfassen sind, auch wenn sie die Milch selbst verarbeiten. Auch ist durch den Bauer von der Viehverwertungsgenossenschaft noch viel mehr Gebrauch zu machen. Auch der Fruchthandel muß den Juden immer mehr entzogen werden. An dem regen Interesse, mit dem alle Fragen behandelt wurden, zeigt sich so recht der neue Geist, der mit Adolf Hitler in Deutschland und damit auch in unserem Vogelsberg seinen Einzug gehalten hat. (Grünberger Anzeiger, 12. August 1933) [Die Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im nationalsozialistischen Deutschen Reich war durch umfangreiche Veränderungen der landwirtschaftlichen Produktionsstrukturen und der zugehörigen Verbandsstruktur und Gesetzgebung geprägt. Bereits 1930–1932 hatten die Nationalsozialisten in den Bauernverbänden in großem Umfang Anhänger und Wählerstimmen gewonnen. Die Agrarpolitik sollte einen möglichst hohen Grad an Selbstversorgung erreichen und war für die NSDAP ideologisch von großer Bedeutung.] |
10. August 1933 | Meldungen[Leitbild nationalsozialistischer Gesellschaftspolitik war eine in sich geschlossene, rassisch und ideologisch gleichförmige Volksgemeinschaft von „Ariern“. Politisch Andersdenkende und Regimegegner wurden von Anbeginn der NS-Diktatur mit Mitteln des Staatsterrors verfolgt und unter anderem in Konzentrationslager gesperrt.] Über die Anwendung des deutschen Grußes besteht in Publikumskreisen noch vielfach Unklarheit, so schreibt der Grünberger Anzeiger. Jeder deutsche Staatsbürger, sofern er arischer Abstammung ist, muss sich des Hitlergrußes bedienen, um damit seine Verbundenheit mit der Volksgemeinschaft auch nach außen hin in Erscheinung treten zu lassen. Entrollte und vorangetragene Standarten, sowie Sturmfahnen müssen gegrüßt werden, sofern man nicht in den Verdacht bewußter Ablehnung gegenüber der jetzigen Staatsform kommen will. Darüber hinaus aber soll der deutsche Gruß zum Allgemeingruß werden, also die bisher üblichen täglichen Grußformen auch im Verkehr der Zivilbevölkerung unter sich ersetzen. Der Gruß selbst hat in allen Fällen durch einfaches Handaufheben zu erfolgen. Wird zum Handerheben ein Zusatz gemacht, so darf einzig und allein "Heil Hitler" gesagt werden und nicht etwa "Guten Tag" oder dergleichen. In dem Orte Alten-Buseck beteiligte sich eine dortige Witwe an einer Unterhaltung, die ihr Sohn mit einem Bekannten über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland hatte. Dabei machte die Frau von ihrem Mundwerk mit beleidigenden Ausdrücken über den Reichskanzler Gebrauch, und zwar so laut, dass Mitbürger auf der anderen Straßenseite die ungebührlichen Redensarten hörten. Vor dem Gießener Schöffengericht hatte sich die Frau gestern (10. August 1933) wegen schwerer Beleidigung des Reichskanzlers zu verantworten. Das Gericht verurteilte die unverantwortliche Schwätzerin zu 4 Monaten Gefängnis. (Grünberger Anzeiger) |
01. August 1933 | Opferbereitschaft der LehrerAuf der Juli-Konferenz des NS-Lehrerbundes des Kreises Schotten, an der die Lehrerschaft vollzählig teilnahm, erklärten sich alle Lehrkräfte bereit, einen Teil ihres Gehalts, 1 bis 5 Prozent, dem Kreisobmann für die nationale Arbeitsspende zur Verfügung zu stellen. Die Tagung, bei der Lehrer Kratz über "Nation und Rasse" sprach, wurde zu einem erhebenden Treuebekenntnis zu den Führern und Pionieren der nationalsozialistischen Revolution. (Grünberger Anzeiger) |
30. Juli 1933 | Evangelische KirchenwahlenDie evangelischen Kirchenwahlen brachten im ganzen Reich einen überwältigenden Sieg der Deutschen Christen, die im Durchschnitt zwei Drittel aller Stimmen auf sich vereinigen konnten. In einer Reihe von Städten und in einigen Ländern brauchte nicht gewählt zu werden, da man sich vorher auf eine Einheitsliste geeinigt hatte. [Als Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler gewählt wurde, führte dies zu einer Spaltung unter den evangelischen Christen im Deutschen Reich. Unter dem Namen Deutsche Christen versammelten sich nationalsozialistische Kirchenmitglieder, die in Hitler eine Art Messias sahen und für eine Symbiose von Christentum und nationalsozialistischer Ideologie eintraten. Bei der gestrigen (23. Juli 1933) Neubildung der evangelischen Kirchengemeindevertretungen lag in der Provinz Oberhessen in der weitaus großen Mehrzahl aller Gemeinden je eine gemeinsame Vorschlagsliste vor, sodaß sich in diesen Orten eine Abstimmung erübrigte. Nur in ganz wenigen Orten ist es in Ermangelung einer gemeinsamen Liste zur Wahlhandlung gekommen. Auch zur Wahl der Kirchengemeindevertretung in Groß-Eichen [und Klein-Eichen] wurde nur ein Wahlvorschlag eingereicht, es brauchte daher keine Wahl stattzufinden. Die auf den Vorschlagslisten genannten Personen gelten als gewählt. Am 30. Juli trat die neugewählte Kirchengemeindevertretung zusammen, um den Kirchenvorstand neu zu wählen. Die Wahl fiel einstimmig auf die seitherigen Mitglieder des Kirchenvorstandes: Georg Peter 3., August Hofmann, Ludwig Steuernagel, August Zimmer, Bürgermeister Faust und Wilhelm Eckhardt aus Klein-Eichen. (Grünberger Anzeiger) |
04. Juli 1933 | AufgebotDie Erben des Wilhelm Schombert von Lardenbach, nämlich Albert Schombert und Emil Schombert in Weickartshain und Lina Schwanke geb. Schombert in Lardenbach, haben das Aufgebot des verlorenen Darlehnsschein (Einlagebuch) des Vorschuß-Vereins zu Laubach e. G. m. b. H., Nr. 2226, lautend auf den Namen Wilhelm Schombert, Lardenbach, in Höhe von RM. 1716,12 beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf Mittwoch, den 25. Oktober 1933, vormittags 9 Uhr vor dem unterzeichneten Gericht, Zimmer 1, anberaumten Aufgebotstermin seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird. (Grünberger Anzeiger) |
29. Juni 1933 | Meldungen 1933Aus einem Polizeibericht vom 23. Juni 1933: An die "Oberhessische Volkszeitung" in Gießen werden noch fortgesetzt von Behörden und Privatpersonen Ersuchen um Veröffentlichungen in der Zeitung gerichtet, die jedoch keinerlei Berücksichtigung finden können, da das Vermögen der "Oberhessischen Volkszeitung" beschlagnahmt und die Geschäftsstelle polizeilich geschlossen und versiegelt ist. Es wird daher gebeten, von weiteren Ersuchen Abstand zu nehmen. Der Grünberger Anzeiger berichtete am 24. Juni 1933 das Reichsminister Goebbels weitere Maßnahmen zur Durchsetzung der nationalsozialistischen Revolution und zur Säuberung des innenpolitischen Lebens ankündigte. Ein weiterer Schlag ist nunmehr erfolgt, der auch organisatorisch das Ende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bedeutet, nachdem sie praktisch schon so gut wie erledigt war. Der Grünberger Anzeiger berichtet auf Seite 1 am 29. Juni 1933: Der Dienstag dieser Woche hat die nationale Revolution wiederum einen gewaltigen Schritt vorwärts gebracht. Der Deutschen Staatspartei wurde das Verbot weiterer Betätigung mitgeteilt. Die Deutsche Volkspartei besteht nur noch auf dem Papier, so daß als einzige politische Partei nach dem Schlag gegen die SPD nur noch das "Zentrum" auf der Bildfläche vorhanden ist. Die Bayerische Volkspartei ist durch die Verhaftung aller führenden Leutz und durch Besetzung ihrer Büros aktionsunfähig geworden und dürfte kaum wieder aktionsfähig werden. Es ist also praktisch das Ende des Parteistaates erreicht, das von der nationalsozialistischen Bewegung von Anfang an angestrebt wurde. (Grünberger Anzeiger) [Nur wenige Monate nach der nationalsozialistischen Machtergreifung und der Selbstausschaltung des Deutschen Reichstages durch das so genannte Ermächtigungsgesetz wurden alle Parteien bis auf die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) verboten. Mit dem Gesetz "Gegen die Neubildung von Parteien" sicherte sich die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit ihren knapp zwei Millionen Mitgliedern das Monopol im Land. Die anderen politischen Parteien der ersten deutschen Republik - an der Parlamentswahl im Jahr zuvor hatten noch 29 teilgenommen - gab es nicht mehr.] |
24. Juni 1933 | VolkszählungAm 24. Juni 1933 veröffentlichte der Grünberger Anzeiger das die Volkszählung für Lardenbach und Stockhäuser Hof 379 Personen ergab, entgegen 411 in 1925. Zu Solms-Ilsdorf 72 Personen gegen 64 in 1925. Für Klein-Eichen wurden keine Zahlen veröffentlicht. (Grünberger Anzeiger) |
16. Juni 1933 | FeuerwehrErnst Lein von Lardenbach ist (am 3. Juni 1933) als Stellvertreter des Befehlshabers der Pflichtfeuerwehr der Gemeinde Lardenbach ernannt und verpflichtet worden. Am 16. Juni 1933 wurde bei der Klein-Eichener Pflichtfeuerwehr durch Regierungsrat Schwan aus Schotten eine Revision vorgenommen. Bei dieser Gelegenheit sprach Regierungsrat Schwan auch über Zwecke und Ziele der Freiwilligen Feuerwehr. Auf seine Aufforderung hin wurde auch in Klein-Eichen eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Der Gemeinderat bewilligte in anerkennungswerter Weise der neugegründeten Wehr einen Zuschuß. Dies ist damit die 31. Freiwillige Feuerwehr im Kreis Schotten, die auf Veranlassung des Herrn Regierungsrat Schwan gegründet wurde. Am 16. Juni 1933 wurde auf Veranlassung der Herren Regierungsrat Schwan und Kreisfeuerwehrinspektor Eberheim (Schotten) in Lardenbach eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Es ist dies die 32. Freiwillige Feuerwehr im Kreise Schotten. Der Gemeinderat bewilligte der neugegründeten Wehr in anzuerkennender Weise einen Zuschuß. In der Festschrift "50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Lardenbach" wird berichtet, dass die wehrfähigen Männer von Lardenbach im Jahr 1934 eine Freiwillige Feuerwehr gründeten. Und Bürgermeister Otto Keil wurde erster Wehrführer. Schon im darauffolgenden Jahr übernahm Ernst Lein dieses Amt. Im Mai 1984 feierte man das 50er Jubiläum mit drei Festtagen. (Grünberger Anzeiger/Festschrift FFW) |
01. Juni 1933 | Zur VolkszählungZu der nunmehr stattfindenden neuen Volks-, Berufs- und Betriebszählung von 1933 sowie der Durchführung mögen einige Informationen über die Stellung und Pflichten der Einzelperson von Interesse sein. Die Zählung erstreckt sich auf sämtliche Bewohner des ganzen Reiches, mit Ausnahme des Saargebietes; mit der eigentlichen Volkszählung wird gleichzeitig eine Berufs- sowie landwirtschaftliche und gewerbliche Betriebszählung verbunden. Die Fragen dürfen sich jedoch nur auf den Personen- und Familienstand, den Geburtsort, die Religionszugehörigkeit, die Muttersprache, die Grundstücke und Wohnungen sowie auf die Berufs- und Betriebsverhältnisse beziehen. Ein Eindringen in die Einkommen- und Vermögensverhältnisse ist unbedingt ausgeschlossen. [...]. (Grünberger Anzeiger) |
31. Mai 1933 | BürgermeisterversammlungIm Rathaussaal in Schotten fand eine Versammlung der Bürgermeister statt, die sich mit der Landesplanung beschäftigte. Nach der Begrüßung hielt Regierungsbaurat Steinbach vom Kulturbauamt Gießen einen Vortrag über die Bedeutung und Wichtigkeit der Landesplanung. Reichs- und Landesregierung stellen einen großzügigen Arbeitsplan auf, der für Jahre hinaus Arbeiten vorsieht, die von den Gemeinden in Aussicht genommen werden sollen. In erster Linie kommen volkswirtschaftlich wertvolle Arbeiten, wie Feldbereinigung, Drainage, Meliorationen, Wegebauten, Aufforstungen in Frage, die demnächst von den Arbeitslagern für die Gemeinden durchgeführt werden. Die kleineren Arbeitslager werden bis zum Oktober verschwinden und in größere Arbeitslager nicht unter 200 Mann zusammengefasst. Mittels Fahrräder und Lastautos werden die jungen Leute an die Arbeitstätten gebracht, so daß weite Anmarschwege wegfallen und die Arbeitsleistung erhöht wird. (Grünberger Anzeiger) |
28. Mai 1933 | Kriegerkameradschaft HassiaIm Schützenhof in Laubach fand am Sonntagmittag (28. Mai 1933) eine außerordentliche Tagung des Bezirks Laubach der Kriegerkameradschaft Hassia statt. Die zum Bezirk Laubach gehörigen Kriegervereine der Orte Freienseen, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Münster, Röthges, Ruppertsburg, Villingen und Wetterfeld hatten ihre Vertreter entsandt. Der Bezirksvorsteher Hermann Stoß (Laubach) eröffnete die Tagung und gab bekannt, daß auf Grund eines Ausschreibens des Präsidiums der Kriegerkameradschaft gemäß den Richtlinien des Reichskriegerbundes Kyffhäuser der Bezirksvorstand neu zu wählen sei. Durch einstimmigen Beschluß wurde der seitherige Vorstand wiedergewählt, da die Mitglieder noch nie eine andere als streng nationale Politik getrieben haben. Als Vertreter beim diesjährigen Verbandstag am 10. und 11. Juni in NIdda wurden die Kameraden Bezirksvorsteher Stotz, Vorsitzender Gunkel (Wetterfeld) und Wilh. Rohn 1. (Gonterskirchen) bestimmt. Es wurde weiter noch das diesjährige Bezirksschießen, welches am 13. August in Laubach stattfindet, besprochen. Der Vorsitzende dankte den Vertretern im Namen des Vorstandes für das durch die Wiederwahl ausgesprochene Vertrauen und schloß die Tagung mit einem dreifachen Sieg-Heil! auf den Reichskanzler Adolf Hitler. (Grünberger Anzeiger) |
14. Mai 1933 | MeldungenIm festlich geschmückten Sitzungsaal des Kreisamtes Schotten hielt am 5. Mai 1933 vormittags 9 Uhr der neue Kreisausschuß seine erste Sitzung ab. Von den Wänden grüßen Bilder des Reichspräsidenten von Hindenburg und unseres Volkskanzlers Adolf Hitler und die Fahnen des neuen Deutschlands. Der Kreisausschuß besteht ausschließlich aus Nationalsozialisten. Der Kreisdirektor hieß die neuen Kreisausschußmitglieder herzlich willkommen, er begrüßte den Aufbruch der Nation ... Alles Alte und Morsche ist beseitigt ... In diesem Sinne gebe ich dem Wunsche Ausdruck, daß sich unsere Zusammenarbeit gedeihlich gestalten möge zum Wohle des Kreises Schotten mit seiner armen, aber arbeitsamen Bevölkerung. Der Kreistag des Kreises Schotten hielt am Dienstag den 9. Mai 1933 vormittags seine erste Sitzung. Die neuen Mitglieder des Kreistages wurden durch Handschlag in Eid und Pflicht genommen. Am Sonntag (14. Mai 1933) wurde auf dem Gipfel des Hoherodskopfes in Anwesenheit einer großen Menschenmenge ein Hitler-Gedenkstein eingeweiht. Die Weihe erfolgte durch den hessischen Ministerpräsidenten. Der Denkstein ist ein Findling aus Basalt, der Hakenkreuz und eine Inschrift trägt. An dieser Stelle hatte Adolf Hitler am 18. Juni 1932 zu der nationalen Bevölkerung des Vogelsberges gesprochen. (Grünberger Anzeiger) |
08. Mai 1933 | Gleichschaltung Gemeinderat Klein-EichenIn der Sitzung am 10. April 1933 wählte der Klein-Eichener Gemeinderat die Wahlkommission zur Durchführung der Gemeinderatswahl (bis zum Ende des Monats). In der Kommission vertreten sind: Karl Müller als Wahlkommissar, Wilhelm Dörr (Schriftführer) und die Beisitzer: Karl Kühn, Ludwig Krieger, Wilhelm Eckhardt. Im bisherigen Gemeinderat vertreten waren neben dem Bürgermeister Karl Müller die Mitglieder Zimmer, Krieger, Volp, Eckhardt, Kühn, Felsing und Faust. In der Sitzung vom 8. Mai 1933 wurden die neuen Gemeinderatsmitglieder eingeführt und durch Handschlag auf Treu und gewissenhafter Erfüllung ihres Amtes verpflichtet. Der neue Gemeinderat besteht aus Bürgermeister Karl Müller, dem ersten Beigeordneten Karl Volp und den Mitgliedern Karl Kühn, Heinrich Felsing, Wilhelm Hoffmann, Otto Peter, Konrad Faust, Otto Volp und Heinrich Frank. (Protokoll des Gemeinderates Klein-Eichen) [Gleichschaltung bezeichnet die erzwungene Eingliederung aller sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Kräfte in die einheitliche Organisation einer Diktatur, die sie ideologisch vereinnahmt und kontrolliert. Seit den 1930er Jahren bezeichnet das Wort den Prozess der Abschaffung des Föderalismus und der Vereinheitlichung des gesamten gesellschaftlichen und politischen Lebens in der Machteroberungsphase der Zeit des Nationalsozialismus.] |
25. April 1933 | MeldungenAus der jüngsten (12. April 1933) Bürgermeisterversammlung des Kreises Schotten sei noch erwähnt: Die Vorschriften über die Neubildung der Gemeinderäte wurden eingehend erläutert, verschiedene Anfragen wurden beantwortet. Maßgebend für die Aufstellung der Listen ist jeweils die örtliche Parteileitung, die allein das Vorschlagsrecht hat. Kreisdirektor Dr. Jann empfahl den Bürgermeistern der Gemeinden, in denen Meinungsverschiedenheiten mit der übrigennationalsozialistischen Ortseinwohnerschaft bestehen, sich mit der örtlichen Parteileitung in Verbindung zu setzen und evtl. durch Einberufung einer Bürgerversammlung eine Einigung herbeizuführen suchen. Bürgermeister Mengel (Schotten) betonte, daß es selbstverständliche Pflicht eines jeden Bürgermeisters ist, daß er sich rückhaltlos der nationalen Arbeit zur Verfügung stellt. Am Ostermontag (17. April 1933) fand in Groß-Eichen die feierliche Konfirmation der diesjährigen Konfirmanden statt. Es waren diesmal im ganzen 15 Kinder, 6 Knaben und 9 Mädchen, darunter 5 Mädchen aus Klein-Eichen. Am 3. Feiertage fand der übliche Ausflug statt. Das Ziel war diesmal die berühmte Totenkirche bei Meiches. Die seinerzeit zur Ankurbelung der Pfennigrechnung im Geschäftsverkehr geschaffenen Vier-Reichspfennigstücke werden bis zum 15. Oktober 1933 außer Kurs gesetzt. Sie haben sich im Verkehr nicht bewährt. Am 25. April 1933 veröffentlicht der Grünberger Anzeiger einige Wahlvorschläge zu den neuen Gemeindevertretungen. So auch für Lardenbach (aber nicht für Klein-Eichen). Die sieben Sitze kommen alle von der NSDAP: 1. Dietrich, Karl, Techn. Grubenbeamter, 2. Keil, Otto, Landwirt, 3. Keller, Adolf, Bergmann, 4. Keller, Wilhelm, Landwirt, 5. Heßler, Georg, Landwirt, 6. Völsing, Karl, Gastwirt, 7. Günther, Hartmann, Landwirt. Hitlers Geburtstag feierten in Grünberg unter Mitwirkung einer SA-Kapelle die Mitglieder der NSDAP im Gasthof Beltrop. Propagandaleiter Rockel (Grünberg) hielt die Ansprache und trug ein Gedicht vor. Der Feier folgte ein Tanz, der bis in die frühen Morgenstunden dauerte. - Hitlersgeburtstagsfeiern wurden auch in vielen Orten der Umgebung abgehalten. (Grünberger Anzeiger) |
11. April 1933 | Selbstverwaltung der GemeindenEine Verordnung des hessischen Gesamtministeriums vom 6. April 1933 regelt aufgrund des vorläufigen Reichsgesetzes zur Gleichschaltung vom 31. März 1933 die Neubildung der gemeindlichen Selbstverwaltungskörper. U. a. wird darin gesagt: Die Kreisämter haben zu oben erwähnter Verordnung Ausschreiben an die Bürgermeistereien erlassen, in denen u. a. folgende zur Durchführung erforderlichen Anordnungen für die Neubildung der Gemeinderäte getroffen sind: Die Neubildung der Gemeinderäte erfolgt nach der Zahl der bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 in den Gemeinden abgegebenen gültigen Stimmen; die kommunistischen Stimmen bleiben unberücksichtigt. (Grünberger Anzeiger) |
10. April 1933 | Kriegerkameradschaft HassiaGestern (10. April 1933) fand in Laubach im Schützenhof der Frühjahrsbezirkstag des Bezirks Laubach der Kriegerkameradschaft Hassia statt. Dem Bezirk gehören die Kriegervereine Freienseen, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg, Münster, Röthges, Villingen und Wetterfeld an. Um 1 1/2 Uhr mittags eröffnete der Bezirksvorsteher, Hermann Stotz (Laubach) die gut besuchte Tagung. Er gedachte des Tages von Potsdam, der auch für das Kriegervereinswesen ein Wendepunkt bedeute. Heute könnten wir mit Stolz wieder die alten schwarz-weiß-roten Farben, unter denen Millionen Kameraden in den Krieg gezogen und 2 Millionen ihr Leben gelassen, zeigen. Mit einem dreifachen Hoch auf den Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg sowie auf die Mitglieder der Reichsregierung schloß der Bezirksvorsteher seine Ansprache. Bei Feststellung der Anwesenheitsliste ergab sich, daß der Kriegerverein Klein-Eichen fehlte. Er hat bereits zwei Bezirkstage unentschuldigt gefehlt und wurde in die festgesetzte Ordnungsstrafe genommen. (Grünberger Anzeiger) |
06. April 1933 | Voranschlag Kreis SchottenDer Kreisausschuß des Kreises Schotten hat den Voranschlag des Kreises Schotten für das Rj. 1933 in Einnahmen und Ausgaben mit je 252 648 RM. (im Vorjahr 241 578 RM.) festgestellt. Davon entfallen auf die Betriebsrechnung 190 193 RM. (im Vorjahre 188 104 RM.), auf die Vermögensrechnung 62 455 RM. (im Vorjahre 53 474 RM.). In erläuternden Vorbemerkungen zu dem Voranschlag bemerkt die Kreisverwaltung: Wir sind in der glücklichen Lage, im neuen Voranschlage die Kreisumlagen von seither 90 000 RM. auf nunmehr 80 000 RM., also um 10 000 RM. senken zu können. (Grünberger Anzeiger) |
02. April 1933 | Erste Goldene Konfirmation in LardenbachDer heutige Sonntrag (2. April 1933) stand in Lardenbach ganz im Zeichen der Konfirmation. Genau 50 Jahre und 1 (2) Tag waren verflossen, seitdem hier 3 Knaben und 5 Mädchen zum ersten Mal zum Tisch des Herren gingen. Sie alle leben noch in Frieden und Freundschaft. Als alte Leute (64 Jahre alt!) wollten sie wieder, wie einst, mitsingen: "Ich bin getauft auf Deinen Namen" und auch die Predigt hören über ihren Konfirmationstert (Konfirmationsspruch) aus dem Brief an die Kolosser, Kap. 2, Vers 6 und 7. Es ward schmerzlich empfunden, daß zwei Frauen durch Trübsal verhindert waren, diesen Tag des Denkens und Dankens unter ihren Altersgenossen zu verleben. Selbstverständlich gedachten wir auch der beiden Männer, die sie einst auf die Konfirmation vorbereitet haben: des Pfarrers Schott und Lehrers Schneider. Die Gemeinde nahm gern und zahlreich Teil an dieser Feier, welche in Lardenbach die erste ihrer Art war, aber nicht die letzte sein soll. (Die 3 Knaben waren: Heinrich Faust (Faustehaus, Seentalstraße 13), Heinrich Kratz (Hewekratze, Seentalstraße 31) und Karl Lein (Wingefelds, Seentalstraße 45, Sohn vom Bürgermeister). Die fünf Mädchen waren: Marie Keller, Liese Lein, Elisabeth Kratz, (?) und (?). Am Nachmittag wurden im Gottesdienst 5 Kinder geprüft und vorgestellt, wobei der Pfarrer (Beyer) in einer Ansprache über Joh. 13, 35 den "grünen" die greisen Konfirmanden als Vorbilder bezeichnete. Nach dem Gottesdienst hielten die letzteren eine Nachfeier im Hause einer Kameradin. Ganz gelegentlich und eigentlich viel zu spät erinnerte einer der Männer daran, daß sie einst vor 50 Jahren die Linde bei Forsthaus Glashütte (Freienseen) geholt, die noch heute den Hof des Schulhauses ziert. (Die vorgestellten 5 Kinder waren: Heinrich Groß (Seentalstraße 14), Ernst Zimmer (Seentalstraße 39), Emma Sauer (Seentalstraße 7), Elli Rühl (Seentalstraße 18) und Ella Knöß (Am Helgenstock 1). Sie wurden dann am 2. Osterfeiertag konfirmiert. Leider liegt kein Konfirmationsfoto von 1933 vor.) (Grünberger Anzeiger) |
01. April 1933 | KreisschulratLehrer Hermann Meuer wurde zum Kreisschulrat in Schotten ernannt. Dem neuen Kreisschulrat ist der Kreis Schotten bekannt. Er ist am 1.4.1896 in Ginterskirchen als Sohn eines Landwirtes geboren und besuchte das Gymnasium in Laubach. Zuletzt war er als Lehrer der Volksschule Alten-Buseck tätig. (Grünberger Anzeiger) |
27. März 1933 | Gleichschaltung der PresseAuf Einladung des Staatspräsidenten waren am 27. März 1933 die Verleger und Redakteure der hessischen Presse zu einem Empfang in das Staatsministerium eingeladen. Den zahlreichen Erschienen stellte sich die neue hessische Regierung vor. In seinen begrüßenden Einleitungsworten betonte der Staatspräsident, die Regierung wolle der hessischen Presse die Richtlinien bekanntgeben, nach denen in Zukunft die gesamte pressepolitische Arbeit und kulturpolitische Arbeit in der hessischen Presse geleitet werden solle. Die allgemeinen Verhältnisse, erklärte der Staatspräsident, haben sich vor kurzer Zeit grundstürzend gewandelt. Dadurch wird sich auch das Verhältnis der Presse zum Staat und zu der NSDAP grundlegend zu ändern haben... (Grünberger Anzeiger) |
25. März 1933 | Die Stellung der FrauReichsminister Dr. Goebbels (25. März 1933): "Zu allen Zeiten ist die Frau nicht nur die Geschlechts- sondern auch die Arbeitskameradin des Mannes gewesen. Auch heute bedeutet die Frau im öffentlichen Leben nichts anderes als ehedem. Nicht, weil wir die Frau nicht achteten, haben wir (die Männer oder die Nationalsozialisten?) sie, die Frau, aus dem parlamentarisch-demokratischen Ränkespiel ferngehalten. Wir sind der Überzeugung, daß die Frau, und vor allem die deutsche Frau, die ja mehr als jede andere Frau im besten Sinne des Wortes ist, auch auf anderen Gebieten als der Mann ihre Kräfte regen und ihre Fähigkeiten einsetzen muß. Niemand, der die moderne Zeit versteht, wird den aberwitzigen Gedanken fassen können, die Frau aus dem öffentlichen Leben, aus Arbeit, aus Beruf und Broterwerb hinausdrängen zu wollen. Aber es darf dabei nicht ungesagt bleiben, daß Dinge, die dem Mann gehören, auch dem Manne bleiben müssen, und dazu gehört die Politik und die Wahrhaftigkeit eines Volkes." (Grünberger Anzeiger) |
März 1933 | MeldungenDie endgültige Stillegung des Grubenbetriebes in Stockhausen ist nunmehr vor einigen Tagen (März 1933) erfolgt. Dadurch ist eine Anzahl Bergleute von Stockhausen und Umgebung arbeitslos geworden. Die Inangriffnahme des Erzlagers bei Lardenbach steht jedoch in Aussicht. Dabei sollen die Bergleute, die in Stockhausen entlassen wurden, in erster Linie berücksichtigt werden. Die Mission (Evangelisation) hatte gehofft, Herr Missionar Walther werde in diesem Winter in Lardenbach wieder evangelisieren. Es war leider nicht möglich. So entschloss man sich in letzter Stunde, Herr Wilhelm Zelthoff aus Gelsenkirchen zu rufen, der zwar unbekannt, aber bestens empfohlen war. Seine Tätigkeit hat die Erwartungen voll und ganz erfüllt. Er verstand es sehr gut, die Sorgen und Hoffnungen dieser Zeit klar und faßlich in das Licht des Wortes Gottes zu stellen, und so hat er in der Woche vor der Reichstagswahl trotz der hier verbreiteten Grippe Männer und Frauen des etwa 320 Einwohner zählenden Dörfleins (Lardenbach) in steigendem Maße gefesselt. Es wird gehofft, ihn noch oft hier zu hören. Die Kollekte ergab 40 RM., die ganz dem Hessischen Landesverein für Innere Mission in Darmstadt überwiesen wurden (16. März 1933). Die Aufforderung der Stadtverwaltung Grünberg, zur Feier der Eröffnung des ersten nationalen Reichstags die Häuser zu beflaggen, rief am 21. März 1933 in den Straßen einen Fahnenschmuck hervor, wie man ihn seit langem nicht mehr zu sehen gewohnt war. Abends bewegte sich ein riesiger Fackelzug vom Marktplatz aus nach der Warte, wo ein Freudenfeuer entzündet werden sollte. Im Kreise ringsum leuchteten bereits die Freudenfeuer naher und ferner Dörfer. Die Bevölkerung des Kreises Schotten wird auf die im heutigen (25. März 1933) Anzeigenteil des Grünberger Anzeigers abgedruckte Bekanntmachung betr. Beitreibung der Gemeinderückstände besonders hingewiesen. Es wird von der Bevölkerung erwartet, daß sie nach wie vor Zahlungen an die Gemeindekassen leistet, um die Gemeinden instand zu setzen, ihren Verpflichtungen nachzukommen. (Grünberger Anzeiger) |
28. Februar 1933 | HolzversteigerungBekanntmachung zur Holzversteigerung im Graf zu Solms-Laubachschen Revier Flensungen-Ilsdorf am Donnerstag, den 2. März. Zusammenkunft am Waldeingang von Klein-Eichen aus, um 10 Uhr aus Laubberg und Hofwald. Nutzholz: 2 Eichenstämme - 0,41 Fstm., 1. und 2. Kl. (Laubberg); Fichtenderbstangen: 80 Stück I, (Sparren) 20 II. Brennholz: Scheiter, Rm.: 50 Buche, 3 Eiche, Birke, 9 Fichte, 1 Kiefer; Knüppel: 20 Buche, 116 Eiche, 25 Kiefer, 2 Lärche; Stöcke: 9 Buche, 10 Fichte, 3 Kiefer; Reiserknüppel: 9 Buche, 45 Eiche; Astreiser: 24 Buche. - Das Brennholz wird am Schulpfad ausgeboten. Blau unterstrichene Nummern werden nicht ausgeboten. Auskunft erteilt Förster Knöß (Lardenbach). (Grünberger Anzeiger) |
26. Februar 1933 | KirchengemeindevertretungHeute, am Sonntag, fand in Groß-Eichen eine Sitzung der Kirchengemeindevertretung statt. Zunächst wurde der Voranschlag der evg. Kirche für 1933 besprochen und einstimmig angenommen. Der Voranschlag wurde unter dem Grundsatz äußerster Sparsamkeit aufgestellt. Des weiteren wurden vom Vorsitzenden die Berichte über den religiös-sittlichen Zustand der Kirchengemeinde aus den beiden vergangenen Jahren vorgetragen und besprochen. (Grünberger Anzeiger) |
06. Februar 1933 | KommunalwahlenWie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat das preußische Staatsministerium durch Verordnung sämtliche kommunalen Vertretungskörperschaften aufgelöst. Die Rechtsgrundlage dieser Verordnung ergibt sich aus den einzelnen Gemeindeverfassungsgesetzen, in denen das Staatsministerium ermächtigt ist, durch Verordnung gemeindliche Vertretungskörperschaften aufzulösen. Zur Verbilligung der hierdurch erforderlich werdenden Neuwahlen hat das Staatsministerium gleichzeitig beschlossen, den Wahltag für die Neuwahlen sämtlicher aufgelöster kommunalen Vertretungskörperschaften einheitlich, und zwar so festzusetzen, daß die Auslegung der Wählerlisten zugleich mit der Auslegung der Wählerlisten für die Reichstagswahl erfolgen kann. Als Wahltag ist demgemäß der 12. März 1933 festgesetzt worden. (Grünberger Anzeiger) |
05. Februar 1933 | Braune marschierenIn Grünberg und in Schotten sammelten sich am Sonntagvormittag hunderte von SA-Leuten zu einem gleichzeitigen Marsch auf die Stadt Laubach, die zum Schauplatz großer Kundgebungen ausersehen war. ((Grünberger Anzeiger) |
31. Januar 1933 | Aus Stadt und LandDie Politik des Jahres 1933 ist geprägt durch die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler im Deutschen Reich und das damit verbundene Ende der Weimarer Republik und den Beginn des „Dritten Reichs“. Im Deutschen Reich führen die Nationalsozialisten das Einparteiensystem ein und beginnen innerhalb kurzer Zeit mit dem Terror gegen Juden, Minderheiten und Andersdenkende und der Errichtung von Konzentrationslagern, das erste dieser Lager ist das KZ Dachau. Auch im Vogelsberg ist der Jubel in diesen Tagen groß. Am Dienstag, 31. Januar 1933 berichtet der Grünberger Anzeiger: Die innenpolitischen Ereignisse der letzten Tage haben ein Tempo angenommen, wie man es bei früheren Regierungsbildungen nicht gewohnt war. Diesmal hat der ganze Regierungswechsel nicht mehr als zwei Tage in Anspruch genommen: Samstag trat Schleicher zurück, Montag mittag bereits war die neue Regierung gebildet. An ihrer Spitze steht der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, Adolf Hitler. Das Kabinett Hitler ist damit Wirklichkeit geworden ... Weiter der Grünberger Anzeiger: Wohl keine der in Grünbergs Schaufenster in letzter Zeit ausgehängten Sondermeldungen hat solches Aufsehen erregt wie die Nachricht von der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler und die gleichzeitige Bekanntgabe der von ihm gebildeten neuen Reichsregierung. Vom Mittag bis in den späten Abend drängten sich vor dem Aushang eifrig debattierende Leser. Viele Mitglieder der NSDAP Grünbergs gaben ihrer Freude über die Wendung der Dinge durch Beflaggen ihrer Häuser mit Hakenkreuzfahnen Ausdruck. Im Anschluss an einen großen Fackelzug, der anlässlich der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler stattfand, hielt Schottens Bürgermeister eine Ansprache: "Es war für die Stadt Schotten einfach eine Pflicht ... an diesem Tage, an dem unserer Ehrenbürger die Leitung der künftigen Geschicke des deutschen Volkes übernimmt." ... Im Hinblick auf die Vorkommnisse, die sich in den letzten Tagen ereignet haben, besteht Veranlassung darauf hinzuweisen, dass die Polizei beauftragt ist, gegen Demonstranten, die sich gegen den Reichspräsidenten, den Reichskanzler und gegen Mitglieder der Reichsregierung und Landesregierungen zuschulden kommen lassen, mit Nachdruck einzuschreiten ... Am Sonntag, 5. Februar 1933, findet bei Laubach eine große Wehrsportübung der Sturmbanne I/116 und III/116 statt, an der 1000 SA-Leute beteiligt sein werden. Um 10 Uhr vormittags sammeln sich in Grünberg auf der Käsewiese 400 Mann unter Führung von Sturmführer Faulstich, in Schotten 600 Mann unter Führung von Sturmführer Straub. Nach dem Durchmarsch durch die Städte Grünberg und Schotten marschieren beide Abteilungen nach Laubach, wo also etwa 1000 Mann zusammengezogen werden. Von 12.15 Uhr bis 13 Uhr werden sämtliche SA-Leute in Laubach verköstigt. Nach der Mittagspause findet unter Führung von Sturmbannführer Hahn (Laubach) auf dem roten Berg die Wehrsportübung statt. Ein Propagandamarsch durch die Stadt mit Vorbeimarsch auf dem Marktplatz schließt sich gegen 15.30 Uhr an. Bis zum Abend konzertieren in sämtlichen Sälen Laubachs SA-Kapellen. Die 90 Musiker vereinigen sich um 19.30 Uhr auf dem Marktplatz zum "Großen Zapfenstreich". (Grünberger Anzeiger) |
24. Januar 1933 | Bürgermeister-Tagung in SchottenDas Kreisamt Schotten hielt am 24. Januar 1933 im Rathaussaal in Schotten eine amtliche Bürgermeisterversammlung unter Leitung von Regierungsrat Schwan ab. Alle Gemeinden waren vertreten. Der Vorsitzende des Arbeitsamtes Gießen, Regierungsrat Dr. Bues, entwickelte zunächst den Plan des Jugend-Notwerks, das auch im Kreis Schotten bald in die Tat umgesetzt werden soll. Es gelte, die jungen Leuten von 15 bis 25 Jahren zu betreuen. Neben Unterricht, Vorträgen, Berufsvorbildung und sportlicher Ausbildung soll den jungen Menschen auch in einer gemeinsamen Mahlzeit ein kostenloses, gutes Essen gereicht werden. Der Redner bat um eifrige Unterstützung der Gemeinden bei dem großen Werk. ... Danach berichtete Regierungsrat Dr. Bues über die weitere Durchführung des freiwilligen Arbeitsdienstes und der Notstandsarbeiten. Nur noch ein Drittel der Maßnahmen werden im Weg des offenen freiwilligen Arbeitsdienstes durchgeführt, während der größere Teil, zwei Drittel nur noch durch die geschlossenen Arbeitslager ausgeführt werden soll. Die einzelnen Gemeinden müssen sich zu Arbeitsgemeinschaften zusammenschließen, ... 40 Lager seien vorgesehen, hiervon seien bereits 25 in Vorbereitung begriffen. Die Gemeinden könnten die Lager vor allem durch Überlassung von Holz für den Bau der Baracken unterstützen. Die Gemeinden hätten das Werkzeug für die Arbeiten zu stellen ... Die Gemeinden des Kreises werden den Anregungen gern folgen, mehrere Lager im Kreise sind bereits beantragt und im Entstehen begriffen. Auch über die Notstandsarbeiten und ihre Vorteile für die Gemeinden wurde verhandelt. Die Versammlung beklagte sich über die für die Gemeinden unangenehmen Folgen der sogennanten Karrenzzeit, innerhalb der die Gemeinde für die Arbeitslosen sorgen muß. Eine Entschließung, die an die maßgebenden Stellen weitergeleitet wird, wurde von der Versammlung angenommen ... Das neue Sofort- und Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichsregierung wurde sehr kritisch und skeptisch beurteilt. Die Gemeinden, ... können sich nicht zur Aufnahme neuer Schulden, die zudem mit 6 Prozent verzinst werden müssen, entschließen. Aus allen Ausführungen der verschiedenen Bürgermeister, die sich an der Debatte beteiligten, klang ein Klagelied über die trostlose Lage der Gemeinden, auf die man vom Reich und Land alle Lasten abwälze und die man ihrem Schicksal überlasse. Die neue Verordnung über die Zwangsvollstreckung wegen Forderungen gegen die Gemeinden wurde besprochen und vom Kreisamt Schutz gegen Zwangseingriffe in das Gemeindevermögen verlangt. ..., aber die ungeheuren sozialen Lasten verschlingen alle Mittel. Wenn seither Unruhen vermieden worden seien, so verdanke man dies nur den Gemeinden, die in erster Linie ihre Sorgen den hungernden Menschen zugewandt hätten. Einzelne Gemeinden waren dazu übergegangen, böswilligen Schuldnern gegenüber als wirksame Gegenmaßnahme das Gemeindefaselvieh zu sperren und die Wasserleitung abzustellen. ... (Grünberger Anzeiger) |
10. Januar 1933 | Meldungen 1933In Kürze werden die Lardenbacher Brauneisenbergwerke mit verstärkter Belegschaft arbeiten. Zum größten Teil werden diejenigen Arbeiter eingestellt, die bei Stillegung der Stockhäuser Grube entlassen wurden. Während das Erzlager bei Stockhausen völlig ausgebeutet ist, bergen die Lardenbacher Lager noch einigen Vorrat. Dieser Tage wurde im Kirchspiel Groß-Eichen und Klein-Eichen durch die Kinder eine Lebensmittelsammlung zugunsten der Winterhilfe vorgenommen. Die Gaben wurden heute (10. Januar 1933) mittels Lastkraftwagen abgeholt und nach Offenbach verbracht, wo sie in der Volksküche Verwendung finden. (Grünberger Anzeiger) |
07. Januar 1933 | EisenbahnDie Reichsbahndirektion beharrt auf der Aufhebung des Lokomotivbahnhofs Laubach, das Zugbegleitpersonal bleibt in Laubach. Eingehende Feststellungen hatten das Ergebnis, daß auf der Strecke Beienheim - Hungen - Mücke die Betriebsführung vereinfacht und den gegenwärtigen Verhältnissen angepasst werden kann, wenn einzelne betriebliche Maßnahmen und Fahrplanänderungen durchgeführt werden. (Grünberger Anzeiger) |
05. Januar 1933 | Gemeindewahlen in HessenNach gesetzlicher Vorschrift haben im Volksstaat Hessen die Wahlen zu den Stadt- und Gemeindeparlamenten im Jahre 1933 so zeitig zu erfolgen, daß etwaige Wahlbeanstandungen vor Ablauf der mit dem 31. Dezember 1933 endenden vierjährigen Mandatsperiode verwaltungsgerichtlich zur Erledigung gelangen können. Seither erfolgten die Stadt- und Gemeindewahlen in Hessen im Spätherbst des vierten Mandatsjahres. Durch Nationalsozialisten und Kommunisten ist jedoch im Hessischen Landtag der Antrag gestellt worden, die Gemeindewahlen schon im Februar dieses Jahres stattfinden zu lassen. Eine Annahme dieses Antrages hätte verfassungsmäßige Schwierigkeiten. Die hessische Städte- und Landgemeinde-Verfassung sieht für kommunale Parlamente eine vierjährige Mandatsperiode vor, die mit dem Ablauf des vierten Kalenderjahres endet. Wird also der Hessische Landtag mit einfacher Mehrheit die Festsetzung der Gemeindewahlen im Februar 1933 beschließen, dann würde das vierte Mandatsjahr doch erst am 31. Dezember enden, wenn nicht eine verfassungsändernde Mehrheit des Landtages eine Verkürzung der Mandatsdauer beschließt. Da der Hessische Landtag aus 70 Mitgliedern besteht und eine verfassungsändernde Mehrheit aus mindestens 52 Stimmen bestehen müßte, wären Sozialdemokraten und Zentrum allein imstande, den Antrag auf Kürzung der Mandatsdauer zu Fall zu bringen. (Grünberger Anzeiger) |
03. Januar 1933 | Kirchliche StatistikAus der kirchlichen Statistik des Jahres 1932 ist aus dem Kirchspiel Groß-Eichen und Klein-Eichen folgendes zu berichten: Getauft wurden 24 Kinder (Groß-Eichen 17, Klein-Eichen 7). Kirchlich getraut wurden 13 Paare (Groß-Eichen 11, Klein-Eichen 2). Kirchlich zu Grabe getragen wurden 11 Personen (Groß-Eichen 9, Klein-Eichen 2). Konfirmiert wurden am 2. Ostertage 8 Kinder (7 Knaben und 1 Mädchen), darunter 2 Knaben aus Klein-Eichen. An der Christenlehre nahmen in 10 Zusammenkünften 155 Knaben und 113 Mädchen teil. Zum heiligen Abendmahl gingen in Groß-Eichen: 397 Männer und 408 Frauen; in Klein-Eichen: 95 Männer und 90 Frauen; insgesamt also 492 Männer und 498 Frauen. Die Gottesdienste wurden besucht in Groß-Eichen von 4 465 Männern, 5 389 Frauen und 5 491 Kindern; in Klein-Eichen von 812 Männern, 780 Frauen und 379 Kindern. Der gesamte Gottesdienstbesuch des Kirchspiels betrug also: 5 277 Männer, 6 169 Frauen und 5 870 Kinder. Am Kindergottesdienst nahmen in 22 Zusammenkünften 1 006 Knaben und 722 Mädchen teil. An Gaben und Kollekten für Zwecke christlicher Liebestätigkeit gingen insgesamt ein: 788.72 RM. (im Vorjahr: 953 RM:); das bedeutet auf den Kopf der erwachsenen evangelischen Gemeindeglieder des Kirchspiels: 1,19 RM. (Grünberger Anzeiger, 3. Januar 1933)) |
03. Januar 1933 | Öffentliche ArbeitsbeschaffungAn der Schwelle des neuen Jahres dürfte es nicht unvermessen sein, Rückschau auf die öffentliche Arbeitsbeschaffung des letzten Jahres in Oberhessen zu halten und aus dieser Rückschau Anregungen für die öffentliche Arbeitsbeschaffung im neuen Jahre zu geben. Mit tatkräftiger Förderung fast aller oberhessischen Herren Bürgermeister, Amtsvorstände und Dietioren der Feldbereinigungs-Kommissionen, Forstämter, Hochbauämter, Kreisämter, Kulturbauämter und Landwirtschaftsämter haben im letzten Jahre 208 Notstandsarbeiten und 524 Arbeitsdienste durchgeführt oder in Angriff genommen werden können. Alle diese Arbeiten kommen der Allgemeinheit zugute. An diesen öffentlichen Arbeiten sind die 6 oberhessischen Kreise und auch die einzelnen Gemeinden mit verhältnismäßig großen Unterschieden beteiligt: Für den freiwilligen Arbeitsdienst wurden im alten Jahr insgesamt 524 Maßnahmen genehmigt. Für diese 524 Maßnahmen, für die insgesamt 12 900 Arbeitsdienstwillige genehmigt wurden, kamen ein Förderungsbetrag von insgesamt 1 793 166,80 RM. in den Kreisen zur Bewilligung. Die Gesamt-Förderungssumme, die aus Mitteln der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung für diese öffentlichen Arbeiten in Oberhessen im letzten Jahr bewilligt worden ist, beträgt mithin 3 038 152,80 RM. Arbeit schaffen ist der Wille der Regierung. Leider wird noch eine geraume Zeit vergehen, bis die Tausende Erwerbslosen unserer Provinz durch natürliche Belebung der Wirtschaft wieder in den Produktions-Prozeß eingegliedert sind. Für das neue Jahr soll es mancherlei Projekte geben, die entweder als Notstandsarbeiten oder im freiwilligen Arbeitsdienst durchgeführt werden sollen. Von den Planungen der Kulturämter abgesehen, sind u. a. die Forstämter und einige Bürgermeistereien aus den Kreisen Alsfeld, Gießen und Schotten hieran beteiligt. Im Kreis Schotten sind das die Orte: Breungeshain, Helpershain, Ulfa, Wingershausen, Busenborn, Kölzenhain, Schotten, Eichelsdorf. Lardenbach und Wetterfeld. (Grünberger Anzeiger) |
03. Januar 1933 | Der Grünberger Anzeiger veröffentlichte am 3. Januar 1933 unter "Aus Stadt und Land" diesen Wetterbericht. Woher diese Daten stammen ist nicht belegt. Abnormer Winter 1933Das nun seit Wochen andauernde eigenartige nichtwinterliche Wetter erinnert an abnorme Winter, die es auch in früheren Zeiten gegeben hat. So war im Jahre 1172 ein so weicher Winter, daß die Vögel im Februar schon Junge ausgebrütet hatten. Der Winter 1178 war im Anfang sehr gelinde, weshalb auch die Blüten zeitig hervorbrachen; aber von der Mitte des Monats März bis in die Mitte des Monats Mai verdarb die große Kälte allen Wein und alle Früchte. Anno 1186 war ein so gelinder Winter und um Weihnachten herum war es so warm, daß die Bäume im Januar zu blühen anfingen. Das Jahr 1232 verzeichnete gleichfalls einen warmen schneelosen Winter, der kaum 16 kalte Tage hatte. 1286 waren die drei letzten Monate des Jahres so warm, daß nicht allein Bäume und Rosen blühten, sondern auf Weihnachten sich die Kinder in den Flüssen badeten. Im Jahre 1328 war ein derart warmer Winter, daß im Januar im Erzgebirge die Bäume blühten und im Mai geerntet wurde, dann wieder war 1420 ein solch warmer Winter zu verzeichnen, daß im April die Hecken voll Rosen standen; im Mai konnte man bereits zeitige Kirschen pflücken. Auch das Jahr 1479 verzeichnete einen sehr warmen Winter und durchaus keinen Schnee. Ein sehr heißer Sommer folgte, ohne Regen zwischen Pfingsten und Michaelis, so daß man um den Petri- und Paulitag nicht mehr mahlen konnte; sonst ein fruchtbares Jahr. Anno 1538 war der Sommer sehr kalt; hingegen trugen die Jungfern auf das Neujahr Kränze von Violen und Kornblumen. Anno 1555 oder 1557 blühten einige Bäume im Herbst; am Michaelitage gab es Erdbeeren und am Lucäitag Rosen. (Grünberger Anzeiger) |
01. Januar 1933 | NeujahrDie Neujahrsnacht ist in Grünberg und Laubach ruhig verlaufen. Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern hat im Vergleich zu den vergangenen Jahren weiter nachgelassen. (Notverordnung). Einige scharfe Schüsse wurden beobachtet. Die Apollo Lichtspiele verzichteten auf die Vorführung des angekündigten Films. Dagegen war am Neujahrstag das Kino fast ausverkauft. "Der Sieger" unterhielt die Besucher aufs angenehmste. Der Vorführer bedankte sich in einer kleinen Ansprache für den guten Besuch und teilte mit, daß er bei der Ufaleihe in Frankfurt das Aufführungsrecht von 20 neuen Tonfilmen, darunter Spitzenleistungen der Ufa, erworben habe; er hoffe, daß starker Besuch der künftigen Aufführungen das Unternehmen in Grünberg lebensfähig erhalte. (Grünberger Anzeiger |
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