19. Dezember 1964

Weihnachtsfeier des MGV

Die traditionelle Weihnachtsfeier des Gesangvereins "Eintracht" Lardenbach/Klein-Eichen war am Samstag gut besucht. Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Günther Zimmer schloß sich ein schönes Programm an.

Der Gesangverein umrahmte die Feier mit wohlgelungenen Chören. Einige Schüler des Dirigenten Nicolai spielten Weihnachtslieder auf dem Schifferklavier. Gedichtvorträge der Schulkinder bereiteten den Eltern große Freude. Den Höhepunkt bildete das persönliche Erscheinen des Nikolaus. Gar manches Kinderherzchen schlug wohl höher, teils vor Freude, teils vor Angst, als der Weihnachtsmann die Geschenke verteilte und dabei die Namen der Kleinen einzeln aufrief.

Nachdem die Kleinen zu Bett gebracht waren, saß man gemütlich beisammen und tanzte nach den Klängen einer improvisierten Kapelle.

(HZ)

 
05. Dezember 1964

Erich Funk wieder Bürgermeister

Am Samstag (5. Dezember 1964) wählte die Gemeindevertretung den einzigen Kandidaten, Erich Funk unter dem Beifall der Zuhörer einstimmig wieder zum Bürgermeister. Zuvor wurde in der öffentlichen Sitzung Ernst Lein einstimmig zum Schriftführer gewählt. Geleitet wurde die geheime Abstimmung von Heinrich Zimmer. 1. Beigeordneter wurde Karl Biedenkopf, 2. Beigeordneter Helmut Zimmer. Karl Biedenkopf, der auch stellvertretender Standesbeamter ist, bekleidet dieses Amt seit 1948. Weiterhin im Gemeinderat sind Heinz Leßmann, Erwin Kühn und Günther Zimmer.

Bürgermeister Funk, der mit 44 Jahren noch zu der "jungen Garde" zählt, bedankte sich für das ihm bewiesene Vertrauen und versprach, auch in den nächsten vier Jahren sich voll in den Dienst der Gemeinde zu stellen. Er lud die anwesenden Bürger zu einer kleinen Feier in das Gasthaus Felsing in Lardenbach ein.

Während der letzten Amtsperiode vollbrachte die drittkleinste Gemeinde des Kreises Gießen hinter Arnsburg und Winnerod (rd. 180 Einwohner), unter Bürgermeister Funk beachtliche Leistungen. Sie baute eine Gemeinschafts-Gefrieranlage, führte die Kanalisation, eines der schwierigsten Probleme, mit einem Kostenaufwand von rd. 140.000 DM durch, teerte die Gemeindestraßen und die Bürgersteige (Kosten: 135.000 DM), deckte das schadhafte Kirchendach mit Kunstschiefer, desgleichen auch das Back- und Wiegehaus, und schotterte alle Ortswege und einige Feldwege.

Da man nicht hinter der Zeit herhinken wollte, schloß man sich dem "Mittelpunktschulverband Grünberg" an. Mit den Gemeinden Stockhausen, Weickartshain und Lardenbach ist Klein-Eichen mit an dem Projekt "Abwasserverband Seenbachtal" beteiligt, das im nächsten Jahr mit dem Bau der Kläranlage bei Stockhausen begonnen werden soll.

Als dringendes Problem für die nächsten vier Jahre steht der Bau eines Versammlungsraumes an. Bisher war man gezwungen, in den angrenzenden Nachbarort Lardenbach auszuweichen. Weiter besteht ein dringendes Bedürfnis nach einem Kinderspielplatz. Bürgermeister Funk hofft, auch diese zwei Wünsche unter Mithilfe aller, noch bewältigen zu können.

Schon eine Woche vor dieser Wahl hatte der Lardenbacher Gemeinderat Bürgermeister Reinhard Mölcher zum vierten Male gewählt. Mölcher wurde im März 1955 erstmals zum Bürgermeister gewählt.

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25. Oktober 1964

Kreis- und Gemeindewahlen 1964

Bei den Wahlen zum Kreistag Gießen und für die Gemeindeparlamente des Kreises gab es am Sonntag (25. Oktober 1964) wieder eine verhältnismäßig hohe Wahlbeteiligung. Da sich auch die Zahl der Einwohner des Kreises erhöht hat, sind für die nächste Legislaturperiode wieder 38 Abgeordnete im neuen Kreistag vertreten. Mit großem Vorsprung vor den anderen Parteien ging die SPD durchs Ziel. Von den 59043 gültigen Stimmen sicherte sie sich einen Anteil von 32735 Stimmen, das sind gleich 55,5 Prozent. Die CDU errang mit 10086 Stimmen 17,1 Prozent, die FDP kam mit 9949 Stimmen auf 16,8 Prozent. Die GdP/BHE (Gesamtdeutsche Partei/ Block der Heimatvertriebenen) kam auf 6273 Stimmen und damit auf 10,6 Prozent.

Bei gutem Wetter war für viele der Weg zur Wahlurne ein Spaziergang. In Klein-Eichen führte der Weg zu Bürgermeister Erich Funk. In dessen Wohnhaus konnten die Wahlberechtigten ihre Kreuzchen machen. Von den 123 Wahlberechtigten hatten 89 ihre Stimme abgegeben. Und alle Stimmzettel waren gültig. Dagegen gab es in Lardenbach drei ungültige Stimmen bei 206 Wählern. Im Nachbarort hätten 297 Wahlberechtigte zur Urne gehen können. Eine Briefwahl war übrigens trotz der Diskussionen darüber bei dieser Kommunalwahl noch nicht möglich.

Auch die Wahl der Gemeindevertreter fand an diesem Sonntag statt. In Klein-Eichen und Lardenbach traten dazu Wählergemeinschaften an. Diese Geminschaftsliste erhielt in Klein-Eichen alle 68 gültige Stimmen. Allerdings waren 21 Stimmen ungültig. Diese Wähler waren wohl nicht mit der Liste einverstanden. Ebenso war es in Lardenbach. Die Gemeinschaftsliste erhielt 169 gültige Stimmen. Und 37 waren ungültig.

Als Gemeindevertreter gewählt wurden in Klein-Eichen folgende Herren: Karl Biedenkopf, Erich Funk, Heinrich Zimmer, Heinz Leßmann, Ernst Lein, Günther Zimmer, Erwin Kühn, Emil Träger, Helmut Zimmer und Gerhard Träger.

(HZ, GAZ)

Ergebnis Kreistagswahl in Klein-Eichen:

1964
1960
Kreistag
Kreistag
SPD
29
20
CDU
14
9
FDP
44
55
GDP/BHE
2
5
Überp. Landv.
-
1
DP
-
1
     
 
12. Oktober 1964

Mittelpunktschule Grünberg

Anfang September (4. Sep. 1964) erfolgte der erste Spatenstich für die neue Mittelpunktschule Grünberg. Die Schule entsteht im Waldstück nahe des Sportstadions. 16 Gemeinden aus den Kreisen Gießen und Alsfeld beteiligen sich an dem 5,1-Millionen-Projekt. Das sind: Grünberg, Göbelnrod, Saasen, Ettingshausen, Queckborn, Lauter, Lardenbach, Klein-Eichen, Stockhausen, Stangenrod, Lumda, Reinhardshain, Weickartshain, Weitershain, Atzenhain und Lehnheim. Die Mittelpunktschule ist somit die größte des ganzen Kreises. Sie wird nach ihrer Fertigstellung über eine mehrklassige Volksschule, über Realschule- und Sonderschulzüge verfügen.

Der Schulkomplex besteht aus ein- bis dreigeschossigen Gebäuden. Drei Haupttrakte bilden das Zentrum. 27 Normalklassen sind geplant, davon sieben Großraumklassen zu je 75 Quadratmetern. Ferner sind neun Fachräume vorgesehen sowie drei Sonderschulklassen. Daneben entstehen noch einige Verwaltungsgebäude. Auch den Bau einer Turnhalle hat man bereits einkalkuliert. Mit diesem Vorhaben werden 27000 Kubikmeter Raum umbaut. Die spätere Nutzfläche wird bei 5500 Quadratmetern liegen.

Bürgermeister Anschütz betonte bei der Feier, dass die Gründung des Schulverbandes sowie die Planung der Schule harmonisch abgelaufen seien. Es sei von vornherein klar gewesen, dass der Verband die Finanzierung des Projektes nicht habe allein bewältigen können. Man habe sich daher frühzeitig bemüht, von Land und Kreis die größtmögliche Unterstützung zu erhalten. Der Bürgermeister wies dann weiter auf die Bedeutung einer guten Ausbildung und Erziehung für die Jugend hin und sagte, dass man darauf bedacht sein müsse, die Unterschiede zwischen Stadt und Land zu beseitigen. Denn nur so, fuhr Bürgermeister Anschütz fort, könne die heranwachsende Generation auf eine größere Mitwelt vorbereitet werden.

Am 12. Oktober vergab die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Mittelpunktschule Grünberg im Sitzungssaal des Rathauses die Rohbauarbeiten für die Schule. Verbandsvorsteher Rühl bekundete seine Freude über den raschen Fortgang der bisherigen Arbeiten. Die Maurer-, Beton-, Kanalisations- und Isolierungsarbeiten vergab die Versammlung in zwei Teilen, und zwar an Faber Schnepp (Gießen) für 1 816 990 DM und an W. Müller, Atzenhain für 428 163 DM. Bei den Zimmerarbeiten erhielt den Zuschlag die KG Jäger Sohn (Queckborn) für 21 480 DM. Als Wenigstnehmende führen aus: Spenglerarbeiten die Fa. W. Löchel für 31 506 DM, die Fa. Schröder für 8395 DM. Die Dachdeckerarbeiten fielen an die KG Rüther in Sprendlingen für 99 347 DM.
Die Erdarbeiten waren schon vor dem ersten Spatenstich vergeben worden. Den Zuschlag erhielt die Firma Tröller Peppler mit der Angebotssumme von 112 000 DM. Diese Arbeiten wurden gleich nach dem Spatenstich aufgenommen.

(HZ, GAZ)

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26. September 1964

Straßenfest in Klein-Eichen

Die 175 Köpfe zählende Gemeinde Klein-Eichen feierte am Samstagabend (26. September 1964) in Anwesenheit von nahezu der gesamten Bürgerschaft im Saal der Gastwirtschaft Felsing in Lardenbach ein für eine so kleine Gemeinde besonderes bedeutsames Ereignis: das Straßenfest. Als Ehrengäste waren anwesend: Landrat Dr. Maraun, Reg.-Bauinspektor Reichert (Grünberg), der Chef der Baufirma Ruhl (Angersbach) und die Bürgermeister des Seenbachtals.

Mit mächtigen Fanfaren- und Paukenklängen verschönerte der Hansa-Musikverein Gießen in dekorativer altdeutscher Tracht, schier die Mauern sprengend, die Feier. (In bestem Einvernehmen mit den Klein-Eichenern zeltet der Verein seit zwei Jahren in ihrer Gemarkung im Steinbruch.)

Der Ausbau der Ortsstraßen sei, begann Bürgermeister Erich Funk seine Eröffnungsansprache, für das finanzschwache Klein-Eichen ein großes Vorhaben gewesen. Das 100.000-DM-Projekt wurde in der Bürgerversammlung vom 22. März 1963 beschlossen. Ein Vierteljahr später begann die Ausführung. Der Kreiszuschuß (24.000 DM) war diesmal höher als der des Landes (21.000 DM). Herzlich dankte der Bürgermeister dem Landrat und dem Kreisausschußmitglied Bürgermeister Jochim (Stockhausen). 500 DM steuerten die Anlieger freiwillig bei. Der Rest wird durch ein Darlehen von 40.000 DM und eine Rücklage aus dem Jahr 1962 finanziert. Mit einem Dankeswort an die Männer der Gemeindevertretung und die Arbeiter der Baufirma schloß Bürgermeister Funk.

In mancher Beziehung sagte Landrat Dr. Maraun, sei Klein-Eichen hinsichtlich des Straßenbaus besser dran als Gießen. Ein großer Teil der Straßen sei dort längst nicht so gut ausgebaut wie hier. Das sei ein Beweis dafür, was in kleinen Gemeinden unter Anspannung aller Kräfte geleistet werden kann. Auch Kanal und Wasserversorgung seien erst in den letzten vier Jahren in Ordnung gebracht worden. Von primitiven Lebensverhältnissen auf dem Land, die früher viele Menschen in die Stadt getrieben hätten, könne heute keine Rede mehr sein. Wo hätte auch früher eine Gemeinde von 175 Köpfen mit einem 100.00-DM-Projekt jonglieren können? Zusätzlich dazu habe der Kreis seine durch den Ort führende Straße für 50.000 DM ausgebaut. Mitte Oktober dieses Jahres würden alle Kreisstraßen (200 km) einmal ausgebaut sein. 12 Millionen DM stellte der Kreis in den letzten Jahren für den Ausbau von Gemeindestraßen zur Verfügung.

Vorsitzender Wagner vom Hansa-Musikverein Gießen dankte der Gemeinde sehr herzlich für die gastfreie Aufnahme, die gerade der Jugend des Vereins durch die Bereitstellung eines Zeltplatzes in landschaftlich reizvoller Lage gewährte. Pläne, diese Erhohlungsstätte dort für immer fest einzurichten nähmen, so sagte er, immer festere Formen an.

Der erste Beigeordnete Karl Biedenkopf stattete Bürgermeister Funk, für die bei dem großen Projekt bewiesene Initiative und vor allem für die dabei geleistete Arbeit den Dank der Gemeindevertretung ab. Nach dem offiziellen Teil blieb man noch ein paar Stunden fröhlich beisammen.

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21. April 1964

Bürgerversammlung im "Ausland"

Die 176 Köpfe zählende Gemeinde am Rand des Landkreises Gießen hat weder eine Gastwirtschaft noch sonst einen Raum, der für Versammlungszwecke geeignet wäre. Deshalb traf man sich am Dienstagabend (21. April 1964) zur Bürgerversammlung mit Landrat Dr. Maraun (zum ersten Mal besuchte ein Landrat die kleine Gemeinde) und Regierungsoberamtmann Bodenbender im benachbarten "Ausland", in der Lardenbacher Gastwirtschaft Felsing.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Funk schilderte Landrat Dr. Maraun ausführlich die beim Ortsrundgang Anfang April vorgefundenen Verhältnisse.

Die drittkleinste Gemeinde des Kreises (nach Winnerod und Arnsburg) hat einige Besonderheiten aufzuweisen, einerseits bedingt durch die "Größe" anderseits durch ihre exponierte Stellung an der Seite der Gemeinde Lardenbachs. Mit der Klein-Eichen längst nicht soviel Gemeinsames hat, wie man gemeinhin annehmen möchte.

So steht in Klein-Eichen beispielsweise eine Filialkirche von Groß-Eichen. Geläutet wird bei sämtlichen Anlässen mit "allen Glocken", eben weil die Kirche nur eine hat. Der Bürgermeister ist zugleich Kirchendiener und der Ortsdiener eine Frau. Seit 1911 haben Lardenbach und Klein-Eichen eine zentrale Wasserversorgung. Der 100 cbm fassende Hochbehälter wird demnächst für 4000 DM repariert werden müssen. Seine Kanalisation konnte Klein-Eichen 1962 abschließen. Es trat kürzlich dem Abwasserverband Seenbachtal bei.

1963 baute die Gemeinde ihre Straßen für 101.000 DM aus. Dazu kamen 560 Meter Feldwege 1958-59 mit Mitteln aus dem Grünen Plan und des Jagdpachterlöses. Es steht auf dem Gebiet aber noch einiges an. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden vier neue Häuser. Fünf neue Bauplätze in guter Lage stehen im Moment zur Verfügung. Möglichkeiten für größere Projekte bieten sich zwar an, sind aber wegen der verkehrsungünstigen Lage der Gemeinde für Baulustige nicht sehr interessant.

Die Lieblingsidee des Gemeinderates: "Ansiedlung eines Industriebetriebs" wird sich aus diesem Grund wohl nicht so schnell verwirklichen lassen. Wegen des Standortes einer Gemeinschafts-Gefrieranlage konnten sich die beiden "Tür-an-Tür-Gemeinden" nicht einigen, und so ging die Einrichtung einer eigenen Anlage mit 28 Fächern beinahe über die finanziellen Kräfte Klein-Eichens. Die zuständige Molkerei ist nicht etwa in Groß-Eichen, sondern in Weickartshain. Mit Lardenbach hat es eine Bezugs- und Absatzgenossenschaft und eine Schule gemeinsam, ansonsten ist es Mitglied des Schulverbandes Grünberg.

In der Diskussion schnitt Bürgermeister Erich Funk sofort das Thema "Raum für Gemeinschaftsveranstaltungen" an. Der Landrat schlug "ein Dorfgemeinschaftshäuschen" (große Heiterkeit!) vor, da sich ein Haus für 176 Einwohner (ein Drittel davon waren anwesend) sowieso verbiete. Das Häuschen könne evtl. mit einem Kinderspiel- und Kleinsportplatz kombiniert werden. Zur Zeit ist man auf der Suche nach einem geeigneten Platz dafür.

"Warum habt ihr das Kreiskrankenhaus nicht nach Grünberg gebaut, wo wir doch eine so schlechte Busverbindung nach Lich haben?" wollte ein Bürger wissen. Der Landrat legte noch einmal die schon bekannten Gründe für die Wahl von Lich dar.

Kummer macht den Klein-Eichenern und Lardenbacher, dass die Haltestelle der im Oktober 1963 neu geschaffenen Omnibuslinie Ulrichstein-Mücke-Weickartshain-Grünberg-Gießen ca. 1000 Meter von Lardenbach entfernt im Ortsteil Weickartshain-Seenbrücke ohne Unterstellmöglichkeit liegt. Auf der Kreuzung Seenbrücke-Lardenbach an der B 276 steht nämlich eine Wirtschaft, zudem noch mit einem Vordach zum Unterstellen. Sie wäre viel besser als Wartestelle geeignet.
Der Landrat empfahl eine Beschwerde bei der Bundesbahn mit möglichst vielen Unterschriften.

Ein weiterer Diskussionspunkt: Ob man der Gemeinde nicht durch den Ausbau eines Wochenendgebietes finanziell etwas auf die Beine helfen könnte? Die landschaftlich außerordentlich reizvolle Umgebung biete sich dazu an. Ein Vertreter des Gemeinderates schlug den Galgenberg in Richtung Sellnrod dafür vor. Das habe nur Sinn beschied der Landrat die Hoffnungsfreudigen, wenn es gelinge, wertloses Gelände teuer zu verkaufen.

Zu Beginn des Abends lief, wie nun in nächster Zeit bei ähnlichen Anlässen überall im Kreis der Farbfilm: Tagebuch des Landkreises.

Soweit die Ausführungen der Grünberger Heimat Zeitung zur Bürgerversammlung 1964.

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30. März 1964

Meldungen

Der Gießener Kreislandwirt hatte seine Berufskollegen aus den Kreisen Lauterbach, Alsfeld, Marburg, Wetzlar und Dillkreis zu einer gemeinsamen Besprechung nach Gießen eingeladen. Es waren außerdem der Gießener Bürgermeister, der Hessische Bauernverband und der Bäuerlichen Hauptgenossenschaft anwesend. Der Kreislandwirt führte aus, in einer Zeit der Konzentration biete sich der geographische und Verkehrsmittelpunkt Gießen als Standort eines Gemeinschaftsschlachthofes mit Großviehmarkt und Schlachtviehverwertung an. Wegen der Eingliederung der deutschen Landwirtschaft in die EWG sei eine Rationalisierung dringend nötig.

Zum Familienabend der Freiwilligen Feuerwehr Grünberg in der Turnhalle erschienen am Samstag (7. März 1964), von Ortsbrandmeister Parma herzlich begrüßt, Landrat Dr. Maraun, Bezirksbranddirektor Brandrat a. D. Zerbe, Kreisbrandinspektor Hahn, der Stadtbrandinspektor von Gießen und Stadträte von Grünberg. Die Veranstaltung gab den Rahmen ab für die Ehrung der vier Wehren aus Großen-Linden, Lardenbach, Grünberg und Gießen. Der Landrat rühmte den guten Geist der Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises Gießen. Er stellte in diesem Zusammenhang als besonders vorbildlich die Lardenbacher Wehr heraus und stellte ihr einen beachtlichen Zuschuß des Kreises für ein neues Fahrzeug in Aussicht. Der Bezirksbranddirektor überreichte die Leistungsplakette des Hessischen Ministers des Inneren auch an Helmut Felsing von der Löschgruppe Lardenbach.

Am 13. März vor 75 Jahren gründete die Bergwerksgesellschaft "Barbara-Erzbergbau" in Düsseldorf ihre Zweiggesellschaft Brauneisenstein-Bergwerk Gewerkschaft "Louise" in Merlau. Dieses Jubiläum soll feierlich mit einem Bergfest begangen werden. Die erste Abbaustelle der neu gegründeten Gesellschaft war die Grube "Ernestine" im Ortskern von Nieder-Ohmen. Es folgten die Gruben bei Weickartshain, Freienseen, Lardenbach, Stockhausen, Groß-Eichen, Ilsdorf und Flensungen. Heute (1964) liegt wieder der Schwerpunkt im Tagebau. Neu ist die Erzgewinnung bei Rüdingshausen.

An der Spitze in Hessen liegt der Landkreis Gießen mit der Bildung von Mittelpunktschulverbänden. Gebildet sind bisher zwölf Mittelpunktschulverbände, bei zwei weiteren sind Verhandlungen über die Bildung im Gange. Offen ist lediglich der Raum Großen-Buseck. Unter diesen zwölf Verbänden befindet sich auch Grünberg mit Ettingshausen, Göbelnrod, Grünberg, Klein-Eichen, Lauter, Lardenbach, Lumda, Queckborn, Reinhardshain, Saasen, Stockhausen, Weickartshain, Weitershain sowie Atzenhain und Lehnheim im Kreis Alsfeld. Für die Schulen in Grünberg und Hungen liegen die genehmigten Raumprogramme und die Baupläne zur Bewilligung der Landesmittel beim Kultusministerium in Wiesbaden vor. In Grünberg ist auch ein Realschulzug geplant.

Im Vogelsberg gab es in diesem Jahre weiße Ostern (27.-30. März 1964). Nach einem Kälteeinbruch am Wochenende überzogen sich die Bäume mit Rauhreif und es fiel Schnee, der auf den Straßen in den Höhenlagen zu Verkehrsbehinderungen führte. Besonders auf den Waldstrecken lag der Schnee mehrere Zentimeter hoch. Zu der kalten Witterung gesellte sich in den Abendstunden des Ostersonntag auch noch ein dichter Nebel.

(Grünberger Heimat Zeitung/Gießener Freie Presse)

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19. März 1964

Wenig Interesse an Fremdenverkehr

Kein Fremder, der durch die sauberen Straßen und an den schmucken Häusern des Ortes vorbeigeht, wird vermuten, daß sich hinter den Fenstern nur wenig Interesse für den Fremdenverkehr finden läßt, obwohl auch die Landschaft hier jeden Sommergast entzücken würde. Wie Bürgermeister Reinhard Mölcher im Gespräch erläuterte, sind seine Versuche zum Ankurbeln des Fremdenverkehrs fehlgeschlagen, da die Bevölkerung kein Interesse zeigte.

Überhaupt stemmen sich die Bewohner gegen Maßnahmen, die neu und eben ungewohnt sind. So läßt sich auch in moderner Zeit, wo Schul- und Kanalgemeinschaften zwischen Lardenbach und Klein-Eichen bestehen, keine Vereinigung der beiden Orte herbeiführen. Lardenbach und Klein-Eichen wollen selbständig bleiben. Nicht zuletzt sind der unterschiedliche Waldbesitz und einst mittelalterliche Amtszugehörigkeit Schuld an der Ablehnung durch die Lardenbacher Bevölkerung.

Die Gemeinde Lardenbach baute in den letzten beiden Jahren das Straßen- und Kanalnetz aus. Ein neues Feuerwehr-Gerätehaus entstand, und in einigen Wochen wird ein neues Löschfahrzeug erwartet. Auch soll noch im laufenden Jahr ein Kinderspielplatz angelegt werden.

Im Ort finden nur wenige Dorfbewohner Arbeit außerhalb landwirtschaftlicher Betriebe. Von den 420 Einwohnern fahren täglich 45 zur Arbeit in fernen Orten. Lardenbach darf in dieser Hinsicht für sich in Anspruch nehmen, seine Pendler wohl zu dem entferntesten Ziel aus dem Landkreis Gießen zu senden: sie fahren teilweise täglich bis nach Langen bei Darmstadt zur Arbeit.

Bitter beklagt sich Bürgermeister Mölcher über die schlechte Verkehrsbedienung durch die Bundesbahn. Als die Eisenbahnverbindung vor einigen Jahren stillgelegt wurde, habe man durchblicken lassen, es würde eine Bahnomnibus-Linie von Ulrichstein über Lardenbach nach Grünberg geschaffen. Diese Zusage ist jedoch nicht eingehalten worden. So müssen die Lardenbacher drei Kilometer weit bis zur nächsten Omnibushaltestelle laufen, und die dort verkehrenden Omnibusse fahren nach einem ungünstigen Fahrplan.

Der Straßen-, Kanal- und Feuerwehrhaus-Bau hat die Gemeindefinanzen sehr stark beansprucht, so daß Lardenbach im laufenden Jahr außer den Projekten Feuerwehrauto und Kinderspielplatz ein wenig kurztreten muß. Vielleicht läßt sich dann im nächsten Jahr doch ein Interesse für den Fremdenverkehr wecken, wenn sich die jetzt anlaufenden Bemühungen um Sommergäste in den Nachbarorten günstig ausgewirkt haben. Bürgermeister Mölcher möchte durch den Fremdenverkehr eine wirtschaftliche Lücke Lardenbachs schließen.

(fri/Gießener Freie Presse)

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12. März 1964

Das Landleben im Lesebuch

Mit schweren Schritten geht der deutsche Bauer hinter seinem Pferdepflug, mit dem über die Schulter gebundenem Sätuch schreitet er über das umbrochene Feld, die Kornsaat dem vorbereiteten Boden anvertrauend. Vor seinem Fenster der "guten Stube" ist der Misthaufen hoch aufgetürmt und das Töpfchen fehlt nicht unter dem dicken Federbett des kranken Bübchens. Getreide wird grundsätzlich mit Dreschflegel gedroschen und, ehe es zu Brot wird, in Wind- und Wassermühlen gemahlen.

So sieht das Lesebuch "das Leben auf dem Lande" aus. Diese Art von Darstellung, die in 3000 Schulbüchern anzutreffen ist, erboste die CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, deren Sprecherin Hildegard Schnell - selbst Bäuerin - den Antrag einbrachte, die Landesregierung möge auf den hessischen Schulbuchausschuß einwirken, die Landwirtschaft in Zukunft doch etwas realistischer darzustellen.

Wer sich heute in Schulbüchern über die Landwirtschaft orientiere, könne das Landleben nur als romantisch und rückständig bezeichnen. Nicht zuletzt werde dadurch ein ganzer Berufsstand herabgesetzt. Wie falsch heute ein Stadtkind das Landleben sieht, bewies kürzlich ein Zeichenwettbewerb in den Volksschulen einiger Großstädte. 140 Klassen Dreizehn- bis vierzehnjähriger sollten im Bilde wiedergeben, "wie es auf dem Lande aussieht".

Die besten Zeichnungen wurden während der Grünen Woche in Berlin ausgestellt. Das Ergebnis des Wettbewerbs war überwältigend. Neben dem Idyllischen, wie das fast nie fehlende lustige Hühnervölkchen auf dem Bauernhof, waren auf den Gemälden fast nur Arbeitsgänge festgehalten, die heute kaum noch ausgeführt werden. Zu sehen waren Männer mit Sensen, Garbenbinderinnen mit Sicheln, der bewußte mit Kühen oder Pferden pflügende oder mit einer Hand goldene Saat ausstreuende Bauer.

Nach Ansicht der CDU soll nun wenigstens in Hessen mit dieser völlig falschen Vorstellung vom Landleben aufgeräumt werden. Zumindest hätten die Schulbücher die Aufgabe die Wirklichkeit wiederzugeben: Traktoren, Vollerntegeräte und hygienisch einwandfreie moderne Stallungen, so wie zuweilen der amerikanische Farmer im deutschen Schulbuch abgebildet sei: auf dem Mähdrescher oder dem Rübenerntegerät. Abgeordnete Hildegard Schnell schlug einen Kompromiß vor: man könne ja vergleichende Darstellungen bringen "einst" und "jetzt", wobei links die Romantik und rechts die Wirklichkeit dargestellt werden.

(Grünberger Heimat Zeitung)

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11. März 1964

Neue Straßen und Verkehrsbedienung

Wenn Landrat Dr. Maraun am 7. April in Klein-Eichen weilt, wird er mit Bürgermeister Erich Funk die Möglichkeiten zum Ankurbeln des Fremdenverkehrs beraten müssen. Aus wirtschaftlichen Gründen hält der Bürgermeister den Fremdenverkehr für notwendig. Die äußeren Voraussetzungen in Landschaft, Trinkwasserversorgung, Kanalisation und Straßenbau sind geschaffen, nur fehlt den Dorfbewohnern die Zeit, Sommergäste zu betreuen. Nicht zuletzt hindert auch die schlechte Verkehsbedienung den Fremdenverkehr.

Wie Bürgermeister Funk im Gespräch erläuterte, sind 90 Prozent der Dorfbevölkerung landwirtschaftlich gebunden. Berücksichtigt man, daß von den etwa 180 Dorfbewohnern über 40 zur Arbeit nach Gießen, Grünberg, Laubach, ja sogar nach Frankfurt fahren, läßt sich verstehen, daß diese Menschen nach Feierabend nur noch für die landwirtschaftlichen Arbeiten Zeit haben und der Betreuung von Sommergästen keine Minute widmen können.

Wie bereits erwähnt, sind die Arbeiten am Wasser- und Kanalisationsnetz abgeschlossen. Auch die Straßen im Dorf sind fertig ausgebaut. Der Kreisverwaltung gebühre aufrichtiger Dank für die großzügige Unterstützung des Straßenbaues, betont der Bürgermeister.

Sorgenkind der benachbarten Dörfer Klein-Eichen und Lardenbach ist die schlechte Verkehrsbedienung. Nur morgens und abends berührt ein Omnibus, jedoch jeweils nur in einer Richtung, die beiden Dörfer. Die Omnibuslinie nach Grünberg zweigt bereits in Seenbrücke von der Bundesstraße ab, und die Haltestelle befindet sich beim ehemaligen Bahnhof Weickartshain.

Von der Ortsmitte Klein-Eichen sind es bis zum Bahnhof Weickartshain drei Kilometer Weg, den die Dorfbewohner scherzhaft als "halbwegs Grünberg" bezeichnen. Bürgermeister Funk befürwortet eine Schleife der Omnibuslinienführung bis zur Ortsmitte Lardenbach und dann nach Weickartshain. Die Bewohner von Klein-Eichen würden den Weg zur Ortsmitte Lardenbach als das kleinere Übel betrachten.

Der Ausbau der Dorfstraßen hat natürlich neben den Vorteilen auch Nachteile gebracht. "Die früheren Schlaglöcher zwangen zu langsamer Fahrt, heute brausen die Autos mit 80 km/st durch das Dorf", erläutert der Bürgermeister. Da in dem 180-Seelen-Dorf über 30 schulpflichtige Kinder beheimatet sind, will die Gemeinde möglichst bald einen Kinderspielplatz bauen. Im laufenden Jahr werden die Geldmittel wohl kaum zu seiner Fertigstellung ausreichen, aber spätestens im Sommer 1965 werden die Kinder ihren verkehrsgeschützten Spielplatz haben.

(Gießener Freie Presse)

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09. März 1964

Flächenbrände

Dass alle Veröfentlichungen, nach dem 1. März das Abbrennen von Wiesen, Wegrainen und Buschwerk zu unterlassen, nichts fruchteten, bewies der gestrige (9. März 1964) Tag, an dem es in Grünberg und Umgebung zu zahlreichen Busch- und Wiesenbränden kam. Überwiegend waren Jugendliche die Täter, und nur dem raschen Eingreifen eines Kommandos von städtischen Arbeitern und einer Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr ist es zu danken, dass es nicht zu größeren Schäden kam.

Auch in Lardenbach hatte einer zwischen dem Ort und dem Ortsteil Seenbrücke die Wegraine angesteckt. Durch den Wind begünstigt, breitete sich das Feuer schnell weiter als vorgesehen aus. Die zur Zeit des Brandes vorbeifahrenden Autos mussten, um ihren Lack zu schonen, gewaltig kurven. Ein mit Stroh beladenes landwirtschaftliches Fahrzeug kehrte sogar um.

Der Brand griff dann auf die Böschung einer Schutthalde des ehemaligen Bergwerks "Gewerkschaft Louise" über und brannte das Gras eines verwilderten Obstgardens ab, zum Glück ohne den Bäumen Schaden zuzufügen. An der Grundstücksgrenze des Sägewerks Reining traten dann Arbeiter die Flammen aus.

In einem zweiten, mit jungem Busch- und Zwergobst bepflanzten Obstgarten schlugen ebenfalls die Flammen hinein und setzten das Gras dort in Brand. Zum Glück wurde das Feuer von Angestellten des Grundstückseigentümers bemerkt und gelöscht. Inwieweit die Flammen den jungen Obstbäumen schadeten, werden die nächsten Wochen zeigen.

Die Polizei weist in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Naturschutzverordnung hin, die besagt, dass das Abbrennen von Wiesen, Hecken usw. vom 15. März bis 30. September verboten ist. Eine zweite Verordnung zum Schutz von Wäldern, Mooren und Heiden besagt darüber hinaus, dass in gefährlicher Nähe genannter Anlagen (100 Meter) zu keiner Zeit Feuer ohne Erlaubnis der Forstaufsichtsbehörde hantiert werden darf.

(Grünberger Heimat Zeitung)

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22. Februar 1964

Groß-Eichener Kirche

Unter den vielen, schweren Eichenbalken des Dachstuhles der Groß-Eichener Pfarrkirchen befindet sich einer, der vermutlich über dem Eingang der alten Fachwerkkirche eingebaut war, die etwa an der gleichen Stelle stand.

Der Balken trägt die lateinische Inschrift: "ANNO 1664 QVOD IPSIUS ALTUM EST SUPER ET TERRAS ET SUPER ASTRA DECUS 148". Es handelt sich um ein Bruchstück aus dem Psalm, das in der Lutherschen Übersetzung folgendermaßen lautet: "SEIN LOB GEHT, SOWEIT HIMMEL UND ERDE IST".

In einer neueren Übersetzung ist diese Bibelstelle etwas genauer übertragen: "SEINE HOHEIT GEHT ÜBER HIMMEL UND ERDE". Vermutlich gehörte zu dieser Inschrift ursprünglich auch der zweite Teil. Der vollständige Text mag also in der Züricher Übertragung gelautet haben: "SEIN NAME ALLEIN IST ERHABEN, SEINE HOHEIT GEHT ÜBER HIMMEL UND ERDE".

Die Vorgängerin unserer Pfarrkirche, eine Fachwerkkirche, war - das vermutet Pfarrer Klesy - vermutlich im Laufe der Jahre baufällig geworden, hatte vielleicht auch im 30jährigen Krieg Schaden genommen. Nach dem Krieg richteten die "Eichener" (Groß-Eichener) ihre Kirche wieder her und gruben in den Türbalken des Fachwerkbaus die Inschrift ein, die das Lob Gottes verkündet.

(Grünberger Heimat Zeitung)

 
19. Februar 1964

Meldungen

Schon am Morgen (30. Januar 1964) waren im Bürgermeisterhaus die ersten Gratulanten erschienen. Und dann gab einer dem anderen die Klinke in die Hand. Das ganze Dorf Stockhausen nahm am 25jährigen Dienstjubiläum seines bewährten und verdienten Oberhaupts Bürgermeister Adolf Jochim herzlichen Anteil. Bei der Feier im Dorfgemeinschaftshaus würdigten berufene Vertreter des öffentlichen Lebens das weit nach Oberhessen hinein reichende Wirken des Bürgermeisters. Zu den Gratulanten gehörten vom Landkreis Gießen Landrat Dr. Maraun, den Kreisausschuss die Mitglieder Jantz (Großen-Linden) und Bürgermeister Hannes (Lich), den Hessischen Gemeindetag Bürgermeister Desch (Laubach), das Kirchspiel Pfarrer Kalbhenn (Merlau), den Mittelschulverband und die Bezirkssparkasse Grünberg Bürgermeister Anschütz (Grünberg). Ferner waren anwesend die Bürgermeister des Seenbachtals Schmidt (Freienseen), Theiß (Weickartshain), Mölcher (Lardenbach) und Funk (Klein-Eichen), Polizei-Hauptkommissar Rudolph (Gießen) und Polizeikommissar Blumenröder (Grünberg).

Im Mittelpunkt der in seltener Einmütigkeit verlaufenen Kreistagssitzung im Sitzungssaal des Landratsamtes am 19. Februar (1964) stand eine groß angelegte Rede des Landrats zum Thema Regionalplanung. In einer ausführlichen Darstellung des heutigen Zusatandes wies der Landrat nach, dass sich Oberhessen in den letzten 160 Jahren schon zu einer kulturellen und wirtschaftlichen Einheit entwickelt hat, die zeitweise auch als Provinz im Regierungsbezirk Darmstadt geschlossen verwaltet wurde. Es empfehle sich nicht, die fünf oberhessischen Kreise Gießen, Alsfeld, Büdingen, Lauterbach und Friedberg mit der Stadt Gießen als "Hauptstadt" zu zerstückeln. Bei der Diskussion zum Regionalplan sprachen sich alle gegen das Auseinanderreißen gewachsener Räume aus und sicherten ihre Mitarbeit bei der Landesplanung zu.

(Grünberger Heimat Zeitung)

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30. Januar 1964

Synode Dekanat Grünberg

Mit einem Gottesdienst, gehalten von Pfarrvikar Goebel (Odenhausen), begann die Synode des Dekanates Grünberg im Dorfgemeinschaftshaus Reinhardshain. Der Vorsitzende der Synode, Oberforstmeister Nicolaus (Grünberg), begrüßte Oberkirchenrat Dr. Gerber (Darmstadt), Dekan Grünewald (Grünberg), die Pfarrer und Synodalen des Dekanates und einige Gäste, unter ihnen Bürgermeister Albohn (Reinhardshain).

Oberkirchenrat Dr. Gerber referierte über "Die Veränderung des Gemeindelebens durch die modernen Medien". Er führte aus, dass insbesondere mit Funk und Fernsehen eine Wandlung eingetreten ist, die der Kirche gewisse Aufgaben stellt und ihr auch Probleme zu lösen aufgiebt. Durch Funk und Fernsehen nehmen die Menschen in Stadt und Land gleichzeitig am Geschehen teil. Information und Unterhaltung werden frei Haus geliefert.

Positives und Negatives könne daraus entstehen. Was man daraus mache, darauf komme es an. Der arbeitende Mensch habe ein Anrecht auf Unterhaltung und Entspannung. Allerdings verleite die Lieferung frei Haus auch zu Passivität. Man brauche sich nicht mehr zu unterhalten, man werde unterhalten. Wer vor dem Fernsehapparat bis zum Ende der Sendung nur immer wieder auf den nächsten Programmpunkt wartet, für den entstehe aus solchem Verhalten manches Negative.

Die kirchlichen Sendungen in Funk und Fernsehen hätten eine ungeheure Hörerdichte. Diese "Christen im Wartestand" bräuchten nicht weniger fromm zu sein als andere, aber es fehle ihnen die Gemeinde. Es sei die Aufgabe aller, diesen Personenkreis näher an die eigentliche Kirchengemeinde heranzuführen.

Der Dekanatsrechner, Pfarrer Kalbhenn (Merlau), berichtete über die Jahresrechnung 1963. Die Synode genehmigte anschließend die Jahresrechnung 1963 und den Haushaltplan 1964. Dekan Grünewald erstattete seinen Jahresbericht. Danach berichtete Dekanatsjugendwart Schmidt (Grünberg) über die von ihm geleitete Jugendarbeit, Frau Clemm (Grünberg) über das Diakonische Werk und Gustav Grün (Lehnheim) über die Landessynode.

Zum Obmann für Öffentlichkeitsarbeit wurde Pfarrer Klesy (Groß-Eichen) einstimmig gewählt. Der wesentlichste Beitrag zum Punkt "Verschiedenes" war die Aussprache über die Tätigkeit der Sportvereine, insbesondere der Jugend-Fuß- und -Handballer am Sonntagmorgen. Es wird als schwerwiegend empfunden, dass gerade diese Spiele oft zur Gottesdienstzeit durchgeführt werden. Es wurde empfohlen, mit den verantwortlichen Sportleitern zwecks positiver Regelung dieser Frage Verbindung aufzunehmen.

(l/Grünberger Heimat Zeitung)

 
16. Januar 1964

Atomstrom für Oberhessen

Vor dem erweiterten Verbandsausschuß des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe in Friedberg gab der geschäftsführende Direktor Dr. Zellmer im Januar 1964 zur Entwicklung auf dem Gebiet des Atomstroms Erklärungen ab:

Vor einigen Jahren seien die Kosten zu seiner Erzeugung noch mit dem Dreieinhalbfachen der Kosten der konventionellen Stromerzeugung angegeben worden. Im vergangenen Jahr habe dagegen ein führender deutscher Energiewirtschaftler betont, dass die Atomstromerzeugung 1970 das gleiche kosten werde wie die Stromerzeugung in Steinkohle- und wahrscheinlich auch Ölkraftwerken. Vom Jahre 1970 an dürfte der Preis für den Atomstrom sogar noch niedriger sein als für den konventionellen Strom.

Obwohl der ZOV nur ein Verteilungsunternehmen sei, sollte man es nicht verabsäumen, die Entwicklung auf diesem Gebiet mit äußerstem Interesse zu verfolgen. Vielleicht liege für den ZOV hier in der Zukunft eine Chance, eine Eigenerzeugung aufzubauen.

Besonders wichtig sei die Ausbildung von technischem Personal an Reaktoren. Dadurch würden, wenn es einmal zur Errichtung solcher Kraftwerke durch Stromversorgungsunternehmen komme, die notwendigen Männer vorhanden sein, um solche Werke zu bauen und zu betreiben.

Damit nicht eine nicht wiederkehrende Gelegenheit versäumt werde, müsse sich auch der ZOV überlegen, ob er der AVR (Arbeitsgemeinschaft Versuchs-Reaktor) beitreten und die Forschung auf diesem wichtigen Gebiet unterstützen solle. Durch die Möglichkeit, Ingenieure und Meister ausbilden zu lassen, bedeute ein solcher Beitritt eine Zukunftsicherung auf dem Gebiet der Atomstromerzeugung für das Unternehmen. Der Verbandsausschuß begrüßte die Überlegungen.

(Grünberger Heimat Zeitung)

[Der Bau der Strom-Überlandanlage für die Provinz Oberhessen 1912 gilt als die Geburtsstunde der Oberhessischen Versorgungsbetriebe. Bei der Auflösung der Provinz Oberhessen im Juli 1937 wurde unter Beteiligung der fünf oberhessischen Kreise Alsfeld, Büdingen, Friedberg, Gießen und Lauterbach der „Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe“ (ZOV) gegründet. - Die Entscheidung des Deutschen Bundestags vom Juni 2011 für den Ausstieg aus der Atomenergie ebnete den Weg für ein geordnetes Ende der Hochrisikotechnologie in Deutschland.]

 

 
08. Januar 1954

Nachtragshaushalt Landkreis Gießen

Der Haushaltsplan des Landkreises Gießen mußte wegen unvorhergesehener Mehrausgaben und Mindereinnahmen auf beiden Seiten erhebliche Kürzungen erfahren. Der Kreistag genehmigte in einer Sitzung in Leihgestern einstimmig den entsprechenden Nachtragshaushaltsplan und setzte damit den ordentlichen Plan auf 4 242 165 DM und den außerordentlichen Plan auf 582 000 DM in Einnahme und Ausgabe fest. Die Kreisumlage bleibt mit 30% unverändert.

U. a. mußten für die Tierkörperbeseitigungsanstalt des Kreises im Nachtrag zur Anschaffung von Maschinen 18 000 DM zusätzlich eingestellt werden. Verwandt werden sollen auch 80 000 DM zum Erwerb und Ausbau der Berufsschule Grünberg und 70 000 DM für Bauten zur Schandfleckbeseitigung und 190 000 DM zur Unterhaltung und zum Ausbau der Kreisstraßen.

Der Vorsitzende des Kreistages begrüßte zu Beginn der Sitzung die Gemeindevertreter, Bürger und Jugend und gedachte der Heimkehrer, der Gefangenen im Gewahrsam anderer Länder und der Opfer des 17. Juni. Der Landkreis werde die Unterhaltung einer großen Zahl von Volksschulen, Höheren Schulen, Kindergärten, Kinder- und Landwirtschaftsschulen übernehmen müssen.

Auch die Versorgung rückständiger Gemeinden mit Wasserleitungen und Kanalisierungen, der Straßenbau und die Reinigung der Flußläufe werde vom Kreis erhebliche Opfer fordern, meinte Landrat von Schwerin.

Keinen Widerspruch fanden scharfe Ausführungen des Abg. Gontrum (CDU) gegen den Mißbrauch der Führsorgeeinrichtungen und -mittel durch Personen, die Jahraus und jahrein jeder Arbeitsleistung aus dem Wege gehen und sich aus den Fürsorgemitteln des Kreises, die durch Steuergelder schwer arbeitender Menschen aufgebracht werden, unterhalten lassen.

(Grünberger Heimat Zeitung)

 
03. Januar 1964

Jubiläum des Gemeinderechners 1964

Die Grünberger Heimatzeitung und die Gießener Freie Presse berichteten, das Wilhelm Dörr sein 40jähriges Dienstjubiläum als Kassenverwalter Klein-Eichens begehen konnte. In einer schlichten Feier am 3. Januar 1964 sprach ihm Bürgermeister Erich Funk als Vertreter der Heimatgemeinde Dank und Anerkennung für die in jeder Hinsicht treue und gewissenhafte Arbeit zum Wohl der Gemeinde aus und überreichte ihm ein Geschenk und eine Ehren-Urkunde.

Regierungs-Amtmann Bodenbender aus Gießen überbrachte die Grüße und Glückwünsche der Kreisverwaltung und überreichte einen Blumenstrauß und ein weiteres Geschenk. Stadtrechner Peter aus Laubach gratulierte namens der Kreisversammlung der Bürgermeister und Kassenverwalter und überreichte seinem Amtskollegen außer einem Geschenk eine Ehren-Urkunde der Hessischen Landesregierung und des Hessischen Gemeindetages.

Bürgermeister Jochim aus Stockhausen übermittelte den Dank und die Glückwünsche der Nachbargemeinden, in denen der Jubilar während des 2. Weltkrieges zeitweilig die Kassengeschäfte mitführte. Für die Amtskollegen aus den Nachbargemeinden erfreute Kassenverwalter Kratz aus Lardenbach den Jubilar mit einem großen Blumenkorb und Geschenk.

Wilhelm Dörr wurde am 29. April 1894 in Klein-Eichen geboren. Er heiratete 1922 Marie Scharmann vom Petershainer Hof. Zwei Jahre nach seiner Hochzeit übernahm er das Amt des Gemeinderechners. Damals war Christian Hoffmann Bürgermeister in Klein-Eichen. Im Jahr 1949, zum 25. Dienstjubiläum, ist Wilhelm Dörr erneut für dieses Amt verpflichtet worden.

(Grünberger Heimat Zeitung)

Fotos

 

 

 

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