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1919 |
Im Jahre 1919
Es herrschte Frieden, doch es war längst nicht überall friedlich. Die Siegermächte hatten sich in Paris zu Friedenskonferenzen zusammengefunden, um die Ordnung in Europa neu festzulegen.
Der Weltkrieg war gerade am 11. November 1918 mit Inkrafttreten des Waffenstillstandsabkommens von Compiègne zwischen Deutschland und Frankreich zu Ende gegangen. Er hat ca. 9 Millionen Tote gefordert.
Im Grünberger Anzeiger bedankte sich am 4. Januar das Fussartillerie-Regiment 27 bei den Gemeinden Lardenbach und Klein-Eichen für die erwiesene Gastfreundschaft während ihres dreiwöchigen Aufenthaltes in den beiden Dörfern. Über Weihnachten und Neujahr hatten sich die Mannschaften einquartiert. Auf dem Rückzug von der Westfront wollten die Meisten nach Westpreußen und Posen.
An die Landbevölkerung waren Aufrufe ergangen den unzähligen zurückkehrenden Kriegern Arbeit, Nahrung und Wohnung zu geben. "Über allem muß jetzt die Forderung der Erhaltung unserer landwirtschaftlichen Kraft und der inneren Ruhe und Sicherheit stehen."
Die Zahlen der Gemeindeumlagen werden für das Jahr 1918 veröffentlicht. An Gemeindesteuern werden demnach für das Rechnungsjahr 1918 in Klein-Eichen 1800 Mark erhoben. In Lardenbach sind dies z. B. 5500 Mark. Und in Groß-Eichen 10500 Mark.
83 Prozent der Wahlberechtigten beteiligen sich an der Wahl zur Verfassunggebenden Nationalversammlung. Die KPD hat sich der Wahl nicht gestellt, die USPD erreicht lediglich 22 Mandate. Sieger der Wahl sind die Sozialdemokraten mit 165 Mandaten. Frauen sind in Deutschland erstmals wahlberechtigt.
In Klein-Eichen bekommt die Deutsch Nationale Volkspartei mit 50 Stimmen den größten Zuspruch. Es folgt die Deutsche Demokratische Partei mit 23 Stimmen. Gefolgt von der Sozialdemokratischen Mehrheitspartei mit 17 Wähler. In Lardenbach zeigt sich die gleiche Rangfolge.
Der Grünberger Anzeiger kommentiert die Wahl folgendermaßen: "Wenn man jetzt die Listen der Wahlberechtigten mit der Zahl der Nichtstimmenden vergleicht, so muß einen eigentlich die starke Zahl der letzteren verblüffen. Sicher sind es auf dem Lande die bejahrten Frauen, denen es gar nicht in den Sinn will, wozu sie den Stimmzettel abgeben sollen, und die von der Bedeutung der Wahl nichts verstehen. Es gibt aber auch eine Anzahl männlicher Personen, die sich in die neue Zeit nicht finden wollen und so ihren Mißmut durch Fernbleiben von der Wahlurne bekunden."
Der Staatenausschuss beschließt in Weimar die Einführung von Schwarz-Rot-Gold als Nationalfarben.
Nach einer Bekanntmachung des Staatssekretärs des Reichspostamtes treten infolge der Demobilmachung die den Heeres- und Marineangehörigen gewährten Portovergünstigungen für Feldpostsendungen außer Kraft - das Ende der Feldpostbriefe.
"Nach Berliner Meldungen soll auch im laufenden Jahre die Sommerzeit wieder eingeführt werden. Ihr Beginn ist für Montag, den 14. April vormittags 2 Uhr, ihr Ende für Montag, 15. September, vormittags 3 Uhr, in Aussicht genommen. Da sich die Einrichtung im Kriege allgemein bewährt hat, wird man den neuen Entschluß nur begrüßen dürfen."
"Das Ministerium des Inneren hat verfügt, dass die Abhaltung öffentlicher Maskenbälle in diesem Jahre mit Rücksicht auf den Ernst der Zeit von den Polizeibehörden durchweg nicht zu genehmigen ist. Da auch im Hinblick auf die Kohlennot und die Einschränkung des Lichtverbrauchs eine Beschränkung der Dauer der öffentlichen Tänze überhaupt erforderlich ist, so können Tanzerlaubnisscheine für die Folge nicht länger, als die Feierabendstunde dauert, erteilt werden. Auch Privatvergnügungen haben sich hiernach zu richten, andernfalls kann entsprechende Entziehung des Lichtverbrauchs eintreten." In diesem Jahr gab es im Dorf noch keine elektrische "Lichtverbraucher".
"Als vor einiger Zeit die Soldaten auf ihrem Rückmarsche für ihre Pferde in den Ortschaften Heu aufkauften, wurde ihnen solches für 12 Mark für den Zentner abgelassen. Damals glaubte man, dieser Preis werde nicht mehr übertroffen. Jetzt werden sogar für den Zentner 36 Mark und darüber bezahlt. Eine ähnliche Preissteigerung hat nun auch für die Pferde stattgefunden. Von den Soldaten konnte man ein Paar Pferde für 170 Mark erstehen, jetzt kosten diese bei einer Versteigerung zu Laubach 800 bis 1500 Mark."
"Amtlichen Mitteilungen zufolge nehmen die Geheimschlachtungen derart überhand, dass der Bestand an Schlachtvieh in Kürze aufgebraucht ist. Zur Sicherstellung des Fleischbedarfs für die nicht auf Schleichhandelswegen zu versorgende Bevölkerung sind demzufolge überaus scharfe Einfriffe in die Zucht- und Nutzviehbestände der Provinz Oberhessen unausweichlich."
Im Kreis Schotten wurden für die Zeit vom 1. April 1919 bis 1. April 1922 die Kommandanten der Pflichtfeuerwehr ernannt. In Klein-Eichen ist dies Eduard Zimmer. Zu dessen Stellvertreter ernannt wurde Ludwig Ernst Zimmer (?). In Lardenbach ist Heinrich Schneider Kommandant und Stellvertreter Wilhelm Keller.
Der 1. Mai ist zum ersten mal in Deutschland Feiertag. Aber nur in diesem Jahr, da er an den Abstimmungen scheiterte.
Das hessische Landesernährungsamt bestimmt, dass jegliche Ausfuhr von Pferden aus dem hessischen Staatsgebiet verboten ist. Der Versuch der Ausfuhr ist strafbar. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen werden mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft.
Zu der Gemeindewahl gibt es in Klein-Eichen einen gemeinsamen Wahlvorschlag: Wilhelm Felsing, Wilhelm Zimmer 2r, Karl Mölcher, Heinrich Eckhardt, August Zimmer, Ernst Faust, Ernst Zimmer, Eduard Zimmer, Otto Volp, Heinrich Müller, Karl Dörr und Ludwig Krieger.
Die deutsche Delegation unterschreibt am 28. Juni unter Protest den ihr vorgelegten Friedensvertrag von Versailles, welcher formell den Ersten Weltkrieg abschließt. Zugleich wird im Vertragswerk die Satzung des entstehenden Völkerbundes akzeptiert. "Unmittelbar nach Friedensschluss beginnen die Heimbeförderungen der deutschen Kriegsgefangenen. Zur Durchführung dieser gewaltigen Aufgabe wurde das Deutsche Reich in sieben Gruppen aufgeteilt. Der Gruppe Rhein in Bad Homburg fällt der bedeutensde Anteil zu, da die Stadt infolge ihrer zentralen Lage die Heimführung aller auf französischem, belgischem Boden in französischer, belgischer, englischer und amerikanischer Hand befindlichen Gefangenen regeln soll.
"In den letzten Tagen (Juli 1919) konnte man im Seenbachtal Leute aus Frankfurt oder der Umgegend von Frankfurt beobachten, die Seife, Schokolade, Reis und andere schöne Sachen zum Verkauf anboten. Bemerkenswert dabei war, dass sie keine Lebensmittel, sondern nur Geld in Zahlung haben wollten. Direkt auffallend war, dass sie die Waren zum Teil ganz dringend anboten, und wenn die Leute nicht kaufen wollten, sogar unverschämt wurden. Scheinbar haben diese Herren Schleichhändler noch größere Posten und Bestände und befürchten jetzt, wegen der Aufhebung der Sperre ein rasches Sinken der Preise. Die Hamsterpreise für Eier und Butter sind ja schon seit 14 Tagen gefallen, zum größten Verdruß so manches Wucherers."
"Heute (22. Juli) ereigneten sich auf dem Eisensteinbergwerk "Luse" in unserer Nachbarschaft zwei ernste Unfälle. Im Stollen wurde ein Bursche von herunterstürzenden Erdmassen verschüttet. Es gelang, ihn zu befreien; er war anfänglich bewußtlos, erholte sich aber bald. Der andere Unfall traf eienen Bergmann aus Sellnrod an der Kreissäge. Von dieser löste sich ein Stück Holz und flog dem Manne mit solcher Wucht an den Kopf, daß er verletzt in die Klinik nach Gießen verbracht werden mußte."
Mit 262 Ja- zu 75 Nein-Stimmen wird die "Weimarer Verfassung" von der Nationalversammlung verabschiedet. Es ist die erste parlamentarisch-demokratische Verfassung Deutschlands.
Die Hauptkörung (Auswahl der Tiere für die Zucht) der Gemeindebullen, Eber und Ziegenböcke für 1919 soll im Kreis Schotten vorgenommen werden. Am 1. August nachmittags wird dies um 3 Uhr in Klein-Eichen sein und um 3.30 Uhr in Lardenbach.
Erst seit Oktober diesen Jahres fanden in der Klein-Eichener Kirche regelmäßig alle 2 Wochen Predigtgottesdienste mit dem Pfarrer statt. Robert Staubach war der Pfarrer für Groß- und Klein-Eichen.
"Die Zahl der Kriegsopfer unserer Kirchengemeinde (Lardenbach mit Stockhäuser Hof und Solms-Ilsdorf) beträgt einschließlich eines seit September 1914 Vermißten 22. In Gefangenschaft gerieten 7 Gemeindemitglieder. Aus russischer, englischer und französischer Gefangenschaft ist je ein Gefangener zurückgekehrt, vier warten noch in Frankreich auf ihre Heimkehr."
Ein weiters Mal wurde Christian Hoffmann zum Bürgermeister Klein-Eichens gewählt.
(Grünberger Anzeiger) |
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1918-1919 |
Kriegsende 1918-1919
Vor 100 Jahren, am 11. November 1918 findet die Unterzeichnung des Waffenstillstands statt. Noch am selben Tag schweigen die Waffen. Der blutige (Erster Welt-) Krieg hat über zehn Millionen Menschenleben gekostet, davon zwei Millionen auf deutscher Seite, und unendliches Leid erzeugt. Die militärische Niederlage besiegelt das Ende des Kaiserreiches.
Durch Aufzeichnungen in den Kirchenchroniken von Groß-Eichen und Lardenbach sind einige Momente dieser Zeit aus unseren Dörfern festgehalten worden. Pfarrer Robert Staubach betreute von 1906 bis 1924 das Kirchspiel Groß- und Klein-Eichen. In Lardenbach war August Weinberger von 1888 bis 1926 Pfarrer. Beide haben Ereignisse aus ihrer Pfarrei aufgeschrieben.
So berichtete Pfarrer Staubach vom "Abbruch" des Krieges und dem Rückzug der Truppen. Diese berittenen Truppen zogen öfters durch die Dörfer. Die 80. Division nahm in Groß-Eichen ihr Standquartier. Am 1. Weihnachtstag sorgte die Kapelle des 264. Infanterie-Regiments während des Hauptgottesdienstes für ein schönes Platzkonzert. Am 27. Dezember zogen sie dann weiter.
Der Lardenbacher Pfarrer Weinberger schreibt dagegen von einem "Unglücklichen Kriegsausgang". "Der Krieg nahm für uns , nachdem wir so lange einer Welt von Feinden Trotz geboten, schließlich doch einen unglücklichen Ausgang. Was hauptsächlich begründet ist in dem Eingreifen der Amerikaner, der Uneinigkeit, dem Sittenverfall, Wucher und Mammonsdienst, die in unserem Volk mehr und mehr überhandnehmen."
Weiter zeigt sich Weinberger sehr politisch: "Am 9. November brach dann, was das Schlimmste war, die Revolution aus. Der Kaiser und die anderen deutschen Fürsten entsagten dem Thron. Die Sozialdemokraten, die alles schon lange im Stillen vorbereitet hatten, rissen die Gewalt an sich und richteten Republiken ein." Diese Revoluzer seien von den Bolschewisten aus Russland unterstützt worden "zur Entfachung der Weltrevolution".
Über den Rückmarsch der Truppen schrieb Weinberger: "Der Rückzug des Heeres vollzog sich von November (1918) an im allgemeinen in Ordnung. Wir hatten zur Bewillkommnung Ehrenpforten am Dorfeingang (von Lardenbach) errichtet und hie und da noch Girlanden angebracht. Es zogen gewaltige Truppenmassen mit Geschützen, Wagen und Kolonien durch, was oft stundenlang dauerte. Den Ersten wurde Obst, Kuchen und Brot reichlich dargeboten. Sie (die Truppen) zogen meist über Ulrichstein Richtung Fulda. Mitunter auch von Musik begleitet. Die Pferde sahen oft gar mager und elend aus."
"Anfang Dezember (1918) bekamen wir, wie alle Dörfer der gegend, starke Einquartierungen. Zuerst wechselte die rasch. Das letzte, dass 3. Batallion , behielten wir drei Wochen lang über Weihnachten und Neujahr. Die Mannschaften waren meist aus Westpreußen und Posen. Unsere Leute bemühten sich wohl alle, soweit es ihnen möglich war."
"Die Soldaten hätten nur dem Ernst der Zeit mehr Rechnung tragen müssen. Sie nahmen auf die um Gefallene Trauernden kaum Rücksicht. Sie tanzten mit den Mädchen öfters im Wirtshaus und kamen spät in ihr Quartier. Die Disziplin hatte sich schon sehr gelockert, so dass die Vorgesetzten keinen leichten Stand hatten."
"Weihnachten feierten die Soldaten mit uns. Am Abend des ersten Festtages begrüßte der Pfarrer die heimgekehrten Krieger unseres Kirchspiels zusammen mit hier einquartierten im Gottesdienst, wo der Lichterglanz des Christbaumes und unsere alten schönen Lieder das trübste Christfest, das wir gefeiert, verschönte und erhellte. Am zweiten Feiertag Abend versammelte sich nochmal die Gemeinde sehr zahlreich in der Kirche.
Der eigentliche Friedensvertrag wurde in Versailles am 28. Juni 1919 unterzeichnet. Das Oberkonsitorium der Evangelischen Kirche ordnete einen Gottesdienst am 6. Juli an, in dem diesem Frieden gedacht werden sollte. Am Schluß dieses Gottesdienstes erklang ein viertel Stündiges Trauer- und Bußgeläut. So Pfarrer Staubach.
Im Laufe des Novembers 1919 kehrten unsere in englischer Kriegsgefangenschaft befindlichen Kameraden nach Groß-Eichen zurück, schreibt Pfarrer Staubach. Zu der Zeit wartete man noch auf die sich in französischer Gefangenschaft befindlichen Soldaten. So auch auf Wilhelm Dörr aus Klein-Eichen. Dessen Bruder mußte noch im April 1918 in Frankreich sein Leben lassen.
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11. November 1918 |
Ende des 1. Weltkrieges
Der Erste Weltkrieg wurde von 1914 bis 1918 in Europa, im Nahen Osten, in Afrika, Ostasien und auf den Ozeanen geführt. Etwa 17 Millionen Menschen verloren durch ihn ihr Leben. Er begann am 28. Juli 1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, der das Attentat von Sarajevo vom 28. Juni 1914 und die dadurch ausgelöste Julikrise vorausgegangen waren. Er endete am 11. November 1918 mit dem Sieg der Kriegskoalition. Wichtige Kriegsbeteiligte waren Deutschland, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich und Bulgarien einerseits sowie Frankreich, Großbritannien und das Britische Weltreich, Russland, Serbien, Belgien, Italien, Rumänien, Japan und die USA andererseits. 40 Staaten beteiligten sich am bis dahin umfassendsten Krieg der Geschichte, insgesamt standen annähernd 70 Millionen Menschen unter Waffen.
Mit großem Nationalstolz zogen die Soldaten in den Krieg. Die Bildtafeln der Kriegsteilnehmer waren weit verbreitet. Durch das gemeinsame Kirchspiel von Groß- und Klein-Eichen waren hier Soldaten beider Dörfer abgebildet. Opfer forderte dieser "Große Krieg", wie ihn die Franzosen nennen, in allen Städten und Dörfern. Auf dem Klein-Eichener Friedhof, auf dem Denkmal, stehen die Namen der vier Soldaten, die ihr Leben in diesem ersten Weltkrieg lassen mussten.
Karl Schütz (+1916) wohnte zuletzt im Hinterdorf im "Horste-Haus" (später Träger und Kraft). Er ist nicht auf der Bildtafel der Kriegsteilnehmer vertrten.
Karl Dörr (+1918) stammte aus "Schmitz-Haus"(Dittrich). Er war der Bruder von Wilhelm Dörr, dem Großvater von Norbert Dittrich. Ebenfalls nicht auf der Bildtafel.
Hermann Zimmer (+1918) stammte aus "Zimmers-Haus" (Purr). Seine Schwester Anna ist die Mutter von Heinrich Frank.
Heinrich Felsing (verm. 1916) lebte im Hinterdorf im "Woarsch-Haus" (Becker/Langstroff). Er war der Großonkel von Inge Lein.
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02. Mai 1916 |
Gewitter
Am 2. Mai 1916 hat ein schweres Gewitter in Lardenbach, Klein-Eichen, Seenbrücke und Stockhäuser Hof vier Blitzeinschläge verursacht ohne jedoch besonderen Schaden anzurichten. So berichtete der Grünberger Anzeiger in seiner Ausgabe vom 5. Mai. In Lardenbach schlug der Blitz in die Scheune des Landwirts Knöß und zündete. Da sofort Hilfe zur Stelle war, gelang es, dank der Wasserleitung, die sich hier zur Verhütung eines großen Schadenfeuers wieder einmal sehr nützlich erwies, den Brand im Keime zu ersticken. Glücklicherweise fanden sich an der Stelle, wo der Blitzstrahl niederging, nicht viel brennbare Gegenstände, sodaß das Feuer keine Nahrung fand.
In Klein-Eichen schlug der Blitz in einen Apfelbaum. Auf dem Stockhäuser Hof ging ein Blitzstrahl auf einem Acker in der Nähe eines dastehenden Wagens zur Erde und riß eine lange Furche in den Erdboden. Auf der Seenbrücke ging der Blitzstrahl in eine junge Eiche. Die vier Blitzschläge gingen in einem Umkreise von kaum einer halben Stunde nieder. |
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07. März 1916 |
Jahresbeginn 1916
Im dritten Jahr des 1. Weltkriegs offenbarte sich die Kriegsmüdigkeit der Armeen. Die Knochenmühle von Verdun forderte Menschenopfer ohne Ende, auf beiden Seiten. Jede Angriffsoperation war mit großen Verlusten verbunden. Auch die Zivilbevölkerung wurde immer mehr in Mitleidenschaft gezogen. Die männlichen Arbeitskräfte wurden an der Front als Kanonenfutter eingesetzt. So nahmen Frauen die Arbeitsplätze der Männer ein. Durch den Ausfall von Einfuhren hungerten die Menschen in Deutschland.
Für die Landbevölkerung im Vogelsberg endete jedoch die Petroleumnot. Zum erstenmal seit einem Jahr sind in den Häusern die Petroleumlampen wieder gefüllt. Die Qualität des jetzt im Handel zu bekommenden Steinöls ist besser als das vorherige aus Rumänien. Aber es riecht stärker als das amerikanische Petroleum. Das Karbidlicht ist im Moment nicht mehr gefragt.
Die Großherzogliche Regierung hat die Erweiterung des Schlachtverbotes angeordnet und verfügt, dass um die Versorgung der hessischen Städte mit Fleisch-, Milch- und Vieherzeugnissen zu schützen, der Verkauf und das Schlachten von Milchkühen und jungen Rindern bis zu einem Alter von zwei Jahren verboten ist. Der Ankauf von Jungvieh und Milchkühen zur Schlachtung in Hessen und das außer Landes bringen ist ebenfalls verboten. Das Schlachten von eingeführten Tieren ist erlaubt.
Der Bundesrat hat im März eine Verordnung erlassen, dass bei der Enteignung von Kartoffeln der Höchstpreis für die Tonne um 30 Mark zu kürzen ist. Der Höchstpreis für Kartoffeln beim Verkauf durch den Erzeuger im Großhandel in Hessen hat 96 Mark für die Tonne zu betragen. Der Preis für den Doppelzentner inländischer Frühkartoffeln darf beim Verkauf durch den Erzeuger 20 Mark nicht überschreiten. Als Frühkartoffeln gilt die Ernte, die vor dem 15. August 1916 geliefert wird.
Klein-Eichen hat sein erstes Opfer zu beklagen. Am 24. Februar 1916 kommt Karl Schütz (Hinterdorf) ums Leben. Die weiteren Umstände sind nicht bekannt. Einige Tage vorher erhielt der Musketier Otto Keller aus Lardenbach das Eiserne Kreuz zweiter Klasse für tapferes Verhalten vor dem Feinde in Galizien von Seiner Majestät dem Kaiser persönlich überreicht. Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse hatte auch schon sein Bruder Wilhelm erhalten.
(GA) |
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18. November 1915 |
Die Verbreitung der Karbidlampe im Weltkrieg
Der Grünberger Anzeiger berichtete im Herbst 1915: "In unseren Ortschaften hat jetzt die Karbidlampe eine ungeahnte Verbreitung gefunden. Sie tritt an Stelle der altgewohnten Petroleumlampe. Da das Petroleum nicht in dem Maße geliefert werden kann, wie es das Bedürfnis erheischt, so brennt man Karbid.
Die anfänglichen Karbidlampen waren aus Messing, Nickel und anderem Metall. Da diese Metalle beschlagnahmt worden sind, so werden sie jetzt aus anderen, billigeren Metallen hergestellt. Die Lampen sind aber nicht billiger, sondern teurer geworden. Das macht die Nachfrage. Es hat auch das Karbid eine Teuerung erfahren, die in dieser ernsten Zeit der Verteuerung der Lebensmittel auffällt.
Im vorigen Jahre kostete die Tonne Karbid 25 Mark, jetzt kostet sie über 40 Mark. also eine Verteuerung um fast das Doppelte. Hier ist die Frage wohl nicht unbegründet, ob denn gleich ein Brennstoff, der doch aus der Steinkohle hergestellt wird, eine solche Teuerung erfahren muß. Die starke Nachfrage kann allein eine solche Verteuerung nicht erklären."
Das zweite Kriegsjahr, 1915, verdeutlichte dass der Krieg noch länger andauern würde. Im Prinzip konnte keine Seite in diesem Jahr wesentliche Erfolge erzielen. Die Fronten waren verhärtet. Der Stahlhelm löste im deutschen Heer die Pickelhaube nach und nach ab. Der erste Gasangriff erfolgt bei Ypern durch Abblasen von Chlorgas aus Druckgasflaschen.
Im November schreibt der Grünberger Anzeiger: "Die Karbidlampe, die jetzt fast allgemein an Stelle der Petroleumlampe auf dem Land getreten ist, vermag diese nicht völlig zu ersetzen. Wohl brennt das Karbidlicht heller, blendender als das Petroleumlicht, aber ihm fehlt die Gleichmäßigkeit und die Beständigkeit des letzteren.
Wenn die Karbidlampe angezündet ist, dann leuchtet sie am hellsten. Der Karbidbehälter wird naturgemäß mit der Brenndauer wärmer, ja heiß. Diese Hitze beeinträchtigt aber die Leuchtkraft der Flamme, sie wird röter und matter. Eine Erschütterung der Lampe durch einen Stoß bringt dann ein vorübergehendes Anwachsen der Flamme.
Oft übersieht man die Pflege des Brenners bei der Karbidlampe. Die Flamme darf nie von selbst erlöschen, sondern muß ausgeblasen werden. Andernfalls verrußt der Brenner, und die Lampe leuchtet nicht. Zählt man noch die Behandlung der Karbidlampe hinzu, die tägliche Reinigung erheischt, so versteht man das Urteil, das da leutet: Die Karbidlampe ist ein Notbehelf."
Eine Karbidlampe ist eine Gaslampe, in welcher der Brennstoff in chemisch gebundener Form transportiert und erst kurz vor der Verbrennung in Gas umgewandelt wird. Der Körper der Lampe besteht aus zwei übereinander angeordneten Behältern. Im unteren Behälter der Lampe befindet sich Calciumcarbid, auf das aus dem oberen Behälter Wasser tropft. Das entstehende Ethin-Gas verlässt den unteren Behälter durch eine kurze Rohrleitung, die in einem Brenner endet, der vor einem Hohlspiegel aus Metall fixiert ist. Das entweichende Gas wird am Brenner entzündet. Die grelle Flamme wird vom Spiegel fokussiert und zur Beleuchtung genutzt.
(GA/wiki) |
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13. Oktober 1915 |
Erster Weltkrieg im Herbst 1915
Das zweite Kriegsjahr zeigte, daß es sich nicht um einen Krieg von wenigen Wochen handeln würde. Keine Seite konnte in diesem Jahr wesentliche Erfolge erringen. Alle waren damit beschäftigt, ihre Infrastruktur auf eine Kriegsproduktion umzustellen. Noch zu Kriegsbeginn war das Haupttransportmittel für Mensch und Material das Pferd. Im Sommer begann der deutsche Angriff auf Rußland, der bis zum Herbst zur Besetzung Russisch-Polens führte. Und im Oktober erfolgte der deutsch-österreichische Angriff auf Serbien. Bis November war das Land besetzt und besiegt.
Nachdem sich schon bald nach Kriegsbeginn herauskristallisierte, dass es mit einem schnellen Sieg nichts werden würde, musste man sich in Deutschland Gedanken machen, wie die Rüstungsindustrie am Laufen gehalten werden konnte. Gerade die sich abzeichnenden Materialschlachten an Ost- und Westfront und die englische Seeblockade offenbarten die Notwendigkeit für das deutsche Militär, neue Rohstoffquellen für sich zu erschließen.
Das stellvertretende Generalkommando des 18. Armeekorps hatte daher zwei Verordnungen erlassen, die am Rathaus in Grünberg ausgehängt und im Grünberger Anzeiger abgedruckt wurde. Dabei ging es um die Beschlagnahme, Meldepflicht und Ablieferung von Gegenständen aus Kupfer, Messing und Reinnickel. Dies betraf Geschirr und Wirtschaftsgeräte jeder Art für Küchen und Backstuben, Waschkessel, Türen und Kachelöfen und Kochmaschinen bzw. Herde. Auch Badewannen und Warmwasserbehälter mussten gemeldet werden.
Ebenso meldete der Grünberger Anzeiger am 13. Oktober 1915, dass aus der Gemeinde Klein-Eichen 17 Mann unter den Fahnen stehen. Und das bis zu diesem Zeitpunkt noch alle gesund seien. Nur einer hatte eine Verwundung erlitten. |
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27. Juli 1915 |
Landwirtschaft und Kohlweißling
Vor 100 Jahren, im Sommer 1915, hat die Landwirtschaftskammer für das Großherzogtum Hessen an die hiesigen Landwirte appelliert, für den langen Winter zu sorgen und Vorräte einzusammeln für die Erhaltung und Vermehrung des Viehstandes. Dies habe gerade im gegenwärtigen Kriegsjahr eine besondere Bedeutung wegen der Fleischversorgung der Bevölkerung. Ein vorsichtiger Landwirt mache bei Beginn der neuen Ernte seine Scheunen nicht leer. Er behalte vielmehr einen Vorrat für die spätere Zeit, da er nicht wisse, was die Witterungverhältnisse bringen. Deshalb sollten die Landwirte ihre alten Heu- und Strohvorräte sorgsam hüten und nicht abstoßen. Das Heu sei eines der wichtigsten Futtermittel im landwirtschaftlichen Betrieb in der Zukunft.
Unterdessen entwickelten die Schüler Lardenbachs und Klein-Eichens auf Anregung ihres Lehrers in der Vertilgung des massenhaft auftretenden Kohlweißlings lobenswerten Eifer. Sie hätten bis jetzt über 15000 Stück gefangen. Als Lohn erhielten sie Hefte mit schönen Erzählungen.
Auf den Feldern oder in den Gärten war der Kohlweißling nicht gerne gesehen. Die Raupen dieses Schmetterlings fressen Kohl u. a. bis auf den Strunk kahl. Daher gab es solche Aktionen bei denen die Schulkinder gegen solche Plagen eingesetzt wurden.
(Grünberger Anzeiger) |
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08. März 1915 |
Januar, Februar und März 1915
Seit mehr als einem halben Jahr tobte der Erste Weltkrieg. Krieg ist im Osten und Westen. An Land, in der Luft und auf dem Wasser. Während aus Klein-Eichen bis dahin noch kein Soldat ums Leben kam, sind schon zwei Lardenbacher in diesen ersten Monaten umgekommen.
Im Januar findet die Reichswollwoche statt. Warme Unterwäsche für die deutschen Truppen werden gesammelt. Der deutsche Bundesrat rät zu einem sparsamen Umgang mit Nahrungsmitteln. Im Februar wird vom Bundesrat beschlossen, dass alle deutschen
Hafervorräte beschlagnahmt werden sollen.
Zu Beginn des Jahres wird in Grünberg in der Turnhalle ein Lazarett eingerichtet. Die Ausstattung dazu, wie Betten und Wäsche wird gesammelt. Ebenfalls an die "Opferwilligkeit" aller Grünberger Bewohner und der umliegenden Orte wird vom Roten Kreuz appeliert Kartoffeln, Gemüse, Eier, Butter, Milch, Honig, Gelee und Kolonialwaren jeder Art zur Verfügung zu stellen.
Nachdem in Bobenhausen II, Groß-Eichen, Laubach, Sellnrod und Schmitten die Maul- und Klauenseuche erloschen und die vorschriftsmäßig ausgeführte Desinfektion abgenommen worden ist, sind die angeordneten Maßnahmen über Sperrbezirke wieder aufgehoben worden. Der Kreis Schotten gilt damit als frei von Maul- und Klauenseuche. Allerdings bilden die Gemarkungen Groß-Eichen, Klein-Eichen, Höckersdorf, Lardenbach, Solms-Ilsdorf, Sellnrod, Schmitten und Freienseen wegen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Weickartshain ein gefährdetes Gebiet.
Anfang Februar wird im Grünberger Anzeiger gemeldet: " Die Bewohner der Dörfer, die noch nicht mit einer elektrischen Lichtzentrale vebunden sind und auch nach Lage der Zeit eine solche in absehbarer Zeit nicht erhalten, sahen sich gezwungen, nach einem Ersatz des mangelnden Petroleums sich umzusehen. Der wird jetzt voll geboten in den "Karbid-Lampen". Diese Acetylen-Tischlampen, wie man sie jetzt überall bekommen kann, ersetzen nicht nur die alt gewordenen Petroleumlampen, sondern übertreffen sie an Leuchtkraft und stellen sich im Gebrauch nicht teurer wie Petroleum."
"Für den Kreis Schotten sind Höchstpreise für Roggenbrot, Schweinefleischware und Kartoffeln festgesetzt worden. Hiernach darf der Preis für den vierpfündigen Laib Brot 70 Pfg. nicht übersteigen. Die Höchstpreise für Schweinefleischware sind: Bauchfleisch 90 Pfg., Bratfleisch 95 Pfg., Kotelettfleisch 1 Mark, Speck 1,20 Mark, Blutwurst 80 Pfg. und geräucherte Leberwurst 1 Mark. Für Speisekartoffeln verschiedenster Sorten darf der Preis für den Doppelzentner bester ausgelesener Kartoffeln bei freier Lieferung 7 Mark nicht übersteigen. Diese Festsetzungen gelten auch für Verkäufe nach Orten außerhalb des Kreises Schotten, ohne Rücksicht darauf, ob diese dem Großherzogtum Hessen angehören oder nicht."
"Die Musterung und Aushebung sämtlicher in den Jahren 1875 bis 1884 geborenen Pflichtigen, welche von einer Ober-Ersatzkommission die entgültige Entscheidung "Landsturm mit Waffe" oder "Landsturm ohne Waffe" erhalten haben und die früheren ungedienten Ersatz-Reservisten, die infolge ihres Alters inzwischen zum Landsturm übergetreten sind, findet im Kreis Schotten am Mittwoch den 17. Februar 1915 vormittags 8 1/2 Uhr im Rathaussaale zu Schotten statt. Das gilt für die Gemeinden Freienseen, Gonterskirchen, Groß-Eichen, Höckersdorf, Solms-Ilsdorf, Klein-Eichen, Lardenbach und Laubach."
"Landwirtschaftliche Versammlung in Groß-Eichen: Am Montag den 8. März findet in Groß-Eichen eine Versammlung statt, in welcher Ökonomierat Spieß aus Friedberg einen Vortrag über das Thema "Der deutsche Bauersmann und der Weltkrieg" mit anschließender Besprechung halten wird. Zu der Versammlung, die um 8 Uhr abends im Saale des Gastwirtes Ed. Rahn beginnt, sind alle Freunde der Landwirtschaft eingeladen. Die Versammlung wird in erster Linie für die Gemeinden Groß-Eichen, Höckersdorf, Lardenbach und Klein-Eichen veranstaltet."
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17. Oktober 1914 |
Maul- und Klauenseuche
Vor 110 Jahren, im Oktober 1914 ist in Klein-Eichen und Lardenbach die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Die beiden Dörfer bildeten einen Sperrbezirk. Einige Tage später in diesem Monat, am 17. Oktober, kamen die Dörfer Merlau und Sellnrod hinzu. Diese Viruserkrankung war lange, gerade bei Landwirten gefürchtete, immer wiederkehrende Seuche beim Vieh. Selbst der Viehmarkt des Grünberger Gallusmarktes fand in dieser Zeit des 1. Weltkrieges wegen der Maul- und Klauenseuche nicht statt.
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung bei Rindern und Schweinen und ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Auch andere Paarhufer wie Rhe, Ziegen und Schafe, aber auch Elefanten, Ratten und Igel können sich infizieren. Pferde sind nicht für MKS anfällig. Eine Infektion des Menschen tritt gelegentlich auf.
Die durch eine Infektion mit dem Virus ausgelöste Maul- und Klauenseuche tritt in der Regel lokal auf und das Virus wird in erster Linie durch Kontakt- wie durch Schmierinfektion bei direktem Kontakt mit infizierten Tieren, mit kontaminierten Pferchen oder Viehtransportfahrzeugen übertragen. Allerdings kann das Virus auch durch die Luft verbreitet werden.
Da Menschen nur sehr selten infiziert werden, die Seuche sich aber unter Tieren äußerst schnell ausbreitet, ist MKS vornehmlich eine gravierende Bedrohung für die Landwirtschaft. Wie diese Erkrankung damals ausging ist leider nicht überliefert.
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15. Oktober 1914 |
Gallusmarkt
Prächtiges Wetter, so schön, wie seit langen Jahren nicht, war den beiden Tagen (14. u. 15. Oktober 1914) beschieden, für die der diesjährige Gallusmarkt festgesetzt war - der blaue Himmel aber wölbte sich heuer über einem leeren Anger, die heiteren Sonnenstrahlen konnten nicht das frohe Getümmel bescheinen, das sonst belebte. Hatte bereits der Ernst der Zeit, der keinen Raum läßt für lautes, festliches Treiben, für den Markt von vornherein ein anderes Gepräge vorgesehen, so wurde sein Verlauf noch besonders beeinträchtigt durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Nachbargemeinden, infolge dessen der Viehmarkt, der andernfalls zu den besten Erwartungen berechtigte, dem Verbote verfiel.
Die geringen Ueberbleibsel, eine Anzahl Krämerstände, unter deren Inhabern der nie fehlende "Jacob" durch das verbotene laute Anpreisen seiner Waren auch heuer wieder auffiel, waren von der Turnhalle aus der Straße entlang nach der Stadt zu aufgestellt, und im übrigen merkte man an einer größeren Zahl Besucher aus der näheren Umgebung, daß der altberühmte und beliebte Gallusmarkt nicht ganz vergessen war und sich auf kommende bessere Zeiten vertrösten kann, ebenso wie unsere Geschäftswelt, deren klingender Erfolg für diesmal bescheidener wie sonst ausfiel.
Also den Kopf nicht hängen lassen - auch der alte Gallusmarkt, der so manche Jahrhunderte mit ihrem Friedensglück und ihrem Kriegselend überdauerte, wird sich "durchhauen" und neu verjüngt auf dem Plane erscheinen, wenn unser Kaiser und seine Kriegsheere die Saat gedroschen und eingeheimst haben, die der Auswurf der Menschheit ihnen gestreut.
(Grünberger Anzeiger)
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10. Oktober 1914 |
Viehmarkt
Infolge des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in Solms-Ilsdorf, Kreis Schotten, ist die Abhaltung des Viehmarktes zu Ruppertenrod am 29. d. Mts. nicht genehmigt worden.
(Grünberger Anzeiger) |
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08. Oktober 1914 |
Meldungen
In Lardenbach ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Die Gemarkungen Lardenbach und Klein-Eichen bilden einen Sperrbezirk. [Die Maul- und Klauenseuche ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung bei Rindern und Schweinen und ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Auch andere Paarhufer wie Rehe, Ziegen und Schafe, aber auch Elefanten, Ratten und Igel können sich infizieren. Pferde sind nicht und Menschen nur selten für MKS anfällig.]
Unzuträglichkeiten, die sich bei Besuchen im Lazarett zu Laubach, namentlich an den Sonntagen, ergeben haben, veranlassen das Lazarettkomitee nochmals ausdrücklich bekanntzugeben, daß Besuche nur während der Besuchsstunden nachmittags zwischen 2 und 5 Uhr gestattet sind und daß alle Besucher sich durch Anschellen an der am Haupteingang befindlichen Glocke anzumelden haben. Zugleich ist um den übermäßigen Andrang an Sonntagnachmittagen etwas einzudämmen, bestimmt worden, daß an den Sonntagen ausschließlich nur Angehörige der Verwundeten als Besucher zugelassen werden.
Anschreiben Kriegsministerium an die Großherzogliche Bürgermeisterei Laubach (3. Oktober 1914): ... mit Bedauern muß mittgeteilt werden, daß Ihr Vorschlag nicht durchführbar ist. Die Truppen haben überhaupt keine Verpflichtung, den Angehörigen den Tod oder die Verwundung mitzuteilen. Es ist dies tatsächlich nicht möglich, denn die siegreich vorgehende Truppe überläßt die Audräumung des Gefechtsfeldes den nachfolgenden Truppen. Die Toten werden dann durch die Erkennungsmarken festgestellt. Dazu kommt, daß den Truppenteilen jede schriftliche Arbeit ferngehalten werden mu, die nicht dringend notwendig ist, und dazu gehören auch die Verlustlisten. Kompagnie-, Eskadron- und Batterieführer werden ja bei geringen Verlusten gern die Angehörigen benachrichtigen, bei großen ist dies jedoch nicht möglich.
Der stellvertretende Generalstab der Armee hat folgendes bestimmt: Das Photographieren auf dem Kriegsschauplatz und in den von den deutschen Truppen besetzten Gebieten ist nur mit Genehmigung des Chefs des Generalstabes des Feldheeres und auf Grund der besonderen von ihm erlassenen Bestimmungen gestattet.
Deutsche Hausfrau! Kauft von jetzt ab nur deutsches Gustin statt des bisher vielfach verwendeten englischen Fabrikates Mondamin. Dies ist die Antwort auf die treulose Kriegserklärung seitens Englands. Dr. Oetker's Gustin ist besser und obendrein billiger als das englische Mondamin.
Wascht Euch mit deutscher Seife! Die Enländer unterstützt, wer Sunlight-Seife und Tompsons Seifenpulver kauft, denn diese Erzeugnisse werden in Fabriken, die mit englischem Kapital arbeiten, hergestellt. Deutsche Hausfrauen, gebt Euer Geld nicht in Feindeshände!
Schwarzbrot ist nahrhafter und gesundheitsdienlicher als Weißbrot und sollte daher in dieser Kriegszeit umso mehr bevorzugt werden, als wir zwar Roggen aber nicht auch Weizen zur vollen Deckung unseres Bedarfs im eigenen Lande gewinnen. Das feine Mehl, dessen Erzeugung eine Lebensbedingung für die modernen großen Mühlen ist, gibt weniger nahhaftes Brot als das grobe, das jeder Dorfmüller herstellen kann.
(Grünberger Anzeiger)
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28. September 1914 |
Hilfe in der Not
Während Hundertausende dem Rufe des Kaisers folgend, zu den Waffen gegriffen haben, um des Reiches Dasein gegen Neider und Hasser zu verteidigen, hat sich zu Hause eine andere erhebende Bewegung machtvoll entfaltet. Jung und alt, arm und reich wetteifern in dem Bestreben, den durch den Krieg entstandenen Nöten zu steuern, die Wunden heilen oder lindern zu helfen.
Das Lazarett in Laubach wurde mit 50 Betten eingerichtet und wird auch durch Gaben weiter unterhalten. An den Naturalleistungen für das Lazarett beteiligten sich sämtliche Gemeinden des Laubacher Amtsgerichtsbezirks. Weitere Gaben werden im Amtsgericht immer dankend angenommen. Helfe ein Jedes an seinem Teile rüstig weiter, das entstandene und noch entstehende Kriegselend zu lindern.
(Grünberger Anzeiger) |
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23. September 1914 |
Dreschmaschinen brummen
In den Ortschaften brummen die Dreschmaschinen. Durch den Weggang der Wehrmannschaften fehlt es an Leuten zum Handdrusch mit den Flegeln. So greift auch der kleinste Landwirt zum Ausdrusch mit der Dampfdreschmaschine. Oft sind zwei derselben in einem Ort tätig. Da jedermann gerne aushilft, so fehlt es an Hilfskräften nicht trotz dem Auszug der Wehrmänner.
Der Ausdrusch ergibt gute Resultate. Weizen, Hafer und Gerste geben gut ins Maß bei vollentwickelten Körnern, Korn etwas weniger. Die Kartoffelernte hat begonnen. Ist auch der Ausfall kein überreicher, so ist er doch ein guter. Vortrefflich stehen die übrigen Hackgewächse. Nur am Kraut haben die Raupen Schaden angerichtet. Auf Aeckern und Kohlrüben in der Nähe von Waldungen sind alle Blätter kahl gefressen bis auf die Rippen.
(Grünberger Anzeiger) |
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17. September 1914 |
Meldungen
Wie in anderen Orten sollen auch in Grünberg für unsere Soldaten draußen im Felde Wäschestücke und Strickarbeiten angefertigt werden. Die Frauen und Jungfrauen werden hiermit gebeten, sich, soweit sie nicht durch Arbeiten im eigenen Haushalt in Anspruch genommen sind, an der Herstellung dieser Gegenstände zu beteiligen.
Die Wolle für Strümpfe, die 50 cm Beinlänge haben sollen, und Stauchen, die 15 cm lang und 40-50 Maschen weit sein sollen, kann, soweit sie nicht von den Betreffenden selbst angeschafft wird, von Dienstag an im 1. Pfarrhaus in Empfang genommen werden. Die fertigen Gegenstände bittet man im Pfarrhaus abzugeben, von wo sie zur Sammelstelle nach Gießen weiter befördert werden.
Unter den Schlachtviehpreisen sind am meisten die für die Kälber gesunken. Man bezahlt 38 Pfg. für das Pfund Lebendgewicht. Vor dem Kriege kostete das Pfund bis zu 52 Pfg. Obgleich auch die Preise für Rindvieh herabgegangen, merkt man im Ladenverkauf noch keinen Preisabschlag. Daselbe ist der Fall mit dem Preis für das Schweinefleisch (10. September 1914).
Die Zahl der den Heldentod für das Vaterland gestorbenen, aus der näheren Umgebung stammenden Krieger erhöht sich. In Weitershain fand am Mittwoch die Beerdigung des Vizifeldwebels im Füsilierregiment Nr. 80 statt, und auch dessen Bruder, Gefreiter im Infantrieregiment Nr. 168 fiel auf dem Felde der Ehre. Familien aus Ruppertenrod, Merlau und Nieder-Gemünden betrauern aus gleicher Ursache den Tod ihrer Männer und Söhne.
In manchen Gemeinden wetteifert man gegenwärtig mit dem Stricken von Strümpfen und Pulswärmern für die tapferen Kämpfer im Felde draußen. Das geschieht zum Teil in der Strickschule, zum Teil durch Frauen und Mädchen zu Hause. Das Garn wurde durch die Gemeinde angekauft und frei geliefert.
Auch in Grünberg hatten sich die Kriegsanleihen recht guten Erfolges zu erfreuen, indem von der hiesigen Bankfirma Philipp Jöckel 140 000 Mark eingelaufene Zeichnungen bei der Reichsbank eingereicht werden konnten.
In vielen Orten gehen in diesem Herbste meist eine Obsternte verlustig. Weder Aepfel noch Birnen noch Zwetschen hängen an den Bäumen. Die Blüten waren im Frühjahr erfroren. Im Seentale gibt es in einzelnen Gemeinden sehr viele Zwetschen, übehaupt läßt der Preis von 5 Pfg. für das Pfund auf bessere Erträge als in anderen Gegenden schließen.
(Grünberger Anzeiger)
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15. August 1914 |
Deutsche Sprache
Kurz nach Kriegsbeginn schreibt der Grünberger Anzeiger: Reinigt die deutsche Sprache von unnötigem fremdländischen Zeug! Es ist schon der Vorschlag gemacht woden, anstatt des faden "Adje" beim Abschiednehmen die urdeutsche Ausdrucksweise "Behüt Gott" zu gebrauchen, wozu man als Antwort verschiedene Redeweisen anwenden könnte, z. B. "Gott befohlen", "In Gottes Namen" oder durch "Gott mit uns".
Ein solcher Vorschlag ist jedem ehrlichen Deutschen aus dem Herzen gesprochen. Dabei ist es aber zu bedauern, daß man an einer anderen noch faderen Ausdrucksweise als "Adje" mit einer Zähigkeit festhält, die einer besseren Sache würdig wäre. Wir meinen das tatarische "Hurra" statt des urdeutschen "Hoch".
"Hurra" stammt von den Tataren und wurde dann von den Russen und Franzosen und zuletzt auch vom deutschen Michel bei seiner Sucht nach fremdländischem Aufputz übernommen. In Wirklichkeit bedeutet der Ausdruck: Schlagt zu! oder: Henkt ihn auf! Er erklärt sich im Munde eines Kosaken, wenn er einen Feind überwältigt hat; bei den Gelegenheiten, bei welchen er sich jetzt in Deutschland eingebürgert hat, wo man jemand "hochleben" lassen will, paßt er wie eine Faust auf das Auge. Also fort mit diesem russisch-französischen Aufputz und zurück zum urdeutschen "Hoch"
(Grünberger Anzeiger)
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09. August 1914 |
Meldungen
Der "Englische Hof" in Grünberg ist der nationalen Begeisterung zum Opfer gefallen und durch "Deutscher Hof" ersetzt worden (8. August 1914).
So gefüllt wie am gestrigen (9. August 1914) Buß- und Bettag waren die Kirchen noch niemals an einem gewöhnlichen Sonntage. Die Plätze im Schiff und auf den Emporbühnen der Kirchen reichten nicht aus, die Menge der Andächtigen zu fassen, man stand noch in den Gängen der Kirchen. Der Ernst der großen Zeit, das Bewußtsein der schweren Opfer, die das Vaterland erheischt an Gut und Blut, und das feste Vertrauen zu Gott, daß er unserer gerechten Sache den Sieg verleiht, treibt unsere Bewohner zu den Kirchen, getreu dem Kaiserwort: "In die Kirchen, auf die Kniee und gebetet zu Gott.". Noch lastet der Druck des Abschiedsschmerzes, das wehe Gefühl des Scheidens von den Lieben, die den Fahnen gefolgt, auf den bekümmerten Herzen, aber aus dem kraftvollen Gesang, der die Hallen der Gotteshäuser durchtönt, hört das Ohr den hoffnungsvollen Glauben auf unseren Gott, auf Kaiser und Heer. Kein Krieger zieht ins Feld, ohne das heilige Abendmahl genossen zu haben. So ist's recht. Das heißt in Wirklichkeit: Mit Gott für Kaiser und Reich!
(Grünberger Anzeiger)
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04. August 1914 |
Meldungen
Für unser geliebtes Vaterland hat eine ernste Stunde geschlagen. Von Ost und West droht der Feind in frevelhaft uns aufgedrungenem Krieg in die Grenzen des Reiches einzudringen. Der Kaiser hat zu den Waffen gerufen. Es gilt die höchsten und heiligsten Güter zu wahren. Ich vertraue auf die alte Hessentreue, die sich in schwerer Zeit stets bewährt hat und hoffe, dass mein Volk die großen Opfer an Gut und Blut freudig bringen wird, die jetzt von ihm gefordert werden. Meine innigsten Wünsche begleiten meine Hessen, die berufen sind, mit den Waffen in der Hand für Kaiser und Reich zu streiten. Erbst Ludwig, Großherzog von Hessen-Darmstadt, 2. August 1914
Eine ernste, schicksasschwere Zeit ist über uns hereingebrochen. Das Vaterland ruft zu schwerer Pflichterfüllung. Gatten, Väter, Söhne müssen mit dem Schwert die geliebte Heimaterde verteidigen. Aber nicht nur von ihnen fordert das Vaterland Hilfe, sondern auch von uns Zurückgebliebenen. Vor allem müssen wir dafür sorgen, dass unsere Ernte heimgebracht wird und hierzu bedarf es unserer selbstlosen Mitarbeit. Wir richten deshalb die Bitte an Euch, unseren Bauern bei dem Einbringen der Ernte zu helfen. Es wird für unsere Soldaten, die hinausziehen und alles Treue zurücklassen müssen, ein Trost sein, zu wissen, dass in der Heimat dafür gesorgt ist, dass nichts von dem kostbaren Gut, das draußen auf den Feldern steht, zu Grunde geht; weiter bitten wir um freiwillige Gaben für diejenigen, die durch die Mobilmachung plötzlich ihrer Ernährer beraubt sind. [...] Bürgermeister, Pfarrer und Amtsrichter von Grünberg
Der schon lange gefürchtete und unvermeidlich scheinende Wltkrieg ist entbrannt. Obwohl man vorbereitet war, kam die Mobilmachung doch für viele überraschend. Ein letztes Hoffnungsfünkchen glimmte noch in aller Herzen, doch auch dieses erlosch. Als am Samstag (1. August 1914) um 6 Uhr der Mobilmachungsbefehl bekannt wurde, machte sich allgemein eine bedrückte Stimmung fühlbar. Ohne Murren nimmt jeder die schwere Last mit ruhiger Ergebenheit auf sich. Doch die waffenfähige Jugend hat frohe, helle Begeisterung erfüllt.
Durch den Gang der Ereignisse ist gegenwärtig der gesamte Telephon- und Telegraphenverkehr, sowie zum Teil auch die Briefbeförderung in bisher nie gekanntem Umfang ins Stocken geraten. Wie der Oberbefehlshaber in den Marken erklärt, wird diese Beschränkung des Verkehrs nur von vorübergehnder Dauer sein.
(Grünberger Anzeiger)
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31. Juli 1914 |
31. Juli 1914
Im Deutschen Reich wird um 13 Uhr der “Zustand der drohenden Kriegsgefahr” verkündet. Er beinhaltet Einschränkungen des öffentlichen Lebens und zieht die Mobilmachung der Streitkräfte nach sich.
Um 15 Uhr billigt der deutsche Kaiser Wilhelm II. ein deutsches Ultimatum an Russland. Es enthält die Aufforderung, innerhalb von zwölf Stunden alle Kriegsvorbereitungen einzustellen. Zugleich richtet die deutsche Regierung an Frankreich eine sog. Anfrage, in der das Land unter unannehmbaren Bedingungen zur Wahrung strikter Neutralität bei einem deutsch-russischen Krieg aufgefordert wird.
Die deutsche Regierung beginnt mit letzten diplomatischen Vorbereitungen für den unmittelbar bevorstehenden Kriegsausbruch. Sie versucht u.a. weitere Verbündete zu gewinnen.
Heute vormittag wurden im Lehnheimer Teich die Leichen eines jungen, verheirateten Mannes und eines 15jährigen Mädchens gefunden. Beide stammen aus einem Nachbarorte und sind anscheinend durch die Folgen eines Liebesverhältnisses in den Tod getrieben worden..
Das für kommenden Sonntag geplante Bezirkskriegerfest in Laubach wird nicht abgehalten werden. Und das geplante Volks- und Heimatfest in Ettingshausen findet nicht statt.
(Grünberger Anzeiger/chroniknet)
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30. Juli 1914 |
Beginn Erster Weltkrieg 1914
Im Juli 1914 führten die langjährigen Konflikte zwischen den europäischen Großmächten zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger erfolgte zunächst ein Ultimatum an Serbien und daraufhin eine Reihe von gegenseitigen Kriegserklärungen. Daher wird dieser Zeitraum auch als Julikrise bezeichnet.
Um 11 Uhr des 28. Juli 1914 erklärt die österreichisch-ungarische Regierung Serbien den Krieg. Gleichzeitig scheitert ein neuer Vermittlungsversuch seitens Großbritanniens an der ablehnenden Haltung des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns.
(Grünberger Anzeiger/chroniknet)
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14. Juli 1914 |
Meldungen
Mit dem Schluß des gegenwärtigen Landtags ist auch für den 6. Wahlkreis, Grünberg, ein Abgeordneter zu wählen. Die Neuwahlen finden voraussichtlich am 6. November 1914 statt. Zum 6. Wahlbezirk gehören: Allendorf a. d. Lumda, Allertshausen, Atzenhain, Beltershain, Bersrod, Beuern, Climbach, Daubringen, Flensungen mit Mücke, Freienseen, Geilshausen, Göbelnrod, Groß-Eichen, Grünberg, Harbach, Ilsdorf, Ilsdorf-Solms mit Flensunger-Hof, Kesselbach, Klein-Eichen, Lehnheim, Lollar, Londorf, Lumda (Groß- und Klein), Mainzlar, Merlau, Odenhausen mit Appenborn, Queckborn, Reinhardshain, Ruttershausen mit Kirchberg, Saasen mit Bollnbach, Veitsberg und Wirberg, Stangenrod, Staufenberg mit Friedelhausen, Stockhausen, Treis a. d. Lumda, Weickartshain, Winnerod.
Eine große militärische Aufklärungsübung findet vom 13. bis 18. Juli unter Leitung der 21. Kavallerie-Brigade in Oberhessen und angrenzenden preußischen Gebieten statt. Sie erstreckt sich hauptsächlich in den Raum zwischen Vogelsberg, Wetzlar, Marburg, Frankenberg, Büdingen, Hanau und Gießen. Viele Gemeinden werden im Laufe der Übung Massenquartiere erhalten.
(Grünberger Anzeiger)
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04. Juli 1914 |
Verlobung in Klein-Eichen und Lardenbach
Karl Mölcher aus Lardenbach heiratete 1886 in Klein-Eichen Lina Zimmer. Sie hatten drei Kinder und lebten in der heutigen Lardenbacher Straße 5 (am Grenzgraben). Die jüngste Tochter Anna verlobte sich im Juli 1914 mit Carl Steinmüller aus Lardenbach. Dieser Name Steinmüller scheint aber zugezogen zu sein.
Die geplante Heirat zwischen Anna und Carl kam aber nicht zustande.
Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Die Interessenlagen der Großmächte und die deutschen militärischen Planungen ließen den Lokalkrieg innerhalb weniger Tage zum Kontinentalkrieg unter Beteiligung Russlands (deutsche Kriegserklärung am 1. August) und Frankreichs (deutsche Kriegserklärung am 3. August) eskalieren. Kriegseintritt Großbritanniens am 4. August, was zur Ausweitung zu einem Weltkrieg führte.
Mittwoch, 9. September 1914: Das Deutsches Kaiserreich gibt das Programm der Kriegsziele der Reichsleitung zu Beginn des Ersten Weltkrieges bekannt. Das zentrale Ziel war die Sicherung des Deutschen Reiches nach West und Ost auf erdenkliche Zeit. Zu diesem Zweck muss Frankreich geschwächt werden und Russland von der deutschen Grenze nach Möglichkeit abgedrängt werden.
Im Zuge der Schlacht an der Marne/Frankreich tritt das Deutsche Heer einen taktischen Rückzug an.
An diesem Mittwoch stirbt Carl Steinmüller als dritter Soldat aus Lardenbach im Ersten Weltkrieg.
Anna Mölcher wird im Februar 1921 Fritz Moritz Döhler in Klein-Eichen heiraten. Ihr einziger Sohn Erwin kommt 1944 im 2. Weltkrieg ums Leben. Aber das erlebt sie nicht mehr. Im Alter von 48 Jahren stirbt Anna Döhler 1940 in Klein-Eichen.
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11. Juni 1914 |
Meldungen
Schwere Unwetter sind am Donnerstag Nachmittag (11. Juni 1914) an vielen Orten Oberhessens niedergegangen. In Bobenhausen ging ein Wolkenbruch nieder, der die Gegend in einen See verwandelte, Äcker und Wiesen überschwemmte und die Aussaat zum Teil vernichtete. Auf der Straße in Höckersdorf wurde ein Milchwagen vom Wetter fortgerissen. Um 3 Uhr am Nachmittag entlud sich in Ilsdorf und Umgegend ein Gewitter, wie wohl noch nie eins in unserer Gegend beobachtet worden ist. Blitz folgte auf Blitz und Schlag auf Schlag. Der nach dem Gewitter neu einsetzende Regen brachte noch gewaltigere Mengen Wasser. Gegen 8 Uhr abends kamen jedoch solche Wassermassen in Ilsdorf an, dass das Bett des Ilsbaches das Wasser nicht alles fassen konnte. Das gesamte Solms-Ilsdorf stand unter Wasser. Holz, Bretter, Balken, Ökonomiegeräte flossen fort, und in manchen Häusern war das Vieh gefährdet. Die ganze Wadenhäuser Mühle glich einer Insel, aus der nur Haus und Scheuer hervorragte. Das Wasser rührte von einem Wolkenbruch her, der zwischen Ruppertenrod und Groß-Eichen niederging.
(Grünberger Anzeiger) |
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24. Mai 1914 |
Meldungen
Der Plan einer Autopost zwischen Ulrichstein und Mücke stößt auf Schwierigkeiten, die seine Verwirklichung sehr in Frage stellen. Die unteren Ohmtalorte weigern sich, den erforderlichen Zuschuß zu gewähren. Sie begründen ihren ablehenenden Standpunkt mit dem Hinweis, daß gerade in der Zeit, in der eine Autopost wünschenswert sei, also im Winter, diese aussetzen müßte. Da aber die Verkehrsverhältnisse auf Mücke an Feiertagen und bei anderen Gelegenheiten dringend eine Verbesserung bedürfen, so empfehle sich, bei solchen starken Personenbeförderungen das Einstellen von Beiwagen festzusetzen. Diese Beiwagen dürften dann nicht nur nach Belieben fahren, sondern zu festgesetzten Zeiten.
Die am 23. und 24. Mai 1914 in Schotten stattfindende landw. Kreisschau hat, nach den nunmehr abgeschlossenen Anmeldungen auf eine sehr ansehnliche Beschickung zu rechnen, wie dies bei dem durch klimatische Boden- und Besitzverhältnisse im besonderen Maße auf eine starke Viehzucht hingewiesenen Kreise Schotten nicht anders zu erwarten war. Die umfangreichste Ausstellungsabteilung ist diejenige der Rinder, die mit nahezu 300 Tieren erheblich alle bisherigen Kreisschauen übertrifft.
Es soll auch die Leistungen zweier Rassen in eine vergleichende Gegenüberstellung bringen, die schon seit Jahrzehnten sich in ihrer Verbreitung und wirtschaftlichen Gleichberechtigung starke Konkurrenz machen, nämlich die bodenständige und seit altersher angestammte Vogelsberger und die aus dem Auslande eingeführte und an die Verhältnisse des Vogelsberges mehr oder weniger gut angepasste Simmentaler Rasse. Bis auf den heutigen Tag wogt der Kampf um den Vorrang beider Rassen in wirtschaftlich nicht besonders günstig gestellten Gegenden.
Der Verband der Fahrrad- und Nähmaschinenhändler von Hessen-Nassau und Hessen-Darmstadt beabsichtigt am Sonntag den 24. Mai 1914 eine allgemeine Versammlung der Nähmaschinen- und Fahrradhändler aus der hiesigen Gegend abzuhalten und zwar soll die Versammlung in Gießen stattfinden.
Bei der mit der Kreistierschau in Schotten am 23. Mai 1914 verbundenen Prämiierung wurden die folgenden Züchter mit Preisen ausgezeichnet. Gruppe 1. Pferde ..., Gruppe 2. Rinder Vogelsberger Klasse III Kalbinnen trächtig: Heinrich Schneider, Lardenbach 2. Preis 50 Mark., Klasse IV Kühe trächtig: Heinrich Buß, Lardenbach Ehrenpreis 100 Mark., Klasse V Kühe trächtig: Karl Volp, Klein-Eichen 3. Preis 40 Mark., Heinrich Schneider, Lardenbach 3. Preis 40 Mark., Karl Volp, Klein-Eichen Anerkennung 10 Mark., Georg Krämer, Lardenbach Anerkennung 10 Mark., Rudolf Rühl, Lardenbach Anerkennung 10 Mark., Klasse VI Familien: Heinrich Schneider, Lardenbach 1. Preis 80 Mark., Karl Volp, Klein-Eichen 3. Preis 60 Mark., Gruppe 3. Schweine ..., Gruppe 4. Ziegen ..., Gruppe 5. Landschafe ..., Gruppe 6. Milchwirtschaftliche Erzeugnisse: Klasse III. Molkereibutter: Karl Steinmüller, Lardenbach Diplom 1. Kl.
(Grünberger Anzeiger)
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09. April 1914 |
Meldungen
Der neue Fahrplan ab 1. Mai 1914 bringt zwar keine größeren Veränderungen der Hauptzugverbindungen aber eine sehr willkommene, bequeme Neuerung für die Schüler des Gymnasiums in Laubsch aus der Richtung Villingen-Hungen und der Wetterau. Der Zug fährt morgens von Hungen bis Wölfersheim und von da zurück über Hungen bis Wölfersheim und von da zurück über Hungen nach Laubach; Ankunft daselbst 8 Uhr und Ankunft Mücke 8,47 Uhr vormittags. Die Rückfahrt erfolgt ab Mücke 12,05, in Laubach 12,45. Wir können der königlichen Eisenbahndirektion nur dankbar sein, daß unsere Wünschen stets ein großes Wohlwollen entgegengebracht wird, und wollen hoffen, daß eine rege Benutzung die Einrichtung lohnt und dem Gymnasium eine größere Schülerzahl zuführt.
Als erster Bundesstaat gubt das Großherzogtum Hessen eine Übersicht über die Geburten und die Säuglingssterblichkeit im Jahre 1913. Verglichen mit den vorausgehenden Jahren ergibt sich folgendes Bild:
Jahr |
Lebendgeborene |
gegen das Vorjahr |
gestorbene Säuglinge |
1. Jahr überlebt |
1908 |
37 359 |
+ 480 |
4700 |
32 659 |
1909 |
36 299 |
- 1060 |
4722 |
31 577 |
1910 |
34 670 |
- 1629 |
3913 |
30 757 |
1911 |
33 209 |
- 1461 |
4273 |
28 946 |
1912 |
32 339 |
- 870 |
3247 |
29 096 |
1913 |
32 296 |
- 43 |
2986 |
29 310 |
Eine so späte Frühjahrsbestellung von Garten und Feld, wie sie die gegenwärtig so ungünstige Wetterlage bedingt, ist während eines Menschenalters im Vogelsberg kaum vorgekommen. Schon nähern wir uns der Mitte des Aprils und noch hat keine Pflugschar den Ackerboden berührt, keine Grabschaufel das Gartenland gelockert. Dabei vergeht kein Zag ohne Niderschläge. Der Erdboden ist übersättigt mit Feuchtigkeit, die Bachläufe gefüllt mit Wasser bis zur Ufergrenze.
(Grünberger Anzeiger)
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30. März 1914 |
Meldungen
Frühjahrs-Kontrollversammlung - In Freienseen am Bahmhof am 27. April 2 3/4 Uhr nachmittags für die Gemeinden Altenhain, Schmitten, Sellnrod, Freienseen, Groß-Eichen mit der Grummetsmühle, Wadenhäusermühle und Ziegelei, Klein-Eichen, Solms-Ilsdorf, Lardenbach, Wohnfeld (einschließlich der dazu gehörenden Mühlen, Höfe usw.). - Es haben ohne weiteren Befehl zu erscheinen: 1. Offiziere, Sanitätsoffiziere, Veterinäroffiziere und Beamte der Reserve und der Landwehr 1. Aufgebots (kleiner Dienstanzug, Mütze). 2. Die Mannschaften der Reserve und Landwehr 1. Aufgebots aller Waffen, einschließlich nur Garnisiondienstfähigen und zeitig Feld- und Garnsondienstunfähigen. 3. Die zur Disposition der Truppenteile und Ersatzbehörden entlassenen Mannschaften aller Waffen. 4. Die Ersatzreservisten, geübte und nicht geübte.
Bei ziemlich guter Beteiligung fand am vergangenen Samstag abend (28. März 1914) auf dem Hoherodskopf der diesjährige Bismarck-Kommers statt. Nach gemeinschaftlichem Abendessen ging es durch den halben Meter tiefen Schnee nach dem Taufstein, wo auf dem Bismarckturm das Freudenfeuer angezündet wurde. Nach dem gemeinschaftlichen Gesang von "Deutschland über alles" marschierte man zurück zum Klubhaus, wo der Kommers begann. Unter Absingen gemeinschaftlicher Lieder verlief der Kommers in fröhlicher Stimmung.
Am Vogelsberg ist bei 6 Grad Kälte neuerdings (30. März 1914) wieder starker Schneefall eingetreten. Auf dem Hoherodskopf und im Oberwald ist die Schneedecke 25-30 Zentimeter hoch, sodaß Gelegenheit zu jeder Art von Wintersport geboten ist.
(Grünberger Anzeiger, März 1914)
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24. März 1914 |
Meldungen 1914
Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin werden dem Nachmittagskonzert der Großh. Hofkapelle am Montag, dem 9. März in der Turnhalle zu Schotten beiwohnen. Die Großherzoglichen Herrschaften werden am Montag um 4 Uhr in Schotten eintreffen und voraussichtlich direkt nach der Turnhalle fahren. Nach Beendigung des Konzerts werden ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin den Tee bei Herrn und Frau Kreisrat Dr. Merck einnehmen.
[Ernst Ludwig Karl Albrecht Wilhelm von Hessen und bei Rhein (* 25. November 1868 in Darmstadt; † 9. Oktober 1937 in Schloss Wolfsgarten bei Langen) war von 1892 bis 1918 der letzte Großherzog von Hessen. Am 19. April 1894 heiratete Ernst Ludwig auf Schloss Ehrenburg in Coburg seine Cousine Victoria Melita von Edinburgh (1876–1936), die Tochter seines Onkels Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha und Maria Alexandrowna Romanowa.]
Die Pferdevormusterungen finden statt zu Lardenbach auf der Straße Flensungen-Freienseen in der Nähe der Haltestelle Weickartshain am Samstag den 25. April vormittags 10 1/4 Uhr für die Gemeinden Klein-Eichen, Solms-Ilsdorf, Flensunger Hof und Lardenbach. Jeder Pferdebesitzer ist verpflichtet, seine sämtlichen Pferde zur Musterung zu gestellen, mit Ausnahme der unter vier Jahre alten Pferde; der Hengste; der Stuten, die hochtragend sind und Vollblutstuten. Desweiteren Pferde, die auf beiden Augen blind sind; Pferde, die in Bergwerken dauerhaft unter Tage arbeiten; Pferde, die wegen Erkrankung nicht marschfähig sind oder wegen Ansteckungsgefahr den Stall nicht verlassen dürfen; Pferde, die bei einer früheren abgehaltenen Musterung als kriegsunbrauchbar bezeichnet worden sind.
Für den Kreis Schotten ist nachstehende den Schutz der Hecken, Grasflächen und Raine sowie die Unterhaltung der Garteneinfriedungen betrefende Polizeiverordnung erlassen worden: Das Abbrennen von Hecken, Grasflächen und Rainen ist in der Zeit vom 1. März bis Ende Oktober eines jeden Jahres verboten. Vom 1. November bis Ende Februar eines jeden Jahres ist das Abbrennen nur mit vorher eingeholter schriftlicher Erlaubnis der Ortspolizeibehörde und nur an Werktagen zulässig. Das Abbrennen darf nur bei Tag stattfinden. Das Beschneiden der Hecken und des Buschwerks ist in der Zeit vom 1. März bis Ende September eines jeden Jahres verboten. Die an öffentlichen Wege oder Plätze angrenzenden Garteneinfriedungen sind von den Besitzern stets in ordnungsmäßigem Zustand zu erhalten. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Verordnungen werden mit Geldstrafen bis zu 30 Mark bestraft.
Erledigt. Die mit einem evangelischen Lehrer zu besetzende Lehrerstelle zu Lardenbach, Kreis Schotten. Mit ihr ist Organisten- und Vorlesedienst verbunden. Das Präsentationsrecht steht dem Herrn Grafen zu Solms-Laubach zu. [Es handelte sich um Wilhelm Reuhl aus Gambach.]
Entlassen wurde aus dem Schuldienst [wegen schwerer Verfehlungen] am 9. Februar 1914 der Lehrer Wilhelm Schmidt zu Lardenbach, Kreis Schotten.
(Grünberger Anzeiger im März 1914)
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14. März 1914 |
Weidegang
In immer weiteren Kreisen der landwirtschaftlichen Bevölkerung bricht sich die Erkenntnis Bahn, dass der rationelle Weidegang nicht allein ein unentbehrliches Mittel zur Erhöhung von deren Leistungsfähigkeit ist, sondern auch wesentlich dazu beiträgt, die Viehproduktion zu verbilligen. Infolgedessen kann man Beobachtungen machen, dass nicht allein im oberen Vogelsberg durch die Hutweidemeliorationen große ertagreiche Weideflächen an die Stelle der früheren Ödländereien getreten sind, die jetzt nach den Grundsätzen einer modernen Weidewirtschaft als Gemeinde-Viehweide benutzt werden, sondern auch zahlreiche Einzellandwirte haben auf Anregung des Landwirtschaftskammer-Ausschusses Privatdauerweiden eingerichtet und benutzen dieselben mit bestem Erfolg.
Um der großen Anzahl von Viehzüchtern, welche sich z. Zt. in ihrer eigenen Gemarkung keine Weidegelegenheit verschaffen können, die Vorteile des Weideganges zugängig zu machen, werden vom Landwirtschaftskammer-Ausschuss in der Provinz 4 Jungviehweiden unterhalten, welche etwa 100 Fohlen und 350 Rinder aufnehmen können. Der Auftrieb beginnt hier in der Zeit von Ende April bis Anfang Mai und endigt anfangs Oktober; der Weidegang dauert also 150 bis 160 Tage und kostet für ein Fohlen 65 und für ein Rind 40 Mk. Die durchschnittliche Gewichtszunahme betrug im Jahre 1913 bei Fohlen 74 Kilogramm und bei Rindern 84 Kilogramm.
(Grünberger Anzeiger) |
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26. Februar 1914 |
Maldungen
Ein sonderbarer Heiliger trieb in den letzten Tagen hier in Lardenbach sein Unwesen. Unter dem Deckmantel eines Büchervertreibers geht er in die Häuser, besonders frommer Familien, und bittet dort, auf den Knien liegend, den lieben Gott, er möge doch den Menschen ein weiches Herz geben, damit sie ihm etwas schenkten. Da er auch durch schlechte Familienverhältnisse Mittleid zu erregen suchte, ist ihm auch manch ansehnliches Geschenk zuteil geworden. Durch sein späteres Verhalten wurde man jedoch mißtrauisch und soll heute morgen (11. Februar 1914) seine Verhaftung in Laubach erfolgt sein.
Das Ersatzgeschäft für 1914 wird stattfinden: Für den Musterungsbezirk Laubach, in dem Gasthaus von Otto Desch in Laubach: Montag den 2. März l. Js. vormittags 9 Uhr: Musterung der Militärpflichtigen der Gemeinden: Altenhain, Freienseen, Gonterskirchen, Groß-Eichen, Solms-Ilsdorf, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg, Schmitten, Sellnrod und Wetterfeld. Die Militärpflichtigen müssen pünktlich um 8 1/2 Uhr im Musterungssaal anwesend sein.
(Grünberger Anzeiger)
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10. Februar 1914 |
Landwirtschaft und Bergbau
Ein Landwirt aus Weickartshain schreibt einen Leserbrief der im Grünberger Anzeiger am 10. Februar 1914 veröffentlicht wird. Der leider anonyme Schreiber bezieht sich auf einen Artikel über "Arbeitslosigkeit in den Städten, Landflucht und Innenkolonisation": Nach Inbetriebsetzung des Bergwerks in unserer Gemarkung haben die Bodenpreise in unserer Gemeinde eine solche Höhe erreicht, dass eine rentable Bewirtschaftung für den Landwirt längst aufgehört hat.
Denn da bei dem Bau der Seentalbahn schon viele Morgen Acker- und Wiesenland den Landwirten entzogen worden sind, so hat jetzt auch das Bergwerk einen sehr großen Teil unserer Gemarkung nach Lardenbach zu zum Abbauen und zu Schlammteichen im Besitz, und da die Gewerkschaft noch vor kurzem eine neue Seilbahn errichtet und im vorigen Monat in Betrieb genommen hat, welche die Wascherzmassen von den Gruben Ilsdorf und Flensungen, und wie wir hören später auch von Merlau, zum Waschen hierher befördert, so kann es einem wirklich bange werden, wenn man an die Massen von Schlamm denkt, welche unsere besten Äcker und Wiesen einnehmen werden.
Es ist für unsere Landwirte der reinste Ruin, denn bei unserer kleinen Gemarkung, zu welcher auch noch ein großer Teil fiskalischer Wald gehört, ist der Verlust eines jeden Morgen Landes doppelt fühlbar. Nun hat unsere Gemeinde den Versuch gemacht, den zirka 30 Morgen großen Walddistrikt Eisenkaute, welcher vollständig in der Gemarkung, ringsum von Äckern und Wiesen umgeben, liegt, und wodurch den Anliegern großer Schaden zugefügt wird, zu erwerben.
Es ist aber abgelehnt worden, es heißt, der Fiskus gibt von seinem Wald nichts her. Wie verhält es sich jetzt mit dem Landwirt, wenn das Bergwerk eine Fläche Land haben will? Wenn der Landwirt nicht gutwillig hergibt, was das Bergwerk fordert, so heißt es einfach, wenn du nicht willst, so brauch ich Gewalt, es wird das Enteignungsverfahren eingeleitet, und der Landwirt muß mit dem zufrieden sein, was ihm von Taxatoren zugesprochen wird.
Als vor mehreren Jahren das Hofgut Merlau verkauft wurde, da wurden viele Morgen Acker- und Wiesenland, welches noch frisch trainiert war, zu Wald angelegt, weil es der Gemeinde zu viel war. Dieses Gelände ist der Landwirtschaft entzogen. Warum kann man nicht an anderer Stelle, wo es notwendig ist, einige Morgen Land abtreten? Man sollte meinen, der Staat sei an erster Stelle berufen, helfend einzugreifen. Denn was helfen alle Mahnungen und Schreibereien von Innenkolonisation und Festhalten an der Scholle, wenn dem Bauer sein Land weggenommen und ihm keine Gelegenheit geboten wird, anderes zu erwerben.
Da unsere Gemarkung auf drei Seiten von Wald umgeben ist, wovon nichts abgegeben werden soll, und auf der vierten Seite das Bergwerk immer mehr Land an sich zieht, so sehen unsere Landwirte einer recht trostlosen Zukunft entgegen.
(Grünberger Anzeiger)
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05. Februar 1914 |
Nacheichung
Die in § 11 der Maß- und Gewichtsordnung vom 30. Mai 1908 vorgeschriebene Nacheichung der im eichpflichtigen Verkehr befindlichen Längen- und Flüssigkeitsmaße, Meßwerkzeuge für Flüssigkeiten, Hohlmaße, Gewichte und transportablen Handelswaagen unter 3000 Kilogramm soll im Kreise Schotten demnächst beginnen und nach dem untenstehenden Reiseplan durchgeführt werden.
Eichpflichtig sind alle diese Meßgeräte nicht nur im öffentlichen Verkehr, sondern auch im Handelsverkehr, wenn er nicht in offenen Verkaufsstellen stattfindet, sowie in fabrikmäßigen Betrieben, wenn sie zur Ermittelung des Arbeitslohnes dienen. Die Besitzer solcher eichpflichtigen Meßgeräte sind bei Meidung der gesetzlichen Strafe verpflichtet, ihre Meßgeräte, auch wenn sie schon geeicht und noch richtig sind, bei den örtlichen Eichtagen zur Nacheichung vorzulegen.
Ausgenommen sind ganz aus Glas hergestellte Meßgeräte und alle diejenigen, welche bereits das eichamtliche Jahreszeichen 13 oder 14 tragen. Fässer, große oder ortsfeste Waagen können bei örtlichen Eichtagen nicht behandelt werden; sie sind vom Großh. Eichamt in Friedberg besonders zu behandeln. Präzisionsmeßgeräte mit Ausnahme der Apotheken sind dem Großh. Eichamt Gießen einzusenden.
Zur Durchführung der Nacheichung sollen örtliche Eichtage abgehalten werden. Vom Eichamt Gießen: Am 7. Juli in Sellnrod für Sellnrod, Groß-Eichen, Wohnfeld, Höckersdorf, Altenhain, Schmitten, am 9. Juli in Freienseen für Freienseen, Klein-Eichen, Lardenbach, Solms-Ilsdorf (dazu Stockhausen und Weickartshain aus dem Kreis Gießen).
(Grünberger Anzeiger)
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27. Januar 1914 |
Schulbilder
Wandephotographen haben in verschiedenen Orten der Umgebung, besonders in Schotten, zahlreiche Eltern und Schulkinder betrogen. Sie machten mit Erlaubnis der Lehrer die bekannten Schulaufnahmen ließen sich von den Kindern, die die Bilder bestellten, im Voraus die Konterfeis bezahlen und verschwanden dann auf Nimmerwiedersehen. Da in manchen Dörfern seit Jahren kein Schulphotograph gewesen war, war das Interesse an den Bildern besonders groß. Infolgedessen heimsten die Schwindler in diesen Ortschaften hohe Summen ein.
(Grünberger Anzeiger) |
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20. Januar 1914 |
Zur Viehzählung
Das Ergebnis der letzten Viehzählung im Großherzogtum Hessen liegt nunmehr vor, berichtet der Grünberger Anzeiger am 20. Januar 1914. Am 1. Dezember 1913 wurden gezählt: 324 488 Stück Rindvieh, 409 372 Schweine, 53 838 Schafe und 142 008 Ziegen. Es bedeutet dies gegenüber der Zählung vom 2. Dezember 1912, also innerhalb eines Zeitraumes von einem Jahr, eine Zunahme von 20 346 Stück Rindvieh, von 72 291 Schweinen, von 5714 Schafen und von 8975 Ziegen. Diese Zunahme ist als eine sehr bedeutende zu bezeichnen.
Der Schweinebestand ist der höchste, der bisher im Großherzogtum festgestellt wurde. Immerhin steht er im Verhältnis zur Einwohnerzahl noch etwas hinter dem Ergebnis vom Jahre 1907 zurück. Denn damals kamen auf 100 Einwohner 31,1 Schweine, gegenwärtig 30,9. Der Rindviehbestand hat noch nicht die Höhe des Standes vom Jahre 1907 erreicht; schon im Jahre 1897 war sogar die Anzahl des Rindviehs so groß wie heute. Die Schafe, die seit 1873 fast regelmäßig abgenommen haben, weisen eine recht bemerkenswerte Zunahme auf.
Die Zahl der Pferde wurde nicht festgestellt, dagegen sind die Kaninchen zum ersten Male in die Zählung mit einbezogen worden. Es wurden 150 670 Stück ermittelt.
Im Allgemeinen kann man mit dem Ergebnis der letzten Viehzählung recht zufrieden sein, und es ist nur zu hoffen, dass der erfreuliche Fortschritt in der Viehhaltung von Dauer ist.
(Grünberger Anzeiger) |
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15. Januar 1914 |
Viehzählung vom 1. Dezember
Am 1. Dezember 1913 hat eine sogenannte kleine Viehzählung stattgefunden. Der Grünberger Anzeiger veröffentlichte das Ergebnis am 15. Januar 1914 (siehe auch 1. Dezember 1913).
Die mit der Aufnahme des Viehbestandes betrauten Personen (Zähler) sind von Haus zu Haus gegangen und haben für jede viehbesitzende Haushaltung gesondert die Anzahl der Tiere in eine Liste einzutragen. Im Hinblick auf die große Bedeutung der Viehzählung für die Volkswirtschaft und besonders für die Frage der Fleischversorgung war das bereitwillige Entgegenkommen gegenüber den Zählern und Ortsbehörden von großer Wichtigkeit.
(Grünberger Anzeiger)
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05. Januar 1914 |
Bund der Landwirte
Am Montag fand im überfüllten Saale des "Wilden Mann" in Grünberg die diesjährige Bezirksversammlung des Bundes der Landwirte für den Bezirk Grünberg statt. Von nah und fern waren die Teilnehmer herbeigeeilt, äußerst zahlreich war auch die Stadt Grünberg vertreten, sodaß tatsächlich kein Sitzplatz mehr aufzutreiben war.
Herr Landtagsabgeordneter Fenchel eröffnete die Versammlung, begrüßte die zahlreich Erschienenen, insbesondere die Herrn Landtagsabgeordneten Lutz, Korell und Brauer und den Vertreter der Frankfurter Geschäftsstelle Herrn Dr. Pieper.
In kurzen wirkungsvollen Worten schilderte Herr Fenchel die Momente, die zur Gründung des Bundes der Landwirte führten, der jetzt auf eine 20jährige Tätigkeit zurückblicken kann. Die damalige Bewegung war ein Notschrei, veranlaßt durch die Politik Caprinis.
Weit über 300 000 Landwirte und allen anderen Berufen Angehörige seien heute Mitglieder im Bund der Landwirte. Es gelte, fest zusammenzuhalten, denn auch die Gegner seien gewachsen. Der Bund sei nie einseitig gewesen, sondern, stets auch für die Interessen aller anderen Berufe eingetreten.
Herr Landtagsabgeordneter Lutz (Elpenrod), der folgende Redner, sprach über die hessischen Verhältnisse in wirkungsvoller Weise. Wir brauchen im Parlament Männer des praktischen Lebens, die im Landtag die Geschicke mit entscheiden sollen helfen. Das Wahlrecht sei nun ein direktes mit Pluralstimmen, die Zahl der Abgeordneten sei vermehrt, und habe man dafür sorgen müssen, daß der Einfluss des platten Landes nicht geschwächt werde.
Der eine dient mit Kunst, der andere mit Waffen, doch muss der Bauernstand uns Allen Brot schaffen. Mit diesen schönen Worten leitete Herr Dr. Pieper seinen äußerst lehrreichen Vortrag ein. Es gelte, besonders im Interesse des kleineren und mittleren Landwirts, der einen besseren Schutz für Obst, Milch und Rahm, sowie Erzeugnisse des Gartenbaues verlange. Der Leipziger Zusammenschluss sei zu begrüßen:, unser Ziel müsse sein: gegen Umsturz und Demokratisierung.
Nachdem noch weitere Ausführungen verschiedener Redner gehalten waren, schloß Herr Fenchel erst in vorgerückter Stunde die schön verlaufene Versammlung mit einem Hoch auf Kaiser und Großherzog.
(Grünberger Anzeiger) |
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03. Januar 1914 |
Missbrauch
In der gestrigen Strafkammersitzung in Gießen wurde Lehrer Wilhelm Schmidt aus Hartmannshain, der sich an Schulkindern vergangen hatte, zu 6 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. Lehrer Schmidt wurde vom Freiherrn von Riedesel präsentiert und war von 1905 bis 1913 in der Lardenbacher Volksschule tätig. Ein Opfer soll nach mündlicher Überlieferung die Klein-Eichener Schülerin Emilie Gerbig gewesen sein.
(Grünberger Anzeiger) |
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23. Dezember 1913 |
Meldungen
In Oberhessen veranstaltet die Verkaufsstelle des B. d. L. (Bund der Landwirte) in folgenden Orten Vorträge über "Neuere Grundsätze für die Anwendung der künstlichen Düngemittel": 1. Großenbuseck ..., 2. Grünberg ..., 3. Groß-Eichen am Montag 8. Dezember 1913, abends 8 Uhr, im Gasthof des Herrn Friedrich Faust. Leiter der Versammlung ist Herr Landwirt Hch. Krebs. Hierzu sind eingeladen die Ortschaften: Ilsdorf, Ruppertenrod, Ober-Ohmen, Höckersdorf, Bobenhausen II, Sellnrod, Klein-Eichen, Lardenbach und Stockhausen. Tagesordnung: 1. Eröffnung und Begrüßung durch den Vorsitzenden. 2. "Die zweckmäßige Ernährung der Kulturpflanzen". 3. Aussprache und Beantwortung von landwirtschaftlich-technischen Anfragen aus der Versammlung.
Der nationalliberale Verein "Seental" hielt gestern (15. Dezember 1913) bei Gastwirt Guth am Bahnhof Weickartshain eine Versammlung ab, die trotz der ungünstigen Zeit und des schlechten Wetters recht gut besucht war. Lehrer Rausch von Burkhardsfelden hielt einen mit viel Beifall aufgenommenen Vortrag über: "Der Kampf um das Deutschtum in den Ostmarken."
Bei Gelegenheit der großen Viehzählung vom 2. Dezember des vorigen Jahres wurde auch der Verkaufswert des Viehstandes berechnet. Zu diesem Zwecke wurde von Fachleuten der durchschnittliche Wert eines Tieres der einzelnen Viehgattungen geschätzt. Diese Durchschnittswerte stellen sich für das Großherzogtum im Jahre 1912 (bzw. im Jahre 1900 bei der vorletzten Schätzung) wie folgt: Fohlen unter einem Jahre 313 Mk. (210 Mk.), Pferd von 3 bis 4 Jahren 923 Mk. (694 Mk.), Kalb unter 6 Wochen 67 Mk. (41 Kk.), Kuh oder Kalbin über 2 Jahre 474 Mk. (313 Mk.), Mutterschaf 38 Mk. (22 Mk.), Schwein von 1/2 bis 1 Jahr 123 Mk. (67 Mk.), Zuchtsau über 1 Jahr 168 Mk. (99 Mk.), Ziege 26 Mk. (17 Mk.). Bei Beurteilung dieser Wertsteigerung ist zu beachten, dass nicht nur die Preise gestiegen sind, sondern dass sich auch die Qualität der Haustiere gegen früher wesentlich gebessert hat. Der Viehbestand ist seit 1900 eher gefallen als gestiegen. (GA 23.Dezember 1913)
(Grünberger Anzeiger)
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01. Dezember 1913 |
Amtliche Viehzählung
Die zweite amtliche Viehzählung im Kreis Schotten fand im Dezember 1913 statt. Im Gegensatz zu vor einem Jahr gab es in Klein-Eichen 7 Stück Rindvieh mehr, nämlich nun 222. Im Nachbarort Lardenbach steigerte sich die Zahl des Rindviehs deutlicher. Um 73 Stück nahm dort der Bestand auf 354 zu. Von der Gesamtzahl des Rindviehs gab es in Klein-Eichen 129 Kühe. Und in Lardenbach waren es 203 Kühe.
Die Anzahl der Schweine war in beiden Dörfern nur etwas geringer als die des Rindviehs. In Klein-Eichen waren dies 213 Schweine. Mit darunter 12 Zuchtsauen. Damit hatte auch die Stückzahl der Schweine um 16 zugenommen. In Lardenbach gab es vor 100 Jahren 332 Schweine. Inbegriffen 32 Zuchtsauen.
Schafe und Ziegen gab es, genau wie vor einem Jahr, keine in Klein-Eichen. In Lardenbach zählte man immerhin 21 Ziegen. Neu gezählt wurden auch die Kaninchen. Gemeint sind wohl auch die Stallhasen. Jedenfalls gab es davon nur 22 Stück in Klein-Eichen und ganze 100 in Lardenbach.
Leider wurden keine Zahlen über den Bestand der Pferde und des Federviehs veröffentlicht. Der größte Viehbestand im Kreis Schotten war damals in Ulfa zu finden. Hier gab es 839 Stück Rindvieh und 1080 Schweine.
Von der Landwirtschaft gab es aus dieser Zeit weiterhin zu berichten, dass der Bund der Landwirte in Oberhessen Vorträge über "Neuere Grundsätze für die Anwendung der künstlichen Düngemittel" in mehreren Orten abhielt. So auch am 8. Dezember 1913, abends um 8 Uhr, im Gasthof des Friedrich Faust in Groß-Eichen. Hierzu waren alle Mitglieder des BdL sowie alle interessierten Landwirte und Gartenfreunde aus den Ortschaften Ilsdorf, Ruppertenrod, Ober-Ohmen, Höckersdorf, Bobenhausen II, Sellenrod, Klein-Eichen, Lardenbach und Stockhausen eingeladen.
Referiert wurde über die Zweckmäßige Ernährung der Kulturpflanzen. Und da ging es um den Kunstdünger der vor etwas mehr als 100 Jahren entwickelt wurde. Es wurde ein Verfahren gefunden, das die massenhafte Herstellung von Ammoniak ermöglichte. Dieses Verfahren bildete die Grundlagen der Produktion von synthetischem Stickstoff-Dünger, dem sogenannten »Kunstdünger«. So ist beispielsweise in Deutschland die agrarische Produktion zwischen 1873 und 1913 um 90 % gestiegen. Diese Zunahme basierte neben der Mechanisierung der Landwirtschaft und wissenschaftlich begründeter Tierzucht insbesondere auf der Verwendung von bergbautechnisch gewonnenen bzw. industriell hergestellten Düngemitteln.
(Grünberger Anzeiger) |
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27. November 1913 |
Landflucht und Arbeitslosigkeit
In den verschiedensten Städten haben in den letzten Wochen Arbeitslosenversammlungen stattgefunden, und im Parlament wurde die Frage der Arbeitslosenversicherung wiederholt besprochen. Bei der Verschiedenartigkeit der Verhältnisse könnte eine solche Versicherung wohl nur örtlich geschaffen werden, wie das von zuständiger Seite aus betont wurde, und wie wir eine solche Versicherung in einzelnen Städten bereits haben. Einer allgemeinen staatlichen Versicherung stehen doch große Bedenken gegenüber. Wohl aber empfehlen sich andere Mittel, um nicht ein Heer von Arbeitslosen in den großen Städten heranwachsen zu lassen.
Ein Weg dazu ist die Verhinderung einer übermäßigen Abwanderung vom Lande in die Großstädte. Es sollen vor allem die landwirtschaftlichen Institute und ländlichen Fortbildungsschulen darauf hinwirken, die ländliche Jugend zur Ansässigkeit zu veranlassen. Diesem Zweck könnten auch die Winterschulen dienen, nur dürften sie dann nicht in Städten eingerichtet werden, in denen die jungen Leute das ganze jammerhaft tiefe Niveau großstädtischer Vergnügung zu sehen und zu kosten bekommen.
Im Zusammenhang mit dieser Frage hat man Mittel erhöht, welche der Förderung der Rückwanderung deutscher Auswanderer dienen. Es geht ja entschieden durch unsere Zeit bei allem Großstadtrausch doch ein Zug der Sehnsucht nach den heimlichen Reizen und Schönheiten des Landlebens. Es muß auch von unseren ländlichen Gemeinderäten alles getan werden, um diese Regungen zu verstärken: Förderung des Heimatsinnes, ländliche Wohlfahrtspflege, z. B. jetzt für den Winter Anlagen von Schlitten und Schlittschuhbahnen, Pflege einer einfachen, schlichten, kernigen Lebensweise, damit in unseren Dörfern wieder ein leiblich und geistig gesundes Geschlecht aufwächst, das Freude hat an seiner Scholle und nicht dem Phantom schnellen Reichwerdens und abstumpfender Vergnügungssucht nachjagt und dabei der Arbeitslosigkeit und Verarmung und dem sittlich-religiösen Bankrott verfällt.
(Grünberger Anzeiger)
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22. November 1913 |
Meldungen
Durch das schon fast 14 Tage anhaltende Regenwetter im Vogelsberg scheinen nun (22. November 1913) die allgemeinen Klagen über Wassermangel zu verstummen. Die Bäche führen eine vier- bis fünffache Menge Wassers ab wie vor dem Regenwetter. Alle tiefer gelegenen Stellen, Gräben usw. sind mit Wasser angefüllt. So mancher Wiesengrund gleicht einem See.
Die Reichspostverwaltung richtet auch in diesem Jahre an das Publikum das Ersuchen, mit den Weihnachtssendungen bald zu beginnen, damit die Paketmassen sich in den letzten Tagen vor dem Feste nicht zu sehr zusammendrängen, wodurch die rechtzeitige Bestellung in Frage gestellt wird. Die Pakete sind besonders fest und dauerhaft zu verpacken und die Adressen deutlich zu schreiben und fest aufzukleben. Der Name des Bestimmungsortes muss recht groß und kräftig geschrieben sein.
Am 1. Dezember d. Js. hat eine sogenannte kleine Viehzählung stattzufinden. Um die Viehbesitzer sowohl wie die Gemeindebehörden tunlichst wenig zu belasten, wird die Aufnahme des Viehbestandes so einfach wie möglich gestaltet. Die mit der Aufnahme betrauten Personen (Zähler) werden von Haus zu Haus gehen und den Viehbestand, für jede viehbesitzende Haushaltung gesondert, in eine Liste eingetragen. Im Hinblick auf die große Bedeutung der Viehzählung für die Volkswirtschaft und besonders für die Frage der Fleischversorgung ist es dringend zu wünschen, daß die Viehbesitzer das Zählgeschäft durch bereitwilliges Entgegenkommen gegenüber den Zählern und Ortsbehörden möglichst erleichtern und durch gewissenhafte vollständige Beantwortung der an sie gestellten Fragen zu dem Gelingen der Zählung beitragen.
Zum Geburtstag Gr. Hgl. Hoheit des Großherzogs wurden u. a. verliehen: Das Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen dem ..., das Ritterkreuz 2. Klasse dieses Ordens dem Postmeister Rechnungsrat Franz Schmidt in Grünberg, das silberne Kreuz des Verdienstordens Philipps des Großmütigen mit der Krone dem ..., das silberne Kreuz dieses Ordens den ..., das Allgemeine Ehrenzeichen mit der Inschrift "Für langjährige treue Dienste" dem Gemeinderatsmitglied Heinrich Becker zu Weickartshain, dem Gemeinderechner Wilhelm Hofmann zu Klein-Eichen, dem ..., das Allgemeine Ehrenzeichen mit der Inschrift "Für Verdienste" den Vorsitzenden der Kriegervereine zu Freienseen Johannes Heinrich Reichert und zu Weickartshain Johannes Schmidt, das Allgemeine Ehrenzeichen mit der Inschrift "Für treue Dienste" dem Polizeidiener Reinhard Faust zu Groß-Eichen, dem Polizeidiener Kaspar Jantsch zu Lehnheim, dem Kirchendiener Heinrich Jung zu Freienseen, dem Förster Georg Tröller zu Weickartshain, das Allgemeine Ehrenzeichen mit der Inschrift "Für treue Arbeit" den Waldarbeitern Konrad Bachmann zu Freienseen und Christian Becht zu Gonterskirchen, dem Kreisstraßenwart Wilhelm Hahn zu Lehnheim, den Waldarbeitern Wilhelm Orth und Johs. Walter zu Freienseen, die silberne Verdienstmedaille des Ludwigordens den Hebammen ... [Wilhelm Hofmann - heute Haus Zabel.]
Die Auszahlung und Beischreibung der Zinsen von Einlagekapitalien bei der Grünberger Bezirkssparkasse geschieht: Dienstag, den 16. Dezember für die Orte Ilsdorf, Kesselbach, Klein-Eichen und Münster; nachmittags von 2 bis 4 Uhr für Grünberg.
(Grünberger Anzeiger)
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4. November 1913 |
Ortskrankenkasse
Die am 1. Januar 1914 in Wirksamkeit tretende allgemeine Ortskrankenkasse für den Kreis Schotten ist in 5 Sektionen mit den Geschäftsstellen in Schotten, Laubach, Gedern, Ulrichstein und Eichelsdorf eingeteilt worden. Die Sektion Laubach umfasst die Gemeinden: Laubach, Freienseen, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Ruppertsburg, Solms-Ilsdorf, Wetterfeld und die Waldgemarkung Laubach.
(Grünberger Anzeiger) |
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25. Oktober 1913 |
Meldungen
Von dem Vertrauensmanne des Vogelschutzvereins war im Herbst 1912 darauf hingewiesen worden, daß die Hausbesitzer keine Schwalbennester an ihren Häusern duldeten und behaupteten, die Schwalben brächten Wanzen in die Häuser. [...] die Tiere sind nicht imstande, sich in den Betten der Menschen einzunisten und bleiben in ihren Nestern oder verbreiten sich auf andere Nester, wie auch z. B. der Hühnerfloh nicht an den Menschen geht. [...] So würden auch Schwalbenwanzen ganz von selbst wieder verschwinden. Es ist deshalb zwecklos, die Schwalbennester aus unbegründeter Furcht zu vernichten; ja es wäre sogar gänzlich verkehrt, die Nester abzustoßen.
Die vom Großh. Oberversicherungsamt mit Wirkung vom 1. Januar 1914 festgesetzten Ortslöhne in der Provinz Oberhessen, veröffentlicht im Grünberger Anzeiger am 18. Oktober 1913:
Der Ortslohn gewöhnlicher Tagesarbeiter beträgt im Bezirk Schotten für Versicherte über 21 Jahre männl. 2,60 Mark und weibl. 2,00 Mark. Versicherte von 16-21 Jahren männl. 2,20 Mark und weibl. 1,50 Mark. Versicherte unter 16 Jahren männl. 1,50 Mark und weibl. 1,20 Mark.
Zur Ableistung des Verfassungseides ist Termin anberaumt: Freitag den 31. Oktober l. Js., vormittags 9 1/2 Uhr, in dem Rathaus zu Laubach für die Gemeinden Freienseen, Groß-Eichen, Gonterskirchen, Solms-Ilsdorf, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg und Wetterfeld.
(Grünberger Anzeiger)
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03. Oktober 1913 |
Aus der Pfarrei Groß-Eichen
Getauft wurde am 29. August 1913 dem Landwirt Ernst Faust in Klein-Eichen ein Sohn Georg, geboren am 28. August 1913. Und am 31. August getauft wurde dessen Zwillingsbruder dem Landwirt Ernst Faust in Klein-Eichen ein Sohn Adolf, geboren am 28. August. Am 26. Oktober getauft wurde dem Landwirt Karl Rahn in Klein-Eichen ein Sohn Emil, geboren am 20. Oktober 1913.
Beerdigt wurde am 31. August 1913 Georg Faust, Söhnchen des Landwirts Ernst Faust in Klein-Eichen, 2 Tage alt, starb dieser am 29. August. Am 3. Oktober beerdigt wurde der Zwillingsbruder Adolf Faust, Söhnchen des Landwirts Ernst Faust in Klein-Eichen, er war 1 Monat und 3 Tage alt als er am 1. Oktober 1913 starb.
(Grünberger Anzeiger) |
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11. September 1913 |
Auszug aus dem Kirchenbuch
Am 11. September wird im Grünberger Anzeiger aus dem Kirchenbuch Groß-Eichen "Getauft", "Getraut" und "Beerdigt" veröffentlicht: Am 16. Februar 1913 wird dem Landwirt Wilhelm Högy in Klein-Eichen sein am 5. Januar geborener Sohn Otto getauft. Und am 24. März 1913 wird dem Bergmann Otto Hofmann in Klein-Eichen eine Tochter Erna, geboren am 16. Januar getauft.
Beerdigt wird in Klein-Eichen am 21. April 1913 Landwirt Konrad Felsing, er starb am 19. April und wurde 39 Jahre 9 Monate alt. Am 27. April 1913 wird Landwirt Heinrich Felsing 2r in Klein-Eichen beerdigt, er starb am 25. April und wurde 46 Jahre 2 Monate alt.
(Grünberger Anzeiger)
[Otto Högy ist der Großvater von Axel Roth, Erna Hofmann ist die Mutter von Elke Rühl, Konrad Felsing ist der Großvater von Annelore Roth, Heinrich Felsing ist der Großvater von Lina Lein (2. Ehefrau von Ernst Lein)]
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26. August 1913 |
25 Jahre Pfarrer in Lardenbach
Gestern abend (26. August 1913) fand in Lardenbach eine seltene und schöne Feier statt. Es war der Tag, da vor 25 Jahren Herr Pfarrer Weinberger in hiesiger Gemeinde als Seelsorger in sein Amt trat. Die Gemeinde hat es sich nicht nehmen lassen, dieses Tages in einer Feier zu gedenken, trotzdem der Jubilar den Tag nur in aller Stille vorübergehen lassen wollte.
Abends gegen 1/2 9 Uhr bewegte sich ein Fackelzug von der Bürgermeisterei nach dem Pfarrhaus. Hier wurde die Feier durch den Choral: "Lobe den Herren, o meine Seele" eröffnet, worauf der hiesige Kirchenchor, dessen Präsident der Jubilar schon sehr lange ist, das Lied "Freundschaft und Liebe" anstimmte. Darauf hielt Herr Lehrer Schmidt eine kurze Ansprache, in welcher er die Verdienste des Jubilars während seiner Wirksamkeit hervorhob und zum Schlusse den Wunsch aussprach, der Gefeierte möge noch lange als Seelsorger in hiesiger Gemeinde tätig sein.
Sodann überreichte Herr Bürgermeister Lein im Namen der Gemeinde einen Ruhesessel und Herr K. Keil für den Kirchenchor das Bild der Königin Luise als Geschenk. Auch die Schüler widmeten ihrem Relogionslehrer eine schöne Gabe.
Herr Pfarrer Weinberger war sehr gerührt und dankte allen in bewegten Worten. Nur durch Gottes Gnade sei ihm eine solche segensreiche Wirksamkeit beschieden gewesen. Eintracht und Liebe, wie es in dem vorgetragenen Liede hieß, sollen auch ferner Pfarrer und Gemeinde mit einander verbinden.
Die Feier schloß mit Chor- und Choralgesang. Die Schüler erhielten zum Schlusse Brezeln und anderes Gebäck. Orts- und Kirchenvorstand, sowie der Kirchenchor wurde nach der Feier zu einem Gläschen Wein eingeladen,
(Grünberger Anzeiger)
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16. August 1913 |
Steuererträgnisse
Die 54 Gemeinden des Kreises Schotten zahlen im Rechnungsjahr 1913 die Summe von rund 160 000 Mark Staatssteuer. An der Spitze steht Schotten mit 21 000 Mark. Die Gesamtsumme an Gemeindesteuer beträgt für die 54 Gemeinden rund 400 000 Mark. Schotten erhebt 45 000 M., Laubach 31 000 M., Gedern 30 000 M., Ulfa 14 200 M., Eichelsdorf 13 000 M., Ober-Schmitten 12 000 M., Eichelsachsen 11 500 M., Ulrichstein 11 000 M., Ober-Seemen 11 000 M., Ruppertsburg 9000 Mark.
In Bezug auf die Höhe des Prozentsatzes stehen an der Spitze: Schmitten mit 248,9, Glashütten mit 236 und Kölzenhain mit 213 Prozent, am günstigsten stehen: Freienseen mit 26,7, Lardenbach mit 68,8, Ruppertsburg mit 74, Michelbach mit 71 und Wetterfeld mit 76,6 Prozent.
(Grünberger Anzeiger)
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06. Juli 1913 |
Volksfest auf dem Hoherodskopf
Unter überaus zahlreicher Beteiligung aller Zweigvereine des Vogelsberger Höhenklubs und der Bevölkerung des Vogelberges fand am Sonntag das altherkömmliche Volksfest auf dem Hoherodskopf statt, das bei dem wider Erwarten herrlichen Wetter einen prächtigen Verlauf nahm.
Die Festleitung hatte in diesem Jahre die Sektion Ulrichstein in Händen. An Stelle des leider gesundheitlich verhinderten Vorsitzenden Dr. Bruchhäuser hielt Pfarrer Helwig (Ulrichstein) die Festrede, die unter dem reichsten Beifall aller Teilnehmer mit einem begeisterten "Frisch auf!" auf den Protektor des Vogelsberger Höhenklubs, Großherzog Ernst Ludwig, ausklang.
Auf der schönen freien Halde des Hoherodskopfes fanden dann Jugendspiele statt, bei denen das kleine Volk dann eifrig um die Preise rang. Aeußerst orginell war ein Verkaufsstand, in dem echter Ulrichsteiner in Krüglein kleineren und größeren Maßes von holder Hand zum Kauf angeboten wurde.
(Grünberger Anzeiger) |
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29.6., 6. Juli 1913 |
Preisschießen in Ilsdorf
Das Preisschießen, welches der Kriegerverein Ilsdorf alljährlich veranstaltet, wurde an den beiden letzten Sonntagen (29. Juni und 6. Juli 1913) abgehalten. Es erfreute sich eines recht zahlreichen Besuches aus der näheren und ferneren Umgebung. Abgegeben wurden an beiden Tagen über 2000 Schüsse. Die Schießergebnisse waren teilweise ganz hervorragend.
Am 1. Tage erhielt den ersten Preis mit 36 Ringen, Herr Jakob Zeiler (Stockhausen), der als der beste Schütze der Umgegend gilt. Den 2., 3., 4. 5., Preis mit 35 Ringen erhielten die Herren Sergant Rühl (Gießen), Hermann Reitz (Mücke), Lehrer Schmidt (Lardenbach) und Joh. Zeiler (Ilsdorf). Im ganzen wurden am 1. Tage 30 Preise verteilt, wobei nur noch die Ringzahl 32 in Betracht kam.
Am letzten Sonntag erhielten die ersten Preise mit 35 und 34 Ringen die Herren Musketier Bast (Gießen), Otto Stühler (Ilsdorf), Jak. Zeiler (Stockhausen), Karl Jüngst (Ilsdorf), Joh. Zeiler (Ilsdorf) und Friedrich Schneider (Ilsdorf). 43 Preise wurden verteilt und konnte nur noch die Ringzahl 32 berücksichtigt werden. Die Preise wurden in bar ausbezahlt, sie betrugen nahezu 250 Mark.
Außerdem wurden vier prächtige Ehrenscheiben geschossen. Die glücklichen Sieger waren die Herren: Otto Biedenkapp (Solms-Ilsdorf), Otto Nickel (Stockhausen), Eugen Jüngst (Ilsdorf) und Otto Hahn (Flensungen). Geschossen wurde mit Modell 71-84. Die Gewehre sind direkt von der Kammer, noch neu und durch Waffenmeister Theiß (Ilsdorf) in tadelloser Verfassung gehalten. Doch beabsichtigt der Verein, dieselben im nächsten Jahre gegen Modell 88 umzutauschen.
(Grünberger Anzeiger)
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25. Juni 1913 |
Dekanatssynode
Am Mittwoch tagte, wohl als die erste des Jahres, die Dakanatssynode des Dekanats Grünberg in dem uralten Kirchlein des durch den Kalendermann bekannt gewordenen Veitsberg. In dem Gottesdienst hielt Pfarrer Hofmann (Winnerod) die Liturgie, wobei die Schulkinder unter Leitung des 1. Lehrers, Herber, mehrmals sangen, darunter das schöne Lied "Näher, mein Gott, zu Dir". Die Predigt hielt Pfarrer Staubach (Groß-Eichen, zusammen mit Klein-Eichen schon immer Teil des Dekanats Grünberg).
Die anschließende Synode begann, unter dem Vorsitz von Dekan Röschen (Freienseen), mit den üblichen geschäftlichen Verhandlungen. Bei den Wahlen wurden die seitherigen Mitglieder des Dekanatsausschusses wiedergewählt, Pfarrer Georgi (Ermenrod), Pfarrer Scriba (Wetterfeld), Pfarrer Heuser (Nieder-Gemünden), Alt-Bürgermeister Zimmer (Grünberg), Bürgermeister Schmidt (Queckborn).
Der Dekanatserziehungsverein zählt 189 Zöglinge. Den Vortrag hielt Pfarrer Steiner (Deckenbach) über "Inwiefern birgt das weltliche Vereinswesen Gefahren für das kirchliche Gemeindeleben in sich, und wie kann diesen Gefahren seitens der Organe der Einzelgemeinde begegnet werden?" Bei voller Anerkennung der Berechtigung des Vereinswesens schildert der Vortragende die Gefahren und deren Bekämpfung. Diese besteht hauptsächlich in der Aufgabe, die Befriedigung der berechtigten Geselligkeit in ein nesseres Bett zu lenken und dem unheilvollem Alkoholismus zu wehren.
Das wahre Glück ist Freude in Gott. Bürgermeister Schmidt (Queckborn) sprach als Koreferent, seine Zustimmung aus und gab einige Ergänzungen. In der Besprechung wurden Volksfeste, Spielplätze u. a. empfohlen.
Sodann berichtete der Landessynodale Pfarrer Wagner /Darmstadt) über die wichtigsten Verhandlungen der Landessynode. Es war schon 1/2 3 Uhr vorüber, als die Synode geschlossen wurde. Bei dem folgenden gemeinsamen Mahle überreichte Pfarrer Siebeck (Merlau) dem zuletzt Genannten, als Erinnerung an das Dekanat, das er von 1901-1912 geführt, eine Gabe der Dekanatsgeistlichen, Photographien aller Kirchen des Dekanats, in schöner Mappe. Sichtlich bewegt dankte Pfarrer Wagner.
(Grünberger Anzeiger= |
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23. Juni 1913 |
Regierungsjubiläum
In erhebender Weise wurde gestern (23. Juni 1913) in Lardenbach das 25jährige Regierungsjubiläum unseres Kaiser gefeiert. Es war geplant, die Festlichkeit im Walde abzuhalten, doch das vorangegangene Regenwetter ließ dies nicht zu.
Ein stattlicher Festzug, voran die Schüler mit ihren Fähnchen und der Kriegerverein mit Fahne, bewegte sich um 2 Uhr (14 Uhr) durch das Dorf nach dem Saale der Diehlschen Gastwirtschaft.
Nach kurzer Begrüßung wechselten hier Gesänge des Kirchenchores, der Schüler und Deklamationen (kunstvoller Vortrag) derselben miteinander ab. Herr Pfarrer Weinberger hielt eine begeisternde Ansprache, in welcher er die Verdienste unseres Kaisers während seiner 25jährigen Regierungszeit besonders hervorhob. Sein Hoch galt unserem erhabenen Herrscher, dem Friedenskaiser.
Eine weitere Ansprache hielt Herr Lehrer Schmidt, der besonders der großen Zeit vor 100 Jahren gedachte und sie als Vorbild für die Jetztzeit, besonders für die Jugend sehr warm empfahl. Gerade an die letztere wandte er sich mit mahnenden Worten, stets eingedenk zu sein der großen Opfer, die einst unsere Väter dem Vaterlande dargebracht hatten.
Der Redner schloß mit einem Hoch auf Heimat und Vaterland. Nachdem das Programm sich in schöner Weise abgespielt hatte, blieb man noch einige Stunden in geselliger Weise beisammen.
(Grünberger Anzeiger)
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01. Juni 1913 |
Gewitter
Heute (1. Juni 1913) unternahm der Lardenbacher Kirchengesangverein unter seinem Dirigenten, Herrn Lehrer Schmidt, seinen diesjährigen Ausflug. Obgleich der Himmel wegen des starken Gewitterregens in der vorausgegangenen Nacht am Morgen ein recht trübes Gesicht zeigte, so gestaltete sich das Wetter am Mittag doch noch recht schön. Die Bahnfahrt ging vorerst nach Nieder-Gemünden. Von hier begann der Weitermarsch durch prächtigen Wald über Wäldershausen nach Homberg a. d. Ohm. Der Himmel hatte sich geklärt und man hatte hier eine schöne Fernsicht. Nach kurzer Rast und Stärkung im "Frankfurter Hof", ging es bei herrlichem Sonnenschein über Ober- und Nieder-Ofleiden nach Schweinsberg. Leider wurde hier nicht gestattet, das Schloß mit seinen Anlagen zu besichtigen.
Nach kurzer Wanderung über Rüdugheim kam man endlich am Fuße der Amöneburg, dem gesteckten Ziele, an. Hier begann der Aufstieg nach dem Felsenstädtchen, wie ihn wohl die wenigsten Teilnehmer bisher gemacht hatten. Auf dem sehr steilen Wege aufwärts konnten auch die schönen Basaltbrüche mit ihren hohen Steinsäulen besichtigt werden. In der Gartenwirtschaft des "Deutschen Hauses" wurde Einkehr gehalten. Nach dem hier für das leibliche Wohl gesorgt war, wurden die alten Klosterüberreste, die Kirche und sonstige Sehenswürdigkeiten in Augenschein genommen. Die Fernsicht war leider durch die sich trübende Luft etwas gehindert. Im Saale des genannten Gasthauses wurde nun der wohl empfundenen Ruhe gepflegt und auch tüchtig gesungen. Es gesellte sich bald eine große Zuhörerschar dazu, und deren lebhafter Beifall zollte den Sängerinnen und Sängern ihren Dank und bewies, daß die vorgetragenen Lieder einen guten Eindruck hinterließen.
Ein herannahendes Gewitter mahnte zum Aufbruch. Noch rechtzeitig, ehe der Himmel seine Schleusen öffnete, erreichte man die Bahn, die die Wanderer unter heftigem Donnern, Blitzen und Regen über Nieder-Gemünden nach Mücke brachte. Hier konnte man noch die Brandstätte des leider durch Blitzschlag eingeäscherten Sägewerks Mücke besichtigen. Um 10 Uhr (22 Uhr) wurde die letzte Fahrt nach Bahnhof Weickartshain angetreten. Ein jeder ging mit dem Bewußtsein nach Hause, einen schönen, an sehenswürdigen Genüssen reichen Ausflug gemacht zu haben.
Reich an Gewittern ist das diesjährige Frühjahr und besonders zahlreich beschieden waren sie unserer Gegebd (Laubach, Grünberg) am gestrigen Sonntag Nachmittag (1. Juni 1913). Rundum bewölkte sich der Himmel gegen 5 Uhr (17 Uhr) und nicht lange dauerte es, bis die Schleußen des Himmels sich öffneten und bei unaufhörlichem Blitzen und Donnern während zwei Stunden große Wassermassen zur Erde niederströmten, glücklicherweise ohne Begleitung des erntegefährdenden Hagels.
Das gestrige (1. Juni 1913) Gewitter hat in hiesiger Gegend furchtbar gehaust. In Ulrichstein hat es drei-, in Ober-Seibertenrod zweimal eingeschlagen. In letzterem in dieselbe Hofreite, wo es voriges Jahr eingeschlagen hatte. In Höckersdorf und Groß-Eichen schlug der Blitz je einmal ein. Glücklicherweise ist kein Brand entstanden. In Klein-Eichen zerschmetterte der Blitz eine Eiche ganz in der Nähe eines Hauses.
In dem Sägewerk "Oberhessische Holzindustrie" in Mücke entstand gestern (1. Juni 1913) nachmittag während eines heftigen Gewitters durch Blitzschlag ein Brand, der das Werk zum größten Teil in Asche legte. Dem Feuer fielen die mittlere Sägehalle, in der die Sägewerksmaschinen standen, und die Schreinerei mit den Maschinen zum Opfer. Verschont blieben die hintere Holzhalle und der vordere Holzplatz. Der ziemlich bedeutende Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Der Betrieb soll baldmöglichst wieder aufgenommen werden.
Bei dem furchtbaren Gewitter, das gestern (1. Juni 1913) nachmittag in Nordeck tobte, schlug es viermal ein. In drei Häusern schlug es in die Küche und zerstörte die elektrischen Leitungen. Eine Frau, die am Herde stand, wurde ohnmächtig, konnte sich aber bald wieder erholen.
(Grünberger Anzeiger)
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14. Mai 1913 |
Laubacher Stift 1913
Ein großer Segen für Laubach und die ganze nahe und weitere Umgegend ist das hiesige Johann-Friedrich-Stift. Welch segensreiche Tätigkeit diese Anstalt im verflossenen Jahre geleistet hat, möge aus nachstehenden Zahlen erhellen. Beschäftigt waren 5 Schwestern, von denen 1 im Krankenhaus, 2 im Siechenhaus, 1 in der Gemeindepflege und 1 in der Kleinkinderschule tätig waren.
Die Zahl der Kranken im Krankenhause betrug 73 mit 4046 Pflegetagen und 22 Nachtwachen. Die Schwester, welche mit der Gemeindekrankenpflege betraut ist, besuchte im Laufe des Jahres 94 Familien, denen in Krankheit und Armut gedient wurde mit 1764 Armen- und Krankenbesuchen, wobei 4 Tag- und 15 Nachtwachen geleistet wurden. Der Jungfrauenverein, welche diese Schwester ebenfalls leitet, war von 22 Jungfrauen besucht, während in der Kleinkinderschule von der fünften Schwester 50 Kinder gehütet wurden.
(Grünberger Anzeiger)
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29. April 1913 |
Anzeige
Im Grünberger Anzeiger vom 29. April 1913 erschien folgende Anzeige:
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20. März 1913 |
Anzeige
Im Grünberger Anzeiger vom 20. März 1913 erschien folgende Anzeige:
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15. März 1913 |
Achtung der Kommunalinteressen
Die Militärverwaltung will bei der Durchführung der neuen deutschen Militärvorlage, welche jährlich 68 000 Mann mehr Soldaten und eine Neubeschaffung von 30 000 Pferden für sechs weitere Kavallerie-Regimenter und für Zwecke der Artillerie fordert, die kleineren Garnisonen, das heißt die Zuweisung begrenzter Truppenteile an bisher garnisonlose Mittel- und Kleinstädte, mehr als bisher berücksichtigen.
Was militärisches Leben für eine Stadt bedeutet, braucht nicht erst groß auseinandergesetzt zu werden, die Träger des bunten Rocks bringen erhöhten Geldumlauf und fröhlicheren gesellschaftlichen Verkehr. Darum sind der in dieser Beziehung laut gewordenen Wünsche sehr zahlreiche, und wo dieselben erfüllt werden sollen, wird schnelle Entschlossenheit erforderlich sein. Denn ganz ohne Beihilfe aus dem Kommunensäckel werden die neuen Garnisonen kaum zu erhalten sein, daß sich die Anlage lohnt.
Nun kommt bei der gegenwärtigen Erhöhung der Friedensstärke noch ein besonderer Umstand in Betracht, die zahlreichen Offiziers-Neueinstellungen. An Wohngelassen, welche für Offiziere geeignet sind, besteht nicht gerade in solchen Städten, die für eine neue Garnison in Frage kommen könnten, Ueberfluß, es eröffnen sich für den Grundstücks- und Baumarkt also gute Aussichten.
Neue Häuser bedeuten neue Straßen, neue Straßen neue städtische Einnahmen. Schon im Hinblick darauf muß an die Vertretung solcher Garnison-Interessen herangegangen werden. Ueberhaupt macht die neue Vorlage ganz bedeutende bauliche Anforderungen nötig; man denke nur an die Kasernenerweiterungen und an die Unterbringung der oben erwähnten 30 000 Pferde.
Die Pferdepreise, die freilich noch niemlas niedrig waren, werden angesichts dieser Wertschätzung auch in die Höhe gehen, und an eine Zeit, wo das letzte Roß durch ein Automobil ersetzt sein wird, ist kaum zu denken. Im Gegenteil wird sich die Pferdezucht immer lohnender gestalten.
(Grünberger Anzeiger) |
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10. März 1913 |
Vereinswanderung
Von prächtigem Wetter begünstigt, stand gestern die erste diesjährige Vereinswanderung des Mückener Zweigvereins des V.H.C. statt, zu der sich 15 Teilnehmer zusammengefunden hatten.
Die Wanderung begann unter Führung von Hallstein und Jüngst um 1 Uhr in Mücke und führte über Ilsdorf, Groß-Eichen und Höckersdorf nach Sellnrod. Hier wurde bei Gastwirt Heinz eine kurze Rast gemacht.
Nachdem man sich an einem vorzüglichen Kaffee, der überdies noch den Vorzug großer Billigkeit hatte, erquickt hatte, wanderte man weiter über Klein-Eichen nach Stockhäuser Hof, dem Endziel der Wanderung.
Hoffen wir nun, daß die folgenden Wanderungen sich einer immer steigenden Beteiligung zu erfreuen haben, damit neben der Pflege der Geselligkeit auch das andere Hauptziel unseres V.H.C., die Weckung des Wandersinns und froher Wanderlust, immer mehr zu seinem Rechte komme.
(Grünberger Anzeiger) |
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25. Februar 1913 |
Anzeige
Im Grünberger Anzeiger vom 15. und 25. Februar 1913 erschienen folgende Anzeigen:
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6. Februar 1913 |
Rechner in Lardenbach
Heinrich Schneider zu Lardenbach ist zum Rechner für die Gemeinde und Kirche Lardenbach ernannt, verflichtet und in seinen Dienst eingewiesen worden.
(Grünberger Anzeiger) |
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25. Januar 1913 |
Grube "Luse"
Die Ausbeutung der Grube "Luse" an Eisensteinen bei Isdorf dürfte bald erschöpft sein. Umso größere Lager von Eisensteinen besitzt die Gesellschaft in der Nachbargemeinde Lardenbach und Stockhausen.
Ein neues Eisensteinlager in der Gemarkung Ilsdorf hat die Eisensteingesellschaft Grube "Luise" erworben. Da der Boden hier mit Jungwald bewachsen ist, sollen drei Morgen Wald abgetrieben werden. Gegenwärtig werden die Fundamente für die zu erbauende Drahtseilbahn gegraben.
(Grünberger Anzeiger)
Fotos |
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14. Januar 1913 |
Pfennigsparkasse
Die Pfennigsparkasse in Lardenbach, welche vor einigen Jahren durch Herrn Lehrer Schmidt ins Leben gerufen wurde und die auch durch denselben verwaltet wird, hat bis dahin (14. Januar 1913) als Einlage, meistens von den Schülern und Fortbildungsschülern, die hübsche Summe von 7000 Mark erreicht. Außerdem sind aber auch schon über 1000 Mark wieder zurückbezahlt worden, meistens an die Konfirmanden. Es ist dies doch gewiß eine segensreiche Einrichtung, woran die Kinder Gefallen haben, und wodurch diese schon früh zum Sparen angelernt werden.
(Grünberger Anzeiger) |
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11. Januar 1913 |
Viehzählung
Die amtliche Zusammenstellung der Viehzählung am 2. Dezember 1912 im Kreise Schotten weist folgende Ergebnisse auf:
Gemeinde |
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Pferde |
Rindvieh |
Schafe |
Schweine |
Ziegen |
Federvieh |
Bienenstöcke |
Bobenhausen |
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33 |
458 |
262 |
366 |
28 |
1319 |
39 |
Freienseen |
|
22 |
413 |
- |
334 |
59 |
1473 |
28 |
Groß-Eichen |
|
44 |
557 |
116 |
592 |
60 |
2000 |
43 |
Solms-Ilsdorf |
|
3 |
77 |
- |
61 |
5 |
144 |
- |
Klein-Eichen |
|
16 |
215 |
- |
197 |
- |
590 |
6 |
Lardenbach |
|
11 |
281 |
- |
259 |
21 |
861 |
10 |
Stockhäuser Hof |
|
7 |
48 |
- |
45 |
2 |
173 |
8 |
Unter-Seibertenrod |
|
19 |
383 |
160 |
284 |
28 |
788 |
19 |
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Gemeinde |
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Schlachtungen |
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Rindvieh |
Schafe |
Schweine |
Ziegen |
Bobenhausen |
|
2 |
1 |
132 |
21 |
Freienseen |
|
2 |
- |
149 |
7 |
Groß-Eichen |
|
2 |
1 |
242 |
9 |
Solms-Ilsdorf |
|
- |
- |
26 |
- |
Klein-Eichen |
|
- |
- |
67 |
- |
Lardenbach |
|
- |
- |
120 |
4 |
Stockhäuser Hof |
|
- |
- |
13 |
- |
Unter-Seibertenrod |
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4 |
1 |
128 |
13 |
|
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Im ganzen Kreis Schotten wurden gezählt: 1823 Pferde, 2 Esel, 19806 Rindvieh, 5656 Schafe, 15359 Schweine, 1817 Ziegen, 59873 Federvieh, 1207 Bienenstöcke. Geschlachtet wurden: 42 Rindvieh, 45 Schafe, 6241 Schweine, 231 Ziegen.
(Grünberger Anzeiger) |
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04. Januar 1913 |
Wildschaden Ersatz
Für die Jahre 1913, 1914 und 1915 wurden gemäß Gesetz vom 1. Juni 1895 den Ersatz des Wildschadens betreffend für den Bezirk 1 die Sachverständigen gewählt. Die Tätigkeit dieser Kommission erstreckt sich nur auf den Bezitk 1, der aus den Gemarkungen der Stadt Laubach und den Waldgemarkungen Laubach, Freienseen, Gonterskirchen, Ruppertsburg, Wetterfeld, Lardenbach und Solms-Ilsdorf gebildet wird.
(Grünberger Anzeiger) |
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31. Dezember 1912 |
Meldungen
Wie schon eine Reihe von Jahren seither, so wird auch dieses Weihnachtsfest wieder am ersten Feiertage abends 6 Uhr in der Lardenbacher Kirche eine Christmette abgehalten werden, wobei der hiesige Schülerchor unter der bewährten Leitung des Lehrers, Herrn Schmidt, mitwirken. Am zweiten Weihnachtstage, abends 6 Uhr führen die Schüler in der Kirche ein Weihnachtsfestspiel in drei Bildern auf, worin Gesänge der Schüler u. Deklamationen abwechseln. Schon mehrere Jahre hat Lehrer Schmidt mit seinen Schülern durch ähnliche schöne Festspiele erfreut.
Eine schöne Ehrung wurde dem langjährigen, verdienten Polizeidiener Heinrich Keller 6r von der Lardenbacher Gemeinde zuteil. Nachdem der alte Kriegsveteran von 1866 und 1870-71 kürzlich von S. Königlichen Hoheit dem Großherzoge für seine mehr als 30jährige Dienstzeit als Ortsdiener das allgemeine Ehrenzeichen für langjährige, treue Dienste erhalten hatte, so überreichte ihm heute der Gr. Bürgermeister einen schönen Ruhesessel zum Weihnachtsgeschenk. Möge der alte Veteran, der trotz seines wechselvollen und arbeitsreichen Lebens noch sehr rüstig und seine Dienstobliegenheiten pünktlich erfüllt, noch recht lange in diesem Sessel von seinen Arbeiten ausruhen.
Eine auswärtige Telegraphenbaukolonne ist zurzeit (Dezember 1912) damit beschäftigt, unmittelbare Fernsprechverbindungen zwischen Grünberg einerseits und den Orten Stockhausen, Weickartshain, Lardenbach, Ilsdorf, Groß-Eichen, Ruppertenrod, Zeilbach und Groß-Felda andererseits herzustellen. Auch mit Hungen soll, wie man hört eine unmittelbare Fernsprechverbindung in absehbarer Zeit hergestellt werden. (Schon seit zehn Jahren, 1902, waren in Grünberg Fernsprecheinrichtungen in Betrieb. Es ist anzunehmen, dass in den Dörfern zuerst die Postämter mit einem Anschluss versorgt wurden.)
Daß sich der Winter bis jetzt von seiner mildesten Seite zeigt, läßt Menschen, Tiere und Pflanzen an der Jahreszeit irre werden. Hätte es nicht im Kalender gestanden, hätte die Freude um den Tannenbaum es nicht verkündet, es sei Winters- und Weihnachtszeit - die Witterung hätte es sicher nicht verraten. Eine Bestätigung des Gesagten bilden auch ein munter trabelnder "Maikäfer", sowie blühende Schneeglöckchen, die im Garten in etwas vorwitziger Weise sich ans Licht gewagt.
(Grünberger Anzeiger)
Fotos |
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02. Dezember 1912 |
Viehzählung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Deutschland nach wie vor ein agrarisch geprägter Staat. Die Zahl der Bauern machte zirka 60 Prozent der Bevölkerung aus. Mehr als die Hälfte wirtschaftete auf einem Parzellenbetrieb, der nicht größer als zwei Hektar war. Dem folgten die Klein- und Mittelbauern, deren Betriebe eine Größe zwischen zwei und 20 Hektar hatten. Zu den Großgrundbesitzern zählten lediglich fünf Prozent aller Höfe. Geografisch wies die landwirtschaftliche Produktionsweise, die als Folge einer generationenübergreifende Erbteilung entstanden war, zwischen Nord und Süd sowie West und Ost große Unterschiede auf. In Hessen wurde die Realteilung praktiziert. Jedes männliche Kind erbte, was zu einer Zersplitterung der Anbauflächen führte. Die Felder wurden immer kleiner und unwirtschaftlicher. Viele Höfe konnten sich gerade noch selbst versorgen. Mancher Bauer hat sich noch andere Arbeit gesucht, meist als Handwerker.
Innerhalb des Dorfes unterschied man die kleine soziale Klasse der Gäulsbauern, die sich Pferde als Zugtiere leisten konnten, von der größeren der Kuhbauern mit weniger Landbesitz und von den Ziegenbauern, die keine Zugtiere hatten. Vor 100 Jahren gab es in Klein-Eichen allerdings keine einzige Ziege. Auch keine Schafe waren zum Ende des Jahres 1912 im Dorf zu finden. Dies belegt eine Viehzählung die am 2. Dezember dieses Jahres im gesamten Kreis Schotten erfolgte. In Lardenbach dagegen waren 21 Ziegen, aber auch keine Schafe vorhanden.
Seit 1874 gehörte Klein-Eichen zum Kreis Schotten. Dieser bestand dann bis 1938. Vor 100 Jahren zählte man etwa 180 Einwohner im Dorf die in 32 Wohnhäuser lebten. Das größere Lardenbach hatte damals ungefähr doppelt so viele Bewohner. Die Landwirtschaft war die Haupterwerbstätigkeit. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Ackerpflug noch von Pferd oder Kuh gezogen, die Saat aus dem Sätuch gesät, die Disteln von Hand gestochen, das Getreide mit der Sense gemäht, die Garben von Frauen eingebunden, die Körner mit dem Dreschflegel ausgedroschen, die Frucht zur Mühle gefahren, das Mehl zu Brot von Hand geknetet, der Backofen angeheizt, usw......
Viele fleißige Hände wurden gebraucht, um die Ernährung zu sichern. Die Viehhaltung forderte einen großen Anteil der Arbeitszeit, vor allem die Stallpflege und die Aufzucht der Jungtiere. Heu und Grummet, Futterrüben und ein Teil der Getreide- und Kartoffelernte lieferten das notwendige Futter.
Im Gegensatz zu der Einwohnerzahl, hatte Klein-Eichen jedoch mehr Pferde, nämlich 16, als das unmittelbare Nachbardorf mit 11 Pferden. Auch bei der Anzahl des Rindviehs war das Verhältnis von 215 (Klein-Eichen) zu 281 (Lardenbach) nicht so weit auseinander. Das Hausschwein fand sich diesseits des Grenzgrabens 197 mal. Auf der anderen Seite zählte man 259 Stück im Dezember vor 100 Jahren. Bis zum Stichtag geschlachtet wurden im Klein-Eichen 67 Schweine. Mit 120 Schweine-Schlachtungen war der Bedarf in Lardenbach fast doppelt so hoch. Hier spiegelt sich wohl die Einwohnerzahl.
Wichtig für die Grundversorgung war auch das Federvieh. Es gibt nur die eine Zahl 590 Stück. Hier sind bestimmt nicht nur Hühner enthalten, sondern auch Gänse und vielleicht auch Enten und Truthähne. Die Anzahl des Federviehs in Lardenbach betrug 861 Stück. Gezählt wurden damals auch die Bienenstöcke. Und das ergab 6 Stück in Klein-Eichen zu 10 Stück in Lardenbach.
Solche Viehzählungen wurden in Deutschland erstmals 1873 durchgeführt. Seit 1912 sind dann jährliche amtliche Ermittlungen des Viehbestandes eingeführt worden. Der Pferde- und Geflügelbestand wird jährlich, der Rindvieh- und Schafbestand wird halbjährlich ermittelt, für Schweine finden vierteljährliche oder monatliche Zwischenzählungen statt.
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27. Juli 1912 |
Zeitungs-Meldung
Was so alles in der Zeitung stand! Im Grünberger Anzeiger vom 27. Juli 1912 war diese kleine Meldung zu finden. Leider ist nicht bekannt, wem dieses Missgeschick passierte.
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13. Juli 1912 |
Pfarrei Groß-Eichen
Aus der Pfarrei Groß-Eichen werden am 13. Juli die zurückliegenden Taufen gemeldet: Am 10. Dezember (1911) dem Landwirt Karl Rahn in Klein-Eichen ein Sohn Ernst, geb. am 5. November; am 24. Dezember (1911) dem Landwirt Wilhelm Högy zu Klein-Eichen eine Tochter Paula, geb. am 21. November; am 28. April (1912) dem Landwirt Ernst Faust in Klein-Eichen eine Tochter Marie, geb. am 31. März.
Laut Zeitungsmeldung sollen am 12. Mai (1912) der Eisenbahnschaffner Ludwig Euler in Klein-Eichen seine Frau Katharina Bär, Tochter des Landwirts Martin Bär aus Groß-Eichen, geheiratet haben.
Am 2. März starb in Klein-Eichen Margarete Römer, geb. Frank (Rüdingshausen), Ehefrau des Landwirts Friedrich Römer mit 72 Jahre 5 Monate 22 Tage alt.
(Grünberger Anzeiger) |
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17. Juni 1912 |
Unglücksfall
Heute Vormittag ereignete sich im benachbarten (von Lardenbach) Eisensteinbergwerk ein bedauerlicher Unfall, indem ein junger Arbeiter aus Wohnfeld durch herabfallende Gesteinsmassen einen Arm- und einen Beinbruch davontrug. Der Verunglückte wurde in die Klinik nach Gießen überführt.
(Grünberger Anzeiger) |
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12. April 1912 |
Anzeige im Grünberger Anzeiger
Am 14. April 1912 erschien im Grünberger Anzeiger diese Anzeige. Darin bietet Wilhelm Högy eine Kuh zum Verkauf an. Der Landwirt Wilhelm Högy stammt aus Ruppertsburg und hat 1902 in Klein-Eichen Maria Lein geheiratet. Die beiden hatten 10 Kinder. Einer ihrer Söhne war Otto Högy, der Vater von Gisela Roth.
(Grünberger Anzeiger)
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15. März 1912 |
Geländeabtretungen
Am Freitag, 15. März 1912, fand in der Diehl'schen Gastwirtschaft in Lardenbach zwischen dem hiesigen Ortsvorstand und der obersten Bergbaubehörde eine Sitzung statt, bei der auch der Großh. Kreisrat von Schotten und die Forstbehörde anwesend waren. Es handelte sich um Geländeabtretungen an die Bergwerksgesellschaft "Luse-Ilsdorf" (in der Gemarkung Lardenbach).
Es fand nach langer Beratung eine Einigung dahin statt, dass die Besitzer ihre Grundstücke an die Gesellschaft für den Preis von 60 Pfg. pro Qudaratmeter verkauften. Vorher waren nur 40 Pfg. dafür vorgesehen. Nach Abbau des Feldes wird daselbe von der Bergbaugesellschaft wieder zu Ackerboden hergestellt.
Die Gemeinde kann das Gelände wieder kaufen den Quadratmeter zu 40 Pfg. Durch diese Einigung ist doch das Enteignungsverfahren erspart geblieben.
(Grünberger Anzeiger)
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28. Februar 1912 |
Selbstmord
Vergangene Nacht hat sich hier in Lardenbach der 77 Jahre alte Landwirt und Auszügler Johann Konrad Kratz in seinem Zimmer an einem Kleiderschrank vermittels der Strumpfbänder und eines Handtuches aufgehängt. Da er tags zuvor sehr aufgeregt war, so liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, daß er seine Tat im Zustande geistiger Umnachtung vollzogen hat.
(Grünberger Anzeiger) |
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24. Februar 1912 |
Grubenunfall
Viele Jahre lang war die Landschaft im vorderen Vogelsberg, von Freienseen bis Nieder-Ohmen, geprägt durch große Eisenerztagebaue. Bis in die späten 1960er Jahre war neben Land- und Forstwirtschaft der Bergbau eine der wichtigsten Erwerbsquellen der Bevölkerung. Durch die Entwicklung einer Infrastruktur und der daraus resultierenden kommerziellen Ausbeute der oberhessischen Erzvorkommen, wurde die Not der Landbevölkerung deutlich gelindert. Die Arbeit in der Erzförderung und Aufbereitung stellte eine beachtliche Erwerbsquelle dar. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts waren bis zu 600 Bergleute in den Gruben tätig.
In der Klein-Eichener Gemarkung gab es direkt keine Grube zur Förderung des Eisenerzes. Aber gleich in der Nachbarschaft, wie bei Lardenbach und Stockhausen, wurde im Tagebau aus der Grube Maximus und der Grube Hoffnung Erz gefördert. Erwachsene und Jugendliche arbeiteten dort für einen Durchschnittslohn von 1,60 Mark bis 3,30 Mark pro Schicht. Viele Arbeiter aus den Vogelsbergdörfern mussten bis in das Seenbachtal laufen um hier ihr Auskommen zu finden. Wenn auch für die Grubenarbeiter aus Klein-Eichen der Weg nicht so weit war, so war die Arbeit wohl schwer und auch gefährlich. Wie der "Grünberger Anzeiger" vor hundert Jahren berichtete:
Unglücksfall auf der Eisensteingrube, 1912
Auf der Eisensteingrube bei Stockhausen hat sich ein erschütternder Unglücksfall ereignet, der leider das Leben eines Bergmannes gefordert hat. Es ist dies der Bergmann Georg Gerbig von Klein-Eichen, der früher längere Zeit in Westfalen gearbeitet und erst seit einigen Jahren sich in Klein-Eichen seßhaft gemacht hat, um näher bei seinen Verwandten zu wohnen.
Gerbig war ein fleißiger, strebsamer und geachteter Mann, der sich durch sein freundliches Wesen gar bald die Zuneigung der hiesigen Einwohnerschaft und seiner Mitarbeiter gewann und der auch keine Mühe scheute, die Seinigen, eine Frau mit 4 Kindern, gut und redlich durchzubringen. Er arbeitete, wenn es galt, Tag und Nacht.
Wegen seiner strengen Gewissenhaftigkeit in seinen Arbeiten war ihm schon seit einiger Zeit die Besorgung des Benzinmotors, der in einem Wasserschacht steht und das Wasser herauszupumpen hatte, ganz allein anvertraut worden. Gestern abend (23. Februar 1912) verließ er fröhlich und gesund die Seinigen, die Nachtschicht anzutreten, und heute Morgen 8 Uhr brachte man ihn auf einem Wagen tot als Opfer seines Berufes.
Er wollte, wie seither, das durch den anhaltenden Regen noch vermehrte Wasser mit seinem Motor aus dem Schacht herausschaffen. Er verließ seine Mitarbeiter mit dem Auftrag, wenn er nach einer Stunde noch nicht zurück sei, so solle man nach ihm sehen. Als er aber darauf ungewöhnlich lang ausblieb, so ging man nach ihm, fand aber nichts von ihm. Nach einigem Suchen fand man ihn im Wasser des Schachtes tot vor. Anscheinend ist er beim Absteigen abgeglitten und dann im Wasser ertrunken.
Sehr bedauert wird die trauernde Witwe mit ihren vier noch ganz unmündigen Kindern, die einen solchen braven Mann verlieren mußte. Möge aber nun hier in diesem traurigen Falle die christliche Nächstenliebe und Barmherzigkeit den so schweren und ungeheuren Verlust zu mildern suchen.
(Grünberger Anzeiger
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19. Februar 1912 |
Veranstaltungen in der Gastwirtschaft
Am gestrigen Sonntag (18. Februar 1912) hielt der Verbandsredner der Kriegerkameradschaft Hassia, Herr Lehrer Keil von Klein-Linden, den beiden Kriegervereinen Lardenbach und Klein-Eichen in der Diehlschen Gastwirtschaft einen recht interessanten Vortrag über das Thema: "Wissenswertes über Marokko, Neu-Kamerun und Tripolis".
Mit großer Aufmerksamkeit folgte die zahlreiche Zuhörerschaft den Ausführungen des Redners, die durch Karten und Bilder noch veranschaulicht wurden. Reicher Beifall wurde ihm am Schlusse gezollt.
Am Montag (19. Februar 1912) fand, wiederum in der Diehlschen Wirtschaft, eine gemeinschaftliche Sitzung der Ortsvorstände von Lardenbach, Klein-Eichen und Freienseen statt, der auch der Großh. Kreisrat von Schotten und ein Vertreter der Großh. Kulturinspektion Gießen beiwohnte. Es handelte sich um die Abgabe von Wasser aus der Wasserleitungsgruppe Lardenbach - Klein-Eichen an die Gemeinde Freienseen.
Schürfungen nach Quellen in der Gemeinde Freienseen waren bisher ohne Ergebnis. Wenn auch kleinere Quellen vorhanden sind, so reicht doch die Wassermenge nicht aus. Da die Quelle der hiesigen Leitung täglich über 200 Kubikmeter liefert, wovon die beiden Gemeinden Lardenbach und Klein-Eichen nur 50 Kubikmeter täglich benötigen, so kann die Gemeinde Freienseen ihren Bedarf an Wasser von hiesiger Gruppe erhalten.
Der Ortsvorstand von Freienseen erbat sich 4 Wochen Bedenkzeit aus. Sodann fand noch eine Besichtigung des Geländes statt, welches durch den neuen Bergwerksbetrieb vor dem Dorfe veräußert werden soll. Die Bergwerkgesellschaft will den Leuten nur 40 Pfg. pro Quadratmeter vergüten, was natürlich den Einwohnern in anbetracht des guten Bodens und der nahen Lage am Orte viel zu wenig erscheint.
Es wäre sehr zu wünschen, wenn die Besitzer aus genannten Gründen etwas mehr bekämen, damit sich die ganze Angelegenheit auch ohne das Enteignungsverfahren regeln würde.
(Grünberger Anzeiger)
Fotos |
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08. Februar 1912 |
Jagdverpachtung
Der seitherige Inhaber der Gemeinde-Feld- und Waldjagd hat dieselbe (im Februar 1912) an Herrn Generalagenten Bernhardt von Frankfurt-Sachsenhausen zu dem bestehenden Pachtpreis von 235 RM gegen eine einmalige Abfindungssumme abgetreten. Das Jagdgebiet des neuen Pächters umfasst nun die Gemarkungen: Solms-Ilsdorf, Flensunger- und Stockhäuser-Hof, Klein-Eichen und Lardenbach.
(Grünberger Anzeiger)
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12. Januar 1912 |
Reichstagswahl
Die Reichstagswahl 1912 war die Wahl zum 13. Deutschen Reichstag. Sie fand am 12. Januar 1912 statt. Die Stichwahl war am 25. Januar. Es war die letzte Wahl des Reichstags vor dem Ersten Weltkrieg und die letzte im Deutschen Kaiserreich überhaupt.
Auch in den Vogelsbergdörfern wurde damals gewählt. Klein-Eichen gehörte zum Kreis Schotten. Und gehörte demnach auch zu diesem Wahlkreis. Das Wahllokal befand sich wohl beim Bürgermeister. Der war 1912 Christian Hoffmann (heute Haus Loob). Bei 32 Wohnhäusern die es damals im Dorf gab, kann man auch von 32 Familien ausgehen. Wahlberechtigt waren etwas mehr Einwohner. Das Wahlrecht war nämlich allein der männlichen Bevölkerung des Deutschen Kaiserreiches ab einem Mindestalter von 25 Jahren vorbehalten. Ebenfalls nicht wählen durften Militärpersonen, Leute mit eingeschränkter Dispositionsfähigkeit (Behinderte), Leute, die im Jahr vor der Wahl Armenunterstützung erhalten hatten, und schließlich solche, denen die Ehrenrechte aberkannt waren. Durch diese Regelungen waren kaum mehr als zwanzig Prozent der Gesamtbevölkerung wahlberechtigt. Immerhin gab es aber kein Dreiklassenwahlrecht wie im Staat Preußen.
Die Wahlbeteiligung im ganzen Reich lag bei rund 85% und damit etwa so hoch wie bei der Reichstagswahl 1907. Eindeutiger Wahlsieger war die SPD. Sie erhielt etwa 4.250.000 Stimmen (34,8%) und damit so viele wie noch nie zuvor eine Partei bei Reichstagswahlen. Trotz der Verzerrungen durch das Mehrheitswahlrecht und die Benachteiligung durch die seit 1871 unveränderte Wahlkreiseinteilung stellte sie auch zum ersten Mal mit 110 Abgeordneten die stärkste Fraktion. Nur die Nationalliberale Partei hatte bei den ersten Reichstagswahlen mehr Wahlkreise gewonnen. Zweitstärkste Fraktion wurde das Zentrum mit 91 Abgeordneten, obwohl es weniger als halb so viele Stimmen wie die SPD bekommen hatte. Konservative und Nationalliberale, die die Regierung von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg unterstützt hatten, verloren deutlich an Stimmen und Mandaten.
Der Reichstag war von 1871 bis 1918 das Parlament des Deutschen Kaiserreichs. Der Reichstag verkörperte neben dem Kaiser die Einheit des Reiches. Gemeinsam mit dem Bundesrat übte er die Reichsgesetzgebung aus und besaß die Mitentscheidungsgewalt über das Haushaltsgesetz. Allerdings hatte sich der Reichskanzler dem Reichstag gegenüber nicht zu verantworten. Im Jahr 1871 bestand der Reichstag aus 382, ab dem Jahr 1874 aus 397 Abgeordneten, die in allgemeiner, gleicher und geheimer Wahl gewählt wurden. Gewählt wurde in Einmannwahlkreisen mit absolutem Mehrheitswahlrecht.
Die Wahlen in zu den neun hessischen Wahlkreisen gehörenden Kreisen Gießen-Grünberg-Nidda hatte eine Stichwahl zwischen Dr. Werner und Beckmann (Soz.) zur Folge. Die gewann der Nationalsozialist Ferdinand Werner.
Klein-Eichen wählte im Kreis Schotten. In der Hauptwahl erhielt Beckmann keine Stimmen. Für Erfelenz stimmten zwei und Werner gewann hier mit 36 Stimmen. In der Stichwahl bekam Werner alle 41 Stimmen. Beckmann keine.
Lardenbach gab Friedrich Bindewald (Sohn von Theodor Bindewald) 62 Stimmen und Friedrich Heck (Nationalliberale Partei) 7 Stimmen. (Warum sich die Kandidaten unterscheiden, ist z. Zt. nicht bekannt. Obwohl Lardenbach auch zum Kreis Schotten gehörte, wählte man wohl im Wahlkreis Laubach, wie auch z. B. Freienseen.)
(Grünberger Heimat Zeitung)
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1911 |
Wasserleitungsbau
Damals, als Deutschland noch ein Kaiserreich war und noch niemand an den Ersten Weltkrieg dachte, war der Vogelsberg eine karge Region, viele zog es fort, etwa ins Ruhrgebiet, um in den dortigen Zechen Arbeit zu finden. Wer reiste, der nahm die Bahn und deren Streckennetz war damals auch noch dichter im Vogelsberg.
Ein übliches Transportmittel war das Fahrrad, wer sich eines leisten konnte, oder man ging auf Schusters Rappen.
Damals, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, verbreitete sich der Bau von Wasserleitungen immer mehr auch auf dem Land. Für uns alle ist es selbstverständlich, fließendes Wasser gibt es in jedem Haus und kommt aus dem Wasserhahn.
Aber früher war dies eine technische Neuheit und bis dahin noch nicht selbstverständlich. Vor nun 100 Jahren ist die Wasserleitung in Klein-Eichen und Lardenbach gebaut worden.
Das lebenswichtige Wasser holte man bis dahin vom Brunnen vorm Haus. Mit der Hand pumpte man das Nass einige Meter hoch und schleppte volle Eimer in die Küche oder in den Stall zum Vieh.
Nachdem sich der Gemeinderat von Klein-Eichen über die Ausführungen von Wasserleitungen informiert hatte, beschloss dieser am 10. Dezember 1906, dass eine solche "Wasserleitungs-Anlage" für das Dorf gebaut werden sollte. Dabei war der Gemeinderat aber so schlau, dass nämlich die Kosten für vorhergehende Messungen und Untersuchungen, wenn diese denn ohne Erfolg wären, nur zur Hälfte von der Gemeinde zu tragen seien. Die andere Hälfte müsse dann von denjenigen Ortsbürgern bezahlt werden, die eine solche Anlage gewünscht und beantragt hatten.
Daraufhin ist wohl erstmal nicht viel passiert. Denn ein Jahr später, am 15. November 1907, stellt der Gemeinderat fest, dass die Anlage einer "Quellenwasserleitung" nicht ruhen sollte. Sondern auf Antrag der Mehrheit der Bürger sollten weitere Schürfungsarbeiten vorgenommen werden. Diese müssten nach den Bedingungen des Gemeinderatbeschlusses vom Dezember 1906 in der Gemarkung Sellnrod, etwa 2 Kilometer von "hier" entfernt vorgenommen werden.
Wieder ging einige Zeit ins Land. Nun arbeiteten aber die beiden Gemeinden Klein-Eichen und Lardenbach gemeinsam an diesem Thema. Am 16. März 1910 trafen sich Vertreter der beiden Dörfer in Sellnrod mit dem Polizeidiener Heinrich Funk VIII. Die drei Partein schlossen einen Vertrag. Darin ging es um das Vorkaufsrecht für das Gelände auf dem Grundstück Flur XIII N 74 auf dem sich die Quelle "Im See" befindet. Falls hier eine ausreichende Wassermenge gefördert werden könnte, würde die gesamte Quelle nebst dem erforderlichen Gelände für die Quellfassung und Leitungen zu einem Preis von zwölfhundert Mark an die Gemeinden verkauft werden.
Ferner verpflichtete sich Heinrich Funk VIII den Zugang zu den Wasserleitungsanlagen jedem "Gast" zu gestatten und "die Vornahme von Düngungen in der Umgebung der Quellenfassung mit natürlichen oder anderen von der Großherzoglichen Kulturinspektion Gießen für schädlich erklärten Dünger, sowie die Vornahme sonstiger Handlungen die sich auf die Quelle oder die Anlagen ungünstig einwirken könnten, zu unterlassen".
Die Gemeinden Lardenbach und Klein-Eichen verpflichteten sich andererseits, für den Fall, dass eine hinreichende Wassermenge nicht "geschürft" wird eine "Schürfungsentschädigung" von 50 Mark im Jahr zu bezahlen. Dies aber nur für die Dauer von drei Jahren. Das Gelände würde dann wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand versetzt.
Und so kam es auch. Die Wassermenge der Quelle im "See" oder am "Seeberg" reichte nicht aus. Auch ein weiterer Versuch Wasser aus einer Quelle "in den Seifen" in der Gemarkung Sellnrod zu erwerben, scheiterte an zu hohen Preisforderungen eben dieser Gemeinde. Im Jahre 1910 kaufte schließlich die Großherzogliche Kulturinspektion Gießen im Auftrag der Gemeinden Lardenbach und Klein-Eichen das Quellengebiet bei Wohnfeld für den Preis von etwas über 3000 Mark. Diese Quellen befinden sich zwischen der Hahn- und der Schneidmühle. Die Hauptquelle, der sogenannte "Fritzeborn" gibt nach den erfolgten Messungen alleine schon 80 Kubikmeter Wasser am Tag. Geplant war, mehrere Quellen zusammen zu fassen. Und es wurde die Möglichkeit erwogen, an andere Dörfer Wasser abzugeben. Im Dezember 1910 waren die Planungen in Gießen abgeschlossen worden.
In vielen Dörfern des Vogelsberg wurden in diesen Jahren Wasserleitungen gebaut. So veranstaltete man im Januar 1911 bereits in Weickartshain zur Einweihung der Wasserleitung eine "Tanzbelustigung" in der Wirtschaft Hock. Ebenfalls in Groß-Eichen rechnete man damit, in diesem Jahr den Bau der Wasserleitung vollenden zu können.
Im Sommer des Jahres 1911 waren auch die Arbeiten an der Wasserleitung für Klein-Eichen und Lardenbach in vollem Gange. Die ausführende Firma hieß Paul Nießen und kam aus Höhr im Rheinland. Die Rohrleitungen vom Brunnen bei Wohnfeld (unter Sellnrod verlaufend) und in den Dörfern war schon verlegt. Nun beschäftigte man sich mit den Hausanschlussleitungen. Da dieser Sommer sehr trocken war, ging alles gut vorran. Der Bau des Hochbehälters auf dem Galgenberg wurde bis zum August des Jahres abgeschlossen.
Die Quellfassung wurde von dem Unternehmen Peter Schepp aus Burkhardsfelden ausgeführt. Ursprünglich hoffte man schon in vier Meter tiefe auf den benötigten Kiesboden zu stoßen. Aber letztendlich musste man bis sieben Meter in die Tiefe graben. Vier Brunen wurden bis zum erreichen des Kiesbodens angelegt. Hier ergab sich dann aber auch eine erhöhte Fördermenge: anstatt 100 Kubikmeter pro Tag, ergaben sich 250 Kubikmeter Wasser pro Tag. Lardenbach und Klein-Eichen benötigten damals jedoch nur 45 Kubikmeter Wasser am Tag. Diese hohe Wassermenge beruhigte auch die beiden Müller in der Nachbarschaft. Hatten die doch Bedenken es bliebe nichts mehr für ihre Mühlen übrig.
Probleme machte dagenen zu dieser Zeit die neue Wasseranlage in Weickartshain. Alle Brunnen waren ausgetrocknet. Und so wurde ein Anschluss an die Leitung Klein-Eichen/Lardenbach gelegt. Im September 1911 wurde die Vollendung der Arbeiten zum Bau der Wasserleitung in Lardenbach und Klein-Eichen gemeldet. Vor Ort war man sehr erfreut, dass in diesem so trockenen Jahr, genügend und gutes Wasser vorhanden war.
Im Februar 1912 trafen sich die Ortsvorstände von Lardenbach, Klein-Eichen und Freienseen in der Gastwirtschaft Diehl. Anwesend waren auch der Großherzogliche Kreisrat von Schotten und ein Vertreter der Großherzoglichen Kulturinspektion Gießen. Man beriet die Abgabe von Wasser aus der Wasserleitungsgruppe Lardenbach/Klein-Eichen an die Gemeinde Freienseen. Das Nachbardorf hatte zwar einige kleinere Quellen, aber die geförderte Wassermenge reichte nicht aus. Ob es nun damals zu diesem Anschluss kam, muss der Verfasser des Textes noch in Erfahrung bringen.
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24. Dezember 1911 |
Christmette
Wie seither jedes Jahr, so findet auch dieses Jahr am heiligen Abend abends 6 Uhr in der Lardenbacher Kirche eine Christmette statt, in welcher der hiesige Gesangverein und der Schülerchor mitwirken. Am Abend des 1. Feiertages, auch um 6 Uhr, wird an demselben Orte durch die hiesigen Schüler unter Leitung ihres Lehrers ein Weihnachtsfestspiel vorgetragen, bestehend aus Deklamationen und Gesängen.
(Grünberger Anzeiger) |
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20. Dezember 1911 |
Wasserleitung Bahnhof
Seit einigen Tagen (20. Dezember 1911) ist nun endlich die Eisenbahnstation Weickartshain-Seenbrücke, der es den ganzen Sommer hindurch an Trinkwasser mangelte, an die Wasserleitungsgruppe Lardenbach/Klein-Eichen angeschlossen worden, nachdem die Bahnbehörde die fraglichen 1000 Mark zu den Anlagekosten bewilligt hatte. Es hat viele Verhandlungen und Schreibereien gekostet, bis es dahin gekommen ist.
(Grünberger Anzeiger)
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09. Dezember 1911 |
Bekanntmachung
Die Auszahlung und Beischreibung der Zinsen von Einlagekapitalien bei der Grünberger Bezirkssparkasse geschieht am Freitag, den 15. Dezember für die Orte Klein-Eichen und Lehnheim; nachmittags von 2-4 Uhr.
Die Zinsen, welche in den Monaten Dezember und Januar nicht erhoben werden, werden in den Sparkassenbüchern den Einlagenkapitalien verzinslich gutgeschrieben, auch wenn die Einlagebücher zum Beischreiben der Zinsen nicht zur Vorlage gelangen.
Bezirkssparkasse Grünberg
(Grünberger Anzeiger) |
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21. November 1911 |
Elektrizitätswerk Wölfersheim
Es dürfte interessieren, etwas über den Weitergang der großen Kulturanlage Elektrizitätswerk Wölfersheim zu hören. Die Gebäudearbeiten sind bereits vergeben, ebenso die Maschinen. Das Ausschreiben für die Leitungen liegt im Druck vor, es umfasst 52 Folioseiten. Die Angebote für die Leitungen (das sind: Haupttransformatorenstation in Wölfersheim und Uebergabestation bei Friedberg, Transformatorenstationen in den Landstätten und Landgemeinden, Fernleitungen, Ortsnetze samt Hausanschlüssen, Elektrizitätsmesser) sind bis zum 2. Dezember d. J., vormittags 11 Uhr, bei der Großh. Provinzialdirektion Oberhessen in Gießen einzureichen.
Die Leitung ist in der Hauptsache im Laufe der Jahre 1912 und 1913 auszuführen und darf alleräußersten Falles bis 1914 hinausgeschoben werden. Mit den Arbeiten an den Leitungsanlagen und mit dem Bau der Transformatorengebäude wird in den ersten frostfreien Tagen des Frühjahrs 1912 begonnen. Zuerst wird das Kabel nach Friedberg angelegt, da der Bahnhof in Friedberg schon im Sommer 1912 mit Strom versorgt werden muß.
Die Stromerzeugung während des Sommers erfolgt provisorisch mit den auf der Grube vorhandenen Dampfmaschinen und dem vorhandenen Drehstromgenerator. Die Arbeiten an den Fernleitungs- und Transormatorenanlagen sollen in etwa sieben Bezirken gleichzeitig in Angriff genommen werden, um eine rasche Fertigstellung der Anlage herbeizuführen. Die Hauptleitungen sollen bis zum Herbst 1912 fertiggestellt sein.
Die ursprüngliche Absicht, zur Stromerzeugung an der Nidder bei Lißberg ein Stauwasserkraftwerk mit einer zusätzlichen Dampfkraftanlage zu errichten, wurde fallen gelassen. Der hessische Staat entschloss sich, auf der staatlichen Braunkohlegrube in Wölfersheim anstelle der defizitären Braunkohlepresssteinfabrik ein Kraftwerk zu errichten, das den Strombedarf der gesamten Provinz Oberhessen decken sollte. Am 12. Dezember 1912 war das Kraftwerk mit allen für die Aufnahme der Stromlieferung erforderlichen Einrichtungen fertig gestellt. Es sollte noch 10 Jahre dauern, bis der Strom im Seenbachtal ankam.
(Grünberger Anzeiger/"Die frühe Elektrotechnik in Grünberg" W. Hofheinz)
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14. November 1911 |
Milchwirtschaft
Ein Leserbrief aus Ruppertenrod wird dem Gießener Anzeiger zugesendet. Dieser wird auch in der Grünberger Zeitung veröffentlicht: "Vor allem möchte ich bemerken, dass durch die Dürre des Sommers und dadurch entstandenen Futtermangel, wozu noch die Maul- und Klauenseuche kommt, überall eine sehr große Milchknappheit ist. Dieses hat zur Folge, fass die städtischen Milchhändler in den entfernteren Gegenden die Milch für die paar Wintermonate aufkaufen, um die Kundschaft bedienen zu können.
Sobald es jedoch warm wird, ist ein solcher Milchversand ganz unausführbar (ohne Kühlanlage), denn die Milch würde dann meistens sauer an ihren Bestimmungsort ankommen. Gewiß können die Molkereien die Vollmilch nur nach Fettgehalt bezahlen, weil doch die Buttergewinnung dabei die Hauptsache ist, jedoch wurde im letzten Jahre der Liter Vollmilch mit 12 Pfg., der Topf also mit 24 Pfg. bezahlt (mithin 20 Pfg.).
Ferner hat der Einsender ganz die Vorteile unerwähnt gelassen, welche den Liferanten von den Molkereien gewährt wurden; z. B. wurde ihenen die Butter zum Vorzugspreis von 1,20 Mk. das Pfund abgegeben (sonstiger Preis 1,60 Mk.), dann wurde ihnen die Magermilch, welche zur Schweinemast sich ganz vorzüglich eignet, mit 3 Pfg. das Liter zurückgegeben, obwohl die Molkereien solche sonst mit 6 Pfg. verwerten konnten, so dass, wenn man die Vergünstigungen in Rechnung stellt, das Liter Vollmilch gut mit 15 Pfg. bezahlt wurde, da doch obige Vorteile bei Milchversand ganz wegfallen. Die Zukunft wird ja deshalb lehren, bei welcher Milchverwertung die Liferanten den meisten Vorteil haben.
(Grünberger Anzeiger) |
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19. Oktober 1911 |
Eifersucht
Der Grünberger Anzeiger berichtete am 10. Oktober 1911 von einem Ereignis was vier Tage vorher, am 6. Oktober, in Klein-Eichen passiert war. Darüber befand sich das Dorf in großer Aufregung. Der Arbeiter Bepler drang mit einem Dolch auf seine Frau ein und wollte sie erstechen, da sie angeblich intime Beziehungen zu einem anderen Arbeiter habe. Mit Mühe gelang es, den Mann zu bändigen und auf die Bürgermeisterei in Gewahrsam zu bringen, wo ihn vier Männer bewachten.
Da die Angelegenheit nun 110 Jahre her ist, kann man vielleicht die Frage stellen, ob es sich bei dem Namen "Bepler" nicht doch um "Peppler" handelt. Jedenfalls kommt "Bepler" in keinem Verzeichnis vor. Otto Peppler wurde 1881 in Flensungen geboren und heiratete 1902 Anna Hofmann in Klein-Eichen. Die Bürgermeisterei befand sich seit Mai 1911 im Hause Hoffmann. Christian Hoffmann war zu Beginn des Jahres zum Bürgermeister gewählt worden.
(Grünberger Anzeiger)
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12. Oktober 1911 |
Viehmarkt
Da die wegen der Maul- und Klauenseuche verhängten Sperrmaßregeln aufgehoben wurden, ist auch die Genehmigung zur Abhaltung des Rindvieh- und Schweinemarktes gelegentlich des Gallusmarktes erfolgt. Es kann Vieh sowohl aus dem Kreise Gießen, wie auch aus den Kreisen Alsfeld und Schotten aufgetrieben werden.
(Grünberger Anzeiger) |
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05. Oktober 1911 |
Vom Erzbergbau
Der Grünberger Anzeiger berichtete vom Erzbergbau in der Region: Auf dem Bergwerk bei der Station Weickartshain wurde gestern (3. Oktober 1911) am Nachmittag einem jungen Bergmann aus Flensungen, als er einige Wagen an die Maschine koppeln wollte, von dieser ein Finger der rechten Hand glatt abgedrückt. Nach Anlegung eines Notverbandes mußte der Verunglückte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Dicht vorm Dorfe Lardenbach wird soeben ein neuer Bergbaubetrieb eröffnet. Von der Straße nsch Weickartshain aus wird auf der linken Seite ein Stollen eingetrieben. Die Erze werden später auf einer Drahtseilbahn, an welcher soeben eifrig gebaut wird, nach der Eisensteinwäsche (Luse) zwischen Ilsdorf und Groß-Eichen gebracht, dort gereinigt und dann wieder per Seilbahn nach Station Stockhausen gefahren und hier verladen.
(Grünberger Anzeiger)
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10. September 1911 |
Wasserleitungsarbeiten (Fortsetzung)
Die Wasserleitungsarbeiten in Klein-Eichen und Lardenbach sind ganz beendigt (10. September 1911) bis auf die Verbindung der Leitung mit der Quellkammer, was in den nächsten Tagen vorgenommen wird. Allerseits ist man sehr erfreut und befriedigt, dass man gutes und bei dieser anhaltenden Dürre auch reichlich Wasser hat.
Besonders die angeschlossenen Bewohner auf (Eisenbahn-) Station Weickartshain sind nun einer großen Sorge enthoben. Wie man hört, will sich auch die naheliegende Gemeinde Stockhausen, sowie der Stockhäuser Hof anschließen lassen.
Trotzdem auf der Station Weickartshain selbst schon seit über 8 Wochen die traurigen Zustände herrschen, indem der Bahnbrunnen ganz trocken steht, hat sich bis jetzt die Bahnbehörde noch nicht entschließen können, für ihre Station Anschluß an die Wasserleitung zu nehmen.
Sehr zu bedauern ist die Familie des dortigen Stationsbeamten, welche auf sehr umständliche Weise ihren Wasserbedarf von Station Stockhausen entnehmen muß. Man sollte sich höheren Orts doch einmal an die Stelle dieses Beamten versetzt denken. Wäre nicht einer der Bahnreisenden einmal so gütig, bei höchster Instanz anzufragen, ob solche Zustände von ihr gebilligt würden und warum es so lange dauern muß, einen tief empfundenen Mißstand endlich abzuhelfen?
(Grünberger Anzeiger)
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9. September 1911 |
Schweres Gewitter
Als gestern Abend (9. September 1911) ein Gewitter über das Seenbachtal zog, schlug der Blitz in das Wohnhaus des Bergmanns Karl Kauß ein, ohne glücklicherweise zu zünden. Der Blitzstrahl nahm seinen Weg an einer hohen Fichte herunter, die dicht am Wohnhause steht, folgte dann einem, dem Hause zuragenden dürren Aste, durchschlug die Lehmwand und verschwand dann in der Erde.
Der am Tische sitzende Eigentümer des Hauses wurde betäubt aus diesem herausgetragen, hat aber sonst keinen Schaden genommen. Bei dem vorletzten Gewitter schlug der Blitz in Lardenbach in einen in dem Hofe des Landwirts K. stehenden huhen Weidenbaum und zersplitterte diesen.
(Grünberger Anzeiger) |
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23. August 1911 |
Wasser für den Bahnhof - Fortsetzung
Der Anschluß der Anwohner auf Station Weickartshain an die Wasserleitung Lardenbach/Klein-Eichen ist, bis auf die Unterführung der Bahnstrecke, wozu die Genehmigung noch aussteht, fast ganz vollendet. Es sind dort alle Hausbesitzer angeschlossen worden; nur hat bis jetzt (23. August 1911) die Eisenbahnbehörde für ihre Station noch keinen Anschluß begehrt.
Wie man hört, will dieser Behörde der ihr angesetzte Betrag von 1000 Mark zu hoch sein. Sie will nur 750 Mark dazu hergeben, obgleich früher verlautete, der erstgenannte Betrag wäre bewilligt worden; sonst würde ja die Weiterführung der Leitung von Lardenbach aus nach Weickartshain nicht so rasch vor sich gegangen sein, wie dies geschehen ist.
Zu bedauern ist wirklich, dass wegen der deringen Summe von 250 Mark diese günstige Gelegenheit, für die Station Weickartshain für immer gutes Wasser zu erlangen, verloren gegangen ist. Gerade diese Station ist so wasserbedürftig, - besonders bei dieser anhaltenden Trockenheit - wie wohl keine zweite mehr auf der ganzen Strecke. Steht doch schon wochenlang der Brunnen dorten, der auch sonst gerade kein gutes Wasser gibt, appetitlich ist es auch nicht wegen der Nähe der Abortanlage, trocken, und mußte man das nötige Wasser in Kübeln von Station Stockhausen herbeischaffen.
Da wohl durch Gemeinderatsbeschluß der etwaige Anschluß der Station Weickartshain sich noch schwieriger gestalten kann und vielleicht überhaupt nicht zustande kommt, so wird der dort wohnende Beamte wegen dieser Mißstände sehr bedauert.
(Grünberger Anzeiger)
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29. Juli 1911 |
Trockenheit am Bahnhof
Trostlose Zustände herrschen zur Zeit auf dem Bahnhof Weickartshain. Seit Eintritt der heißen Witterung sind nämlich fast alle Brunnen der dortigen Anwohner, auch derjenigen der Eisenbahn, ganz ausgetrocknet. Man sucht sich damit zu helfen, dass man in Kübeln Wasser von auswärts, besonders von der Haltestelle Stockhausen, herbeischafft. Diesem Mißstand könnte doch so leicht abgeholfen werden, wenn die Station Wickartshain mit ihren Anwohnern an die Wasserleitung Lardenbach Anschluss bekäme, da dort doch gutes Wasser im Überschuss vorhanden ist.
Dies war ja auch bisher vorgesehen, doch war die Genehmigung der Eisenbahnbehörde betr. ihres vorgesehenen Zuschusses zu den Baukosten bis heute noch nicht eingetroffen. Sehr erfreulich ist nun zu hören, dass die Anwohner von Station Weickartshain gestern Abend (28. Juli 1911) nunmehr vertraglich beschlossen haben, ohne die Einwilligung der Eisenbahn abzuwarten, das Trinkwasser von dem Wasserwerk Lardenbach/Klein-Eichen zu nehmen.
Mit dem diesbezüglichen Weiterbau von Lardenbach nach der Station Weickartshain wird nächsten Montag (31. Juli 1911) begonnen werden. Die Wasserleitungsarbeiten dahier (Lardenbach und Klein-Eichen) sind fast beendigt und die Hausanschlüsse alle fertiggestellt. Ebenso geht der Hochbehälter auf dem Galgenberg, sehr schön gelegen, morgen (Sonntag, 30. Juli 1911?) seiner Vollendung entgegen.
Die Quellfassung, die bisher etwas Schwierigkeiten machte, hofft man in allernächster Zeit beendigen zu können. Der Wasserreichtum der Quelle (bei Wohnfeld), über 250 Kubikmeter pro Tag, bei dieser trockenen Zeit ist uns eine sichere Bürgschaft, dass die Wasserleitung für die Zukunft nicht versagen wird, was man jetzt von verschiedenen anderen Leitungen hören muß.
Heute morgen (29. Juli 1911) ist nunmehr auch die Genehmigung eines Zuschusses von 1000 Mark seitens der Bahnbehörde eingetroffen.
(Grünberger Anzeiger)
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21. Juli 1911 |
Kreisackerbau- und Obstausstellung zu Schotten
Am 21. des Monats (Juli 1911) fand auf Veranlassung des Landwirtschaftskammer-Ausschusses für Oberhessen eine Besprechung über die Abhaltung einer Kreisackerbau- und Obstausstellung für den Kreis Schotten in der "Traube" zu Schotten statt.
Die Ausstellung soll in der Zeit vom 14. bis 15. Oktober in der Turnhalle zu Schotten unter der Voraussetzung abgehalten werden, dass nicht durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche im Ausstellungsgebiete ein Hinterniss eintritt.
Ausstellungsberechtigt sind alle beitragspflichtigen Landwirte und Mitglieder des Oberhess. Obstbauvereins aus folgenden Orten: Obstbaubezirk 1: Eichelsachsen, Eichelsdorf, Einhartshausen, Glashütten, Gonterskirchen, Laubach, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Rainrod, Ruppertsburg, Steinberg, Stornfels, Ulfa, Wetterfeld, Wingershausen.
Obstbaubezirk 2: Betzenrod, Bobenhausen 2, Burkhards, Eschenrod, Hof-Zwiefalten, Freienseen, Gedern, Groß-Eichen, Höckersdorf, Klein-Eichen, Lardenbach, Mittel-Seemen, Nieder-Seemen, Ober-Seemen, Schmitten, Schotten, Sellnrod, Solms-Ilsdorf, Unter-Seibertenrod, Wohnfeld.
Obstbaubezirk 3: Altenhain, Breungeshain, Busenborn, Feldkrücken, Götzen, Hartmannshain, Helpershain, Kaulstoß, Köddingen, Kölzenhain, Meiches, Michelbach, Ober-Seibertenrod, Rebgeshain, Rüdingshain, Sichenhausen, Stumpertenrod, Ulrichstein, Volkartshain.
Für die Veranstaltung wurde folgendes Programm zu Grunde gelegt: Mittwoch und Donnerstag vor der Ausstellung: Einlieferung der Ausstellungsgegenstände. Freitag: Einrichtung der Ausstellung; Samstag Vormittag: Prämierung, nachmittags 3 Uhr: Eröffnung der Ausstellung, Rundgänge unter fachkundiger Führung, solange die Ausstellung geöffnet ist. Sonntag nachmittags 4 Uhr: Berichterstattung über die Ausstellung und Auszahlung der zuerkannten Preise; Montag vormittags von 8-11 Uhr: Abholung der Ausstellungsgegenstände.
Mit der Ausstellung soll ein Saatgutmarkt der Hessischen Saatbaustellen durch die Landwirtschaftskammer veranlasst werden. Die Prämierungsmittel für die Ackerbauausstellung betragen ca. 500 Mark und diejenigen für die Obstausstellung ca. 900 Mark. Außerdem ist zu erwarten, dass dieselben durch Stiftung von Ehrenpreisen noch verstärkt werden.
Die Anmeldebogen für die Ausstellung und die Ausstellungsbestimmungen sind in den einzelnen Orten durch die Vertrauensmänner der Landwirtschaftskammer erhältlich. Den Landwirten ist zu empfehlen, sich dieselben sofort geben zu lassen, damit sie bei der Einerntung ihrer Feldfrüchte auf die für die Ausstellung gestellten Forderungen Rücksicht nehmen können. Hoffentlich wird das Unternehmen durch reiche Beschickung und starken Besuch so gefördert, dass die Ausstellungsleitung mit Befriedigung auf dasselbe zurückblicken kann.
(Grünberger Anzeiger)
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15. Juli 1911 |
Gastfreundschaft
Im Vogelsberg ist noch eine natürliche wohltuende Gastfreundschaft bei den Landsleuten zu finden. Kam da erhitzt, durstig und hungrig ein Grüppchen Frankfurter Touristen in Stornfels (auf dem Berge legend) an; das nächste war also, sich im einzigen Gasthause gehörig zu erfrischen. Aber die Wirtsleute hatten bei der Heuernte viel zu tun, die Haustüre war zu.
Ein biederer Nachbar erkundigte sich nach dem Begehr der Touristen und als diese Dickmilch und Brot begehrten, meinte der Vogelsberger; das können sie bei mir auch haben, auch ist gerade frisch gebuttert, Das wars, was die Touristen wollten und sie taten bei vorgesetzten Schüsseln, Bauernbrot und Butter, als ob sie gaheim wären, zur Freude des Landmannes.
Nachher wollten sie bezahlen, aber da kamen sie an den Unrechten. Für Derartiges nahm der Bauer nichts, er hat ja alles selber, der hohe Besuch war ihm lieber als Geld. Trotzdem, die Frankfurter verließen mit Dankesworten und einer Einladung nach Frankfurt das gastliche Haus, sie hatten 2 Mark zurückgelassen.
Der Besuch in Frankfurt ist zwar noch nicht gemacht, aber man wird dem Gebirgler im Stillen ebenso zu schätzen wissen. Wenn man sich bei Festlichkeiten in einem Vogelsberger Dorfe befindet, wird man als Fremder stets da oder dort zum Kaffeetrinken eingeladen. Diese Einladung darf man, da ehrlich gemeint, stets annehmen, man verpflichtet sich zu nichts, aber die Bauersleute freuen sich. Nur spotte man nicht des Bauers und seiner Verhältnisse.
(Grünberger Anzeiger) |
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13. Juli 1911 |
Meldungen aus den Pfarreien
Aus der Pfarrei Groß-Eichen wird am 13. Juli 1911 gemeldet, dass schon am 17. April 1911 dem Landwirt Otto Hofmann zu Klein-Eichen und seiner Frau Elisabetha, geb. Rahn aus Bobenhausen, ihr Sohn Emil, geb. am 5. März 1911, getauft wurde. Emils jüngere Schwester, Erna, wird zwei Jahre später geboren und ist die Mutter von Elke Rühl.
Dem Landwirt Ernst Zimmer zu Klein-Eichen und seiner Frau Anna, geb. Tröller aus Weickartshain, wird am 11. Juni 1911 ihr Sohn Heinrich, geb. 18. Mai 1911, getauft. Heinrich wird Minna Philippi heiraten. Mit ihr hat er zwei Töchter: Christel und Doris.
In Klein-Eichen getraut wurden am 17. April 1911 der Bergmann Heinrich Graf zu Villingen und Luise Rahn, Tochter des verstorbenen Landwirts Christian Rahn und dessen Ehefrau Anna Maria, geb. Rausch aus Groß-Eichen. Luises jüngerer Bruder Karl wird aus zwei Ehen mal 16 Kinder zeugen.
In der Pfarrei Lardenbach wurde am 7. April 1911 dem Landwirt Wilhelm Mölcher 1r sein Sohn Wilhelm, geb. am 3. April 1911, getauft. Am 5. Juni 1911 getauft wurde dem Landwirt Heinrich Keller 7r seine Tochter Johanna, geb. am 13. Mai 1911. Dem Landwirt Otto Groß sein Sohn Ernst, geb. am 27. Mai 1911, wurde am 18. Juni 1911 getauft. Und am 25. Mai oder Juni 1911 wurde dem Fuhrmann Konrad Paul sein Sohn Karl, geb. am 21. Mai 1911 getauft.
Am 20. April 1911 in Lardenbach getraut wurde Bergmann Wilhelm Bernhard Schneidt zu Flensungen und Elise Knöß, Tochter des Fortswarts Heinrich Knöß zu Lardenbach. Am 18. Mai 1911 heirateten der Lehrer Karl Göbel in Hausen bei Butzbach und Auguste Lein, Tochter des Landwirts August Lein aus Lardenbach.
Beerdigt wurde am 10. April 1911 in Lardenbach Wilhelm Mölcher, Söhnchen des Landwirts Wilhelm Mölcher 1r. Er starb nur 5 Tage alt am 8. April 1911.
(Grünberger Anzeiger) |
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01. Juli 1911 |
Wasserleitungsbau
Unser Wasserleitungsbau, ausgeführt von der Firma Paul Rießen aus Höhr i. Rhld., hat bisher (1. Juli 1911), begünstigt vom trockenen Wetter, recht gute Fortschritte gemacht. Das Rohrnetz in Klein-Eichen und Lardenbach, sowie die Leitung bis zum Hochbehälter, der auf dem Gipfel des Galgenberges zu liegen kommt, und zur Quelle bei Wohnfeld ist fertiggestellt. Soeben ist man hier mit Anlegung der Hausleitungen beschäftigt.
Mit dem Aufbau des Hochbehälters wird in diesen Tagen begonnen werden. Man konnte nicht eher damit anfangen, bis der Rohrstrang durch Sellnrod gelegt war, und man dadurch das zum Bau nötige Wasser von der Quelle zur Baustelle führen konnte. Die Quellfassung, ausgeführt von dem Unternehmer Peter Schepp aus Burkhardsfelden, wurde bisher durch den sumpfigen Schlammboden sehr erschwert; man kam auch in der vorgesehenen Tiefe von 4 Metern noch nicht auf den erwünschten Kiesboden, der durch eine spätere Schürfung erst in einer Tiefe von 7 Metern festgestellt werden konnte.
Da eine Ausschachtung auf eine solche Tiefe aber sehr schwierig war und auch sehr kostspielig werden mußte, so wurden auf Anregung Großherzoglicher Kulturinspektion Gießen vier Brunnen bis zur Tiefe des Kiesbodens geschlagen, in denen sich das Wasser sammeln kann. Von hier aus wird es dann in die Quellkammer geleitet. Man hofft, in den nächsten Tagen den vierten und letzten Brunnen fertigstellen zu können, sodaß dann der Aufbau der Quellkammer in Angriff genommen werden kann.
Nach Erreichung des Kiesbodens hat sich die frühere Wassermenge von zirka 100 Kubikmeter pro Tag jetzt auf 250 Kubikmeter erhöht, sodaß zur Beruhigung der Müller noch ein großer Abfluß bleibt und auch noch anderweitig Wasser abgegeben werden kann. Die beiden genannten Orte benötigen nur etwa 45 Kubikmeter pro Tag. Die Anschließung der Station Weickartshain und des Eisensteinbergwerks daselbst steht ja in Aussicht, doch lässt die Genehmigung der Eisenbahnbehörde betr. ihres Anteils an der Bausumme noch immer auf sich warten.
Sehr bedauerlich wäre es, wenn die Eisenbahn wegen einer geringen Differenz an den Baukosten das ganze Projekt scheitern ließe, da es doch erwiesen ist, dass das Trinkwasser auf der Station Weickartshain sehr mangelhaft ist. Man hat auch außerdem in trockenen Sommern und bei Regenzeiten das Trinkwasser in Kübeln von Station Stockhausen schon herholen müssen. Wie dieses bei großer Hitze dann war, läßt sich leicht denken.
Auch wird sich jeder Mitreisende scheuen, auf genannter Station seinen Durts zu löschen, wenn er sieht, dass bei der Brunnenanlage in nächster Nähe auch die Abortanlage sich befindet. Hoffentlich erfüllt sich der Wunsch aller Anwohner auf der Station Weickartshain, auch Anschluß zu erhalten, recht bald, sonst müsste der Unternehmer die Arbeiter entlassen, und damit wäre die Ausführung in weite Ferne gerückt.
(Grünberger Anzeiger)
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13. Juni 1911 |
Feldgeschworener
Der Grünberger Anzeiger veröffentlichte am 4. Juli 1911, dass der Klein-Eichener Gemeinderat in seiner Sitzung am 13. Juni 1911 August Zimmer zu Klein-Eichen zum Feldgeschworenen für die Gemarkung Klein-Eichen ernannt und verpflichtet hat.
August Zimmer wurde 1878 in Klein-Eichen geboren. Den landwirtschaftlichen Hof in der Sellnröder Straße bewirtschaftete er mit seiner Ehefrau Elisabetha, geb. Felsing. Die beiden hatten zwei Kinder: Hermann und Anna. Der Sohn starb 1918 in Frankreich. Die Tochter heiratete 1925 Heinrich Frank aus Ehringshausen.
Feldgeschworene werden gebraucht, um den richtigen und unveränderten Standpunkt eines Grenzsteins bestimmen zu können. Zu den Aufgaben der Feldgeschworenen gehörten stets Flurgänge zur Überprüfung der Grenzsteine.
(Grünberger Anzeiger)
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07. Mai 1911 |
Blumentag
In schöner und würdiger Weise verlief der gestrige (7. Mai 1911) Blumentag. Das Ortskomitee, an der Spitze Herr Lehrer Schmidt, hatte die Sache in schöner Weise arrangiert. Am Tage gingen 10 Mädchen, in Weiß gekleidet und mit blumengeschmückten Körbchen versehen, in Lardenbach, Klein-Eichen und Stockhäuser Hof umher und boten ihre Blümchen, Ansichtspostkarten und Blumenzeitungen den Leuten an. In kurzer Zeit hatten die Mädchen alles ausverkauft. Am Abend fand dann noch im Diehl'schen Saale ein stark besuchter bunter Abend statt.
Die hiesigen Schulmädchen hatten mittags noch rasch Sträuschen aus lebenden Gänseblümchen hergestellt, damit man doch noch etwas zum Verkaufe anbieten konnte; auch diese Sträußchen gingen gut ab. Herr Lehrer Schmidt hielt einen Vortrag, der die Anwesenden über Zweck und Ziel der Säuglingsfürsorge aufklären sollte. Er schloß mit einem Hoch auf die Protektorin der ganzen Sache, auf unsere erhabene Landesfürstin, die Großherzogin.
Gesänge der Schüler wechselten dann noch mit denen des gemischten Chores. Auch wurde das der Blumenzeitung beigelegte Liedchen recht schön vorgetragen. Die Jugend huldigte noch längerer Zeit dem Tanzvergnügen.
(Grünberger Anzeiger)
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06. Mai 1911 |
Neuer Bürgermeister
Nach den Wahlen im Januar ist der Großh. Bürgermeister Christian Hoffmann zu Klein-Eichen verpflichtet und in seinen Dienst eingewiesen worden.
Die erste Gemeinderatssitzung mit Christian Hoffmann als Bürgermeister fand am 22. April statt.
(Grünberger Anzeiger) |
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10. März 1911 |
Reichstagsersatzwahl 1911
Von 1867 bis 1912 war das Wahlrecht allein der männlichen Bevölkerung des Norddeutschen Bundes bzw. des Deutschen Kaiserreiches ab einem Mindestalter von 25 Jahren vorbehalten. Ebenfalls nicht wählen durften Militärpersonen, Leute mit eingeschränkter Dispositionsfähigkeit (Behinderte), Leute, die im Jahr vor der Wahl Armenunterstützung erhalten hatten, und schließlich solche, denen die Ehrenrechte aberkannt waren.
Ersatzwahlen sind nur für den Rest der Wahlzeit eines Mitgliedes oder stellvertretenden Mitgliedes vorzunehmen. Die Reichstagsersatzwahl am 10. März 1911 im Wahlkreis Gießen-Grünberg-Nidda hatte folgendes Ergebnis: Oberlehrer Dr. Werner 8184, Kontrollör Beckmann 7733, Pfarrer Korell 5060 und Professor Gisevius 2569 Stimmen.
Es war also zwischen Dr. Werner und Kontrollör Beckmann eine Stichwahl (eine Woche später) erforderlich. Diese Nachwahl gewann Dr. Werner (Deutschsoziale Partei, DSP, auch: Deutschsoziale Antisemitische Partei) und er zog für den Wahlkreis Gießen in den Reichstag ein.
Auch in Klein-Eichen konnte Ferdinand Werner in der Hauptwahl 24 Stimmen für sich verbuchen. Gisevius erhielt 6 Stimmen. Eine Stimme ging an Korell. Keine Stimme erhielt Beckmann. In der Stichwahl konnte Dr. Werner 40 Stimmen verbuchen, Beckmann dagegen keine. Der Wahlkampf für Gisevius und Korell vor einigen Tagen im Dorf hatte diesen beiden Bewerbern also nichts gebracht.
(Grünberger Anzeiger/wiki)
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06. März 1911 |
Wahlkampf zur Reichstagswahl
Am Samstag (4. März 1911) hielt ein Vertreter der fortschrittlichen Volkspartei in der Krieger'schen Wirtschaft in Klein-Eichen einen Vortrag, worin er unter anderem besonders das Verhalten des Bundes der Landwirte in der Frage der letzten Steuerreform kennzeichnete und zum Schlusse mit warmen Worten seinen Kandidaten, Herrn Pfarrer Korell, zur Wahl am 10. März empfahl.
Gestern Abend (6. März 1911) nun fand in derselben Wirtschaft auch eine nationalliberale Wahlversammlung statt. Zuerst sprach Herr Riedel über die Aufgaben der nationalliberalen Partei in zukünftigen Reichstag. Danach stellte sich Herr Prof. Dr. Gisevius aus Gießen als Kandidat vor und sprach noch kurz über den Schutzzoll, der für Deutschlands wirtschaftliche Entwicklung so wichtig sei.
Die Redner an beiden Abenden sprachen sehr ruhig und sachlich und nicht verletzend gegenüber anderen Parteien. Es fehlte ihnen deshalb nicht an Beifall. Leider waren die Versammlungen nur mäßig besucht.
(Die Fortschrittliche Volkspartei (FVP) war eine linksliberale und bürgerlich-demokratische Partei im Deutschen Kaiserreich.
Die Nationalliberale Partei (NLP) war eine liberale Partei während des Norddeutschen Bunds und Deutschen Kaiserreich.)
(Grünberger Anzeiger/wiki)
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03. März 1911 |
Elektrizitätswerk Oberhessen
In seiner gestrigen (03. März 1911) Sitzung hat der Provinzialausschuß eine von der Provinzialdirektion ausgearbeitete Vorlage genehmigt, nach der die Provinz aus einem vom Staat in Wölfersheim zu erbauenden Kraftwerk elektrische Energie beziehen wird und damit ungefähr die Hälfte der Provinz Oberhessen mit Licht und Kraft versehen kann. Über die Vorlage wird der Provinzialtag in seiner für den 27. März in Aussicht genommenen Sitzung zu befinden haben.
In nördlicher Richtung.reicht das Versorgungsgebiet bis Lich, Grünberg und Laubach einschließlich, in westlicher und südlicher Richtung sind seine Grenzen die Landesgrenzen, in östlicher Richtung ist es begrenzt durch den Kamm des hohen Vogelsbergs.
Mit Ausführung des Projekts wird für den Fall seiner Genehmigung durch die berufenen Faktoren alsbald nach dem 1. April d. J. begonnen werden. Die auf Errichtung eines Provinzial-Elejtrizitätswerks gesetzten Hoffnungen werden hiernach demnächst aller Voraussetzung nach in Erfüllung gehen.
(1913 ließ die großherzoglich hessische Regierung in Wölfersheim das erste Kraftwerk im Großherzogtum Hessen-Darmstadt errichten. Dieses Kraftwerk mit der für spätere Verhältnisse bescheidenen Leistung von nur 2,6 Megawatt war die Keimzelle des Überlandwerks Oberhessen, der heutigen OVAG. Zur Versorgung des Kraftwerkes wurden in Wölfersheim und Umgebung mehrere untertägige Gruben aufgeschlossen.)
(Grünberger Anzeiger/wiki) |
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27. Februar 1911 |
Familienabend
DAm 27. Februar 1911 hielt der hiesige Kirchengesangverein einen Familienabend im Dieh'schen Saale ab, wobei Herr Pfarrer Jung von Ober-Ohmen einen Lichtbildervortrag aus dem Gebiete der inneren Mission hielt. Herr Lehrer Schmidt von der Volksschule Lardenbach/Klein-Eichen hatte die Verlesung der für die einzelnen Bilder entsprechenden Texte übernommen.
Die Pausen wurden durch passende Chöre des Kirchengesangvereins und durch zweistimmige Lieder der Schüler ausgefüllt. Am Schlusse dankte Herr Lehrer Schmidt im Namen des Vereins und der ganzen Gemeinde dem Vortragenden für seine gehabte Mühe.
Letzterer erstattete dann seinerseits wieder seinen Dank Herrn Schmidt für den schönen Vortrag der die Bilder begleitende Worte, dem Verein und den Schülern für die schönen, die Feier sehr verherrlichenden Gesänge und den Zuhörern für den zahlreichen Besuch. Der Saal war nämlich bis zum letzten Platz gefüllt.
Man blieb nach dem Vortrag noch einige Zeit in gemütlicher Weise beisammen, und noch manches Chorlied durchbrauste den Saal. Man hat die Absicht, öfters solche Familienabende zu veranstalten.
(Grünberger Anzeiger) |
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08. Februar 1911 |
Wasser in Groß-Eichen
Bis im Nachsommer dieses Jahres wird auch Groß-Eichen die Wohltaten einer Wasserleitung empfinden können, denn bis dahin soll die mit Sellnrod gemeinschaftlich zu bauende Anlage fertig sein. Die Quellen, die das Werk speisen sollen, liegen bei Wohnfeld.
(Grünberger Anzeiger) |
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07. Februar 1911 |
Jagdverpachtung
Am Dienstag den 7. Februar l. J., nachmittags 2 Uhr soll die Lardenbacher Gemeindejagd in der Diehl'schen Wirtschaft auf weitere 6 Jahre verpachtet werden. Lardenbach, am 17. Januar 1911.
Heute wurde in Lardenbach in der Diehl'schen Gastwirtschaft die hiesige Gemeindejagd auf die Dauer von sechs Jahren meistbietend verpachtet. Höchstbietender blieb Herr Heinrich Horst aus Bobenhausen 2 mit 235 Mark. Der seitherige Erlös war 105 Mark; also ein ganz schöner Mehrbetrag.
(Grünberger Anzeiger) |
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25. Januar 1911 |
Bürgermeisterwahl
Am 25. Januar 1911 fand in Klein-Eichen die Bürgermeisterwahl statt, bei welcher der seitherige Bürgermeister Müller mit 3 Stimmen Minderheit seinem Gegenkandidaten Christian Hoffmann unterlag. Ersterer erhielt 15 und letzterer 18 Stimmen. Die Zahl der Stimmberechtigten war 41 (nur Männer durften wählen). Möge die Wirksamkeit des Neugewählten für unsere Gemeinde eine segensreiche sein. (Bürgermeister der Landgemeinden wurden unmittelbar von den wahlberechtigten Gemeindebürgern gewählt.)
(Grünberger Anzeiger) |
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13. Januar 1911 |
Vortrag über Obstbau
Am Freitag, 13. Januar 1911, hielt am Abend in der Kriegerschen Wirtschaft in Klein-Eichen Herr Obstbaulehrer Koch von Alsfeld einen lehrreichen, ziemlich gut besuchten Vortrag aus dem Gebiet des Obstbaues. Der Redner betonte unter anderem sehr, dass es neben den allgemeinen, gewöhnlichen Arbeiten an den jungen Bäumchen doch ganz besonderes auf die gute Behandlung und Düngung des Bodens vor und nach der Einpflanzung des jungen Stämmchens ankomme, um einen guten Baum und eine gute, befriedigende Ernte an Früchten zu erhalten.
Auch empfahl er sehr, wenn trotz aller dieser Arbeiten der Erfolg ausbleibe, den Baum mit einer anderen, passenden Sorte umzupfropfen. Nach Schluß des Vortrags fand eine Verlosung von 4 Äpfel- und 3 Blutnutzstämmchen unter die Mitglieder des Obstbauvereins statt. Einige Zuhörer traten auch der hiesigen Ortsgruppe des genannten Vereins bei. Trotz des ziemlich hohen Schnee's dahier fand heute Morgen doch eine Besichtigung einiger neuer Baumanlagen statt.
(Grünberger Anzeiger)
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10. Januar 1911 |
Bevölkerung Hessens
Die Bevölkerung Hessens zählt nach einer vorläufigen Zusammenstellung der Großherzoglichen Zentralstelle für die Landesstatistik nach der letzten Volkszählung 1282109 Personen gegen 1209175 im Dezember 1905. Die Zunahme beträgt also nur 72934 oder 5,7 Prozent gegen 90196 oder 8,1 Prozent im vorhergehenden Jahrfünft und 80870 oder 7,8 Prozent von 1895 auf 1900.
Am stärksten sind die beiden industriellen Kreise Offenbach und Groß-Gerau gewachsen. Am geringsten war die Zunahme in Rheinhessen, besonders in den Kreisen Oberoppenheim, Alzey und Bingen, was wohl auf die schlechten Weinjahre zurückzuführen ist.
(Grünberger Anzeiger) |
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1910 |
Ortslageplan
Bei der Suche nach Informationen über Klein-Eichen
aus vergangenen Tagen fand sich im Grünberger Rathaus dieser alte
Plan über die Ortslage des Dorfes. Die Zeichnung wurde etwa um
das Jahr 1910 erstellt, um die neue Wasserversorgung für Klein-Eichen
und Lardenbach zu planen. Bekanntlich wurde 1911 der Hochbehälter
auf dem Galgenberg erbaut, und seit dieser Zeit fließt das Wasser
von dem Brunnen bei Wohnfeld bis auf den Galgenberg und dann ins Leitungsnetz
der zwei Dörfer.
In der Karte ist nun die Verzweigung der Wasserleitungen
entlang des Straßenverlaufes zu sehen. Interessanter ist allerdings
nachzuverfolgen welche Gebäude zu erkennen sind. Dabei sind die
Wohnhäuser in roter Farbe und die Wirtschaftsgebäude in brauner
Farbe dargestellt. Wenn man genau guckt, erkennt man die 32 Wohnhäuser
die damals im Dorf standen. An der "Whet" steht schon das
Feuerwehrgerätehaus, und an der Kreuzung im "Hinterdorf",
das Bauwerk an der Straße wo heute die Kastanie bei Gerbigs Haus
steht, ist das Leiterhaus der Feuerwehr zu sehen.
Auffallend sind auch die kleinen Parzellen der Gärten,
Wiesen und Äcker rund ums Dorf. Die Feldwege und die Aufteilung
der Flurstücke wie wir sie heute haben, entstanden erst mit der
Feldbereinigung um das Jahr 1950.
Im Jahre 1910 hatte Klein-Eichen 174 Einwohner. In Lardenbach wohnten
mit 356 mehr als doppelt soviele Einwohner. Beide Dörfer gehörten
damals dem Kreis Schotten an.
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1910 |
Das Jahr 1910
Der Grünberger Anzeiger erinnert am 4. Januar 1910 daran, dass vor vierzig Jahren die oberhessischen Bahnlinien eröffnet wurden. Die Linie nach Fulda wurde zuerst nur bis Grünberg, die Linie nach Gelnhausen zuerst nur bis Hungen eröffnet. Beide Linien sind für den Aufschwung der Provinz Oberhessen und besonders der Stadt Gießen von höchster Bedeutung geworden. Im Laufe der letzten 15 Jahre wurden zwischen beiden Linien drei Verbindungsstrecken erbaut, zuerst die Linie Mücke-Laubach-Hungen, dann die Vogelsbergbahn Lauterbach-Grebenhain-Gedern-Stockheim und im abgelaufenen Jahre die Strecke Lich-Grünberg.
Schon seit einiger Zeit war das Gruppenwasserleitungsprojekt der Orte Groß-Eichen, Sellnrod, Lardenbach, Klein-Eichen und Weickartshain, durch den energischen Widerstand der beiden erstgenannten Orte gegen eine solche Gruppenversorgung veranlaßt, als gescheitert zu betrachten. Groß-Eichen und Sellnrod wollen nun eine gemeinsame Leitung erbauen, wozu die Quellschürfungs- und fassungsarbeiten schon ausgeschrieben sind.
Aber auch für die drei anderen Orte hat die Gr. Kulturinspektion Gießen den Plan für eine Gruppenversorgung ausgearbeitet und gestern (19. Januar 1910) in einer gemeinschaftlichen Sitzung mit den Ortsvorständen Lardenbachs und Klein-Eichens denselben vorgetragen. Man war mit der Ausarbeitung dieses Planes einverstanden. Wenn nun auch die Gemeinde Weickartshain in der demnächst stattfindenden Sitzung mit der Kulturinspektion ihre Einwilligung gibt, was allgemein erwartet wird, so wird wohl bald der Wunsch vieler nach einer Wasserleitung seiner Verwirklichung entgegengehen. Die zu dieser Gruppe vorgesehenen Quellen liegen in der Nähe einer Mühle zwischen Wohnfeld und Schmitten.
Zu Ehren des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers haben die Kriegervereine Lardenbach und Klein-Eichen eine größere Festlichkeit in der Form eines gemeinschaftlichen Familienabends auf Sonntag, den 30. ds. Mts., abends 7 Uhr beginnend, in dem Saal der Diehl'schen Gastwirtschaft geplant. Es werden verschiedene Prologe, Deklamationen, Festspiele und Liedvorträge durch die hiesigen Schüler unter Leitung des Lehrers Schmidt zur Aufführung gebracht. Auch wird unser Herr Pfarrer Weinberger einen interessanten Vortrag über Lardenbachs früheste Vergangenheit und Entwicklung bis heute halten.
Am letzten Freitag Abend (28. Januar 1910) wurde in der Diehl'schen Gastwirtschaft die Fischerei der Seenbach in hiesiger Gemarkung auf weitere 12 Jahre verpachtet. Es wurde gegen früher ein sehr hoher Preis erzielt. Das eine Stück, von der Grenze Freienseen bis zur Seenbrücke, erhielt ein Konsortium von hier für 18 Mark und bei dem anderen Stück, von der Grenze Stockhausen bis zu vorgenannter Brücke, blieb der frühere Pächter, Herr Betriebsführer Zeiler von Stockhausen, mit 39 Mark Höchstbietender. Zusammen wurde also ein Preis von 57 Mark erziehlt, gegen 15 Mark früherer Pacht. Zu bedauern ist nur, daß der früher gute Fischbestand durch trübe Abwässer zurückgegangen ist.
Die beiden Kriegervereine Lardenbach und Klein-Eichen feierten gestern Abend (30. Januar 1910) im Diehl'schen Saale den Geburtstag Sr. Majestät des deutschen Kaisers. Es war eine Feier, wie sie wohl noch niemlas in unserer Gemeinde gesehen worden ist. Der hiesige Lehrer, Herr Schmidt, hatte ein Programm entworfen, das einen jeden Teilnehmer voll und ganz befriedigte. Einige Schüler und Schülerinnen leiteten die Feierlichkeit durch Vortragen von Prologen ein.
Nachdem dann der vierstimmige Chor: "Dem Kaiser tönt mein Lied" verklungen war, trugen sechs kleinere Knaben, mit Fähnchen und Schärpen in den deutschen Landesfarben geschmückt, einen längeren Dialog sehr schön und wirksam vor. Herr Lehrer Schmidt hielt dann eine von patriotischem Geiste durchwehte und von Herzen kommende Ansprache, in welcher er in beredten Worten einen kurzen Rückblick auf den Lebensgang unseres erhabenen Kaisers warf und zum Schluß die Glückwünsche in den Worten zum Ausdruck brachte, Treue, Liebe und Anhänglichkeit seines Volkes möge unserm Kaiser der schönste Dank für sein so rastloses Streben und Mühen in der Friedensarbeit sein und bleiben.
Das darauf durch die Schüler aufgeführte Festspiel: "Schmückung der Kaiserbüste", war ergreifend und das daran sich anschließende lebende Bild, in welchem besonders der Wintersmann durch seine trefflich gelungene Gestalt auffiel, entzückte alle Zuschauer.
Herr Pfarrer Weinberger hielt sodann einen längeren, beifällig aufgenommenen Vortrag über Lardenbachs erste Anfänge und Vergangenheit, soweit diese sich aus den vorhandenen Urkunden nachweisen ließen. Hierin schilderte er auch besonders die Zustände aus der Zeit des 30jährigen Krieges. Sein Hoch galt dem engeren Vaterland. Den Schluß bildete das in allen Stücken vorzüglich gelungene Festspiel der Kinder, worin die Germania ihre Bundesstaaten empfing. Großartig und erhebend war dieser Vortrag und als Glanzleistung der Kinder anzusehen. Besonders schön dargestellt war die Germania durch die Tochter des Herrn Pfarrer Weinberger.
Die Zwischenpausen füllten treffliche vaterländische Gesänge der Schüler aus. Zum Schlusse wurden die Kinder zum Lohn für ihre große Mühe mit Brezeln bedacht und dem Leiter des Ganzen, Herrn Lehrer Schmidt, der wärmste Dank dargebracht. Der Wunsch, solche Familienabende noch öfters zu feiern, wurde allenthalben geäußert.
Im Walde, unweit Stockhausen, wurde Anfang Februar, wie die Zeitung berichtete, ein alter Mann, namens Dörr aus Flensungen, erfroren aufgefunden.
Die Musterung und Losziehung der Militärpflichtigen für das Jahr 1910 findet statt: Zu Lich in der Turnhalle ... Zu Grünberg im Hotel "Zum Hirsch" ... Zu Homberg a. d. Ohm im Rathaussaal ... Zu Alsfeld in dem Weinhaussaal ... Zu Laubach im Gasthaus von Otto Desch am Mittwoch den 6. April vormittags 9 Uhr Musterung der Militärpflichtigen der Gemeinden Altenhain, Freienseen, Gonterskirchen, Groß-Eichen, Solms-Ilsdorf, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg, Schmitten, Sellnrod und Wetterfeld.
Am zweiten Osterfeiertage (28. März 1910) gibt es eine Tanzbelustigung bei Konrad Diehl in Lardenbach.
Die Frühjahrs-Kontrollversammlungen finden statt: ... Zu Freienseen am Alluh am 25. April nachmittags 2 Uhr für die Gemeinden: Altenhain, Schmitten, Sellnrod, Freienseen, Groß-Eichen mit der Krummetsmühle, Klein-Eichen, Ilsdorf (Solms), Lardenbach und Wohnfeld. - Es haben ohne weiteren Befehl zu erscheinen: 1. Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamte der Reserve und der Landwehr. 2. Die Mannschaften der Reserve und Landwehr. 3. Die ... entlassenen Mannschaften. 4. Die Ersatzreservisten. - Jeder Kontrollpflictige hat zu dem Appell zu erscheinen. Die Militärpässe sind mitzubringen. Die Leute haben in bürgerlicher Kleidung zu erscheinen, Stöcke, Schirme, Pfeifen und Zigarren sind vorher wegzulegen. Sämtliche Mannschaften stehen während des ganzen Kontrolltages bis einschließlich Mitternacht unter dem Militärgesetz. Demgemäß werden auch Unpünktlichkeit und Versäumnisse der Kontrollversammlung bestraft.
Bedauernswert ist die Familie Högy aus Klein-Eichen, deren dreijähriges Kind am Montag (25. April 1910) in einem unbewachten Augenblick in ein Gefäß mit kochendem Wasser fiel, und an den schrecklichen Verbrühungen verstorben ist. (Der kleine Junge Otto war das vierte Kind von Wilhelm Högy und dessen Frau Maria, geb. Lein. Er war damit ein älterer Bruder von "Högys Otto".)
Im Mai gibt der Grünberger Anzeiger bekannt, dass die diesjährige Revision der Maße und Gewichte von der zweiten Hälfte des August ds. Js. ab stattfindet. Und zwar für die Orte: Altenhain, Bobenhausen, Feldkrücken, Freienseen, Groß-Eichen, Helpershain, Höckersdorf, Klein-Eichen, Köddingen, Kölzenhain, Lardenbach, Meiches, Ober-Seibertenrod, Rebgeshain, Schmitten, Sellnrod, Solms-Ilsdorf, Stumpertenrod, Ulrichstein, Unter-Seibertenrod und Waldgemarkung Laubach. Die näheren Bestimmungen über das Eichverfahren sind bei den betreffenden Bürgermeisereien zu ersehen.
Bei der heute Mittag (29. Juli 1910) in Lardenbach stattgefundenen Gemeinderatswahl wurden die seitherigen Mitglieder Konrad Ruppel und Heinrich Buß wieder- und Heinrich Keller VII. neugewählt. Die Beteiligung an der Wahl war ziemlich gering, da von 78 Wahlberechtigten (nur Männer) nur 35 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben. Die Kandidatenliste war dagegen umso reichhaltiger, es standen nicht weniger als 18 darauf.
Bei der gestern mittag (3. August 1910) in Klein-Eichen stattgefundenen Gemeinderatswahl wurden die seitherigen Mitglieder: Landwirt Wilhelm Zimmer (Schusters-Haus), Landwirt Heinrich Eckhardt (Kühns-Haus) und Spezereihändler Karl Mölcher (Döhlers-Haus) mit Majorität wiedergewählt. Wegen des guten Wetters, das sehr viele aufs Feld trieb, war die Wahlbeteiligung ziemlich gering.
Am Sonntag den 7. August hält der Krieger-Verein Lardenbach ein Preisscheibenschießen ab. Und am Sonntag den 14. August hält der Kriegerverein Klein-Eichen ebenfalls ein Scheibenschießen (auf der Bachwiese) ab. Und am Sonntag den 21. August folgt wieder ein Preisscheibenschießen des Krieger-Verein Lardenbach.
Gestern (21. August 1910) und am 7. August hielt der hiesige Kriegerverein sein diesjähriges Preisschießen ab. Das gute Wetter an beiden Tagen lockte viele herbei, sodaß die Beteiligung eine gute war. Am ersten Tage gab es Geldpreise, während gestern als Preise nützliche Gegenstände verteilt wurden. Erste Preise erhielten Heinrich Horst IV. von Klein-Eichen und Forstwart Knöß von Lardenbach. Ehrenscheiben fielen an Heinrich Mölcher XI. von Lardenbach und Christian Hof(f)mann von Klein-Eichen.
Der Grünberger Anzeiger gibt bekannt, dass Einquartierungen in vielen Vogelsbergern Dörfern bevorstehen. So auch in Klein-Eichen vom 2. bis 6. September (2 Off.,33 Mann,20 Pferde), am 10. und 11. September (3 Off., 99 Mann, 1 Pferd), am 13. September (240 Mann, 120 Pferde) und am 14. u. 15. September (3 Off., 133 Mann, 1 Pferd).
Am Mittwoch und gestern (30. September 1910) fanden die Apfelversteigerungen an den Kreisstraßen Kreuz-Wetterfeld-Laubach-Freienseen-Flensungen statt. Es wurden trotz der großen Menge des Obstes sehr hohe Preise erziehlt. Die Obsthändler und Apfelweinproduzenten haben die Preise sehr in die Höhe getrieben. Die Qualität des Obstes war fast durchweg eine sehr gute.
Die Zeitung veröffentlichte am 6. Oktober 1910 folgende Erklärung: "Die von mir am 21. September lfd. Js. in der Wirtschaft von Diehl in Lardenbach gegen Christian Siegfried in Laubach und seine Familienangehörigen getanenen unüberlegten Beleidigungen nehme ich hiermit mit dem Ausdruck des Bedauerns als unwahr zurück. Lardenbach, am 4. Oktober 1910 Konrad Sauer
Am 3. November 1910 fand eine gemeinsame Sitzung der Ortsvorstände von Lardenbach und Klein-Eichen statt, der auch Vertreter der Gr. Kulturinspektion Gießen beiwohnten. Gegenstand der Beratung war die Wasserversorgung der genannten Orte. Der geplante Bau einer gemeinschaftlichen Wasserleitung hatte sich durch das Scheitern der von der Kulturinspektion vorgesehenen Gruppenwasserversorgung bis dahin sehr in die Länge gezogen.
Die aufgeschürfte Quelle im "Seeberg" ergab dazu auch nur einige 30 Kubikmeter Wasser, was für die beiden Gemeinden nicht reichte. Man beschloß nun heute, mit der Gemeinde Sellnrod in Verbindung zu treten, um die in ihrer Gemarkung liegende Quelle "in den Seifen" käuflich zu erwerben. Da diese Quelle nach früheren Messungen einige 20 Kubikmeter Wasser liefert, so können diese beiden Quellen den Wasserbedarf obiger Orte decken. Wenn dieser vorgesehene Plan gelingt, so kann im nächsten Frühjahr schon mit dem Bau der lang ersehnten Wasserleitung begonnen werden.
Bekanntmachung. Die Auszahlung und Beischreibung der Zinsen von Einlagekapitalien bei der hiesigen Bezirkssparkasse geschieht: ... Montag, den 12. Dezember für die Orte Klein-Eichen, Merlau und Nieder-Ohmen; nachmittags von 2-4 Uhr für Grünberg. ...
Am 8. Dezember veröffentlicht der Grünberger Anzeiger die Volkszählungsergebnisse. Demnach hat die Gemeinde Klein-Eichen die Anzahl von 34 Haushaltungen. Die Einwohnerzahl beträgt 170, davon sind 170 evangelisch. (1905: 149.)
In Lardenbach beträgt die Zahl der Haushaltungen 67. Die Einwohnerzahl beträgt 319, davon sind 300 evangelisch, 1 katholisch und 18 israelitisch. (1905: 337.)
Berichtigt werden später die Zahlen von Lardenbach insofern, dass hierorts keine Juden ansässig sind, dagegen sind unter den 319 Einwohnern 19 christliche Dissidenten.
Sehr mit Freuden wird es in Lardenbach begrüßt, dass der vor fast 2 Jahren eingegangene Kirchengesangverein auf Veranlassung des Herrn Pfarrer Weinberger wieder neu ins Leben getreten ist. Schon vor vielen Jahren wurde hier ein Kirchenchor gegründet, der aber später wegen Mangel an einem Dirigenten wieder eingehen mußte. Als Herr Lehrer Schmidt die hiesige Schulstelle antrat, lebte der Verein wieder frisch auf, da man in genanntem Herrn einen tüchtigen Dirigenten fand.
Leider wurde aber nach kaum 2 Jahren wegen eingetretener Zwistigkeiten unter verschiedenen Mitgliedern das Singen wieder eingestellt, nachdem der Verein unter sicherer Leitung schon recht Tüchtiges leistete. Allgemein gewünscht wird nun, dass die Wirksamkeit des Chores nun eine längere sein möchte, wie vorher, zum Zwecke der Pflege des schönen Gesanges und der Verschönerung unserer kirchlichen und patriotischen Feste.
Am 2. Weihnachtsabend werden die hiesigen Schüler in unserer Kirche wieder wie früher ein Weihnachtsfestspiel aufführen, worin Deklamationen der Kinder mit Gesängen wechseln. Auch wird der Kirchenchor diesmal mitwirken.
Endlich ist nun unser Wasserleitungsprojekt soweit gediehen, dass seine Ausführung in allernächster Zeit in Angriff genommen wird. Wie ja bekannt ist, so reichte das Wasser der aufgeschürften Quelle im "Seeberg" nicht aus, und man beabsichtigte Anfangs noch eine Quelle "in den Seifen", in der Gemarkung Sellnrod gelegen käuflich zu erwerben, da aber die Preisvorderung dieser Gemeinde sehr hoch war, so kaufte Gr. Kulturinspektion Gießen im Auftrag der Gemeinde Lardenbach und Klein-Eichen ein Quellgebiet bei Wohnfeld für den Preis von etwas über 3000 Mark.
Die Hauptquelle daselbst, der sogenannte "Fritzeborn" gibt nach den schon seit längerer Zeit erfolgten Messungen allein etliche 80 Kubikmeter Wasser. Im ganzen Gebiet sollen aber die Quellen zusammengefaßt werden und da obige Gemeinden nur etliche 40 Kubikmeter Wasser pro Tag gebrauchen, so können sie später an andere Orte noch Wasser abgeben.
Auch der Bahnhof Weickartshain mit seinen Anwohnern wird an unsere Leitung angeschlossen. In diesen Tagen ist der Leitungsplan von Gr. Kulturinspektion fertiggestellt worden, sodaß im nächsten Frühjahr bei günstiger Witterung die Arbeiten beginnen können. Wie von zuständiger Seite versichert wird, kann die Leitung schon Ende Juli nächsten Jahres fertiggestellt sein.
Am zweiten Weihnachtsfeiertage gibt es Tanzbelustigung bei Konrad Diehl in Lardenbach.
(Grünberger Anzeiger)
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15. November 1907 |
Gemeinderatssitzungen 1907
Aus dem Gemeinderats-Protokollbuch Klein-Eichens geht hervor, dass im Jahre 1907 nur zwei Sitzungen abgehalten wurden. Die erste fand am 13. April statt. Hierbei wurde zwischen dem Gemeinderat von Klein-Eichen und Karl Funk von Lardenbach folgender Vertrag abgeschlossen: "Der Gemeinderat überlässt dem Karl Funk von Lardenbach das Grundstück Flur IV Nr 218 (1400 qm) Wüstung Galgenberg auf sechs Jahre unentgeltlich unter der Bedingung, dass Funk das Grundstück in Culturmäßigenstand, nämlich als Ackerland, herstellen muß. Nach diesen sechs Jahren soll und will Funk das Grundstück noch weitere sechs Jahre, vom 31. September 1912 bis zum 31. September 1918 in Benutzung haben (Anm. es gibt nur den 30. September). Funk verspricht aber, jährlich die Pachtsumme von von fünf Mark an die Gemeindekasse zu zahlen. Diese ist auf Weihnachten jeden Jahres fällig - erstmals auf Weihnachten 1913."
Ebenfalls in dieser Sitzung am 13. April 1907 (das war ein Samstag) hat man sich über die Versicherung des Mobiliars der Gemeinde gegen Feuerschäden unterhalten. Dazu heißt es im Protokoll: "Nachdem der Gemeinderat in gesetzlicher Anzahl erschienen ist, wurde demselben die Großherzogliche Kreisamt-Verfügung über Versicherungen in Vorlage gebracht. Nach Kenntnisnahme erklärt der Gemeinderat: Wir beantragen die Versicherung des Gemeindeinventars, auch der Feuerlöschgeräte an der Brandstätte - mit Ausnahme der Feuerspritze - und möchten auch das gesamte Spritzenhausinventar von der Versicherung ausgeschlossen lassen. Denn das Spritzenhaus ist außerhalb des Ortes bei dem Gemeindeteich erbaut. Wo kaum anzunehmen ist, dass dasselbe abbrennen könnte.
Die zweite Sitzung im Jahre 1907 fand dann am Freitag, dem 15. November statt. Zu Punkt 1 der Tagesordnung wurde damals beschlossen, von der Vertilgung der Feldmäuse in einem gemeinschaftlichen Vorgehen abzusehen, weil jeder Ortsbürger und Landwirt dies bereits schon erledigt. Zu Punkt 2 der Tagesordnung wurde beschlossen zur Festsetzung des ortsüblichen Tagelohns eines gewöhnlichen Tagearbeiters keine Änderungen vorzunehmen. Zu Punkt 3 äußerte sich der Gemeinderat zur Quellenwasserleitungsanlage. Hierzu sollen die Arbeiten nicht ruhen. Auf Antrag einer Mehrheit der Bürger sollen weitere Schürfungsarbeiten in der Gemarkung Sellnrod vorgenommen werden. Dabei sollen die Bedingungen des Gemeinderatbeschlusses vom 10. Dezember 1906 berücksichtigt werden. Im letzten Tagesordnungspunkt beschloss man das gemeinschaftliche Gelände die Steinwiese dem Christian Hoffmann als Bauplatz abzutreten. Der Preis dafür soll später festgelegt werden.
Unter jedem Protokoll heißt es dann: Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Bürgermeister zu dieser Zeit war Wilhelm Heinrich Müller (Großvater von Albert Müller und Urgroßvater von Walter Müller). Als Beigeordnete des Gemeinderates haben fünfmal Zimmer unterschrieben. Desweiteren finden sich die Namen Hofmann, Felsing, Eckhardt, Mölcher und Krieger unter den Protokollen.
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20. Oktober 1904 |
Gallusmarkt
Trübe Aussichten waren es, die den Verlauf unserer Gallusmarkttage bedrohten: Dicker Nebel und Regenwetter waren dem prächtigen Herbstwetter am Sonntage, an dem durch das Krämerische Karussel unserer Jugend eine kleine Vorfreude bescheert werden konnte, gefolgt und ließen befürchten, daß der übel berüchtigte Begleiter so vieler Gallusmärkte, überreichlicher Schmutz, auch heuer sich einstellen würde.
Glücklicherweise änderte sich das Bild und am 19. Oktober beleuchteten freundliche Sonnenstrahlen die Alt und Jung aus Grünberg und dessen Umgebung wohlbekannte, von einer großen, zu Fuß und zu Wagen, mit fahrplanmäßigen und Extrazügen angekommenen Menschenmenge belebte Szenerie.
Der Besuch des Marktes war gleich dem im Vorjahre ein ganz bedeutender, was schon daraus zu entnehmen ist, daß am ersten Tage auf hiesigem Bahnhof etwa 4000 Personen verkehrten und 1969 Fahrkarten, 452 mehr wie im Vorjahre, ausgegeben wurden.
Der Juxplatz war etwas schwächer besetzt. An Schaubuden hatten sich nur vier eingefunden, darunter ein Panoptikum, in dem u. a. zu sehen waren "Groß und Stafforst, allein das Geld wert," eine Bude mit dem "Schrecken der Urwälder und der Meere," eine Arena, in der Kämpfe mit indischen Stieren vorgeführt wurden, und die heutzutage unvermeidliche Schnellphotographenanstalt.
Um so reichlicher war sonst für Vergnügen gesorgt. In vier verschiedenen Lokalen konnte der Göttin des Tanzes gehuldigt werden. Im "Wilden Mann" sorgten humoristische Vorträge einer Tiroler Gesellschaft einen seltenen Genuß. Im Allgemeinen können die Geschäftsleute mit den Erfolgen des Marktes zufrieden sein.
Es waren 150 Krämerstände aufgestellt. Der Viehmarkt war befahren von auswärts mit 1992 Schweinen und 212 Stück Rindvieh. An wertvollerem Vieh waren nur 2 Simmentaler Kühe aufgetrieben, die für je 350 Mk. verkauft wurden. Schweine kosteten 28 - 40 - 50 Mk. das Paar.
(Grünberger Anzeiger) |
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08. Oktober 1904 |
Bekanntmachung
Betr.: Wahlen zur Großherzoglichen Handelskammer Friedberg, für die Kreise Friedberg, Büdingen und Schotten. Unter Hinweis auf die im Laufe des Monats November 1904 stattfindenden Ergänzungswahlen zur Großh. Handelskammer für die sämtlichen Wahlbezirke mit Ausnahme Laubachs machen wir nach Artikel 11 des Gesetzes vom 6. August 1902 hiermit bekannt, daß die Listen der Wahlberechtigten nunmehr ausgestellt sind.
[...]
(Grünberger Anzeiger) |
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04. Oktober 1904 |
Dienstjubiläum
Das war einmal ein Jubeltag, ein herrliches, wohlgelungenes Fest, das fünfzigjährige Dienstjubiläum des Herrn Lehrer Schneider, welches zu Lardenbach (am 4. Oktober 1904) gefeiert wurde. Goldig glänzte die Herbstsonne am wolkenlosen Himmel, reine, herzerquickende Freude und Teilnahme leuchtete aus den Augen von Kindern und Erwachsenen. Von nah und fern waren sie herbeigeeilt, die Freunde und Kollegen, um an dem Ehrentage ihres Seniors innigen Anteil zu nehmen.
Das Kirchlein war zu klein, um alle die zu fassen, die mit Herrn Schneider Gott die Ehre geben wollten für die Gnade und den Segen, welchen Gott so reichlich über den Jubilar und hierdurch zugleich über die Gemeinden, denen derselbe 48 Jahre lang seine treuen Dienste gewidmet, ausgegossen. In zu Herzen gehenden Worten wurden diese Gedanken von Pfarrer Weinberger ausgeführt.
Nach der kirchlichen Feier zeigte es sich, welch hohe Anerkennung einem pflichtgetreuen Lehrer zuteil wird, welche Anhänglichkeit und Dankbarkeit sich derselbe in den Herzen der schlichten Dorfbewohner erworben. Se. Königl. Hoheit der Großherzog verlieh dem Jubilar die Krone zu dem Verdienstkreuze Philipps des Großmütigen, welche Auszeichnung Herr Geheimrat Schönfeld mit tiefempfundenen Worten der Hochachtung und Wertschätzung überreichte.
Auch das hohe Kirchenregiment drückte in einem Schreiben seine Anerkennung und Dankbarkeit aus für die vielen und guten Dienste, welche der Gefeierte in pflichtgetreuer Weise der Kirche geleistet. Reiche und schöne Geschenke wurden dem Jubilar von den Gemeinden- und Kirchenvorständen, den Kollegen und Schülern überreicht.
Ein langer Festzug mit Musikkapelle an der Spitze durchzog die reichgeschmückten Straßen des Ortes. Das Festessen, dessen Reichhaltigkeit und Güte dem Gastwirte, Herrn Mölcher, alle Ehre machte, wurde gewürzt durch viele treffliche Ansprachen, ganz besonders gelang es dem Obmanne unseres Landeslehrervereins, Herr Backes, durch seine launigen, herzlichen Worte die Versammlung zur größten Heiterkeit hinzureißen.
Verschönt wurde die Feier durch Musik- und Gesangsvorträge. Von dem Sohne des Jubilars, welcher in Rheinhessen amtiert, wurde vorzüglicher Wein, eigenes Gewächs, geliefert, welcher auch bald dem Schüchternsten die Zunge löste und Gedanken und Reden noch höheren Schwung verlieh. Ein Tänzchen, an welchem der Jubilar noch selbst teilnahm, beschloß die schöne Feier.
In voller körperlicher und geistiger Frische hat der Jubilar die Strapazen dieses Tages überwunden. Er ist das schönste Beispiel dafür, daß ein arbeitsreiches, in Mäßigkeit hingebrachtes Leben das beste Mittel ist, ein so glückliches und hohes Alter in solcher Frische zu erreichen. Möge Gott ihm und seiner noch ebenso rüstigen Gattin noch viele Jahre diese Frische des Geistes und des Körpers erhalten.
(Grünberger Anzeiger)
Am 4. Oktober 1904 wurde das 50-jährige Dienstjubiläum von Lehrer Peter Schneider gefeiert. Über dieses Jubiläum berichtete einen Tag später die Zeitung: „Gestern feierte unsere Gemeinde das 50-jährige Dienstjubiläum ihres bidern, viel geehrten und beliebten Lehrers Schneider. Wie sehr die ganze Gemeinde an dieser Feier teilnahm, das kündete eindringlich das schöne Festkleid, das der Ort angelegt hatte. Fahnen und Guirlanden grüßten aus den Häusern, Fichten säumten die Straßen und überall prangte Fensterschmuck.
Um 11 Uhr riefen die Glocken zum Festgottesdienst. Die nicht große Ortskirche war alsbald so von Festteilnehmern gefüllt, dass ihrer viele vor den Toren der Kirche bleiben mussten. Auf Grund des Schrifteortes: „Der Herr ist meine Stärke, mein Lobgesang und mein Heil“, hielt der Ortspfarrer, Herr Weinberger, eine zu Herzen dringende Festrede.
Der Gesangverein verschönte die erhebende Feier durch Gesangsvorträge. Dem Gottesdienst folgte die offizielle Feier im Schulsaale. Hier überreichte Herr Geheime Rat Kreisrat Schönfeld unter warmer Anerkennung der Verdienste des Jubilars, der unermüdlich und treu seinen Berufspflichten 48 Jahre lang im Schulverband Lardenbach, Klein-Eichen, Solms-Ilsdorf und Stockhäuser Hof oblagen – die Krone zum Verdienstkreuz Philipp des Großmütigen.
Herr Dekan Wagner verlas ein huldvolles Schreiben Großherzoglichen Ober-Konsistorium. Der Herr Kammerrat der gräflichen Herrschaft von Laubach übergab eine Glückwunschadresse der Gräfin Wtw. Zu Laubach. Herr Lehrer Gerhard von Laubach überbrachte namens des Bezirkslehrervereienes Laubach ein prächtiges Bild, Armins Heimkehr aus der Schlacht im Teutoburger Wald.
Der Oberbürgermeister schenkte im Auftrag genannter Schulverbände ein prächtiges Sofa mit prachtvollem Teppich. Herr Pfarrer August Weinberger überreichte für den Kirchenvorstand ein schönes Bild. Dann sprach ein Schulknabe unter Geschenküberreichung so schöne, tief bewegende Worte, dass viele Augen sich feuchteten. Tief bewegt und gerührt dankte der Jubilar für alle Geschenke, für alle Ehrungen und Wertschätzungen. Unter Vorantritt einer Musikkapelle bewegte sich nach der amtlichen Feier ein Festzug durch die Ortsstraßen zur Festtafel im Melchior’schen Saale.
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04. September 1904 |
Meldungen
Die diesjährigen Hauptkörungen im Kreise Schotten finden statt: Am 26. September nachmittags 1 Uhr in Groß-Eichen, nachmittags 4 Uhr in Klein-Eichen, nachmittags 5 Uhr in Lardenbach, nachmittags 6 Uhr in Freienseen [...] Gelegentlich der durch die Hauptkörungen bedingten Anwesenheit der Körkommission in den Gemeinden können auch einzelne noch nicht zur Zucht in den Gemeinden verwendete Faseltiere zwecks Entscheidung über ihre Tauglichkeit auf Antrag der Besitzer der Tiere fachverständig begutachtet werden.
Auch in diesem Jahr (4. September 1904) hat die Grünberger Einwohnerschaft es sich nicht nehmen lassen, im Verein mit der Jugend der für das deutsche Vaterland so bedeutsamen Folgen der Tage von Sedan in festlicher Weise zu gedenken.
In Weickartshain feierte der Kriegerverein (am 4. September 1904) sein zwanzigjähriges Stiftungsfest, verbunden mit der Sedanfeier. Unter Vorantritt der Vereinskapelle bewegte sich der Festzug, an welchem sich auch Leherer und Schulkinder beteiligten, durch die Ortsstraßen nach dem schönen Festplatze im Walde. Nach dem gemeinschaftlich gesungenen Liede "Deutschland über Alles" hielt der Vorsitzende des Vereins eine von patriotischem Geiste tief durchwehte Sedanrede, welche mit einem Hoch auf Kaiser und Großherzog ausklang.
[Der Sedantag (auch Tag von Sedan oder Sedanstag) war ein Gedenktag, der im Deutschen Kaiserreich (1871–1918) jährlich um den 2. September gefeiert wurde. Er erinnerte an die Kapitulation der französischen Armee am 2. September 1870 nach der Schlacht bei Sedan. Ob dieser Tag auch hier in Klein-Eichen oder Lardenbach gefeiert wurde scheint möglich.]
Dienstag den 4. Oktober feiert unser verehrter Lehrer Schneider sein 50jähriges Dienstjubiläum. Zu demselben werden die Kollegen, Freunde und Bekannten des Jubilars freundlich eingeladen. Der Gottesdienst gebinnt um 11 Uhr. Für die Beteiligung am Festessen bei Gastwirt Mölcher ist Anmeldung bei diesem oder bei Herrn Lehrer Gerhard in Laubach bis Ende September erwünscht.
(Grünberger Anzeiger)
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31. August 1904 |
Kanonendonner
Am heutigen Vormittage wurde bis nach Laubach lebhafter Kanonendonner hörbar, welcher von der zwischen Lich und Münzenberg übenden 25. Artilleriebrigade herrührte.
(Grünberger Anzeiger) |
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25. August 1904 |
Meldungen
Am gestrigen Abend (22. August 1904) ging ein schweres von Südost kommendes Gewitter mit starkem Regenfalle über die Gegend. Gärten und Wiesen wurden tüchtig getränkt, während die Felder, da das Wasser oft schnell abschoß, immer noch nicht genug das lang ersehnte Naß haben. Auf den Straßen bildeten wahre Bäche den Passanten Hindernisse. Während dieses Gewitters schlug der Blitz in einen in Klein-Eichen stehenden Birnbaum ein.
In eine nicht nur unangenehme, sondern gefährliche Lage gerieten am Montag (22. August 1904) Abend eine Anzahl Grünberger Besucher des Weickartshainer Kirchweihfestes. Sie hatten sich während des Gewitters auf den Weg nach der etwa zwanzig Minuten entfernten Station gemacht und waren bei der herrschenden Finsternis, die auf Augenblicke nur durch die herniederfahrenden Blitzstrahlen erhellt wurde, vom Wege abgekommen und an eine sumpfige Stelle geraten, an der sie bis zu halber Körperhöhe im Wasser standen. Nur mit vieler Mühe retteten sie sich wieder auf festen Boden, die Richtung nach dem Bahnhof aber hatten sie verloren und kamen anstatt an diesem wieder in Weickartshain an, von wo aus der gefahrvolle Weg nochmals unternommen wurde, diesmal mit besserem Erfolg, wenn auch arg mitgenommen von den unaufhörlich sintflutartig herniederströmenden Regen.
Der heute (25. August 1904) abgehaltene Viehmarkt in Grünberg zeigte einen außerordentlich starken Auftrieb von Schweinen, dem indessen ungenügende Nachfrage gegenüberstand, sodaß die Ware zum großen Teil unverkauft wieder abgefahren werden mußte; die unsicheren Futteraussichten beeinflußten die Kauflust augenscheinlich in ungünstiger Weise. Die erzielten Preise waren 25-45-50 Mark pro Paar; Einlegschweine 60-100 Mk. Auftrieb und Handel beim Rindvieh waren unwesentlich.
Auf eine fünfzigjährige Lehrtätigkeit wird Lehrer Schneider in Lardenbach am 4. Oktober d. Jh. zurückblicken. Von diesen 50 Jahren hat Herr Lehrer Schneider 48 in Lardenbach verbracht, wohin er nach zweijähriger Tätigkeit in Sichenhausen bei Hirzenhain versetzt wurde.
(Grünberger Anzeiger)
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20. August 1904 |
Einquartierungen
Die Großh. Kreisämter veröffentlichten eine Übersicht über die beabsichtigte Belegung der Gemeinden durch Truppen während der diesjährigen Herbstübungen. Danach erhalten Einquartierungen:
[...]
Klein-Eichen am 13. Sept.: 1 Komp. Inf., 4 Off., 135 M., 1 Pf., 16. Sept.: 2/3 Komp. Inf., 2 Off., 92 M., 1 PF., 1/2 Est Drag., 3 Off., 50 M., 63 Pf., 17. u. 18. Sept.: 1 Komp. Inf., 4 Off., 138 M., 2 Pf., 20. u. 21. Sept.: 1/4 Reg. Ulanen, 3 Off., 90 M., 93 Pf., 22. u. 23. Sept.: 1/2 Reg. Kavall,. 2 Off., 52 M., 55 Pf., 1 1/2 Komp., 6 Off. 26 M., 4 Pf., 23. u. 24. Sept.: 1 Batt. schwere Artl., 6 Off., 15 M., 58 Pf., 1 Komp., 4 Off., 130 M., 2 Pf.
Lardenbach am 9. Sept.: 1 Batt. Artl., 6 Off., 86 M., 3 Pf., 13. Sept.; 1 Inf.-Batl.-Stab, 4 Off., 16 M., 4 Pf., 1 Komp. Inf., 5 Off., 135 M., 2 Pf., 20. u. 21. Sept.: 1 Est. Drag., 4 Off., 118 M., 123 Pf., 16. Sept.: 1 Komp. Inf., 4 Off., 138 M., 2 Pf.; 1/2 Est. Drag., 3 Off., 59 M., 63 Pf., 17. u. 18. Sept.: 1 Inf.-Batls.-Stab, 5 Off., 17 M., 6 Pf.; 3 Komp. Inf., 8 Off., 276 M., 4 Pf.; 22. u. 23. Sept.: 1/2 Est. Drag., 2 Off., 53 M., 55 Pf.; R.-Stab u. 2 Komp., 18 Off., 279 M., 10 Pf.; 23. u. 24. Sept.: 1 Batt. schwerer Artl, 6 Off., 186 M., 58 Pf.; R.-Stab u. 1 Komp., 9 Off., 160 M., 16 Pf.
[...]
(Grünberger Anzeiger, 20. August 1904)
Die Fürsorge für die räumliche Unterbringung des Militärs war grundsätzlich eine Aufgabe des Staates. Zur Einquartierung (wie hier bei Manövern) konnten alle, ihrer Beschaffenheit nach zur Unterbringung von Mannschaften und Pferden geeigneten Räume in Anspruch genommen werden.
Für die Masse der in einer Ortschaft unterzubringenden Truppen wurde als Faustregel die Anzahl der Feuerstellen (Haushaltungen) gerechnet, in denen je ein Mann, bei sogenannter engerer Belegung 4 bis 5 Mann untergebracht wurden. Auf Bauernhöfen wurden bis zu 50 Mann und darüber untergebracht. In allen Ortschaften, welche mit Garnison zu belegen waren, wurde der Umfang, in welchem die Quartierleistungen gefordert werden konnte, durch ein Kataster bestimmt.
Die Höhe der Entschädigung wurde abhängig von den Dienstgraden der untergebrachten Militärangehörigen und von dem sogenannten Ortstarif gewährt. Die Zahlung der Entschädigung erfolgte an den Ortsvorstand, die Auszahlung an die einzelnen Quartiergeber war dann Sache des Ortsvorstandes.
Für Dienstpferde der Garnison wurden Anforderungen an die Stallungen gestellt. Den Quartiergebern verblieb in der Regel der Pferdemist als Vergütung für das Beleuchtungsmaterial und das Stallzubehör.
(Wiki)
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17. August 1904 |
Vergebung von Straßenbauarbeiten
Betreffend: Umbau der Kreisstraße: Straße Flensungen -. Freienseen nach Stockhausen und Herstellung der Ortsdurchfahrt Stockhausen.
Die bei rubr. Straßenumbau erforderlich werdenden Arbeiten und Lieferungen im Voranschlagsbetrage von 8750 Mk sollen im Wege des öffentlichen Angebots vergeben werden.
Die Angebotsunterlagen liegen auf dem Amtszimmer des Unterzeichneten zur Einsichtnahme für die Interessenten auf.
Ebendaselbst sind die Angebote verschlossen, portofrei und mit entsprechender Aufschrift versehen bis spätestens Dienstag den 23. August d. Js. vormittags 10 Uhr abzugeben. Die Eröffnung erfolgt an vorgenantem Termin in Gegenwart etwa erschienener Bewerber.
Zuschlagsfrist 3 Wochen.
Gießen, den 5. August 1904
Der Großh. Kreisbauinspektor des Kreises Gießen.
(Grünberger Anzeiger) |
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13. August 1904 |
Merldungen
Die Regimentsfelddienste als Vorübungen zum Manöver haben jetzt begonnen, den Infanterie-Regimentern sind Kavallerie-Abteilungen beigegeben. So finden zurzeit Uebungen zwischen dem Regiment Kaiser Wilhelm-Gießen und dem 1. Bataillon 168er-Butzbach in der Gegend Lang-Göns, Kirch-Göns statt. Vom 15. August an hat die 49. Infanterie-Brigade Scharfschießen im Gelände Großen-Buseck - Beuern. Ihr Brigade-Exerzieren ist bei Steinbach und Gießen, demselben geht das Regiments-Exerzieren der 116er und 168er voraus. Letzteres Regiment wird vom 22. August bis 10. September in Gießen einquartiert.
Bisher haben sich für die Einquartierung nur 500 Quartiere gefunden. Man hofft zwar, dass noch Meldungen für einige Hundert eingehen werden, trägt sich aber schon mit dem Gedanken, dass man für den größeren Teil der Mannschaften Massenquartiere beschaffen muß. Wir hören übrigens, dass es bei den 2000 Mann nicht bleiben wird,dass seitens der Militärverwaltung die Absicht besteht, für einige wenige Tage des August 5000 Mann nach Gießen zu legen.
Der Statistik des Dekanats Grünberg entnehmen wir, dass das letztere im Vorjahre eine Seelenzahl von 26312 Personen gegen 26210 in 1902 aufwies; hiervon leben 118 von der evangelischen Landeskirche getrennt. Die Kirche besuchten an den Sonntagen durchschnittlich 6203 oder zirka 160 Proz. Unter den 20 Pfarreien des Dekanats steht beim Kirchenbesuch obenan Ermenrod mit 65 Prozent; es folgen Ober-Ohmen mit 49, Lardenbach 47, Wetterfeld und Münster je 46, Winnerod 45, Queckborn 44, Londorf 39, Burg-Gemünden 38, Groß-Eichen/Klein-Eichen 36, [...]
Der Abendsmahlbesuch ergibt nachstehende Reihenfolge: Münster 221 Prozent, Ettingshausen 215, Queckborn 207, Lardenbach 205, Ermenrod 198, Winnerod 193, Ober-Ohmen 193, Wetterfeld 191, Wirberg 190, Merlau 177, Ehringshausen 177, Burg-Gemünden 175, Nieder-Ohmen 172, Londorf 171, Freienseen 169, Nieder-Gemünden 151, Groß-Eichen/Klein-Eichen 149, [...]. Für die Zwecke christlicher Liebestätigkeit brachten auf: Grünberg 167 Pf., [...], Lardenbach 42, [...], Groß-Eichen/Klein-Eichen 20 Pfennige auf den Kopf der Bevölkerung.
(Grünberger Anzeiger)
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18. Juli 1904 |
Meldungen
In demselben Maße als die Hitze andauert (15. Juli 1904) und sich steigert, in derselben Weise hebt sich der Wasserverbrauch für Menschen, Tiere und Pflanzen. Kein Wunder, dass bei der lang anhaltenden Trockenheit Wassermangel eingetreten ist.
Heute (18. Juli 1904) wurde in den Gemarkungen um Grünberg und Laubach auf vielen Äckern mit dem Kornschnitt begonnen. In den Dörfern Lardenbach, Röthges, Ruppertsburg, ist die Getreideernte in vollem Gange. Man hofft, bis zum Mittwoch mit dem Kornschnitte fertig zu sein. Das Korn liefert infolge seiner schweren Aehren reichen Körnerertrag; für dieselben sind die Halme oft nicht stark genug, sodass die Kornfelder hier und da umliegen, wodurch Schwierigkeiten beim Schneiden sich ergeben.
(Grünberger Anzeiger)
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02. Juli 1904 |
Maldungen
Das Großh. Ministerium des Inneren, Abteilung für Schulangelegenheiten, hat unter dem 19. April 1904 eine Verfügung über die in der Volksschule zulässigen Disziplinarmittel erlassen Diese Verfügung bedeutet einen wesentlichen Fortschritt und hat in ganz Deutschland Beachtung gefunden. In Hessen ließen sich die bisher geltenden Bestimmungen nicht länger halten. Bei den allergeringsten Bestrafungen unartiger Kinder wurden von unverständigen Eltern Staatsanwalt und Verwaltungsgerichtshof in Bewegung gesetzt. Für die unnötig vor Gericht gestellten Lehrer aber hatte die unberechtigte Klage eine Fülle von Gemütsaufregungen und Ärger zur Folge.
Künftig wird der Lehrer auch verlogenen, trotzigen Schülerinnen, die schlimmer sind als die bösartigsten Knaben, nicht mehr völlig machtlos gegenüberstehen. In besonders schwierigen Fällen dürfen auch sie körperlich bestraft werden. Ebenso ist in solchen Fällen die Züchtigung von Kindern unter scht Jahren statthaft.
(Grünberger Anzeiger) |
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08. Juni 1904 |
Maldungen
Das diesjährige Ober-Ersatzgeschäft im Kreise Schotten findet Dienstag den 7. und Mittwoch den 8. Juni 1904 in dem Rathaussaale zu Schotten statt. Es haben zu erscheinen jedesmal pünktlich um 8 Uhr: 1. die von der Ersatz-Kommission als tauglich erkannten Militärpflichtigen; 2. die für dauernd unbrauchbar befundenen Militärpflichtigen; 3. die zum Landsturm ersten Aufgebots in Vorschlag gebrachten Militärpflichtigen; 4. die zur Ersatz-Reserve in Vorschlag gebrachten Militärpflichtigen; 5. die von den Truppenteilen zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Soldaten; 6. die von den Truppenteilen abgewiesenen Einjährig-Freiwilligen. Jedem Militärpflichtigen, welcher vor der Ober-Ersatz-Kommission zu erscheinen hat, wird besondere schriftliche Ladung durch Vermittelung der Bürgermeisterei seines Wohnortes zugestellt werden.
In dem Besitze eines Landwirtes aus Freienseen befindet sich eine zehnjährige Kuh, welche schon 14 Kälber gehabt, darunter waren 6 Zwillingskälber. Gewiß ein seltenes Vorkommnis.
Beim Fischen im Seenbache im Juni wurde eine 11 1/2 Pfd. schwere Forelle gefangen, welche eine fast handlange Wasserratte verschluckt hatte, deren Schwanz noch aus dem Maule hervorsah.
(Grünberger Anzeiger) |
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01. Juni 1904 |
Fernblick
Wir wollen nicht verfehlen auf einen Aussichtspunkt unserer Umgebung hinzuweisen, der erst kürzlich durch Abtreibung eines Hochwaldes geschaffen, den wenigsten Fußwanderern bekannt sein dürfte. Von dem bei Freienseen, ca. 10 Minuten vom Freienseener Pflanzgarten, gelegenen Elmersberg genießt man einen herrlichen Fernblick auf den gesamten Vogelsberg.
Insbesondere läßt die nördliche Lage dieses Punktes zu, den Schloßberg mit Ulrichstein zu sehen, und dieses dürfte wohl die einzige Stelle unserer Umgebung sein, von der man Ulrichstein erblickt. Eine große Zahl Dörfer, Ruppertenrod, Ober-Ohmen, Merlau, Klein-Eichen, Freienseen und Lardenbach, die weiter sichtbar sind, verleihen dem gesamten Bild einen eigenartigen Reiz.
Der Weg nach diesem Punkt ist vom hiesigen (Laubach) Zweigverein V.H.-C. neu markiert mit einfachen gelben Kreuz, beginnend am Johann-Friedrich-Stift. Auch von dem markierten Weg Grünberg-Hoherodskopf liegt dieser Punkt nur etwa 40 Schritte abseits und kann, dem gelben Kreuz folgend, in wenigen Minuten erreicht werden.
(Grünberger Anzeiger)
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25. Mai 1904 |
Meldungen
Auf die Einladung des Herrn Bürgermeisters Jochem von Laubach hatten sich gestern (14. Mai 1904) im Gasthaus "Zur Traube" hier etwa die Hälfte der Bürgermeister des Kreises Schotten eingefunden. Zweck der Versammlung, der auch der Kreisrat, Herr Geh. Regierungsrat Schönfeld, beiwohnte, sollte die Gründung eines Kreisvereins der Bürgermeister des Kreises Schotten sein, wie solche Vereinigungen auch anderwärts bereits bestehen. 26 Bürgermeister traten dem neu zu gründenden Verein sofort bei.
In unserem Großherzogtum bestehen zurzeit drei Seminare zur Ausbildung von Volksschullehrern, nämlich in Alzey, Bensheim und Friedberg, ein Seminar (Darmstadt) zur Ausbildung von Volksschullehrerinnen, sowie zwei Seminarien (Mainz und Darmstadt) zur Heranbildung von Lehrerinnen für das höhere Schulfach. Da diese Bildungsanstalten nicht ausreichen, plant man in maßgebenden Kreisen die Gründung eines weiteren Lehrerseminars.
Die diesjährigen Vormusterungen des Pferdebestandes werden vorgenommen: 1. Zu Laubach ..., 2. zu Ruppertsburg ..., 3. zu Freienseen ..., 4. zu Lardenbach am Ausgang nach Sellnrod am 26. Mai 1904 und zwar: für Lardenbach, Solms-Ilsdorf, Groß-Eichen vormittags 11 Uhr, für Klein-Eichen vormittags 11.10 Uhr, für Sellnrod und Schmitten vormittags 11.15 Uhr. Jeder Pferdebesitzer ist verpflichtet, seine sämtlichen Pferde zur Musterung zu gestellen ...
Mit Rücksicht auf die drohende Gefahr einer Verschleppung der Schweinepest sieht Großh. Kreisamt Schotten sich veranlasst, auf Grund des Art. 17 des Reichsviehseuchengesetzes für die im Kreise Schotten stattfindenden Viehmärkte bis auf weiteres (ab dem 18. Mai 1904) folgende Sicherheitsmaßregeln anzuordnen: 1. Landwirte, welche Schweine feilbieten, müssen mit Ursprungszeugnissen seitens der zuständigen Ortspolizeibehörde (Bürgermeisterei) versehen sein. 2. ...
Da in der Provinz Oberhessen die Schweinepest neuerdings (21. Mai 1904) wieder ausgebrochen ist, werden seitens der Behörden die Maßregeln zu deren Unterdrückung getroffen und die einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen eingeschärft. Als wesentliche Erscheinungen werden an den an der Seuche erkrankten Schweinen wahrgenommen: Verminderte oder ganz aufgehobene Freßlust, Fieber, Hinfälligkeit und Schwanken im Hinterteil ...
Einen dummen Jungenstreich oder die Tat eines Blödsinnigen beging derjenige, welcher am 24. April 1904 abends zwischen den zwei letzten Zügen zwischen Stockhausen und Mücke einen etwa 1 Zentner schweren Stein auf das Schienengleise legte, um dadurch den Zug zum Entgleisen zu bringen. Glücklicherweise hatte der Lokomotivführer das Hindernis noch rechtzeitig wahrgenommen. Er gab sofort Gegendampf, konnte jedoch nicht verhindern, daß trotzdem die Maschine den schweren Stein aufschnitt. Ein Schaden oder Unglück ist weiter nicht entstanden.
Am 20. Mai 1904 war ein Untersuchungsrichter in Stockhausen und in den Nachbarorten Klein-Eichen und Flensungen, um den oder die Täter zu ermitteln. Hoffentlich gelingt es, den Bösewicht zu entlarven, damit er für seine ruchlose Tat die gebührende Strafe erhält.
(Grünberger Anzeiger)
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11. Mai 1904 |
Wildschaden
Nach dem von Großh. Kreisamt Schotten veröffentlichten Verzeichnis der für die Jahre 1904, 1905 und 1906 zu Sachverständigen in Wildschadensangelegenheiten gewählten Sachverständigen und Ersatzmänner gehören zum ersten Bezirk: Stadt Laubach, Waldgemarkung Laubach, Freienseen, Gonterskirchen, Ruppertsburg, Wetterfeld, Lardenbach und Solms-Ilsdorf. Zum zweiten Bezirk gehören: Groß-Eichen und Klein-Eichen. Ansprüche wegen Ersatzes von Wildschaden sind bei der Bürgermeisterei derjenigen Gemeinde, in deren eigener oder polizeilich zugeteilter Gemarkung der Wildschaden eingetreten ist, binnen einer Woche zum Zwecke der Einleitung des Sühneverfahrens anzumelden.
(Grünberger Anzeiger) |
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07. Mai 1904 |
Forellenbrut
In der durch die Wiesen fließenden Ilsbach wurde in voriger Woche "Forellenbrut" eingesetzt und zwar durch die Forstakademie zu Gießen im Beisein des Großh. Forstinspektors der Oberförsterei. Der von Höckersdorf kommende Ilsbach eignet sich durch sein Quellwasser, steiniges Wasserbett und mit Erlen bepflanzte Ufer ganz vorzüglich als Forellenbach. Mit der Einsetzung von Forellenbrut in die benachbarte Ohm hat man die besten Ergebnisse zu verzeichnen.
(Grünberger Anzeiger)
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04. Mai 1904 |
Körung
Die Körkommission des III. Körbezirkes (Simmentaler Vieh) wird nachfolgende Körtermine abhalten: Freitag den 27. Mai zu: Ruppertsburg vormittags 9 Uhr, Wetterfeld vormittags 11 Uhr, Laubach mittags 12 Uhr, Groß-Eichen nachmittags 3 1/2 Uhr. Die Züchter von Simmentaler Vieh, welche ihre Tiere in das Herdbuch eintragen lassen wollen, werden ersucht, ihre betreffenden Tiere an einem von der betreffenden Großh. Bürgermeisterei hierzu bezeichneten Orte aufzustellen, damit die Arbeiten der Kommission ohne Aufschub erledigt werden können.
(Grünberger Anzeiger) |
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04. Mai 1904 |
Schneefall im Mai
Wer am Morgen des 4. Mai 1904 gegen 8 Uhr den dichten Schneefall im Seenbachtal beobachtete, mußte von ernstem Zweifel befallen werden, in welcher Jahreszeit wir augenblicklich leben, fast noch eigentümlicher war es, dass schon am Mittag, während die Höhen des Vogelsbergs noch in leichtem Weiß erglänzten,, Gewitter auf Gewitter unter heftigem Donner im Tal vorüberzogen.
(Grünberger Anzeiger) |
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23. April 1904 |
Frühjahrs-Kontrollversammlung
Zu den Frühjahrs-Kontrollversammlungen im Landwehrbezirk Gießen 1904 haben ohne weiteren Befehl zu erscheinen: 1) Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamte der Reserve und der Landwehr I. Aufgebots (kleiner Dienstanzug); 2) die Mannschaften der Reserve und Landwehr I. Aufgebots aller Waffen, einschließlich Halbinvaliden und nur Garnisondienstfähigen; 3) die zur Disposition der Truppenteile oder Ersatzbehörden entlassenen Mannschaften aller Waffen; 4) die Ersatzreservisten, geübte und nicht geübte: aus den Orten Freienseen, Gonterskirchen, Groß-Eichen, Klein-Eichen, Solms-Ilsdorf, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg und Wetterfeld zu Laubach auf der Straße nach Wetterfeld am Freitag den 29. April vormittags 9 Uhr.
(Grünberger Anzeiger) |
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11. April 1904 |
Station Mücke
Die mehr und mehr aufblühende Station Mücke beginnt allmählich ein bedeutender Industriestandort zu werden. Die 1903 eröffnete Bahnstrecke Laubach-Mücke hat wieder großen Verkehr gebracht und eine Erweiterung der Holzindustriewerke veranlaßt. Gegenwärtig wird von der rheinischen Bergwerksgesellschaft ein neues Eisensteinbergwerk angelegt und durch eine Drahtseilbahn mit der Station verbunden.
Die reichhaltigen Eisensteinlager haben nur geringe Tiefe. Dem stets steigenden Verkehr der Reisenden und Touristen wird durch Erbauung eines Hotels durch Winn-Gießen Rechnung getragen, das bis Herbst vollendet sein soll. Mücke ist der Hauptausgangspunkt der Reisenden und Touristen nach dem nordwestlichen Vogelsberg und Ulrichstein.
(Grünberger Anzeiger) |
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23. März 1904 |
Meldungen
Das an vielen Orten beobachtete Meteor wurde auch hier am Montag (21. März 1904) etwas nach 8 Uhr abends am südlichen Himmel in glänzender Erscheinung bemerkt.
Der Landwirt F. W. aus Atzenhain schlachtete ein Schwein im Alter von 1 Jahr und 3 Wochen, welches das ansehnliche Gewicht (Schlachtgewicht) von 419 Pfund erreichte.
Gestern Abend (22. März 1904) kam es in einer Spinnstube in Bernsfeld zu Streitigkeiten, wobei einer der Teilnehmer den Revolver zog und die Gesellschaft bedrohte. Nachdem ihm die Waffe abgenommen und auf der Bürgermeisterei abgeliefert war, wurde der Polizeidiener auf der Straße verhöhnt. Wenn ein solcher Geist in unseren ländlichen Spinnstuben einreißt, so haben sie jeden Anspruch auf Existenzberechtigung verscherzt, und jeder ordnungsliebende Einwohner muß dagegen entschieden protestieren.
Der (Eisenbahn-) Sommerfahrplan ab 1. Mai 1904 bringt gegenüber dem Winterfahrplan nur geringe Änderungen. Der Morgenzug von Mücke trifft in Laubach statt wie jetzt um 8 um 8.14 ein, für die Schüler aus dem Seental, die das hiesige Gymnasium besuchen wollen, zu spät. Die übrigen Mißstände werden sich erst beseitigen lassen, wenn die Züge von Mücke nach Friedberg direkt gehen, was vom 1. Oktober ab der Fall sein soll.
(Grünberger Anzeiger)
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02. März 1904 |
Militär-Ersatzgeschäft
Das diesjährige Ersatzgeschäft für den Kreis Schotten findet im Rathaussaale zu Schotten an nachbenannten Tagen statt:
Dienstag, 8. März für Freienseen; Mittwoch, 9. März für Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach mit Solms-Ilsdorf, Laubach; Donnerstag, 10. März für Ruppertsburg; Freitag, 11. März für Wetterfeld. Samstag, 12. März findet die Losziehung statt, wobei das Erscheinen den Militärpflichtigen überlassen bleibt. Für die Nichterscheinenden lost ein Mitglied der Ersatz-Kommission. Das Geschäft beginnt jedesmal präzis um 9 Uhr vormittags, die Militärpflichtigen müssen jedoch pünktlich um 8 1/2 Uhr im Musterungslokale anwesend sein.
Militärpflichtige, die bereits in den Vorjahren gemustert worden sind, haben ihren Losungsschein mitzubringen. Wer durch Krankheit am Erscheinen vor der Ersatz-Kommission im Musterungstermin verhindert ist, hat ein ärztlich beglaubigtes Attest einzureichen. Diejenigen, welche an Epilepsie zu leiden behaupten, haben auf eigene Kosten drei glaubhafte Zeugen hierfür zu gestellen, oder ein Zeugnis eines beamteten Arztes beizubringen, bzw. den Nachweis derselben in anderer glaubwürdiger Weise zu führen.
Harthörigkeit oder sonstige Ohrenleiden, Schwachsinnigkeit usw. und Augenleiden sind durch Zeugnisse von Lehrern, Geistlichen, Bürgermeistern, besonders aber von Aerzten, im Musterungstermin nachzuweisen. Die Ansprüche auf Zurückstellung oder Befreiung vom Militärdienst sind, soweit dies noch nicht geschehen, umgehend bei den Großh. Bürgermeistereien oder spätestens im Musterungstermin selbst vorzubringen. Die Entscheidung über die Gesuche der Reservisten um Zurückstellung wegen häuslicher und gewerblicher Verhältnisse für den Fall ihrer Einberufung zu den Fahnen wird an den Tagen gefällt werden, an denen die Militärpflichtigen aus den betreffenden Gemeinden zur Musterung zu erscheinen haben.
(Grünberger Anzeiger)
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17. Februar 1904 |
Chaussierarbeit
Am Mittwoch den 17. Februar 1904 nachmittags 3 Uhr sollen zirka 100 lf. Meter Chaussierarbeit sowie 20 Meter Steine zum Zerschlagen auf der unterzeichneten Bürgermeisterei an den Wenigstnehmenden vergeben werden.
Klein-Eichen, den 10. Februar 1904. Großh. Bürgermeisterei Klein-Eichen. Müller.
[Als Chaussierung bezeichnet man eine althergebrachte Bauweise, bei der auf eine grobe, hohlraumreiche Schotterschicht feiner gekörnte Schotterschichten auf Wegen oder Straßen aufgebracht werden. Die Flächen weisen eine hohe Tragfähigkeit auf und sind wasserdurchlässig. Die Erstellung ist kostengünstig. Leider ist nicht überliefert welcher Weg chaussiert werden sollte. Die Länge von 100 Meter wäre z. B. die Strecke vom "Kreuz" bis zum Grenzgraben. Oder die Länge des Stichweges ins Hinterdorf.]
(Grünberger Anzeiger)
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23. Januar 1904 |
Kreisverein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke
Veranlaßt durch den Umstand, daß der übermäßige Gebrauch alkoholischer Getränke unserem Volke schwere Schädigungen zufügt, haben sich einsichtsvolle Männer aus allen Kreisen der Bevölkerung und in allen Teilen unseres Vaterlandes zu dem großen deutschen Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke verbunden.
Die Aufgabe dieses Vereins ist: über die schweren und vielseitigen Nachteile des mißbräuchlichen Genusses geistiger Getränke aufzuklären und jeden Einzelnen zu treuer Mitarbeit an der Minderung der erkannten Überlstände anzuregen. Diese haben im Laufe der Zeit erheblich zugenommen. Unser ganzes Volk leidet unter denselben. Durch unsere Zugehörigkeit zu dem deutschen Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke dienen wir also dem finanziellen, körperlichen, geistigen und sittlichen Wohl unseres Volkes.
Aus folgenden Angaben erhellt, daß diese Behauptung eine wohlbegründete ist: Zur Zeit werden in Deutschland im Jahre verbraucht: 684 240 000 Liter Branntwein, 6 151 800 000 Liter Bier, 322 000 000 Liter Wein, oder auf den Kopf mit Einschluß von Frauen und Kindern 12,9 Liter Branntwein, 115,8 Liter Bier, 644 Liter Wein. Das kostet im Jahre mindestens 50 Mark auf den Kopf oder 250 Mark auf eine Durchschnittsfamilie oder 2500 Millionen Mark für unser gesamtes deutsches Volk. Das letztere legt sich diese kolossalen Ausgaben auf für den Verbrauch von Stoffen, welche fast keinen Nährwert haben, sondern lediglich als Genußmittel zu betrachten sind.
In welcher Weise der Mißbrauch geistiger Getränke die körperliche und geistige Gesundheit und die sittlichen Eigenschaften verschlechtert, ist allgemein bekannt. Es braucht nur kurz darauf hingewiesen zu werden, daß andauernder Alkoholmißbrauch in den Organen des Körpers krankhafte Veränderungen hervorruft, die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten schwächt, die Nerven zerrüttet und zu Geisteskrankheiten führt.
Aus allen deutschen Irrenanstalten wird bezeugt, daß mindestens ein Viertel, manchmal ein Drittel und sogar die Hälfte aller geistigen Erkrankungen auf Konto des Trunkes kommt. Zu beachten ist die schlimme Wirkung der Unmäßigkeit auf die Nachkommenschaft, indem Trinkerkinder oft mit Nervenleiden, Epilepsie und Geistesstörungen behaftet sind. Die Schädigung der moralischen Eigenschaften ergibt sich aus dem Umstand, daß die Statistik der Verbrechen in vielen Fällen auf Alkoholmißbrauch als Ursache hinweist.
Der deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke will die gewissenlose Verleitung und Gelegenheitsmacherei zum Trinken bekämpfen, dagegen bessere Anschauungen, bessere Sitten, bessere Einrichtungen und bessere Gesetze hinsichtlich des Verkaufs und Gebrauchs geistiger Getränke anstreben.
Der Verein will dafür eintreten, daß niemand mehr als Sklave unvernünftiger Trinksitten unmäßig geistige Getränke trinken muß, obwohl er gar nicht mag. Er will die laxe moralische Anschauung bekämpfen, daß nur der "trunkfeste Mann, der den tiefen deutschen Männertrunk bei feuchtfröhlichem Gelage u.s.w. liebt", ein ganzer Mann sei, sondern er will zu erreichen suchen, daß Niemand seine Willensfreiheit dem Trunkzwang und den Trinksitten opfern muß ohne deshalb von irgend Jemand schief angesehen zu werden.
Pfarrer Joh. Fritsch, Ruppertsburg, Kreisarzt Dr. Koeninger, Schotten
(Grünberger Anzeiger im Januar 1904)
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18. Januar 1904 |
Bahnbau
Zur Richtigstellung bringt das Gr. Kreisamt Schotten zur Kenntnis der Interessenten, daß die Offenlegung des Enteignungsantrags bezüglich des Geländes für den Bahnbau Laubach-Mücke in der Zeit vom 16. bis 30. Januar l. J. einschließlich auf dem Amtszimmer der Gr. Bürgermeisterei Laubach stattfindet.
(Grünberger Anzeiger) |
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30, Dezember 1903 |
Grünberger Beleuchtung
Zum Jahresende 1903 veröffentlichte der Grünberger Anzeiger folgenden Kommentar: "Wenn man in der Weihnachtszeit die Straßen unserer Stadt durchging und sich die Läden und Lädchen ansah, bekam man verschiedene Beleuchtungsarten zu sehen. Während der eine, da er sich mit den modernen Lampen nicht befassen mochte, noch seine vielleicht neue Petroleumlampe benützte, stellte der Andere seine Waren im Scheine einer Gasglühlichtlampe aus, der nächste wieder hatte sich so eine moderne Spiritusglühlampe angeschafft.
Auch die Stadt hatte sich zu einem Versuch mit letzterer aufgerafft, der jedoch nicht nach Wunsch ausfiel. Die Neumühle hat sogar elektrisches Glühlicht. Allgemein das Bestreben, etwas gutes, hervorragendes zu leisten. Da wäre es wohl an der Zeit, daß die Gemeindevertretung oder führende Männer sich zu einer allgemeinen, einheitlichen Beleuchtungsart entscheiden wollten.
Da für ein kleineres Gemeinwesen, wie Grünberg, ein Elektrizitätzwerk nicht rationell genug betrieben werden kann, auch das Unternehmen nur dann lebensfähig sein könnte, wenn der Stadtsäckel in Mitleidenschaft gezogen würde, bliebe nur ein gut angelegtes, und das wäre das einzig passende für Grünberg, Gas-Werk zu bauen übrig.
Wenn man von Zeit zu Zeit liest, dass Städtchen von der Größe Grünbergs und noch größere neue Gaswerke bauen, so ist es doch einleuchtend, dass für uns dies auch das einzige richtige ist, denn in Folge der Vielseitigkeit seiner Verwendung zu Leucht- und Kochzwecken und für Motoranlagen ist es eigentlich als Ideal zu bezeichnen.
Elektrische Lichtanlagen sind, wenn sie nicht genügend Reserve-Maschinen haben, sehr unzuverlässig und kostspielig durch Beschädigungen infolge Fahrlässigkeit. Es wäre demnach zu erwägen, ob nicht Interessenten sich zu einer bestimmten Zeit zusammenfinden und die Frage einer eingehenden Besprechung unterwerfen wollten."
(Grünberger Anzeiger)
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22. Dezember 1903 |
Meldungen
Der in Laubach gestern (15. Dezember 1903) abgehaltene Weihnachtsmarkt war von einer großen Anzahl von Verkaufsständen, mehr als die Hälfte die früheren Jahren übertreffend, besucht. In der Hoffnung, dass die Seentalbahn eine größere Zahl von Kauflustigen herbeiführen würde, sah man sich getäuscht. Dagegen waren Gonterskirchen, Wetterfeld und Villingen gut vertreten. Die Kaufabschlüsse wurden jedoch mehr in den Läden als auf dem Markte gemacht.
Die Postschalter sind am nächsten Sonntag (20. Dezember 1903) für den Packetverkehr wie wochentags, für den Briefverkehr dagegen wie an den übrigen Sonntagen für das Publikum geöffnet.
Noch vor zwanzig Jahren (1883) war die Düngung der Wiesen eine Seltenheit. Die Anwendung des Kompostes und der Jauche und hier und da des Stalldüngers auf Wiesen hatte sich zwar bewährt und war seit altersher eingeführt, da aber die zur Verfügung stehenden Düngermengen in keinem Verhältnis zu den Wiesenflächen standen, so erhielten nur wenige der letzteren einen vollen Ersatz für die entzogenen Pflanzennährstoffe. Erst seitdem die künstlichen Düngemittel sich mehr und mehr eingeführt haben, vollzieht sich auch hier (Grünberg) eine Änderung, wenn es auch immer noch (trotz Werbung in den Dörfern) Landwirte gibt, die an die Wirkung und Rentabilität der Kunstdüngemittel nicht glauben wollen.
An den oberhessischen Bahnlinien soll mit Beginn des Sommerfahrplanes die Bahnsteigsperre eingeführt werden. An einzelnen Stationen beginnt (22. Dezember 1903) man bereits mit der Einzänung.
(Grünberger Anzeiger)
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9. Dezember 1903 |
Vorstellung der Baumrodemaschine
Am vergangenen Mittwoch (9. Dezember 1903) wurde in Lardenbach die neuangeschaffte Stendal'sche Baumrodemaschine, unter dem Beisein des Erfinders sowie mehrerer Herren aus dem Ortsvorstand, an hundertzwanzigjährigen Buchen geprobt. Von allen Zuschauern fiel dem Erfinder, Herrn Forstwart Stendal, für die große Leistungsfähigkeit der Maschine großer Beifall zu.
Was die Arbeit und Kraft der Maschine selber anbelangt, so muss man bezeugen, dass dieselbe sicher und gut arbeitet und allen Anforderungen, die an dieselbe gestellt worden sind, entsprochen hat. Sie ist sehr einfach, kann leicht bedient werden und ist unseren Holzhauern schon ein unentberliches Werkzeug geworden.
(Grünberger Anzeiger)
["Diese neue Stendalsche Maschine besteht im wesentlichen nur aus zwei getrennt zu transportierenden Teilen, nämlich dem mit Schlitten und Hebel verbundenen Druckbalken, und der mit dem Doppelstachel versehenen Druckstange. Der Druckbalken besteht aus einem 2,50 Meter langen 12 cm starken Holzbalken. Der 1,50 Meter lange Holzhebel befindet sich in einer durch Scharnier mit dem unteren Ende des Schlittens verbundenen eisernen Hülse.
Die Maschine wird der Fallrichtung des Baumes entgegen platziert. Mittels Hebelmechanismus wird Druck auf den Baum ausgeübt. Am Hebel arbeiten 2 Männer, die den Baum etwa drei Minuten nach der Anlegung der Maschine zu Fall brachten. Die Stendal-Maschine kostet 90 Mk. (Zeitschrift für Tropische Landwirtschaft)]
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24. November 1903 |
Meldungen
Der Weickartshainer Ortsbürger Georg Heinrich Dörr fand auf einem seiner Aecker eine Schachtel Gold- und Silbermünzen, welche aus dem 16. Jahrhundert stammen. Auf einigen derselben ist deutlich die Jahreszahl 1586 zu lesen. Der Fund ist gemäß den Vorschriften des Denkmalschutzgesetzes durch die Bürgermeisterei an zuständiger Stelle zur Anzeige gebracht wurde.
Heute Nacht (17. November 1903) hat sich als neuer Gast bei uns (im Vogelsberg) der Schnee eingestellt. Schon gestern Abend stöberte es fortgesetzt ganz heftig, sodaß bis heute Morgen die Fluren ein weißes Kleid erhalten hatten. Der Witterung nach zu urteilen, scheint noch mehr Schnee in Aussicht zu stehen.
Der Güterverkehr auf der Strecke Hungen-Mücke hat eine erfreuliche Zunahme zu verzeichnen. In der letzten Woche gingen mehrere Waggons Eisensteine gingen bereits von Station Laubacher Wald nach "Erzwäscherei Stockhausen". Unter den Stationen im Seental hat Weickartshain den stärksten Stückgutverkehr. (22. November 1903)
Die Auszahlung und Beischreibung der Zinsen von Einlagekapitalien bei der hiesigen (Grünberg) Spar- und Leihkasse geschieht am Mittwoch, den 2. Dezember für die Orte: Harbach, Ilsdorf, Kesselbach, Kirschgarten, Klein-Eichen, Lauter und Lehnheim. Die Großh. Bürgermeistereien werden gebeten, das ihre Ortsangehörigen Betreffende in deren Interesse durch die Schelle nekannt machen zu lassen. Grünberg, den 24. November 1903. Der Rechner der Spar- und Leihkasse.
(Grünberger Anzeiger)
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11. November 1903 |
Meldungen
Ein heiteres Vorkommnis ereignete sich am Morgen des 1. November 1903 auf der Station Weickartshain. Als nämlich der Zug 7.30 Uhr von Mücke kommend hier eintraf, fehlten der Zugführer und ein Passagier. Während dieselben in Stockhausen eine Karte nachlösen wollten, war der Zug abgedampft. Telephonisch verlangte der Zugführer, abgeholt zu werden. Was war zu machen? Der Zug fuhr zurück nach Stockhausen, holte die Zurückgebliebenen und dampfte dann lustig weiter.
Gelegentlich des schwarzbraunen Besuches, mit welchem wir in vergangener Woche (3. November 1903) beehrt wurden, kamen auch zwei glutäugige Zigeuner-Schönen in die Hofraite eines Weickartshainer Bewohners. Die eine von den Beiden betritt das Haus und bettelt. Währendem steht die andere im Hofe und füttert die Hühner mit den in ihrer Schürze befindlichen Brodkrumen. Auf einmal stob das Hühnervolk mit Geschrei auseinander, bis auf ein Stück, welches nach einem kühnen Griff seitens der Zigeunerin in deren aufgeschürzten Unterrock verschwunden war. "Doch das Unglück schreitet schnell!" Ein Nachbar hatte, hinter seinem Fenster stehend, die Schwarze beobachtet. Es steht zu vermuten, dass, nachdem ihr das Huhn wieder abgenommen worden, man ihr auch das in solchen Fällen übliche "Fanggeld" verabreicht hat.
Bei den diesjährigen Herbst-Kontrollversammlungen haben zu erscheinen: 1. Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamte der Reserve. (Kleiner Dienstanzug: Mütze, Waffenrock oder Ueberrock, Achselstücke, lange Hosen oder hohe Stiefel beliebig, bei schlechter Witterung Paletot); 2. Reservisten, sowie die zur Disposition der Truppenteile und der Ersatzbehörden Entlassenen aller Waffen; 3. Diejenigen der Landwehr 1. Aufgebots angehörigen Mannschaften, welchen ein besondere Gestellungsbefehl zum Erscheinen bei der Herbstkontrollversammlung zugeht. Die Ersatzreservisten haben bei den Herbstkontrollversammlungen nicht zu erscheinen.
1) Zu Hungen ... 2) Zu Lich ... 3) Zu Grünberg ... 4) Zu Nieder-Ohmen ... 5) Zu Laubach. Am 19. November 1903, nachmittags 3 Uhr 30 Min, auf der Straße nach Wetterfeld für die Bewohner von: Freienseen, Gonterskirchen, Groß-Eichen mit der Grummetsmühle, Wadenhäusermühle und Ziegelei, Ilsdorf (Solms), Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg und Wetterfeld.
Befreiungsgesuche sind bis längstens acht Tage vor dem Appell auf dem Dienstwege einzureichen und müssen durch die Bürgermeisterei, ... beglaubigt sein, ... Die Leute haben in bürgerlicher Kleidung zu erscheinen. Stöcke, Schirme, Pfeifen und Zigarren sind vorher wegzulegen. Die Militärpapiere müssen zur Stelle sein. Sämtliche Mannschaften stehen im Laufe des ganzen Kontrolltages bis einschließlich Mitternacht unter dem Militärgesetz.
In der Nähe der Station Laubacher Wald unternimmt eine Dortmunder Gesellschaft Schürfungen auf Eisensteine. Die bereits gefundenen Erzstücke sollen stark eisenhaltig sein; eine größere Ausdehnung der Eisengruben, die sich sowohl auf gräflichem als städtischem Gebiete befinden, ist zu erwarten.
Zur Ableistung des Verfassungseides hat Großh. Kreisamt Schotten Termin auf Montag, 23. November l. J., vormittags 11 Uhr in dem Rathause zu Laubach anberaumt für die Gemeinden: Freienseen, Groß-Eichen, Gonterskirchen, Solms-Ilsdorf, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg und Wetterfeld.
(Grünberger Anzeiger)
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11. Oktober 1903 |
Wirtshaus-Eröffnung
Flotte Tanzweisen durchklangen heute (11. Oktober 1903) das Dörfchen Klein-Eichen, Alt und Jung zusammen lockend zu dem von den meisten Klein-Eichenern noch nicht erlebten Ereignis, denn 53 Jahre waren verflossen, seit zum letzten Male Kirmes hier gehalten wurde. Lange Jahre war gar keine Wirtschaft im Orte, bis dann heute Herr Ludwig Krieger in seinem neuerbauten, geräumigen Hause eine Gastwirtschaft eröffnete. Küche und Keller des neuen Wirtes bieten des Guten viel, und so ist die Hoffnung berechtigt, daß nun in Zukunft auch in Klein-Eichen stets ein guter Trunk und Bissen zu bekommen ist.
(Grünberger Anzeiger)
[Aus dieser Zeitungsmeldung geht hervor, dass in Klein-Eichen auch Kirmes gefeiert wurde. Allerdings ist demnach die letzte Kirchweih im Jahre 1850 abgehalten worden. Zu diesem Zeitpunkt stand das Kirchengebäude 108 Jahre lang im Dorf. - Ludwig Krieger kam aus Hainbach nach Klein-Eichen und heiratete 1901 Elisabetha Hofmann, die war gebürtig aus dem "Doppelhaus" mitten im Dorf. Hier lebte die Familie Krieger nach der Eheschließung. Tochter Auguste heiratete Karl Opper und Enkelin Ilse heiratete nach dem 2. Weltkrieg Felix Darga. Zum Ende des Krieges wurde die Gastwirtschaft alsbald aufgegeben. Und aus dem "Doppelhaus" machte Felix Darga das heutige Wohnhaus.]
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30. September 1903 |
Einweihung Eisenbahnstrecke
Am Morgen des Einweihungstages (Mittwoch, 30. September 1903) der Bahnstrecke Mücke-Laubach gab es einen auf der Oberhessischen Bahn wohl noch nie beförderten Transport, dieser passierte in der Früh die Station Grünberg; es war dies ein sogenannter Wasserzug, welcher die Maschine des anläßlich der Einweihung der Bahn Mücke-Laubach abgelassenen Extrazuges mit Wasser zu speisen hatte. Nachdem auf der Station Mücke alles für den Bahnbetrieb nötige fertiggestellt ist, hat man jedoch das vor allem erforderliche Wasser nicht rechtzeitig beschaffen können und mußte solches erst von Gießen kommen lassen.
Kurz nach 3 Uhr lief dann der zu den Einweihungsfeierlichkeiten der Eisenbahnstrecke Mücke-Laubach bestellte Extrazug, aus zwei Lokomotiven, einem Salonwagen und neun Personenwagen mit nur erster und zweiter Klasse - zusammen 28 Achsen - bestehend, von Station Mücke ab. Die Lokomotiven waren mit Fähnchen und Laubkränzen, sämtliche Wagen mit Eichenlaubguirlanden geschmückt.
Von hier hatten sich mit Wagen Se. Erlaucht Graf Otto zu Solms-Laubach, der Stadtvorstand, sowie eine Anzahl von Beamten in Mücke eingefunden, um sich an der Extrafahrt zu beteiligen. [An den vom Großherzoglichen Kreisamt Schotten angeregten Feierlichkeiten Teil zu nehmen, zeigte sich in Merlau und Flensungen ansonsten keine Lust, wohl mit Rücksicht auf die durch den Bahnbau auferlegten Lasten; es fuhr daher der erste Zug auf der Mücke ohne Sang und Klang ein, während an den übrigen Stationen feierliche Begrüßungen geschahen.]
Auf sämtlichen Bahnhöfen war die Bevölkerung der anliegenden Ortschaften zahlreich erschienen. Um 1/2 3 Uhr stellte sich der Festzug, bestehend aus dem Weickartshainer Musikchor, der Schule, den Damen, dem Ortsvorstand, dem Kriegerverein ect. auf und zog unter klingendem Spiel nach dem mit Kränzen und Guirlanden geschmückten Bahnhof (auf die Seenbrücke). Über dem Geleise befand sich ein Bogen mit der Aufschrift "Glückliche Fahrt". Von Lardenbach kam ebenfalls ein Festzug mit den Gemeinderäten und Bürgermeistern, die Schulekinder mit ihren Lehrern, die verschiedenen Vereine und viele Festjungfrauen und nahm auf dem Bahnhof Aufstellung.
Um 3.34 Uhr kam ein prächtig geschmückter, aus 12 Wagen bestehender Zug aus Stockhausen angebraust. Nach einem dreifach donnernden Hoch setzte die Musik ein und spielte ein Lied. Nachdem Se. Exz. Herr Finanzminister Gnauth, der Präsident der Königl. Eisenbahn-Betriebsinspektion zu Frankfurt a. M., sowie die Vertreter der Großh. Kreisämter Gießen, Schotten, Alsfeld u. s. w. ausgestiegen waren, übergab das Töchterchen des Forstwarts Stendal von Weickartshain unter Aufsagen eines kleinen Gedichtes ein Bouquet.
Herr Pfarrer Weinberger von Lardenbach hielt darauf eine sehr schöne Begrüßungsansprache, welche in einem Hoch auf Se. Königl. Hoheit den Großherzog endete, worauf "Heil Dir im Siegerkranz" gemeinschaftlich gesungen wurde. Se. Exz. besichtigte dann die unteren Räume des Bahnhofes. Nach kurzen Begrüßungen ertönte der Ruf "Einsteigen". Dies taten auch die schmucken Festjungfrauen. Unter ungeheurem Jubel dampfte der Zug nach dem nahegelegenen Freienseen.
Im "Laubacher Wald" hatten sich die hiesigen Forstwarte eingefunden, um eine Gewehrsalve abzugeben. In Laubach begaben sich alle Fahrgäste zum "Hotel Schützenhof", wo ein Festessen aus 77 Gedecken stattfand. In Festreden wurde Dank erstattet der Regierung und deren ausführenden Organen für den Bau der Bahn, sowie den Gemeinden für die Bereitwilligkeit zur Zahlung der Beiträge für die Geländeerwerbung.
Um 7.45 Uhr brachte der Extrazug die Gäste aus dem Seentale wieder in ihre Heimat und die fernen Besucher wieder nach Station Mücke zur Weiterfahrt. [Wie Pfarrer Röschen (Freienseen) in der Chronik festhielt, musste an diesem Tage Abschied von der alten Postkutsche genommen werden. Dreißig Jahre lang war Ferdinand Horst als Postillion zweimal täglich mit den Pferden nach Mücke gefahren. Dem "Pöstchen", welches mittags 3 Uhr zum letzten Mal abfuhr, unmittelbar vor den Einweihungsfeierlichkeiten, galt ebenfalls eine kleine Abschiedsfeier in Freienseen. Mit einer Ansprache und Musik fuhr das geschmückte "Pöstchen" ab. Zum letzten Mal lieferte es nun die Post auf der Mücke ab. Unterwegs wurden auch die Gemeinden mit der Post bedient.]
Herr Gastwirt Hock war mit seiner Wirtschaft derweil am Bahnhof (Weickartshain) anwesend und lange blieben die Teilnehmer bei einem Glase Bier und einem Tänzchen beisammen, bis der kalte Abendnebel sie ans Heimgehen mahnte. Mögen alle Fahrten der Seentalbahn glücklich sein und der ganzen Umgegend zum Segen gereichen.
(Grünberger Anzeiger/Die Seental-Eisenbahn)
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26. September 1903 |
Eisenbahnbau
Am gestrigen Samstag (26. September 1903) fand die bauliche Abnahme der Eisenbahnstrecke nach Mücke statt. Vor dem Eröffnungstage derselben, am 1. Oktober, wird die Einweihung Mittwoch den 30. September geschehen. Soviel bis jetzt bekannt ist, wird mittags 3 Uhr ein Extrazug von Mücke nach Laubach gehen; zur Anteilnahme sind besondere Einladungen nach den betreffenden Stationsorten ergangen. Um 5 Uhr ist im Hotel zum "Schützenhof" in Laubach ein Festessen angesetzt, zu dessen Beteiligung eine Liste bei dem Gastwirte offen liegt. Für den Abend sind in Freienseen weitere Festlichkeiten im Plane. Die Großh. Regierung wird durch den Finanzminister Se. Exz. Gnauth vertreten sein.
Herrn Schäfer von Kirchhain wurde die Verwaltung der Bahnstation Weickartshain übertragen. Am vorigen Freitag (25. September 1903) hielt er seinen Einzug. Zum Weichensteller wurde Herr Rühl von Nidda ernannt.
(Grünberger Anzeiger)
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26. September 1903 |
Postagentur Lardenbach
Vom Tage der Betriebseröffnung der Nebenbahn Laubach-Mücke, welche voraussichtlich am 1. Oktober d. Js. (1903) erfolgt, wird die Posthilfsstelle in Lardenbach in eine Postagentur umgewandelt und die Verwaltung dem zum Postagenten angenommenen Johannes Mölcher übertragen. [Johannes Mölcher war Wirt, blieb ledig und starb 1907 mit 44 Jahren] Zum Landbestellbezirk der Postagentur werden derselben [neben Klein-Eichen] die Orte Weickartshain, Stockhausen und Stockhäuserhof zugeteilt. Die Landpostfahrt Freienseen-Mücke wird vom gleichen Zeitpunkt ab aufgehoben.
(Grünberger Anzeiger)
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19. September 1903 |
Meldungen
Die der polizeilichen Abnahme der Strecke Laubach-Mücke obliegenden Beamten trafen heute (15. September 1903) Nachmittags 5 Uhr mit einem Sonderzuge von Mücke in Laubach ein. Die Regierung war durch einen Ministerialrat und die beiden Kreisamtmänner von Schotten und Gießen vertreten. Es hatten sich mehrere hiesige Geschäftsleute wegen der Zufuhr ihrer in der Nähe des Bahnhofes liegenden Lagerhäuser eingefunden. Nach Besichtigung und Aufnahme eines Protokolls fuhren die Revisionsbeamten in einem, dem planmäßigen 6 Uhrzug angefügten Salonwagen nach Hungen weiter. Die bauliche Abnahme der Strecke soll Ende nächster Woche erfolgen.
Kirchweihe feiern am kommenden Sonntag und Montag (20. und 21. September 1903) die Orte Queckborn und Lardenbach. Möge diesen Festen ein günstigeres Wetter als das bisherige beschieden sein, dann wird auch ein zahlreicher Besuch von auswärts nicht ausbleiben.
(Grünberger Anzeiger)
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03. September 1903 |
Meldungen
Der Hagelschaden, den das Unwetter vorige Woche (1. September 1903) (im oberen Vogelsberg) verursachte, ist größer als man anfangs dachte. Jeden Tag begehen Taxatoren der verschiedenen Hagelversicherungen die Felder. Viele Landwirte erhalten ganz ansehnliche Beträge.
Während im übrigen Oberhessen wohl vielfach schon die Weizenernte (am 2. September 1903) beendet ist, steht hier (im Vogelsberg) noch alles auf dem Halm, ja in den Gemarkungen Engelrod und Rebgeshain ist der Weizen noch grün, sodaß zur Reife noch andauernder Sonnenschein erforderlich ist.
Der Eröffnungstermin der Eisenbahnstrecke Laubach-Mücke rückt näher heran; von dem Winterfahrplan verlautet bis jetzt (3. September 1903), daß der erste Zug wie seither um 7 Uhr in Laubach eintreffen wird, um dieselbe Zeit wird der erste Zug in der Richtung von Mücke hierher (Laubach) kommen, weshalb dort eben ein Lokomotivschuppen gebaut wird. Damit wird ein Hauptwunsch der Bewohner des Seentales erfüllt. Mit Ausnahme der Einrichtung eines "Fürstenzimmers" sollen an dem hiesigen Bahnhofsgebäude keine baulichen Veränderungen mehr vorgenommen werden.
(Grünberger Anzeiger)
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20. August 1903 |
Straßenmeister
Unsere kreislichen Behörden, welche sich mit baulichen Ausführungen zu beschäftigen haben, bestehen im wesentlichen nur aus drei Straßenmeistern, die sämtlich ihren Sitz in Schotten haben; die Oberaufsicht über die kommunalen Bauten führt der Kreisbaurat in Gießen. Schon die weite Entfernung seines Wohnsitzes von unseren namentlich im Osten gelegenen Orten erschwert die erforderlichen Beaufsichtigungen.
Dringend wünschenswert wäre daher die Anstellung eines Technikers für unseren Kreis. Was nun den Wohnsitz der Straßenmeister anlangt, so hat unser Kreistag schon vor zwei Jahren den Beschluß gefasst, daß bei weiteren Anstellungen in erster Linie Ulrichstein, in zweiter Laubach zu berücksichtigen seien.
Da nun in diesem Frühjahr der Kreistag die Anstellung eines vierten Straßenmeisters beschlossen hat und ferner die Pensionierung eines in Schotten wohnenden Straßenmeisters bevorsteht, so glaubte man, daß nunmehr, da die Wohnsitze von zwei Straßenmeistern für Schotten wohl genügen dürften, die beiden Städtchen Ulrichstein und Laubach je einen Straßenmeister erhalten würden.
In beiden Orten aber war man sehr enttäuscht, als man in einem letzthinigen Ausschreiben des Großh. Kreisamts Schotten bezüglich Anstellung eines neuen Straßenmeisters den zukünftigen Wohnort desselben nicht genannt fand.
Die Erregung, die sich beider oben genannter Städtchen bemächtigt hat, wird sich erst dann legen, wenn Großh. Kreisamt dem dritten Straßenmeister seinen Wohnsitz in Ulrichstein, und den vierten denselben in Laubach anweisen wird. Auch für Leitung von kommunalen und Privatbauten dürfte sich an beiden Plätzen, die seither genötigt waren, ihre Techniker in anderen oberhessischen Kreisen zu suchen, genügende Beschäftigung vollauf finden.
(Grünberger Anzeiger) |
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20. August 1903 |
Wasserversorgung
Bekanntlich herrscht in vielen Ortschaften hiesiger Gegend, wie z. B. in Stangenrod, Weickartshain, Reinhardshain u. a., Mangel an gutem Trinkwasser. Besonders bei länger anhaltender Trockenheit versiechen die wenigen vorhandenen Brunnen fast vollständig, und es ist eigentlich zu verwundern, dass der Mangel an Wasser nicht schon nachteilig auf den Gesundheitszustand der Bewohner einwirkte.
Eine Hauptsorge dieser Gemeinden sollte die glückliche Lösung der Wasserversorgungsfrage sein, und der in voriger Nummer des Anzeigers veröffentlichte Beschluß des Kreistages Gießen, die Projektionskosten für Wasserleitungen in den Gemeinden bestreffend, verdient alle Anerkennung.
Hiernach übernimmt die Kreiskasse zunächst vorlagsweise die Projektionskosten, sodaß es auch der ärmsten Gemeinde ermöglicht ist, ein Projekt zur Anlage einer Wasserleitung ausarbeiten zu lassen. Es ist mit Freude zu begrüßen, daß einzelne Ortschaften der Gegend in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel vorangegangen sind. Möchten die übrigen bald nachfolgen.
(Grünberger Anzeiger)
[Ob es auch für den Kreis Schotten solch eine Hilfsmaßnahme gab, ist z. Zt. nicht bekannt.] |
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01. August 1903 |
Vortrag
Am Sonntag, 2. August 1903 nachmittags 3 Uhr, findet zu Lardenbach bei Herrn Gastwirt Mölcher Vortrag des Großh. Landwirtschaftslehrers Herrn Andrae von Büdingen über Erziehlung guten Futters, künstliche Düngung, Aufzucht von Jungvieh, insbesondere Züchtigung reiner Rassen statt. Zu dem vorbezeichneten Vortrage sind Mitglieder des Vereins, sowie alle sonstigen Interessenten freundlich eingeladen.
(Grünberger Anzeiger) |
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25. Juli 1903 |
Meldungen
Die Eröffnung der neuen Bahnstrecke Laubach-Mücke ist nunmehr definitiv auf den 1. Oktober festgesetzt; die Hinausschiebung ist größtenteils auf die Nichtvollendung der Hochbauten zurückzuführen, doch sind auf der Strecke Freienseen-Mücke auch noch etwa 200 Arbeiter mit Festlegung des Bahngleises beschäftigt.
Dieser Tage erschien im Verlage von E. Roth, Gießen die Promotionsarbeit von Dr. Ludwig Spilger in Laubach: Flora und Vegetation des Vogelsberges. Prof. Hansen, Gießen hat dieselbe mit einem Vorwort versehen, in dem er die Arbeit den Freunden des Vogelsbergs empfiehlt, da dieselbe zum erstenmal ein Gesamtbild der Pflanzenwelt des Vogelsberges wiedergibt.
Pfarrei Lardenbach: Am 3. Mai 1903 getauft wurde dem Landwirt Heinrich Keller II. dahier eine Tochter Minna geboren, am 14. April 1903; Getauft wurde am 1. Juni 1903 dem Landwirt Heinrich Mölcher XI. dahier ein Sohn, Adolf, geboren am 18. April.
Dem Vernehmen nach behufs (zu dem Zweck) Besichtigung der neuen Bahnlinie Laubach-Mücke weilten am Dienstag (21. Juli 1903) in Laubach die Herren Präsident Thomè, Regierungsrat Wolpert und Regierungsassessor Drescher von der Eisenbahndirektion Frankfurt in Begleitung des Vorstandes der Eisenbahnbauabteilung Nidda, Herrn Hildenbrand. Gegen Abend trafen die Herren hier per Chaise (leichte Kutsche) ein und begaben sich um 6.38 zur Rückreise in den bereit gestellten Extrazug.
Mit der Eröffnung obiger Verbindungsbahn wird auch das Anschlußgleise der Grube Stockhausen fertiggestellt sein, wie auch die Grube Flensungen einen direkten Anschluß des Bergwerks mit der Bahnlinie beabsichtigt. Infolge dieser prächtigen Abfuhr der Erzeugnisse wird dann auch wohl in beiden Gruben eine vermehrte Förderung eintreten.
(Grünberger Anzeiger, 25. Juli 1903)
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18. Juli 1903 |
Molkereigenossenschaft
Bekanntmachung im Grünberger Anzeiger am 18. Juli 1903: Aus dem Vorstand der Molkereigenossenschaft zu Nieder-Ohmen e. G. m. u. H. sind die Herren Bürgermeister Kratz von Ober-Ohmen, Johs. Knöß von Ober-Seibertenrod, Karl Hofmann von Bobenhausen und Heinrich Lein von Klein-Eichen ausgeschieden; neu gewählt sind die Herren Karl Wagner in Nieder-Ohmen und Johannes Schneider in Merlau. Grünberg, den 26. Juni 1903. Großh. Amtsgericht Grünberg.
(Grünberger Anzeiger) |
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15. Juli 1903 |
Meldungen
Im Grünberger Anzeiger wird am 15. Juli 1903 vom Ankauf von Simmentaler Zuchtvieh berichtet. Der landwirtschaftliche Provinzialverein beabsichtigt, um die Zeit gegen Ende August durch die Kommission von Sachverständigen Zuchtvieh der Simmentaler Rindviehrasse aus dem Originalzuchtgebiet einzuführen. Der Import erstreckt sich nur auf wirklich gutes Zuchtmaterial von Bullen, jungen Kühen und Kalbinnen. Die Durchschnittspreise dürften sich in der Schweiz wohl gleich hoch stellen, wie in früheren Jahren. Die Ankaufskosten trägt der Verein. Beteiligen können sich am Bezuge: Einzelzüchter, Gemeinden und Zuchtvereine und sind die Bestellungen schriftlich unter Angabe des Geschlechts und der sonstigen Wünsche bei den Zuchtvereinen oder direkt bei der Geschäftsstelle des landwirtschaftlichen Vereins für die Provinz Oberhessen in Alsfeld anzumelden. Die angekauften Tiere werden unter den Bestellern versteigert.
Der Zweiten Kammer ging ein Gesetzentwurf über die Umwandlung und Ablösung der Streuberechtigungen in fremden Waldungen zu. Danach findet das Gesetz vom 24. Juli 1899 betr. die Ablösung von Reallasten und Dienstbarkeiten auch auf die Streuberechtigung Anwendung. Die den Gemeinden zufallenden Ablösungssummen sollen verzinslich angelegt werden, um den Zinsertrag zur Anschaffung von Streumitteln im Bedarfsfalle zu verwenden. Die Regierungsvorlage wird damit begründet, daß die Streuberechtigung, welche den Waldboden ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Forstwirtschaft der schützenden Streudecke beraubt, notwendig zu einer Verarmung des Bodens und damit zu einer dauernden Schädigung der Waldkultur führt. Eine Nutzung, die solche Wirkungen zeitigt, müsse als eine geradezu kulturfeindliche bezeichnet werden. Nachdem andere Bundesstaaten die Streuberechtigung zwangsweise gegen Entgelt abgelöst haben, müsse Hessen diesem Beispiel folgen.
Bekanntmachung im Grünberger Anzeiger am 15. Juli 1903: Samstag den 18. d. M. nachmittags 2 Uhr soll in der Wirtschaft des Johs. Mölcher dahier (in Lardenbach) die Umpflasterung einer circa 120 qm haltenden Straßengosse nach den vor der Versteigerung bekannt gemacht werdenden Bedingungen versteigert werden. Der Voranschlag liegt auf der Bürgermeisterei von 9 Uhr vormittags an am Versteigerungstag offen. Lardenbach, den 13. Juli 1903. Großh. Bürgermeisterei Lardenbach, Lein.
(Grünberger Anzeiger)
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11. Juli 1903 |
Aus den Kirchenbüchern
Auszug aus den Kirchenbüchern. I. u. II. Vierteljahr 1903. Pfarrei Groß-Eichen (und Klein-Eichen).
Getaufte. Am 25. Januar dem Schreiners Otto Peppler zu Klein-Eichen ein Sohn, Gustav, geboren am 28. September 1902; am 26. April dem Schmiedemeister Krieger in Klein-Eichen eine Tochter, Auguste, geboren am 6. April; am 1. Juni dem Landwirt Högy in Klein-Eichen eine Tochter, Minna Elise, geboren am 1. Mai
Getraute. Am 1. Februar: Landwirt Eduard Zimmer zu Klein-Eichen und Katharina Heuser, Tochter des Landwirts Konrad Heuser zu Sellnrod
Beerdigte. (demnach niemand in Klein-Eichen)
(Grünberger Anzeiger) |
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06. Juli 1903 |
Hoherodskopffest
Das gestrige (6. Juli 1903) Hoherodskopffest, das von äußerst gutem Wetter begünstigt war, verlief unter Teilnahme von mehr als tausend Personen. Die Festrede wurde von Herrn Amtsrichter Pfeifer gehalten; sie klang in einem Hoch auf das deutsche Vaterland aus. Viele Verkaufsbuden fanden namentlich durch die Jugend reichen Zuspruch; zum Tanzvergnügen für Jung und alt spielte die rühmlichst bekannte Kapelle Faust-Köhler ihre Weisen auf. Eine aufgelegte Sammelliste für den Bismarckturm ergab einen ansehnlichen Betrag.
(Grünberger Anzeiger) |
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04. Juli 1903 |
Bekanntmachung
im Grünberger Anzeiger vom 4. Juli 1903: In dem Verfahren zur Anlegung der Grundbücher und Berggrundbücher für Klein-Eichen, Lardenbach und Stockhäuserhof beginnt die Anmeldungsfrist am 10. Juli 1903, die Frist endigt am 9. Oktober 1903. Die Vorschriften darüber, was seitens der Beteiligten während der Anmeldungsfrist zu geschehen hat, können auf der Amtsstube des Großherzoglichen Ortsgerichtsvorstehers zu Klein-Eichen und Lardenbach und aus dem Anschlag an den dortigen Ortstafeln ersehen werden.
Laubach, am 29. Juni 1903 - Großherzogliches Amtsgericht.
(Grünberger Anzeiger) |
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03. Juli 1903 |
Meldungen
Aus Ober-Ohmen berichtete der Grünberger Anzeiger am 1. Juli 1903, daß die Frau, die jüngst mit einem anderen ledigen Manne eine Vergnügungsfahrt nach Paris unternommen, nun wieder freiwillig zurückgekeht ist, hat Aufnahme in ihrem Hause gesucht und auch wieder gefunden.
Ein "hoher" Gast besuchte heute Morgen (2. Juli 1903) für kurze Zeit unsere Gegend - ein Luftballon, der in der Richtung nach Südwest einem unbekannten Ziele zustrebte. Wie von Zuschauern aus Klein-Eichen und Freienseen berichtet wird, wurde dort wahrgenommen, daß sich drei Personen in dem Ballon befanden.
Gestern früh (3. Juli 1903) gegen 5 Uhr flog ein Luftballon mit mehreren Passagieren, wahrscheinlich Mitgliedern der Militär-Luftschiffer-Abteilung, von Nordost nach Südwest. Die Herren unterhielten sich damit, die Aufmerksamkeit unserer Frühaufsteher durch Alarmschüsse auf sich zu lenken.
(Grünberger Anzeiger)
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01. Juli 1903 |
Eisenbahnbau
Einen weniger gut unterrichteten Korrespondenten scheint der "Frankfurter Generalanzeiger" in Laubach zu haben, der vor etwa acht Tagen von hier (Laubach) meldete, daß der Umbau des Bahnhofsgebäudes begonnen habe. Bis jetzt ist von einer Veränderung seines ursprünglichen Zustandes nichts zu bemerken. Da auch wesentliche sonstige Fertigstellungen, z. B. Weichenanlagen in Stockhausen und Mücke, noch nicht vollendet sind, so herrscht die Ansicht vor, daß der Eröffnungstermin der neuen Bahnstrecke nicht, wie beabsichtigt, am 1. August, sondern vielleicht erst am 1. Oktober 1903 erfolgen dürfte.
(Grünberger Anzeiger) |
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25. Juni 1903 |
Reichstagswahl
Angesichts der bevorstehenden Reichstagswahl möchten wir an dieser Stelle (12.06.1903) nochmals alle Wahlberechtigten ermahnen, am 16. Juni (1903) ihre Pflicht zu tun und mit dem Stimmzettel an die Wahlurne zu treten. Für die diesmalige Wahl sind einige reichsgesetzliche Neuerungen vorgesehen, die nicht unbeachtet zu lassen sind: Die Wahlzeit ist morgens 10 bis abends 7 Uhr und zwar wird mit dem Glockenschlag abends sieben Uhr der Wahlakt geschlossen, und die dann noch im Wahllokal befindlichen Wähler können später ihr Stimmrecht nicht mehr ausüben, was bisher der Fall war. Zur Erweiterung der geheimen Abstimmung ist nunmehr der Isolierraum da, wo der Wähler, nachdem er im Lokale sein Wahlkouvert in Empfang genommen, dann vüllig Ungesehen seinen Stimmzettel in letzteres steckt und damit zur Urne tritt.
Das Gesamtergebnis der Reichstagswahl im Wahlkreise Gießen-Grünberg-Nidda ist: Heyligenstaedt 5356, Köhler 5022, Krumm 6034. Die Wahl in Alsfeld-Lauterbach-Schotten ergab für Kreisrat Dr. Wallau 5642, Bindewald 5472, Dr. Michels (Soz.) 1084, Wolthan (Centr.) 501, andere Personen 10 Stimmen. In den übrigen hessischen Wahlkreisen gibt es ebenfalls lauter Stichwahlen.
Die Stichwahlen am 25. Juni 1903 in Oberhessen bedeuten einen "glänzenden" Sieg der bürgerlichen Parteien über die Sozialdemokratie, und hat besonders die Landbevölkerung gezeigt, daß in ihre noch ein gesunder nationaler Kern steckt. Trotz der günstigen Witterung für die Heuernte sind in dem vorwiegend ländlichen Wahlkreisen mehr Stimmen abgegeben worden als am 16. Juni 1903. Im Wahlkreis Alsfeld-Lauterbach-Schotten wurde der liberale Kandidat, Herr Dr. Wallau, mit einer Majorität von etwa 1200 Stimmen gegen den bisherigen Abgeordneten Bindewald gewählt. Dr. Wallau erhielt 8121, Bindewald 7034 Stimmen.
Die amtlich eingegangenen Einzel-Resultate lauteten im Wahlkreis Gießen-Grünberg-Nidda:
Klein-Eichen am 16. Juni - Heyligenstaedt 4 Stimmen, Köhler 17 Stimmen, Krumm 1 Stimme
Klein-Eichen am 25. Juni - Heyligenstaedt 19 Stimmen, Krumm 2 Stimmen
Groß-Eichen am 16. Juni - Heyligenstaedt 21 Stimmen, Köhler 53 Stimmen, Krumm 16 Stimmen
Groß-Eichen am 25. Juni - Heyligenstaedt 55 Stimmen, Krumm 32 Stimmen
Die amtlichen Einzel-Resultate lauten im Wahlkreis Alsfeld-Lauterbach-Schotten:
Lardenbach am 16. Juni - Dr. Wallau 4 Stimmen, Bindewald 56 Stimmen, Dr. Michels - Stimme
Lardenbach am 25. Juni - Dr. Wallau 5 Stimmen, Bindewald 64 Stimmen
Freienseen am 16. Juni - Dr. Wallau 4 Stimmen, Bindewald 108 Stimmen, Dr. Michels 2 Stimmen
Freienseen am 25. Juni - Dr. Wallau 34 Stimmen, Bindewald 110 Stimmen
(Grünberger Anzeiger)
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08. Juni 1903 |
Eisenbahnbau
Der Oberbau der Strecke Laubach-Mücke hat im wesentlichen seine Vollendung erreicht; schon gehen die beladenen Bahnzüge aus dem Seentale bis zur Station Laubach. Die Schutzgeländer an den Einschnitten sowie die Warnungstafeln an den Straßenübergängen wurden in letzter Zeit fertig gestellt. Am heutigen (8. Juni 1903) hat man mit der Wegschaffung eines Teils des roten Berges (Nähe Villa Albers) begonnen, um für die Lokomotivführer die den Gonterskirchener Berg herabkommenden Fuhrwerke eintretenden Falls zur rechten Zeit sichtbar zu machen. Noch nicht ganz vollendet ist das Innere der Hochbauten, insbesondere ist der Umbau des hiesigen Bahnhofes noch nicht in Angriff genommen. Man hofft bestimmt, den Eröffnungstermin, am 1. August, einhalten zu können.
(Grünberger Anzeiger) |
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06. Juni 1903 |
Zur Volkszählung
Nach einem vom kaiserlichen statistischen Amte veröffentlichten Quellenwerk über die Ergebnisse der Volkszählung vom Dezember 1900 setzt sich die Bevölkerung der hessischen Wahlkreise zusammen wie folgt: 1) Gießen: 106.182 Evangelische, 3.239 Katholiken = 112.220; 2) [...]; 3) Alsfeld: 73.779 Evangelische, 3.826 Katholiken = 79.117; 4) [...]; 5) [...]; 6) [...]; 7) [...]; 8) [...]; 9) [...]. Während der letzten Legilaturperiode waren die einzelnen Wahlkreise vertreten: 1) Gießen durch einen Antisemiten; 2) Friedberg durch einen Nationalliberalen; 3) Alsfeld durch einen Antisemiten; 4) Darmstadt durch einen Sozialdemokraten; 5) Offenbach durch einen Sozialdemokraten; 6) Bensheim durch einen Nationalliberalen; 7) Worms durch einen Nationalliberalen; 8) Bingen durch einen freisinnigen Volksparteiler; 9) Mainz durch einen Zentrumsmann.
(Grünberger Anzeiger) |
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02. Juni 1903 |
Prämie
Bei dem am 2. Juni (1903) in Schotten stattgehabten Prämiierungsmarkt erhielt Heinrich Mölcher XII. aus Lardenbach für eine Vogelsberger Kuh 15 Mk. Prämie. (Es gab vier Heinrich Mölcher in Lardenbach die für den genannten Mölcher in Frage kommen könnte. Die kamen aus den Häusern: Roth/Müller, Langohr und Keil/Keller.)
(Grünberger Anzeiger) |
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27. Mai 1903 |
Wahlkampf
Die ersten Versammlungen im Kreis Schotten, in denen sich der Reichskandidat, Herr Dr. Wallau aus Lauterbach, seinen Wählern vorstellte, waren sehr zahlreich besucht und bewiesen die ausgezeichnete Aufnahme und der Beifall, den seine Ausführungen fanden, welch' glücklichen Griff man damit getan hat, daß man diese sympathische Persönlichkeit als Reichstagskandidaten aufgestellt hat. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgten die Anwesenden in Schotten und Ulrichstein den klaren Ausführungen des Herrn Dr. Wallau und begeisterter Beifall folgte seiner Programmrede. In den Versammlungen waren auch sehr viele Wähler aus den umliegenden Orten anwesend. Das Hoch, das zum Schlusse der Versammlungen auf den Kandidaten ausgebracht wurde, fand begeisterte Zustimmung. Glückauf zum 16. Juni, der uns jedenfalls endlich einmal einen Abgeordneten aus unserer Mitte bescheren wird.
(Grünberger Anzeiger)
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24. Mai 1903 |
Eisenbahnbau
Heute (24. Mai 1903) hatten die Besucher der neuen Bahnstrecke bei Freienseen einen eigenartigen, den Appetit weckenden Anblick. Die hier arbeitenden Kroaten brieten ein etwa einen Zentner schweres Schwein, nachdem sie es ausgenommen und wieder zugenäht, ganz wie es war an einem langen Spieße, diesen eifrig vor starkem Holzfeuer drehend. Das abträufelnde Fett wurde in Suppenschalen aufgefangen und lieferte wohl die Sauce zu dem knusprigen Braten.
Die Gleislegung, welche in Laubach begonnen wurde, wird morgen bis zur Freienseener Station gelangen; wir werden dann den ersten Eisenbahnzug mit Material hier einlaufen sehen.
(Grünberger Anzeiger) |
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23. Mai 1903 |
Bekanntmachung
Bekanntmachung: Großherzogliches Ministerium der Justiz hat als Tag, an welchem mit der Anlegung des Grundbuches der Gemarkung Klein-Eichen, Lardenbach, Stockhäuserhof zu beginnen ist, den 10. Mai 1903 bestimmt. Laubach, am 13. Mai 1903. Großherzogliches Amtsgericht.
Auszug aus den Kirchenbüchern. I. Vierteljahr 1903. Pfarrei Lardenbach. Getaufte: Am 4. Januar: dem Landwirt Hartmann Günther II. eine Tochter, Emilie, geboren am 12. Dezember 1902. Am 1. Februar: dem Kirchendiener Christian Schmidt ein Sohn, Wilhelm, geboren am 7. Januar. Am 1. März: dem Straßenwart Konrad Schmidt ein Sohn, Ernst, geboren am 11. Februar. Am 8. März: dem Tagelöhner Karl Geiß eine Tochter, Emilie, geboren am 7. Februar. Am 29. März: dem Landwirt Karl Seipel eine Tochter, Lina, geboren am 4. März: Am 3. Mai: dem Landwirt Heinrich Keller II. eine Tochter, Minna, geboren am 14. April.
(Grünberger Anzeiger)
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14. Mai 1903 |
Neue Wirtschaft
Einen zweiten schönen, stattlichen Bau hat unser Seental erhalten, nämlich das Wirtschaftsgebäude des Herrn Guth von Ober-Roßbach. Schmuckvoll steht der unten aus Blendstein, oben aus Holz verfertigte Bau da und erfreut den vorüberziehenden Wanderer in der seligen Hoffnung, später einmal unter dem schönen, dem Hause gegenüberstehenden Lindenbaum seinen Durst stillen zu können. Hoffentlich erhält die Wirtschaft auch einen dem entsprechenden Namen, wie: "Zum Seentale" oder "Zur Linde" etc. Eine Kegelbahn soll sicherem Vernehmen nach auch angelegt werden. So scheint dies ein schönes Vergnügungsplätzchen für die Seentalbewohner zu geben.
(Grünberger Anzeiger) |
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09. Mai 1903 |
Vortrag zum Obst
Obstbautechniker Wiesner aus Friedberg wird Donnerstag den 21. Mai 1903 nachmittags 4 Uhr dahier (in Lardenbach) einen Vortrag halten über das Thema: Der Obstbau im Kreise Schotten; Frühjahrsveredelungen mit Demonstrationen über Umpfropfen; Kronenschnitt; Obstbaumschädlinge. Nach dem Vortrag findet eine Gratisverlosung einiger Obstbäume unter die anwesenden Mitglieder statt. Zahlreiche Beteiligung ist erwünscht.
(Grünberger Anzeiger) |
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26. April 1903 |
Lehrerkonferenz
Nächsten Samstag findet hier in Schotten die diesjährige Kreiskonferenz der Lehrer statt. Auf der Tagesordnung stehen zwei Punkte, einmal lautet die Frage: wie ist der Unterricht in der Fortbildungsschule für die Schüler anregender und für das Leben nutzbringender zu machen, zum anderen wird über das Wesen der Disziplinierung und ihre Bedeutung für Erziehung und Unterricht Bericht erstattet werden.
(Grünberger Anzeiger) |
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25. April 1903 |
Kandidat
Die liberalen Parteien des Wahlkreises Alsfeld, Lauterbach und Schotten haben sich dahin geeinigt, dem jetzigen Reichstagsabgeordneten Bindewald als Kandidaten Kreisrat Dr. Wallau gegenüber aufzustellen. Genannter Herr erfreut sich namentlich auch in Kreisen der ländlichen Bevölkerung großer Beliebtheit.
(Grünberger Anzeiger) |
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25. April 1903 |
Aushebung Pferde und Fahrzeuge
Bekanntmachung am 25. April im Grünberger Anzeiger: Wir machen die Besitzer derjenigen Pferde und Fahrzeuge, welche bei der Aushebung im Falle einer Mobilmachung zu gestellen sind, bereits im Frieden ausdrücklich auf folgende gesetzlichen Bestimmungen aufmerksam:
1. Uebertretungen der hinsichtlich der Stellung der Pferde zur Aushebung getroffenen Anordnungen werden nach § 27 des Kriegsleistungsgesetzes mit Geldstrafe bis zu 150 Mark geahndet.
2. Pferdebesitzer, welche ihre gestellungspflichtigen Pferde nicht ungesäumt und vollständig vorführen, haben außer der gesetzlichen Strafe zu gegenwärtigen, daß auf ihre Kosten eine zwangsweise Herbeischaffung der nicht gestellten Pferde vorgenommen wird.
3. Der Verkauf eines Pferdes vor erhaltener Gestellungsaufforderung entbindet nicht von dessen Gestellung, sofern die Ablieferung an den neuen Erwerber noch nicht erfolgt ist. Eine Ausnahme findet nur statt, wenn nachweislich der Verkauf an die Militärbehörde an Offiziere, Sanitätsoffiziere oder Militärbeamte, welche sich ihre Pferde für die Mobilmachung selbst beschaffen, erfolgt war.
4. Von Bekanntgabe des Mobilmachungsbefehls bis nach Beendigung der Pferdeaushebung ist jede Ausführung von Pferden in andere Kreise oder Ortschaften verboten. [...].
5. Bei der Vorführung müssen die Pferde durch den Besitzer versehen sein mit: Halfter, Trense, zwei mindestens zwei Meter langen Stricken und gutem Hufbeschlag. Der Wert dieser Stücke ist in der Taxe mit enthalten. Fehlt eines derselben, so werden die dadurch entstehenden Kosten bei der Taxsumme in Abzug gebracht.
6. Pferde, welche als brauchbar ausgewählt, aber zunächst nicht abgenommen werden, sind von den Besitzern, bei Weidung der unter 1 erwähnten Strafe, auf drei Wochen, [...] zur Verfügung der Militärbehörde zu halten. Bis zur förmlichen Abnahme haben die Besitzer oder deren Beauftragte die Pferde zu beaufsichtigen und auf eigene Kosten zu verpflegen. [...]
7. Bei den bereits früher gemusterten Pferden sind an den Halftern auf der linken Seite die Bestimmungstäfelchen, welche die Designation der letzten Musterung aufweisen, zu befestigen.
8. Schläger und bissige Pferde sollen ausdrücklich als solche bezeichnet werden, um Unfällen vorzubeugen.
Großherzogliches Kreisamt
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15. April 1903 |
Meldungen 1903
"Hätten wir doch das Aprilwetter im März und das des März in diesem Monate", so seufzt mancher, der am heutigen (15. April 1903) die Schneeflocken herunwirbeln sieht. Die Vegetation ist durch die warmen Märztage weiter als sonst; überall sprießt junges Buchenlaub und in die offenen Blüten der Kirschen, Pflaumen und Frühbirnen setzten sich Schnee und Eis. Schnee blinkte am ersten Ostertage von den Höhen und Schnee glitzerte am zweiten Ostertage von den aufgegangenen Frühlingsgewächsen unserer Hausgärten. In der Aussaat auf den Feldern, besonders in der Gerstenäckerbestellung ist man noch weit zurück. Soll nichts schlimmeres nachkommen, so muß baldige Witterungsbesserung eintreten.
Auf Grund zuverlässiger Nachricht kann mitgeteilt werden, daß der Fahrplan der neuen Bahnstrecke jetzt definitiv festgestellt ist. Leider trägt er unseren Wünschen nach zwei Richtungen keine Rechnung. Weder erhalten wir Seentaler den ersten Morgenzug, welcher erst von Laubach aus nach Hungen geht, und den letzten Abendzug, welcher von Hungen kommend in Laubach bleibt, noch ist der zweite Morgenzug so gelegt, daß die Gymnasiaten des Seentals rechtzeitig zum Beginn des Gymnasialunterrichts in Laubach eintreffen, da dieser Zug erst um 8 Uhr 20 Min. in Laubach ankommt.
In der Richtung nach Mücke hat der 7 Uhr-Zug Anschluß an den Fulda-Gießener Zug; nach Süden hin passiert der erste Zug unsere Station (Freienseen) um 7.59 Uhr, sodaß wir, nach einstündigen Aufenthalt in Hungen, erst um 10.54 in Friedberg und um 12.17 in Frankfurt ankommen. Benutzt man die teurere Route über Gießen, so erreicht man Frankfurt bereits um 10.30. Der letzte von dort her durchs Seental gehende Zug kommt um 7.45 dahier an [...]
Bekanntmachung: In unser Genossenschaftsregister wurde heute eingetragen: 1) [...] Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht mit dem Sitze zu Groß-Eichen. Gegenstand des Unternehmens ist die Milchverwertung auf gemeinsame Rechnung und Gefahr. [...] Die Willenserklärung und Zeichnung für die Genossenschaft muß durch zwei Vorstandsmitglieder erfolgen, [...] Die Haftsumme der einzelnen Genossen beträgt für jeden erworbenen Geschäftsanteil je 500 Mark; [...] 2) der Vorstand besteht aus: 1) Johann Philippi II. zu Groß-Eichen; 2) Heinrich Faust VII. zu Groß-Eichen; 3) Johannes Momberger II. zu Ober-Seibertenrod; 4) Heinrich Rühl IV. zu Ober-Ohmen; 5) Johannes Fuchs II. in Höckersdorf; 6) Georg Schuch in Weickartshain; 7) Heinrich Lein in Klein-Eichen. Grünberg (Hessen), am 15. April 1903. Großherzogliches Amtsgericht.
Bekanntmachung: Die Lieferung von 610 behauenen Grenzsteinen zur Aussteinung der neuen Bahnlinie Laubach-Mücke soll vergeben werden. [...] schriftliche Angebote mit der Aufschrift "Grenzsteinlieferung für die Bahnstrecke Laubach-Mücke" sind bis zum 1. Mai l. Js. vormittags 11 Uhr einzureichen. Schotten, den 20. April 1903. Großh. Kreisvermessungsamt Schotten.
(Grünberger Anzeiger)
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11. April 1903 |
Frühjahrs-Kontrollversammlung
Die Frühjahrs-Kontrollversammlungen finden statt: Zu Grünberg am westlichen Ausgang auf der Straße nach Gießen [...] am 16. April 1903. Zu Lich in der Amtsgerichtsstraße [...] am 17. April 1903. Zu Hungen an der Post [...] am 18. April 1903. Zu Laubach auf der Straße nach Wetterfeld für die Bewohner von Freienseen, Gonterskirchen, Groß-Eichen mit der Grummetsmühle, Wadenhäusermühle und Ziegelei, Ilsdorf (Solms), Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg, Wetterfeld: am 28. April 1903, nachmittags 3 Uhr: Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamten der Reserve und Landwehr 1. Aufgebots; Reservisten und Wehrleute 1. Aufgebots, sowie zur Disposition der Truppenteile und der Ersatz-Behörden entlassenen Mannschaften aller Waffen und sämtliche Ersatz-Reservisten.
(Grünberger Anzeiger) |
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06. April 1903 |
Bahnbau im Seenbachtal
Der Bahnbau nach Mücke geht seinem Ende zu; bereits (6. April 1903) lassen die Bauunternehmer ihr Material, wie Rollwagen und Eisenbahnschienen, zur Bahnstation befördern. Vorbei ists mit den bombenartigen schallenden Sprengschüssen, die monatelang mit gewohnter Pünktlichkeit das Ohr trafen; auch dort wird man in den nächsten Tagen mit der Einrichtung des Packlagers, das sonst auf der Strecke ziemlich vollendet ist, beginnen. Mit dem Auflegen der Eisenbahnschwellen und der Eisenbahnschienen hat man am Laubacher Bahnhof angefangen und hofft man, günstige Witterung vorausgesetzt, alle 3-4 Tage 1 Kilometer weit zu kommen.
An dem Bahnbau Mücke-Laubach ereignete sich heute (6. April 1903) Vormittag in der Nähe von Stockhausen ein Unfall, der zwei Menschenleben in Todesgefahr brachte. Es ist bekannt, daß die Erdmassen durch Kippwagen, mittelst einer kleinen Lokomotive fortbewegt werden. Dies geschieht auch hier. Da nun durch das in den letzten Tagen dahier niedergegangene Regenwetter, die Erdmassen des noch neuen Eisenbahndammes sich stellenweise ungleich niedergesetzt haben, so ist auch das provisorisch gelegte Schienengleise aus der richtigen Lage gekommen. Hierdurch entgleiste die kleine Lokomotive und stürzte mit dem Führer und Heizer derselben, ohne daß dieselben vorher abspringen konnten, rechtsseitig den Eisenbahndamm hinab, ohne daß die beiden einen besonderen Schaden erlitten. Auch die Maschine ist gut dabei weggekommen, da sie ja auf dem weichen Bahndamm kein besonderes Hindernis fand, nur das Schutzdach derselben ist verbogen. Mittels eines Drahtseils versuchte man die Lokomotive wieder hinauf auf das Gleise zu bringen, was jedoch eine schwierige Arbeit ist.
(Grünberger Anzeiger)
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30. März 1903 |
Wetter
Die ungewöhnliche Temperatur der letzten Woche hat die Vegetation in merkenswertem Maße zur Entwicklung gelangen lassen. Kirschen und Frühobst öffnen bereits (30. März 1903) ihre Blüten und der Wald färbt sich an einzelnen Stellen schon mit grünen Lärchen und Weiden. Auch der Waldmeister ist an verschiedenen Plätzen schon hoch gekommen und gar Mancher war in der Lage, in diesem Jahre seine Maibowle schon im März sich ansetzen zu können. Die seit gestern eingetretene kühlere Witterung, der nach den Wetterberichten kältere Tage folgen sollen, läßt leider für unsere weitere Blütenentwicklung die schlimmsten Folgen befürchten.
(Grünberger Anzeiger) |
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14. März 1903 |
Fahrplan
Der definitive Entwurf des Sommerfahrplans für die Eisenbahnstrecke ist seitens der Königl. Eisenbahndirektion Frankfurt a. M. den Interessenten zugegangen; derselbe unterscheidet sich vom vorigen Sommer in nichts bis zur Eröffnung der Strecke nach Mücke, die bekanntlich am 1. August erfolgen soll. Es ist prokektiert, daß Laubach nach wie vor Ausgangs- und Endpunkt werden soll. Weniger günstig erscheint der Umstand, daß der erste Zug von Mücke erst um 8.20 nach Laubach kommt. Es ist dies für die Bewohner des Seentales, die in Laubach auf dem Amtsgerichte zu tun haben oder sich mit Schülern in tägliche Beziehung zu dem hiesigen Gymnasium setzen wollen, entschieden zu spät. Warum der Zug in Mücke volle 32 Minuten Aufenthalt nimmt, und nicht alsbald nach 7.07, eintreffend des Zuges von Alsfeld, wieder abfährt, ist nicht ersichtlich.
(Grünberger Anzeiger) |
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07. März 1903 |
Kreisstraße verfahren
Die Kreisstraße von Stockhausen nach Mücke ist durch die schweren Eisensteinfuhrwerke derart verfahren und gleisig, daß sie, namentlich für Personenfuhrwerk, fast unfahrbar geworden ist. Wer dies weiß, fährt über Lardenbach, Klein- und Groß-Eichen auf Mücke. Am 7. März (1903) kam auf dieser Straße ein Postunfall vor. Die Personenpost von Freienseen, die täglich zweimal diesen Weg machen muß, hatte das Malheur zwischen Stockhausen und Flensungen in Stücke zu gehen, sodaß der Postillon mit Pferd und Briefbeutel zu Fuß auf Post Mücke wandern mußte. Es wäre sehr zu wünschen, wenn endlich einmal diese Straße so in Stand gesetzt würde, daß Menschen, Tiere und leichteres Fuhrwerk dieselbe ohne Schaden passieren könnten. Fragliche Straße gehört zum Kreise Schotten.
(Grünberger Anzeiger)
Fotos |
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24. Februar 1903 |
Meldungen 1903
Einige Wochen früher als sonst (10. Februar 1903), nämlich schon in voriger Woche, konnte man den Flug von Kranichzügen im Seenbachtal nach ihrer nördlichen Heimat mehrmals sehen und das Geschrei hören. Das deutet auf das Ende dea Winters und herannahenden Frühling.
Seit mehreren Wochen (14. Februar 1903) sind die Hausfrauen durch den Milchabschlag per Topf von 25 auf 20 Pfg seitens vieler Milchverkäufer erfreut worden. Es besteht wohl kein Zweifel, daß dieser Abschlag dem ergiebigen Futtervorrate des vorigen Jahres, sowie auch den jetzigen Butterpreisen (per Pfund 80 bis 90 Pfg.) entspricht. Da dürfte es wohl zu erwarten sein, daß alle Landwirte sich demgemäß bei der Milchabgabe verhalten und bei Behaltung seitheriger Qualität ihren einsichtigen Kollegen baldist folgen.
Heute Nachmittag (15. Februar 1903) hielt auf Veranlassung des Grünberger Orts-Gewerbevereins im Saale des Gasthauses "Zum Rappen" Herr Oberbergrat Professor Dr. Ehelius aus Darmstadt einen Vortrag über Vulkane und Erdbeben mit Berücksichtigung des früheren bedeutenden Vulkans Vogelsberg. In über einunddreiviertelstündigem Vortrage, welcher insbesondere recht genaue Erklärung über die Entstehung und das Vorkommen der einzelnen Gesteine unseres Vogelsberges und seiner Umgebung gab, fesselte der Vortragende die zahlreich erschienen Zuhörer.
An der Bahn Laubach-Mücke werden eben (15. Februar 1903) noch 2 kleinere Brücken vor Stockhausen gebaut. Die Strecke ist dann von Mücke bis Chaussee Laubach-Schotten fahrbar. Die Stations- und Nebenbauten sind im Rohbau fertig. Sie machen einen ganz guten Eindruck, wenn auch der angewandte "Jugendstil" unseren Bauern nicht besonders gefallen will. Die Orte im Seentale sind absolut nicht einverstanden mit dem Projekte des Fahrplanes, welchen Herr Kaufmann Ritter-Laubach in den nächsten Tagen der Großh. Handelskammer in Friedberg vorlegen wird, wenn es derselbe Plan ist, der seiner Zeit veröffentlicht wurde. Die Gemeinden des Seentales wollen deshalb bei der Eisenbahndirektion vorstellig werden.
Vor einigen Tagen (jetzt: 21. Februar 1903) wurde in Freinseen die älteste Frau des Ortes, wohl auch die älteste der Umgegend, Witwe Dickel, zu Grabe getragen. Die Greisin war bis gegen Ende vorigen Jahres noch rüstig und bei guter Gesundheit, so daß man annehmen konnte, sie würde ihren hundersten Geburtstag noch erreichen, nun aber hat ein Schlaganfall ihrem Leben ein Ziel gesetzt.
Dem Vernehmen nach haben sich dem Gesuch um Errichtung einer Haltestelle an der Schottener Straße die Gemeinden Freienseen und Lardenbach bis jetzt (22. Februar 1903) nicht angeschlossen. Sollte man dort der Meinung sein, Laubach allein würde die Erreichung dieses Projektes bewerkstelligen, so dürfte man sich im Irrtum befinden. Beide Gemeinden haben das gleiche Interesse wie Laubach und es würde von ihnen später zu bereuen sein, wenn sie nicht einmütig mit der Stadt handeln wollten. Zeit zum Besinnen dürfte noch gegeben sein, da die Arbeiten (an der Bahnstrecke) bis jetzt nicht derart fortgeschritten sind, daß der anfänglich beabsichtigte Termin am 1. Juli d. Js. zur Eröffnung eingehalten werden kann.
In ihrer Sitzung (24. Februar 1903) hat die Großh. Handelskammer Friedberg einstimmig die Unterstützung des Antrages Ritter-Laubach, der eine bessere Postbestellung und bessere Zugverbindung auf der Neubaustrecke Mücke-Laubach-Hungen bezweckt, beschlossen, ferner den Beschluß gefasst, bei der Eisenbahndirektion Frankfurt a. M. wegen durchgehendem Betrieb auf den Strecken Mücke-Laubach- Hungen-Friedberg und Schotten-Nidda-Friedberg vorstellig zu werden.
(Grünberger Anzeiger)
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8. Februar 1903 |
Haltestelle
In der gestrigen Sitzung des Gemeinderats Laubach stand unter anderem auf der Tagesordnung: Das Gesuch um Errichtung einer Haltestelle (nach Bedarf) an der Kaltenmönchswiese.
Gesuche gleicher Art werden von den Gemeinden Gonterskirchen, Freienseen und Lardenbach eingereicht werden. An dieser an der Schottener Kreisstraße gelegenen Stelle ist bereits eine Holzverladestelle vorgesehen; das Halten der Züge nach Bedarf dürfte wohl keinen Schwierigkeiten begegnen.
Für die oben genannten Orte aber ist die Erreichung ihrer Kreisstadt viel leichter zu bewerkstelligen, da der Weg nach dieser sich auf etwa sieben Kilometer verkürzt. Ebenso dürfte während des Sommers vielen Besuchern des schön gelegenen Jägerhauses die Errichtung einer Haltestelle an diesem Platze sehr willkommen sein.
(Grünberger Anzeiger) |
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31. Januar 1903 |
Streitigkeiten in Stockhausen
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So scheint es auch bei der in der Nachbargemeinde Stockhausen bevorstehenden Bürgermeisterwahl der Fall sein. Am verflossenen Samstag, 31. Januar, gab es dieserhalb in der Weil'schen Wirtschaft dahier Streitigkeiten, die schließlich zu Tätlichkeiten führten, wobei es blutige Köpfe abgesetzt haben soll.
Wie man hört, so sei sogar von dem Messer Gebrauch gemacht worden, sodaß ärztliche Hülfe in Anspruch genommen werden mußte. Eine entstandene Kopfwunde soll so bedeutend sein, daß sie von ärztlicher Seite zugenäht werden mußte. Wie man hört, so sei diese Sache zur Anzeige gebracht worden und wird ev. die Untersuchung nähere Aufklärung in diese Angelegenheit bringen.
(Grünberger Anzeiger) |
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31. Januar 1903 |
Rechtschreibung
Um bei der Einführung der einheitlichen Rechtschreibung in den Schulen, die am 1. April 1903 stattfinden wird, die Eltern der Schüler und Schülerinnen vor unnötigen Kosten zu bewahren, den Schülern selbst die Eingewöhnung in die neue Schreibweise ohne Härte zu ermöglichen und zugleich die berechtigten Interessen des Buchhandels zu schützen, hat, die Ministerialabteilung für Schulangelegenheiten am 30. Dezember (1902) folgende Anordnungen getroffen und durch Ausschreiben den sämtlichen Schulvorständen des Landes bekannt gemacht:
1) Zur Neueinführung dürfen fortan nur solche Schulbücher vorgeschlagen werden, die den Regeln der neuen Rechtschreibung entsprechen. 2) Es ist wünschenswert, daß für den Anfangsunterricht im deutschen Lesen und Schreiben vom 1. April 1903 an nur Lehrmittel in der neuen Rechtschreibung gebraucht werden. Doch wird auch gegen Beibehaltung bereits eingeführter ... wenn sich die Lehrer der nicht allzuerheblichen Mühe unterziehen, diese Bücher im Sinne der neuen Regeln abzuändern.
3) Für alle jenseits der Elementarstufe gebrauchten Schulbücher und sonstigen Lehrmittel mit alter Schreibweise wird vom 1. April 1903 an eine Übergangszeit von fünf Jahren gewährt. ... 4) Bei der Beurteilung der Schülerleistungen soll Unsicherheit in der neuen Rechtschreibung für die nächsten Jahre nicht entscheidend in Betracht kommen.
(Grünberger Anzeiger) |
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04. Januar 1903 |
Meldungen
Das neue Jahr hat mit einer abnormen hohen Temperatur begonnen. Amgestrigen Abend (Laubach, 4. Januar 1903), zwischen acht und neun Uhr, konnte man am westlichen Himmel ein größeres Gewitter beobachten, eine um diese Zeit gewiß seltene Erscheinung; auch die in gewissen Zeitabschnitten niedergehenden Regenmassen traten als Begleiterscheinungen von Gewittern, von Westen herzihend, auf. Nach dem Kalender dauert die jetzt herrschende Witterung bis zum 17. des Monats, dann sind Schnee und Kälte zu erwarten, vielleicht bringt dann die Änderung auch die Beendigung der hier immer mehr sich ausbreitenden Influenzaerkrankungen.
Die Unsitte des Neujahrschießens mit scharf geladener Waffe hat in Freienseen einem Burschen schweres Unheil eingebracht. Es wurde ihm aus Unvorsichtigkeit von einem Kameraden eine Kugel durch die Hand gejagt, welche dieselbe so zerriß, daß der Geschossene noch in der Nacht zum Arzte gebracht werden mußte.
(Grünberger Anzeiger) |
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21. Dezember 1902 |
"Winters-Anfang"
"Winters Anfang" schreibt der Kalender, allein die draußen herrschende milde Temperatur (bei +10° C) scheint dem zu widersprechen; nur die vom Oberwald schneebedeckten Höhen, die dort die täglichen Schlittenfahrten ermöglichen, bestätigen die Kalendermeinung. Hier unten lag die tiefste Monatstemperatur am 14. dieses Monats, wo das Thermometer die seit zwei Jahrzehnten nicht mehr beobachtete Tiefe von -18° C aufwies.
(Grünberger Anzeiger) |
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17. Dezember 1902 |
Straßenzustand im Kreis Schotten
Aus dem Kreise Schotten, 3. Dezember 1902
Will man den Zustand unserer Straßen beurteilen, so muß man die Radfahrer darüber hören. Dieselben preisen sich stets glücklich, wenn sie aus unserem Kreise draußen sind und bessere Straßen erreicht haben. Noch viel krasser fällt jetzt der Unterschied in die Augen, seitdem die Straßen vielfach wieder frisch beschottert sind. Was sagt der Thierschutzverein dazu, daß unsere Huftiere die spitzen Basaltsteine wieder eintreten müssen? Jedes Kreistagsmitglied würde sich ein großes Verdienst erwerben, wenn es die Anschaffung einer Dampfwalze befürwortete. Was im Kreise Gießen erreicht wurde, kann wohl auch bei uns zur Ausführung kommen.
Aus dem Kreise Schotten, 10. Dezember 1902
In Nummer 96 Ihres geschätzten Blattes ergoß ein Herr seinen ganzen Zorn über die schlechten Straßen des Kreises Schotten. Vor allen Dingen wird die Beschaffung einer Straßenwalze gewünscht. Das sind alles hübsche Sachen, wenn sie kein Geld kosten. Zudem sind die gewalzten Straßen auch nicht immer Lustgärten. Möge der Artikelschreiber nur einmal auf solchen um Lauter promenieren; er wird dann andere Gedanken, Hühneraugen sicher bekommen. Wo soll denn das Geld in dem armen Kreis Schotten herkommen, wenn man solch teure Straßenunterhaltungen einführen wollte?
Sind am Ende 96 591,92 Mark für Unterhaltung und Neubau von Kreisstraßen, wie solche pro 1900/01 in Schotten bezahlt wurden, keine respektable Leistung? Sollen die armen Vogelsberger-Gemeinden noch mehr ausgesaugt und die wenigen reichen immer noch höher belastet werden?
Dann doch lieber eine kleine körperliche Erschütterung, als allzugroße des Geldbeutels. Für Verdauung übrigens ganz gesund. Im Kreise Gießen, wo ia recht flott "gewalzt" wird, soll sich zur Zeit auch schon etwas Erschöpfung eingestellt haben. Wir im Kreise Schotten können das "Walzen" aber garnicht vertragen, es würde uns den Atem ganz benehmen, weshalb wir es eben bei einem hübsch langsamen "Schottisch" bewendet sein lassen wollen.
Aus dem Kreise Schotten, 17. Dezember 1902
Die Entgegnung in Nr. 98 des "Grünb. Anz.", Zustand der Kreisstraßen betreffend, ruft nachstehende Bemerkung hervor. Mit der Behauptung "es ist nicht so", ist nichts getan. Dem Verfasser ist es wahrscheinlich unbekannt, daß in diesem Sommer die Radfahrer des Kreises eine Eingabe an das Kreisbauamt planten, ein Plan, welcher demnächst zur Ausführung kommen wird: insbesondere sind es die zum Wasserablauf über die Straßen gezogenen Gräben, die Rad- wie Wagenfahrer empfindlich stören.
Bei einer gewalzten Straße, die mitten hoch gewölbt ist, fallen dieselben einfach weg. Recht deutlich springt der Unterschied des Zustandes der Straßen am Hessenbrückenhammerkreuz hervor, jeder Radfahrer gratuliert sich, wenn er diesen Punkt erreicht hat. Von Mehrkosten beim "Walzen" kann kaum die Rede sein, denn eine überschotterte Straße hält ein bis zwei Jahre, eine gewalzte dagegen fünf bis sechs Jahre; was auf einmal ausgegeben wird, holt sich also bald wieder ein. Wir halten es nicht mit dem "Immer langsam voran" und glauben, daß jeder schlechte Tänzer den Schottisch, aber nicht jeder "das Walzen" lernen kann. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, daß die Dampfwalze, wie sonst überall, auch bald über unsere Kreisstraßen rollt.
(Grünberger Anzeiger)
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6. Dezember 1902 |
Landtagswahl 1902
Schon im Oktober (1902) hat sich der Wahl-Ausschuß an die Wähler des Wahlbezirks Schotten gewandt, um für die Wahlmännerwahlen zur Landtagswahl für den Kandidaten Herr Oberförster Dr. Weber in Konradsdorf zu werben: "Tretet alle für Herrn Oberförster Weber ein, indem Ihr Wahlmänner wählt, von denen Ihr versichert seid, daß sie bei der Wahl ihm ihre Stimme geben. Und tatsächlich lautete das Ergebnis der Wahlmännerwahl zur Landtagswahl (im November 1902) für Schotten und sämtlicher Nebenorte auf Oberförster Weber, so daß derselbe mehr als 20 Stimmen am nächsten Samstag erhalten wird; damit ist entschieden, daß Weber im ersten Wahlgange schon als Sieger hervorgeht, da die Gesamtzahl der Wahlmänner etwa 35 beträgt.
Gegen die Landtagswahl des Wahlbezirks Grünberg ist Protest eingelegt worden. Als Begründung enthält die dem Landtag vorliegende Drucksache folgendes: 1) Die Wahlmännerwahl in Atzenhain: Einige Tage vor der Wahl der Wahlmänner hat der Wahlmann Heinr. Zulauf in Atzenhain einige Faß Bier und mehrere Liter Branntwein in verschiedenen Wirtschaften an seine Wähler verabfolgen lassen mit der offen erkennbaren und auch erreichten Absicht, die Wähler für sich günstig zu beeinflussen. Auch am Wahltage selbst, während der Wahlstunden und vorher, hat der genannte Wahlmann in der Wirtschaft Speisen und Getränke gespendet, sodaß es mehrere Angetrunkene gab. Nur durch diese systematische Beeinflussung der Wähler konnte das Resultat in Atzenhain erzielt werden.
2) Die Wahl in Groß-Eichen: In diesem Orte hat der für Otto Hirschel thätige Agitator gelegentlich einer Wahlversammlung Getränke zum Besten gegeben mit der bereits bei Atzenhain bezeichneten Absicht.
4) In Weickartshain: Bei der Wahl des Wahlmannes für Weickartshain und Stockhausen hat sich der Lehrer Knöpper in Weickartshain erlaubt, am Wahltage, während der Wahl, vor dem Wahllokale, den einzelnen Wählern, in welchen er geeignte Objekte für seinen Thatendrang vermuthete, die Stimmzettel zu vertauschen. Den von der Arbeit zur Wahl heimkehrenden Bergwerkarbeitern wurde von der Partei des Wahlmanns Tröller (für Hirschel) Branntwein in einem Kruge und Stimmzettel für Tröller entgegengetragen.
Auf Grund der vorstehenden Angaben wird ersucht, die Wahl des Abgeordneten Hirschel für ungültig zu erklären.
(Grünberger Anzeiger) |
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29. Nov. 1902 |
Auszahlung Zinsen
Am 29. November 1902 gibt es in dem Grünberger Anzeiger die Bekanntmachung das die Auszahlung und Beschreibung der Zinsen von Einlagenkapitalien bei der hiesigen (Grünberg) Spar- und Leihkasse geschieht: u. a. Dienstag, den 9. Dezember (1902), nachmittags von 2-4 Uhr für die Orte: Klein-Eichen, Lauter und Lehnheim ... Der Rechner der Spar- und Leihkasse (Diese Kasse bestand zwischen den Jahren 1834 und 1904 als Vorläufer der Sparkasse Grünberg).
(Grünberger Anzeiger) |
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26. Nov. 1902 |
Wegeverbot
Wegeverbot - unter dieser Überschrift veröffentlichte der Grünberger Anzeiger am 26. November 1902 folgendes: Das Befahren des Stockhäuser Wegs und des Boden-Wegs in der Gemarkung Lardenbach, ist bis zum 1. April 1903 bei Strafe verboten. Großh. Bürgermeisterei Lardenbach. Lein (Bürgermeister).
(Grünberger Anzeiger) |
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29. Oktober 1902 |
Herbstkontrollversammlung
Bei den diesjährigen Herbstkontrollversammlungen haben zu erscheinen: 1. Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamte der Reserve (Kleiner Dienstanzug:: Mütze, Waffenrock oder Ueberrock, Achselstücke, lange Hosen aber hohe Stifel beliebig, bei schlechter Witterung Paletot (Herrenmantel)); 2. Reservisten, sowie die zur Disposition der Truppentheile und der Ersatzbehörden Entlassenen aller Waffen; 3. Diejenigen, der Landwehr ersten Aufgebots angehörigen Mannschaften, welchen ein besonderer Gestellungsbefehl zum Erscheinen bei der Herbstkontrollversammlung zugegangen ist.
Die Ersatzreservisten haben haben bei den Herbstkontrollversammlungen nicht zu erscheinen. Dieselben finden statt: Zu Hungen am 7. November 1902, Vormittags 9 1/4 Uhr, an der Post. Zu Lich am 7. November 1902, Nachmittags 3 Uhr, in der Amtsgerichtsstraße. Zu Grünberg am 8. November 1902, Vormittags 9 1/4 Uhr, am westlichen Ausgange auf der Straße nach Gießen. Zu Laubach am 17. November 1902, Vormittags 9 1/2 Uhr, auf der Straße nach Wetterfeld. Zu Nieder-Ohmen, am 10. November 1902, Vormittags 9 Uhr 20 Minuten am Bahnhof. (Klein-Eichen und Lardenbach haben sich demnach in Laubach einzufinden.)
Befreiungsgesuche sind bis längstens acht Tage vor dem Appell auf dem Dienstwege einzureichen und müssen durch die Bürgermeisterei beziehungsweise bei Beamten durch die vorgesetzte Behörde beglaubigt sein, werden aber nur im dringedsten Nothfalle genehmigt. Die Leute haben in bürgerlicher Kleidung zu erscheinen. Stöcke, Schirme, Pfeifen und Cigarren sind vorher wegzulegen. Die Militärpapiere (Paß mit eingeklebter Kriegsbeorderung und Führungszeugniß) müssen zur Stelle sein. Sämtliche Mannschaften stehen im Laufe des ganzen Kontrolltages bis einschließlich Mitternacht unter dem Militärgesetze.
(Grünberger Anzeiger)
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15. Oktober 1902 |
Gallusmarkt
Der Umschwung zum Besseren, der sich für den Grünberger Gallusmarkte in den letzten Jahren vollzogen, machte sich auch bei dem diesjährigen, vorgestern (15. Oktober 1902) und gestern abgehaltenen, in erfreulicher Weise bemerkbar. Aus meilenweiter Entfernung hatten sich am ersten Tage die Besucher in außerordentlich großer Anzahl eingefunden und noch zahlreicher wie sonst bedeckten die Krämerstände und Schaubuden den großen Marktplatz, auf welchem namentlich, als aus den gegen Mittag eintreffenden Zügen gewaltige Menschenmengen zugeströmt waren, ein großartiger Verkehr herrschte und infolgedessen sich auch ein lebhafter Geschäftsbetrieb entwickelte...
(Grünberger Anzeiger) |
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11. Oktober 1902 |
Strohfeuer
Von einem einen großen Theil des Dorfes Lardenbach mit Vernichtung bedrohten Brande wurden die Bürger heute (11. Oktober 1902) glücklicher Weise noch rechtzeitig bewahrt, und zwar waren es, wie so oft schon, leichtfertige Kinderhände, die Unheil gestiftet. Die Dreschmaschine war in Thätigkeit und mitten im Dorfe an der noch mit Getreide gefüllten Scheune des Forstwartes Knöß ein großer Strohhaufen aufgeschichtet. Während der Mittagspause zwischen 12 und 1 Uhr setzten drei fünfjährige Jungen das Stroh in Brand, das alsbald in haushoch lodernden Flammen stand. Nur dem Umstande. daß ein an der Maschine Beschäftigter sich etwas länger aufgehalten hatte, war die rechtzeitige Entdeckung zu danken, so daß es der rasch herbeigeeilten Hilfe aus Lardenbach und dem benachbarten Klein-Eichen gelang, das Umsichgreifen des Feuers zu verhüten, das andernfalls durch die überreiche Nahrung in den anliegenden Scheuern unberechenbare Ausdehnung hätte annehmen können. Wie noch mitgetheilt wird, hatten die Jungen die Strichhölzer aus einer Westentasche entwendet.
(Grünberger Anzeiger)
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04. Oktober 1902 |
Ernennung
Ernannt wurde am 4. Oktober Eduard Lein aus Lardenbach zum Gefangenenwärter an dem Haftlokal in Lauterbach mit Wirkung vom 21. Oktober 1902.
(Grünberger Anzeiger) |
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01. Oktober 1902 |
Patrouillenbezirke
Nach der am 1. Oktober (1902) ins Leben getretene Neuorganisation Großh. Gendarmerie ist der Kreis Schotten in vier Patrouillenbezirke eingetheilt worden. Die Station Laubach umfaßt die Ortschaften: Altenhain, Freienseen, Gonterskirchen, Groß-Eichen mit Grummertsmühle, Ziegelhütte und Wadenhäusermühle, Klein-Eichen, Laubach mit Glashütte, Höhresmühle, Jägerhaus, Löbsacksmühle, Obernseener Hof und Schreinersmühle, Lardenbach mit Stockhäuser Hof, Ruppertsburg mit Friedrichshütte und Henriettenhof, Solms-Ilsdorf mit Flensunger-Hof, Wetterfeld mit Hessenbrückenhammer und Sträuchesmühle.
(Grünberger Anzeiger) |
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20. Sept. 1902 |
Zeitungs-Anzeigen
In der Ausgabe vom 20. September finden sich zwei Anzeigen aus Lardenbach.
(Grünberger Anzeiger)
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10. Sept. 1902 |
Audienztag und Huldigung
Dienstag den 16. September (1902), Mittags 12 Uhr findet in Laubach im Rathaussaale ein Audienztag Großh. Kreisamts Schotten statt. Am gleichen Tage Vormittags 11 Uhr ist zur Ableistung des Huldigungs- und Verfassungseides Termin anberaumt für die Gemeinden: Freienseen, Groß-Eichen, Gonterskirchen, Solms-Ilsdorf, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg und Wetterfeld.
(Grünberger Anzeiger) |
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8. Sept. 1902 |
Ernte im Vogelsberg
Im Laufe der letzten Woche (8. September 1902) hat man die Gerstenernte im Vogelsberg beendet und mit derjenigen vom Hafer kann bald begonnen werden. Gar mancher am Ausläufer des Vogelsbergs oder schon in der Wetterauer Ebene Wohnende, der schon beim Ausdreschen seines Getreides beschäftigt ist, wird darüber mitleidig lächeln. Eine Freude sind die reichlich behangenen Obstbäume in den Thälern.
(Grünberger Anzeiger) |
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7. Sept. 1902 |
Stand Bahnstrecke
Die Erdarbeiten an der Bahnstrecke von Mücke nach Laubach behmen einen erfreulichen Fortgang (7. September 1902). Bereits arbeitet man an dem Anschlusse an den hiesigen Bahnhof; oberhalb bei Flensungen ist der Unterbau nahezu fertig gestellt, zur Ausführung eines Dammes schafft man von einem bei Stockhausen gelegenen Vorsprunge das Material her. Unweit von hier, wo die Straße nach Weickartshain abgeht, wird die große Seenbrücke erbaut. An Ort und Stelle werden die Lehmsteine geformt, gebrannt und sofort vermauert. Wenn auf der weiteren Strecke die Erdarbeiten gleichen Fortgang nehmen, hofft man, daß die Bahn bis zum 1. Juli nächsten Jahres (1903) eröffnet werden kann.
(Grünberger Anzeiger) |
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23. August 1902 |
Hegezeit
Mit Ausnahme der Kreise Alsfeld, Lauterbach und Schotten ist vom 21. August ab in ganz Hessen die Jagd auf Rebhühner und Wachteln geöffnet. In den drei erstgenannten Kreisen dagegen erstreckt sich die Hegezeit für jenes Flugwild bis zum 31. August. Nach dem übereinstimmenden Urtheile der Feld- und Waldhüter sind die Hühner in diesem Jahre überaus gut durch die Brut gekommen, was einestheils in dem warmen Vorsommer und andererseits in der etwas später gefallenen seine Ursache haben dürfte. Daher werden heuer auch ungewöhnlich zahlreiche und starke Ketten angestroffen.
(Grünberger Anzeiger) |
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11. August 1902 |
Geflügelzuchtverein
Die Ausstellung (11. August 1902), welche der Geflügelzuchtverein für Lich und Umgebung als seine erste am 9. und 10. August abhielt, war sehr gut arrangiert und auf das reichhaltigste beschickt. Durchweg war nur gutes Material zur Schau gestellt und sind die Fortschritte, die man auf dem Gebiete der Geflügelzucht, die seither noch sehr im argen lag, unverkennbar.
Auch der Vogelsberger Geflügelzuchtverein hat sich an der Ausstellung mit bestem Erfolge betheiligt und werden die guten Leistungen der einzelnen Mitglieder stets ein Sporn sein, immer rastlos weiter zu streben, um der Geflügelzucht diejenige Stelle einzuräumen, die ihr gebührt.
Für folgende Tiergattungen gab es u. a. Preise: Enten, rebhuhnfarbige Italiener, schwarze Italiener, Minorka, Wyandottes, Kochin, Hamburger Silbersprenkel, Langshan, Brahma, Paduaner, Zwerghühner, Tauben ... Für seine Taubenzucht erhielt Wilhelm Högy aus Klein-Eichen einen dritten Preis.
(Wilhelm Högy kam aus Ruppertsburg und hatte erst im Februar 1902 Maria, geb. Lein, geheiratet.)
(Grünberger Anzeiger)
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06. August 1902 |
Telephonische Verbindung
Eine direkte, telephonische Verbindung zwischen Grünberg und Laubach, die über Lauter führt, wird demnächst (1902) erbaut werden. An die Fernsprechstelle wird das Laubacher gräfliche Schloß Anschluß erhalten.
(In Grünberg wurde im Sommer 1902 eine allgemeine Stadt-Fernsprecheinrichtung im Postamt in der Bahnhofstraße eröffnet. Zu Beginn waren 11 Fernsprechstellen angeschlossen. Bis zum Jahr 1912 wurden die Fernleitungen für das Fernsprechwesen fast nur über oberirdische Freileitungen hergestellt. Erst durch Schäden wegen extremer Wetterlagen verlegte man nach und nach Telephonleitingen unter die Erde.)
(Grünberger Anzeiger)
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06. Juli 1902 |
Vom Lande
Der Kriegerverein Klein-Eichen hält am Sonntag den 6. und Sonntag den 13. Juli ein Preisscheibenschießen ab, und läßt hierzu freundliche Einladung ergehen. "Unter der Linde könnt Ihr finden, Was Euch Euren Durst thut lindern."
Der Vorstand
Am Freitag den 4. Juli (1902), Vormittags 8 Uhr, soll das diesjährige Heugras der Gemeinde Klein-Eichen, circa 35 Morgen, auf der Stelle versteigert werden. Der Anfang ist beim Ort.
Klein-Eichen, den 28. Juni 1902. Großh. Bürgermeisterei Klein-Eichen. Müller.
Bei dem am letzten Sonntag (6. Juli 1902) von dem Klein-Eichener Kriegerverein veranstalteten Preisschießen wurde der erste Preis durch 62 Ringe auf der 13-Ringscheibe mit Mod. 71 von Christian Hoffmann errungen.
(Grünberger Anzeiger)
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23. Juni 1902 |
Bereitschaftsordre
Sämtliche Reservisten der Fußtruppen von der Jahresklasse 1898 erhielten dieser Tage (23. Juni 1902) die sogenannte Bereitschaftsordre für eine am 28. August beginnende vierwöchige Übung bei den Infanterie-Regimentern der Hess. Division. Dieser vorläufigen Beorderung folgt event. später eine zweite bestimmte Ordre und sollen dann die betr. Mannschaften an dem im September stattfindenden Manöver theilnehmen. Erfolgt bis zum 28. August keine weitere Ordre, so ist der betreffende Reservist von einer derartigen Übung befreit.
(Grünberger Anzeiger) |
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11. Juni 1902 |
Maß- und Gewichtsrevision
Die Maß- und Gewichtsrevisionen im Kreis Schotten finden für das laufende Jahr vom 1. Juli (1902) ab statt. Hierbei kommen in Betracht u. a. die Orte: Freienseen, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Solms-Ilsdorf, Wetterfeld. Wir machen darauf aufmerksam, dass nach § 369 Abs. 1 Nr. 2 des Reichsstrafgesetzbuchs Gewerbetreibende, bei denen zum Gebrauch in ihrem Gewerbe geeignete, mit dem gesetzlichen Aichungsstempel nicht versehene oder unrichtige Maße, Gewichte oder Waagen vorgefunden werden, oder welche sich einer anderen Verletzung der Vorschriften über die Maß- und Gewichtspolizei schuldig machen, mit Geldstrafe bis zu 100 Mk. oder mit Haft bis zu vier Wochen bestraft werden, neben welchen Strafen zugleich auf Einziehung der vorschriftswidrigen Maße, Gewichte, Waagen oder sonstiger Meßwerkzeuge zu erkennen ist. Gleichzeitig wird den Interessenten anheimgegeben, die Gegenstände vorher aichamtlich prüfen zu lassen, was bei jedem Aichamt, am geeignetsten bei den Aichmeister in Nidda, geschehen kann und unerhebliche Kosten verursacht.
(Grünberger Anzeiger) |
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10. Mai 1902 |
Meldungen
Nach der vom Großherzoglichen Ministerium des Inneren für das Etatsjahr 1902/03 genehmigten Übersicht der Umlagen der Kommunalbedürfnisse in den Gemeinden des Kreises Schotten, werden erhoben in: Freienseen 4600 Mk (Mark), Gonterskirchen 4000 Mk, Groß-Eichen 7000 Mk, Solms-Ilsdorf 780 Mk, Klein-Eichen 1200 Mk, Lardenbach 1800 Mk, Laubach 24 000 Mk, Ruppertsburg 6000 Mk, Schotten 27 500 Mk, Ulrichstein 5799 Mk und Wetterfeld 2200 Mk.
(Umlagen = Zahlungen der Gemeinden an den Landkreis).
Am Mittwoch den 14. Mai, Vormittags 10 Uhr, findet die Vormusterung des Pferdebestandes statt. Zu Lardenbach am Ausgang nach Sellnrod aus den Gemeinden Lardenbach, Solms-Ilsdorf, Groß-Eichen, Klein-Eichen, Sellnrod, Schmitten und Freienseen.
Seit dem Himmelfahrtstag (8. Mai 1902) sind die Höhen des Oberwaldes stellenweise mit Schnee bedeckt; auch nach tiefer gelegenen Orten erstreckt sich die Schneedecke. Haben die neulichen kalten Tage den Blüthen keinen Schaden zugefügt, so dass Kirschen und Birnen meist gut angesetzt haben, so hat die letzte Nacht, in der das Thermometer einige Grad unter Null aufwies, an den aufblühenden Apfelbaumblüten, die heute mit Reif stark bedeckt waren, einen größeren Schaden verursacht.
Seit 1897 hat der Landw. Verein für die Provinz Oberhessen die Zuchtbestrebungen in die Hand genommen und verfolgt in consequenter Weise das Ziel, leistungsfähigere Thiere von guter Gesundheit und sicherer Vererbungsfähigkeit zu züchten. Zu diesem Zwecke sind Herdbücher eingerichtet worden, in welche die Thiere, welche dem Zuchtziel entsprechen, eingetragen werden. Es wurden Zuchthöfe und Bullenstationen errichtet, es wurden bessere Zuchthiere beschafft, die auf den Thierschauen prämierten Thiere wurden auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft usw. Um aber gesunde Thiere zu züchten, ist vor allem eine gesunde, naturgemäße Haltungsweise der Thiere nothwendig. Der Landw. Provinzialverein hat zu diesem Zwecke 4 Jungviehweiden und 1 Fohlenweide eingerichtet, auf welchen in diesem Jahre ca. 220 Rinder und 55 bis 60 Fohlen aufgetrieben werden können. Thiere von guter Abstammung werden erst durch den Weidebetrieb zu wertvollen Zuchtthieren. Es ist daher nur wünschenswert, dass recht viele Landwirthe Gebrauch von den Weiden machen.
(Grünberger Anzeiger)
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12. April 1902 |
Frühjahrs-Controlversammlungen
Die Frühjahrs-Controlversammlungen zu Laubach finden am 29. April 1902 Nachm. 3 Uhr auf der Straße nach Wetterfeld statt. Das gilt für die Bewohner von Freienseen, Gonterskirchen, Groß-Eichen mit der Grummertsmühle, Wadenhäusermühle und Ziegelei, Ilsdorf (Solms), Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg und Wetterfeld. Hier für: Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamten der Reserve und Landwehr 1. Aufgebots. Reservisten und Wehrleute 1. Aufgebots, sowie zur Disposition der Truppentheile und der Ersatz-Behörden entlassenen Mannschaften aller Waffen und sämtliche Ersatz-Reservisten.
(Grünberger Anzeiger)
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07. März 1902 |
Holzversteigerung
Im Grünberger Anzeiger sind die Bekanntmachungen zu Holzversteigerungen aus vielen Dörfern immer wieder aufgeführt:
"Freitag den 7. März d. J. (1902), Nachmittags von 1 Uhr an, soll in dem Gemeindewald Klein-Eichen folgendes Holz versteigert werden: 45 Stück Kiefern und Fichten Stämme von 14-16 cm Durchmesser, bis 15 m Länge, 14,52 fm, 7 Raummeter Kiefern Prügel.
Nach Beendigung der Gemeinde-Holzversteigerung kommt aus dem Privatwald Eckhards Erben folgendes Holz zur Versteigerung: 18 Festmeter Fichten Stämme und Stangen, 12 Raummeter Fichten Stöcke, 6 Raummeter Kiefern Stöcke.
Großh. Bürgermeisterei Klein-Eichen. Müller."
Schon im Februar fand in Lardenbach die erste Holzversteigerung statt. Hier waren die Mengen wesentlich größer:
"Montag den 3. Februar d. J. (1902) soll im hiesigen Gemeindewald in den Distrikten Backtrögen, Hessenhain, Haidstruth und Pfortwald folgendes Holz versteigert werden: 752 Stück Fichten Derbstangen, 70,41 Festmeter, 25 Stück Fichten Reisstangen, 0,84 Festmeter, 105 Stück Fichten Stämme von 13 bis 29 cm Durchmesser, 3,4 bis 25 m Länge, = 43,41 Festmeter, 239 Stück Eichen Stämme von 13 bis 42 cm Durchmesser, 2 bis 17 m Länge, = 109,43 Festmeter, 2 Stück Buchen Stämme von 43 bis 53 cm Durchmesser, 3,8 bis 7 m Länge, = 1,86 Festmeter.
Der Anfang ist Vormittags 9 Uhr im Distrikt Backtrog beim Pflanzgarten.
Großh. Bürgermeisterei Lardenbach. Lein."
Eine weitere Versteigerung fand im März statt:
"Montag den 3. März l. J. (1902) soll im hiesigen Gemeindewald folgendes Holz versteigert werden: 117 Stück Fichten Stämme von 13-36 cm Durchmesser, 2,6-26 m Länge = 76,84 Fm, 7 Stück Fichten Derbstangen = 0,92 Fm, 1 Stück Kiefern =0,66 Fm; Buchen; Rm 23,1 Scheit, 10 Knüppel, 22 Stammreisig, 22,3 Astreisig, 4 Stöcke, Eichen: Rm 43,7 Knüppel, 27,5 Reiserknüppel, 7 Reisig, 2,8 Stöcke, Fichten: Rm 17,4 Knüppel, 33 Reisig.
Das zur Versteigerung kommende Fichten-Stammholz führt die Nummer von 519 aufwärts. Die Zusammenkunft ist Mittags 12 Uhr vor dem Pfortwald am Altenhainer Weg.
Großh. Bürgermeisterei Lardenbach. Lein.
(Grünberger Anzeiger)
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19. Februar 1902 |
Telephonische Verbindung
Die telephonische Verbindung, die sich bis jetzt auf die einzige Linie Laubach - Freienseen erstreckt, wird demnächst von Laubach aus eine bedeutende Erweiterung erfahren. Zunächst sind Ausführungen der Fernsprechstellen nach Hungen nach Süd, nach Mücke nach Nordost geplant.
Größere Kosten dürften dabei nicht entstehen, da nach beiden Richtungen bereits Theilstrecken telephonisch verbunden sind. Da damit auch weitere Anschlüsse sich ergeben, dürfte diese Neueinrichtung namentlich von hiesigen Geschäftsleuten mit Freude begrüßt werden; es wird sich daraus weiter ergeben, daß diese Einführung der telephonischen Verbindung in einzelne Häuser in absehbarer Zeit zur Ausführung kommt.
(Grünberger Anzeiger) |
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08. Februar 1902 |
Eisenbahnbau
Am letzten Donnerstag (8. Februar 1902) erfolgte auf der im Bau befindlichen Eisenbahnstrecke nach der Freienseener Seite zu der Tunneldurchbruch, nachdem vor etwa zwei Monaten der Tunnel von der Waldseite aus in Angriff genommen worden war.
Infolge der günstigen Winterwitterung, die es sehr selten zur Unterbrechung kommen läßt, sind überall die Erdarbeiten gut vorangeschritten; es wird an vier Stellen von etwa 280 Arbeitern fortwährend gearbeitet.
Wenn der Unterbau, dessen Fertigstellung in diesem Jahr geplant war, eine Verzögerung erleidet, so trägt die Geländeerwerbung, die an einigen Plätzen infolge Renitenz der Eigentümer auf Schwierigkeiten gestoßen ist, die Schuld daran. Infolge des letzteren Umstandes muß beispielsweise die in der Nähe der Kantine begonnene Arbeit wieder aufgeschoben werden.
(Grünberger Anzeiger)
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08. Januar 1902 |
Schweineverkauf
Von Landwirt Heinrich Keller in Lardenbach wurde ein Schwein verkauft, welches das respectable Lebendgewicht von 608 Pfund aufwies.
(Grünberger Anzeiger) |
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21. November 1901 |
Vom Bahnbau im Seenbachtal
Infolge der Arbeitseinstellung ruht der Bahnbau bei Freienseen augenblicklich vollständig. Am "Kaff" schreitet derselbe nur langsam fort, da die Errichtung eines ca. 8 Meter hohen Dammes, sowie die Ausdehnung des den Tunnel einleitenden Einschnitts einige Schwierigkeiten bereiten. Am nächsten Montag (2. September 1901) wird unter Zuziehung meist italienischer Arbeiter der Bau am Ringelsberg in Angriff genommen. Zur leichteren Unterbringung und Verköstigung derselben wird daher eben an der Straße nach Schotten eine Arbeiterkantine errichtet. 18 Meter lang und 10 Meter breit, zerfällt sie in Schlaf- und Speiseraum, Küche, Renaurationszimmer und Privatzimmer für den Besitzer.
Das jetzt (25. September 1901) günstige Herbstwetter ermöglicht ein rasches Fortschreiten der Eisenbahnarbeiten. Auf beiden Seiten des projektierten Tunnels am "Kaff" sind etwa 100 Arbeiter (Italiener) mit Erdräumungsarbeiten und Sprengungen beschäftigt. Nach der nach Freienseen zu gelegenen Seite ist man ziemlich bis zur Tunnelsohle gekommen, während dies auf der Jenseite noch längerer Zeit bedarf. Das Material wird durch zwei Lokomotiven fortgeschafft und zur Erbauung von Dämmen verwandt. Interessant ist der Aufbau eines Dammes in nahe gelegener Waldwiese; derselbe erreicht die wohl als selten zu bezeichnende Höhe von 13 Meter. Das rege Treiben auf dem Arbeitsplatze lockt täglich Zuschauer herbei, die mit Interesse den Arbeiten zusehen.
Der Kriegerverein Freienseen hatte in der Hofmann'schen Wirtschaft dahier (27. Oktober 1901) eine Abendunterhaltung veranstaltet und während derselben wurde einigen am Bahnbau Laubach - Mücke beschäftigten Italienern, die sich eingedrängt hatten, das Local verwiesen. Einer der sich der Ausweisung Widersetzenden zog einen Revolver und brachte dem Sohn des Wirthes einen Schuß in ein Bein bei. Die nächste Folge der Unthat war, dass der Attentäter eine Tracht Prügel bezog, die ihm sobald nicht aus dem Gedächtnis entschwinden dürfte.
Auf Veranlassung des Gr. Kreisamtes Schotten wurde durch den dort stationierten Gendarmeriewachtmeister am gestrigen (21. November 1901) ein bei dem Bahnbau beschäftigter Italiener verhaftet und in die Untersuchungshaft abgeführt. Derselbe soll Äußerungen gethan haben, in denen er S. Maj. den deutschen Kaiser bedroht; auch wird er beschuldigt, bei seinen Arbeitskollegen anarchistische aufreizende Redensarten geführt zu haben.
(Grünberger Anzeiger)
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23. Oktober 1901 |
Gemeinderatsergänzungswahlen
Der Grünberger Anzeiger berichtet am 23. Oktober 1901:
Die diesjährigen Gemeinderatsergänzungswahlen in einigen Dörfern des Kreises Schotten hatten folgende Ergebnisse: Es wurden gewählt in: 1. Freienseen: Hermann Eduard Jost, Christian Batz, Ferdinand Immelt. 2. Gonterskirchen: Georg Damer, Wilhelm Lind, Georg Konrad Graf. 3. Groß-Eichen: Peter Rahn, Johannes Rock, Christian Eimer. 4. Solms-Ilsdorf:: Konrad Rahn, Philipp Bast, Johannes Stühler. 5. Klein-Eichen: Karl Mölcher, Heinrich Eckhardt, Wilhelm Zimmer II. 6. Lardenbach: Konrad Ruppel, Heinrich Buß, Karl Knöß. 7. Laubach: Rudolf Ritter, Friedrich Helmich, Heinrich Christian Jochem, Konrad Jochem, Hermann Kratz. 8. Ruppertsburg: Friedrich Wagner, Karl Schlörb, Konrad Marx. 9. Wetterfeld: Johannes Kühn, Daniel Hofmann, Heinrich Keller.
Karl Mölcher wurde 1862 in Lardenbach geboren und heiratete in Klein-Eichen 1886 Lina Zimmer aus Klein-Eichen. Familie Mölcher lebte in "Döhlers-Haus". Heinrich Eckhardt wurde 1870 in Klein-Eichen geboren, heiratete dort 1895 Elisabetha Zimmer aus Klein-Eichen. Familie Eckhardt lebte in "Kühns-Haus". Wilhelm Zimmer II wurde 1865 in Lardenbach geboren (weil Mutter geb. Lind) und heiratete in Klein-Eichen 1896 Elisa Hofmann aus Klein-Eichen. Familie Zimmer lebte in "Schusters-Haus".
Konrad Ruppel geb. 1846 heiratete 1879 Karoline Hofmann. Heinrich Buß geb. 1856 heiratete 1884 Anna Katharina Günther. Karl Knöß geb. 1856 heiratete 1878 Susanne Mölcher.
Im Gemeinderat 1901 waren in Klein-Eichen vertreten: Bürgermeister Müller, weiter: Zimmer, Faust, Zimmer, Felsing, Eckhardt, Zimmer, Mölcher und Hoffmann.
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21. September 1901 |
Verfassungseid
Zur Ableistung des Verfassungseides hat das Großherzogliche Kreisamt Schotten den Termin anberaumt auf Montag den 30. September des laufenden Jahres, Vormittags 11 Uhr, in dem Rathause zu Laubach für die Gemeinden: Freienseen, Groß-Eichen, Gonterskirchen, Solms-Ilsdorf, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Ruppertsburg und Wetterfeld, zu dem diejenigen Großh. Hessischen Staatsangehörigen, welche im Laufe der verflossenen letzten 12 Monate a) Ortsbürger geworden sind, b) sich durch Verheiratung oder Begründung eines selbstständigen Gewerbes in ihrer Gemeinde ansässig gemacht haben, c) in den Großh. Hess. Staatsverband aufgenommen wurden, zu laden sind, in dem obengenannten Termine behufs Ableistung des Verfassungseides zu erscheinen.
Jeder Ortsbürger, der das 25. Lebensjahr vollendet hatte und alle neuangenommenen Ortsbürger hatten dem Standesherren, später dem Großherzog zu huldigen, d.h. sie mussten den Treueeid leisten. Die Huldigungstermine wurden vierteljährlich vom Kreisamt anberaumt.
(Grünberger Anzeiger/Villinger Hefte)
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07. August 1901 |
Gemeindesteuern
Das Hessische Gesetz, die Gemeindeumlagen bestreffend, wurde im Grossherzogl. hess. Regierungsblatt vom 30. März 1901 veröffentlicht. Darin heißt es, dass die Gemeinden im Bedarfsfalle direkte Steuern (Gemeindeumlagen) vom Grundbesitz, vom Gewerbebetrieb, von der Kapitalrente und vom Einkommen der Steuerpflichtigen erheben.
Die Gemeindesteuern in den Gemeinden der Kreise Schotten und Alsfeld für die Jahre 1901 und 1902 haben von den aufgeführten Orten aufzubringen: Freienseen 4390 Mark, Gonterskirchen 4000 Mark, Groß-Eichen 6900 Mark, Solms-Ilsdorf 760 Mark, Klein-Eichen 1200 Mark, Lardenbach 1600 Mark, Laubach 26 280 Mark, Ruppertsburg 6000 Mark, Wetterfeld 3300 Mark, Atzenhain 4340 Mark, Bernsfeld 3500 Mark, Ermenrod 3800 Mark, Flensungen 3700 Mark, Ilsdorf 1800 Mark, Kirschgarten 900 Mark, Lehnheim 2900 Mark, Merlau 5474 Mark, Nieder-Ohmen 10820 Mark, Ober-Ohmen 7000 Mark, Ruppertenrod 4100 Mark und Wettsaasen 2600 Mark.
(Grünberger Anzeiger)
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08. Juni 1901 |
Preisschießen
Der Kriegerverein Klein-Eichen hatte für den Sonntag den 2. und Sonntag den 9. Juni 1901 zum Prisschießen eingeladen.
Acht Tage später teilte der Kriegerverein Klein-Eichen mit, dass das Preisschießen auf Sonntag den 23. Juni verschoben wird.
(Grünberger Anzeiger) |
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23. April 1901 |
Arbeitsvergebung
Die bei Erbauung eines Spritzenhauses in Klein-Eichen vorkommenden Arbeiten, als:
1 - Maurerarbeit, veranschlagt zu 141,80 Mark
2 - Zimmerarbeit, veranschlagt zu 157,24 Mark
3 - Dachdeckerarbeit, veranschlagt zu 106,10 Mark
4 - Schreinerarbeit, veranschlagt zu 43,69 Mark
5 - Schlosserarbeit, veranschlagt zu 38,50 Mark
sollen Montag den 23. April 1901, Nachmittags 4 Uhr, unter den bei der Versteigerung bekannt gemacht werdenden Bedingungen öffentlich versteigert werden.
Klein-Eichen, den 11. April 1901.
Großherzogliche Bürgermeisterei Klein-Eichen.
Müller (Wilhelm Heinrich, *1861-+1933)
(Grünberger Anzeiger)
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20. April 1901 |
Holzversteigerung
Anzeigen zu Holzversteigerungen in Klein-Eichen und Lardenbach. Siehe Bilder.
(Grünberger Anzeiger)
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15. Februar 1901 |
Vom Vogelsberg
Es schneit jetzt schon 3 Tage fast ohne Unterbrechung. Alle Wege sind verschneit und die Verbindungen zwischen den einzelnen Dörfern hört fast auf. Tief im Schnee waten die Holzmacher auf wenig begangenen Pfaden ihrer Arbeitsstelle zu. In bedauernswerther Lage sieht man Zigeuner tief im Schnee daher wandern; das ganze Personal muß die Wagen, vor denen die elendsten Pferde gespannt sind, schieben helfen.
Am Ausgang der Dörfer sitzen ganze Familien, 10 bis 15 Köpfe stark, um ein Feuer, hungernd, frierend, sodaß es unglaublich scheint, wie kleine Kinder von 5 bis 6 Wochen am Morgen noch am Leben sind. Ein trauriges Bild ist es, das doch, zum Lob der Bevölkerung sei es gesagt, die harte Stimmung, welche gegen das fahrende Volk Platz gegriffen, zum Mitleid umgewandelt - und die bäuerliche Bevölkerung thut an den Verstoßenen ihre Schuldigkeit.
(Grünberger Anzeiger) |
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06. Februar 1901 |
Öffentliche Aufforderung
Nachdem folgende Personen durch Ausschlußurteil vom 18. Dezember 1900 für todt erklärt worden sind, und nachdem ihre dem unterzeichneten Gerichte bekannte Erben Anträge auf Ertheilung von Erbscheinen gestellt haben, werden alle Personen, welche Erbanspruch an die benannten Personen machen zu können glauben, aufgefordert, diese, soweit es nicht geschehen ist, binnen 6 Wochen bei dem unterzeichneten Gericht anzumelden, andernfalls die beantragten Erbscheine ohne Berücksichtigung ihrer Erbrechte ausgestellt werden.
Für todt erklärt worden sind u. a.: Heinrich Mölcher VII., geboren am 16. Oktober 1839 zu Lardenbach, Elisabethe Hof(f)mann, geboren am 22. Mai 1824 zu Klein-Eichen, ...
(Die genannten Personen sind vor mehreren Jahren nach Amerika ausgewandert. Elisabethe Hoffmann ist die jüngere Schwester von Konrad Hoffmann, der 1850 in Klein-Eichen Anne Margarethe Fuchs aus Wohnfeld heiratete. Deren Sohn, Christian Hoffmann, war ab 1911 Bürgermeister von Klein-Eichen.)
Laubach, den 6. Februar 1901, Großherzogliches Hessisches Amtsgericht |
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30. Januar 1901 |
Holzversteigerung
Am Montag den 4. Februar l. J., Vormittags 8 Uhr anfangend, soll in dem Lardenbacher Gemeinde-Wald, in den Distrikten Hessenhain, Pfortwald und Backtröge folgendes Holz versteigert werden:
290 Stück Fichten-Stämme von 14-38 cm Durchm., 4-25 m Länge = 117,75 Festm.,
239 Stück Eichen-Stämme von 14-53 cm Durchm., 4-17 m Länge = 112,33 Festm.,
4 Stück Kiefern-Stämme von 14-19 cm Durchm., 11-15 m Länge = 1,08 Festm.,
1 Stück Kirschbaum-Stamm von 26 cm Durchm., 10,6 m Länge = 0.56 Festm.,
840 Stück Fichten-Derbstangen = 37,20 Festm.
Die Zusammenkunft ist am Altenhainerweg, Distrikt Hessenhain, bei Nr. 1. Bemerkt wird, dass kein Holz auf dem Submissionswege abgegeben worden ist.
Lardenbach, den 26. Januar 1901. Großh. Bürgermeisterei Lardenbach Lein.
(Grünberger Anzeiger) |
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1900 |
Das Jahr 1900
Im Deutschen Kaiserreich (1871-1918) war der deutsche Nationalstaat eine bundesstaatlich (oder auch gliedstaatlich)
organisierte
konstitutionelle Monarchie.
Nach langjähriger Beratung in zwei Juristenkommissionen und öffentlichen Debatten trat das BGB zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches am 1. Januar 1900 durch Art. 1 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche in Kraft. Es war die erste privatrechtliche systematische Zusammenfassung der Rechtssätze eines Rechtsgebiets, die für das gesamte Reichsgebiet Gültigkeit besaß. Das BGB gilt nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland als Bundesrecht fort.
Der Grünberger Anzeiger meldet am 20. Januar: Das Bürgerliche Gesetzbuch läßt auch Frauen als Trauzeugen zu. Nun können wenigstens auch diejenigen, die keine Hoffnung mehr hegen, selbst unter die Haube zu kommen, den Gang aufs Standesamt antreten.
Der Präsident des landw. Vereins für die Provinz Oberhessen gibt bekannt: Nachdem den Gemeinden und Zuchtvereinen, welche die Simmenthaler Zuchtrichtung verfolgen, Gelegenheit gegeben worden ist, durch den Import Simmenthaler Orginalbullen ihren Bedarf an besserem Zuchtmaterial mit Unterstützung des Provinzialvereins zu decken, wird hiermit auch den Gemeinden, welche die Vogelsberger Zuchtrichtung verfolgen, eine gleiche Vergünstigung geboten.
Das Großherz. Kreisgesundheitsamt Schotten veröffentlicht im Schottener Kreisblatt bezüglich der Gesunds- und Sterblichkeitsverhältnisse unseres Kreises für das verflossene Jahr 1899 statistische Zusammenstellungen, von denen folgende von Interesse sind. Der Gesundheitszustand war im Vergleich zu dem früherer Jahre ein besonders Günstiger. Gefährliche Epidemien wie Plattern, Ruhr usw. traten überhaupt nicht auf. Am ungünstigsten waren die Monate Januar, April, September bis Dezember. Im Januar erkrankten in Laubach und benachbarten Dörfern viele Personen an Influenza. Desweiteren gab es Wasserblattern und später im Jahr Masern, Scharlach und Diphterie.
Die Sterblichkeitsziffer belief sich auf 436 Personen, 7 Personen weniger als im Vorjahr. Von den verstorbenen Personen hatten 142, also nahezu ein drittel, vorher keinen Arzt. 203 hatten das 60. Lebensjahr überschritten, 81 starben an Altersschwäche, 6 verunglückten, 10 endeten durch Selbstmord, worunter 8 durch Erhängen. Die wenigste Sterblichkeitsziffer hatten die Sommermonate Juni - August.
Bei einer im benachbarten Walde zu Lardenbach im Februar abgehaltenen Holzversteigerung kam es zu einer kleinen Keilerei. Unglücklicherweise traf dabei ein hiesiger Bürger einen Steigerer aus Freienseen mit seinem Stockgriffe ins eine Auge. Was half es den Thäter, dass er den mit ihm sonst Befreundeten, dem es gar nicht gegolten hatte, um Verzeihung bat und Schadloshaltung versprach? Der unglücklich Gestroffene mußte nach der Klinik in Gießen verbracht werden, denn mit der Sehkraft des einen Auges ist es vorbei und es steht in Frage, ob das andere nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.
Am Dienstag den 20. März d. J. Nachmittags 2 Uhr werden aus dem hiesigen Gemeindewald in Klein-Eichen, Distrikt Küppel, versteigert: 42 Stück Fichten- und Kiefern-Stämme von 18-34 cm Durchmesser, 7-13 Meter Länge = 15,64 Festmeter. Dazu 7 Raummeter Fichten Knüppel und 8 Raummeter Fichten Stöcke.
Großh. Bürgermeisterei Klein-Eichen, Müller.(Bürgermeister)
Im Grünberger Anzeiger erfolgte im März die öffentliche Aufforderung: Folgende verschollene Personen werden aufgefordert, sich bis spätestens in dem Augebotstermin, der auf Dienstag, 16. Oktober 1900 Vormittags 8 Uhr anberaumt wird, zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden, nämlich: Elisabethe Hof(f)mann von Klein-Eichen, geb. 22. Mai 1824 (Lardenbacher Str. 1, Haus "Gerbigs-Miele"), vor etwa 54 Jahren nach Amerika ausgewandert - Antragsteller: Pfleger Heinrich Lein von Klein-Eichen. Heinrich Mölcher VII. von Lardenbach, geb. 16. Oktober 1833, im Jahre 1852 nach Amerika ausgewandert - Antragsteller: Pfleger Ferdinand Mölcher von Lardenbach.
Zugleich werden alle, welche Auskunft über Leben oder Tod der Verschollenen zu erteilen vermögen, aufgefordert, spätestens im obengenannten Aufgebotstermin dem unterzeichneten Gericht Anzeige zu machen.
Großherzogliches Amtsgericht Laubach
Am 24. März 1900 bringt der Grünberger Anzeiger die Meldung: Zur Bestreitung der Gemeindebedürfnisse haben folgende Gemeinden des Kreises Schotten folgende Beträge aufzubringen. Die in Klammern beigefügten Zahlen bedeuten den Ausschlag auf eine Mark Steuerkapital. Laubach 26000 Mark (26,151), Freienseen 4040 (11,135), Gonterskirchen 4000 (33,147), Groß-Eichen 6910 (32,354), Solms-Ilsdorf 700 (36,026), Klein-Eichen 1410 (28,012), Lardenbach 1350 (19,130), Ruppertsburg 6000 (21,665), Wetterfeld 3500 (20,985).
Bei der Faselschau (Fasel - zur Weiterzucht bestimmtes junges Haustier) zu Grünberg am 5. April ds. Js. wurden die Fasel folgender Eigenthümer von der Körkommission angekört (Körung ist die Auswahl von geeigneten Tieren für die Zucht): 1) ...; 2) ...; 3) ...; 4) ..; 5) Heinrich Lein, Klein-Eichen: Fasel Simmenthaler Reinzucht, 14 Monate alt, Hellsalb (gut,gut); 6) Heinrich Lein, Klein-Eichen: Fasel Simmenthaler Reinzucht, 14 Monate alt, Hellsalb (ziemlich gut, gut); 7) Heinrich Lein, Klein-Eichen: Fasel Simmenthaler Reinzucht, 17 Monate alt, Falbscheck (gut, gut).
(Heinrich Lein ist der Ur-, Ur-Großvater von Axel Roth.)
Die Körkommission des ersten Körbezirks (Vogelsberger Vieh) wird nachfolgende Körtermine abhalten: Am 21. Mai d. J. in Bobenhausen Vormittags 11 Uhr, in Klein-Eichen Nachmittags 3 Uhr, in Lardenbach Nachmittags 5 Uhr. Anmeldungen zur Körung sind an den Vorsitzenden dieser Kommission, oder dem Geschäftsführer in Laubach, zu richten.
Bei der am 16. Mai zu Schotten stattgefundenen Bezirksthierschau des 1. und 3. Körbezirks erhielten nachverzeichnete Viehbesitzer Preiszuerkennungen für: Vogelsberger Rasse: Große Sammlungen: Zuchtverein Lauter und Zuchtverein Klein-Eichen - Lardenbach; Kühe mit ein und zwei Kälbern: Karl Keil, Lardenbach; Kleine Sammlung: Heinrich Lein, Klein-Eichen; Familien: Heinrich Lein, Klein-Eichen.
Das Gesetz, betreffend die Schlachtvieh- und Fleischbeschau tritt am 3. Juni im Deutschen Reich in Kraft.
Dem Vernehmen nach (Juli 1900) wird im nächsten Sommer ein Theil der Mannschaften des Eisenbahnbataillons in Berlin eine Strecke im Sennthale an der Eisenbahn Laubach-Mücke erbauen. Die Verhandlungen mit der Kgl. Eisenbahndirektion Frankfurt sind mit demselben zum Abschluss gekommen.
An den Sonntagen, den 5. und 12. August, findet ein Preisschießen des Krieger-Vereins Klein-Eichen statt. Zu zahlreichem Besuch ladet ergebenst der Vorstand ein.
Am Sonntag den 23. und Montag den 24. September findet das Kirchweihfest zu Lardenbach statt. Zu dessen Besuch freundlich einladet Johannes Mölcher.
Der in dieser Woche zu Ende gehende Monat September stand unter den Zeichen der Hitze und Trockenheit. Für die Grummeternte war dieses Wetter vortrefflich, noch selten ist sie in gleicher Weise, fast ohne großen Arbeitsaufwand, unter Dach gebracht worden. Auch für die begonnene Kartoffelernte ist das Wetter sehr geeignet, doch erfordert der allzutrockene, spröde gewordene Ackerboden größeren Kraftaufwand, so dass ein leichter Regen wünschenswert erscheint. Dem Obste, insbesondere den Zwetschen sind die heißen Tage besonders zu gute gekommen, der Zuckergehalt ist bedeutend größer als sonst.
Auf die Bäume selbst, besonders auf den Wald, hat die große Trockenheit schädlich gewirkt, schon haben sich die Südhänge gelb gefärbt und das Aussehen gleicht demjenigen von Mitte Oktober. Die Bearbeitung des Bodens läßt ebenfalls das Eintreten eines guten Regens wünschen.
Das Befahren des Stockhäuser Wegs und Bodenwegs in der Gemarkung Lardenbach ist bis zum 1. April nächsten Jahres bei Strafe verboten. Lardenbach, den 20. Oktober 1900, Großh. Bürgermeisterei Lardenbach, Lein (Bürgermeister).
Im Deutschen Reich leben nach dem Ergebnis der durchgeführten Volkszählung zum Stichtag 1. Dezember 56.345.014 Einwohner. In Klein-Eichen sind es zu dieser Zeit etwa 150 Einwohner.
Ein in hiesiger Gegend unbekannter Vogel in der Größe eines Sperlings, mit rothem Schnabel, die Langfedern der Flügel roth und gelb gestreift und gelb getupft, wurde vor etwa 14 Tagen hier in Klein-Eichen aufgefangen und wird in Verwahrung gehalten. Am rechten Bein desselben befindet sich ein Ring. Wem mag der Vogel entflohen sein?
Ein schlechtes Ende nahm für einen jungen Soldaten aus Klein-Eichen, der in Gießen seine Militärpflicht genügt, der zu Ende gehende Weihnachtsurlaub. Kurz vor seiner Rückreise war derselbe damit beschäftigt, sich zum Zwecke des Helmputzens ein Stückchen Holz zuzuspitzen und hieb sich mit dem hierzu benutzten Beil ein Stück des Daumens der linken Hand ab.
(Grünberger Anzeiger)
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