1939

Eintragungen Adreßbuch 1939

Oberflächlich gesehen, war die Welt in weiten Teilen Europas im Sommer 1939 noch in Ordnung. Es war ungewöhnlich warm. Viele Menschen genossen das schöne Wetter und ignorierten Politik und böse Vorhersagen. Doch es war ein Leben am Rande des Abgrunds.
Im deutschen Straßenverkehr wurden im Mai die ersten Geschwindigkeitsbegrenzungen eingeführt. Die US-Fluggesellschaft PanAm startete den regelmäßigen Passagierflugverkehr zwischen den USA und Europa. Und auf der Berliner-Funkausstellung wurde erstmals ein "Einheits-Fernsehempfänger" vorgestellt. Im August gelang der erste Flug eines Düsenflugzeuges. Der Monumentalfilm "Vom Winde verweht" hatte Uraufführung.

Am 1. September 1939 überfiel Deutschland Polen. Der zweite Weltkrieg begann. Am 3. September erklärten Großbritannien und Frankreich aufgrund von Garantien für Polen Deutschland den Krieg.

Aus diesem Jahr stammt das "Adreßbuch Stadtkreis und Landkreis Gießen 1939". Hier finden wir auf Seite 99 auch Eintragungen über Klein-Eichen, dass damals zum Amtsgerichtsbezirk Laubach gehörte. Klein-Eichen wird als Filialdorf (von Groß-Eichen) genannt und hat 176 Einwohner. Die nächstliegende Bahnstation mit Güterabfertigung war in Weickartshain-Seenbrücke (Bahnlinie Mücke-Hungen). Zum telefonieren mussten die Klein-Eichener nach Lardenbach gehen. Die öffentliche Fernsprechstelle befand sich in der Poststelle bei Karl Völzing (Alte Post).

Bürgermeister 1939 war Karl Müller. Und dessen Wohnhaus ist demnach auch die Bürgermeisterei in der Ilsdorfer Str. 21 gewesen. Erster Beigeordneter des Gemeinderates war Karl Volp. Zweiter Beigeordneter Wilhelm Hoffmann. Die Gemeindekasse verwaltete Wilhelm Dörr. Als weitere Gemeindevertreter sind erwähnt: Otto Peter, Karl Kühn, Heinrich Felsing und Otto Volp. Bürgermeister Karl Müller war auch gleichzeitig Vorsteher des Ortsgerichtes. In diesem gab es noch zwei Gerichtsmänner: August Zimmer und Otto Volp. Das Standesamt leidete ebenfalls Karl Müller.

Der Lardenbacher August Kratz war auch in Klein-Eichen Ortsdiener. Feldschütze Eduard Zimmer musste für die Sicherheit auf den landwirtschaftlich genutzten Feldern sorgen. Feuerwehrführer Karl Kühn hatte ebenfalls einige Verantwortung. Die Kirchengeminde Klein-Eichen gehörte zum Dekanat Grünberg. Pfarrer Ernst Dammerau kam aus Groß-Eichen. Die Volksschule Lardenbach/Klein-Eichen stand am "Grenzgraben". Lehrer Karl Becker aus Lardenbach war lange Zeit jedem bekannt. Die Ärzte für Mensch und Tier, Dr. Massing und Dr. Wachtel wohnten in Laubach. Zur Hebamme Katharina Tröller war es bis nach Groß-Eichen nicht so weit.

Die für Klein-Eichen zuständige Gendarmeriestation und das Fortsamt waren auch in Laubach. Förster Grüning kam aus Freienseen. Vorsitzender der Bezugs- und Kreditgenossenschaft Lardenbach/Klein-Eichen war Karl Müller. Die Soldaten- und Kriegerkameradschaft war eine Vereinigung ehemaliger Soldaten und Kriegsteilnehmer. Vorsitzender vor Ort war Wilhelm Dörr.

Hier nun das alphabetische Verzeichnis der Einwohner Klein-Eichens 1939. Aufgeführt wurden damals allerdings nur der Hausvorstand: Biedenkopf, Karl, Groß-Eichener Str. 8. Dörr, Luise, Wwe., Ilsdorfer Str. 17. Dörr, Wilhelm, Gemeindekassenverwalter, Ilsdorfer Str. 17. Eckhardt, Wilhelm, Landwirt, Ilsdorfer Str. 11. Eckhardt, Wilhelm II, Auszügler, Ilsdorfer Str. 11. Faust, Karl I, Schuhmacher und Landwirt, Hinterdorf 5. Faust, Karl II, Wagner und Landwirt, Ilsdorfer Str. 22. Faust, Marie, Wwe., Hinterdorf 5. Felsing, Heinrich II, Landwirt, Hinterdorf 1. Felsing, Karl, Weber, Ilsdorfer Str. 32. Felsing, Wilhelm, Auszügler, Hinterdorf 2. Finkernagel, Elisabetha, Ilsdorfer Str. 22. Funk, Konrad, Landwirt, Ilsdorfer Str. 23. Funk, Wilhelm, Maurer, Hinterdorf 6. Gerbig, Emilie, Stickerin, Groß-Eichener Str. 6. Gerbig, Wilhelm, Landwirt, Ilsdorfer Str. 26. Högy, Wilhelm, Bauer, Ilsdorfer Str. 13. Hoffmann, Wilhelm, Landwirt, Kolonialwarenhandlung, Groß-Eichener Str. 1. Hofmann, Otto, Landwirt, Hinterdorf 4. Horst, Konrad, Landwirt, Ilsdorfer Str. 26. Horst, Luise, Wwe., Groß-Eichener Str. 8. Jost, Friedrich, Landwirt, Ilsdorfer Str. 32. Knöß, Wilhelm, Ilsdorfer Str. 27. Krieger, Ludwig, Landwirt, Gastwirtschaft, Ilsdorfer Str. 20. Kühn, Karl, Landwirt, Groß-Eichener Str. 5. Lein, Anna, Wwe., Ilsdorfer Str. 12. Maurer, Heinrich, Landwirt, Ilsdorfer Str. 12. Merz, Georg, Landwirt, Groß-Eichener Str. 7. Müller, Karl, Bauer und Bürgermeister, Ilsdorfer Str. 21. Müller, Katharine, Wwe., Ilsdorfer Str. 21. Opper, Karl, Landwirt, Ilsdorfer Str. 20. Peppler, Otto, Schreiner, Hinterdorf 6. Peter, Otto, Landwirt, Hinterdorf 2. Philippi, Georg, Landwirt, Ilsdorfer Str. 24. Rahn, Karl, Landwirt, Ilsdorfer Str. 25. Sames, Otto, Landwirt, Ilsdorfer Str. 9. Schütz, Lina, Wwe., Hinterdorf 3. Träger, Emil, Landwirt, Hinterdorf 3. Volp, Karl II, Landwirt, Dreschmaschinenbetreiber, Ilsdorfer Str. 15. Volp, Otto I, Landwirt, Hinterdorf 7. Volp, Otto II, Landwirt, Hinterdorf 7. Zimmer, August, Landwirt, Ilsdorfer Str. 14. Zimmer, Eduard, Auszügler, Groß-Eichener Str. 7. Zimmer, Ernst, Landwirt, Groß-Eichener. Str. 4. Zimmer, Georg, Auszügler, Ilsdorfer Str. 23. Zimmer, Otto, Landwirt, Ilsdorfer Str. 16. Zimmer, Wilhelm II, Auszügler, Ilsdorfer Str. 16. Zimmer, Wilhelm III, Weber, Ilsdorfer Str. 5.

Auszügler: Ein Bauer, der sein Gut an seine Erben übergeben oder an Dritte verkauft hatte und aufgrund seiner Auszugsrechte auf dem Altenteil des Hofes lebte, einem Geschoss des gleichen Hauses oder einem separaten Gebäude. Er wurde dort vom neuen Besitzer, meist Sohn oder Schwiegersohn, mit einer vertraglich vereinbarten Menge an Naturalien (dem Auszug) versorgt.

Wwe.: Witwe ist eine Person, deren Ehepartner verstorben ist.

Bemerkenswert ist, dass es nur drei offizielle Straßen in Klein-Eichen gab. Die Ilsdorfer Straße zog sich von Osten nach Westen durch das Dorf. Die Groß-Eichener Straße von Süden nach Norden. Das Hinterdorf ist wie heute eine Stichstraße im Westen des Ortes. Weiterhin ergibt sich eine Ungereimtheit, weil der Hof Groß-Eichener Str. 2 fehlt. Hier wohnte Familie Döhler. Vormals Mölcher.

 
01. November 1938

Lndkreis Gießen

Bis zum Jahr 1938 gehörten Klein-Eichen und Lardenbach zum Kreis Schotten. Dieser Kreis wurde zum 1. November 1938 aufgelöst. Die Gemeinden des Kreises wurden auf die angrenzenden Landkreise Gießen, Büdingen, Lauterbach und Alsfeld verteilt.

Der Landkreis Gießen erstreckt sich in seinen Hauptorten vom Gießener Becken bis zur nördlichen Wetterau im Süden. Den flächenmäßig größten Anteil nimmt demgegenüber jedoch der Vordere Vogelsberg in der Osthälfte ein, ganz im Osten liegen Teile des Vogelsberges. Nordwestlich des Gießener Beckens reichen überdies Teile des Gladenacher Berglandes in Form des Krofdorf-Königsberger-Forstes mit dem weithin sichtbaren Dünsberg ins Kreisgebiet. Südwestlich reichen Teile des Landkreises in den östlichen Hintertaunus hinein.

Bei der Auflösung des Kreises Schotten am 1. November 1938 kamen die Gemeinden Freienseen, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg und Wetterfeld zum Kreis Gießen hinzu. Gleichzeitig schied die Stadt Gießen aus dem Kreis aus und wurde kreisfrei. Am 1. April 1939 schieden auch die Gemeinden Kleinlinden und Wieseck aus dem Landkreis Gießen aus und wurden in die Stadt Gießen eingegliedert.

(wiki)

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04. September 1935

Verabschiedung von Pfarrer König 1935

"Am Mittwochabend (4. September 1935) fand in der Turnhalle Groß-Eichen die Abschiedsfeier für Pfarrer König und seine Familie statt, die am 7. September nach Klein-Linden übersidelten. Vom Schulhaus nach der Turnhalle marschierten in geschlossenem Zug die Schulkinder, der Kirchenvorstand, Kriegerverein, Gesangverein, Turnverein und die "SAR", die Feier wurde von den Schulkindern mit einem Lied eröffnet. Sodann übermittelte Pfarrverwalter Bartholomä dem scheidenden Pfarrer in herzlichen Worten den Dank und die Glück- und Segenswünsche der Gemeinden Groß- und Klein-Eichen."

So beginnt der für die damalige Zeit sehr pathetische Artikel im Grünberger Anzeiger. Und es geht auch so weiter. Um den Zeitgeist in der Nazidiktatur, wie er auch in den Dörfern herrschte, zu zeigen, hier die weitere Meldung:

"Der Zellenleiter und stellvertretende Bürgermeister Ernst Greis dankte Pfarrer König für all die mühevolle Arbeit, die er während seines neunjährigen Wirkens in unserer Gemeinde geleistet hat, sei es als Seelsorger, sei es während der Kampfjahre für die Bewegung oder danach als Amtswalter der "RSB". "Mögen Ihnen in Ihrer neuen Gemeinde dieselben Möglichkeiten gegeben sein wie hier, für Volk und Vaterland zu arbeiten!"

Mit diesen Worten und einem Gruß an den Führer Adolf Hitler schloß der Zellenleiter seine Ausführungen. Im Namen der Kirchengemeinde bekundete der stellvertretende erste Vorsitzende, Altbürgermeister Faust, dem scheidenden Pfarrer Dank, Liebe, Treue und Anhänglichkeit. Zwischendurch sang der Gesangverein einige passende Lieder.

Tiefbewegt sprach Pfarrer König den Rednern seinen und seiner Frau Dank aus für die Glückwünsche. Überhaupt danke er allen Einwphnern von Groß- und Klein-Eichen für die unerwartete Feier. Es wolle ihm nicht in den Sinn, dass dies alles ihm gelten solle und das er seine Gemeinde zum letzten Male so zahlreich versammelt sehen solle. Er schilderte sodann den Verlauf seiner letzten neun Lebensjahre. Von Pfeddersheim nach hier versetzt, traf ich eine mir fremde Gemeinde. Mit bangen Gefühlen trat ich damals meine Amtstätigkeit an. Aber bald trat an seine Stelle vertrauensvolles Zusammenleben. Die Zeit, die ich hier verlebte, wird wohl die schönste meines Lebens bleiben.

Hier ging ich die Ehe ein, hier wurden meine drei Kinder geboren. Groß-Eichen wurde mir Heimat und nie werde ich es vergessen. Gerne werde ich die mir angebotene Gastfreundschaft in Anspruch nehmen und ich versichere, dass mir ein jeder Groß- und Klein-Eichener ein lieber Gast in meiner neuen Stelle Klein-Linden sein wird. Sollte ich jemals einem zu nahe getreten sein, so vergebt, ich werde auch nichts nachtragen. Das gilt auch für die Kinder in der Schule. Wir sind nur Menschen und Menschen sind schwach. Seid aber immer bestrebt, es dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler nachzutun, er ist uns allen Vorbild, und seid treu im Glauben an Jesus Christus. Gott der Herr gebe uns hierzu seinen Segen.

Ihr habt einen neuen Pfarrer. Habt Vertrauen zu ihm. Er wird euch den rechten Weg zeigen, damit ihr dereinst vor Gott dem höchsten bestehen könnt. Kameraden der "SAR"! gerne weilte ich unter euch, marschierte mit euch in Schritt in Tritt für Deutschland, für Adolf Hitler. Recht herzlichen Dank. Dank euch, Ihr Lehrer, für die enge Zusammenarbeit an unserer deutschen Jugend. Dank dem Gesangverein für seine schönen Lieder. Auf Wiedersehen!

Alle zusammen sangen dann noch als Scheidelied: "Ade zur guten Nacht".

Die Abkürzungen "SAR" und "RSB" sind z. Zt. noch unbekannt.

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25. Juni 1935

Wettkämpfe der Dörfer

Aus dem Grünberger Anzeiger (Oberhessische Heimatzeitung) vom 27. Juni 1935 sei der Bericht über die Wettkämpfe von Jugendlichen "Im Jahr der Ertüchtigung) zitiert:

"Am Samstag und Sonntag (24. u. 25. Juni 1935) wurden die Wettkämpfe der Jugendlichen aus den Gemeinden Sellnrod, Höckersdorf, Lardenbach, Klein-Eichen und Groß-Eichen in Groß-Eichen ausgetragen. Es stellten sich am Samstag die männlichen und weiblichen Jugendlichen der genannten Orte fast vollzählig zum Kampfe.

Am Tage des Deutschen Jungvolks unterzogen sich 141 Angehörige der geforderten Leistungsprüfung, und zwar 71 Knaben und 70 Mädchen. Sieger wurden insgesamt 73 Wettkämpfer, das sind 51,8 v. Hundert und bei den Mädchen 44,3 v. Hundert. Die höchsten Punktzahlen erreichten Karl Lutz (Sellnrod) mit 258 P. und Marie Lein (Lardenbach) mit 251 P.

Bei den geschlossenen Kampfgruppen des Jungvolks und der Jungmädel wurden folgende Ergebnisse erzielt: 1. Jungenschaft 1 Groß-Eichen 222,9 Punkte; 2. Jungenschaft 2 Groß-Eichen 202 Punkte; 3. Jungenschaft Sellnrod 198,5 Punkte; 4. Jungenschaft Lardenbach 194,5 Punkte; 5. Jungmädelschaft Lardenbach 207,5 Punkte.

Am Tage der Hitlerjugend traten insgesamt 95 Jugendliche an. Hier war die Beteiligung aus den einzelnen Orten noch recht unterschiedlich. Von den 62 Knaben und 33 Mädchen erreichten 14 bzw. 13 die zum Siege erforderliche Punktzahl. Anteilmäßig stellten die Knaben 22,6 Prozent und die Mädchen 39 Prozent der Angetretenen als Sieger.

Die besten Einzelleistungen boten hierbei August Hansel (Groß-Eichen) und H. Greif (Groß-Eichen). Den Kampf der geschlossenen Kameradschaften entschied die Kameradschaft Groß-Eichen für sich vor Sellnrod."

Das Deutsche Jungvolk, kurz auch als Jungvolk bezeichnet, war eine Jugendorganisation der Hitler-Jugend. Hier waren die Jüngeren, bis zum Alter von 14 Jahren organisiert. Die HJ, bzw. BDM umfasste die Älteren bis zu 18 Jahren Ziel der Organisation war es, die Jugend im Sinne des Nationalsozialismus zu indoktrinieren, in Loyalität zu Adolf Hitler zu erziehen und vormilitärisch auszubilden.

 
15. Mai 1935

Jagdbezirke im Kreis Schotten

Am Mittwoch (15. Mai 1935) fand eine Besprechung der Hegeringleiter des Kreises Schotten unter dem Vorsitz des Kreisjägermeisters statt. Diese Besprechung bezog sich auf die Einteilung der Jagdbezirke, die Feststellung der Abschußpläne für die Jagdjahre 1935, 1936 und 1937 und die Erteilung der Jagdscheine.

Das Frühjahrsschießen findet im Hegering Eichelsdorf und Eichelsachsen am 31. Mai, in den übrigen Hegeringen am Samstag, dem 1. Juni, statt. Die Prüfung für die erste Erteilung eines Jagdscheines erfolgt am Freitag, dem 31. Mai, um 14 Uhr, auf dem Forstamt Schotten. Die Einzahlung der Prüfungsgebühr muß vorher erfolgen.

Der Jagdkreis Schotten wird in 7 Hegeringe eingeteilt: 1. Hegering Oberwald: ... 2. Hegering Gedern: ... 3. Hegering Eichelsachsen: ... 4. Hegering Eichelsdorf: ...5. Hegering Laubach: ... 6. Hegering Groß-Eichen: Hegeringleiter: Gräflicher Förster Opper zu Weickartshain. Gemarkungen: Lardenbach, Klein-Eichen, Stockhäuser Hof, Solms-Ilsdorf, Groß-Eichen, Höckersdorf, Sellnrod und Schmitten. 7. Hegering Ulrichstein: ...

(Grünberger Anzeiger)

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03. Januar 1935

Kirchliche Statistik für das Jahr 1934

Im Januar 1935 veröffentlichte der Grünberger Anzeiger eine "Kirchliche Statistik" aus dem Kirchspiel Groß-Eichen/Klein-Eichen. Diese Statistik gibt Auskunft über Zahlen aus dem Jahr 1934. So fängt die Aufzählung mit den Taufen an: In Groß-Eichen wurden 4 Kinder getauft und in Klein-Eichen gar keins. Konfirmiert wurden aus Groß-Eichen 7 Kinder und aus Klein-Eichen 4 Kinder. Vier Paare sind 1934 in Groß-Eichen kirchlich getraut worden. In Klein-Eichen hat sich in diesem Jahr keiner getraut. Beerdigt worden sind kirchlich in Groß-Eichen 9 Gemeindemitglieder und in Klein-Eichen zwei.

Auch über den Gottesdienstbesuch gibt die Zeitung Auskunft. In Klein-Eichen betrug der Gottesdienstbesuch an 27 Sonntagen 733 Männer. Fast genau soviel wie im Jahr zuvor mit 737 Männern. Die Frauen gingen mit 867 fleißiger zur Kirche. Dagegen waren es 1934 nur 760 Frauen. Auch die Kinder wurden mit 351 in der Kirche gezählt. Dazu errechnete man auch den Durchschnittsbesuch mit 29 Männern, 30 Frauen und 13 Kindern.

Dazu gab es eine Bemerkung, dass die Klein-Eichener Gemeindeglieder an den übrigen Sonntagen die Gottesdienste in Groß-Eichen besuchten. Am Abendmahl nahmen in Klein-Eichen teil 91 Männer und 85 Frauen. An Gaben für kirchliche Zwecke und "christliche Liebestätigkeit" gingen im Kirchspiel insgesamt ein: 528,21 RM. Das war auf den Kopf der erwachsenen evangelischen Bevölkerung 0,76 RM.

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22. März 1934

Wiegemeister

Reinhard Keller von Lardenbach wurde als Wiegemeister für die Gemeinde Lardenbach bestellt und verpflichtet.

(Grünberger Anzeiger)

 
20. März 1934

Ahnenlisten

Zur Förderung des gegenseitigen Ahnenaustausches hat man seit Jahren Ahnenlisten veröffentlicht, die jedoch nicht in weitere Kreise gedrungen sind, sondern nur den Lesern der genealogischen Fachliteratur bekannt wurden. Erfreulicherweise nimmt neuerdings das Interesse an Familiengeschichte und Familienforschung, dank der Förderung durch die nationalsozialistische Bewegung, einen bedeutenden Aufschwung.

Es ist daher eine Pflicht aller derer, die sich schon lange mit der Geschichte ihrer Vorfahren befassen, ihr Wissen in den Dienst der guten Sache zu stellen zum Heile unserer deutschen Volksgemeinschaft. Sehr zu empfehlen ist auch der Beitritt zur Hessischen Familiengeschichtlichen Vereinigung in Darmstadt, die wertvolle und möglichst ausführliche Auskunft über familiengeschichtliche Fragen jeder Art erteilt.

(Grünberger Anzeiger)

 
15. März 1934

Meldungen

Beschluß der Industrie- und Handelskammer Friedberg über den landwirtschaftlichen Betrieb folgender Personen:
1. ..., 2. der Eheleute Landwirt Karl Lind und Elisabethe geb. Schmidt in Lardenbach, 3. des Landwirts Otto Rühl in Lardenbach, 3. ..., 4. ..., 5. ..., 6. ... und 7. ... wird heute, am 2. März 1934, vormittags 11 Uhr, das Entschuldungsverfahren eröffnet. Entschuldungsstelle in sämtlichen Sachen: Landesbauernkasse Rhein-Main-Neckar eGmbH. in Frankfurt am Main. Zwecks Vermeidung von Rechtsnachteilen werden alle Gläubiger aufgefordert, bis zum 15. April 1934 ihre Forderungen in doppelter Ausfertigung unter Beifügung der Schuldurkunden dem unterzeichneten Gericht anzumelden. Laubach, den 2. März 1934. Das Amtsgericht Laubach (Oberhessen)

Im Schützenhof fand am 4. März (1934) der 1. Bezirkstag des Bezirks Laubach der Kriegerkameradschaft Hassia statt. Anwesend waren der Vorstand, sowie die Vertreter der Kriegervereine Freienseen, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Röthges, Münster, Ruppertsburg, Villingen und Wetterfeld. Mit dem deutschen Gruß Heil Hitler eröffnete der Bezirksführer Hermann Stotz (Laubach) die Tagung und stellte fest, dass alle Vereine des Bezirks vertreten sind. Die Ablieferung der Jahresmeldungen, Verbandsbeiträge und Versicherungslisten erfolgte, soweit sie zur Ablieferung fertig waren. Eine längere Aussprache entspann sich über die Neugliederung in den Kriegervereinen, wie die Aufnahme in die SAR II. Der Bezirksführer forderte, dass alle Meldungen und Aufstellungen in Zukunft pünktlich und genau einzureichen sind, um eine Stockung in der Weitergabe an die Landesführung zu vermeiden. Zum Schlusse der Tagung gedachte der Bezirksführer des verstorbenen Führers des Kyffhäuserbundes. Mit einem dreifachen Sieg-Heil auf den Reichspräsidenten und Volkskanzler schloß die Tagung.

Die NSV (NS-Volkswohlfahrt) Kreis Schotten gibt bekannt: Es ist beabsichtigt, allen bedürftigen Volksgenossen in der Woche vor Ostern eine Sonderzuwendung von frischen Eiern zu machen. Es wird angenommen, dass es im Monat März (Legzeit der Hühner) allen Volksgenossen nicht schwer fallen wird, eine der Kopfzahl der Familie entsprechende Anzahl Eier dem WHW (Winterhilfswerk) zu spenden. Diese Spende ist dem Geldwert noch so niedrig gehalten, dass sie wohl von keinem Volksgenossen als Opfer empfunden werden wird. Es ist selbstverständlich, dass nur frische Eier abgeliefert werden, damit die Spende in genießbarem Zustand in die Hände der bedürftigen Volksgenossen gelangt. Ebenso selbstverständlich ist es, dass sich auch die unverheirateten Volksgenossen nicht von dieser Spende ausschließen. Es sind im Kreis Schotten 18 000 und in der Ortsgruppe Schotten 3060 Eier aufzubringen. Das will heißen, dass unverheiratete und kinderlose Volksgenossen ein Mehrfaches aufzubringen haben von dem, was kinderreiche Familien spenden können. Wer selbst Hühner hält, wird mehr Eier geben können, als der, der sie kaufen muss.

(Grünberger Anzeiger, März 1934)

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25. Februar 1934

Heldengedenktag 1934

Am Sonntagmittag (25. Februar 1934) fand anlässlich des Heldengedenktages am Gefallenendenkmal in Groß-Eichen eine Gedechtnisfeier statt, an der sämtliche Formationen der Gemeinde geschlossen teilnahmen. Die Ansprache hielt Pg. Pfarrer König. Lieder des Männergesangvereins und der Schulkinder, Sprechchöre der Kinder und des Jungvolks halfen die Feier verschönern. Mit dem Deutschland- und Horst Wessel-Lied schloss die eindrucksvolle Feier.

Heute nachmittag (25. Februar 1934) fand am Gefallenendenkmal in Klein-Eichen eine schlichte Heldenehrung statt. Pfarrer König (Groß-Eichen) hielt die Gedächtnisrede. Die Schulkinder von Klein-Eichen und Lardenbach sangen 2 Chöre und die Konfirmanden trugen ein Gedicht vor. Mit dem Deutschland- und Horst Wessel-Lied klang die Feier aus.

[Nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 2. August 1934 übernahmen die Nationalsozialisten den Volkstrauertag und legten ihn als staatlichen Feiertag am zweiten Fastensonntag fest. Durch direkte Intervention des Präsidenten des Volksbundes, Siegfried Emmo Eulen, bei Propagandaminister Joseph Goebbels wurde der Volkstrauertag 1934 in Heldengedenktag umbenannt und sein Charakter vollständig geändert: Nicht mehr Totengedenken sollte im Mittelpunkt stehen, sondern Heldenverehrung. Träger waren die Wehrmacht und die NSDAP. Die Flaggen wurden nicht mehr wie bislang auf halbmast gehisst, sondern vollstock gesetzt. Goebbels erließ die Richtlinien über Inhalt und Durchführung. Die Propagandawirkung des Tages war sehr hoch. (wiki)]

(Grünberger Anzeiger)

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18. Februar 1934

Tagung der Bürgermeister

Im Singsaal der Turnhalle in Schotten fand unter Leitung des Vorsitzenden Mengel (Schotten), eine Tagung des Kreisverbands Schotten des Hessischen Gemeindetags statt. Nach einleitenden Begrüßungsworten gab der Vorsitzende eine Reihe von Ausschreibungen und Verfügungen bekannt, die vom Gemeindetag ausgingen. Die Bürgermeister, die auf ein 25 und mehrjähriges Dienstjubiläum zurückblicken, sollen besondere Ehrenurkunden erhalten.

Die Bürgermeister erhalten ihre Organisation, die in den Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen eingegliedert wird. Über die Tätigkeit des Vorstandes des Hessischen Gemeindetages wurde berichtet. Auf die neue Verordnung über die deutsche Staatsangehörigkeit und ihre Auswirkungen in der Praxis wurde verwiesen.

Dem neuernannten Kreisdirektor Zürtz galt ein herzlicher Willkommensgruß. Ein alter Vorkämpfer für die nationalsozialistische Idee, wie der neue Kreisdirektor es ist, werde hier im Vogelsberg, der von jeher eine Hochburg des Nationalsozialismus war, eine treue, national und sozial gesinnte Bevölkerung finden. Die Bürgermeister des Kreises leisten treueste Gefolgschaft.

(Grünberger Anzeiger)

 
25. Januar 1934

Genossenschaftsregister

In das Genossenschaftsregister (Laubach) wurde heute unter Nr. 21 eingetragen: Das Statut vom 12. Juli 1933 der "Milchabsatzgenossenschaft, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht" mit dem Sitze zu Lardenbach. Gegenstand des Unternehmens: Gemeinschaftliche Verwertung der Milch. Haftsumme: 20 Reichsmark; Geschäftsanteil 1.
Laubach, den 23. Januar 1934. Hessisches Amtsgericht.

(Grünberger Anzeiger)

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22. Januar 1934

Kirchengemeindevertretung

Am 22. Januar 1934 fand in Groß-Eichen eine Sitzung der Kirchengemeindevertretung statt. Der Vorsitzende, Pfarrer König, gedachte zunächst des im vergangenen Jahre verstorbenen Mitgliedes, Altbürgermeister Müller aus Klein-Eichen. Er sprach alsdann die Hoffnung aus, daß das Jahr 1934 auch der deutschen evangelischen Kirche die Beseitigung aller Meinungsverschiedenheiten und eine feste Einheit bringen möge.

Alsdann wurde das neueintretende Mitglied Wilhelm Hoffmann aus Klein-Eichen verpflichtet und in sein Amt eingewiesen, ebenso wurden auch alle anderen Mitglieder durch Handschlag auf die Verfassung der deutschen evangelischen Reichskirche verpflichtet.

Der Vorsitzende trug dann den Bericht über den religiös-sittlichen Zustand der Kirchengemeinde aus dem Vorjahre vor. Der Voranschlag für das Rechnungsjahr 1934 wurde einstimmig gutgeheißen. Er schließt in seinem 1. Teil mit 2068,70 RM. in Einnahmen und Ausgaben und im 2. Teil mit 1809,86 RM. in Einnahmen und Ausgaben ab. Unter anderem wurde noch beschlossen, die alte Sitte des Vortragskreuzes bei Beerdigungen wieder einzuführen.

(Grünberger Anzeiger)

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22. Januar 1934

Versammlungen und Tagungen

Der Pflichtabend des Stahlhelms am Donnerstag (18. Januar 1934) in Grünberg war ganz dem Gedenken an die Reichsgründung gewidmet. Kamerad Pfarrer Kalbhenn aus Merlau hielt die Feierrede. Kalbhenn wies darauf hin, wie dieser Tag als der Krönungstag der preußischen Könige im 18. Jahrhundert und als Tag der Ausrufung des zweiten Reiches besonders geheiligt sei. Das erste Reich habe vergehen müssen, weil seine Führer nicht mehr deutsch ... dachten, und dem zweiten Reich habe Erfolg und Glanz beschieden sein müssen, weil seine Führer wieder deutsch denken konnten. ...

Die Tagung der Bauernführer des Kreises Schotten am Freitag (19. Januar 1934) in Schotten gestaltete sich wie immer sehr abwechslungsreich. Zunächst sprach Pg. Hofmann (Freienseen) darüber, wie er sich aus der Praxis gesehen die Nutzviehverwertung denkt. Er verlas ein selbst verfasstes Muster eines künftigen Viehhandelsvertrages. Das Ehrengericht des Kreisbauernstandes wird in Streitfällen endgültig entscheiden.
Hauptpunkt der Tagesordnung war ein Referat von Pg. Borch vom Arbeitsamt Gießen über die Landhilfe. Der Vortrag war sehr aufklärend.
Den weiteren Vorsitz führte Hauptabteilungsleiter Haas (Eichelsachsen). Es folgte eine rege Aussprache. Fischer (Sichenhausen) erwähnte, dass wir die ideelle Arbeit der Landhilfe, junge Städter in Bauernfamilien zu bringen, um sie den Gefahren der Großstadt zu entziehen, voll und ganz verstehen.
Bedenken hegen wir aber gegen Lohnverträge, da die armen Vogelsbergbauern im Kreise Schotten nur sehr selten in der Lage sind, für eine zusätzliche Arbeitskraft vielleicht den Wert einer Kuh im Jahr zu geben.
Nach Erörterung verschiedener Fragen aus der Praxis wurde die recht anregende Tagung, die von vielseitigem, regem Schaffen des Kreislandstandes zeugte, bei einbrechender Nacht geschlossen.

Am Montag (22. Januar 1934) fand im Gasthaus zur Traube in Laubach ein gut besuchter Pflichtabend des "Stahlhelm" B.d.F. (Ortsgruppe Laubach) statt. Ortsgruppen- und Sturmführer Fritz Wolf (Laubach) leitete die Versammlung. Kamerad Lehrer Becker (Lardenbach) hielt einen sehr interessanten Vortrag über die Reichsgründung 1871. Er schilderte die Vorgänge von 1866 bis 1871 in fesselnder Weise. Zum Schluß des mit großem Beifall aufgenommenen Vortrags brachte Becker ein Sieg-Heil auf den Reichspräsidenten von Hindenburg, den Volkskanzler Adolf Hitler und die übrigen Mitglieder der Reichsregierung aus. Stehend wurde ein Vers des Deutschland- und Horst Wessel-Liedes gesungen.

(Grünberger Anzeiger)

[Der Stahlhelm unterstellte sich 1933 als „geschlossene soldatische Einheit dem Führer“. Es erfolgte in den Jahren 1933/34 die Gleichschaltung des Stahlhelms, seiner Nebenorganisationen und aller übrigen militaristischen Organisationen durch Unterstellung unter die SA. Die unter 35-jährigen Mitglieder übernahm die SA direkt als „Wehrstahlhelm“. Unter der Bezeichnung „SA-Reserve I“ wurden die 36- bis 45-jährigen Mitglieder des Stahlhelms geführt. Die über 45-jährigen als „SA-Reserve II“. Im Januar 1934 „verschmolzen“ diese Verbände mit der SA. 1935 löste Hitler auch diese Organisation auf. - Mit der Machtübernahme der NSDAP wurden im Reichsnährstand unter der Leitung des „Reichsbauernführers“, sämtliche Personen gleichgeschaltet, die an der Erzeugung und dem Absatz landwirtschaftlicher Produkte beteiligt waren. Organisatorisch wurde dies erreicht durch eine Untergliederung des RNST in Landes-, Kreis- und Ortsbauernschaften, die jeweils von einem Landes-, Kreis- oder Orts-Bauernführer kontrolliert wurden.]

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13. Januar 1934

Kirchl. Statistik 1933

Im Jahre 1933 wurden im 920 Seelen zählenden Kirchspiel Groß-Eichen 13 Kinder getauft (darunter 1 aus Klein-Eichen, Ernst Volp) und 15 Kinder konfirmiert (6 Knaben und 9 Mädchen, davon 5 Mädchen aus Klein-Eichen, Lina Felsing, Johanna Kühn, Bertha Peppler, Lina Knöß, Minna Philippi, ). Kirchlich getraut wurden 5 Paare (in Klein-Eichen 1 Paar, Wilhelm und Marie Eckhardt). Kirchlich beerdigt wurden 14 Personen (darunter 5 aus Klein-Eichen, Wilhelm Heinrich Müller, Elisabetha Hofmann, Anna Elisabetha Hofmann, Heinrich Karl Zimmer, Otto Zimmer).

Der Gottesdienst wurde in Groß-Eichen im Durchschnitt wöchentlich von 89,99 Männern, 101,39 Frauen und 130,52 Kindern besucht, in Klein-Eichen, das nur alle 14 Tage Gottesdienst hat, wöchentlich im Durchschnitt von 14,17 Männern, 12,69 Frauen und 6,25 Kindern. Es ergibt sich demnach als Gesamtdurchschnittszahl aller Gottesdienstbesucher in jeder Woche: 104,16 Männer, 114,08 Frauen und 136,77 Kinder. Diese Zahlen bedeuten 38,58% der landeskirchlichen Evangelischen oder 31,67% der evangelischen Erwachsenen des Kirchspiels.

Am heiligen Abendmahl nahmen insgesamt 1019 Personen teil, das sind 110,75% der landeskirchlichen Evangelischen oder 147,89% der evangelischen Erwachsenen. Am Kindergottesdienst nahmen 879 Knaben und 667 Mädchen teil und an der Christenlehre 164 Burschen und 148 Mädchen.

An Gaben für kirchliche Zwecke und christliche Liebestätigkeit gingen in den Kirchspielgemeinden 1047 RM. ein (darunter sind rund 550 RM. Gaben von Gemeindemitgliedern für die Wiederherstellung der Kirche enthalten). Das sind auf den Kopf des erwachsenen Gemeindeglieds 1,52 RM. Aus der Jahresgeschichte ist hauptsächlich die innere Wiederherstellung der Kirche und die Anlage einer Kirchenheizung hervorzuheben.

(Grünberger Anzeiger)

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23. Dezember 1933

Bester Schulaufsatz

Anläßlich der Reichshandswerkswoche hatte die NS Hago des Kreises Schotten auf Anregung ihres Führers W. Neumann eine Reihe von Preisen ausgesetzt für die besten Schüleraufsätze über das Handwerk im Kreise Schotten. Diese Preise kamen jetzt zur Verteilung. Die Auslese aus dem ganzen Kreis besorgten die Schottener Lehrer Steinhauer, Blei, Maurer und Frl. Hotz. Die Preise sind für 17 Schüler ein schönes Weihnachtsgeschenk. Den ersten Preis erlangte Helene Göbel aus Lardenbach mit ihrem Aufsatz "Wie mein Vater sich erholt." Der Preis bestand in einem Hitler-Bild.

(Grünberger Anzeiger)

 
27. November 1933

Tagung der Ortsbauernführer des Kreises Schotten

Der Kreisbauernführer gab in der am 27. November 1933 stattgehabten Tagung der Ortsbauernführer bekannt, daß ein Geschäftszimmer in Schotten gemietet wird, wohin von nun an ab alle Anfragen und sonstige Schriftlichkeiten zu richten sind und von wo aus auch wieder die entsprechende Antwort kommt.

Da sich in den einzelnen Pachteinigungsämtern und Berufungsstellen noch vielfach Beisitzer aus früherer liberalistischer Zeit befinden, die auch jetzt noch nicht die Idee des Nationalsozialismus verstanden haben, wird den zuständigen LDF aufgetragen, diese Stellen, soweit es nötig ist, mit Männern zu besetzen, die unbedingt auf nationalem Boden stehen. Es kommt dies für die Ämter in Schotten, Ulrichstein und Laubach in Frage. Ebenso werden für die Erbhofgerichte an diesen 3 Städten, die Anerberichter bestimmt und zwar für jedes Gericht 3 Beisitzer und 3 Stellvertreter.

Es folgt nun ein lebhafter Gedankenaustausch über den Erbhof, worin hauptsächlich an Hand von Beispielen, über die der Kreisbauernführer entscheidet, klar hervorgeht, wie doch jedem Einzelnen Rechnung getragen wird und scheinbare Härten in dem Gesetz zu vermeiden sind.

Nun geht der LKR auf einzelne grundlegende Punkte ein. In den Arbeitsdienstlagern kann kein landwirtschaftlicher Arbeiter aufgenommen werden ohne entsprechende Bescheinigung, daß er nicht durch eigene Schuld arbeitslos ist.

Der Kreisbauernführer kommt jetzt auf die Wagnerpreise zu sprechen. Er verliest die von der Innung festgesetzten Preise, die im Gegensatz zu den Vorkriegspreisen eine über 100prozentige Steigerung erfahren haben. Allgemein ist man der Ansicht, daß es dem Bauer unmöglich ist, oder aber nur in langer Zeit, diese Preise aufzubringen. Wenn von dem Bauer gerechte Preise verlangt werden, so wird er auch für baldige Begleichung der Rechnung sorgen. In unserem Gebiet, wo der Wagner meistens auch noch Landwirt ist, Holz genügend zur Verfügung ist und auch nicht teuer, muß sich jeder Wagner selbst sagen, daß diese Richtpreise doch zu hoch sind.

Betreffs Entschuldung ist vorerst ein gültiger Vergleich mit den Gläubigern herbeizuführen. Erst nach dessen Hinfall kann der Entschuldungsantrag auf dem Amtsgericht gestellt werden.

Die Feldbereinigung wird nun überall durchgeführt und es stehen die Arbeitsdienstlager zu deren billigeren Durchführung zur Verfügung.

Nachdem die einzelnen Abteilungsleiter zu Wort gekommen waren, führte der Fachberater für Siedlung folgendes aus: Jedes zu veräußernde Land in einer Gemeinde muß für Siedlungszwecke gewonnen werden. Kein Bauer darf von einem Juden oder Makler Land kaufen. Anträge auf Neusiedlung müssen durch den Ortsbauernführer eingereicht werden. Diesen Anträgen muß ein Zeugnis über die Bauernfähigkeit des Ansiedlers beiliegen. Erfreulicherweise haben sich auch im Kreise Schotten schon viele Bauernhöfe gemeldet.

(Grünberger Anzeiger)

[Der Ortsbauernführer war in der Zeit des Nationalsozialismus der Leiter der kleinsten beziehungsweise untersten Einheit im Aufbau des Reichsnährstandes. Er vertrat somit die Ortsbauernschaft, in der Regel ein Dorf oder eine Gemeinde, in der er selbst ansässig war. Mehrere Ortsbauernschaften wurden zu einer Kreisbauernschaft zusammengefasst. Ein Ortsbauernführer musste kein Mitglied der NSDAP sein. Organisatorisch war der Reichsnährstand in Landes-, Kreis- und Ortsbauernschaften gegliedert, die jeweils von einem Landes-, Kreis- oder Orts- Bauernführer kontrolliert wurden.]

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13. November 1933

Altbürgermeister zu Grabe getragen

Am 13. November 1933 wurde in Klein-Eichen unter großer Beteiligung von nah und fern der Altbürgermeister Wilhelm Heinrich Müller zu Grabe getragen. Der Verstorbene, der im 73. Lebensjahr stand, war von 1902 - 1911 Bürgermeister und gehörte seit 1908 der Kirchengemeindevertretung an.

[Wilhelm Heinrich Müller wurde am 7. Oktober 1861 in Klein-Eichen geboren. Dessen Eltern waren Heinrich und Elisabetha Müller (geb. Eckhardt). Der Vater war selbst Bürgermeister im Dorf gewesen und hat das Amt (nach Wahl) an seinen Sohn übergeben. Wilhelm Heinrich heiratete 1891 Katharina (geb. Horst) aus Ilsdorf. Sohn Karl wurde später ebenfalls Bürgermeister in Klein-Eichen.]

(Grünberger Anzeiger)

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12. November 1933

Hochzeit

An diesem Sonntag fand nicht nur die Reichstagswahl statt, sondern auch die Trauung in der Klein-Eichener Kirche von Wilhelm und Marie Eckhardt. Beide wurden in Klein-Eichen geboren. Wilhelm am 6. Juni 1909 und Marie geb. Faust am 31. März 1912.

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12. November 1933

Abstimmung

Heute abend (3. November 1933) sprach in Lardenbach in einer gut besuchten Versammlung Gauredner Ott über die Bedeutung der Volksabstimmung am 12. November. In trefflicher Weise schilderte er die Leistungen der Reichsregierung und ermahnte jeden Volksgenossen eindringlich am 12. November seine Pflicht zu tun, denn jede Stimme sei nötig um den außenpolitischen Kampf siegreich durchzuführen.

Wie wähle ich? - Bei dieser Wahl erhält jeder Wahlberechtigte einen grünen und einen weißen Stimmzettel. Der grüne Wahlzettel für die Volksabstimmung und der weiße für die Reichstagswahl. Der Wähler hat bei der Volksabstimmung auf dem grünen Stimmzettel in den Kreis unter dem vorgedruckten "Ja" sein Kreuz einzusetzen. Der Kreis unter "Nein" bleibt frei. Auf dem Stimmzettel für die Reichstagswahl wird in den Kreis hinter dem Namen der nationalsoz. Deutschen Arbeiterpartei ein Kreuz eingesetzt. Beide Stimmzettel werden in einem Umschlag abgegeben.

Das vorläufige amtliche Gesamtergebnis der Reichstagswahl und der Volksabstimmung liegt nunmehr (13. November 1933) vollständig vor. Es wurde bereits im Reichsanzeiger veröffentlicht und zeigt folgende Zahlen:
Reichstagswahl: Stimmberechtigte 45 146 277, Abgegeb. Stimmen 42 995 718, NSDAP 39 646 273 (92,2 Poz.), Ungültige 3 349 445 (7,8 Proz.), Wahlbeteiligung 95,2 Prozent
Volksabstimmung: Abgegeb. Stimmen 43 460 529, Ja 40 609 243 (95,1 Proz.), Nein 2 201 004 (4,9 Proz.), Ungültige 750 282, Wahlbeteiligung 96,3 Prozent

Wahlergebnisse vom 12. November in den Dörfern:
Volksabstimmung in Klein-Eichen: "Ja" - 115, "Nein" - 0, Ungültig - 0
Reichstagswahl in Klein-Eichen: NSDAP - 115, Ungültig - 0

Volksabstimmung in Lardenbach: "Ja" - 257, "Nein" - 0, Ungültig - 1
Reichstagswahl in Lardenbach: NSDAP - 250, Ungültig - 8

Volksabstimmung in Groß-Eichen: "Ja" - 483, "Nein" - 1, Ungültig - 0
Reichstagswahl in Groß-Eichen: NSDAP - 482, Ungültig - 2

Volksabstimmung in Ilsdorf: "Ja" - 89, "Nein" - 0, Ungültig - 1
Reichstagswahl in Ilsdorf: NSDAP - 89, Ungültig - 1

[Die Reichstagswahl vom 12. November 1933 fand zugleich mit der Volksabstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund statt. Vorangegangen war die Ausschaltung der politischen Gegner des nationalsozialistischen Systems. Zugelassen war nur eine nationalsozialistisch dominierte Einheitsliste, auf der auch einige als Gäste bezeichnete Parteilose kandidierten. Wahl und Abstimmung erbrachten, wie von der Regierung beabsichtigt, eine deutliche Zustimmung.

Für die Wahl gab es reichsweit einen Einheitsstimmzettel mit zehn Kandidaten, von denen sieben aus den Reihen der NSDAP und drei aus der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot stammten. Die 661 Nominierten auf der Einheitsliste wurden von Hitler bestimmt und konnten in den Reichstag einziehen. 639 waren Mitglieder der NSDAP, 22 waren als Gäste bezeichnete Parteilose. Unter den Abgeordneten befanden sich weder Juden noch Frauen; die meisten Gewählten hatten ein Alter von 30 bis 45 Jahren.

Obwohl das Wahlgeheimnis offiziell gewahrt blieb, lief sie in keiner Weise frei ab: In den Wahllokalen waren Hitlerbilder oder Hakenkreuzfahnen aufgehängt, die SA durfte die Wahllisten einsehen und organisierte einen „Wahlschleppdienst“, der Wähler an die Urnen holte. Aber auch wo kein Druck auf die Wähler ausgeübt wurde, hatten diese vielfach kein Vertrauen in das Wahlgeheimnis. Viele waren eingeschüchtert oder sahen keine Alternative zu einem zustimmenden Votum. Zwar war es bei dieser Abstimmung insgesamt noch ohne größeres Risiko möglich, mit Nein zu stimmen, allerdings musste dies explizit auf den Stimmzettel geschrieben werden, da nur ein einziges Feld für Ja vorhanden war. Alternativ konnte der Wahlzettel durch Kritzeleien ungültig gemacht oder der Wahl ferngeblieben werden.]

(Grünberger Anzeiger, wiki)

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02. November 1933

Ältester Einwohner verstorben

Heute (2. November 1933) wurde der älteste Einwohner Klein-Eichens und der letzte Veteran von 1870-71, Heinrich Karl Zimmer, zu Grabe getragen. Der Verstorbene hatte ein Alter von 87 1/2 Jahren erreicht und erfreute sich bis vor kurzem einer guten Gesundheit.

Er hatte den Feldzug 1870-71 als Unteroffizier beim Art.-Rgt. 25 mitgemacht. Im Jahre 1928 konnt er seine goldene Hochzeit feiern. Seine Ehefrau Elisabetha ist bald nach der goldenen Hochzeit gestorben.

[Heinrich Karl Zimmer wurde am 22. März 1846 als Sohn von Bürgermeister Johann Georg Zimmer in "Schustersch-Haus" (Sellnröder Str. 1) geboren. Im August 1878 heiratete er Elisabetha Enders in Klein-Eichen. Die beiden übernahmen die Landwirtschaft von Johann Georg Enders in der Groß-Eichener Straße. Sohn Eduard wurde 1879 geboren. Am 30. Oktober 1933, dem Geburtstag seines Enkels Helmut, verstarb Heinrich Karl Zimmer in Klein-Eichen.

Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.]

(Grünberger Anzeiger)

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31. Oktober 1933

Reformationsfeier

Heute fand in der Kirche in groß-Eichen eine Reformationsfeier statt, zu der sich die Schulkinder des Kirchspiels [auch Klein-Eichen?] und auch viele Erwachsene eingefunden hatten. Von den Kindern wurden einige Gedichte vorgetragen. Der Ortsgeistliche betonte in seiner Ansprache besonders die Wichtigkeit des Bekenntnisses zu Religion und Vaterland.

Ein weiteres Bekenntnis fand an diesem Tag in Groß-Eichen statt: "Heute wurde hier ein SA-Reserve-Sturm gegründet. Es traten über 100 Mann bei.

(Grünberger Anzeiger)

 
17. Oktober 1933

Meldungen

In der Schottener Turnhalle waren dieser Tage (9. Oktober 1933) sämtliche Gastwirte aus dem Kreise Schotten zwecks Gründung einer Innung versammelt. Nach Begrüßung durch den derzeitigen Vorsitzenden erstattete der Geschäftsführer vom Reichseinheitsverband des Gastwirtegewerbes ein ausführliches Referat über Zweck und Ziele des Verbandes. Das Gastwirtsgewerbe liege am tiefsten unter dem Scherbenhaufen, fast 90 Prozent sei fast zugrunde gerichtet. Der neue Verband wolle beim Aufbau helfen, besonders allen den Gastwirtsbetrieben, die auf die Dauer existenzberechtigt sind. Etwa 30 Prozent der gegenwärtigen Zahl der konzessionierten Betriebe sei bei der Wirtschaftslage zu viel. 70 Prozent des Alkoholkonsums, Flaschenbier- und Schnapsverkauf geschähe auf illegalem Wege. Preisschleuderer müssten ausgeschaltet werden. Eine saubere Konkurrenz der Wirtschaften auf gesunder, anständiger Preiskalkulation müsse bestehen. Die interessanten Ausführungen des Redners wurden von der Versammlung mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Die sehr zahlreich anwesenden Wirte und Gasthausbesitzer traten einmütig dem neuen Verband bei. [Ob Klein-Eichens Gastwirt Ludwig Krieger mit dabei war ist nicht überliefert.]

Am 10. Oktober trafen sich in Schotten die landwirtschaftlichen Fachberater dieses Kreises, sowie die Amtswalter der Volkswohlfahrt zu einer gemeinsamen Besprechung über die Durchführung des Winterhilfswerks im Kreise Schotten. Der Kreisbauernführer wies darauf hin, daß jeder Volksgenosse, der sein tägliches Brot hat, moralisch verpflichtet ist, dazu beizutragen, daß auch alle seine Brüder nicht hungern oder frieren müssen. Zur reibungslosen Durchführung dieses großen Sammelwerkes für die Winterhilfe ist es erforderlich, daß in jedem Orte der zuständige Amtswalter der Volkswohlfahrt mit dem Ortsbauernführer Hand in Hand arbeitet. Nur so wird es möglich werden, die für den Kreis Schotten festgesetzten Mengen (5616 Zentner Kartoffeln und 1204 Zentner Getreide) auf einfachem Wege aufzubringen. Das große Verständnis, das dem Bauernstand von unserer Regierung entgegengebracht wird, verpflichtet den Bauern, sich auch ganz dieser Regierung zur Verfügung zu stellen ...

Das Landeskirchenamt hat an die evangelischen Dekanate und Pfarrämter in einem Ausschreiben angeordnet, daß unter Aufhebung der Bestimmungen vom 1.12.1910 die Führung der Tauf-, Trauungs-, Beerdigungs- und Konfirmandenregister in neuer Form zu erfolgen hat. Für jede Gemeinde ist ein Tauf-, ein Trauungs-, ein Beerdigungs- und ein Konfirmandenregister zu führen, wofür je ein besonderes Buch zu bestimmen ist. Nur in kleineren Gemeinden können mit Genehmigung des Dekanats die vier Register in einem Band vereinigt sein. Ebenso bedarf es der Genehmigung des Dekanats, wenn ausnahmsweise für mehrere, in einem Pfarrverband vereinigte kleinere Gemeinden gemeinschaftliche Register geführt werden sollen. [Bis zur Einführung der standesamtlichen Registerführung dokumentierten ausschließlich die Kirchen den Personenstand. In der evangelischen Kirche wurden mit der Reformation, in der katholischen seit dem Konzil von Trient 1563 Regeln für die Führung der Kirchenbücher aufgestellt.]

Wegen Verbreitung unwahrer Gerüchte im Zusammenhang mit der Auflösung des Reichstags wurden nach dem Bericht der Gießener Staatspolizeistelle gestern (17. Oktober 1933) drei Personen aus Gießen festgenommen. Die Staatspolizeistelle betont dabei, daß gegen alle derartige Schwätzer, die durch unwahre Gerüchte nur Beunruhigung schaffen wollen, nachdrücklich vorgegangen wird. [Reichspräsident Hindenburg löste am 1. Februar 1933 den Reichstag mit der Begründung auf, es wäre nicht gelungen, eine Koalition zwischen der Zentrumspartei und der NSDAP zu etablieren. Für den 5. März 1933 setzte er Neuwahlen an. Der folgende Wahlkampf fand bereits unter Bedingungen der Diktatur statt.]

(Grünberger Anzeiger)

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17. September 1933

Meldungen

Am 17. September 1933 fand in Ilsdorf die Einweihung eines Adolf Hitler-Platzes verbunden mit der Pflanzung einer Adolf Hitler-Linde statt. Nach einem Umzug der Schulkinder, des SA-Sturmes 24/116 und des Kriegervereins trugen Schulkinder einige Gedichte und ein Lied vor. Der Heimatdichter Heß (Leihgestern), der die Herstellungsarbeiten geleitet hatte, hielt eine Ansprache. Während des Gesanges des Deutschlandliedes wurden die Hakenkreuzfahne und die schwarz-weiß-rote Fahne gehißt und die Hitler-Linde gepflanzt. Pfarrer Beyer aus Lardenbach hielt die Weiherede. Danach sprach im Namen der NSDAP, Emil Hofmann aus Freienseen. In kernigen Worten schilderte der Redner das Erlebnis von Nürnberg und den Kampf des Führers. Anschließend sang die Festversammlung das Horst Wssel-Lied. Beigeordneter Erb nahm den Platz in den Schutz der Gemeinde. Mit einigen Gedichtvorträgen wurde die Feier beendet. Auf Einladung des Beigeordneten vergnügte man sich anschließend in der Wirtschaft Theiß bei Musik und Gesang.

[Adolf Hitler war während der Zeit des Nationalsozialismus ein häufiger Namensgeber von Straßen und Plätzen im Gebiet des damaligen Deutschen Reichs sowie in besetzten Gebieten. Es gab eine Verordnung des Reichsinnenministeriums über die „Grundsätze für die Straßenbenennungen“ vom Juli 1933, nach welcher in jeder Stadt die wichtigste Straße oder der zentrale Platz nach Adolf Hitler zu benennen war. Die Umbenennungen von Straßen und Plätzen waren Teil des Personenkultes um Hitler und dienten der Propaganda und Machtdemonstration. Ebenso wurden Hitler-Eichen in der Zeit des Nationalsozialismus an vielen Orten zu Ehren Adolf Hitlers gepflanzt. Nach 1945 wurden alle Straßen und Plätze mit Adolf Hitler als Namensgeber im Rahmen der Entnazifizierung umbenannt.]

Der Kreisobmann des NS Lehrerbundes Kreis Schotten Kratz (Wohnfeld) gibt bekannt: Im Kreise sind die nachfolgenden Arbeitsgemeinschaften gegründet: 1. Volksschule, 2. Höhere Schule, 3. Eugenik, 4. Turnen und Wehrsport, 5. Musik, 6. Zeichnen und Kunst, 7. Allgemeine Berufsschule, 8. Kurzschrift, 9. Religionsunterricht, 10. Lichtbildwesen, 11. Volkskunde, 12. Volksbildung, 13. Tanzunterricht, 14. Luftschutz. Alle Mitglieder des NSLB haben mindestens einer dieser Arbeitsgemeinschaften anzugehören.

(Grünberger Anzeiger)

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12. September 1933

Landesjugendtag 1933

Der Landesjugendtag, in dessen Mittelpunkt die Austragung des Wanderpreis-Wimpels des Reichsstatthalters in Hessen steht, wurde von den Schulen Freienseen, Lardenbach, Klein-Eichen, Sellnrod und Groß-Eichen gemeinsam (am 12. September 1933 in Groß-Eichen) begangen. Jede Schule stellte eine Mädchen- und eine Knabenkampfgruppe mit je 8 Teilnehmern.

Nachdem die Knabengruppen ihren 5-Kilometer-Marsch zurückgelegt hatten, stellte sich an der Turnhalle der Festzug auf, dessen Spitze der SA-Sturm 24/116 mit Spielmannszug bildete. Den Kampfgruppen folgten Schüler und Schülerinnen, die Ortsvorstände der fünf Gemeinden, die Pgg. und Vereine. Der Leiter der Veranstaltung, Lehrer Bopf (Groß-Eichen), begrüßte die große Versammlung und wies auf Sinn und Zweck der Gruppenkämpfe hin.

Nach einem Sieg-Heil auf das neue Reich und seine Führer und dem Gesang des Horst Wessel-Liedes begannen die Wettkämpfe unter reger Anteinahme der Bevölkerung.

Den Höhepunkt bildete der feierliche Ausklang des Jugendtages mit der Feier in der Turnhalle, wobei Bürgermeister Faust namens der Gemeinde der Versammlung den Willkommensgruß entbot. Gesangsvorträge und Gedichte umrahmten die Rede des Lehrers Bopf, der u. a. ausführte, daß Kämpfen und Streben nur einen Wert habe, wenn sie auf ein hohes Ideal gerichtet sind. Darum gilt unser Arbeiten, Kämpfen und Streben dem Volk und Vaterland, dem unsere liebeglühenden Herzen entgegenschlagen.

Bei der Siegerverkündigung wurde der Schule Groß-Eichen mit großem Vorsprung vor Freienseen (2.) und Sellnrod (3.), Lardenbach (4.) der Sieg und damit der Wimpel zugesprochen. Bei den Mädchen war Lardenbach an 1. Stelle, es folgten Groß-Eichen an 2., Sellnrod an 3. und Freienseen an 4. Stelle.

(Grünberger Anzeiger)

[Die Schulen sind für die NS-Erziehung ein zentraler Ort. Es gelingt den Nationalsozialisten recht früh, die Lehrerverbände im neu gegründeten NS-Lehrerbund zusammenzufassen. Bald sind alle Lehrkräfte dort Mitglied. Die Schulen sind, zumindest formal, als staatliche Organisationen fest in nationalsozialistischer Hand. Hier ist der Einfluss des Staates allgegenwärtig. (SWR)]

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7. September 1933

Erzbergbau 1933

Seit einigen Wochen ist die Eisenerzgrube "Maximus" (Gewerkschaft Louise) bei Lardenbach nach über zweijährigem Stillstand wieder in Betrieb genommen worden. Etwa 70 Bergleute finden hierdurch wieder Arbeit und können täglich bis zu 130 Tonnen Reinerz zum Markt bringen. Auch die kleinere Grube bei Weickartshain konnte mit etwa 15 Arbeitern wieder in Betrieb genommen werden.

(Grünberger Anzeiger, 7. September 1933)

[Die Grube Maximus Süd wurde in den 1920er und Beginn der 1930er Jahre aus diversen Gründen mehrfach geschlossen und wiedereröffnet. 1934 begann die Gewerkschaft „Louise“  mit dem Abbau im nördlichen Grubenfeld. Für den Transport der Loren war eine Benzollok im Einsatz. Hierfür wurde das Grubengebiet mit zwei zentralen Stollen erschlossen.

Auch im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde die heimische Industrie in die Rüstungs- und Kriegsproduktion einbezogen. Anders als vor 1914 hatte die Eingliederung zahlreicher Betriebe in die Kriegswirtschaft jedoch schon seit 1934/35 mit der auf einen geplanten Krieg ausgerichteten Vierjahresplänen begonnen. Besonders auffällig an den Entwicklungen vor Kriegsbeginn war dabei die Reaktivierung oder Neuaufnahme von Erzgruben, die erst zuvor aus Rentabilitätsgründen geschlossen worden waren. In dem erhaltenen Bestand an Grubenbauten treten diese Neu- oder Wiedergründungen von Gruben nach 1933 deutlich hervor. (Eisenerzbergbau in Hessen)]

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13. August 1933

Volksmissionsfest

Am letzten Sonntag (13. August 1933) fand in Klein-Eichen und Lardenbach ein aus der ganzen Gegend sehr gut besuchtes Volksmissionsfest statt. Als Festredner sprachen Regierungsbaurat Kessel (Schotten) und Pfarrer Arndt (Weidenau). Umrahmt war die Veranstaltung durch gesangliche Darbietungen, Lauten- und Posaunen-Chöre der landeskirchlichen Gemeinschaften. Das Kreuz von Golgatha stand wie immer im Mittelpunkt der ganzen Kundgebung. Möge der Same des Evangeliums reichlich Frucht tragen.

(Grünberger Anzeiger)

 
12. August 1933

Amtswaltertagung 1933

In der Turnhalle zu Schotten fand am 5. August eine Amtswaltertagung des Kreises statt. An der großen Menge der erschienenen Amtswalter wurde deutlich, welch mächtige Organisation die NSDAP auch im Kreise Schotten geworden ist. Kreisleiter Kromm eröffnete um 9.30 Uhr die Versammlung. Pg. (Parteigenosse) Grimme sprach über den Aufbau der Parteiorganisation und die Zuständigkeit der einzelnen Dienststellen. Nach einleitenden Worten des Kreisschulungsleiters Pg. Hofmann (Freienseen), ergriff das Wort der Vertreter des Gauschulungsleiters. In scharfen Worten geißelte er das Sichvordrängen von Neulingen, denn der Nationalsozialismus könne nicht gelehrt und nicht gelernt werden, sondern muß blutmäßig im einzelnen Volksgenossen liegen.

Im Anschluß an diese Versammlung forderte der Kreisfachberater für Landwirtschaft zur erneuten Beratung auf. Zur Neuregelung des Aufbaues des Standes der deutschen Landwirtschaft wurden 4 Punkte festgelegt: 1. Fragen der freien landwirtschaftlichen und bäuerlichen Organisation. 2. Fragen der Bauernkammer als halbamtlicher Verwaltungskörper. 3. Fragen des Genossenschaftswesens. 4. Fragen des Landhandels.

Als weiterer Punkt der Tagesordnung wurde die Drescherei für 1933 im Kreis Schotten besprochen. Jeder Dreschmaschinenbesitzer muß in der Dreschgilde organisiert sein. Mehr wie 2 Dreschmaschinen dürfen nicht in ein Dorf fahren. Der Bauer, der nachweislich über kein flüssiges Geld verfügt, kann den Druschlohn in Materialien bezahlen. Dreschgildenmeister des Kreises Schotten ist Pg. Müller von Rudingshausen. Zur

Frage des Milchabsatzes wurde nochmals darauf hingewiesen und den einzelenen LDL und LDF aufgetragen, daß alle Milchbauern genossenschaftlich zu erfassen sind, auch wenn sie die Milch selbst verarbeiten. Auch ist durch den Bauer von der Viehverwertungsgenossenschaft noch viel mehr Gebrauch zu machen. Auch der Fruchthandel muß den Juden immer mehr entzogen werden. An dem regen Interesse, mit dem alle Fragen behandelt wurden, zeigt sich so recht der neue Geist, der mit Adolf Hitler in Deutschland und damit auch in unserem Vogelsberg seinen Einzug gehalten hat.

(Grünberger Anzeiger, 12. August 1933)

[Die Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im nationalsozialistischen Deutschen Reich war durch umfangreiche Veränderungen der landwirtschaftlichen Produktionsstrukturen und der zugehörigen Verbandsstruktur und Gesetzgebung geprägt. Bereits 1930–1932 hatten die Nationalsozialisten in den Bauernverbänden in großem Umfang Anhänger und Wählerstimmen gewonnen. Die Agrarpolitik sollte einen möglichst hohen Grad an Selbstversorgung erreichen und war für die NSDAP ideologisch von großer Bedeutung.]

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10. August 1933

Meldungen

[Leitbild nationalsozialistischer Gesellschaftspolitik war eine in sich geschlossene, rassisch und ideologisch gleichförmige Volksgemeinschaft von „Ariern“. Politisch Andersdenkende und Regimegegner wurden von Anbeginn der NS-Diktatur mit Mitteln des Staatsterrors verfolgt und unter anderem in Konzentrationslager gesperrt.]

Über die Anwendung des deutschen Grußes besteht in Publikumskreisen noch vielfach Unklarheit, so schreibt der Grünberger Anzeiger. Jeder deutsche Staatsbürger, sofern er arischer Abstammung ist, muss sich des Hitlergrußes bedienen, um damit seine Verbundenheit mit der Volksgemeinschaft auch nach außen hin in Erscheinung treten zu lassen. Entrollte und vorangetragene Standarten, sowie Sturmfahnen müssen gegrüßt werden, sofern man nicht in den Verdacht bewußter Ablehnung gegenüber der jetzigen Staatsform kommen will.

Darüber hinaus aber soll der deutsche Gruß zum Allgemeingruß werden, also die bisher üblichen täglichen Grußformen auch im Verkehr der Zivilbevölkerung unter sich ersetzen. Der Gruß selbst hat in allen Fällen durch einfaches Handaufheben zu erfolgen. Wird zum Handerheben ein Zusatz gemacht, so darf einzig und allein "Heil Hitler" gesagt werden und nicht etwa "Guten Tag" oder dergleichen.

In dem Orte Alten-Buseck beteiligte sich eine dortige Witwe an einer Unterhaltung, die ihr Sohn mit einem Bekannten über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland hatte. Dabei machte die Frau von ihrem Mundwerk mit beleidigenden Ausdrücken über den Reichskanzler Gebrauch, und zwar so laut, dass Mitbürger auf der anderen Straßenseite die ungebührlichen Redensarten hörten. Vor dem Gießener Schöffengericht hatte sich die Frau gestern (10. August 1933) wegen schwerer Beleidigung des Reichskanzlers zu verantworten. Das Gericht verurteilte die unverantwortliche Schwätzerin zu 4 Monaten Gefängnis.

(Grünberger Anzeiger)

 
01. August 1933

Opferbereitschaft der Lehrer

Auf der Juli-Konferenz des NS-Lehrerbundes des Kreises Schotten, an der die Lehrerschaft vollzählig teilnahm, erklärten sich alle Lehrkräfte bereit, einen Teil ihres Gehalts, 1 bis 5 Prozent, dem Kreisobmann für die nationale Arbeitsspende zur Verfügung zu stellen. Die Tagung, bei der Lehrer Kratz über "Nation und Rasse" sprach, wurde zu einem erhebenden Treuebekenntnis zu den Führern und Pionieren der nationalsozialistischen Revolution.

(Grünberger Anzeiger)

 
30. Juli 1933

Evangelische Kirchenwahlen

Die evangelischen Kirchenwahlen brachten im ganzen Reich einen überwältigenden Sieg der Deutschen Christen, die im Durchschnitt zwei Drittel aller Stimmen auf sich vereinigen konnten. In einer Reihe von Städten und in einigen Ländern brauchte nicht gewählt zu werden, da man sich vorher auf eine Einheitsliste geeinigt hatte.

[Als Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler gewählt wurde, führte dies zu einer Spaltung unter den evangelischen Christen im Deutschen Reich. Unter dem Namen Deutsche Christen versammelten sich nationalsozialistische Kirchenmitglieder, die in Hitler eine Art Messias sahen und für eine Symbiose von Christentum und nationalsozialistischer Ideologie eintraten.
Die vom NS-Staat überraschend ausgeschriebenen Kirchenwahlen am 23. Juli 1933 sollten Klarheit über die kirchenpolitischen Kräfteverhältnisse innerhalb der evangelischen Kirche bringen. Den beteiligten Kirchenparteien blieben nur ganze neun Tage Zeit, um sich in der Öffentlichkeit mit ihren kirchenpolitischen Zielen zu präsentieren.
ie Glaubensbewegung Deutsche Christen erlebte seit Monaten einen großen Zulauf an Mitgliedern, zudem wurde sie von den lokalen Behörden der NSDAP sowie von deren Parteipresse und Propaganda nachhaltig unterstützt. Hier bedurfte es keiner langen Vorbereitungszeit, sie profitierten von der knapp bemessenen Frist für den Wahlkampf.]

Bei der gestrigen (23. Juli 1933) Neubildung der evangelischen Kirchengemeindevertretungen lag in der Provinz Oberhessen in der weitaus großen Mehrzahl aller Gemeinden je eine gemeinsame Vorschlagsliste vor, sodaß sich in diesen Orten eine Abstimmung erübrigte. Nur in ganz wenigen Orten ist es in Ermangelung einer gemeinsamen Liste zur Wahlhandlung gekommen. Auch zur Wahl der Kirchengemeindevertretung in Groß-Eichen [und Klein-Eichen] wurde nur ein Wahlvorschlag eingereicht, es brauchte daher keine Wahl stattzufinden. Die auf den Vorschlagslisten genannten Personen gelten als gewählt.

Am 30. Juli trat die neugewählte Kirchengemeindevertretung zusammen, um den Kirchenvorstand neu zu wählen. Die Wahl fiel einstimmig auf die seitherigen Mitglieder des Kirchenvorstandes: Georg Peter 3., August Hofmann, Ludwig Steuernagel, August Zimmer, Bürgermeister Faust und Wilhelm Eckhardt aus Klein-Eichen.
Da die Wiederherstellung der Kirche in Groß-Eichen jetzt in Angriff genommen wird, werden in den nächsten Wochen die Gottesdienste in der Turnhalle stattfinden.

(Grünberger Anzeiger)

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04. Juli 1933

Aufgebot

Die Erben des Wilhelm Schombert von Lardenbach, nämlich Albert Schombert und Emil Schombert in Weickartshain und Lina Schwanke geb. Schombert in Lardenbach, haben das Aufgebot des verlorenen Darlehnsschein (Einlagebuch) des Vorschuß-Vereins zu Laubach e. G. m. b. H., Nr. 2226, lautend auf den Namen Wilhelm Schombert, Lardenbach, in Höhe von RM. 1716,12 beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf Mittwoch, den 25. Oktober 1933, vormittags 9 Uhr vor dem unterzeichneten Gericht, Zimmer 1, anberaumten Aufgebotstermin seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.
Laubach, den 30. Juni 1933. Hessisches Amtsgericht.

(Grünberger Anzeiger)

 
29. Juni 1933

Meldungen 1933

Aus einem Polizeibericht vom 23. Juni 1933: An die "Oberhessische Volkszeitung" in Gießen werden noch fortgesetzt von Behörden und Privatpersonen Ersuchen um Veröffentlichungen in der Zeitung gerichtet, die jedoch keinerlei Berücksichtigung finden können, da das Vermögen der "Oberhessischen Volkszeitung" beschlagnahmt und die Geschäftsstelle polizeilich geschlossen und versiegelt ist. Es wird daher gebeten, von weiteren Ersuchen Abstand zu nehmen.

Der Grünberger Anzeiger berichtete am 24. Juni 1933 das Reichsminister Goebbels weitere Maßnahmen zur Durchsetzung der nationalsozialistischen Revolution und zur Säuberung des innenpolitischen Lebens ankündigte. Ein weiterer Schlag ist nunmehr erfolgt, der auch organisatorisch das Ende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bedeutet, nachdem sie praktisch schon so gut wie erledigt war.

Der Grünberger Anzeiger berichtet auf Seite 1 am 29. Juni 1933: Der Dienstag dieser Woche hat die nationale Revolution wiederum einen gewaltigen Schritt vorwärts gebracht. Der Deutschen Staatspartei wurde das Verbot weiterer Betätigung mitgeteilt. Die Deutsche Volkspartei besteht nur noch auf dem Papier, so daß als einzige politische Partei nach dem Schlag gegen die SPD nur noch das "Zentrum" auf der Bildfläche vorhanden ist. Die Bayerische Volkspartei ist durch die Verhaftung aller führenden Leutz und durch Besetzung ihrer Büros aktionsunfähig geworden und dürfte kaum wieder aktionsfähig werden. Es ist also praktisch das Ende des Parteistaates erreicht, das von der nationalsozialistischen Bewegung von Anfang an angestrebt wurde.

(Grünberger Anzeiger)

[Nur wenige Monate nach der nationalsozialistischen Machtergreifung und der Selbstausschaltung des Deutschen Reichstages durch das so genannte Ermächtigungsgesetz wurden alle Parteien bis auf die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) verboten. Mit dem Gesetz "Gegen die Neubildung von Parteien" sicherte sich die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit ihren knapp zwei Millionen Mitgliedern das Monopol im Land. Die anderen politischen Parteien der ersten deutschen Republik - an der Parlamentswahl im Jahr zuvor hatten noch 29 teilgenommen - gab es nicht mehr.]

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24. Juni 1933

Volkszählung

Am 24. Juni 1933 veröffentlichte der Grünberger Anzeiger das die Volkszählung für Lardenbach und Stockhäuser Hof 379 Personen ergab, entgegen 411 in 1925. Zu Solms-Ilsdorf 72 Personen gegen 64 in 1925. Für Klein-Eichen wurden keine Zahlen veröffentlicht.

(Grünberger Anzeiger)

 
16. Juni 1933

Feuerwehr

Ernst Lein von Lardenbach ist (am 3. Juni 1933) als Stellvertreter des Befehlshabers der Pflichtfeuerwehr der Gemeinde Lardenbach ernannt und verpflichtet worden.

Am 16. Juni 1933 wurde bei der Klein-Eichener Pflichtfeuerwehr durch Regierungsrat Schwan aus Schotten eine Revision vorgenommen. Bei dieser Gelegenheit sprach Regierungsrat Schwan auch über Zwecke und Ziele der Freiwilligen Feuerwehr. Auf seine Aufforderung hin wurde auch in Klein-Eichen eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Der Gemeinderat bewilligte in anerkennungswerter Weise der neugegründeten Wehr einen Zuschuß. Dies ist damit die 31. Freiwillige Feuerwehr im Kreis Schotten, die auf Veranlassung des Herrn Regierungsrat Schwan gegründet wurde.

Am 16. Juni 1933 wurde auf Veranlassung der Herren Regierungsrat Schwan und Kreisfeuerwehrinspektor Eberheim (Schotten) in Lardenbach eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Es ist dies die 32. Freiwillige Feuerwehr im Kreise Schotten. Der Gemeinderat bewilligte der neugegründeten Wehr in anzuerkennender Weise einen Zuschuß.

In der Festschrift "50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Lardenbach" wird berichtet, dass die wehrfähigen Männer von Lardenbach im Jahr 1934 eine Freiwillige Feuerwehr gründeten. Und Bürgermeister Otto Keil wurde erster Wehrführer. Schon im darauffolgenden Jahr übernahm Ernst Lein dieses Amt. Im Mai 1984 feierte man das 50er Jubiläum mit drei Festtagen.

(Grünberger Anzeiger/Festschrift FFW)

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01. Juni 1933

Zur Volkszählung

Zu der nunmehr stattfindenden neuen Volks-, Berufs- und Betriebszählung von 1933 sowie der Durchführung mögen einige Informationen über die Stellung und Pflichten der Einzelperson von Interesse sein. Die Zählung erstreckt sich auf sämtliche Bewohner des ganzen Reiches, mit Ausnahme des Saargebietes; mit der eigentlichen Volkszählung wird gleichzeitig eine Berufs- sowie landwirtschaftliche und gewerbliche Betriebszählung verbunden. Die Fragen dürfen sich jedoch nur auf den Personen- und Familienstand, den Geburtsort, die Religionszugehörigkeit, die Muttersprache, die Grundstücke und Wohnungen sowie auf die Berufs- und Betriebsverhältnisse beziehen. Ein Eindringen in die Einkommen- und Vermögensverhältnisse ist unbedingt ausgeschlossen. [...].

(Grünberger Anzeiger)

 
31. Mai 1933

Bürgermeisterversammlung

Im Rathaussaal in Schotten fand eine Versammlung der Bürgermeister statt, die sich mit der Landesplanung beschäftigte. Nach der Begrüßung hielt Regierungsbaurat Steinbach vom Kulturbauamt Gießen einen Vortrag über die Bedeutung und Wichtigkeit der Landesplanung. Reichs- und Landesregierung stellen einen großzügigen Arbeitsplan auf, der für Jahre hinaus Arbeiten vorsieht, die von den Gemeinden in Aussicht genommen werden sollen. In erster Linie kommen volkswirtschaftlich wertvolle Arbeiten, wie Feldbereinigung, Drainage, Meliorationen, Wegebauten, Aufforstungen in Frage, die demnächst von den Arbeitslagern für die Gemeinden durchgeführt werden. Die kleineren Arbeitslager werden bis zum Oktober verschwinden und in größere Arbeitslager nicht unter 200 Mann zusammengefasst. Mittels Fahrräder und Lastautos werden die jungen Leute an die Arbeitstätten gebracht, so daß weite Anmarschwege wegfallen und die Arbeitsleistung erhöht wird.

(Grünberger Anzeiger)

 
28. Mai 1933

Kriegerkameradschaft Hassia

Im Schützenhof in Laubach fand am Sonntagmittag (28. Mai 1933) eine außerordentliche Tagung des Bezirks Laubach der Kriegerkameradschaft Hassia statt. Die zum Bezirk Laubach gehörigen Kriegervereine der Orte Freienseen, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Münster, Röthges, Ruppertsburg, Villingen und Wetterfeld hatten ihre Vertreter entsandt. Der Bezirksvorsteher Hermann Stoß (Laubach) eröffnete die Tagung und gab bekannt, daß auf Grund eines Ausschreibens des Präsidiums der Kriegerkameradschaft gemäß den Richtlinien des Reichskriegerbundes Kyffhäuser der Bezirksvorstand neu zu wählen sei. Durch einstimmigen Beschluß wurde der seitherige Vorstand wiedergewählt, da die Mitglieder noch nie eine andere als streng nationale Politik getrieben haben. Als Vertreter beim diesjährigen Verbandstag am 10. und 11. Juni in NIdda wurden die Kameraden Bezirksvorsteher Stotz, Vorsitzender Gunkel (Wetterfeld) und Wilh. Rohn 1. (Gonterskirchen) bestimmt. Es wurde weiter noch das diesjährige Bezirksschießen, welches am 13. August in Laubach stattfindet, besprochen. Der Vorsitzende dankte den Vertretern im Namen des Vorstandes für das durch die Wiederwahl ausgesprochene Vertrauen und schloß die Tagung mit einem dreifachen Sieg-Heil! auf den Reichskanzler Adolf Hitler.

(Grünberger Anzeiger)

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14. Mai 1933

Meldungen

Im festlich geschmückten Sitzungsaal des Kreisamtes Schotten hielt am 5. Mai 1933 vormittags 9 Uhr der neue Kreisausschuß seine erste Sitzung ab. Von den Wänden grüßen Bilder des Reichspräsidenten von Hindenburg und unseres Volkskanzlers Adolf Hitler und die Fahnen des neuen Deutschlands. Der Kreisausschuß besteht ausschließlich aus Nationalsozialisten. Der Kreisdirektor hieß die neuen Kreisausschußmitglieder herzlich willkommen, er begrüßte den Aufbruch der Nation ... Alles Alte und Morsche ist beseitigt ... In diesem Sinne gebe ich dem Wunsche Ausdruck, daß sich unsere Zusammenarbeit gedeihlich gestalten möge zum Wohle des Kreises Schotten mit seiner armen, aber arbeitsamen Bevölkerung.

Der Kreistag des Kreises Schotten hielt am Dienstag den 9. Mai 1933 vormittags seine erste Sitzung. Die neuen Mitglieder des Kreistages wurden durch Handschlag in Eid und Pflicht genommen.

Am Sonntag (14. Mai 1933) wurde auf dem Gipfel des Hoherodskopfes in Anwesenheit einer großen Menschenmenge ein Hitler-Gedenkstein eingeweiht. Die Weihe erfolgte durch den hessischen Ministerpräsidenten. Der Denkstein ist ein Findling aus Basalt, der Hakenkreuz und eine Inschrift trägt. An dieser Stelle hatte Adolf Hitler am 18. Juni 1932 zu der nationalen Bevölkerung des Vogelsberges gesprochen.

(Grünberger Anzeiger)

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08. Mai 1933

Gleichschaltung Gemeinderat Klein-Eichen

In der Sitzung am 10. April 1933 wählte der Klein-Eichener Gemeinderat die Wahlkommission zur Durchführung der Gemeinderatswahl (bis zum Ende des Monats). In der Kommission vertreten sind: Karl Müller als Wahlkommissar, Wilhelm Dörr (Schriftführer) und die Beisitzer: Karl Kühn, Ludwig Krieger, Wilhelm Eckhardt. Im bisherigen Gemeinderat vertreten waren neben dem Bürgermeister Karl Müller die Mitglieder Zimmer, Krieger, Volp, Eckhardt, Kühn, Felsing und Faust.

In der Sitzung vom 8. Mai 1933 wurden die neuen Gemeinderatsmitglieder eingeführt und durch Handschlag auf Treu und gewissenhafter Erfüllung ihres Amtes verpflichtet. Der neue Gemeinderat besteht aus Bürgermeister Karl Müller, dem ersten Beigeordneten Karl Volp und den Mitgliedern Karl Kühn, Heinrich Felsing, Wilhelm Hoffmann, Otto Peter, Konrad Faust, Otto Volp und Heinrich Frank.

(Protokoll des Gemeinderates Klein-Eichen)

[Gleichschaltung bezeichnet die erzwungene Eingliederung aller sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Kräfte in die einheitliche Organisation einer Diktatur, die sie ideologisch vereinnahmt und kontrolliert. Seit den 1930er Jahren bezeichnet das Wort den Prozess der Abschaffung des Föderalismus und der Vereinheitlichung des gesamten gesellschaftlichen und politischen Lebens in der Machteroberungsphase der Zeit des Nationalsozialismus.]

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25. April 1933

Meldungen

Aus der jüngsten (12. April 1933) Bürgermeisterversammlung des Kreises Schotten sei noch erwähnt: Die Vorschriften über die Neubildung der Gemeinderäte wurden eingehend erläutert, verschiedene Anfragen wurden beantwortet. Maßgebend für die Aufstellung der Listen ist jeweils die örtliche Parteileitung, die allein das Vorschlagsrecht hat. Kreisdirektor Dr. Jann empfahl den Bürgermeistern der Gemeinden, in denen Meinungsverschiedenheiten mit der übrigennationalsozialistischen Ortseinwohnerschaft bestehen, sich mit der örtlichen Parteileitung in Verbindung zu setzen und evtl. durch Einberufung einer Bürgerversammlung eine Einigung herbeizuführen suchen. Bürgermeister Mengel (Schotten) betonte, daß es selbstverständliche Pflicht eines jeden Bürgermeisters ist, daß er sich rückhaltlos der nationalen Arbeit zur Verfügung stellt.

Am Ostermontag (17. April 1933) fand in Groß-Eichen die feierliche Konfirmation der diesjährigen Konfirmanden statt. Es waren diesmal im ganzen 15 Kinder, 6 Knaben und 9 Mädchen, darunter 5 Mädchen aus Klein-Eichen. Am 3. Feiertage fand der übliche Ausflug statt. Das Ziel war diesmal die berühmte Totenkirche bei Meiches.

Die seinerzeit zur Ankurbelung der Pfennigrechnung im Geschäftsverkehr geschaffenen Vier-Reichspfennigstücke werden bis zum 15. Oktober 1933 außer Kurs gesetzt. Sie haben sich im Verkehr nicht bewährt.

Am 25. April 1933 veröffentlicht der Grünberger Anzeiger einige Wahlvorschläge zu den neuen Gemeindevertretungen. So auch für Lardenbach (aber nicht für Klein-Eichen). Die sieben Sitze kommen alle von der NSDAP: 1. Dietrich, Karl, Techn. Grubenbeamter, 2. Keil, Otto, Landwirt, 3. Keller, Adolf, Bergmann, 4. Keller, Wilhelm, Landwirt, 5. Heßler, Georg, Landwirt, 6. Völsing, Karl, Gastwirt, 7. Günther, Hartmann, Landwirt.

Hitlers Geburtstag feierten in Grünberg unter Mitwirkung einer SA-Kapelle die Mitglieder der NSDAP im Gasthof Beltrop. Propagandaleiter Rockel (Grünberg) hielt die Ansprache und trug ein Gedicht vor. Der Feier folgte ein Tanz, der bis in die frühen Morgenstunden dauerte. - Hitlersgeburtstagsfeiern wurden auch in vielen Orten der Umgebung abgehalten.

(Grünberger Anzeiger)

 
11. April 1933

Selbstverwaltung der Gemeinden

Eine Verordnung des hessischen Gesamtministeriums vom 6. April 1933 regelt aufgrund des vorläufigen Reichsgesetzes zur Gleichschaltung vom 31. März 1933 die Neubildung der gemeindlichen Selbstverwaltungskörper. U. a. wird darin gesagt:
Der Stadtrat in den Städten und der Gemeinderat in den Landgemeinden bestehen bei einer Einwohnerzahl bis zu 500 Einwohnern aus 7, [...] Stadtrats- oder Gemeinderatsmitgliedern. Der Kreistag besteht bei einer Einwohnerzahl [...]. Der Provinzialtag besteht in der Provinz Oberhessen aus 25 Provinzialtagsmitgliedern. In Hessen sind neu zu bilden die Provinzialtage, die Kreistage, die Stadträte und die Gemeinderäte sowie [...].

Die Kreisämter haben zu oben erwähnter Verordnung Ausschreiben an die Bürgermeistereien erlassen, in denen u. a. folgende zur Durchführung erforderlichen Anordnungen für die Neubildung der Gemeinderäte getroffen sind:
Nach § 12 des Vorläufigen Gesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich vom 31. März 1933 sind die Gemeinderäte neu zu bilden. Die Neubildung muß bis zum 30. April 1933 durchgeführt sein. Die hierfür erforderlichen Maßnahmen sind sofort in die Wege zu leiten.

Die Neubildung der Gemeinderäte erfolgt nach der Zahl der bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 in den Gemeinden abgegebenen gültigen Stimmen; die kommunistischen Stimmen bleiben unberücksichtigt.
Die demnächstige Ermittlung der entfallenden Sitze erfolgt aufgrund der amtlichen Stimmenzahlen vom 5. März durch die Wahlkommissionen [...]. Vorsitzende der Wahlkommissionen bei Bildung der Gemeinderäte sind die Bürgermeister. Vorschläge des Gemeinderates sind nicht einzuholen.

(Grünberger Anzeiger)

 
10. April 1933

Kriegerkameradschaft Hassia

Gestern (10. April 1933) fand in Laubach im Schützenhof der Frühjahrsbezirkstag des Bezirks Laubach der Kriegerkameradschaft Hassia statt. Dem Bezirk gehören die Kriegervereine Freienseen, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg, Münster, Röthges, Villingen und Wetterfeld an. Um 1 1/2 Uhr mittags eröffnete der Bezirksvorsteher, Hermann Stotz (Laubach) die gut besuchte Tagung. Er gedachte des Tages von Potsdam, der auch für das Kriegervereinswesen ein Wendepunkt bedeute. Heute könnten wir mit Stolz wieder die alten schwarz-weiß-roten Farben, unter denen Millionen Kameraden in den Krieg gezogen und 2 Millionen ihr Leben gelassen, zeigen. Mit einem dreifachen Hoch auf den Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg sowie auf die Mitglieder der Reichsregierung schloß der Bezirksvorsteher seine Ansprache. Bei Feststellung der Anwesenheitsliste ergab sich, daß der Kriegerverein Klein-Eichen fehlte. Er hat bereits zwei Bezirkstage unentschuldigt gefehlt und wurde in die festgesetzte Ordnungsstrafe genommen.

(Grünberger Anzeiger)

 
06. April 1933

Voranschlag Kreis Schotten

Der Kreisausschuß des Kreises Schotten hat den Voranschlag des Kreises Schotten für das Rj. 1933 in Einnahmen und Ausgaben mit je 252 648 RM. (im Vorjahr 241 578 RM.) festgestellt. Davon entfallen auf die Betriebsrechnung 190 193 RM. (im Vorjahre 188 104 RM.), auf die Vermögensrechnung 62 455 RM. (im Vorjahre 53 474 RM.). In erläuternden Vorbemerkungen zu dem Voranschlag bemerkt die Kreisverwaltung: Wir sind in der glücklichen Lage, im neuen Voranschlage die Kreisumlagen von seither 90 000 RM. auf nunmehr 80 000 RM., also um 10 000 RM. senken zu können.

(Grünberger Anzeiger)

 
02. April 1933

Erste Goldene Konfirmation in Lardenbach

Der heutige Sonntrag (2. April 1933) stand in Lardenbach ganz im Zeichen der Konfirmation. Genau 50 Jahre und 1 (2) Tag waren verflossen, seitdem hier 3 Knaben und 5 Mädchen zum ersten Mal zum Tisch des Herren gingen. Sie alle leben noch in Frieden und Freundschaft. Als alte Leute (64 Jahre alt!) wollten sie wieder, wie einst, mitsingen: "Ich bin getauft auf Deinen Namen" und auch die Predigt hören über ihren Konfirmationstert (Konfirmationsspruch) aus dem Brief an die Kolosser, Kap. 2, Vers 6 und 7.

Es ward schmerzlich empfunden, daß zwei Frauen durch Trübsal verhindert waren, diesen Tag des Denkens und Dankens unter ihren Altersgenossen zu verleben.

Selbstverständlich gedachten wir auch der beiden Männer, die sie einst auf die Konfirmation vorbereitet haben: des Pfarrers Schott und Lehrers Schneider. Die Gemeinde nahm gern und zahlreich Teil an dieser Feier, welche in Lardenbach die erste ihrer Art war, aber nicht die letzte sein soll.

(Die 3 Knaben waren: Heinrich Faust (Faustehaus, Seentalstraße 13), Heinrich Kratz (Hewekratze, Seentalstraße 31) und Karl Lein (Wingefelds, Seentalstraße 45, Sohn vom Bürgermeister). Die fünf Mädchen waren: Marie Keller, Liese Lein, Elisabeth Kratz, (?) und (?).

Am Nachmittag wurden im Gottesdienst 5 Kinder geprüft und vorgestellt, wobei der Pfarrer (Beyer) in einer Ansprache über Joh. 13, 35 den "grünen" die greisen Konfirmanden als Vorbilder bezeichnete. Nach dem Gottesdienst hielten die letzteren eine Nachfeier im Hause einer Kameradin. Ganz gelegentlich und eigentlich viel zu spät erinnerte einer der Männer daran, daß sie einst vor 50 Jahren die Linde bei Forsthaus Glashütte (Freienseen) geholt, die noch heute den Hof des Schulhauses ziert.

(Die vorgestellten 5 Kinder waren: Heinrich Groß (Seentalstraße 14), Ernst Zimmer (Seentalstraße 39), Emma Sauer (Seentalstraße 7), Elli Rühl (Seentalstraße 18) und Ella Knöß (Am Helgenstock 1). Sie wurden dann am 2. Osterfeiertag konfirmiert. Leider liegt kein Konfirmationsfoto von 1933 vor.)

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
01. April 1933

Kreisschulrat

Lehrer Hermann Meuer wurde zum Kreisschulrat in Schotten ernannt. Dem neuen Kreisschulrat ist der Kreis Schotten bekannt. Er ist am 1.4.1896 in Ginterskirchen als Sohn eines Landwirtes geboren und besuchte das Gymnasium in Laubach. Zuletzt war er als Lehrer der Volksschule Alten-Buseck tätig.

(Grünberger Anzeiger)

 
27. März 1933

Gleichschaltung der Presse

Auf Einladung des Staatspräsidenten waren am 27. März 1933 die Verleger und Redakteure der hessischen Presse zu einem Empfang in das Staatsministerium eingeladen. Den zahlreichen Erschienen stellte sich die neue hessische Regierung vor. In seinen begrüßenden Einleitungsworten betonte der Staatspräsident, die Regierung wolle der hessischen Presse die Richtlinien bekanntgeben, nach denen in Zukunft die gesamte pressepolitische Arbeit und kulturpolitische Arbeit in der hessischen Presse geleitet werden solle. Die allgemeinen Verhältnisse, erklärte der Staatspräsident, haben sich vor kurzer Zeit grundstürzend gewandelt. Dadurch wird sich auch das Verhältnis der Presse zum Staat und zu der NSDAP grundlegend zu ändern haben...

(Grünberger Anzeiger)

 
25. März 1933

Die Stellung der Frau

Reichsminister Dr. Goebbels (25. März 1933): "Zu allen Zeiten ist die Frau nicht nur die Geschlechts- sondern auch die Arbeitskameradin des Mannes gewesen. Auch heute bedeutet die Frau im öffentlichen Leben nichts anderes als ehedem. Nicht, weil wir die Frau nicht achteten, haben wir (die Männer oder die Nationalsozialisten?) sie, die Frau, aus dem parlamentarisch-demokratischen Ränkespiel ferngehalten. Wir sind der Überzeugung, daß die Frau, und vor allem die deutsche Frau, die ja mehr als jede andere Frau im besten Sinne des Wortes ist, auch auf anderen Gebieten als der Mann ihre Kräfte regen und ihre Fähigkeiten einsetzen muß. Niemand, der die moderne Zeit versteht, wird den aberwitzigen Gedanken fassen können, die Frau aus dem öffentlichen Leben, aus Arbeit, aus Beruf und Broterwerb hinausdrängen zu wollen. Aber es darf dabei nicht ungesagt bleiben, daß Dinge, die dem Mann gehören, auch dem Manne bleiben müssen, und dazu gehört die Politik und die Wahrhaftigkeit eines Volkes."

(Grünberger Anzeiger)

 
März 1933

Meldungen

Die endgültige Stillegung des Grubenbetriebes in Stockhausen ist nunmehr vor einigen Tagen (März 1933) erfolgt. Dadurch ist eine Anzahl Bergleute von Stockhausen und Umgebung arbeitslos geworden. Die Inangriffnahme des Erzlagers bei Lardenbach steht jedoch in Aussicht. Dabei sollen die Bergleute, die in Stockhausen entlassen wurden, in erster Linie berücksichtigt werden.

Die Mission (Evangelisation) hatte gehofft, Herr Missionar Walther werde in diesem Winter in Lardenbach wieder evangelisieren. Es war leider nicht möglich. So entschloss man sich in letzter Stunde, Herr Wilhelm Zelthoff aus Gelsenkirchen zu rufen, der zwar unbekannt, aber bestens empfohlen war. Seine Tätigkeit hat die Erwartungen voll und ganz erfüllt. Er verstand es sehr gut, die Sorgen und Hoffnungen dieser Zeit klar und faßlich in das Licht des Wortes Gottes zu stellen, und so hat er in der Woche vor der Reichstagswahl trotz der hier verbreiteten Grippe Männer und Frauen des etwa 320 Einwohner zählenden Dörfleins (Lardenbach) in steigendem Maße gefesselt. Es wird gehofft, ihn noch oft hier zu hören. Die Kollekte ergab 40 RM., die ganz dem Hessischen Landesverein für Innere Mission in Darmstadt überwiesen wurden (16. März 1933).

Die Aufforderung der Stadtverwaltung Grünberg, zur Feier der Eröffnung des ersten nationalen Reichstags die Häuser zu beflaggen, rief am 21. März 1933 in den Straßen einen Fahnenschmuck hervor, wie man ihn seit langem nicht mehr zu sehen gewohnt war. Abends bewegte sich ein riesiger Fackelzug vom Marktplatz aus nach der Warte, wo ein Freudenfeuer entzündet werden sollte. Im Kreise ringsum leuchteten bereits die Freudenfeuer naher und ferner Dörfer.
Von Laubach, Lauter, Lehnheim und Merlau wird von ähnlichen Auftritten berichtet. In Groß-Eichen fand eine große vaterländische Kundgebung statt, an der sich die ganze Gemeinde beteiligte. Die Schulkinder und die Vereine zogen geschlossen in die Turnhalle. Die hier gehaltenen Ansprachen wurden umrahmt von Chorgesang des Gesangvereins, Liedern und Gedichten der Schulkinder. Selbstverständlich wurden auch das Deutschlandlied und das Horst Wessel-Lied gesungen. Dann setzte sich ein Fackelzug in Bewegung. Durch die Straßen des Ortes ging es hinauf auf eine Anhöhe vor dem Dorfe, wo ein mächtiger Holzstoß errichtet war. Bald loderten die Flammen. Von den benachbarten Höhen grüßten ebensolche Feuer herüber. Vaterländische Lieder singend, sah eine große Menschenmenge den verzehrenden Flammen zu.

Die Bevölkerung des Kreises Schotten wird auf die im heutigen (25. März 1933) Anzeigenteil des Grünberger Anzeigers abgedruckte Bekanntmachung betr. Beitreibung der Gemeinderückstände besonders hingewiesen. Es wird von der Bevölkerung erwartet, daß sie nach wie vor Zahlungen an die Gemeindekassen leistet, um die Gemeinden instand zu setzen, ihren Verpflichtungen nachzukommen.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
28. Februar 1933

Holzversteigerung

Bekanntmachung zur Holzversteigerung im Graf zu Solms-Laubachschen Revier Flensungen-Ilsdorf am Donnerstag, den 2. März. Zusammenkunft am Waldeingang von Klein-Eichen aus, um 10 Uhr aus Laubberg und Hofwald. Nutzholz: 2 Eichenstämme - 0,41 Fstm., 1. und 2. Kl. (Laubberg); Fichtenderbstangen: 80 Stück I, (Sparren) 20 II. Brennholz: Scheiter, Rm.: 50 Buche, 3 Eiche, Birke, 9 Fichte, 1 Kiefer; Knüppel: 20 Buche, 116 Eiche, 25 Kiefer, 2 Lärche; Stöcke: 9 Buche, 10 Fichte, 3 Kiefer; Reiserknüppel: 9 Buche, 45 Eiche; Astreiser: 24 Buche. - Das Brennholz wird am Schulpfad ausgeboten. Blau unterstrichene Nummern werden nicht ausgeboten. Auskunft erteilt Förster Knöß (Lardenbach).

(Grünberger Anzeiger)

 
26. Februar 1933

Kirchengemeindevertretung

Heute, am Sonntag, fand in Groß-Eichen eine Sitzung der Kirchengemeindevertretung statt. Zunächst wurde der Voranschlag der evg. Kirche für 1933 besprochen und einstimmig angenommen. Der Voranschlag wurde unter dem Grundsatz äußerster Sparsamkeit aufgestellt. Des weiteren wurden vom Vorsitzenden die Berichte über den religiös-sittlichen Zustand der Kirchengemeinde aus den beiden vergangenen Jahren vorgetragen und besprochen.

(Grünberger Anzeiger)

 
06. Februar 1933

Kommunalwahlen

Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat das preußische Staatsministerium durch Verordnung sämtliche kommunalen Vertretungskörperschaften aufgelöst. Die Rechtsgrundlage dieser Verordnung ergibt sich aus den einzelnen Gemeindeverfassungsgesetzen, in denen das Staatsministerium ermächtigt ist, durch Verordnung gemeindliche Vertretungskörperschaften aufzulösen.

Zur Verbilligung der hierdurch erforderlich werdenden Neuwahlen hat das Staatsministerium gleichzeitig beschlossen, den Wahltag für die Neuwahlen sämtlicher aufgelöster kommunalen Vertretungskörperschaften einheitlich, und zwar so festzusetzen, daß die Auslegung der Wählerlisten zugleich mit der Auslegung der Wählerlisten für die Reichstagswahl erfolgen kann. Als Wahltag ist demgemäß der 12. März 1933 festgesetzt worden.

(Grünberger Anzeiger)

 
05. Februar 1933

Braune marschieren

In Grünberg und in Schotten sammelten sich am Sonntagvormittag hunderte von SA-Leuten zu einem gleichzeitigen Marsch auf die Stadt Laubach, die zum Schauplatz großer Kundgebungen ausersehen war.

((Grünberger Anzeiger)

 
31. Januar 1933

Aus Stadt und Land

Die Politik des Jahres 1933 ist geprägt durch die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler im Deutschen Reich und das damit verbundene Ende der Weimarer Republik und den Beginn des „Dritten Reichs“.

Im Deutschen Reich führen die Nationalsozialisten das Einparteiensystem ein und beginnen innerhalb kurzer Zeit mit dem Terror gegen Juden, Minderheiten und Andersdenkende und der Errichtung von Konzentrationslagern, das erste dieser Lager ist das KZ Dachau.

Auch im Vogelsberg ist der Jubel in diesen Tagen groß.

Am Dienstag, 31. Januar 1933 berichtet der Grünberger Anzeiger: Die innenpolitischen Ereignisse der letzten Tage haben ein Tempo angenommen, wie man es bei früheren Regierungsbildungen nicht gewohnt war. Diesmal hat der ganze Regierungswechsel nicht mehr als zwei Tage in Anspruch genommen: Samstag trat Schleicher zurück, Montag mittag bereits war die neue Regierung gebildet. An ihrer Spitze steht der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, Adolf Hitler. Das Kabinett Hitler ist damit Wirklichkeit geworden ...

Weiter der Grünberger Anzeiger: Wohl keine der in Grünbergs Schaufenster in letzter Zeit ausgehängten Sondermeldungen hat solches Aufsehen erregt wie die Nachricht von der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler und die gleichzeitige Bekanntgabe der von ihm gebildeten neuen Reichsregierung. Vom Mittag bis in den späten Abend drängten sich vor dem Aushang eifrig debattierende Leser. Viele Mitglieder der NSDAP Grünbergs gaben ihrer Freude über die Wendung der Dinge durch Beflaggen ihrer Häuser mit Hakenkreuzfahnen Ausdruck.

Im Anschluss an einen großen Fackelzug, der anlässlich der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler stattfand, hielt Schottens Bürgermeister eine Ansprache: "Es war für die Stadt Schotten einfach eine Pflicht ... an diesem Tage, an dem unserer Ehrenbürger die Leitung der künftigen Geschicke des deutschen Volkes übernimmt."

... Im Hinblick auf die Vorkommnisse, die sich in den letzten Tagen ereignet haben, besteht Veranlassung darauf hinzuweisen, dass die Polizei beauftragt ist, gegen Demonstranten, die sich gegen den Reichspräsidenten, den Reichskanzler und gegen Mitglieder der Reichsregierung und Landesregierungen zuschulden kommen lassen, mit Nachdruck einzuschreiten ...

Am Sonntag, 5. Februar 1933, findet bei Laubach eine große Wehrsportübung der Sturmbanne I/116 und III/116 statt, an der 1000 SA-Leute beteiligt sein werden. Um 10 Uhr vormittags sammeln sich in Grünberg auf der Käsewiese 400 Mann unter Führung von Sturmführer Faulstich, in Schotten 600 Mann unter Führung von Sturmführer Straub. Nach dem Durchmarsch durch die Städte Grünberg und Schotten marschieren beide Abteilungen nach Laubach, wo also etwa 1000 Mann zusammengezogen werden. Von 12.15 Uhr bis 13 Uhr werden sämtliche SA-Leute in Laubach verköstigt. Nach der Mittagspause findet unter Führung von Sturmbannführer Hahn (Laubach) auf dem roten Berg die Wehrsportübung statt. Ein Propagandamarsch durch die Stadt mit Vorbeimarsch auf dem Marktplatz schließt sich gegen 15.30 Uhr an. Bis zum Abend konzertieren in sämtlichen Sälen Laubachs SA-Kapellen. Die 90 Musiker vereinigen sich um 19.30 Uhr auf dem Marktplatz zum "Großen Zapfenstreich".

(Grünberger Anzeiger)

 
24. Januar 1933

Bürgermeister-Tagung in Schotten

Das Kreisamt Schotten hielt am 24. Januar 1933 im Rathaussaal in Schotten eine amtliche Bürgermeisterversammlung unter Leitung von Regierungsrat Schwan ab. Alle Gemeinden waren vertreten.

Der Vorsitzende des Arbeitsamtes Gießen, Regierungsrat Dr. Bues, entwickelte zunächst den Plan des Jugend-Notwerks, das auch im Kreis Schotten bald in die Tat umgesetzt werden soll. Es gelte, die jungen Leuten von 15 bis 25 Jahren zu betreuen. Neben Unterricht, Vorträgen, Berufsvorbildung und sportlicher Ausbildung soll den jungen Menschen auch in einer gemeinsamen Mahlzeit ein kostenloses, gutes Essen gereicht werden. Der Redner bat um eifrige Unterstützung der Gemeinden bei dem großen Werk. ...

Danach berichtete Regierungsrat Dr. Bues über die weitere Durchführung des freiwilligen Arbeitsdienstes und der Notstandsarbeiten. Nur noch ein Drittel der Maßnahmen werden im Weg des offenen freiwilligen Arbeitsdienstes durchgeführt, während der größere Teil, zwei Drittel nur noch durch die geschlossenen Arbeitslager ausgeführt werden soll. Die einzelnen Gemeinden müssen sich zu Arbeitsgemeinschaften zusammenschließen, ... 40 Lager seien vorgesehen, hiervon seien bereits 25 in Vorbereitung begriffen. Die Gemeinden könnten die Lager vor allem durch Überlassung von Holz für den Bau der Baracken unterstützen. Die Gemeinden hätten das Werkzeug für die Arbeiten zu stellen ...

Die Gemeinden des Kreises werden den Anregungen gern folgen, mehrere Lager im Kreise sind bereits beantragt und im Entstehen begriffen. Auch über die Notstandsarbeiten und ihre Vorteile für die Gemeinden wurde verhandelt. Die Versammlung beklagte sich über die für die Gemeinden unangenehmen Folgen der sogennanten Karrenzzeit, innerhalb der die Gemeinde für die Arbeitslosen sorgen muß. Eine Entschließung, die an die maßgebenden Stellen weitergeleitet wird, wurde von der Versammlung angenommen ...

Das neue Sofort- und Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichsregierung wurde sehr kritisch und skeptisch beurteilt. Die Gemeinden, ... können sich nicht zur Aufnahme neuer Schulden, die zudem mit 6 Prozent verzinst werden müssen, entschließen. Aus allen Ausführungen der verschiedenen Bürgermeister, die sich an der Debatte beteiligten, klang ein Klagelied über die trostlose Lage der Gemeinden, auf die man vom Reich und Land alle Lasten abwälze und die man ihrem Schicksal überlasse.

Die neue Verordnung über die Zwangsvollstreckung wegen Forderungen gegen die Gemeinden wurde besprochen und vom Kreisamt Schutz gegen Zwangseingriffe in das Gemeindevermögen verlangt. ..., aber die ungeheuren sozialen Lasten verschlingen alle Mittel. Wenn seither Unruhen vermieden worden seien, so verdanke man dies nur den Gemeinden, die in erster Linie ihre Sorgen den hungernden Menschen zugewandt hätten. Einzelne Gemeinden waren dazu übergegangen, böswilligen Schuldnern gegenüber als wirksame Gegenmaßnahme das Gemeindefaselvieh zu sperren und die Wasserleitung abzustellen.

...

(Grünberger Anzeiger)

 
10. Januar 1933

Meldungen 1933

In Kürze werden die Lardenbacher Brauneisenbergwerke mit verstärkter Belegschaft arbeiten. Zum größten Teil werden diejenigen Arbeiter eingestellt, die bei Stillegung der Stockhäuser Grube entlassen wurden. Während das Erzlager bei Stockhausen völlig ausgebeutet ist, bergen die Lardenbacher Lager noch einigen Vorrat.

Dieser Tage wurde im Kirchspiel Groß-Eichen und Klein-Eichen durch die Kinder eine Lebensmittelsammlung zugunsten der Winterhilfe vorgenommen. Die Gaben wurden heute (10. Januar 1933) mittels Lastkraftwagen abgeholt und nach Offenbach verbracht, wo sie in der Volksküche Verwendung finden.
(Die erste deutschlandweite Sammlung zur so genannten „Winterhilfe“ wurde vom 15. September 1931 bis März 1932 durchgeführt und brachte 42 Millionen Reichsmark ein; eine weitere Sammlung folgte im Winterhalbjahr 1932/33.)

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
07. Januar 1933

Eisenbahn

Die Reichsbahndirektion beharrt auf der Aufhebung des Lokomotivbahnhofs Laubach, das Zugbegleitpersonal bleibt in Laubach. Eingehende Feststellungen hatten das Ergebnis, daß auf der Strecke Beienheim - Hungen - Mücke die Betriebsführung vereinfacht und den gegenwärtigen Verhältnissen angepasst werden kann, wenn einzelne betriebliche Maßnahmen und Fahrplanänderungen durchgeführt werden.

(Grünberger Anzeiger)

 
05. Januar 1933

Gemeindewahlen in Hessen

Nach gesetzlicher Vorschrift haben im Volksstaat Hessen die Wahlen zu den Stadt- und Gemeindeparlamenten im Jahre 1933 so zeitig zu erfolgen, daß etwaige Wahlbeanstandungen vor Ablauf der mit dem 31. Dezember 1933 endenden vierjährigen Mandatsperiode verwaltungsgerichtlich zur Erledigung gelangen können. Seither erfolgten die Stadt- und Gemeindewahlen in Hessen im Spätherbst des vierten Mandatsjahres.

Durch Nationalsozialisten und Kommunisten ist jedoch im Hessischen Landtag der Antrag gestellt worden, die Gemeindewahlen schon im Februar dieses Jahres stattfinden zu lassen. Eine Annahme dieses Antrages hätte verfassungsmäßige Schwierigkeiten.

Die hessische Städte- und Landgemeinde-Verfassung sieht für kommunale Parlamente eine vierjährige Mandatsperiode vor, die mit dem Ablauf des vierten Kalenderjahres endet. Wird also der Hessische Landtag mit einfacher Mehrheit die Festsetzung der Gemeindewahlen im Februar 1933 beschließen, dann würde das vierte Mandatsjahr doch erst am 31. Dezember enden, wenn nicht eine verfassungsändernde Mehrheit des Landtages eine Verkürzung der Mandatsdauer beschließt.

Da der Hessische Landtag aus 70 Mitgliedern besteht und eine verfassungsändernde Mehrheit aus mindestens 52 Stimmen bestehen müßte, wären Sozialdemokraten und Zentrum allein imstande, den Antrag auf Kürzung der Mandatsdauer zu Fall zu bringen.

(Grünberger Anzeiger)

 
03. Januar 1933

Kirchliche Statistik

Aus der kirchlichen Statistik des Jahres 1932 ist aus dem Kirchspiel Groß-Eichen und Klein-Eichen folgendes zu berichten: Getauft wurden 24 Kinder (Groß-Eichen 17, Klein-Eichen 7). Kirchlich getraut wurden 13 Paare (Groß-Eichen 11, Klein-Eichen 2). Kirchlich zu Grabe getragen wurden 11 Personen (Groß-Eichen 9, Klein-Eichen 2). Konfirmiert wurden am 2. Ostertage 8 Kinder (7 Knaben und 1 Mädchen), darunter 2 Knaben aus Klein-Eichen.

An der Christenlehre nahmen in 10 Zusammenkünften 155 Knaben und 113 Mädchen teil. Zum heiligen Abendmahl gingen in Groß-Eichen: 397 Männer und 408 Frauen; in Klein-Eichen: 95 Männer und 90 Frauen; insgesamt also 492 Männer und 498 Frauen. Die Gottesdienste wurden besucht in Groß-Eichen von 4 465 Männern, 5 389 Frauen und 5 491 Kindern; in Klein-Eichen von 812 Männern, 780 Frauen und 379 Kindern. Der gesamte Gottesdienstbesuch des Kirchspiels betrug also: 5 277 Männer, 6 169 Frauen und 5 870 Kinder.

Am Kindergottesdienst nahmen in 22 Zusammenkünften 1 006 Knaben und 722 Mädchen teil. An Gaben und Kollekten für Zwecke christlicher Liebestätigkeit gingen insgesamt ein: 788.72 RM. (im Vorjahr: 953 RM:); das bedeutet auf den Kopf der erwachsenen evangelischen Gemeindeglieder des Kirchspiels: 1,19 RM.

(Grünberger Anzeiger, 3. Januar 1933))

 
03. Januar 1933

Öffentliche Arbeitsbeschaffung

An der Schwelle des neuen Jahres dürfte es nicht unvermessen sein, Rückschau auf die öffentliche Arbeitsbeschaffung des letzten Jahres in Oberhessen zu halten und aus dieser Rückschau Anregungen für die öffentliche Arbeitsbeschaffung im neuen Jahre zu geben. Mit tatkräftiger Förderung fast aller oberhessischen Herren Bürgermeister, Amtsvorstände und Dietioren der Feldbereinigungs-Kommissionen, Forstämter, Hochbauämter, Kreisämter, Kulturbauämter und Landwirtschaftsämter haben im letzten Jahre 208 Notstandsarbeiten und 524 Arbeitsdienste durchgeführt oder in Angriff genommen werden können. Alle diese Arbeiten kommen der Allgemeinheit zugute.

An diesen öffentlichen Arbeiten sind die 6 oberhessischen Kreise und auch die einzelnen Gemeinden mit verhältnismäßig großen Unterschieden beteiligt:
Notstandsarbeiten: Alsfeld 32 Maßnahmen, Büdingen 47 Maßnahmen, Friedberg 18 Maßnahmen, Gießen 54 Maßnahmen, Lauterbach 26 Maßnahmen, Schotten 31 Maßnahmen. Die Förderzuschüsse des Arbeitsamtes für diese 208 Maßnahmen betragen 1 244 986 RM.

Für den freiwilligen Arbeitsdienst wurden im alten Jahr insgesamt 524 Maßnahmen genehmigt. Für diese 524 Maßnahmen, für die insgesamt 12 900 Arbeitsdienstwillige genehmigt wurden, kamen ein Förderungsbetrag von insgesamt 1 793 166,80 RM. in den Kreisen zur Bewilligung.

Die Gesamt-Förderungssumme, die aus Mitteln der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung für diese öffentlichen Arbeiten in Oberhessen im letzten Jahr bewilligt worden ist, beträgt mithin 3 038 152,80 RM.

Arbeit schaffen ist der Wille der Regierung. Leider wird noch eine geraume Zeit vergehen, bis die Tausende Erwerbslosen unserer Provinz durch natürliche Belebung der Wirtschaft wieder in den Produktions-Prozeß eingegliedert sind.

Für das neue Jahr soll es mancherlei Projekte geben, die entweder als Notstandsarbeiten oder im freiwilligen Arbeitsdienst durchgeführt werden sollen. Von den Planungen der Kulturämter abgesehen, sind u. a. die Forstämter und einige Bürgermeistereien aus den Kreisen Alsfeld, Gießen und Schotten hieran beteiligt. Im Kreis Schotten sind das die Orte: Breungeshain, Helpershain, Ulfa, Wingershausen, Busenborn, Kölzenhain, Schotten, Eichelsdorf. Lardenbach und Wetterfeld.

(Grünberger Anzeiger)

 
03. Januar 1933

Der Grünberger Anzeiger veröffentlichte am 3. Januar 1933 unter "Aus Stadt und Land" diesen Wetterbericht. Woher diese Daten stammen ist nicht belegt.

Abnormer Winter 1933

Das nun seit Wochen andauernde eigenartige nichtwinterliche Wetter erinnert an abnorme Winter, die es auch in früheren Zeiten gegeben hat. So war im Jahre 1172 ein so weicher Winter, daß die Vögel im Februar schon Junge ausgebrütet hatten. Der Winter 1178 war im Anfang sehr gelinde, weshalb auch die Blüten zeitig hervorbrachen; aber von der Mitte des Monats März bis in die Mitte des Monats Mai verdarb die große Kälte allen Wein und alle Früchte.

Anno 1186 war ein so gelinder Winter und um Weihnachten herum war es so warm, daß die Bäume im Januar zu blühen anfingen. Das Jahr 1232 verzeichnete gleichfalls einen warmen schneelosen Winter, der kaum 16 kalte Tage hatte. 1286 waren die drei letzten Monate des Jahres so warm, daß nicht allein Bäume und Rosen blühten, sondern auf Weihnachten sich die Kinder in den Flüssen badeten.

Im Jahre 1328 war ein derart warmer Winter, daß im Januar im Erzgebirge die Bäume blühten und im Mai geerntet wurde, dann wieder war 1420 ein solch warmer Winter zu verzeichnen, daß im April die Hecken voll Rosen standen; im Mai konnte man bereits zeitige Kirschen pflücken. Auch das Jahr 1479 verzeichnete einen sehr warmen Winter und durchaus keinen Schnee. Ein sehr heißer Sommer folgte, ohne Regen zwischen Pfingsten und Michaelis, so daß man um den Petri- und Paulitag nicht mehr mahlen konnte; sonst ein fruchtbares Jahr.

Anno 1538 war der Sommer sehr kalt; hingegen trugen die Jungfern auf das Neujahr Kränze von Violen und Kornblumen. Anno 1555 oder 1557 blühten einige Bäume im Herbst; am Michaelitage gab es Erdbeeren und am Lucäitag Rosen.

(Grünberger Anzeiger)

 
22. Dezember 1932

Meldungen 1932

Mit Wirkung vom 1. Dezember 1932 ab ist die Einführung der Schlachtsteuer in Hessen im Wege der Verordnung durch das Gesamtministerium erfolgt. Neben der Schlachtsteuer, der die Schlachtung von Rindvieh, Schweinen und Schafen unterliegt, ist für die Einfuhr von Fleisch der genannten Tiere sowie von Fleisch- und Wurstwaren in das hessische Gebiet im Interesse des einheimischen Metzgergewerbes eine Ausgleichsabgabe vorgesehen. Für einen Ochsen oder ein Jungrind mit einem Lebendgewicht von über 600 kg bis einschl. 750 kg sind z. B. 20 RM. Schlachtsteuer fällig. Für sämtliche Hausschlachtungen eines Kalbes für den ausschließlichen Gebrauch im eigenen Haushalt, unabhängig vom Gewicht sind 2 RM. fällig. Dies ebenso bei der Hausschlachtung eines Schweines.

Das zweijährige Kind des Lardenbacher Schumachers Wilhelm Lein (und Emilie) fiel heute nachmittag (13. Dezember 1932) in einem unbewachten Augenblick in einen vor dem Ofen stehenden Kübel mit kochendem Wasser. Es verbrühte sich dermaßen, daß der sofort herbeigerufene Arzt von Laubach die Überführung des Kindes in die Gießener Klinik anordnete. Dort ist es (das Kind Gertrud) nach kurzer Zeit gestorben. Mit den Eltern, deren einziges Kind eines so qualvollen Todes starb, trauert die ganze Gemeinde Lardenbach.

Man macht immer mehr die Feststellung, daß wegen der niedrigen Viehpreise viele Landwirte ihr Schlachtvieh selber schlachten, um das Fleisch direkt zu verkaufen, statt das Vieh an Händler abzusetzen. Die Viehzüchter kommen dadurch eher auf ihre Kosten. (15. Dezember 1932)

Ein einzigartiger Vorfall ereignete sich am Samstagabend (17. Dezember 1932) in der Kirche zu Groß-Eichen. Während des "Vaterunser-Läutens" fiel plötzlich mit großem Gepolter die Glocke herunter. Zum Glück wurde die Decke nicht völlig durchschlagen und somit eingrößeres Unglück vermieden. Die Glocke selbst scheint durch den Sturz nicht weiter beschädigt zu sein, nur die Aufhängungsvorrichtung ist abgebrochen. Dadurch wurde auch der Sturz herbeigeführt.

Mit Ablauf dieses Jahres (1932) wird das Brauneisensteinbergwerk in Stockhausen wegen Ausbeutung der vorhandenen Erzlager geschlossen. Der Belegschaft in einer Stärke von annähernd 80 Arbeitern wurde gekündigt. Die Grube bot in den letzten drei Jahrzehnten vielen Arbeitern eine Existenz.

(Grünberger Anzeiger)

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10. November 1932

Einbruchdiebstahl in Lardenbach

Auf raffinierte Weise wurde in der vergangenen Nacht (10. November 1932) in Lardenbach ein Einbruchdiebstahl begangen. Aus dem unverschlossenen Stalle des Landwirts Groß wurde ein Rind gestohlen. Das Haus liegt auf der Südseite des Dorfes und grenzt an Grasgärten. Durch einen Pfad wurde das Tier aus dem Hof durch den Garten geführt. Eine große Lücke in dem Drahtzaun bezeichnet die Stelle, wo die Beute ins Freie gebracht wurde. Im nahen Bergwerk fand man eine blutige Stelle und ein abgeschnittenes Ohr. Die Spitzbuben haben das Rind hier geschlachtet und dann mit einem Auto fortgebracht.

Aus einem anderen unbewohnten Hause des Landwirts Keller wurden 29 Hühner und 10 Hasen entwendet. Außerdem wurde noch Wäsche und Kleidungsstücke, die im freien zum trocknen hingen, mitgenommen. Die Kriminalpolizei Gießen lehnte eine Untersuchung ab, und veranlaßte, daß die Gendarmerie Laubach die Angelegenheit verfolgte.

Es dürfte das wohl nicht der letzte Verbrecherbesuch auf dem Lande sein. Die Landwirte täten deshalb gut, ihre Ställe innen und außen zu verschließen und keine Wäsche nachts im freien hängen zu lassen. Sicher ist, daß die Diebe in Lardenbach Bescheid wußten. Es treibt sich so viel Gesindel in den Dörfern herum, das unter der Maske des Bettlers nur Gelegenheiten zum Diebstahl auskundschaftet.

(Grünberger Anzeiger)

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09. November 1932

Gallusmarkt verschoben

Wie in vielen anderen Orten Mitteldeutschlands trat auch in Grünberg in den letzten Wochen in drei Fällen die spinale Kinderlähmung auf, vorwiegend eine ansteckende Kinder-Krankheit, die alljährlich in den Herbstmonaten in vereinzelten Fällen aufzutreten pflegt, aber bei Eintritt kalter Witterung in der Regel wieder erlischt. Die ärztliche Wissenschaft kennt gegen diese Krankheit noch keine sicher wirkenden Mittel. Die Gesundheitsämter sind infolgedessen bestrebt, durch rücksichtslose Handhabung der wenigen, ihnen gesetzlich zugebilligten Mittel (Isolierung, Desinfektion, Verbot großer Menschenansammlungen) einer Verbreitung der Krankheit vorzubeugen.

Das dritte von der Lähmung befallene Kind in Grünberg starb in der Klinik am Mittwochfrüh (12. Oktober 1932). Dieser Todesfall besonders gab dem Kreisgesundheitsamt Gießen Veranlassung, den Tatbestand weiterzumelden, wodurch eine Verfügung Hessischen Ministeriums des Inneren erfolgte, durch die Abhaltung des Gallusmarktes am 19. und 20. Oktober 1932 verboten wurde.

Eine Vorbeugemaßnahme der Gesundheitsbehörde von einschneidender Bedeutung! Hatten sich doch bereits Schausteller von weither in Grünberg eingefunden, die auf diesem großen oberhessischen Markt gastieren wollten; ganz zu schweigen von der Grünberger Geschäftswelt, die sich in diesen schlechten Zeiten wenigstens vom Gallusmarkt eine gute Einnahme versprach und ihre Vorräte entsprechend ergänzt hatte. Das Verbot, das am Donnerstagmittag (13. Oktober 1932) bekannt wurde, schlug ein wie eine Bombe. Der Gemeinderat kam eiligst zu einer Sitzung zusammen. Der Gallusmarkt wird wenn keine weiteren Zwischenfälle eintreten, am 9. und 10. November abgehalten.

Zur Eröffnung des verspäteten Gallusmarktes hatte sich am Dienstagabend (8. November 1932) vor dem Rathaus wie alljährlich eine große Menschenmenge eingefunden. Bürgermeister Dr. Mildner hielt aus dem historischen Eckfenster des Rathauses eine kurze schwungvolle Ansprache. Er rief die Erregung, die sich der Bevölkerung bei dem vor einigen Wochen ergangenen Verbot des Marktes bemächtigte, noch einmal in das Gedächtnis zurück. Festliche Weisen des Musikvereins beschlossen die Eröffnungsfeier.

Am Mittwoch (9. November 1932) begann um 7 Uhr in der Frühe der Auftrieb zum Viehmarkt auf der Lehmkaute. Hier wirkte sich das Verbot des Marktes im Oktober besonders übel aus. Während im Vorjahr über 1000 Ferkel in langer Wagenreihe angerollt kamen, belief sich der Ferkel-Auftrieb diesmal auf nur 464 Stück. Die Züchter hatten inzwischen andere Märkte beschickt oder ihre Tiere auf andere Weise abgesetzt. Der Rinderviehmarkt war mit 21 Stück, darunter 3 Kühen beschickt. Der Handel ging in der ersten Stunde schleppend, setzte aber plötzlich, als immer mehr Kauflustige erschienen, lebhaft ein und führte schließlich zur völligen Räumung des Marktes.

Der Krämermarkt präsentierte sich mit etwa 150 Ständen in gleicher Größe wie der vorjährige, der Juxplatz dagegen hatte etwas geringere Ausmaße, blieben ihm doch einige Schausteller infolge anderweitiger Verpflichtungen fern. Ein Kettenkarusell machte einem traditionellen zweistöckigen erfolgreich Konkurrenz, Schießbuden, ein Kaspertheater, ein Entfesslungskünstler, ein Jongleur und eine Schau der "Sensationen" mühten sich ums sure tägliche Brot, während unter ungeheurem Andrang ein Motorradfahrer, der unter Ausnutzung der Fliehkraft in einem riesigen Holzkorb knatternd die "steile Wand" hinaufraste, den Rahm abschöpfte.

Bis zum Mittag schien es, als ob der Markt trotz des trockenen, vielfach heiteren und milden Wetters ganz und gar ein Opfer der Verlegung geworden sei. Gegen ein Uhr erst schien die Stadt die alte Anziehungskraft zurückgewonnen zu haben. Auf allen Wegen strebten die Marktgäste zu Fuß, zu Rad und zu Wagen heran, um sich mit denen, die die Bahn gebracht, in den Straßen und zwischen den Zelten auf der Käswiese zum altgewohnten Wogen und Treiben zu vereinigen. Kauflust war auch in diesem Jahre vorhanden, aber das Geld saß fester, weil es so selten geworden ist.

(Grünberger Anzeiger)

 
24. Oktober 1932

Aus den Gemeinden

Am 21. Oktober sammelten die Klein-Eichener Schulkinder im Dorf wie alljährlich Lebensmittel für das Johann-Friedrich-Stift in Laubach, die zusammen mit den Gaben aus Lardenbach mittels Fuhrwerk dorthin gebracht werden.

Im Kirchspiel Groß-Eichen wurde am 23. Oktober das Erntedankfest gefeiert. Die Gotteshäuser in Groß-Eichen und Klein-Eichen waren dicht besetzt. In beiden Kirchen hatten die Konfirmanden den Altar mit Früchten allerlei Art geschmückt. Über dem Altar prangte nach alter Sitte der Erntekranz.m. Der Ortsgeistliche legte seiner Predigt Psalm 103, 1 und 2 zugrunde. Gedichtvorträge der Konfirmanden halfen die Feier verschönern. Am Schlusse wurde das Lied: "Nun danket alle Gott", unter dem Geläute der Glocken gesungen. Die Erntedankfestkollekte für Anstalten der Inneren Mission ergab einen ansehnlichen Betrag.

Bis auf die Malerarbeiten, die noch in Gange sind, ist jetzt (24. Oktober) das neuerbaute Gotteshaus in Weickartshain fertiggestellt. Die Bauarbeiten konnten ohne jeglichen Unfall ausgeführt werden. Die Einweihung findet in aller Kürze statt.

(Grünberger Anzeiger)

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20. Oktober 1932

Liebesgaben

Schon eine lange Reihe von Jahren hindurch wird in jedem Herbst eine Kartoffelsammlung für das Diakonissenhaus Elisabethenstift in Darmstadt in Groß-Eichen veranstaltet, während das Filial Klein-Eichen zusammen mit Lardenbach Liebesgaben (Hilfsgüter) für das Johann-Friedrich-Stift in Laubach sammelt. Heute (20. Oktober 1932) wurde nun in Groß-Eichen die bisherige Sammlung für das Elisabethenstift durch die Kinder der 1. Schulklasse vorgenommen. Die Liebesgaben werden morgen auf Station Mücke mit den Gaben anderer Gemeinden zusammen verladen werden. Eine weitere Sammlung für die evangelische Winterhilfe findet in Kürze statt.

(Grünberger Anzeiger)

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18. Sept. 1932

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Kirchweihfest in Lardenbach.

(Grünberger Anzeiger)

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11. Sept. 1932

Geburtstag

Am 11.September feiert die älteste Einwohnerin Klein-Eichens, Frau Anna Elise Hofmann Witwe, ihren 86. Geburtstag. Als geborene Oppermann (1846) stammt Anna Elise aus dem Nachbarort Sellnrod. Am 8. Mai 1870 heiratete sie Wilhelm Hofmann in Klein-Eichen. Die älteste Tochter, Elisa, war u. a. die Mutter von Otto Zimmer (-Günther Zimmer).

(Grünberger Anzeiger)

 
10. Sept. 1932

Ernennung zum Beigeordneter

Karl Volp aus Klein-Eichen wurde am 10. September 1932 zum Beigeordneten der Gemeinde wiedergewählt. 1895 wurde Karl Volp in Klein-Eichen geboren und heiratete 1923 Maria Schombert aus Groß-Eichen. (Kinder: Elly, Karl, Erwin, Ernst und Gerhard.)

(Grünberger Anzeiger)

 
4. Sept. 1932

Chrischona-Fest

Am Sonntag, den 4. September 1932 hielt die Chrischona-Gemeinschaft Klein-Eichen bei wunderschönem Wetter ihr seit 32 Jahren jährlich stattfindendes Fest im Freien ab. Wie immer, waren die Leute aus allen umliegenden Ortschaften herbeigeströmt. Herr Pfarrer Beyer (Lardenbach) betonte in der Eröffnungsansprache, es bereite ihm Freude, daß Gemeinschaft und Kirche an dem einen Ziel zusammenarbeiten, und er wünschte, daß dies überall so sein möchte.

Danach sprach als Festredner Prediger Rubin vom Bibelheim Flensungerhof über das Thema: "Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe geben". Der Redner machte die Menschen ganz besonders auf das Heil in Jesu Christo aufmerksam, der uns allein aus der Sündennot retten könne.

Als letzter Redner sprach Prediger Härdle, einer der ältesten Prediger der Chrischona-Gemeinschaft in Oberhessen. Das Fest wurde durch gesangliche Darbietungen, Posaunenchöre und Lautenchöre verschönt.

(In den Chrischona-Gemeinden wird ein evangelischer Glaube evangelikaler Prägung vertreten. 1869 entstand in der Schweiz die erste Chrischona-Gemeinde. Und 1878 wurde in Lich bei Giessen die erste Chrischona-Gemeinde in Deutschland gegründet. Mit der Zeit wurden auch Ferien-, Jugend- und Altenheime angegliedert. Siehe Chrischona Gemeinde Sellnrod und Unter-Seibertenrod.)

(Grünberger Anzeiger)

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30. Juli 1932

Aus der Groß-Eichener Chronik

Im Grünberger Anzeiger - Oberhessische Heimatzeitung - erschien am 30. Juli 1932 dieser Artikel "Aus der Groß-Eichener Chronik". Verfasst wurde der Aufsatz von P. König aus Groß-Eichen. Hier wird es sich um Paul König handeln. Gebürtig (1897) stammt er aus Bellersheim. In den Jahren 1926 bis 1935 war er Pfarrer in Groß-Eichen.
Diese 90 Jahre alte Geschichte kann natürlich nicht spätere neuere Erkenntnisse berücksichtigen.

Aus der Groß-Eichener Chronik

Das jetzige Dorf Groß-Eichen, am nordwestlichen Fuße des Vogelsberges gelegen, hieß früher, wie aus der ältesten vorhandenen Urkunde aus der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts zu ersehen ist, bloß "Eichen". Diese Urkunde bezeugt nämlich das Vorhandensein einer Kapelle an einem Orte, der mit dem Namen "ad Quercus" belegt wird. Damit stimmt auch die Sage überein, daß der Ort seinen Namen von einer großen Eiche habe, an der er angebaut worden sei.

Der Erzbischof Erkanbald von Mainz, der vom Jahre 1011 bis 1021 auf dem erzbischöflichen Stuhle gesessen, hatte die Kapelle geweiht. Seitdem aber war wegen des zu Eichen gehörigen Gebietes stets Streit mit den Aebten von Hersfeld gewesen. Endlich kam es zum Vergleich. Die Grenzen wurden nach den Bächen Steinbach und Lardenbach bestimmt, auch das Dorf Lardenbach zu der Kapelle gezogen.

Dies letztere verrät, daß hier Groß-Eichen, oder wie es früher hieß: "Großen-Eichen", gemeint ist. Man darf demnach nicht an jene Kapelle bei Meiches denken, die unter dem Namen "Totenkirche" bekannt ist. Der Name von Meiches, der ursprünglich "Zum Eiches" hieß, würde dies sonst sehr wohl möglich gemacht haben. Noch im Jahre 1584 kommt der Name "Eichen" in einer Urkunde vor.

In welcher Zeit aber der Ort den Namen "Großen-Eichen", zum Unterschiede von den jedenfalls erst später zu eigenen Ortschaften sich konzentrierenden und von frühster Zeit an zur Parochie "Eichen" gehörenden Häuserkomplexen, welche "Klein-Eichen" und "Weniger-Eichen" genannt wurden, bekommen hat, läßt sich nicht mehr ermitteln. Diese Unterscheidung fällt aber ihrer Entstehung nach, soweit die vorhandenen Kirchenbücher es auszuweisen vermögen, in den Zeitraum von 1584 bis 1672. Denn in dem ältesten Kirchenbuch wird auf dem Titelblatt bereits das "Filial Klein-Eichen" von der Muttergemeinde "Großen-Eichen" unterschieden, für dessen Parochie dieses Kirchenbuch im Jahre 1672 angefangen ward.

Wahrscheinlich kamen diese unterscheidenden Namen für 3 besondere Dorfschaften, welche zum Teil ganz nahe beieinanderlagen (denn Klein-Eichen lag früher nicht an seiner heutigen Stelle bei Lardenbach, sondern näher bei Groß-Eichen), noch vor oder während des 30jährigen Krieges auf. Denn die Sage hat eine fast an Gewißheit grenzende Wahrscheinlichkeit für sich, daß an der Stelle, wo die Straße nach Ruppertenrod den Gilgbach schneidet, das Dorf "Weniger-Eichen" gestanden habe. Das Ackerfeld rechts der Straße führt den Namen "Weniger-Eichen-Garten". Ein Stück Feld links der Straße heißt in der Leute Mund "Dille-Scheuern", so genannt nach einer Scheuer, die der Sage nach isoliert auf diesem Felde noch gestanden habe und ganz allein von dem im 30jährigen Kriege zerstörten Orte übriggeblieben sei.

In dem Kirchenbuch findet sich auch in dem angehängten Familienverzeichnis der Name "Bast Dölches, Wittwer" vor. Von diesem kommt jedenfalls der verunstaltete Name "Dille" und in dem Flurbuch zur Bezeichnung der Flur der Name "auf den Dölchen" oder "Döllen".

Auch Klein-Eichen, welches früher in der jetzigen Gemarkung Groß-Eichen am sogenannten "Bornwäldchen" gelegen haben soll, soll im 30jährigen Krieg zerstört worden sein. Für die Existenz dieses Dorfes an genannter Stelle spricht der Name des Ackerfeldes, das "Kirchhof" heißt.

In der Nähe der zur Gemarkung Groß-Eichen gehörenden "Wadenhäuser Mühle" sollen der Sage nach ebenfalls noch zwei Ortschaften gelegen haben namens "Losen" und "Wadenhusen". "Losen", das dem Grafen Laubach gehört haben soll, soll gleichzeitig mit anderen Ortschaften, wie z. B. Ruthardshausen (Jägerhaus), zerstört worden sein. "Wadenhusen" wird in der Geschichte des Großherzogtums Hessen von Dr. Joh. Ernst Christian Schmidt unter den ausgegangenen, zum früheren Amt Grünberg gehörigen und dem Kirchsprengel von Nieder-Ohmen zugeteilten Dörfern genannt.

Alsdann seien noch einige geschichtliche Notizen über die territorialen Verhältnisse des Kirchspiels Groß-Eichen aus früheren Zeiten erwähnt. - Die Mark "Eichen", also der Umfang des Kirchsprengels in alter Zeit, muß recht bedeutend gewesen sein. Die Grenzen werden in einer Urkunde als von der Steinbach bis Lardenbach reichend angegeben. Lardenbach war, da es damals noch keine eigene Kirche gehabt, zu der "Kapelle ad Quercus" gezogen worden. Auch muß Ober-Ohmen, also das Gebiet noch jenseits der Steinbach, teilweise dazu gehört haben, weil um das Jahr 1486 auch noch "Omen" als Filial von "Eichen" erwähnt wird, was nichts anderes als Ober-Ohmen sein kann.

Die weltlichen Herren und Besitzer der hessischen Marken, also wohl auch der Mark "Eichen" waren Grafen gewesen, welche Landgrafen hießen, wenn sie größere Gaue besaßen. Zu einem solchen Gau gehörte die Mark "Eichen", nämlich zum Ober-Lahngau, zu welchem das Hoheitsamt Lauterbach, die Gerichte Grebenau und Schwarz, die Aemter Grünberg und Ulrichstein gehörten.

Dem Amt Ulrichstein war die Mark "Eichen" unterstellt, die demnach vom 9. Jahrhundert an, wo sich diese politische Verfassung von Oberhessen mit der kirchlichen Verfassung ausgebildet haben mag, unter der Oberhoheit dieser Landgrafen stand bis zu der Zeit, wo Hessen durch die Verheiratung der Tochter des hessischen Grafen Giso von Gudenberg, Hedwig, mit dem thüringischen Landgrafen Ludwig I. und der Witwe des Giso mit Ludwigs Bruder, Heinrich Raspe I., unter die Herrschaft der thüringischen Landgrafen kam. Seit dem Jahre 1123 erscheint Ludwig I. (+1140) an Giso's Stelle.

Ungefähr zu der Zeit, aus welcher die Entstehung der "Capelle ad Quercus" datiert, in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts, also seit der Zeit der Kreuzzüge, kamen Ritterschaft und Adel mehr zu Ansehen. Eine besondere Stelle nahm das Haus "Eisenbach" ein. In der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde sogar Johann von Eisenbach von den Landgrafen von Thüringen und Hessen, Heinrich II., dadurch ausgezeichnet, daß er ihn mit dem Schloß Ulrichstein belehnte, das vom Landgraf Heinrich I., dem das Gericht Bobenhausen (mit dem Raubschloß Ulrichstein und Petershann) schon gegen Ende des 13. Jahrhunderts gehörte, zerstört worden war.

Johann von Eisenbach stellte das Schloß wieder her. Im Jahre 1343 erhielt sein Bruder von demselben Landgrafen mit der Würde eines Erbmarschalls zugleich das Haus Ulrichstein und das Gericht Bobenhausen zu Lehen. So stand also damals "Eichen" unter den Herrn von Eisenbach bis zu der Zeit, wo mit dem Aussterben des Eisenbach'schen Mannesstammes die Lehen wieder an den Landgrafen zurückfielen.

Durch Streitigkeiten, die beim Erlöschen des männlichen Stammes ausbrachen, kam zu Tage, daß die Herren von Eisenbach ihr Schloß samt Zubehör von den Grafen von Ziegenhann und diese wieder von der Abtei Fulda früher zu Lehen bekommen hatten. Die Familie Eisenbach erscheint aber als mit dem Schloß, von welchem sie den Namen bekam, Belehnt seit 1217.

An die Stelle der von Eisenbach traten kurz nach dem Anfang des 15. Jahrhunderts die Herrn von Riedesel, an welche auch Lauterbach gekommen war. Unter ihrer Herrschaft stand dann der Kirchsprengel Großen-Eichen bis zum Jahre 1806, wo die Reichsunmittelbarkeit der kleineren reichsständigen Gebiete, zu welchen auch die Riedesel'schen Besitzungen gehörten, aufgehoben wurde und sie an das Großherzogtum Hessen fielen.

Bis 1806 wurde also das Amt Ulrichstein mit Groß-Eichen von Lauterbach aus, dem Sitze der Riedesel'schen Regierung, regiert. Der Riedesel'sche Gerichtsbezirk, zu welchem Groß-Eichen gehörte, hatte seinen Sitz in Ober-Ohmen. Von 1806 an gehörte Groß-Eichen zum Landratsbezirk und späteren Kreisamt Grünberg, bis es später nach Auflösung des Kreises Grünberg zum Kreise Schotten kam.

(Grünberger Anzeiger)

 
16. Juli 1932

Gemeinderatssitzung in Ober-Ohmen

Um einen Eindruck dieser schwierigen Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus sechs Monate vor der Machtergreifung zu bekommen, sei es erlaubt zwei Dörfer weiter nach Ober-Ohmen zu schauen. Hier fand am 16. Juli 1932 eine Gemeinderatssitzung unter Gendarmerieschutz statt.

"Die politischen Gegensätze in der Gemeinde haben sich in letzter Zeit außergewöhnlich zugespitzt. Wesentlich dazu beigetragen hat der Antrag, Adolf Hitler zum Ehrenbürger der Gemeinde zu ernennen. Der Antrag stand schon einmal auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am vergangenen Dienstag (12. Juli 1932), kam aber nicht zur Beratung, weil die Sitzung infolge eines Formfehlers für ungültig erklärt wurde.

Schon an diesem Dienstagabend hatten sich die Gemüter sehr erhitzt! Vor dem Rathaus und im Zuhörerraum des Sitzungszimmers weilten zahlreiche Anhänger der NSDAP, SPD und KPD. Durch die Ungültigkeitserklärung der Sitzung entstand ein größerer Tumult, der sich bis auf die Straße fortsetzte.

Da man für die gestrige Sitzung mit Zusammenstößen rechnete, weilte die Gendarmerie von Nieder-Ohmen während der Sitzung, die diesmal geheim stattfand, in der Nähe des Rathauses. Wie nicht anders zu erwarten, entspann sich über den Ehrenbürgerantrag eine lebhafte politische Debatte, die ganz gut in ein größeres Parlament gepasst hätte.

In der Abstimmung wurde Adolf Hitler mit 7 : 4 Stimmen zum Ehrenbürger der Gemeinde Ober-Ohmen ernannt. Der Antrag über diesen hochpolitischen Punkt die ganze Gemeinde zu befragen, wurde mit dem gleichen Stimmenverhältnis abgelehnt.

Kaum war das Resultat den draußen Wartenden bekannt, als auch schon laute "Heil Hitler"-Rufe erschollen, denen nicht minder starke "Rot-Front"- und "Freiheit"-Rufe antworteten. Daraufhin stimmten die Nationalsozialisten das Horst Wessel-Lied an. Als die Situation bedrohliche Formen annahm, schritt die Gendarmerie ein, verbot das Singen und säuberte die Straße."

(Die Nazipropaganda verfing bei immer mehr Menschen. Die Parteien, die die zwölf Regierungen in den 14 Weimarer Jahren gebildet hatten, verloren bis zur Unkenntlichkeit an Stimmen bei der Reichstagsabstimmung über das Ermächtigungsgesetz. Der neue Rausch war dann braun und mörderisch.)

(Grünberger Anzeiger)

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10. Juli 1932

Silberhochzeit

Gastwirt Johann Diehl und seine Ehefrau Katharine geb. Keller feiern am 10. Juli das Fest der Silberhochzeit. Am gleichen Tag heiratet die älteste Tochter.

(Grünberger Anzeiger)

 
03. Juli 1932

Bürgermeisterwahl

In der vergangenen Woche (3. Juli 1932) hätte eigentlich in Klein-Eichen die Bürgermeisterwahl sein müssen. Da jedoch nur ein Wahlvorschlag eingereicht wurde, gilt der seitherige Mürgermeister Karl Müller für weitere neun Jahre als gewählt. Auf diese Weise wurde die kleine Gemeinde in dieser Zeit der Wahlkämpfe ein weiterer Wahlkampf erspart.

(Grünberger Anzeiger)

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29. Juni 1932

Unglücksfall in Ilsdorf

Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am 29. Juni 1932 bei einem Viehtransport in der Gemarkung von Ilsdorf. Ein Rind wurde zum Schlachten nach Laubach gebracht. Zwei Metzgerburschen führten es. Unterwegs wurde es störrisch, weshalb ihm die Augen verbunden wurden.

Beim Weitermarsch wurde das Tier wütend, riß seinen Führer vom Wege fort durch Korn- und Weizenäcker, fiel in einem Graben auf ihn (den Führer) und zerschmetterte ihm das Bein. Er musste das Tier loslassen und nun nahm es Reißaus.

Der Metzgerbursche wurde auf einer Tragbahre nach Stockhäuser Hof und im Auto nach Laubach ins Krankenhaus gebracht. Eine Röntgenaufnahme ergab einen doppelten Beinbruch.

Ein ganzes Aufgebot von Landwirten fing später das wildgewordene Tier ein, das großen Schaden in der Gemarkung angerichtet hatte.

(Grünberger Anzeiger)

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19. Juni 1932

Schotten, Hoherodskopf und Hessen

Die Kreisleitung und die Ortsgruppe Schotten der NSDAP hatten beim Gemeinderat den Antrag gestellt, den Führer der "nationalsozialistischen Freiheitsbewegung", Adolf Hitler, zum Ehrenbürger der Stadt Schotten zu ernennen. Der Antrag gab Anlaß zu einer ausführlichen Diskussion. In geheimer Abstimmung (am 15. Juni 1932) wurde dem Antrag mit 10 gegen 3 Stimmen bei einer Enthaltung stattgegeben. Hitler ist somit Ehrenbürger der Stadt Schotten. Über die Ernennung soll eine Urkunde ausgefertigt werden.

"Nie haben wir so sehr empfunden, dass die Herrlichkeit der Natur sich noch steigern kann, wenn sie zusammenklingt mit einem vom Menschen kommenden großen Ereignis, wie heute (18. Juni 1932) bei dieser Sonnenwendfeier einer wohl mehr als zwanzigtausend Köpfe starken, gleichgestimmten Menschenmenge. Am frühen Morgen schon begannen sich die Anmarschwege zu beleben. Bauern aus allen Vogelsbergdörfern, aus dem Schlitzerland und aus der Wetterau, Bewohner naher und ferner Städte, wie Schotten, Alsfeld, Lauterbach, Nidda, Laubach, Grünberg, Gießen - Frauen und Männer, Knaben und Mädchen - schoben sich hinauf zur Höhe - zu Fuß und zu Rad, in drangvoller Enge überfrachteter Autos, auf Motorrädern, in riesigen Postautobussen und auf Lastwagen.

Über Berg und Tal gezogen kamen die zum Ordnungsdient bestimmten uniformierten SA- und SS-Mannschaften der Standarte 116. Alle beseelt von einem Gedanken: den Führer zu sehen, der dem ganzen Volke den rechten Weg in die Freiheit zu zeigen, verheißen hat. Die Fahrzeuge ballten sich auf den Parkplätzen, wie bei den Clubhäusern, zu immer größer werdenden Massen oder ordneten sich auf engen Waldstraßen, wie in der Abfahrt zur Lauterbacher Hütte zu langen Reihen. Kein Streitwort störte die Auffahrt, den Aufmarsch der Massen. Mit einer Bereitwilligkeit sondergleichen wurden die Anweisungen der braunen Ordner, der spärlich vorhandenen Polizei befolgt. Unaufhörlich hoben sich die Hände zum Heilgruß, mit dem auch Wildfremde sich frohgestimmt begrüßten.

Eine große Hakenkreuzfahne machte das Jägerhaus als Standquartier der Führer kenntlich. Hakenkreuzfahnen flatterten auch am jenseitigen Ende des Gartens um das hochragende Gerüst der Landesvermessung. Sonst Werkzeug sachlicher Planer, trug es heute, mit Tannengrün festlich geschmückt, die Bestimmung, als Rednerkanzel hohe Gedanken zu vermitteln. Stundenlang vor Beginn der Feier lagerten sich hier auf der Heide die Massen. Dunkle Wolken bedeckten zeitweise die Sonne. Ein frischer Bergwind wehte und ließ manche Dame, die aus den wärmeren Niederungen ohne genügende Überkleidung heraufgestiegen war, erschauern. Zwei Musikkapellen konzertierten frühzeitig zur Unterhaltung. Mitten unter der Menge hielt ein Lautsprecherauto, dessen Apparate die Musik, wie später die Reden, vielfach verstärkt, laut und deutlich vernehmbar wiedergaben.

Scharf gehandhabt wurde von standhaften SA- und SS-Leuten die Absperrung des Platzes um die Rednerbühne und der Zugangswege von den Clubhäusern her. Gegen 7 Uhr erschienen innerhalb der "Bannmeile" prominente Führer der NSDAP, darunter Prinz August Wilhelm von Preußen, Hauptmann Göring, Gauleiter Dr. Lenz, der ehemalige Landtagspräsident Werner (Butzbach), der SA-Gruppenführer Major Schneidhuber (Koblenz), der Untergruppenführer für Hessen, Hauer (Darmstadt), Pfarrer a. D. Münchmeyer, Graf Bernhard zu Solms-Laubach. Wenig abseits lagerten Frauen- und Mädchengruppen von Laubach, Alsfeld, Lauterbach, Dauernheim, Salzschlirf und Gießen.

Um 7 Ujr 40 begrüßte Gauleiter Lenz die "Zehntausende", die sich auf einem der höchsten Berger Hessens eingefunden, um zu bekennen, daß ihnen nichts höher stehe, als das einige deutsche Vaterland... Um 8 Uhr 40 marschierten unter den Klängen der Musik die Sturmfahnen ein und bildeten einen schwarzweißroten Zaun um die Tribühne. Langsam senkte sich die Dämmerung der Juninacht hernieder. Der Mond warf ein geisterhaftes Licht über die "Masse Mensch".

Endlich: Fackelträger marschierten auf. Jubelnde Heilrufe von den Clubhäusern her. Die Kraftwagen Hitlers und seiner SS-Bedeckung waren angekommen. Hitler, von seinen Unterführern empfangen, begrüßte zuerst die Kinder, die stundenlang, zuletzt in Decken gewickelt, ausgehalten hatten, um ihm Heilgruß und Blumensträuße darzubieten. Dann nahm er im Jägerhaus den Ehrenbürgerbrief von Schotten entgegen. Ein endloser Jubel-Orkan schwoll auf, als Adolf Hitler um 9 Uhr 45 im Lichte der Fackeln auf der Rednerbühne erschien. Plötzlich tiefste Stille...

Ein unbeschreiblicher Jubel hob an, als Hitler geendet hatte. Wie ein Mann erhob sich die Menge vom Boden, wo sie gelagert hatte, ein einziger kraftvoller Heilruf, der nicht enden wollte, brandete auf, und in das Deutschlandlied, das die Musik anstimmte, während der Holzstoß auf der Heide, weit in die Lande leuchtend, in Flammen aufging, fielen mit hochgereckten Armen die Versammelten brausend ein. SA-Leute und Mädchen drängten zur Rednerbühne und bereiteten ihrem Führer stürmische Kundgebungen. "Die Fahne hoch", das nationalsozialistische Sturmlied, klang auf, während Hitler verschwand, und plötzlich, unvermittelt, begannen die Massen mit dem Abmarsch. Auf den Straßen des Oberwaldes bahnten sich die leuchtenden Schlangen abfahrender Autos den Weg durch heimströmende Fußgänger und Radfahrer. Der Wald schien zauberhaft verwandelt in eine lärmende Großstadt bei Nacht. Aber erst am Sonntagmorgen lag der Berg wieder ganz so ruhig da wie ehedem."

Die Landtagswahl am 19. Juni 1932 verlief in Grünberg und Laubach ruhig und ohne jeden Zwischenfall. Die Plakat- und Flugblätterreklame hielt sich diesmal ganz allgemein in sehr mäßigen Grenzen. Die Wahlen haben eine etwas schwächere Wahlbeteiligung gebracht als 1931. Bemerkenswert ist diesmal wieder der starke Stimmenzuwachs der Nationalsozialisten in Hessen. Auch die Sozialdemokraten haben diesmal gut abgeschnitten. Das Zentrum hat einen kleinen Verlust an Stimmen zu verzeichnen. Schwer an Stimmen eingebüßt haben die SAP und die kommunistischen Parteien.

(Grünberger Anzeiger)

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14. Mai 1932

Meldungen aus Nachbargemeinden

Die Turngemeinde Laubach unternahm einen Himmelfahrtausflug (5. Mai 1932) mit zirka 30 Teilnehmern unter Vorantritt des Spielmannzugs einen Turngang nach Groß-Eichen. Hier wohnte man dem Schauturnen des Turnvereins Groß-Eichen bei, wobei Turner von Gießen, Grünberg, Groß-Eichen und Laubach, sowie Turnerinnen und Kinder von Groß-Eichen ihre Kunst zeigten. Hin- und Rückweg führten auf dem Lardenbacher Fußweg durch die Zwillingsseife, über Lardenbach und Klein-Eichen, immer durch schöne Wald- und Wiesenwege.

Die jüngste Sitzung des Gemeinderats in Ober-Ohmen (am 2. Mai 1932) stand wieder einmal im Zeichen der allgemeinen Wirtschaftskrise. Es lag eine Erklärung der Gemeindekasse vor, wonach der Rechner nicht mehr in der Lage ist, Lohnanweisungen für die beschäftigten Ausgesteuerten (der von der Arbeitslosen- oder Krankenversicherung ausgesteuert wurde (der keine Zahlungen mehr aus der Versicherung erhält) auszuzahlen, da keinerlei Mittel hierfür vorhanden sind und anderweitig vorgesehene Gelder nicht für diesen Zweck verwendet werden dürfen. Die Gemeinde ist, sozusagen auf diesem Gebiet am Ende ihres Lateins, wenn nicht auf irgend eine Art und Weise Mittel flüssig gemacht werden können. Neue Steuerquellen stehen nicht zur Verfügung. Nach längeren Beratungen wurde als einziger Ausweg der Hilferuf an den Staat angesehen. Die mit Mehrheit beschlossene Herabsetzung des seitherigen Stundenlohnes von 40 Pfg. auf 25 Pfg. bleibt für die Mittelbeschaffung ohne Bedeutung. Nach Abzug der Beiträge zu den Sozialversicherungen verbleibt den Leuten noch ein Wochenlohn von zirka 10 RM, die aber nur infrage kommen, wenn keine Regentage eintreten.

Der Haushaltsvoranschlag des Kreises Schotten für das Rechnungsjahr 1932 schließt mit je 241 578 RM gegen 266 874 RM im Vorjahr in Einnahmen und Ausgaben ab. In der Betriebsrechnung werden davon 188 104 RM gegen 211 477 RM im Vorjahre, in der Vermögensrechnung 52 474 RM gegen 55 397 RM im Vorjahre verzeichnet. Nach der Vermögensübersicht vom 1. April ds. Js. stehen einem Vermögen des Kreises von 107 200,81 RM Schulden in Höhe von 110 080,30 RM gegenüber.

Das Waldschwimmbad der Stadt Grünberg geht seiner Vollendung entgegen. Mit dem Aufbau der Kabinen soll in der Woche nach Pfingsten begonnen werden, sodass anfangs Juni die Umzäunung fertiggestellt sein wird. Die Einweihungsfeier soll bekanntlich am 19. Juni stattfinden. Der Badebetrieb soll jedoch bei günstigem Wetter schon vorher, sobald die Becken gefüllt sind, eröffnet werden.

Am zweiten Pfingstfeiertag (16. Mai 1932) findet ab 4 Uhr nachmittags eine Tanzbelustigung bei Gastwirt Diehl in Lardenbach statt. Ausgeführt wird die Veranstaltung durch den Mandolinen-Klub Weickartshain.

(Grünberger Anzeiger)

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30. April 1932

Sammlung für die Anstalt

In diesen Tagen wurde im Kirchspiel Groß-Eichen eine Sammlung von Eiern für die Niederramstädter Anstalten veranstaltet. Die Sammlung hatte einen reichen Ertrag. In Groß-Eichen wurden 202 und in Klein-Eichen 100 Eier gespendet.

(Im Jahr 1898 gründete der evangelische Pfarrer Christian Wilhelm Anton Stromberger in Nieder-Ramstadt die Anstalt für Epileptische in Hessen, im folgenden Jahr wurden die ersten großen Häuser, getrennt für Frauen und Männer, gebaut. 1909 wurde ein ausgedehntes Mühlengelände erworben und als Landwirtschaftsbetrieb genutzt. Ab 1910 wurden Kinder mit Körperbehinderung aufgenommen und zunächst in einer Baracke, später im Elisabeth-Haus an der Dornwegshöhstraße untergebracht. 1928 wurde ein neues Gebäude als Wohn- und Ausbildungshaus für körperbehinderte junge Männer errichtet, vier Jahre später, im Jahr 1932 wurde das Rettungshaus für Jugendliche im rheinhessischen Jugenheim übernommen und unter dem späteren Namen Franz-Josef-Helferich-Haus zum Wohnheim für Menschen mit Behinderung umfunktioniert. Wiki)

(Grünberger Heimat Zeitung)

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14. April 1932

Kindernot im Vogelsberg

In sämtlichen Volksschulen des Vogelsbergkreises Schotten wurden im verflossenen Schuljahr zum ersten Male schulärztliche Untersuchungen der Kinder vorgenommen, bei denen die Kinder des ersten, vierten und achten Schuljahres dem Schularzt vorgestellt wurden.

Dabei ergab sich, dass von 1443 untersuchten Kindern 650 (47 Prozent) Halsdrüsenschwellung hatten, 944 Kinder (65,4 Prozent) Zahnerkrankungen der verschiedensten Art aufwiesen, 582 Kinder (40,3 Prozent) mit Kropfanlage behaftet waren und 250 Kinder (17,3 Prozent) Haltungsfehler aufwiesen. Besonders beachtenswert ist, dass in den hochgelegenen Ortschaften des Kreises der Kropf fast an jedem zweiten Schüler beobachtet werden kann.

Um diesen Uebelstand entgegenzuwirken, wurde auf ärztliche Anordnung in den Schulsälen Jod in Substanzen aufgestellt. Im Interesse der Kinder wurden geeignete Maßnahmen auf ärztlichen Rat in die Wege geleitet.

(Grünberger Anzeiger)

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12. Februar 1932

Jagdverpachtungen

Die Jagdverpachtungen zeigen einen rapiden Rückgang der Pachtpreise. Am Mittwoch wurde die Feld- und Waldjagd der Gemeinde Unter-Seibertenrod zum Preise von 180 RM. verpachtet. (Vorheriger Pachtpreis 530 RM.) Die am Donnerstag stattgehabte Verpachtung der Gemeindejagd Ober-Ohmen erbrachte 400 RM. (1140 RM.) In anschließender Verhandlung mit dem seitherigen Jagdpächter einigte man sich auf 550 RM. Andere Jagden erzielten noch nicht einmal 50 Prozent des bisherigen Pachtpreises. Nur die Jagd in Stockhausen bei Mücke erzielte einen höheren Preis als seither, weil sie ein angrenzender Pächter als Schutzgebiet benötigte.

(Grünberger Anzeiger)

 
07. Februar 1932

Kriegerkameradschaft Hassia

Am Sonntag (7. Februar 1932) fand im Hotel Schützenhof der 1. Bezirkstag des Bezirks Laubach der Kriegerkaneradschaft Hassia unter dem Vorsitz des Bezirksvorstehers Hermann Stotz (Laubach) statt. Die zum Bezirk Laubach gehörenden Kriegervereine, Freienseen, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Münster, Röthges, Ruppertsburg, Wetterfeld und Villingen hatten ihre Vertreter entsandt. Jahresmeldungen und Versicherungslisten der einzelnen Vereine wurden abgegeben.

Das Bezirkswettschießen, wie es im vorigen Jahre hier in Laubach abgehalten wurde, soll in gleichem Maße aus wirtschaftlichen Gründen in diesem Jahre nicht stattfinden. Es soll lediglich die im vorigen Jahre angeschaffte Wanderplakette (damals geschossen vom Kriegerverein Ruppertsburg) in Verbindung mit dem Verbandsmeisterschaftsschießen ausgeschoßen werden. Die näheren Bestimmungen über letzteres werden den einzelnen Vereinen nach Bekanntwerden zugestellt.

Für das Plaketteschießen hat jeder Verein, der hierzu eine Gruppe von vier Schützen zu stellen hat, eine Abgabe von 2,50 RM zur Deckung der Unkosten zu entrichten. In diesem Jahr soll nach Vorschrift der Verbandsleitung nur mit Kleinkaliber geschossen werden. Die Schießkommission bleibt in der Zusammensetzung des Vorjahres bestehen, neu hinein kommt der Vorsitzende des Kriegervereins Wetterfeld.

Über Punkt 3 der Tagesordnung - Anträge zum Verbandstag - entspann sich eine lebhafte Debatte. Allgemein wurde die Höhe der Abgabe an den Verband, die besonders durch den obligatorischen Bezug des "Hessischen Kamerad" bedingt ist, erwähnt.

Der Bezirksrechner erkannte die einwandfreie und billige Geschäftsführung der Kriegerkameradschaft Hassia lobend an. Selten gäbe es einen Verband, der so arbeite. Er machte den Vorschlag, die Verbandszeitung nur monatlich einmal erscheinen zu lassen, um dadurch die Kosten etwas zu ermäßigen. Gegen diesen Vorschlag sprach sich der anwesende Verleger aus, der betonte, dass ihm heute schon bei zweimaligem Erscheinen viele Artikel liegen blieben, die er nicht veröffentlichen könnte.

Es soll versucht werden, die Hassiamitglieder zu bewegen, ihre Versicherungen bei den Vertragsgesellschaften abzuschließen, damit alle Vereine in den Genuß der von den Vertragsgesellschaften gewährten Bonijikationen kommen. Mit Worten des Dankes schloß der Vorsitzende die Tagung.

(Grünberger Anzeiger)

 

Die Kriegerkameradschaft Hassia (Hessen) wurde 1874 in Eichzell gegründet. Sie entwickelte sich zum Landeskriegerverband für das Großherzogtum Hessen und die hessischen Lande. Ihr schlossen sich örtliche Kriegervereine, Gesangs-und Militärmusikervereine an. Der Verband hatte eine eigene Jugendorganisation die Hassia-Jugend. Die Kriegerkameradschaft schloss sich wie andere Landeskriegervereine dem Kyffhäuserbund an, behielt aber eine gewisse Selbständigkeit.

(Ehrenzeichen-Orden.de)

 
04. Februar 1932

Meldungen im Februar

Drei Meldungen/Anzeigen im Grünberger Anzeiger im Februar 1932 die mehr oder weniger auch hier interessierten.

(Grünberger Anzeiger)

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26. Januar 1932

Elektrizitätspreissenkung in Oberhessen

Wie verlautet, werden die Elektrizitätspreise bei den Überlandwerken Oberhessen, die der Provinz Oberhessen gehören und den größten Teil von Oberhessen mit Strom versorgen, auf Beschluß des oberhessischen Provinzialausschusses mit Wirkung vom 1. Januar ab um einen Pfennig je Kilowatt gesenkt.

Der Strompreis wird sich beim Lichtverbrauch von 25 auf 24 Pfg., beim Kleinkraftverbrauch von 15 auf 14 Pfg., beim Heizungsverbrauch von 12 auf 11 Pfg. und bei dem Tarif für Haushalte von 12 auf 11 Pfg. je Kilowatt ermäßigen.

Den Großabnehmern wird künftig die gleiche Kohlenklausel eingeräumt, die die Überlandwerke Oberhessen bei der Preag genießen. Diese Regelung bedeutet für die Großabnehmer ein Zugeständnis, weil sie bisher nur eine Kohlenklausel für steigende Kohlenpreise hatten. Die Strompreissenkung bedeutet für die Überlandwerke Oberhessen eine jährliche Mindereinnahme von rund 100.000 Mark.

(Grünberger Anzeiger)

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25. Januar 1932

Außerordentliche Hauptversammlung der Landbürgermeister

Als Protest gegen die Bemessung ihrer Dientsbezüge und als Protest wegen des Nichtempfanges einer Abordnung bei dem hessischen Minister des Inneren hatten die hessischen Landbürgermeister am 25. Januar 1932 zu einer außerordentlichen Hauptversammlung eingeladen, der zahlreiche Bürgermeister aus Hessen gefolgt waren..

In der außerordentlich regen Aussprache wurde zum Teil recht scharf gegen den hessischen Innenminister Stellung genommen. Es wurde eingehend auf die schwere Notlage der Landbürgermeister hingewiesen, deren Gehälter zum Teil unter dem der Schreiber und Polizeibeamten lägen und heute geradezu katastrophal seien.

Die Entschließung der Hauptversammlung erwartet, dass der Vorstand seine Bemühungen fortsetzt, damit die Härten der Notverordnung und die Art der Ausführung, die die Bürgermeister unter Ortswohnrecht stellt, beseitigt werden. Die Bürgermeister ersuchen den Herrn Minister die Aufsichtsbehörden anzuweisen, bis zum Abschluß der Verhandlungen von der endgültigen Festsetzung der Bezüge abzusehen.

Die Regelung vom 4. Dezember 1931, die vom Minister des Inneren aufgrund der Notverordnung zur Sicherung der Haushalte von Gemeinden, Gemeindeverbänden usw. für die Dienstbezüge der Bürgermeister und Beigeordneten getroffen worden ist, sieht z. B. ein Grundgehalt für Berufsbürgermeister in Landgemeinden mit über 8000 Einwohnern ein Gehalt zwischen 4600 RM und 9000 RM vor.

Die Dienstbezüge der nichtberufsmäßigen Bürgermeister betragen in Gemeinden mit über 8000 Einwohnern zwischen 4600 RM und 7400 RM. In Gemeinden bis 2000 Einwohnern werden Pauschalvergütungen bezahlt. Danach hätte Klein-Eichens Bürgermeister Christian Hoffmann zu der Zeit mit rund 170 Einwohnern im Dorf 400 RM erhalten. Lardenbach hatte etwas mehr als 400 Einwohner und Bürgermeister Lein sollte demnach 900 RM bezogen haben.

(Grünberger Heimat Zeitung)

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7. Januar 1932

Schwere Stürme

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag herrschten im Vogelsberg gewaltige Stürme, welche allenthalben riesigen Schaden anrichteten. In den Wäldern liegen stellenweise die Bäume wie hingemäht am Boden; die Holzhauer bekommen allerhand Arbeit. In den Dörfern sind verschiedentlich alte Dächer in größeren Ausmaßen vom Winde abgedeckt worden.

(Grünberger Anzeiger)

 
05. Januar 1932

Kirchspiel Groß-Eichen

Im Jahre 1931 wurden im Kirchspiel Groß-Eichen 18 Kinder getauft (darunter 6 in Klein-Eichen). Konfirmiert wurden 15 Kinder, 8 Knaben und 7 Mädchen (darunter 1 Mädchen aus Klein-Eichen). Getraut wurden 11 Paare (darunter 4 zu Klein-Eichen). Kirchlich beerdigt wurden 11 Gemeindeglieder (darunter 2 aus Klein-Eichen).

In Groß-Eichen wurden 69 und in Klein-Eichen 28 Gottesdienste gehalten, die insgesamt von 4859 Männern, 5474 Frauen und 4909 Kindern besucht wurden. An der Christenlehre nahmen in 10 Zusammenkünften 163 Knaben und 191 Mädchen teil. Der Kindergottesdienst wurde von 857 Knaben und 528 Mädchen besucht.

Am heiligen Abendmahl nahmen 487 Männer und 520 Frauen teil. An Gaben christlicher Liebestätigkeit gingen insgesamt ein 942,53 RM., d. i. auf den Kopf der ev. Gemeindeglieder: 1,08 RM.

(Grünberger Heimat Zeitung)

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15. November 1931

Landtagswahl in Hessen

Der heutige Landtagswahltag ist in der Provinz Oberhessen und deren Hauptstadt Gießen in voller Ruhe und Ordnung verlaufen. Bereits in den Vormittagsstunden herrschte in den meisten Wahllokalen reger Betrieb, so daß gegen Mittag etwa 30 bis 50 Prozent der Wähler abgestimmt hatten.

Im Verlauf des Nachmittags wurde der Andrang der Wähler noch erheblich stärker. Besonders in den späteren Nachmittagsstunden trat in den verschiedenen Wahllokalen Großbetrieb ein. Bereits um 17 Uhr waren teilweise 90 Prozent und darüber der Wähler an der Wahlurne erschienen. Man kann mit Wahlbeteiligung von durchschnittlich 80 bis 90 Prozent rechnen.

Der Werbedienst der Parteien, insbesondere auch der Schlepperdienst mit Kraftwagen, trat im Verlauf des Nachmittags überall stark in Erscheinung.

Wie vorauszusehen war, ist bei den Wahlen die Mehrheit der bisherigen Regierungsparteien (Zentrum ind Sozialdemokraten) in eine starke Minderheit verwandelt worden. Von 70 Sitzen hatten sie bisher 37 inne, während sie in den neuen Landtag nur mit 25 Abgeordneten einziehen.

Der Gewinn der Nationalsozialisten, die bei allen in der letzten Zeit stattgefundenen Wahlen bedeutend an Stimmenzahl gewonnen haben, tritt in den hessischen Wahlen besonders stark in Erscheinung. Sie konnten gegenüber der Reichstagswahl am 14. September 1930 ihre Stimmen mehr als verdoppeln.

(Grünberger Anzeiger)

 
8. November 1931

Sitzung des Kirchenvorstandes

Am 8. November 1931 fand in Groß-Eichen eine Sitzung der Kirchengemeindevertretung des Kirchspiels Groß-Eichen/Klein-Eichen statt. Den 1. Punkt der Tagesordnung bildete der Voranschlag der ev. Kirche Groß-Eichen für das Rechnungsjahr 1932. In Anbetracht der Notzeit wurden die Ausgaben auf das alleräußerste beschränkt.

So betragen z. B. die Gesamtausgaben des 1. Teils rund 800 RM weniger als im Vorjahre. Allerdings brauchen im neuen Rechnungsjahre auch keine größeren Reparaturen vorgenommen zu werden, während im Vorjahr das Kirchendach z. T. erneuert werden mußte.

Der 1. Teil des Voranschlags schließt ab mit 1910,17 RM, wird zu 4/5 bzw. 1/5 von den Kirchspielgemeinden Groß- und Klein-Eichen gedeckt. Der 2. Teil des Voranschlags schließt ab mit 1758, 89 RM in Einnahme und Ausgabe. Der Voranschlag wurde einstimmig genehmigt.

Alsdann trug der Vorsitzende den Bericht des Kirchenvorstandes über den kirchlichen und sittlichen Zustand der Kirchengemeinde aus dem Jahre 1930 vor. Der Kirchenbesuch zeigte gegenüber dem Vorjahre eine Zunahme, der Abendmahlsbesuch war gleichbleibend.

Als neue Gottesdienste waren Passionsandachten eingeführt worden und ein Reformationsgedenkgottesdienst am 31. Oktober. Kindergottesdienst und Christenlehre waren fleißig besucht worden. Bei der Rubrik "Sonntagsheiligung" wurde das Weiden des Viehes und das Pflücken des Obstes während der Zeit des Gottesdienstes getadelt.

Für die christliche Wohltätigkeit wurden im Jahre 1930 952 RM geopfert, aus den Kopf der ev. Bevölkerung 1,09 RM. Im Anschluß an diesen Bericht wurden noch einige Fragen des kirchlichen und sittlichen Lebens besprochen.

(Grünberger Anzeiger)

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29. Oktober 1931

Meldungen

Vor einigen Tagen (im Oktober 1931) wurden in der Gemeinde Klein-Eichen durch die Schulkinder Lebensmittel für das Laubacher Stift gesammelt. Die Sammlung hatte, wie alljährlich, ein gutes Ergebnis.
Bis 1711 wurde das Armen- und Siechenhauses (Vorgänger des Diakonienzentrum Laubacher Stift) in der Stiftstraße errichtet. Im Jahre 1879 Neueröffnung des Sozialzentrums Johann-Friedrich-Stift (Armenhaus, Krankenhaus und Kinderschule) in der Stiftstraße.

Am 29. Oktober 1931 starb die älteste Einwohnerin Klein-Eichens, Frau Elisabetha Horst, Witwe des Konrad Horst, im beinahe vollendeten 88. Lebensjahr. Elisabetha Horst, geb. Öhler wurde am 25. November 1843 in Ober-Ohmen geboren. Sie heiratete 1883 in Klein-Eichen Konrad Horst. Für Konrad war es die dritte Ehe. Kinder hatten die Beiden keine. Konrads älterer Bruder, Heinrich Horst, ist der Großvater von Johanna, später Biedenkopf.

(Grünberger Heimat Zeitung)

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14. Oktober 1931

Bürgermeister Tagung

Der Schottener Kreisverband des hessischen Landgemeindetages hielt unter Leitung von Bürgermeister Mengel (Schotten) eine Tagung ab, die sich nach einer Besprechung der neuen Hessischen Gemeindeordnung im wesentlichen mit der derzeitigen Finanzlage der Landgemeinden, den nicht oder verspätet eingehenden Steuern befaßte. Über diese Mißstaände wurde allgemein Klage geführt und die Notwendigkeit von Zwangsversteigerungen der Immobilien erörtert.

Eine weitere wichtige Frage war die Zahlung der Tariflöhne an die Notstandsarbeiter, wozu die Gemeinden des Vogelsbergs keinesfalls in der Lage seien. Hierüber soll in einer weiteren Tagung, zu der auch das Arbeitsamt Gießen herangezogen werden soll, beraten werden. Die lückenlose Durchführung einer tätigen Winterhilfe wurde von Kreisdirektor Dr. Jann den versammelten Bürgermeistern dringend an das Herz gelegt.

(Grünberger Anzeiger)

 
12. September 1931

Kartoffelernte

Die an verschiedenen Kartoffelsorten auftretende Fäule infolge des nassen Wetters ist die Veranlassung, daß stellenweise schon mit der Kartoffelernte begonnen worden ist. Die Fäule macht sich in erster Linie an den gelben Sorten bemerkbar.

(Grünberger Anzeiger)

 
30. August 1931

Konfirmanden

Am vergangenen Sonntag fand in Groß-Eichen der Eröffnungsgottesdienst für den Konfirmandenunterricht statt. Die Zahl der Konfirmanden ist diesmal recht klein. Im ganzen wurden 8 Kinder, 7 Knaben und 1 Mädchen, in den Unterricht aufgenommen, darunter 2 Knaben aus Klein-Eichen.

(Grünberger Anzeiger)

 
05. Juli 1931

Volksmissionsfest

Unter zahlreicher Beteiligung, auch aus der nahen Umgebung, wurde heute (5. Juli 1931) wiederum hier (in Lardenbach) ein Volksmissionsfest gefeiert. Einer der gewonnen Redner war der Sohn, Pfarrer Wilhelm Weinberger, unseres vorigen, langjährigen Seelsorgers August Weinberger, und da auch der jetzige Ortspfarrer, Heinrich Beyer, aus der Gegend (Freienseen) stammt, ergab sich bei dem kirchlichen Sinn der Bevölkerung und den traurigen Zeitverhältnissen ungesucht als Thema der ganzen Feier: "Glaube und Heimat - Unglaube und Heimatlosigkeit".

Herr Pfarrer Weinberger kam bereits gestern abend mit seinem Bläserchor im Lastauto von Friedberg und wurde mit seinen Begleitern, die einen Tag lang unsere lieben Gäste waren, in der Heimat aufs herzlichste empfangen. Heute vormaittag pries er von der väterlichen Kanzel aus den Segen heimatlichen Friedens in gottesfreudiger Gemeinde im Gegensatz zu den großen Gefahren wachsender Gottlosigkeit für unser Volk, um dann zu echt christlicher Erziehung der Jugend zu ermahnen.

Am Nachmittag um 2 Uhr strömten Hunderte von Festgenossen auf dem schönen Kirchplatz zusammen. Herr Missionar Walther, der seit 11 Jahren als Volksredner hier hoch geschätzt ist, hielt die erste Ansprache im Anschluß an die Abschiedsreden Jesu, wobei er viel Wertvolles aus seiner seelsorgerischen Erfahrung mitteilte. Herr Pfarrer Weinberger verlas den Anfang vom Brief an die Epheser und zeigte, dass ein Paulus auch fern der Heimat in Ketten und Banden den Glauben nicht verlor, sondern sich an seinen heidnischen Kerkermeistern als Zeuge Christi bewährte, der loben und danken konnte.

Der Posaunenchor, der auch außerhalb der Gottesdienste uns durch mancherlei Darbietungen (vor den Häusern) erbaute, begleitete am Vormittag und am Nachmittag den Gesang der Gemeinde. Herr Lehrer Becker ließ die erste Schulklasse einige Lieder vortragen. Der Ortspfarrer Beyer dankte Rednern und Chören und hob dann hervor, dass die Gottlosigkeit in ihrem heutigen Ausmaß unerklärlich ist ohne das furchtbare Elend heimatloser Massen. Man kann ihr nur durch eine großzügige christliche Liebe wirksam begegnen, die, weit über den Rahmen der bisherigen kirchlichen und staatlichen Fürsorge hinausgreifend, sich im öffentlichen Leben der christlichen Völker durchsetzt und den vielen Enterbten die Möglichkeit gibt, wieder Heimat und Arbeit zu finden.

Die Kollegte ergab trotz oder wegen der schweren Zeit 74 RM., die nach Abzug einer Dankesgabe an den Posaunenchor der Volksmission zuflossen. Es war uns auch eine große Freude, zahlreiche Gäste bewirten zu dürfen. Am Abend fuhren die Bläser nach herzlichem Abschied im blumengeschmückten Auto davon.

(Grünberger Anzeiger)

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17. Mai 1931

Gruppen- und Preisschießen in Laubach

Zum erstenmal seit seinem Bestehen hielt der Bezirk Laubach der Kriegerkameradschaft Hassia am 17. Mai 1931 in Laubach auf den neuen Ständen des Schützenvereins ein Gruppen- und Preisschießen ab. Von den dem Bezirk angeschlossenen Vereinen beteiligten sich an dem Schießen 7 Vereine, 3 Vereine beteiligten sich nicht. Letzteres wurde seitens der Anwesenden sehr bedauert, zumal es sich doch hier um die erste Veranstaltung dieser Art handelte.

Pünktlich um 1 Uhr traten die 7 Vereine mit je 4 Schützen zum Gruppenschießen an. Die Reihenfolge wurde verlost. Um halb drei Uhr war das Gruppenschießen beendigt. Ihm folgte mit Wehrmanns- und Kleinkaliberbüchsen ein allgemeines Preisschießen, welches bis zum Abend dauerte.

Die Preisverteilung zeigte folgendes Ergebnis: Beim Gruppenschießen errang der Kriegerverein Ruppertsburg mit 209 Ringen die Bezirkswanderplakette. Die Ehrenscheibe auf 100 Meter (Wehrmann) ging auch nach Ruppertsburg, die Ehrenscheibe auf 60 Meter (Kleinkaliber) ging nach Laubach.

Für das Preisschießen mit Wehrmann- und Kleinkaliberbüchsen konnten folgende Preise verteilt werden: 1. Preis mit 34 Ringen Förster Becker, Friedrichshütte. 2. mit 34 Otto Keil, Lardenbach. 3. mit 34 Heinrich Pauli, Villingen. 4. ... . 9. mit 33 Karl Volp, Klein-Eichen. 10. ... . 11. mit 32 Wilhelm Dörr, Klein-Eichen. 12. ... . 13. mit 32 Karl Schwanke, Lardenbach. 14. ... . 15. mit 32 Hermann Dörr, Lardenbach. 16. ... . 18. ...

(Grünberger Anzeiger)

 
02. Mai 1931

Gegensätze

Die Grünberger Heimatzeitung bringt zwei Anzeigen zur Beachtung:

Die S. A. Grünberg lädt ein zu einer Volksversammlung der N.S.D.A.P.
Am Sonntag den 19. April 1931, spricht Graf B. Solms-Laubach um 8.30 Uhr in Grünberg im "Rappen" über: "Hitler und sein Werk".

Auf der Oberen Ziegelhütte bei Grünberg soll am Sonntag den 3. Mai 1931 ab 3.30 Uhr bei freiem Eintritt Jazzmusik geboten werden. Bei Regebwetter findet nichts statt.

(Grünberger Heimat Zeitung)

 
30. April 1931

Tanzveranstaltung

Am Sonntag den 3. Mai 1931 findet ein Tanz bei Gastwirt Diehl in Lardenbach statt.
Zu zahlreichem Besuche lädt ein: Der Wirt

(Grünberger Anzeiger)

 
16. April 1931

Fußballer-Spielvereinigung

Zu einer Spielvereinigung haben sich die nicht dem Westdeutschen Spielerverband angeschlossenen Fußball-Clubs von Groß-Eichen, Ruppertenrod, Gonterskirchen, Freienseen und Lardenbach (Klein-Eichen) zusammengeschlossen. Der zweite Osterfeiertag (6. April 1931) brachte dem V.f.R. 1930 Groß-Eichen eine Niederlage von 5:0. Der Sieger, Sportverein Lardenbach/Klein-Eichen, hatte unter Außerachtlassung der getroffenen Bestimmungen fünf Sportskollegen aus Weickartshain eingestellt - ein Umstand, mit dem sich die Spielleitung und die Vorstände der Vereinigung demnächst befassen müssen.

Zu diesem Sportbericht erscheint am 16. April 1931: Richtig ist, dass bei dem Wettspiel am 2. Osterfeiertag drei, nicht fünf, Spieler aus Weickartshain in der ersten Mannschaft von Lardenbach/Klein-Eichen mitspielten. Anlass zu einer Beanstandung ist jedoch u. E. keineswegs vorhanden, da sich jene drei Spieler schon einige Wochen vorher dem Spiel- und Sportverein Lardenbach/Klein-Eichen angeschlossen hatten.

Wenn dem V.f.R. Groß-Eichen der 2. Osterfeiertag eine 0:5-Niederlage brachte, so sollte das, vom sportlichen Standpunkt aus, kein Grund zur Aufregung sein, hat sich doch der Sportverein Lardenbach/Klein-Eichen unlängst auf eigenem Platze eine noch viel höhere Niederlage gefallen lassen müssen. Es ist zu wünschen und zu hoffen, dass die Eintracht der beiden Vereine durch die kleine Meinungsverschiedenheit nicht gestört wird.

(Grünberger Anzeiger)

 
08. April 1931

Konfirmation

Am 2. Osterfeiertag fand die Konfirmation der diesjährigen Konfirmanden in Groß-Eichen statt. Es waren 8 Knaben und 7 Mädchen, darunter 1 Mädchen aus Klein-Eichen. Am 3. Ostertag wurde der übliche Konfirmandenausflug unternommen. Nach Besichtigung des Gießener Flughafens, wo dem Start eines Sportflugzeuges beigewohnt wurde, ging es zum Schiffenberg und anschließend nach Watzenborn-Gießen, von wo aus die Heimreise angetreten wurde.
Leider konnte 1 Konfirmand sich nicht am Ausflug beteiligen, da er kurz vor Ostern beim Holen der Fichtenbäumchen zur Ausschmückung für die Konfirmation die linke Hand im Gelenk gebrochen hatte.

(Grünberger Anzeiger)

 
19. März 1931

Winterhilfe

In diesen Tagen (im März 1931) wurde auch hier für die "Winterhilfe 1931" gesammelt. Das Ergebnis war 24,95 RM in Groß-Eichen und 10,50 RM in Klein-Eichen.

Das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes (kurz Winterhilfswerk oder WHW) war in der Zeit des Nationalsozialismus eine Stiftung öffentlichen Rechts mit Sitz in Berlin, die Sach- und Geldspenden sammelte und damit bedürftige „Volksgenossen“ entweder unmittelbar oder über Nebenorganisationen der „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV) unterstützte.

Durch das Winterhilfswerk konnte das NS-Regime die materielle Not von Teilen der Bevölkerung lindern und zur inneren Stabilisierung beitragen. Zugleich zielte die Spendensammlung auf das Zusammengehörigkeitsgefühl der „Volksgemeinschaft“ ab. Und der Staatshaushalt wurde von Sozialausgaben entlastet.

(Grünberger Anzeiger)

 
07. Februar 1931

Generalversammlung des Sportvereins

Am vergangenen Samstag (7. Februar 1931) hielt der "Spiel- und Sportverein" Lardenbach/Klein-Eichen seine Generalversammlung im Vereinslokal Diehl ab. Der 1. Vorsitzende begrüßte alle erschienen Mitglieder und erstattete dann einen Jahresbericht.

Bei der darauf folgenden Neuwahl des Vorstandes wurde Herr Wilhelm Bär wieder zum 1. Vorsitzenden gewählt. Schriftführer wurde Herr Willi Momberger. Spielführer wurde wieder Herr Ernst Bener, und zum Rechner und Kassierer wurde Herr Rudolf Müller gewählt.

Dem Vereinsrechner wurde Entlastung erteilt. Ein kurzer Rückblick auf das vergangene Spieljahr zeigte, dass der Verein 14 Spiele ausgetragen hatte. Davon wurden 8 Spiele gewonnen, fünf verloren, eins blieb unentschieden.

Die Mitgliederzahl beträgt z. Zeit 33, Man stellte fest, dass in der letzten Zeit auch ältere Herrn dem Verein beigetreten sind. Unter Punkt Verschiedenes wurde der Monatsbeitrag von 30 auf 20 Pfennig herabgesetzt, um so jedem besser zu ermöglichen, dem Verein beizutreten. Nach beendigter Tagesordnung schlossen sich noch ein paar fröhliche Stunden des Beisammenseins an.

(Grünberger Anzeiger)

 
04. Februar 1931

Eisensteingrube zu

Wegen Absatzmangels wurde die Eisensteingrube der Bergwerksgesellschaft "Luise" bei Weickartshain völlig stillgelegt. Sämtliche Arbeiter aus den umliegenden Dörfern wurden entlassen. Für den an Arbeitsgelegenheiten ohnehin nicht besonders günstigen Vogelsberk-Bezirk bedeutet diese Stillegung eine weitere empfindliche Belastung.

(Grünberger Anzeiger)

 
26. Januar 1931

Wahlgelage

In Oberhessen war es bisher vielfach dörflicher Brauch, dass nach einer Bürger- oder Beigeordnetenwahl auf dem Lande ein großes Wahlgelage auf Kosten des Gewählten veranstaltet wurde, bei dem gar mancher erfolgreiche Kandidat sehr tief in den Beutel greifen musste.

Um diesem dörflichen Brauch, der nachgerade zu einem Unfug geworden ist, in der jetzigen Notzeit entgegenzuwirken, hat das Kreisamt Schotten eine Verfügung erlassen (26. Januar 1931 veröffentlicht), in der alle Nachfeiern bei Bürgermeister- und Beigeordnetenwahlen auf Kosten des Gewählten untersagt werden.

Wer dieser Anordnung zuwiderhandelt, hat, soweit die gesetzlichen Möglichkeiten dazu gegeben sind, mit der Ungültigkeitserklärung der Wahl zu rechnen. Eine erfreuliche Maßnahme, die hoffentlich die beabsichtigte Wirkung haben wird.

(Grünberger Anzeiger)

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06. Januar 1931

Kirchliche Statistik für 1930

Im Kirchspiel Groß-Eichen (mit Klein-Eichen) wurden im Jahre 1930 10 Kinder getauft. Konfirmiert wurden 11 Kinder, 5 Knaben und 6 Mädchen. Getraut wurden 4 Paare und kirchlich beerdigt 12 Personen. Die Gottesdienste wurden von 4833 männlichen Personen, 5884 weiblichen Personen und 4102 Kindern besucht. Am heiligen Abendmahl nahmen teil: 475 männliche und 508 weibliche Personen. Der Kirchengottesdienst wurde von 675 Knaben und 539 Mädchen in 20 Zusammenkünften besucht. An der Christenlehre nahmen teil 177 Burschen und 178 Mädchen in 9 Christenlehrstunden. An Gaben christlicher Liebestätigkeit gingen insgesamt ein: 949,20 RM. Das ist auf den Kopf der evangelischen Bevölkerung = 1,10 RM.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 

05. Januar 1931

Regenwetter

Durch das anhaltende Regenwetter in den letzten Tagen stieg das Wasser der Seenbach so sehr an, dass man ernstlich befürchten musste, es entstehe beim Weiterregnen ganz beträchtlicher Schaden.

(Grünberger Anzeiger)

 
01. Januar 1931

Mittelstandskundgebung

Gewerbe und Handel, sowie die Beamtenorganisationen des Kreises Schotten nahmen in einer stark besuchten Versammlung Stellung zu den geplanten Abbaumaßnahmen der hessischen Regierung hinsichtlich der Kreise und legten gegen eine etwaige Aufhebung des Kreises Schotten nachdrücklichste Verwahrung ein.

Bemerkenswert war in der Versammlung besonders, dass der bekannte demokratische Landtagsabgeordnete Reiber (Darmstadt) sich gleichfalls entschieden für die Erhaltung des Kreises Schotten einsetzte, obwohl hier und da eine gewisse Regulierung innerhalb der Kreisabgrenzung möglich sei. Er verlangte aber, dass an den bestehenden Kreisen nicht gerührt werde und gab der Ansicht Ausdruck, dass auch der hessische Landtag wohl die gleiche Auffassung geltend machen werde.

(Grünberger Anzeiger)

 
21.Dezember 1930

Kreis Schotten

Der Gemeinderat von Schotten beschäftigte sich in seiner jüngsten Sitzung (27. November 1930) unter dem Vorsitz von Bürgermeister Mengel auch mit der Aufteilung des Kreises Schotten, die nach Zeitungsnotizen der letzten Tage geplant zu sein scheint. Da der Abbau des Kreisamtes für die Stadt eine große Schädigung bedeutet, so erhob der Gemeinderat einstimmig Protest gegen eine etwaige Aufteilung.

Klein-Eichen zählte seit 1874 zum Kreis Schotten. Dagegen ist Lardenbach schon von Beginn an im Jahre 1852 Gemeinde des Kreises Schotten. Genauso wie etwa Freienseen oder Sellnrod.

Über die vielerörterte Frage der Auflösung von hessischen Kreisen machte Innenminister Leuschner vor einer Abordnung des Kreisausschusses des Kreises Oppenheim Ausführungen (3. Dezember 1930). Der Minister führte aus, dass sich die Regierung vom Landtage ein Ermächtigungsgesetz geben lassen werde, um auf Grund dessen Sparmaßnahmen durchführen zu können. Es werden drei hessische Kreise aufgelöst: in Oberhessen der Kreis Schotten, in Starkenburg der Kreis Bensheim und in Rheinhessen der Kreis Oppenheim.
Für die Auflösung der drei Kreise sind finanzielle und andere Gesichtspunkte maßgebend. Der Minister erklärte, dass er trotz aller Proteste bereit sei, diese Auflösungen durchzuführen. Es verlautete, dass diese Erklärungen des Ministers erfolgt sind, nachdem er von den Fraktionen die Zusage erhalten hatte, dass sie für das Ermächtigungsgesetz stimmen werden.
Damit scheint das Schicksal der Kreise Schotten, Oppenheim und Bensheim besiegelt zu sein, wenn nicht in letzter Stunde der Landtag sich gegen das Gesetz ausspricht.

Veranlasst durch den Plan des hessischen Innenministers, den Kreis Schotten aufzulösen, fand gestern abend (5. Dezember 1930) hier (in Schotten) eine überaus stark besuchte Protestversammlung statt, an welcher sich die hiesige Einwohnerschaft und zahlreiche Bewohner des Kreises Schotten so stark beteiligten, dass die große Turnhalle bis zum letzten Platz gefüllt war.
Bürgermeister Mengel sprach über die ungeheuren Gefahren für die Stadt und den Kreis Schotten, wenn der Kreis wirklich aufgelöst werde. Anschließend traten in der Diskussion Kreisdirektor Jann, Lehrer Link und Zeitungsverleger Dr. Dambmann von Schotten sowie Ulrichsteins Bürgermeister Appel vorbehaltlos für die Aufrechterhaltung des Kreises ein.
Die Versammlung nahm einstimmig eine Entschließung an, in der unter anderem der restlose Untergang Schottens in der Auflösung gesehen wird. Es wird an die Abgeordneten des Landtages appeliert, niemals die Hand zu einem solchen folgenschweren Schritt zu reichen. Weiter heißt es: "In letzter Stunde ein letzter verzweifelter Notschrei: Erhaltet dem Vogelsberg den Kreis Schotten!"

Der Gemeinderat Schottens nahm in seiner gestrigen (12. Dezember 1930) Sitzung erneut Stellung gegen die geplante Auflösung des Kreises. Eine große Erregung hat sich der Gemüter in Stadt und Kreis über dieses drohende Unglück bemächtigt. Aus vielen Zuschriften, die die Stadt erhielt, spricht das Treuegelöbnis der Kreisbevölkerung zu der Kreisstadt, mit der sie schon fast ein Jahrhundert (gegründet am 12. Mai 1852) verbunden ist. Der Gemeinderat beschloß einstimmig, dem hessischen Staat zu den Verwaltungsunkosten des hiesigen Kreisamtes einen angemessenen Beitrag zu leisten, damit das Amt der Stadt und dem Kreis erhalten bleibt.

Unterdessen hatte die "Deutsche Volkspartei" einen Antrag formuliert, dass die Absichten der Regierung, die Aufhebung von lokalen Ämtern, insbesondere von Kreisämtern, mit Hilfe eines Ermächtigungsgesetzes durchzuführen in der Bevölkerung berechtigte Unruhen hervorgerufen hat. Es wird daher beantragt, der Landtag wolle beschließen, eine Änderung von Kreisgrenzen könne nur durch ein vom Landtag zu verabschiedendes Gesetz erfolgen.

Am 21. Dezember 1930 wurde dem Kreisblatt von einem dem hessischen Innenminister nahestehenden Abgeordneten telefonisch mitgeteilt, dass in Hessen keine Kreise aufgelöst werden sollen. Eine offizielle Erklärung der hessischen Regierung hierüber werde wohl in Bälde veröffentlicht werden. Im Rahmen der Verwaltungsreform werden jedoch eine Reihe von Maßnahmen erfolgen. Ob in Schotten noch irgend ein Abbau erfolgt oder ob frühere Ämter wieder nach Schotten verlegt werden, steht zur Zeit noch nicht fest.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
24. November 1930

Erzabbau

Zum Zwecke der Vergrößerung der Erzwäsche wird im Seenbach bei Weickartshain eine große Stauschleuse errichtet.

(Grünberger Anzeiger)

 
06. November 1930

Bürgermeister-Tagung

Die Bürgermeister des Kreises Schotten hielten unter dem Vorsitz von Kreisdirektor Dr. Jann in Schotten eine Versammlung ab. Über die Bedeutung, Wert und Vorteile der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft hielt Regierungsrat Freiherr von Low ein ausführliches Referat. Veterinärrat Dr. Metz sprach über Notschlachtungen.

(Grünberger Anzeiger)

 
11. Oktober 1930

Ehrenfeldschütze

Der Klein-Eichener Ortsvorstand beschließt in seiner Sitzung an Stelle des verstorbenen Feldschützen Karl Volp zwei Ehrenschützen zu ernennen. Es wurden die beiden Gemeinderatsmitglieder Otto Volp (Hirzehannese) und Eduard Zimmer (Enesche) ernannt und verpflichtet. Die Dienstzeit ist vorläufig auf zwei Jahre festgesetzt worden.

(Grünberger Anzeiger)

 
27. September 1930

Opfer eines Unglücksfalles

Am vergangenen Samstag (27. September 1930) starb in der Chirurg. Klinik zu Gießen der Landwirt und Forstwart Karl Volp aus Klein-Eichen im 64. Lebensjahr. Der Verstorbene ist das Opfer eines Unglücksfalles, den er vor 4 Wochen im Stalle erlitt. Ein Bulle drückte ihn an die Wand, sodaß die eine Hand gequetscht und die ganze Haut von ihr abgerissen wurde. Trotz Überführung in die Klinik nach Gießen scheint eine Blutvergiftung eingetreten zu sein, der er nun erlag. Anfang des Jahres hatte der Verstorbene auch lange auf dem Krankenlager gelegen infolge eines Beinbruches, den er sich beim Holzfahren zugezogen hatte. (Karl Volp war mit Katharina geb. Felsing verheiratet. Er war der Großvater von Elly, Karl, Erwin, Ernst und Gerhard)

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
22. September 1930

Kirmes in Lardenbach

Am Sonntag den 21. September und Montag den 22. September fand die Lardenbacher Kirmes statt. In die Gastwirtschaft Diehl hatten eingeladen "Die Jugend" und "Der Wirt".

(Grünberger Anzeiger)

 
14. September 1930

Reichstagswahl

Der "Grünberger Anzeiger" schreibt zur Reichstagswahl: Die große Schlacht ist geschlagen. Das Ergebnis läßt sich dahin zusammenfassen: die Wahlbeteiligung ist stark gestiegen; von den nahezu 43 Millionen Stimmberechtigten haben dieses Mal 35 Millionen gewählt. Es haben also etwas über 80 Prozent abgestimmt. Da auf je 60 000 Stimmen ein Abgeordneter entfällt, ist die Zahl der Reichstagsabgeordneten von 491 auf 573 gestiegen. Das hervorstechende politische Merkmal des Wahlergebnisses ist die starke Radikalisierung der Wählerschaft.

Nationalsozialisten und Kommunisten gehen als Sieger aus dem Kampfe hervor. Ganz außerordentlich ist die Zunahme der nationalsozialistischen Stimmen. Rund 800 000 waren es bei der Wahl im Jahre 1928, diesmal sind 6,5 Millionen Stimmen daraus geworden - sie haben sich also mehr als verachtfacht! Dementsprechend ist die Zahl der nationalsozialistischen Mandate von 12 auf 107 gestiegen.

Die Sozialdemokratie dagegen hat rund 600 000 Stimmen und 10 Sitze verloren. Statt 153 hat sie jetzt nur noch 143 Mandate. Damit ist sie zwar immer noch die stärkste Fraktion des Reichstags, ihr Verlust ist aber trotzdem nicht gering zu beachten. Der nationalsozialistische Aufstieg geht über alle Erwartungen hinaus; nun zieht sie als zweitstärkste Fraktion in den Reichstag ein. Dahinter erst mit weitem Abstand die Kommunisten mit 76 Mandaten.

Die Wahlergebnisse der regionalen Kreise und Dörfer liegen nicht vor.

(Grünberger Anzeiger)

 
21. August 1930

Preisschießen

Der Klein-Eichener Schützenverein hat das für Sonntag den 10. August 1930 geplant gewesene Preisschießen vertagt. Dies findet nunmehr am Sonntag den 17. August 1930 statt. Das Ergebnis ist nicht überliefert.

Der Lardenbacher Kriegerverein hält derweil am Sonntag den 24. und am Sonntag den 31. August sein diesjähriges Preisschießen ab. Wie es in der Anzeige heißt, kommen sehr schöne Preise zur Verteilung. Es ladet ein der Vorstand.

(Grünberger Anzeiger)

 
29. Juli 1930

Ernte in Gefahr

Die Ernte ist im Vogelsberg in Gefahr, obwohl im Mai ein sehr schöner Fruchtstand zu den besten Hoffnungen berechtigte. Die Trockenheit des Juni verminderte das Wachstum und dann trat eine Regenzeit, verbunden mit Stürmen ein, sodaß sich die Getreidefelder lagerten. Der Fruchtschnitt ist dadurch außerordentlich erschwert, Maschinen können fast nicht verwandt werden.

Das Getreide beginnt infolge der täglichen Regengüsse auf dem Halm und auf dem Haufen auszuwachsen. Die Garben sind meist ziemlich leicht, da die Körner sich schlecht entwickelt haben. Wenn der Regen noch länger anhalten sollte, so ist mit einer katastrophalen Mißernte wie vor einigen Jahren zu rechnen. Es erschallt deshalb wieder allenthalben der Ruf: Weg vom Ackerbau, hin zur Grünlandwirtschaft!

(Grünberger Anzeiger)

 
15. Juli 1930

Volksmissionsfest

Am Dienstag hielt Herr Missionar Walther aus Beuern hier (in Lardenbach) ein sehr gut besuchtes Volksmissionsfest ab. Im Hauptgottesdienst sprach er in seiner bekannten, packenden Art über Mark. 9, 24. "Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!" Für die Nachfeier, die um 3 Uhr nachmittags auf dem Kirchplatz stattfand, war als zweiter Redner Herr Lehrer Ratz aus Oberhörgern gewonnen, der uns das Gleichnis von der königlichen Hochzeit Math. 22, 1-44 mit Ernst und Nachdruck ans Herz legte.

Posaunenchor und gemischter Chor von Sellnrod beteiligten sich an der Feier. Auch unsere erste Schulklasse trug unter Leitung von Herrn Lehrer Becker einige Lieder vor. Die Kollekte ergab vormittags 15 RM und nachmittags 45 RM, zusammen 60 RM. Allen Mitwirkenden sei auf diesem Wege herzlich gedankt.

(Grünberger Anzeiger)

 
01. Juli 1930

Befreiungsfeier

Der hessische Minister für Kultus und Bildungswesen hat angeordnet, dass aus Anlass der am 30. Juni erfolgenden vollständigen Räumung des besetzten Gebietes in sämtlichen öffentlichen Schulen Hessens der Unterricht am 1. Juli ausfällt und an seiner Stelle eine der historischen Bedeutung des Tages entsprechende Schulfeier zu veranstalten ist.

Auf Anordnung des Landeskirchenamtes läuten an diesem Tag mittags von 12 Uhr bis 12 Uhr 10 in ganz Hessen (auch im unbesetzten Gebiet) die Kirchenglocken.

(Grünberger Anzeiger)

 
22. Juni 1930

Gemeinschaftsfest

Im Grünberger Anzeiger wurde "Zum christlichen Gemeinschaftsfest" eingeladen. Im Freien in Klein-Eichen am Sonntagnachmittag ab "2.30 Uhr" soll dieses stattfinden. Ein Posaunen- und Gesangchor, sowie mehrere Redner wirken mit. Wer die Einladung ausgesprochen hat, ist nicht überliefert.

(Grünberger Anzeiger)

 
29. April 1930

Bau eines Schulhauses

Gestern (29. April 1930) abend versammelten sich im hiesigen Schulsaal der Schulvorstand und die Gemeinderäte von Lardenbach und Klein-Eichen, um zur Schulhausfrage Stellung zu nehmen. Der alte Plan, in der ehemaligen Rienowschen Molkerei einen Notraum für die 2. Klasse zu errichten, wurde einstimmig fallen gelassen. Hierauf griff man den Plan von 1914 auf, ließ aber auch ihn fallen, da der Bau eines doppelten Schulhauses wohl das Ideal wäre, aber wegen der anderen großen Aufgabe (Lardenbach steht eben mitten in der Feldbereinigung) jetzt nicht durchführbar ist.

Man fasste hierauf einstimmig den Beschluß, einen Schulsaal mit einer Lehrerwohnung neu zu errichten derart, dass man jederzeit einen zweiten Saal mit Wohnung anbauen kann. Der Vorsitzende des Schulvorstandes dankte darauf mit herzlichen Worten für diesen einmütigen Beschluß, der sicher ein schönes Zeugnis von starker Zukunftshoffnung und wirklicher Schulfreundlichkeit ist. - Interessant ist, dass der Beschluß, ein Schulhaus zu bauen, ohne den üblichen behördlichen Druck ganz aus freien Stücken gefasst wurde.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
21. April 1930

Tanz

Zu dem am 2. Osterfeiertag stattfindenden Tanz hat freundlichst die Jugend nach Lardenbach geladen. Es freut sich der Wirt.

(Grünberger Anzeiger)

 
21. April 1930

Konfirmation

Am 2. Ostertag wurden in der Kirche zu Groß-Eichen 11 Kinder konfirmiert, 5 Knaben und 6 Mädchen, darunter 2 Knaben und 1 Mädchen aus Klein-Eichen.

(Grünberger Anzeiger)

 
16. März 1930

Volksliederabend des Gesangvereins

Der Gesangverein "Eintracht" Lardenbach/Klein-Eichen hatte die Ortswohnerschaft zu einem Volksliederabend auf Sonntag (16. März 1930) eingeladen. Es war dies die erste Veranstaltung des Vereins solcher Art, in der nur dem Lied Rechnung getragen wurde, in der man sich fern hielt von dem gerade in der Landbevölkerung so stark anziehenden Theaterspielen, und mit Recht warteten die deshalb Dirigent und Sängerschaft voller Interesse auf den Besuch dieses Abends. Es war für sie eine angenehme Überraschung, als Punkt acht Uhr die erste Begrüßung, der Sängergruß, einer, den weiten Saal bis auf den letzten Platz füllenden Zuhöhrerschar entgegensingen konnte.

Herr Dietrich, 1. Vorsitzender, fand im Anschluß daran markante Worte über Zweck und Ziel der Veranstaltung und übergab nach dem Chor: "Mein Lied" das Wort an den Dirigenten des Vereins, Herrn Lehrer Sommer, zu einem Vortrag über "Das deutsche Volkslied". In seiner Einleitung wies der Vortragende auf den Hauptzweck des Volksliederabends hin: Zum Singen besonders im Familien- und Freundschaftskreise Anregung zu geben, um das Leben, das durch die schlechte Wirtschaftslage und die innere Uneinigkeit unseres Volkes uns Menschen als drückende Last erscheint, wieder freudiger zu gestalten.

Keine der verschiedensten Liedgattungen ist imstande, für dieses Singen besser zu werben, als gerade das Volkslied, denn es ist ja ein Kind des Volkes, kann also auch von ihm am besten verstanden werden. Und voller Interesse folgten nun die Zuhöhrer den weiteren Ausführungen über die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Volksliedes, über seine äußere Form, seine einfache schlichte Sprache, seine gefälligen, ansprechenden Weisen und den Inhalt.

Liebe, Heimat und Gott, mit diesen höchsten Gütern, ohne die ein Volk nicht lebensfähig ist, beschäftigt sich das Volkslied, und mit Recht darf gesagt werden, dass es deshalb zum sittlichen Wiederaufbau ein gut Teil beiträgt. Einige Proben deutscher Volksliedkunst und eine nochmalige Mahnung, ja das Singen, und besonders diesen Liedschatz, zum Segen fürs ganze Volk nicht zu vernachlässigen, beschlossen den Vortrag, für den dem Vortagenden reicher Beifall gespendet wurde.

Und nun erklangen die herrlichen Volksweisen, in Abwechslung vom Verein, der Gemeinde, den Schulkindern und einzelnen Vereinsmitgliedern gesungen. Zwischendurch trugen Schüler der Unterklasse, bald einzelne, bald ein Sprechchor, Gedichte ernsten und heiteren Inhaltes vor. Der Verein sang die Lieder: "Die schöne Schäferin" - "Horch, was kommt von draußen rein" - "Heimweh" - "Ich habe den Frühling gesehen" - "Am Holderstrauch" - "Drauß ist alles so prächtig" - "Wiegenlied" - "Der Spielmann" - "Es blies ein Jäger wohl in sein Horn" - "O, wie herbe ist das Scheiden" und "Gretchen".

Sie werden vom Dirigenten aufs feinfühligste herausgearbeitet und vom Verein mit seinem guten und geschulten Stimmenmaterial recht ansprechend zu Gehör gebracht. Das Publikum dankte durch starken Beifall, und es wurden Wünsche laut, man möchte solche Stunden innerer Erhebung, Erbauung und Befreiung von den Alltagsfragen des öfteren erleben dürfen.

(Grünberger Anzeiger/GA)

 
16. Februar 1930

Versammlungen

Am Samstagabend (15. Februar 1930) fand in Ilsdorf die erste Versammlung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei statt, bei der die Wirtschaft Otto Stühler bis zum letzten Platz besetzt war. In fast dreistündiger Rede fesselte Herr Bretz die Zuhörer mit dem Thema: "Volk in Not, wer rettet es?"

Am Sonntagnachmittag (16. Februar 1930) sprach Herr Bretz in Lardenbach zum gleichen Thema. Auch diese Versammlung, die in der Gastwirtschaft Diehl stattfand, war gut besucht.

Am Sonntagabend war die Wirtschaft von Otto Nickel in Stockhausen, die bis zum letzten Platze besetzt war, Schauplatz einer Nationalsozialistischen Versammlung. Auch hier sprach Herr Bretz. Der Abend wurde durch Anfragen aus dem Publikum und ihre Beantwortung durch den Redner belebt.

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) war eine in der Weimare Republik gegründete politische Partei, deren Programm und Ideologie (der Nationalsozialismus) von radikalem Antisemitismus und Nationalismus sowie der Ablehnung von Demokratie und Marxismus bestimmt war. Sie war als straffe Führerpartei organisiert. Ihr Parteivorsitzender war ab 1921 der spätere Reichskanzler Adolf Hitler, unter dem sie Deutschland in der Diktatur des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 als einzige zugelassene Partei beherrschte.

Zwischen 1925 und 1930 stieg die Mitgliederzahl der Partei von 27.000 auf 130.000. Die NSDAP nutzte die Weltwirtschaftskrise und die damit einhergehende Massenverelendung, welche ihr antikapitalistisches, antiliberales und vor allem antisemitisches Programm gegen das „internationale Finanzjudentum“ in der Bevölkerung stützte.

Die NSDAP setzte zentral auf den Straßenterror der SA und andere Themen wie die Außenpolitik, woraufhin ihre Stimmenanteile bei den Landtagswahlen 1929 und 1930 auf über 10 Prozent anstiegen. Besonders Jugendliche und junge Männer traten in die Hitlerjugend und die SA ein. Die nationalsozialistischen Politiker gingen von dem Versuch ab, vor allem die Arbeiterschaft für sich zu gewinnen. Die NSDAP erhielt aber immer mehr Unterstützung von Bauern (die Agrarpreise waren ab 1928 zusehends verfallen), Handwerkern und Einzelhändlern (Angst vor der Konkurrenz durch „jüdisch geführte“ Kaufhauskonzerne) sowie aus den Reihen der Studenten- und Beamtenschaft.

(GA/wiki)

 
25. Januar 1930

Hauptjahresversammlung des MGV

Der hiesige Männergesangverein "Eintracht" hielt dieser Tage (Januar 1930) bei Mitglied Joh. Diehl seine Hauptjahresversammlung ab. Herr Dietrich, 1. Vorsitzender, begrüßte herzlichst die Versammlung und warf einen Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr. Im Anschluß daran sand er beherzigenswerte Worte, in denen er über die liebevolle und treue Arbeit am deutschen Männerchor sprach. Besonders hob er hervor, es sei Pflicht eines jeden Mitgliedes, vor allem der aktiven Sänger, nach Kräften dabei mitzuhelfen.

Nach Verlesung des Protokolls durch Herrn Momberger, prüften die Herren Bürgermeister der beiden Dörfer (Müller und Lein) die Kassenverhältnisse. Dem Rechner, Herrn Otto Buß, wurde nach Worten der Anerkennung für die gewissenhafte Buchführung und Arbeit Entlastung zuteil. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurden an die Stellen zweier ausscheidender Mitglieder, die Herren Heinrich Frank und Hermann Dörr neugewählt.

Unter Punkt "Verschiedenes" fiel unter anderem die Antwort des Vereins auf verschiedene Einladungen auswärtiger Vereine zum Besuch ihrer Festlichkeiten im lfd. Jahr. Nur die Einladung von Freienseen fand Berücksichtigung. Weiter wurde Stellung genommen zu zwei von Lehrer Sommer gestellten Anträgen, in denen das Leidenskapitel vieler Vereine behandelt wurde - das unentschuldigte Fehlen in den Übungsstunden, mit anderen Worten: das laue Interesse mancher aktiven Kräfte am Vereinsleben, sowie das Austreten von aktiven Mitgliedern in den inaktiven Stand.

Eine äußerst lebhafte Aussprache setzte ein, man einigte sich schließlich dahin, die beiden Anträge anzunehemen: Hiernach wird mehrmaliges unentschuldigtes Fehlen mit Ausschluß aus dem aktiven Stand geahndet, ferner kann stimmlich und musikalisch begabten jüngeren Ortseinwohnern nur die aktive Mitgliedschaft gewährt werden. Die Beschlüsse sollen, wenn nötig, auch wirklich in die Tat umgesetzt werden, ohne Rücksicht auf ein quantitatives Plus oder Minus inbezug auf die Mitgliederzahl. Ganze Arbeit erfordert den ganzen Mann, dies sei das Motto fürs neue Jahr.

(Grünberger Anzeiger)

 
20. Januar 1930

Straßenzustand

Über den schlechten Zustand der Nebenstraßen, der früheren Kreisstraßen, wird seitens der Autofahrenden Landärzte, Geschäftsreisenden und Gewerbetreibenden lebhafte Klage geführt. Sie fordern von der Provinzialverwaltung, dass auch die Verbindungsstraßen zwischen den abgelegenen Orten einigermaßen in Ordnung gehalten werden müßten.

Vielfach wird auf diesen Straßen noch scharfkantiger Schotter gebracht, der die Autoreifen schwer mitnimmt, besonders wenn der Landarzt zu jeder Tages- und Nachtzeit ohne Rücksicht auf Schotter und Löcher in raschem Tempo zu den Kranken eilen muß.

(Grünberger Anzeiger)

 
17. Januar 1930

Kreis Schotten 1930

Der Kreis wurde am 12. Mai 1852 gegründet. In ihn gingen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichtsbezirke Laubach und Schotten und Teile des Landgerichtsbezirks Ulrichstein ein. Klein-Eichen und Lardenbach zählen seit dieser Zeit zum Kreis Schotten.

In einer Sitzung des Kreistages im Januar 1930 wehrte sich das Gremium einmütig gegen eine etwaig geplante Aufhebung des Kreises Schotten. Aus allen Teilen des Kreises und den vier Bezirken Gedern, Ulrichstein, Schotten und Laubach nahmen Kreistagsvertreter zu dieser für den Kreis so wichtigen Lebensfrage in eingehenden Ausführungen das Wort.

Der Kreis hat an sich schon schwierigere Verkehrsverhältnisse. Durch eine etwaige Aufteilung mache man es der Landbevölkerung erst recht schwer und teuer, an die Sitze der Ämter zu gelangen. Schotten ist die einzige Kreisstadt der Provinz, die in der Mitte ihres Kreises liegt und von allen ihren Kreisgemeinden gleich weit zu erreichen ist.

Man verspreche stets, dem Vogelsberg und seiner armen Bevölkerung helfen zu wollen, habe aber seither stets Ämter abgebaut und trage sich u. a. mit weiteren Abbaumaßnahmen. Dadurch werde die Not der Bevölkerung nur größer, die Landflucht werde begünstigt. Wenn man an den Abbau der wenigen höheren Schulen in unserer abgelegenen Gegend denke, so nehme man mit diesem Abbau auch der Bevölkerung und den hier ansässigen Beamten die Möglichkeit zur Ausbildung ihrer Kinder. Die Beamtenstellen im Vogelsberg würden dann nur noch als Strafstellen angesehen.

Der Vogelsbergkreis Schotten bilde nach seinem hundertjährigen Bestehen ein einheitliches Ganze, die Bevölkerung sei derart miteinander Verwachsen und eng verbunden, dass man gegen eine Trennung des Kreises sich ganz entschieden wehre. Der Kreistag als die für die ganze Kreisbevölkerung zuständige gesetzliche Vertretung wünsche unbedingt Erhaltung des Kreises. Eine entsprechende Entschließung an die hessische Staatsregierung wurde einmütig angenommen, auch wurde eine Kommission bestimmt, die die nötigen Unterlagen beschaffen und bei der Regierung persönlich vorsprechen soll, um die Belange des Kreises zu vertreten.

"Los von Schotten" heißt die Losung verschiedener Gemeinden einige Tage später trotz aller Proteste der Kreisstadt Schotten. So wollen Helpershain, Köddingen, Meiches u. a. unbedingt zum Kreise Lauterbach, da sie dorthin bessere Verbindungen haben. Das Städtchen Laubach und die Orte des Seemenbachtales haben bessere Verbindung nach Gießen als nach Schotten. Gedern und das Niddertal gelangen schneller nach Büdingen.

Am 17. Januar 1930 wurde die vom Kreistag im Hinblick auf die Gerüchte über die Aufhebung des Kreises Schotten gewählte Kommission, bestehend aus Abgeordneten des Kreisbezirks Schotten, Laubach und Ulrichstein, vom hessischen Minister des Inneren, Leuschner empfangen.

Die Kommission stellte dem Minister in eindringlichen Darlegungen die Notlage vor Augen, in die nicht nur die Kreisstadt Schotten, sondern der ganze Vogelsbergkreis Schotten kommen würde, wenn er jetzt, nachdem man im Laufe der letzten Jahre schon eine ganze Reihe von Ämtern im Kreise Schotten aufgehoben hat, völlig zur Auflösung käme. Dadurch würde die Bedrängnis der Kreisbevölkerung nur noch weiter verschärft.

Von dem Minister wurde der Kommission eine genaue und wohlwollende Prüfung ihrer Darlegungen zugesagt. Ferner erklärte der Minister, dass natürlich die Abbaumaßnahmen nicht nur einen Kreis und eine Stadt, sondern alle Teile der Bevölkerung treffen sollten. Man hofft hier, dass die hessische Regierung sich davon überzeugen wird, dass der Kreis Schotten auch fernerhin bestehen bleibt.

(Grünberger Anzeiger/GA)

Fotos

 
02. Januar 1930

Kirchliche Statistik, veröffentlicht 1930

Im Jahre 1929 wurden im Kirchspiel Groß-Eichen 14 Kinder getauft, 7 Knaben und 7 Mädchen, darunter 2 Knaben aus Klein-Eichen. Konfirmiert wurden 17 Kinder, 8 Knaben und 9 Mädchen, darunter 1 Knabe aus Klein-Eichen. Sieben Paare wurden kirchlich getraut, davon 2 Paare aus Klein-Eichen. Beerdigt wurden 9 Personen, davon 3 in Klein-Eichen.

Der Gottesdienst wurde in Groß-Eichen von 8439 Erwachsenen und 3507 Kindern besucht und in Klein-Eichen von 1317 Erwachsenen und 230 Kindern. Der durchschnittliche Gottesdienstbesuch betrug also in Groß-Eichen 133 Erwachsene und 55 Kinder bei einer Seelenzahl von 700 Evangelischen und in Klein-Eichen 54 Erwachsene und 9 Kinder bei einer Seelenzahl von 167 Evangelischen.

Am Abendmahl nahmen in Groß-Eichen 788 Personen teil und in Klein-Eichen 184 Personen. Die Christenlehre wurde von 463 Jugendlichen und der Kindergottesdienst von 1154 Kindern fleißig besucht.

An freiwilligen Spenden gingen im Kirchspiel insgesamt 876,99 RM ein; das ist auf den Kopf der evangelischen Gemeindeglieder: 1,01 RM..

Die kirchliche Statistik für Lardenbach vom Jahr 1929 bietet ein recht erfreuliches Bild. Das Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigung durch den Pfarrer in allen Fällen begehrt und gewährt werden, ist ja in Landgemeinden noch die Regel. Wenn aber die Zahl der Trauungen von 3 im Jahr 1928 auf 5 im Jahr 1929 gestiegen ist und die Zahl der Taufen von 3 auf 9, so darf das wohl angesichts der dunklen Zukunft als Zeichen von Lebensmut und Gottvertrauen gelten.

Bei einer Bevölkerungsziffer von nur 453 landeskirchlichen Evangelischen haben solche kleinen Änderungen immerhin etwas zu bedeuten. Gott gebe, dass dieser praktische Christenglaube bleibt und wächst. Das die Kinder der Oberklasse aus Lardenbach regelmäßig zum Hauptgottesdienst kommen, gilt noch allgemein als selbstverständlich. Daneben ist die Beteiligung am Kindergottesdienst ein wenig gestiegen. Die Katechismuslehre konnte nach Beendigung der Vakanz vom 14. April bis 15. September regelmäßig gehalten werden.

So erklärt es sich sehr einfach, dass die Beteiligung mehr als doppelt so zahlreich war als im Vorjahr. Es wurden an der Hand von Katechismus und Bibel wichtige Zeitfragen behandelt. die teilweise reges Interesse hervorriefen. Die große Zahl von auswärtigen Festen mancherlei Art hat den Besuch dieser Gottesdienste zeitweise stark beeinträchtigt. Es wurde daher versucht, sie vor dem Hauptgottesdienst abzuhalten, was auch die Beteiligung hob, aber doch mitunter als störender Eingriff in die Hausordnung empfunden wurde.

Wenn man auch in anbetracht der Zeitverhältnisse nicht unzufrieden zu sein braucht, so muß doch anderseits gesagt werden, dass die Jugendfrage selbst für solche Gemeinden wie die unsrige immer schwerer wird, weil sie sich dem Zeitgeist auf die Dauer nicht entziehen können.

Am Hauptgottesdienst beteiligten sich im Wochendurchschnitt in Lardenbach 1928 49 Männer und 49 Frauen, 1929 55 Männer und 53 Frauen. Das Heilige Abendmahl begehrten 1928 öffentlich 273 Männer und 264 Frauen, privatim 4 Männer und 10 Frauen. 1929 waren es öffentlich 287 Männer und 301 Frauen, privatim 5 Männer und 10 Frauen. Mit anderen Worten: Es gingen in beiden Jahren einige je einmal, andere je zweimal zum Tisch des Herren.

Die Liebesgaben stiegen von 642 auf 781 RM, betragen also auf den Kopf der Bevölkerung rund 1,70 RM.

Am 14. Februar sahen wir den Film "Glaube und Heimat", am 3. Dezember in der elektrisch geheizten Kirche einen Film aus der Heidenmission in Indien. Am 19. Februar besuchte Herr Dekan Widmann aus Gedern den Religionsunterricht und war mit dem Ergebnis zufrieden.

(Grünberger Anzeiger/GA)

 

 

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