05. Dezember 1969

Fleischbeschauer

Nach über 45jähriger Tätigkeit im Dienste des Landes Hessen ist jetzt Fleischbeschau-Tierarzt Alois Wachtel in den Ruhestand getreten. Bei Wind und Wetter, sehr oft unter schwierigen Bedingungen während der Wintermonate - besonders in den früheren Jahren, als ihm noch kein Personenwagen zur Verfügung stand - hat er die Fleischbeschau in Laubach, Gonterskirchen, Lardenbach, Klein-Eichen und Wetterfeld und zeitweilig auch noch in anderen Orten gewissenhaft ausgeübt.

Der Landrat als sein unmittelbarer Dienstvorgesetzter sprach ihm für die zum Wohl der Allgemeinheit geleistete Arbeit Dank und Anerkennung aus. Zu seinem Nachfolger wurde Tierarzt Dr. Merkel, ebenfalls aus Laubach, bestellt. In diesem Zusammenhang hat der Landrat im Einvernehmen mit dem zuständigen Amtstierarzt eine weitere Neueinteilung der Fleischbeschau-Dienstbezirke im Raum Laubach vorgenommen. So umfaßt der Dienstbezirk von Dr. Merkel ab 1. Dezember die Orte Laubach, Freienseen, Gonterskirchen und Wetterfeld, der Bezirk von Fleischbeschauer Karl Schmidt (Stockhausen) jetzt die Gemeinden Stockhausen, Weickartshain, Klein-Eichen und Lardenbach und der von Fleischbeschauer Richard Hoppe (Nonnenroth) die Dörfer Nonnenroth, Röthges, Ruppertsburg, Ober-Bessingen, Nieder-Bessingen, Münster, Ettingshausen und bis auf weiteres Queckborn.

(lg/gaz)

 
20. November 1969

Altpapier für Flüchtlingshilfe

Die internationale Flüchtlingshilfe bittet die Bevölkerung des Kreises Gießen, Altpapier in möglichst großen Mengen bereitzustellen, mit deren Erlös die Organisation weiterhin ihre wichtigen Aufgaben wahrnehmen kann. Das Altpapier soll in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern gebündelt und gut verschnürt an der örtlichen Sammelstelle abgeliefert werden, die in jeder Gemeinde bekanntgegeben worden ist. Am Freitag, den 21. November ist der Termin für die Abholung u. a. in Klein-Eichen, Lardenbach, Stockhausen und Weickartshain.

(AZ)

 
13. November 1969

Gemeindereform in Hessen, 1969

Aktuelle Fragen der Verwaltungsreform, speziell zur Modellplanung für den Landkreis Gießen, erläuterte gestern (13. November 1969) Oberregierungsrat Karl Reinhard Hinkel vom hessischen Innenministerium in der Kreisversammlung des Hessischen Gemeindetages, die in der Mehrzweckhalle Inheiden stattfand und rund fünf Stunden dauerte. Zum gleichen Thema sprach auch Direktor Hans Muntzke vom Hessischen Gemeindetag in Mühlheim am Main. Eine angeregte Diskussion schloß sich an. Zu Beginn der Versammlung hatte Landrat Ernst Türk die Bürgermeister des Kreises über einige aktuelle Fragen auf dem Gebiet des Haushaltswesen informiert.

Oberregierungsrat Hinkel verwies einleitend auf die Tatsache, dass nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in anderen europäischen Staaten Reformen im Gemeindebereich verwirklicht würden. Überall stehe im Hintergrund die Erkenntnis, dass viele Gemeinden in ihrer heutigen verwaltungsmäßigen und gebietlichen Struktur nicht mehr in der Lage sind, alle Aufgaben für die örtliche Gemeinschaft befriedigend wahrzunehmen. Meist finde man überforderte Verwaltungen und einheitliche Siedlungsräume, die durch viele Gemarkungsgrenzen zerschnitten werden.

Künftig komme es darauf an, gegen das Gefälle zwischen Stadt und Land eine zentrale Infrastruktur zu schaffen. Durch die Selbsthilfe der Kommunalpolitiker, die bisher schon viel Arbeit geleistet hätten, seien mehr und mehr Zweckverbände ins Leben gerufen worden, wodurch allerdings die ureigensten Aufgaben der Gemeinden nicht mehr von ihnen selbst entschieden werden konnten. Das Übel sei damit nicht an der Wurzel gepackt worden, betonte Hinkel.

In den norddeutschen Bundesländern habe man den Weg der Gesetzgebung gewählt, um Abhilfe zu schaffen. In Hessen dagegen wolle man auch leistungsfähigere Gemeinden schaffen, lasse sich dabei aber von drei Grundsätzen leiten: Die Reform auf der Gemeindeebene kann nur allmählich im Wege eines Integrationsprozesses vollzogen werden. Um eine optimale Lösung zu erreichen, soll nicht von Richtzahlen, sondern vor allem von den örtlichen Verhältnissen ausgegangen werden. Die Reform soll in erster Linie aus der Initiative der Gemeinden entwickelt werden (Freiwilligkeitsprinzip).

Der Redner unterstrich jedoch, dass das Freiwilligkeitsprinzip nur dann eine Alternative gegenüber gesetzlichen Zwangslösungen sei, wenn einerseits die Landesregierung geeignete Maßnahmen zur Unterstützung der Gemeinden vorsieht und andererseits die Gemeinden die Bereitschaft zeigen, ernsthaft mitzuwirken.

Die Vorschläge im einzelnen für den Kreis Gießen wurden im Juli vorgelegt. Dabei waren zwölf Gemeindegruppen genannt worden, die durch gewisse mehr oder minder überkommene Bindungen und Beziehungen auf Gegenseitigkeit gemeinsame Interesse auch für die künftige Entwicklung erkennen lassen. Ziel all dieser Bemühungen sei die leistungsfähigeere größere Gemeinde mit rund 8000 bis 9000 Einwohnern. Zunächst sollen die Kleinstgemeinden mit weniger als 200 Einwohnern an größere Gemeinden angegliedert werden (Arnsburg, Klein-Eichen, Rabertshausen, Winnerod). Danachaber böten sich zahlreiche andere Gemeindezusammenschlüsse oder zumindest Verwaltungsgemeinschaften an.

Die Verwaltungsgemeinschaften, bei denen Haushalte und Parlamente der beteiligten Gemeinden selbständig bleiben, lösten ein Näherrücken der Beteiligten aus, wenn laufende, vielfach mechanische Verwaltungsaufgaben von der größeren Gemeinde wahrgenommen würden, wie das auch bei Freinseen und Laubach der Fall seinkönnte.

Jede Gemeinde muß wissen, was sie bei einem Zusammenschluß gewinnen kann, betonte Hinkel, und teilte mit, dass eine Informationsschrift für die Bürgermeister hergestellt werde, in der Einzelheiten über Verfassungs- und Verfahrensfragen, personalrechtliche Dinge, Finanzfragen und andere Dinge erläutert werden. In den Gemeinden hoffe man nunmehr auf eine sachliche und aufgeschlossene Diskussion der Modellplanung, die den Bürgern große Hilfe bringen könne.

(gd/az)

 
01. November 1969

Kreispferdeschau

Für die bestens vorbereitete 21. Herbst-Kreispferdeschau im Rahmen des Hungener Allerheiligenmarktes am Samstag (1. November 1969) waren insgesamt 52 Tiere gemeldet, die von den Landstallmeister auf "Herz und Nieren" geprüft wurden. Als Fazit dieser Schau kann gemeldet werden, dass der oberhessische Raum über ein ausgezeichnetes Pferdematerial verfügt. In der Abteilung A: Warmblut beteiligte sich auch der Klein-Eichener Pferdezüchter Werner Biedenkopf. In der Klasse V (Fünf- bis siebenjährige Stuten (gedeckt), leichtere Klasse) belegte er mit seinem Pferd Rang 4 (Id).

(mh/AZ)

 
26. Oktober 1969

Wasserversorgung

Die Verbandsausschuß-Mitglieder des Wasserzweckverbandes Lardenbach/Klein-Eichen besichtigten am Sonntagmorgen (26. Oktober 1969) die Einrichtungen der Trinkwasserversorgung. Erste Station war das Pumpwerk in der Gemarkung Lardenbach. Die 1962 in Betrieb genommene Anlage fördert aus dem 88 Meter tiefen Brunnen im Schnitt etwa 2000 cbm Wasser jährlich. Das ist etwa ein Zehntel des Gesamtverbrauches. Der restliche Bedarf läuft von dem Quellgebiet in der Gemarkung Wohnfeld frei zum Hochbehälter auf dem Galgenberg.

Der 1911 erbaute Hochbehälter an der höchsten Stelle in der Gemarkung Klein-Eichen wurde als nächstes Ziel angesteuert. Das Bassin hat zwei Kammern. Es liegt acht Meter tiefer als die Quellen, so daß das Wasser ohne Pumpwerk frei zuläuft. Fast das ganze Jahr über - ausgenommen Trockenperioden und Verbrauchsspitzen - laufen die Behälter über, ein Zeichen der guten Quellergiebigkeit.

Im vorschriftsmäßig eingezäunten Quellgebiet in der Gemarkung Wohnfeld (Kreis Alsfeld) wurden die vier Quellen sowie das Sammelbecken eingehend begutachtet. Die Beseitigung des Oberwassers dürfte hier als ein zunächst aufzugreifendes Problem gelten. Weiterhin stand zur Debatte, die auf Veranlassung des Wasserwirtschaftsamtes vor etwa acht Jahren stillgelegte Quelle wieder anzuschließen, vorausgesetzt, dass die Qualität des Wassers einwandfrei ist.

Bei der abschließenden Besprechung im Gasthaus Gotta (Altenhain) äußerten sich alle Besichtigungsteilnehmer positiv über die Wasserversorgungsanlage und dankten dem Wassermeister Bruno Trapp für seine aufschlußreichen Erklärungen während der Besichtigung.

(zr/AZ)

Fotos

 
28. September 1969

Bundestagswahl 1969

Die Bundestagswahl 1969 fand am 28. September 1969 statt; es war die Wahl zum 6. Deutschen Bundestag. Nach dieser Wahl konstituierte sich erstmals in der damals 20-jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine sozialliberale Koalition auf Bundesebene. Erstmals stellten die Unionsparteien nicht mehr den Bundeskanzler, obwohl sie weiterhin (wie ununterbrochen von 1949 bis zu dieser Wahl) die größte Bundestagsfraktion bildeten.

Willy Brandt trat mithin zum dritten Mal als Kanzlerkandidat der SPD an, Kurt Georg Kiesinger für die CDU/CSU das erste Mal. Zum zweiten Mal nach 1949 erhielten die regierungsbildenden Parteien bei einer Wahl weniger als die Hälfte der abgegebenen Stimmen. SPD und FDP erhielten die Mehrheit der Mandate im Bundestag, weil die NPD mit 4,3 % an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Noch in der Wahlnacht vereinbarten Brandt und FDP-Chef Walter Scheel die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen. Es war die letzte Bundestagswahl, bei der das Wahlalter für das aktive Wahlrecht noch bei 21 Jahren und für das passive Wahlrecht bei 25 Jahren lag.

Die Ergebnisse aus Klein-Eichen:
Wahlberechtigte: 125, Wahlbeteiligung: 107 Wähler, Gültige Stimmen: 104

1969
1965
1961
Erst-/Zweitstimme
Erst-/Zweitstimme
Erst-/Zweitstimme
SPD
33/32
35/30
28/30
CDU
42/41
25/29
24/27
FDP
17/10
47/43
52/48
ADF
-/-
-/-
-/-
EP
-/-
-/-
-/-
GPD
-/-
-/-
-/-
DFU
-/-
-/-
2/2
NPD
11/13
-/-
-/-

 

Die Ergebnisse von Lardenbach:
Wahlberechtigte: 314, Wahlbeteiligung: 239 Wähler, Gültige Stimmen: 236

1969
1965
1961
Erst-/Zweitstimme
Erst-/Zweitstimme
Erst-/Zweitstimme
SPD
114/113
105/102
103/101
CDU
85/89
56/62
56/51
FDP
13/12
63/56
56/53
ADF
-/-
-/-
-/-
EP
-/-
-/-
-/-
GPD
-/-
-/-
-/-
DFU
-/-
2/1
4/5
NPD
18/22
2/3
-/-

 
19. Juli 1969

Verwaltungsgemeinschaft oder Zusammenschluß

Eine Modellplanung für eine Neuordnung der Gemeindestruktur des Landkreises Gießen hat das hessische Ministerium des Inneren in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung ausgearbeitet. Danach sollen die 85 Gemeinden des Kreises in zwölf Gemeindegruppen zusammengefasst werden. Die Zahl der Gemeinden soll um rund 30 Prozent vermindert werden. Ferner wird vorgeschlagen, einzelne Gemeinden aus Nachbarkreisen diesen neuen Kreisgruppen einzugliedern. Die Planung steht im Sinnzusammenhang mit dem Gesetz über kommunale Gemeinschaftsarbeit, das eine Reform im Gemeindebereich herbeiführen soll.

Eine teilweise Änderung der Hessischen Gemeindeordnung wird damit Hand in Hand gehen. Die Modellplanung, auch als sinnvolle Ergänzung zum bereits vorliegenden Kreisentwicklungsplan für Infrastruktur gedacht, wurde entwickelt, um, wie Landrat Ernst Türk gestern (18. Juli 1969) in einer Pressekonferenz sagte, die bei der dynamischen Entwicklung der Gesellschaft ständig wachsenden Verwaltungsaufgaben im kommunalen Bereich in rationeller Weise lösen zu können. Für diese neue Aufgaben seien die Maßstäbe der Vergangenheit unzureichend, und nicht jede kleine Gemeinde könne sich einen eigenen zeitgemäßen technischen Verwaltungsapparat leisten.

Auch in anderen Bundesländern beschäftige man sich eingehend mit dem Problem der Gemeindereform. So habe man bereits in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz mehrere Gesetze auf diesem Gebiet verabschiedet. In Rheinland-Pfalz schaffe man "Verbandsgemeinden". Auch in Bayern sei man mit entsprechenden Planungen beschäftigt. In Schleswig-Holstein erarbeite man eine neue "Amtsordnung", in Niedersachsen schaffe man "Gesamtgemeinden", bei denen etwa 30 000 Einwohner als Träger einer höheren Verwaltungseinheit zusammengefasst werden sollten.

Die Zielvorstellung in Hessen sei die Neuordnung auf Gemeindeebene mit der Absicht, dass sich einzelene Gemeinden entweder zu Einheiten kommunaler Zusammenarbeit oder aber zu Großgemeinden zusammenschließen. Diese Alternative müsse gegeben werden, da Ballungsgebiete und Flächensiedlungsgebiete unterschiedliche Problematik aufwiesen, wie sich im Kreis Gießen beim Vergleich des Ostteil mit dem Westteil auch zeige.

Der erarbeitete Plan stelle kein Gesetz dar, sondern sei lediglich ein Angebot, bei dessen Ausnutzung durch den Zusammenschluß zu Verwaltungsgemeinschaften die Verwaltungskraft optimal ausgenutzt werden könne, ohne dass die Gemeinden dabei ihre Selbständigkeit in der kommunalen Selbstverwaltung aufgeben müssten.

Der Landkreis Gießen sei deshalb als Modellkreis ausgewählt worden, weil hier einmal bereits ein Kreisentwicklungsplan vorliegt, zum anderen weil der Kreis in seinen Durchschnittswerten eine beispielhafte Struktur aufweise. In Bezug auf die topographische und landschaftliche Struktur, in Bezug auf ökonomische und strukturelle Verflechtungen, auf Verkehrsverbindungen und Entfernungen, auf bereits bestehende oder geplante interkommunale Zusammenschlüsse auf dem Gebiet von Schul-, Abwasser- oder Löschverbänden, schließlich auch durch seine durchschnittliche Größe im Vergleich zu anderen Kreisen und durch sein Steueraufkommen, durch die Beschäftigungsdichte und die Verteilung der Erwerbsbevölkerung auf die einzelnen Wirtschaftszweige eigne sich der Kreis unter allen hessischen Landkreisen besonders gut für eine derartige Modellplanung.

Bei Berücksichtigung des Standes vom 30. Juni 1968 wohnen in den 85 Kreisgemeinden 113 303 Einwohner. Es gibt eine Gemeinde mit weniger als 100 Einwohner (Winnerod), drei Gemeinden mit 101 bis 200 Einwohnern (Klein-Eichen), 58 Gemeinden mit 201 bis 1500 Einwohnern, zwölf Gemeinden mit 1501 bis 3000 Einwohnern und elf Gemeinden mit mehr als 3000 Einwohnern. Diese 85 Gemeinden sollten nach dem Modellplan in zwölf Gemeindegruppen zusammengefasst werden.

Nach der Verwirklichung der vorgeschlagenen Gemeindezusammenschlüsse würde sich die Zahl der Gemeinden um rund 30 Prozent verringern. Es gäbe dann im gesamten Kreisgebiet keine Gemeinde mehr mit weniger als 200 Einwohnern, 37 Gemeinden mit 201 bis 500 Einwohnern, zwölf Gemeinden mit 501 bis 3000 Einwohnern und zwölf Gemeinden mit mehr als 3000 Einwohnern. Allein aus diesen Zahlen gehe hervor, wie bei einer derartigen Umgestaltung die Verwaltungsarbeit rationeller gestaltet werden könne.

Im einzelnen seien unter anderem folgende Zusammenschlüsse vorgesehen: Die Gemeindegruppe Grünberg solle mit Grünberg, Weickartshain, Lumda, Reinhardshain, Beltershain, Stangenrod, Göbelnrod, Queckborn, Ettingshausen, Harbach, Münster, Stockhausen, Klein-Eichen, Weitershain und Lardenbach insgesamt 11 702 Einwohner umfassen.

Als Möglichkeiten zu Zusammenschlüssen zu Einheitsgemeinden werde hier vorgeschlagen: Grünberg, Klein-Eichen, Lardenbach, Stockhausen und Weickartshain mit zusammen 5732 Einwohnern, oder ein Zusammenschluß nur der vier Seenbachtal-Gemeinden mit 1173 Einwohnern.

Der Mittelwert bei den vorgeschlagenen Gemeindegruppen betrage 9442 Einwohner, jeweils fünf Gemeinden auf etwa 53,16 qkm. Es werde weiterhin vorgeschlagen, die Gemeinde Ober-Hörgern an den Kreis Friedberg abzutreten, vom Kreis Alsfeld jedoch Atzenhain und Lehnheim, vom Kreis Marburg Nordeck und Winnen und aus dem Kreis Wetzlar Odenhausen und Salzböden Gießener Gemeindegruppen anzugliedern.

Als Konsequenz dieses Planes, so erläuterte der Landrat, erwarte er in der Öffentlichkeit eine sachbezogene und leidenschaftslose Diskussion. Die Unterlagen würden den einzelnen Gemeinden in Kürze zugeschickt. Die Notwendigkeit einer interkommunalen Zusammenarbeit auf allen Gebieten der Infrastruktur müsse von den verantwortlichen Gemeindevertretern anerkannt werden, denn nur so könne bei der Fortentwicklung der Gemeinden ein optimaler Effekt zum Nutzen des Bürgers erzielt werden.

Der Landrat betonte, er sehe vor allem vier Wertfaktoren als Kriterien der Entwicklung: den Siedlungswert eines Gemeinwesens (Grundversorgung mit Wasser, Strom, Straßenbau, soziale Einrichtungen), den Wirtschaftswert (Ansiedlungsmöglichkeit weiterer gewerblicher Betriebe), den Freizeitwert (z. B. Planung von Sport- und Grünanlagen), denVerwaltungswert. Diesen vier Wertfaktoren müsse man innerhalb der neuen Gemeindegruppen in sinnvoller Weise gerecht werden.

Bis der Prozeß der vorgeschlagenen Zusammenschlüsse beendet sei, würden wohl einige Jahre vergehen. Nicht zuletzt die Versorgungsfrage der Bürgermeister könne sich hier als Hemmnis erweisen. Doch glaube er durchaus, dass sich dieses Modell verwirklichen lasse, da, abgesehen von der Notwendigkeit der interkommunalen Planung, mit der Durchführung des Plans erhebliche finanzielle Förderungen für die einzelnen Gemeinden verbunden seien.

(bb/az)

Fotos

 
10. Juli 1969

Inder verunglückt

Zu einem schweren Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang kam es am Donnerstag (10. Juli 1969) gegen 10.55 Uhr auf der Bundesstraße 49 zwischen Grünberg und der zweiten Abfahrt nach Göbelnrod. Der in Lardenbach wohnende 33-jährige Inder Dey Shib Narayan hatte vermutlich wegen zu hoher Geschwindigkeit die Herrschaft über das von ihm gesteuerte Fahrzeug verloren, fuhr aus Gießen kommend nach links in den Straßengraben und prallte nach mehrmaligem Überschlagen frontal gegen einen Baum. Der Fahrer starb noch an der Unfallstelle. Das Fahrzeug wurde total beschädigt.

Dey Shib Narayan stammte aus Kalkutta, ist von Beruf Diplom-Ingenieur und war seit einigen Jahren in der Bundesrepublik im ambulanten Gewerbe tätig. Als Kaufmann handelte er mit Süßwaren und indischen Andenken. Der Inder hatte sich vom katholischen Pfarrer Biewer (Weickartshain/Seenbrücke) am Morgen das Fahrzeug geliehen, um zur Verlängerung seines Gewerbescheins nach Gießen zu fahren.

Anschließend wollte Narayan, der seine in Kalkutta lebende Mutter finanziell unterstüzt, bei einem Grünberger Notar eine Erbschafts-Verzichtserklärung zugunsten seiner Mutter unterschreiben. Der Termin beim Notar lautete auf 11 Uhr. Auf dem Weg zu ihm, fünf Minuten vor dem Termin, verunglückte der Inder etwa zwei Kilometer vor Grünberg tödlich. Das Fahrzeug des Pfarrers war nur noch ein einziger Schrotthaufen.

(brunk/gaz)

Fotos

 
04. Juli 1969

"Unser Dorf soll schöner werden"

35 Gemeinden im Landkreis Gießen bis zu 3000 Einwohnern hatten sich zur Teilnahme am Landeswettbewerb 1969 "Unser Dorf soll schöner werden" gemeldet, die in der Zeit vom 24. Juni bis zum 3. Juli von einer sachverständigen Prüfungskommission unter Leitung von Studienrätin Irmgard Walther von der Landwirtschaftsschule Gießen bewertet wurden. Mit Abschluß dieser Rundgänge kann festgestellt werden, dass der Gesamteindruck recht unterschiedlich war, wenn auch im allgemeinen die Bestrebungen für eine bessere Gestaltung des Ortsbildes nicht zu verkennen waren.

Für die Teilnahme am Landeswettbewerb hatten sich in diesem Jahr 579 Gemeinden aus 39 von 43 Ausschußbezirken gemeldet. Weitaus an der Spitze liegen in diesem Jahr der Landkreis Eschwege mit 55 Gemeinden, gefolgt von den Landkreisen Gießen und Herborn mit je 35 Gemeinden, Fritzlar mit 29 und Wetzlar mit 25 Gemeinden. Das Bemühen der Bürger, ihre ländliche Umwelt schöner zu gestalten, kommt in diesen Zahlen deutlich zum Ausdruck. Die Wettbewerbe haben vorbildliche Ergebnisse gezeigt und die Initiative der Dorfbewohner und der politischen Gremien in begrüßenswertem Maße angeregt.

Im Oktober 1958 erfolgte der offizielle Startschuß für die erste hessische Dorfverschönerung 1959, an der sich 144 Gemeinden beteiligten. So wurde die Aktion, die als hessischer Versuch begann, 1961 allgemein auf die Bundesrepublick ausgedehnt. Unter den Gemeinden des Kreises Gießen wurde im Bundesmaßstab 1965 Münster und 1967 Muschnheim mit einer Goldplakette ausgezeichnet. Seitdem hat der Wettbewerb bei den Gemeinden unseres Landes von Jahr zu Jahr eine größere Resonanz gefunden.

Wie in den vergangenen Jahren hat sich die Bewertungskommission bemüht, die 35 Gemeinden, die sich zur Teilnahme im Landkreis Gießen gemeldet hatten, den Leistungen entsprechend in Gruppen einzuteilen. In der Gruppe I sind vertreten mit sehr guten Leistungen unter anderen die Gemeinden Weickartshain und Lumda. Zur Gruppe II mit guten Leistungen zählen u. a. die Gemeinden Geilshausen, Ettingshausen und Lauter. In der Gruppe III sind vertreten mit befriedigenden Leistungen u. a. Klein-Eichen, Beltershain und Reinhardshain. In der Gruppe IV wurden u. a. die Gemeinden Stangenrod, Stockhausen, Wetterfeld und Queckborn als erstmalige Teilnahme zusammengefasst.

(AZ)

 
23. Juni 1969

Jugendliche Einbrecher unterwegs

Nach umfangreichen Recherchen ist es am Montag (23. Juni 1969) Beamten der Staatlichen Kriminalkommissariate von Alsfeld und Gießen in Zusammenarbeit mit den Polizeidienststellen in Alsfeld und Grünberg gelungen, zwei Jugendliche im Alter von 16 und 18 Jahren festzunehmen, die seit geraumer Zeit im Verdacht standen, laufend Einbruchsdiebstähle zu verüben. Noch am gleichen Tag konnten den jungen Leuten 83 Einbruchsdiebstähle, zwei Kfz-Diebstähle und zwei Mopeddiebstähle nachgewiesen werden, die sie seit 1968 in den Kreisen Gießen, Alsfeld und Lauterbach verübt hatten.

Die beiden jugendlichen Einbrecher - der Achtzehnjährige berufslos, der Sechzehnjährige Lehrling in einem Industriebetrieb im Kreis Alsfeld - stiegen bei ihren Diebesfahrten vorwiegend durch Fenster in Wohnungen ein, die sie zum Teil zertrümmerten, entriegelten oder aushoben. Sie durchsuchten anschließend die Wohnungen und stahlen vorwiegend Bargeld, vereinzelt auch Spirituosen, Elektrogeräte und andere Gebrauchsgegenstände. Ihre Fahrten begannen die beiden zuerst mit einem Moped, stiegen dann aber auf einen Personenkraftwagen um. Ein Teil ihres Diebesgutes konnte bereits sichergestellt werden.

Der Ermittlungserfolg des Staatlichen Kriminalkommissariats in Alsfeld sei nur dem selbstlosen Einsatz der Beamten der Dienststelle in Zusammenarbeit mit den Beamten des Staatlichen Kriminalkommissariats in Gießen und den Polizeidienststellen in Alsfeld und Grünberg zu verdanken. Viele Tage und Nächte seien die Beamten im Einsatz gewesen, um den beiden Jugendlichen ihr verbrecherisches Handwerk zu legen.

Von den insgesamt bisher 30 Ortschaften der Kreise Gießen, Alsfeld und Lauterbach werden vom Staatlichen Kriminalkommissariat in Alsfeld 18 Gemeinden aus dem Kreis Gießen genannt, in denen die beiden jungen Männer ihre Einbrüche und Diebstähle machten. Es sind dies u. a.: Grünberg, Laubach, Klein-Eichen, Weickartshain, Stockhausen und Lardenbach sowie Merlau, Flensungen und Groß-Eichen im Kreis Alsfeld.

Dazu gemeldet wurde auch, dass in der Nacht zum 16. Juni in mehreren Orten des Polizeidienstbereiches Grünberg eingebrochen wurde. Dies unter anderm in Weickartshain, Klein-Eichen und Lardenbach. An allen Stellen wurden kleinere Geldbeträge gestohlen.

(D/AZ)

 
12. Juni 1969

Umfassende Schulreform im Kreis

Auf dem Schulsektor im Kreis Gießen tut sich wieder etwas. Neue pädagogische und didaktische Erkenntnisse haben den Weg zu Schulreformen gewiesen. Ausgangspunkt ist das Schulverwaltungsänderungs-Gesetz vom 26. März dieses Jahres, nach dem die Trägerschaft der Schulen von den Gemeinden auf die Landkreise übergeht. Umfangreiche Änderungen im Schulwesen des Kreises sind vorgesehen. Von den Änderungen wird vorerst besonders der Grundstufen, aber auch der Sekundar-, Gymnasial- sowie Sonderschulbereich betroffen. Landrat Ernst Türk sowie die beiden Schulräte Risse und Dörr gaben am Donnerstag (12. Juni 1969) im Landratsamt einen Ausblick auf die künftige Entwicklung im Schulwesen des Landkreises Gießen.

Nach den Erklärungen von Landrat Türk, habe auf die Neu-Orientierung des Grundschulwesens entscheidend miteingewirkt, dass seit 1959 bereits mit der Zusammenfassung der Hauptklassen vom 5. Schuljahr an zu Mittelpunktschulen begonnen worden war. Nach dem neuen Schulgesetz dürften Grundschulen nur weiter bestehen, wenn sie auf die Dauer mehr als zwei aufsteigende Klassen aufweisen. Das sei bei den wenigsten aller Grundschulen im Kreis der Fall.

Das bedeutet, dass von den derzeit bestehenden 82 Grundschulen im Endstadium nur noch 34 übrigbleiben, die in 31 Grundschulbezirke aufgeteilt sind. Mit Beginn des neuen Schuljahres (am 1. 8. 1969) werden 21 Grundschulen ihre Tore schließen müssen. Diesem ersten Schritt folgen alljährlich weitere, sobald die räumlichen Voraussetzungen dafür geschaffen sind. (Türk:"Wir hoffen, in fünf Jahren damit fertig zu sein.") In den meisten Fällen werden jedoch Erweiterungsbauten den Grundschulen im Schulbezirk die ihnen zugedachten Möglichkeiten eröffnen.

In diesem Zusammenhang gab Landrat Türk auch bekannt, welche Grundschulen mit dem 1. August dieses Jahres aufgelöst werden. Dabei handelt es sich unter anderen auch um Stockhausen und Weickartshain die zu Lardenbach kommen. Auf dem Plan der Schul- und Kommunalbehörden sieht das Endstadium mit seinen 31 Grundschulbezirken u. a. vor, dass zu Grünberg die Dörfer Beltershain, Göbelnrod, Ettingshausen, Lardenbach, Klein-Eichen, Lumda, Queckborn, Reinhardshain, Stangenrod, Stockhausen und Weickartshain gehören werden.

Die pädagogischen Vorteile dieser Grundschulzentren hob Schulrat Risse hervor. Der Lernertrag liege bei dieser Lösung weitaus höher und günstiger. Wegen des unterschiedlichen Schulschlusses der einzelnen Klassen würde sich anbieden, die Schulkinder durch eine geprüfte Kraft beaufsichtigen zu lassen. Diese Aufgabe, mit den Schülern gemeinsam Hausaufgaben zu machen, Spiele und Unterhaltung zu betreiben, werden am besten anfangs durch Lehrer, später durch Kindergärtnerinnen wahrgenommen.

"Ein Mehrbedarf an Lehrkräften" - räumte der Schulrat Zweifel aus - "wird es durch diese Zusammenlegung auf keinen Fall geben." Die leerwerdenden Schulgebäude würden durch die Gemeinden zum Ausbau zu Bürgerhäusern, Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen verwandt.

Acht ausgegliederte Gesamtschulen für Schüler bis zum 9. oder 10. Schuljahr hat der Kreis Gießen nach den Worten von Landrat Türk in seine Schulkonzeption aufgenommen. Laubach, Hungen, Lich, Großen-Linden, Watzenborn-Steinberg, Lollar, Großen-Buseck, Allendorf/Lda. und Grünberg werden ihre Standorte sein. Die durchschnittliche Schülerzahl pro Jahrgang wurde mit 200 bis 280 angeben.

Förderstufen sollen an den Schulen Hungen, Lollar, Allendorf/Lda. und Grünberg vom nächsten Schuljahr an eingeführt werden. Die baulichen Konsequenzen für den Kreis bestünden in "geringfügigen Änderungen" an den bestehenden Mittelpunktschulen. In Grünberg und Laubach würden größere Erweiterungen oder ein Neubau nötig.

(fi/AZ)

 
1. Mai 1969

Im Ruhestand 1969

In diesen Tagen wurde in einer kleinen Feierstunde der seit 1952 bei der Poststelle Lardenbach, die auch die Orte Klein-Eichen und Seenbrücke mitbetreut, tätige Zusteller Otto Alexander verabschiedet. Der allseits beliebte Briefträger hat am 10. April sein 65. Lebensjahr vollendet und geht ab 1. Mai 1969 in den Ruhestand.

Der Amtsvorsteher des Postamtes Grünberg Postobermann Zeiler, hob besonders das Pflichtbewußtsein Alexanders hervor und überreichte ihm eine Urkunde der Oberpostdirektion Frankfurt. Im Namen seiner Mitarbeiter gratulierte der Personalratsvorsitzende beim Postamt Grünberg, Postobersekretär Zimmer. Die Deutsche Postgewerkschaft, Ortsverwaltung Grünberg war vertreten durch ihren Vorsitzenden, Postbetriebsinspektor Schrumpf. Der engste Mitarbeiter des Ausscheidenden, Posthalter Kratz, dankte für die gute Zusammenarbeit.

Vielleicht kann sich so mancher noch an die Fahrten von Otto Alexander erinnern, die er auf seinem Moped unternahm, um die wenigen Briefkästen zu leeren. In Klein-Eichen war immerhin noch ein einziger Briefkasten vorhanden. Dieser hing am Hauseck von Albert Müller.

Fotos

 
28. April 1969

Zusammengehen und -planen

Landrat Ernst Türk stattete am Montag (28. April 1969) den Gemeinden Stockhausen, Lardenbach und Klein-Eichen einen Besuch ab, umsich ein Bild von den kommunalen Einrichtungen zu machen und im Gespräch mit den Bürgermeistern Karl Bräuning, Reinhard Mölcher und Erich Funk zu erfahren, wo die Gemeinden "der Schuh drückt". In einer abschließenden Besprechung im Dorfgemeinschaftshaus Stockhausen bescheinigte er den drei Gemeinwesen eine gute Weiterentwicklung. Türk stellte voraus, dass das Interesse des Landrates und damit auch der Kreisverwaltung für die im Ostteil des Kreises gelegenen Gemeinden nicht geringer sei als für die übrigen.

Hervorgehoben wurde, dass Stockhausen als erste Gemeinde ein Dorfgemeinschaftshaus und Lardenbach 1951 eine neue Schule errichtet hat. Herausgestellt wurde auch die Einrichtung von Kinderspielplätzen und Sportanlagen. Lardenbach habe seine Brandschutzeinrichtungen erheblich verbessert und sich gerade auf diesem Gebiet weit über die Grenzen des Kreises hinaus einen Namen gemacht. Alle drei Gemeinden bemühten sich auch um eine Verbesserung auf dem Sektor des Feldwegebaus zugunsten der Landwirtschaft. Das treffe im besonderen Maß für Klein-Eichen und für Stockhausen zu, dass Verkehrsmäßig dadurch in einer ungünstigen Lage sei, weil es nur eine einzige Ortszufahrt hat und keine öffentlichen Straßen hindurch führen. Deswegen müsse gerade hier der Feldwegebau an erster Stelle stehen.

Alle drei Gemeinden hätten sich bereits um die Ausweisung von Neubaugebieten bemüht, stellte Türk erfreut fest, und so auch für den Zuzug von außerhalb ein lukratives Angebot bereit. Hinsichtlich der Ausweisung von Gewerbegebiet habe Lardenbach etwa 10 000 qm Gelände zur Ansiedlung eines mittleren Gewerbebetriebs anzubieten. Stockhausen möchte sein Dorfgemeinschaftshaus umgestalten und vergrößern. Landrat Türk sagte zu, nach einer eingehenden Festlegung der Zweckbestimmung mit dem Innenministerium Rücksprache zu nehmen und möglichst eine Ortsbesichtigung zu erwirken, damit dann in rascher Folge die beabsichtigte Maßnahme in Anfriff genommen werden könne.

Ein besonders schwieriges Problem stellt beim Anschluß Stockhausens an den öffentlichen Verkehr die Brücke über den Seenbach dar, die in ihrer Belastbarkeit nicht mehr allen Anforderungen gerecht wird. Der Kreis werde bemüht sein, eine exakte Prüfung der Belastbarkeit (jetzt bis 6 t) vornehmen zu lassen. Im übrigen wolle man dafür sorgen, dass beim Kreisstraßen-Ausbau auch der Brückenbau eingeplant wird.

Hinsichtlich der Verwaltungsreform stelle sich für ihn nicht die Frage, die Gemeinden aufzulösen und zusammenzuschließen. Eine viel bessere Alternative sieht er im Zusammengehen von Gemeinden durch einen gemeinsamen Verwaltungsapparat. Die Hessische Gemeindeordnung lasse heute schon zu, dass Gemeinden zur Lösung ihrer Verwaltungsaufgaben einen gemeinschaftlichen Gemeindevorstand bilden.

Dazu wäre vom Einzugsbereich her eine gewisse minimale Einwohnerzahl erforderlich, und die sei im Raum der Gemeinden Weickartshain, Lardenbach, Klein-Eichen und Stockhausen, eventuell auch mit Freienseen, zu sehen. Das würde bedeuten, dass jede Gemeinde bestehen bleibt, dargestellt durch einen eigenen Gemeinderat, der für die Selbstverwaltungsmaßnahmen der Gemeinde zuständig und verantwortlich ist. In der Satzung für einen gemeinsamen Vorstand müsse festgelegt werden, aus wieviel Beigeordneten dieser bestehen soll und ob ein ehrenamtlicher oder hauptamtlicher Bürgermeister zu bestellen sei. Bei einer Gesamteinwohnerzahl der fünf Gemeinden von etwa 2200 wäre es ein hauptamtlicher.

All das würde bedeuten, dass sich viele Probleme der einzelnen Gemeinden auf der Plattform eines Gemeindevorstandes gemeinsam darbieten und daß hier in gemeinsamer Planungsvorstellung und Planungsarbeit die Gemeinden ihre künftige Entwicklung vorantreiben können. Man müsse mehr zum kommunalen Zusammengehen kommen, betonte der Landrat, der seine Ausführungen als Anregung aufgefasst haben wolle.

Zur Sprache kam auch die Frage der Abwasserbeseitigung in diesem Raum. Unter Hinweis auf die unentschlossene Haltung der Zweckverbandsversammlung hinsichtlich einer gemeinsamen Kläranlage für die Gemeinden Weickartshain, Stockhausen, Lardenbach und Klein-Eichen meinte Türk, man sollte derartiges nicht in einer Kampfabstimmung erledigen. Fest stehe, dass dem Abwasserverband bereits ein Landeszuschuß zur Verfügung gestellt wurde. Man sollte von dem Gedanken loskommen, dass man hier keine Abwässeranlage brauche, weil durch genügend vorhandene natürliche Substanzen eine Reinigung von selbst erfolge, und diese Maßnahme bei günstiger Finanzierung nicht einfach ausschlagen.

Er riet den Verantwortlichen der Gemeinden, das Gespräch erneut aufzugreifen und zu überlegen, ob man den ersten Bauabschnitt vollziehen soll, der die Errichtung der Kläranlage nebst Sammler bis zur Seenbachbrücke vorsieht und rund 400 000 DM kostet. Der zweite Bauabschnitt, der die Zuleitungen aus den einzelnen Gemeinden beinhaltet, werde zwangsläufig folgen. Die Gemeinde leiste hier einen Dienst an den Bürgern, die wiederum verpflichtet seien, diese sogenannten Dientleistungen in entsprechender Weise mitzutragen. Eine Erweiterung des Abwasserverbandes hielt Türk nicht für tragbar.

Zu den Auswirkungen des Wechsels in der Schulträgerschaft auf diesen Raum stellte der Landrat fest, dass die Übernahme auf den Kreis am 1. Januar 1970 erfolgt. Die Schulaufsichtsbehörde sei bereits im Gespräch darüber, verbesserte Grundschulverhältnisse insbesondere im ländlichen Raum zu schaffen. Der Kreis sei gesetzlich gehalten, Schulen, die nicht mindestens zwei Klassen haben, aufzulösen. Man plane, die Grundschulen von Weickartshain, Stockhausen und Lardenbach/Klein-Eichen in Lardenbach zu vereinigen, wo drei Schulräume zur Verfügung stehen. Hier könnte man zu einem dreigliedrigen, eventuell sogar zu einem viergliedrigen System kommen. Weickartshain und Stockhausen würden ihre leeren Schulgebäude behalten.

(t/gaz)

 
03. April 1969

Abwasserverband wählt neuen Vorstand

Vor einigen Tagen (März 1969) fand im Saale der Gastwirtschaft Felsing (Lardenbach) eine Verbandsversammlung des Abwasserverbandes "Seenbachtal" statt. Der Verband, der sich aus den Gemeinden Weickartshain, Lardenbach, Klein-Eichen und Stockhausen zusammensetzt, wurde bereits 1963 gegründet. Damals sah man schon die Notwendigkeit einer ordentlichen Klärung der Abwässer ein, bevor sie wieder den Bächen und Flüssen zugeführt werden.

1965 wurde erstmals der Baubeginn einer unterhalb Stockhausens geplanten Kläranlage ernsthaft in Erwägung gezogen. Man konnte sich aber zu dieser Zeit nicht dazu entschließen, weil der Bauabschnitt II, auch im Hinblick auf die damalige wirtschaftliche Stagnierung, sehr unsicher erschien.

In der Versammlung wurde zunächst der Verbandsvorstand neu gewählt. Das Ergebnis der Wahl war wie folgt: Verbandsvorsteher Bürgermeister Bräuning (Stockhausen), stellvertretender Verbandsvorsteher Bürgermeister Theiß (Weickartshain), Vorstandsmitglieder die Bürgermeister Mölcher (Lardenbach) und Funk (Klein-Eichen). Stellvertretende Vorstandsmitglieder die Beigeordneten Zimmer (Weickartshain), Zimmer (Lardenbach), Zimmer (Klein-Eichen) und Bingmann (Stockhausen). Schriftführer der Versammlung 1. Beigeordneter Zimmer (Lardenbach).

Eine rege Diskussion kam auf, als der Punkt "Baubeginn der Kläranlage" behandelt wurde. Den Fragen und Stellungnahmen der Gemeindevertreter war zu entnehmen, dass sie sich vorerst nicht entschlißen wollen, ihrer Gemeinde die dadurch entstehenden nicht unerheblichen Kosten aufzubürden und sie auf die Bürger abzuwälzen und die Kanalgebühren teilweise bis zu 100 Prozent zu erhöhen.

In einem aufschlußreichen Kurzvortrag wies Reg.-Amtmann Puth vom Wasserwirtschaftsamt Friedberg auf die augenblicklich noch günstige Finanzierungsmöglichkeit hin und empfahl der Versammlung, bald mit dem Bau der geplanten Kläranlage "Seenbachtal" zu beginnen.

Nachdem Regierungsamtmann Stühler (Landratsamt Gießen) auf die Notwendigkeit der Abwasserreinigung eingegangen war und auf die bestehenden Gesetze und Verordnungen über Beseitigung von Schmutzwasser hingewiesen hatte, ging Diplom-Ingenieur Kolmer (Bauplanung) ausführlich auf die technische Seite der geplanten Kläranlage ein. Wesentlich sei, führte er unter anderem aus, dass die hierbei geplante Oxydationsgräben sehr wartungsarm und dadurch die Personalkosten sehr gering seien. Auch er empfahl, bald mit dem Bau der Anlage zu beginnen.

(zr/Allgemeine Zeitung)

 
29. März 1969

Kreispferdeschau

Mit über 100 Pferden - weit mehr als im vergangenen Jahr - war die "Frühjahrs-Kreispferdeschau" im März 1969 beschickt. Große und kleine Stuten mit und ohne Fohlen wurden gewertet. An der geringen Anzahl der Kaltblüter, die zur Prämierung standen, konnte man sehen, dass Pferd als Arbeitstier zwar immer weiter zurückgedrängt wird, dass aber gleichzeitig das Reitpferd - auch als Pony - immer neue Freunde gewinnt. Ein Star der Pferdeschau war die Stute "Maiblume" des Züchters Alwin Krug (Lindenstruth) bei der Stuten-Familien-Wertung, die als beste Sammlung der Schau mit dem Preis des Regierungspräsidenten von Darmstadt ausgezeichnet wurde. In der Ergebnisliste der Warmblutpferde in der Klasse IV (fünf- bis siebenjährige Stuten, gedeckt) tauchte wieder der Klein-Eichener Werner Biedenkopf auf. Er konnte einen der 1. Preise erringen.

(Allgemeine Zeitung)

 
08. März 1969

Generalversammlung des MGV

Vor einigen Tagen (im März 1969) fand im Saale Felsing die Generalversammlung des Männergesangvereins Lardenbach/Klein-Eichen statt. Eingangs teilte der 1. Vorsitzende Günter Zimmer der Versammlung mit, dass Wilhelm Momberger, Schriftführer des Vereins seit 1926, aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten sei.

Aus dem Jahresbericht ging hervor, dass der Verein seit einem Jahr unverändert 36 aktive, 27 passive und 14 Ehrenmitglieder hat. Am 5. Mai nahm der Verein am Wertungssingen in Lumda teil, wobei ihm eine hervorragende Kritik zuteil wurde. Auf die letztjährige Kirmes am 27. und 28. Juli, die gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr veranstaltet wurde, ging der 1. Vorsitzende besonders ein, lobte die gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und dankte allen Helfern und Helferinnen.

Weiterhin wurde im Oktober das Nicolaische Chorgruppentreffen besucht. Am Volkstrauertag wurde zum Gedenken an die Toten beider Weltkriege auf den Friedhöfen in Lardenbach und in Klein-Eichen gesungen. Die Weihnachtsfeier wäre ohne die rührige Mithilfe der Familie Psiorz nur halb so schön gewesen, weil hierbei Ida Psiorz mit den Schulkindern gesangliche und spielerische Darbietungen aufführte und Wilhelm Psiorz unter Mithilfe seines Ponys in humorvoller Weise für die künstlerische Umrahmung sorgte. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 36 Singstunden abgehalten.

Der Kassenbericht von Albert Hofmann zeigte, dass ein Gesangverein finanziell immer kämpfen muß, um nicht in die roten Zahlen zu kommen. Äußerst flott ging die Neuwahl des Vorstandes vonstatten. Wieder gewählt wurden der 1. Vorsitzende Günter Zimmer, der 2. Vorsitzende Heinz Schwanke und der Kassenverwalter Albert Hofmann. Für den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen langjährigen Schriftführer Wilhelm Momberger wurde Erich Berg gewählt.

Als Vertreter der einzelnen Stimmen wurden vom 1. Tenor Erich Dörr, vom 2. Tenor Heinrich Rahn, vom 1. Bass Emil Mölcher und vom 2. Bass Karl Krämer gewählt.

Abschließend wurde der schlechte Besuch der Singstunden bemängelt. An jeder Übungsstunde - es sei denn, sie waren durch Krankheit verhindert - hatten Karl Biedenkopf, Erich Dörr, Heinrich Rahn, Erich Berg und Ernst Kratz teilgenommen. Weiterhin wurden die Leistungen des Notenwartes Ernst Kratz vom 1. Vorsitzenden gebührend gelobt. Kratz hat sämtliches vorhandenes Notenmaterial sortiert und listenmäßig erfasst. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Verein über weit mehr als 100 Chöre - wohl teilweise nicht mehr vollständig - verfügt.

Dank wurde auch dem Chorleiter Ernst Nicolai (Großen-Buseck) zuteil, der bereits seit mehr als 20 Jahren die gesanglichen Geschicke des Vereins leitet. Für 1969 ist ein Ausflug vorgesehen. Vom Vorstand wurde empfohlen, sich dieses Jahr dem Ausflug der Freiwilligen Feuerwehr anzuschließen. Außerdem ist bereits der Besuch der 50-Jahr-Feier des Männergesangvereins Weickartshain vorgemerkt.

(zr/az)

 
02. März 1969

Schützen ermittelten Vereinsmeister

Die Schützenabteilung des Spiel- und Sportvereins Lardenbach/Klein-Eichen schoß am Sonntag (2. März 1969) um die Vereinsmeisterschaft. Es beteiligten sich insgesamt elf Schützen, was im Hinblick auf die sonst sehr schwach besuchten Übungsabende als sehr gut bezeichnet werden kann.

Es wurden folgende Ergebnisse erzielt: Helmut Volp 134 Ringe, Hans Zimmer 132, Jürgen Maus 125, Karl Stöhr 124, Wilfried Berg 123, Klaus Müller 123 und Dieter Kraft 121 Ringe. Auf Grund dieser Ergebnisse wurden die besten Schützen der verschiedenen Klassen vom Abteilungsleiter Hans Zimmer geehrt und ihnen die Vereinsmeisterschaftsnadeln überreicht.

Als Sieger in der Schützenklasse und Vereinsmeister wurde Helmut Volp (134 Ringe), als Sieger der Juniorenklasse Dieter Kraft (121 Ringe) und als Sieger der Jugendklasse Gunter Berg (116 Ringe) ausgezeichnet.

(zr/AZ)

 
27. Februar 1969

Landjugend mit guter Berufsleistung

Einheitlich wurde am 27. Februar in der Bundesrepublik der Berufswettlampf der deutschen Landjugend 1969 eröffnet. Im Landkreis Gießen fanden die Ortsentscheide in Gießen, Grünberg und Lich statt, an denen die Jungen und Mädchen sich nach Altersgruppen in den Leistungsgruppen Landwirtschaft und Hauswirtschaft beteiligten.

Die Aufgaben, die es im Berufswettkampf zu lösen galt, gliederten sich sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen in praktische Arbeiten, Beurteilungsaufgaben und einem Kurzvortrag. Darüber hinaus wurde das Allgemeinwissen der Prüflinge auf eine harte Probe gestellt. Doch damit nicht genug. Es warteten noch Rechenaufgaben und Aufgaben aus dem Schriftverkehr auf ihre Lösung.

Die Punktzahlen - je 100 Punkte in Theorie und Praxis - die bei Ortsentscheiden erzielt worden sind, lagen zwischen 156 und 185,5 und zeigen deutlich, dass der Bildungsstand der Landjugend keineswegs - wie so oft behauptet wird - unter dem der städtischen Jugend liegt. Und das wiederum ist ein Beweis dafür, dass die Jungen und Mädchen auf dem Lande wissen, worauf es ankommt, wenn sie in Zukunft ihre Höfe erfolgreich bewirtschaften wollen.

Aus den Ortsentscheiden, an denen insgesamt 265 Schüler und Schülerinnen teilnahmen, gingen Sieger aus Gießen, Lich und Grünberg hervor. In der Leistungsgruppe I Grünberg bei der Hauswirtschaft belegte Gerda Buchholz aus Reinhardshain und Gisela Dörr aus Atzenhain den ersten Platz. Auf Platz 2 und 3 folgten Renate Werner aus Queckborn und Bärbel Metzger aus Lardenbach.

(pp/AZ)

 
14. Februar 1969

"Lehmann" im Graben

Der Privatlinienomnibus "Lehmann" Hungen-Mücke rutschte dieser Tage (im Februar 1969) in den Morgenstunden aus Richtung Sellnrod kommend kurz hinter der Abzweigung nach Klein-Eichen wegen Schneeglätte in den Straßengraben. Herbeigeeilte Hilfsmannschaften mit Traktoren waren nicht in der Lage, das Fahrzeug wieder flottzukriegen. Erst durch die Hilfe eines LKW der Straßenverwaltung konnte der Omnibus mit erheblicher Verspätung seine Fahrt fortsetzen. Die Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon. Der Sachschaden war gering.

Über einige Jahre hinweg sorgte "Lehmann-Reisen" aus Hungen mit seinen Omnibussen dafür, dass so mancher Arbeiter, Lehrling oder Schüler seinen Zug auf der Mücke erreichte, um weiter Richtung Gießen oder Alsfeld zu fahren. Einige Dörfer im westlichen Vogelsberg wurden angefahren. Und am Nachmittag konnte man auch von der Mücke wieder mit dem "Lehmann-Bus" zurückfahren.

 
20. Januar 1969

Vatertierhaltung im Landkreis

Auch für das Jahr 1968 wurden jetzt 71 Vatertierhalter wegen guter Haltung der ihnen anvertrauten Vatertiere (im Januar 1969) ausgezeichnet. Neben einem Anerkennungsschreiben des Landrates erhielten sie noch ein Geldgeschenk der Kreisverwaltung Gießen.

Der Anlaß für eine solche Ehrung war der Abschlußbericht des Tierzuchtamtes Gießen über die im vergangenen Herbst stattgefundene Hauptkörung (Auswahl für dir zur Zucht bestimmter Rassen) sämtlicher Vatertiere im Stadt- und Landkreis Gießen. Nach dem gleichen Bericht wird die Bullenhaltung als gut bezeichnet. Den überwiegenden Teil der Tiere (74 Prozent) stufte man in die Zuchtwertklasse II ein. Ausgesprochene Spitzentiere werden nur in Grüningen, Klein-Eichen, Queckborn und den beiden Hardthöfen gehalten.

Auch bei den Ebern dominieren Tiere der Zuchtwertklasse II; besonders gute Vererber wurden im Oberen Hardthof, in den Gemeinden Lang-Göns, Langsdorf und im Hofgut Friedelhausen vorgefunden. "Hochburgen" der Schweine-(Ferkel-) Zucht sind nach wie vor die Orte Lang-Göns, Eberstadt, Langd, Langsdorf und Bellersheim.

Einen neuen Tiefstand hat die Ziegenhaltung im Landkreis erreicht. Der Bestand an Ziegen hat sich weiter verringert. 1967 waren noch 254 Milchziegen vorhanden, die Zählung im Dezember 1968 ergab lediglich einen Bestand von 215. Die "Kuh des kleinen Mannes" ist nicht mehr gefragt.

(tt/gaz)

 
11. Januar 1969

Junger Verein mit Aufwärtstendenz

Dieser Tage (Januar 1969) veranstaltete der Spiel- und Sportverein Lardenbach/Klein-Eichen in der Gastwirtschaft Bingel in Klein-Eichen seine Generalversammlung. Der im Jahr 1966 wiedergegründete Verein pflegt vier verschiedene Sportarten, nämlich Fußball, Tischtennis, Luftgewährschießen und Damengymnastik. Der Name "Spiel- und Sportverein" wurde von dem in den 1920er Jahren von fußballbegeisterten jungen Männern der beiden Orte erstmals gegründeten Verein übernommen.

Der SSV besitzt einen schön gelegenen, von der Gemeinde Lardenbach unter großen finanziellen Opfern hergerichteten Fußballplatz. Ferner stehen ihm neben dem Saal der Gastwirtschaft Felsing noch Räume in der teileise nicht mehr zweckgenutzten Schule zur Verfügung, in denen die Schießsport- und Tischtennisabteilungen ihre Übungsstunden und Wettkämpfe durchführen. Die Mitgliederzahl des Vereins beträgt zur Zeit 184.

Der 2. Vorsitzende Heinz Leßmann, der die Geschäfte des im Mai vorigen Jahres zurückgetretenen 1. Vorsitzenden Mölcher führt, hob in seinem Geschäftsbericht hervor, dass der Vorstand im großen und ganzen mit den Leistungen des vergangenen Jahres zufrieden sei. Das Preisschießen der Schießsportabteilung sowie die Pokalturniere der Fußball- und Tischtennisabteilungen hätten nicht nur sportlichen, sondern auch finanziellen Gewinn erbracht. Weiterhin hätte der Ortsschießabend mit Glücks-, Ehrenscheiben- und Preisschießen dazu beigetragen, das Interesse am Schießsport zu wecken. Für das Jahr 1969 sei geplant, zum Fußballplatz Wasser und Strom zu legen, da dies Grundlage für jede Sportanlage sei. Es sei zunächst an eine Flutlichtanlage kleineren Stils gedacht, um auch nach Anbruch der Dunkelheit noch trainieren zu können.

Aus dem Tätigkeitsbericht des Fachgebiets Fußball - vorgetragen von Philipp Frank - ging hervor, dass künftig keine auswärtigen, sondern nur ortsansässige Spieler berücksichtigt werden sollen, auch wenn dadurch wertvolle Punkte verloren gingen. Bei den Jugendmannschaften müsse eine Spielgemeinschaft mit einem benachbarten Verein angestrebt werden. Verhandlungen mit dem FC Weickartshain seien schon im Gange.

Der Leiter der Tischtennis-Abteilung, Bernd Kratz, lobte den Ehrgeiz und die Aktivität seiner Spieler, die sich innerhalb von knapp drei Jahren bis an die Spitze der A-Klasse emporgespielt hätten. Als weitere Erfolge habe man den Wanderpokal "Vogelsberg" bereits im zweiten Jahr in Besitz gebracht und bei einem Blitzturnier den 1. und 2. Platz errungen.

Die Leiterin der Damen-Gymnastikgruppe, Frau Ruth Hofmann, bedauerte, dass sie aus gesundheitlichen Gründen die Übungen nicht mehr leiten könne, und begrüßte, dass mit der neuen Trainingsleiterin Frau Frank (Grünberg) eine ausgebildete Fachkraft zur Verfügung stehe. Die Beteiligung habe etwas nachgelassen, was sich aber sicher bald wieder ändern werde.

Aus den Ausführungen des Leiters der Schießsportabteilung, Hans Zimmer, ging hervor, dass anscheinend der Tiefpunkt dieser Sparte überwunden ist und die Landesrundenwettkämpfe zufriedenstellende Ringzahlen aufwiesen. Der Kassenbericht von Ernst Keller sagte aus, dass die für 1969 vorgesehenen Projekte (Wasser und Strom zum Sportplatz) nicht am Kassenbestand scheitern dürften.

Ein weiterer Punkt der Tagesordnung betraf die Neuwahl des Gesamtvorstandes. Es wurden einstimmig gewählt: 1. Vorsitzender Heinz Leßmann, 2. Vorsitzender Rainer Roth, Schriftführer Bernd Kratz, Kassenverwalter Ernst Keller, Beisitzer Manfred Daniel.

Unter dem Punkt verschiedenes trug der 2. Vorsitzende der Versammlung die Vor- und Nachteile eines "e. V." (eingetragener Verein) vor. Ein anwesendes Vereinsmitglied mit Fachkenntnissen wies darauf hin, dass zunächst eine Satzungsänderung und deren Genehmigung notwendig sei. Daraufhin wurde dieser Punkt vertagt. Ferner wurde von der Versammlung beschlossen, einen Antrag auf Austritt aus dem Verein nur anzuerkennen, wenn er schriftlich und mit drei Monaten Frist gestellt wird.

(zr/gaz)

 
24. November 1968

Tischtennis-A-Klasse

In der Tischtennis-A-Klasse Alsfeld übernahm der SSV Lardenbach/Klein-Eichen die Führung, der in Nieder-Ohmen zu einem 9:6-Sieg kam. Den zweiten Platz nimmt jetzt der FC Mücke ein. Den dritten Rang hielt Ermenrod durch ein 9:1-Erfolg über Nieder-Ofleiden.

(GAZ)

 
15. November 1968

Gemeinderat Klein-Eichen

Nach den Kreis- und Gemeindewahlen im Oktober, hat sich der neu gewählte Klein-Eichener Gemeinderat am Freitag, dem 15. November 1968 zur Konstituierenden Sitzung auf der Bürgermeisterei in der Ilsdorfer Straße versammelt. Der seitherige Bürgermeister Funk eröffnete die ordnungsgemäß einberufene Sitzung und stellte die Beschlussfähigkeit fest. Zum Schriftführer wurde Karl Volp berufen.

Das älteste Mitglied der Gemeindevertretung, Ernst Lein, übernahm den Vorsitz und leitete die Nennung von Kandidaten. Der seitherige Bürgermeister Erich Funk wurde als einziger Kandidat zur Wiederwahl vorgeschlagen und mit fünf Stimmen gewählt. Erich Funk nahm die Wahl an.

Zum ersten Beigeordneten vorgeschlagen und gewählt wurde Helmut Zimmer. Zum zweiten Beigeordneten gewählt wurde Manfred Daniel. Die beiden gewählten Beigeordneten wurden von Bürgermeister Funk durch Handschlag verpflichtet.

Nach 22 Jahren scheidete der seitherige erste Beigeordnete Karl Biedenkopf aus seinem Amt aus. Bürgermeister Funk würdigte seine Tätigkeit zum Wohle der Gemeinde seit 1946 und dankte ihm für sein Wirken.

Auch der ausgeschiedene Gemeindevertreter Heinrich Zimmer war seit 1946 Mitglied der Gemeindevertretung. Er war maßgeblich am Ausbau der Gemeinde beteiligt. Der Bürgermeister dankte ihm ebenfalls.

Neben dem Bürgermeister und den Beigeordneten waren als weitere Gemeindevertreter anwesend Werner Biedenkopf, Erwin Kühn, Ernst Lein, Heinz Leßmann und Karl Volp.

Fotos

 
20. Oktober 1968

Kreis- und Gemeindewahlen 1968

Ruhig und ohne Zwischenfälle verliefen am 20. Oktober 1968 im Landkreis Gießen die Wahlen für den neuen Kreistag und die Gemeindeparlamente. Das sonnige Herbstwetter begünstigte die Wahlen, so dass 84,7 Prozent der Stimmberechtigten von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten. Nach der Stimmenauszählung um 18 Uhr zeigte es sich, dass die SPD als stärkste Partei einen absoluten Stimmenzuwachs zu verbuchen, aber die Zahl ihrer Mandate mit 22 nur gehalten hat. Dennoch behält sie bei 40 statt bisher 38 Kreistagsabgeordneten die absolute Mehrheit. Die CDU erhält 7 Sitze, die FDP 6, GPD/BHE 3 und die NPD ist im Kreistag mit 2 Sitzen vertreten.

Von den 124 Wahlberechtigten in Klein-Eichen hatten 96 ihre Stimme abgegeben. Davon waren 94 Stimmzettel gültig. Dagegen gab es in Lardenbach keine ungültige Stimmen bei 194 Wählern. Im Nachbarort hätten 274 Wahlberechtigte zur Urne gehen können. In Klein-Eichen (34) und Lardenbach (98) bekam die SPD die meisten Stimmen. Es folgte die FDP. Und in Klein-Eichen erhielt die NPD (15) mehr Stimmen als die CDU (13).

Mit den Wahlen für den neu zu bildenden Kreistag Gießen war am Sonntag auch die Wahl der Vertreter für die Gemeindeparlamente verbunden. In Klein-Eichen und Lardenbach traten dazu Wählergemeinschaften an. Diese Geminschaftsliste erhielt in Klein-Eichen alle 84 gültigen Stimmen. Allerdings waren 12 Stimmen ungültig. Diese Wähler waren wohl nicht mit der Liste einverstanden. In Lardenbach erhielt die Gemeinschaftsliste 150 gültige Stimmen. Und 44 waren ungültig.

Als Gemeindevertreter gewählt wurden in Klein-Eichen folgende Herren: Werner Biedenkopf, Manfred Daniel, Erich Funk, Erwin Kühn, Heinz Leßmann, Ernst Lein, Karl Volp und Helmut Zimmer.

 

Ergebnis Kreistagswahl in Klein-Eichen:. Verteilung der gültigen Stimmen auf die Wahlvorschläge:

1968
1964
1960
Kreistag
Kreistag
Kreistag
Wahlberechtigt
124
Abgegebene Stimmen
96
Gültige Stimmen
94
Ungültige Stimmen
2
SPD
34
29
20
CDU
13
14
9
FDP
32
44
55
NPD
15
-
-
GDP/BHE
-
2
5
Überp. Landv.
-
-
1
DP
-
-
1
 
10. Juli 1968

FDP benennt Kreistagskandidaten

In einer ausgewöhnlichen Mitgliederversammlung wählte der Kreisverband Gießen der FDP seine Kandidaten für die Wahl zum Kreistag im Oktober. An der Spitze steht wieder der seitherige Vorsitzende der Kreistagsfraktion Rechtsanwalt Kurt Hentrich aus Laubach.

Die über 30 Bewerber umfassende Liste nennt auf dem Platz 14 Adolf Jochim, Bürgermeister aus Stockhausen und auf Platz 17 Erich Funk, Bürgermeister aus Klein-Eichen.

(AZ)

 
02. Juli 1968

Unser Dorf soll schöner werden, 1968

Der 10. Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" ist in ein entscheidendes Stadium getreten. Seit Dienstag (2. Juli 1968) ist die Besichtigungskommission des Schulbezirkes der Landwirtschaftsschule Gießen, die wiederum unter der bewährten Leitung von Oberlandwirtschaftsrat Dr. Harth (Grünberg) steht, unterwegs, um die schönste Gemeinde des Landkreises Gießen zu ermitteln.

Im Kreis beteiligen sich insgesamt 37 Gemeinden am Wettbewerb, der damit an zweiter Stelle hinter dem Kreis Eschwege mit 53 Gemeinden liegt. In der Gruppe A (Gemeinden, die sich erstmals der Jury vorstellen) beteiligen sich die Orte Steinheim, Wetterfeld und Klein-Eichen, in der Gruppe B (Gemeinden, die schon des öfteren an Wettbewerben teilnahmen) 32. Am Sonderwettbewerb nehmen die Goldplaketten-Gewinner Muschenheim und Münster teil.

Sehr befriedigt sei man über die Maßnahmen zur Dorfverschönerung im Landkreis betonte gestern (11. Juli 1968) abend Oberlandwirtschaftsrat Dr. Hans Harth von der Landwirtschaftsschule als Leiter der Bewertungskommission. Überall werde etwas getan. Man habe den Eindruck, dass die Gemeinden, die sich an dem Wettbewerb beteiligen, den Sinn erfaßt haben, auch die drei Gemeinden, die in diesem Jahre erstmalig daran teilnahmen.

Bisher hätten sich sich insgesamt 55 Prozent der Gemeinden des Landkreises Gießen an diesen Wettbewerben beteiligt, wovon allerdings einige in diesem Jahr ausgesetzt hätten. In der Gruppe A zeigten alle drei Gemeinden Wetterfeld, Klein-Eichen und Steinheim nahezu punktgleich durchschnittliche Leistungen. Sie präsentierten sich gut aufgeräumt, sauber und gepflegt mit Blumenschmuck.

In der Gruppe B placierten sich mit sehr guten Leistungen in der Spitzengruppe Weickartshain, Lumda und Geilshausen. Sie werden auf jeden Fall am Gebietsentscheid teilnehmen. Gute Leistungen, oder durchschnittliche Leistungen zeigten unter anderen die restlichen Dörfer wie Beltershain, Lauter, Ettingshausen oder auch Stockhausen.

Der bisherige Stand an Sauberkeit, Ordnung, Blumen- und Grünschmuck und dergleichen sei erhalten geblieben, erklärte Dr. Harth. Teilweise habe man die Verhältnisse noch etwas verbessert. In den Gemeinden mit sehr guten und guten Ergebnissen könne man einen erfreulichen Gemeinschaftsgeist feststellen. In den anderen fehle es zum Teil noch an einem Initiator und Organisator, der die Dinge lenkt und steuert.

(AZ/gd)

Fotos

 
14. Juni 1968

Amtsgericht

Der Oberamtsrichter in Laubach hat am 14. Juni 1968 bekannt gegeben:

Das Amtsgericht Laubach wird auf Grund des Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes vom 12. 2. 1968 mit Ablauf des 30. Juni 1968 aufgehoben. Ab 1. Juli 1968 sind für den bisherigen Bezirk des Amtsgerichtes Laubach zuständig: Das Amtsgericht Alsfeld für die Gemarkung Altenhain, das Amtsgericht Gießen für die Gemarkungen: Ettingshausen, Freienseen, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, Münster, Nonnenroth, Röthges, Ruppertsburg, Villingen, Wetterfeld.

Das Amtsgericht Laubach (bis 1879 Landgericht Laubach) war von 1822 bis 1968 ein hessisches Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit mit Sitz in Laubach. Infolge der Neuordnung der Gerichtsbezirke in der Provinz Oberhessen mit Wirkung vom 15. Oktober 1853 wurde Klein-Eichen dem Sprengel des Landgerichts Laubachs zugewiesen

Das Amtsgericht ist in Deutschland neben dem Landgericht die Eingangsinstanz der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Die Gerichtsorganisation der Amtsgerichte unterliegt den Ländern. Sie errichten Amtsgerichte durch Landesgesetz und weisen diesen Gerichtsbezirke zu. Die Gerichtsbezirke orientieren sich dabei meist an Verwaltungsgrenzen. Das Amtsgericht Gießen ist eines von vier Amtsgerichten im Bezirk des Landgerichts Gießen. Um die staatliche Rechtspflege dem Bürger möglichst nah und direkt anbieten zu können, gibt es in Deutschland sehr viele Amtsgerichte über die Fläche verteilt.

(gaz/wiki)

 
19. Mai 1968

Wanderpokal Tischtennis

Die Tabelle in der Runde um den Vogelsberg-Wanderpokal im Tischtennis wird vom SSV Lardenbach/Klein-Eichen angeführt. Am vergangenen Wochenende kam es zu folgenden Spielen: SSV - Helpershain 7:1, Bobenhausen - SSV 0:7. Die Partie Bobenhausen - Altenhain wurde verlegt. Die Tabelle zeigt zur Zeit auf dem ersten Platz den SSV Lardenbach/Klein-Eichen. Es folgen Ermenrod, Helpershain, Altenhain und Bobenhausen.

 
19. Mai 1968

Fußball-Pokalturnier beim SSV

Acht B-Klassemannschaften beteiligten sich am Sonntag an dem Fußball-Pokalturnier beim SSV in Lardenbach. Der TSV Groß-Eichen, der in dieser Spielzeit aus der A-Klasse absteigen musste und die nächste Sasion wieder in der B-Klasse zubringt, war zwar leicht favorisiert, doch in den Vorrundenspielen konnten sich die Groß-Eichener nicht wie erwartet in Szene setzen.

In der Gruppe I setzte sich überraschend der FC Weickartshain mit drei Siegen klar vor dem SV Wetterfeld durch. Turbulent ging es in der zweiten Gruppe zu. Der SV Atzenhain hatte seine ersten Spiele gewonnen, doch vor dem dritten und entscheidenten Spiel wurden ihm von der Turnierleitung zwei Punkte angezogen, da die Atzenhainer einen Jugendspieler eingesetzt hatten, der noch nicht für die 1. Mannschaft spielberechtigt war.

Von der Disqualifikation profitierte der SV Sellnrod, der dadurch den Gruppensieg in der zweiten Gruppe errang. Im Entscheidungsspiel standen sich nun die beiden Gruppensieger Sellnrod und Weickartshain gegenüber. Dabei setzte sich der SV Sellnrod nach torloser erster Halbzeit verdient mit 2:0 durch.

(gaz/do)

 
18. Mai 1968

SPD-Landtagsabgeordneter vor Ort

Zu einer Rundfahrt durch die Gemeinden Stockhausen, Weickartshain, Lardenbach, Klein-Eichen und Freienseen war am Samstag (18. Mai 1968) der Landtagsabgeordnete Reinhard Börger (SPD) in den Landkreis Gießen gekommen, um sich an Ort und Stelle über die Probleme der einzelnen Gemeinden durch Bürgermeister und Gemeindevertreter zu informieren. In einer abschließenden Besprechung wurden sachlich gemeinsame Aufgaben und Möglichkeiten der Gemeinden diskutiert.

Börger bezeichnete es als einer der Aufgaben eines Landtagsabgeordneten, guten Kontakt mit den Kommunalpolitikern zu pflegen, um aus diesem Kreis Anregungen und Hinweise zu erhalten. Mittelpunkt des Gespräches waren Aufgaben und Möglichkeiten der Selbstverwaltung sowie die sachgerechte Lösung von Problemen, die alle Gemeinden betreffen. Hierbei steht das Abwasserproblem an erster Stelle.

Wie verbesserungsbedürftig die jetzige Regelung ist, zeigt die Tatsache, dass in Stockhausen das Hochwasser viel früher eintritt als sonst üblich gewesen ist. Man solle sich bei der Abwasserregelung vor Augen halten, dass eine Regulierung in einem Dorf für das nächste erhöhte Anforderungen stellen könne. Börger regte an, das Wasser eventuell nicht abzuleiten, sondern durch ein Regenrückhaltebecken aufzuhalten. Eng verbunden mit dieser Frage ist der Bau einer Gruppenkläranlage, weil der erhöhte Wasserverbrauch eine Reinigung des Wassers erforderlich macht.

Bürgermeister Adolf Jochim (Stockhausen) wies darauf hin, dass die vier vertretenen Gemeinden, außer Freienseen, bereits einen Zweckverband gegründet hätten. Doch liege noch kein Finanzierungsplan vor, außerdem müsse man ein trockenes Jahr für den Ausbau der Gräben abwarten. Er meinte, Freienseen und Altenhain sollten sich dem Zweckverband anschließen, damit die Kosten für jede Gemeinde gesenkt werden könnten.

Zwar liege der Plan für die bisher zusammengeschlossenen Verbands-Gemeinden vor, aber der könne zugunsten einer großräumigeren Lösung sicherlich geändert werden. Er bat den Landtagsabgeordneten, seinerseits einmal das Wasserwirtschaftsamt als Fachbehörde deswegen anzusprechen.

Unklarheit bestand über den Standort des Beckens. Ein Gebiet an der Höresmühle würde die Hochwasserfrage zum größten Teil lösen, es sei jedoch immer noch fraglich, ob der Laubacher Graf, dessen Besitz auch betroffen sei, seine Einwilligung geben würde.

Der zweite Punkt, ebenfalls eine Anregung des Landtagsabgeordneten, war ein Gespräch über die Zweckverbandsgründung für ein Sportstättengelände auf der Seenbrücke. Daraus könne sich ein Mittelpunkt der Gemeinden entwickeln, von dem aus auch die Dörfer gemeinsam verwaltet werden könnten. In der Diskussion trafen die gegensätzlichen Meinungen aufeinander. Wenn auch das Schulproblem durch die Übernahme der Trägerschaft durch den Kreis gelöst werden kann, so steht doch die Finanzierungsfrage im Vordergrund.

Der Bürgermeister machte geltend, dass erst einmal überprüft werden müsste, ob eine zentrale Verwaltung billiger sei, als eine fünffache ehrenamtliche. Dazu müsse man erwägen, ob die Entfernung der Dörfer zu diesem Mittelpunkt nicht so groß sei, dass die Leute es vorziehen würden, doch lieber zu Hause zu bleiben. Die Vertreter von Freienseen meinten dazu, dass sie für einen Zusammenschluß im Moment finanziell überfordert seien. Auch ein gewisser Stolz auf die Eigenständigkeit der Gemeinden spielte bei der vorsichtig ausgesprochenen Ablehnung mit.

Reinhard Börger machte jedoch schwerwiegende Argumente geltend. Er meinte, dass man durch eine zentrale Verwaltung einen Finanzausgleich erreichen könnte. Wenn jede Gemeinde in engem Rahmen weiter plane und arbeite, könnten langfristig nicht die günstigen Bedingungen geschaffen werden, wie sie ein Zentrum bieten würde. Die Kosten für die Unterhaltung von Sportstätten und Gemeinschaftshäusern könnten die einzelnen Gemeinden kaum aufbringen. Es gehe, von einem übergeordneten Gesichtspunkt aus gesehen, um die langfristige Planung eines Zentrums, das entwicklungsfähig ist. Auch dieses Gespräch, meinte er abschließend, solle dazu dienen, sich mit derartigen Vorstellungen vertraut zu machen.

(gaz/te)

Fotos

 
06. April 1968

Unser Dorf soll schöner werden

Von Oberlandwirtschaftsrat Dr. Hans Harth (Grünberg) wurde am 6. April 1968 in der GAZ mitgeteilt, dass folgende Gemeinden des Kreises Gießen an dem Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" teilnehmen: In der Gruppe A für erstmalige Teilnehmer sind Klein-Eichen und Wetterfeld aufgestellt. 31 Gemeinden haben sich zum zweiten Male angemeldet und bilden somit die Gruppe B. Unter anderem sind dies Beltershain, Geilshausen, Lauter, Lumda, Stockhausen und Weickartshain. Münster und Muschenheim, die Goldmedaillen-Gewinner von 1965 und 1967, werden an einem Sonderwettbewerb teilnehmen. Beim Gewinn der Goldmedaille von Münster 1965 hat übrigens Ulrike Wyche (heute Klein-Eichen) damals dem Hessischen Ministerpräsidenten Zinn bei seinem Besuch einen Blumenstrauß überreichen "müssen".

(gaz)

 
27. März 1968

Gießener Pferdemarkt 1968

Die mit dem Gießener Frühjahrspferdemarkt verbundene Versteigerungen von Bullen und Rindern waren gut besucht. Gutes Zuchtmaterial stand ausreichend zur Verfügung. Den Versteigerungen wohnten auch der Vorsitzende des Verbandes der Rinderzüchter Willi Stroh (Brauerschwend), der Vorsitzende der Rotviehzüchter, der Verbandsgeschäftsführer und der Oberregierungsveterinärrat aus Gießen bei.

Die Fleckviehzüchter haben nicht alle angekündigten Tiere aufgetrieben. Infolge des für die Feldarbeit geeigneten Wetters waren vor allem die Züchter mit weiblichen Tieren ausgeblieben. Bei der Auktion war die Nachfrage nach Bullen nicht so lebhaft wie erwartet. Es wechselten nur 8 Bullen ihre Besitzer. Die Züchtervereinigung Oberhessen erwarb einen Bullen für 4000 DM. Die Preise für die anderen Vererber lagen zwischen 2050 und 3800 Mark.

Die Rotviehzüchter hatten 24 Bullen aufgetrieben, von denen 20 gekört wurden. Bei der Versteigerung erwarb die Gemeinde Burkhards ein Spitzentier für 3600 DM. Der Zweckverband Biedenkopf zahlte 3300 DM für einen Bullen. Der Zeckverband Starkenburg zahlte 3900 DM für ein Spitzenbullen. Sehr flott abgesetzt wurden die Rinder, für die Preise von 1350 bis 1900 DM erziehlt wurden.

Bei der Pferdeprämierung im Rahmen der 20. Kreisstutenschau, erhielten unter anderen in der Klasse V, achtjährige und ältere gedeckte Stuten, einen 1. Preis Werner Biedenkopf aus Klein-Eichen und Otto Bellof aus Groß-Eichen.

(GAZ/K)

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09. März 1968

Kreisbauernverband tagt in Lich

Eine Vertreterversammlung hielt der Kreisbauernverband am Samstagmorgen (9. März 1968) im Bürgerhaus in Lich ab. Im Mittelpunkt stand der Geschäftsbericht 1967, der von Geschäftsführer Berg vorgetragen und dem Vorsitzenden des Verbandes zur Diskussion gestellt wurde. Außerdem standen Ergänzungswahlen zum Vorstand auf dem Programm.

Dem Jahresbericht war zu entnehmen, dass die Kreisgeschäftsstelle trotz einer Verringerung des Verbandes um 30 Kleinbetriebe von immer mehr der 2715 Mitglieder in Anspruch genommen wird. Man führt diesen Umstand vor allem auf die immer kompliziertere Gesetzgebung zurück. Als ein besonderer Erfolg des Bauernverbandes wird verzeichnet, dass der steuerliche Freibetrag von 2400 DM beibehalten wurde, zumal Bestrebungen dahin gegangen seien, diesen Freibetrag und die Altenteillasten in der Landwirtschaft zu streichen. Dies hätte zur Folge, dass die Landwirte zu 80 Prozent einkommenssteuerpflichtig geworden wären.

Sorgen bereitete die Bestimmung, dass landwirtschaftliche Milchfahrer für den Güternahverkehr einen Sonderführerschein besitzen und ihre Fahrzeuge besonders besteuern müssen. Berg berichtete, dass dieser Frage wegen Verhandlingen geführt worden seien. Arbeitsgerichtsverfahren hätten jedoch alle auf dem Wege des Vergleichs geregelt werden können.

Als bemerkenswert stellte der Bericht fest, dass einige hundert Landwirte bis 55 Jahre von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hätten, freiwillige Mitglieder der AOK zu werden. Nachdrücklich wird auch darauf hingewiesen, dass sich jeder Landwirt in genügendem Maße um seine zusätzliche Altersversorgung kümmern müsse und jede Gelegenheit dazu ausschöpfen solle. In diesem Zusammenhang wurde die Hoffnung ausgedrückt, dass die Altersrente für Landwirtsehepaare auf wenigstens 200 DM aufgebessert wird.

Im Anschluss wurden Ehrenmitgliedschaften des Kreisbauernverbandes zuerkannt. Und es wurde die Ehrennadel verteilt an jene Mitglieder die länger als zehn Jahre aktiv im Verband tätig waren und das 65. Lebensjahr überschritten haben. Darunter war auch Karl Biedenkopf aus Klein-Eichen.

(gaz/tk)

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09. März 1968

Drittkleinste Gemeinde im Landkreis

Am Fuße des Vogelsberg liegt jene Gemeinde, die mit ihren rund 180 Einwohnern und 50 Haushaltungen die drittkleinste des Landkreises Gießen ist: Klein-Eichen. Diesem Dorf an der östlichen Kreisgrenze, dem ein Besuch der GAZ galt, steht seit 1961 der 48jährige Erich Funk als ehrenamtlicher Bürgermeister vor, seit sieben Jahren, in denen Straßen und Kanalisation ausgebaut, die Wasserversorgung endgültig gesichert und das Schulproblem trotz der bemessenen Finanzen gelöst wurden. Heute präsentiert sich die Gemeinde, die erstmals 1584 (1498) - also vor dem 30jährigen Krieg - urkundlich erwähnt ist, dem Besucher in einem Bild, dessen Reize von der jahrhundertelangen bäuerlichen Tradition des Dorfes, verbunden mit neuzeitlicher Planung und Aufgeschlossenheit, sowie seiner Umgebung geprägt sind.

Was in den vergangenen Jahren in Klein-Eichen mit einer Gemarkungsgröße von insgesamt 220 Hektar (davon zehn Hektar Wald) geleistet wurde, soll die folgende Chronik ausweisen:

1962: In einer Länge von 1,5 Kilometern und mit einem Kostenaufwand von 140 000 DM erfolgt die gesamte Ortskanalisation. Außerdem wird eine Gemeinschafts-Gefrieranlage (23 000 Mark) mit 30 Kühlfächern gebaut und zum Jahresende in Betrieb genommen.

1963: Mit dem Ausbau der Ortsstraßen (Länge etwa ein Kilometer) wird begonnen. Die Kosten für diese Maßnahme belaufen sich auf 130 000 DM. Gemeinsam mit der Gemeinde Lardenbach bohrt man zur endgültigen Sicherung der Wasserversorgung - seit 1911 besteht bereits der Zweckverband Wasserwerk Lardenbach/Klein-Eichen - einen 90 Meter tiefen Brunnen und errichtet eine halbautomatische Pumpstation (Gesamtkosten etwa 130 000 DM).

1964: 6000 DM werden für die Erneuerung des Daches der kleinen evangelischen Dorfkirche aufgebracht und die Straßenbauarbeiten beendet.

1965: Nachdem bereits 1949 im Zuge der Flurbereinigung ein Teil des Baugebietes "Am Galgenbergsweg" ausgewiesen wurde, erfolgt nun die Freigabe weiterer Bauplätze (zusammen vierzehn Stück).

1966: Für den Bau eines modernen Kinderspielplatzes, dessen Besonderheit zweifellos eine kleine Rollschuhbahn ist, wird der Startschuß gegeben.

1967: Die Heizung in der 1951 erbauten Volksschule wird auf Öl umgestellt.

Das Schulproblem hat die Gemeinde mit ihrem Beitritt vor rund sechs Jahren zum Mittelpunktschul-Verband Grünberg gelöst. Während die Kinder der unteren Klassen zusammen mit denen aus der Nachbargemeinde Lardenbach auch weiterhin in der Volksschule unterrichtet werden, besuchen die Schüler der Oberklassen seit Ende 1966 die Mittelpunktschule in Grünberg.

Der Brandschutz ist nach Auskünften von Bürgermeister Funk ausreichend. Die Feuerwehr, 1955 mit einer neuen Motorspritze ausgerüstet, zählt zur Zeit 24 aktive Mitglieder und ist neben dem Sportverein Lardenbach/Klein-Eichen einer der drei örtlichen Vereine, die auch weitgehend das kulturelle Leben tragen.

Eine starke Strukturwandlung ist schon seit Jahren zu verzeichnen. Während das Dorf nach der Währungsreform noch rein bäuerlich war, wandern heute immer mehr Bewohner in Handel und Industrie in den nahegelegenen Städten Grünberg und Laubach ab. Zwar gibt es immer noch nahezu 20 selbständige Betriebe, jedoch versehen viele Eigentümer die Landwirtschaft in diesen nur noch "nebenberuflich".

Nach den künftigen Aufgaben befragt, sagte Bürgermeister Funk zum Abschluß: "1969 sollen rund 1,5 Kilometer Feldwege mit einem Kostenaufwand von etwa 70 000 DM ausgebaut und mit einer Schwarzdecke versehen werden. Weiterhin wird in den nächsten Jahren der Bau einer Leichenhalle am Friedhof notwendig.

Vor allem werden wir uns aber um die Förderung des Fremdenverkehrs bemühen müssen. Der Anfang hierfür wurde bereits 1958 mit der Ausweisung eines Wochenendhausgebietes an der Steinkaute, wo inzwischen 14 Wochenendhäuser stehen, und mit dem Bau einer modernen Gaststätte mit Fremdenzimmern im Vorjahr gemacht.

Jetzt heißt es, das Angefangene fortzuführen. Unser Beitrag dazu soll in diesem Jahr zunächst einmal der Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" sein, an dem sich die Gemeinde Klein-Eichen erstmals beteiligt."

(gaz/ms)

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05. Februar 1968

Fahrbare Zweigstelle

Im Interesse eines besseren Kundendienstes, der sich von Jahr zu Jahr durch bargeldlose Lohnzahlungen und die Zustellungen der Kreisbeihilfen wie Mietbeihilfen, Kriegsschadenrenten und Sozialhilfen, wesentlich erweitert hat, nimmt die Bezirkssparkasse Grünberg von Montag nächster Woche (5. Februar 1968) an eine fahrbare Zweigstelle in Betrieb, deren Anschaffungspreis sich mit Innenausstattung auf 60 000 bis 65 000 DM beläuft.

Durch den Einsatz dieser fahrbaren Zweigstelle werden dem Kunden weite Wege zur Kasse erspart. Im Geschäftsbereich der Bezirkssparkasse, der von Ober-Bessingen im Süden bis Stockhausen und Klein-Eichen im Osten sowie von Lindenstruth und Climbach im Westen bis Rüdingshausen im Norden reicht, wohnen insgesamt 18 000 Einwohner, von denen rund 4300 auf Grünberg und 1700 auf Londorf kommen. In diesen Orten ist die Bezirkssparkasse stationär vertreten.

Durch den Einsatz einer Fahrbaren Zweigstelle werden die Kunden durch geschulte hauptamtliche Fachkräfte bedient, die darüber hinaus jeder Zeit in der Lage sind, durch Funktelefon bei der Hauptstelle Rückfrage zu halten. Dadurch kann auf Unterlagen der Hauptstelle zurückgegriffen werden.

Vor allen Dingen wird durch eine zweckmäßige und technisch perfekte Ausstattung großer Wert auf Sicherheit und auf Diskretion gelegt. Die Diskretion ist durch Einzelbedienung in einem besonderen Bedienungsraum gewährleistet. Die Gespräche können vom Warteraum, der sechs Personen aufnehmen kann, nicht gehört werden. Der Kunde betritt das Fahrzeug durch die hintere Eingangstür und gelangt in den Warteraum. Von dort gelangt man in den Bedienungsraum.

Die Fenster des Kassenraumes sind panzerverglast und streifenmattiert und ermöglichen keinen Einblick von außen. Eine Alarmanlage und Funkverbindung mit der Hauptstelle schützen vor Überfällen.

(pp/gaz)

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16. September 1967

"Dynamische Entwicklung" zu Großgemeinden

"Dynamische Entwicklung" lautet die Formel, die Landrat Ernst Türk dem hessischen Innenministerium als Rezept für die Verwaltungsreform in Hessen, zumindest für den Landkreis Gießen, empfohlen hat. Die Verwaltungsreform, die seit Jahren immer wieder von verschiedenen politischen Kräften gefordert wurde, ist seit etwa zwei Jahren in ein Stadium getreten, in dem sie wenigstens hin und wieder einmal ernsthaft diskutiert wird. Verstanden wird darunter sowohl der Zusammenschluss von kleinen und kleinsten Gemeinden zu kraftvollen lebensfähigen Gemeinden als auch ein Verlagern von Kompetenzen der Kreisverwaltungen, Regierungspräsidien und Landesregierung sowie einer Umorganisation dieser drei Instanzen mit dem Ziel einer geld- und zeitsparenden Vereinfachung des "Instanzenweges".

Da eine Verwaltungsreform zweckmäßigerweise von unten nach oben vollzogen wird, muß mit dem Zusammenschluss von Gemeinden begonnen werden. Das Innenministerium hat mit dem Erlass vom 5. April 1967 die Landräte aufgefordert, Vorschläge für einen gangbaren Weg zu Gemeindezusammenschlüssen zu unterbreiten, und zwar für Gemeinden unter 100, bis 200 und bis 1500 Einwohnern.

Betroffen von diesen Plänen sind im Landkreis Gießen insgesamt 62 Gemeinden, und zwar 59 Gemeinden, die zwischen 200 und 1500 Einwohner haben, zwei Gemeinden zwischen 100 und 200 Einwohnern (Arnsburg und Klein-Eichen) und eine Gemeinde unter 100 Einwohnern (Winnerod). Für die drei kleinsten Gemeinden hält Landrat Türk einen Zusammenschluss mit einer größeren benachbarten Gemeinde im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen für ratsam.

Einen Zusammenschluss zweier Kleinstgemeinden zu einer Kleingemeinde lehnt er jedoch ab. An einer Notwendigkeit einer regenerierenden Raumordnung könne man heute jedoch nicht mehr vorbeisehen. Deshalb sei für die kleineren Gemeinden aus historischen und wirtschaftlichen Gründen heraus eine Verdichtung und Konzentration auf gewisse Mittelpunkte notwendig. Die Verwaltungsreform der Gemeinden sieht Landrat Türk als einen permanenten Entwicklungsprozess zu zentralen Orten hin, der geprägt wird durch die erforderlichen Maßnahmen der Finanzplanung, der Investitionen und der Daseinsvorsorge.

Es gehe aber zum Beispiel nicht an, dass man plötzlich verdienstvolle Bürgermeister kleiner Gemeinden, die sich jahrelang um ihre Gemeinde bemüht hätten, einfach in die Wüste schicke. Hierbei werde besser der natürliche Ablösungsprozess durch das Labensalter berücksichtigt. Im übrigen seien bei der absoluten Zielvorstellung der Kreisentwicklung alle Möglichkeiten eingeschlossen, dass größere Gemeinden den kleineren Gemeinwesen in einer "zentralen Mitte" eine Mittlerstellung gewähren, wie etwa einen gemeinschaftlichen Gemeindevorstand oder gemeinschaftliche Verwaltungsverbände.

"Entscheidendes Kriterium dieser in sich abgeschlossenen Zielplanung ist neben der Verbesserung der gesamtpolitischen Nutzeffekte die Tatsache, dass keine dirigistischen Maßnahmen angestrebt werden", hob Landrat Türk hervor. "Diese dynamische Entwicklung beläßt den Gemeinden ihre Entscheidungsfreiheit für einen Zusammenschluss, für gemeinsame Verwaltungseinrichtungen oder für absolute Selbständigkeit."

Hauptaufgabe für die nächsten Jahre im Hinblick auf das Schaffen zentraler Orte bilde die Gründung von Abwasserverbänden und darüber hinaus der Versuch, das Stabdesamts-, Ortsgerichts- und Schiedmannswesen organisatorisch zusammenzufassen und zu straffen. In den bestehenden Zweckverbänden seien heute bereits meist hauptamtliche Bürgermeister in den entscheidenden Positionen im Interesse einer überörtlichen Zusammenarbeit tätig, meinte der Landrat. Diese Verbände helfen bereits, große Aufgaben zu lösen, und führen die beteiligten Gemeinden zueinander."

(gd/gaz)

 
02. Juli 1967

Einweihung Lardenbacher Spielplatz

Ein Fest für die ganze Gemeinde war am Sonntagnachmittag (2. Juli 1967) die Einweuhung eines neuen Kinderspielplatzes mit Kleinsportplatz und Rollschuhbahn, der auf einem 2700 Quadratmeter großen Gelände abseits des Straßenverkehrs errichtet worden ist. Von den veranschlagten Kosten in Höhe von 44 000 Mark haben das Land Hessen 22 000 Mark und der Landkreis Gießen 11 000 Mark übernommen. 6 000 Mark brachte die Gemeinde Lardenbach auf, während der Rest durch Eigenleistung bestritten wurde.

Bürgermeister Reinhard Mölcher wies auf die Schwierigkeiten hin, die überwunden werden mussten, bis das Werk vollendet war. Insbesondere habe die Geländebeschaffung Sorgen bereitet. Er betonte die Notwendigkeit der Schaffung einer solchen Einrichtung, denn die Straße sei heute kein Spielplatz mehr für die Kinder. Dank sagte der Bürgermeister all denen, die mitgeholfen haben, die moderne Anlage zu verwirklichen.

Landrat Ernst Türk sagte, die am Fuße des Vogelsberges gelegene Gemeinde Lardenbach habe mit der Schaffung des Spielplatzes ein Beispiel für echten Bürgersinn erbracht, denn nicht weniger als 10 000 DM seien durch Eigenleistungen aufgebracht worden. Wenn sich die Kleinen auf dem modernen Platz tummelten, dürften sich auch die Kinder des benachbarten Klein-Eichen freuen, denn auch ihnen stehe die Anlage zur Verfügung.

Die Tatsache, dass in Lardenbach der 70. Kinderspielplatz seiner Bestimmung übergeben werden könne, spreche für die Leistung des Kreises, der den Gemeinden das gebe, was sie für ihre Aufrüstung benötigten. Der Unterschied zwischen Stadt und Land müsse ausgeglichen werden.

Die Feierstunde wurde umrahmt durch Lied- und Musikdarbietungen des Gesangvereins Lardenbach/Klein-Eichen und der Schuljugend. Zur Freude der Kleinen verteilten der Landrat und seine Gattin Schokolade, bevor sie die moderne Spielanlage in Besitz nahmen.

(GAZ/t)

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10. Dezember 1966

Einweihung der Mittelpunktschule Grünberg 1966

Die Stadt Grünberg konnte am Freitag (10. Dezember 1966) ein bemerkenswertes Ereignis und einen Markstein in ihrer Entwicklung registrieren. Mit der Einweihung der neuen Schule wurde eine der größten Mittelpunktschulen Hessens ihrer Bestimmung übergeben. Zahlreiche Vertreter des kommunalen und des öffentlichen Lebens, an ihrer Spitze Kultusminister Prof. Dr. Schütte, nahmen an der Einweihungsfeier teil. Unter den Gästen befanden sich ferner Regierungsdirektor Trüller vom Darmstädter Regierungspräsidium, Landrat Dr. Maraun, Landtagsabgeordneter Börger (Alsfeld), Bürgermeister und Schulverbandsvorsitzender Anschütz sowie Vertreter verschiedener Schulen.

Kultusminister Schütte bezeichnete vor der Festversammlung die Einweihung der Grünberger Mittelpunktschule als einen Höhepunkt in der hessischen Landschulreform und nannte sie eine der modernsten Schulen Hessens. Übereinstimmend unterstrichen alle Redner die Bedeutung des Augenblicks. Der Mittelpunktschule, die von Schülern aus 16 Gemeinden des Kreises Gießen und aus zwei des Kreises Alsfeld besucht wird, ist noch eine Sonderschule angegliedert.

Bürgermeister Anschütz sagte der Landesregierung und dem Kreis Dank für die Unterstützung beim Bau der Schule. Ebenso müsse man den Grünberger Stadtverordneten und den Mitgliedern des Magistrates für die Bereitwilligkeit danken, mit der sie das Projekt unterstützt hätten. Anzuerkennen sei ferner, dass das Gelände kostenlos zur Verfügung gestellt worden sei. Auf die Bedeutung der Mittelpunktschule eingehend, erklärte der Bürgermeister, es sei erfreulich, dass sich die Verbandsgemeinden freiwillig zusammengefunden hätten, und dass es bei den Vorarbeiten niemals zu grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten gekommen sei.

Bürgermeister Anschütz umriss anschließend in groben Zügen die kulturelle Entwicklung der Stadt und betonte, dass sich Grünberg bewußt als Standort für eine große Mittelpunktschule zahlreicher Gemeinden angeboten habe. Nicht nur die geographische Lage, sondern auch das traditionelle geistige Zentrum hätten Grünberg als Standort prädestiniert. Eine Abrundung erfahre diese Entwicklung nunmehr durch die Fertigstellung der Mittelpunktschule.

Architekt Wolf übermittelte im Auftrag aller am Bau beteiligten Firmen die Glückwünsche. Sein besonderer Dank galt Bürgermeister und Schulverbandsvorsteher Anschütz und Schulleiter Amadori. Aus der Hand von Architekt Wolf erhielt dann Bürgermeister Anschütz den Hauptschlüssel zur Schule, der ihn an den Schulleiter weitergab. Ein Besichtigungsrundgang und ein gemeinsames Essen beendeten die Einweihungsfeier.

Schüler aus insgesamt 18 Gemeinden werden in diesem neuen Gebäudekomplex unterrichtet. Dem Mittelpunktschul-Verband gehören 16 Gemeinden aus dem Kreis Gießen an: Grünberg, Ettingshausen, Göbelnrod, Klein-Eichen, Lardenbach, Lauter, Lumda, Queckborn, Reinhardshain, Saasen, Weitershain, Stangenrod, Stockhausen, Weickartshain, Beltershain und Münster. Hinzu kommen aus dem Kreis Alsfeld die Gemeinden Atzenhain und Lehnheim.

Die Gesamtkosten für dieses Projekt belaufen sich auf rund 6,5 Millionen DM. Das Land hat etwa 74 Prozent und der Kreis zehn Prozent der Kosten übernommen. Den Rest muß der Schulverband tragen. Das Gelände, auf dem die neue Schule errichtet wurde, befindet sich in einem Waldgebiet etwa zwei Kilometer östlich der Stadt Grünberg. Während dort im Winter 1963/64 der Fichtenwald eingeschlagen wurde, fertigte das Architekturbüro Wolf die Pläne für die Mittelpunktschule an.

Im September 1964 erfolgte der erste Spatenstich für die Schule. Die Arbeiten für den Bau gingen ohne Nennenswerte Beeinträchtigungen voran. Im Oktober 1965 wurde das Richtfest gefeiert. Das Schulgelände wird über eine an der südlichen Grundstücksgrenze entlangführende Waldstraße erschlossen. Die Eingangszone bildet ein Omnibus- und Wendeplatz, der mit einem Parkplatz für Personenwagen verbunden ist. Von dort sind sämtliche Gebäudegruppen der Schule über den zentralen Pausenhof zu erreichen.

Den Hauptteil der neuen Schule bilden die Klassen- und Fachklassenräume, die in zwei- und dreigeschossiger Form um einen nach Westen offenen Hof gruppiert sind. Eng an diese Zone angefügt und in Eingangsnähe befindet sich in einem eingeschossigen Bau die Verwaltung mit Gemeinschaftsraum und Schüleraufenthaltsraum. Die Turn- und Gymnastikhalle mit Nebenräumen und Sportaußenanlagen schließen das Gelände nach Westen hin ab. Dazu kommt noch ein Hausmeister-Wohnhaus.

(GAZ)

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06. November 1966

Landtagswahl 1966

Die Wahl zum 6. Hessichen Landtag fand am 6. November 1966 statt. Die SPD konnte ihre absolute Mehrheit behaupten, ihr bisheriger Koalitionspartner GPD/BHE scheiterte an der Sperrklausel. Ministerpräsident Zinn bildete in der Folge eine SPD-Alleinregierung. Bundesweite Beachtung fand der erstmalige Einzug der NPD in ein deutsches Länderparlament.

Klein-Eichen und Lardenbach gehörten zu den 52 Gemeinden des Kreises Gießen, die zum Wahlkreis Alsfeld zählten.

Die Ergebnisse aus Klein-Eichen:
Wahlberechtigt 119 Wähler, Abgegebene Stimmen 87, Ungültige Stimmen 0, Gültige Stimmen 87

1966
1962
SPD
30
38
CDU
11
20
FDP
29
29
GPD/BHE
2
2
NPD
15
-
DFU
-
-

Die Ergebnisse von Lardenbach:
Wahlberechtigt 290 Wähler, Abgegebene Stimmen 216, Ungültige Stimmen 1, Gültige Stimmen 214

1966
1962
SPD
108
109
CDU
30
24
FDP
35
53
GPD/BHE
8
16
NPD
33
-
DFU
-
1
 
03. Oktober 1966

Volksbegehren gescheitert

Das Voklsbegehren zur Einführung der Briefwahl in Hessen scheiterte am 3. Oktober 1966. Im Landkreis Gießen hatten sich nur 3,03 Prozent der Wahlberechtigten in entsprechende Listen eingetragen. In den 85 Kreisgemeinden kamen demnach nur 2175 Unterschriften zusammen. In Klein-Eichen setzten sich nur 4 Personen auf die Liste des Volksbegehrens. In Lardenbach waren dies 7 der Wahlberechtigten.

Die Vorauswahl bei Wahlen beziehungsweise die vorzeitige Stimmabgabe bei Abstimmungen bezeichnet die Möglichkeit für Wahl- und Stimmberechtigte, bereits vor dem eigentlichen Stimm- und/oder Wahltag ihre Stimme brieflich oder im Wahllokal abgeben zu können.

Zur Sicherstellung des Wahlgeheimnisses und der persönlichen Wahl betrachtete man eine persönliche Wahl im Wahllokal als unverzichtbar. Allerdings ist es nicht jedermann möglich, am Wahltag persönlich vor Ort im Wahllokal zu sein. Mit der zunehmenden Mobilität der Bürger, stand die Beschränkung auf die Stimmabgabe am Wahltag im Wahllokal zunehmend im Konflikt mit dem Prinzip des Allgemeinen Wahlrechtes. Daher wurde nach dem Zweiten Weltkrieg die Einführung der Briefwahl intensiv diskutiert und für Bundestagswahl 1957 eingeführt.

Dieses Wahlverfahren, als Vorauswahl, war bei den Landtagswahlen in Hessen 1962 und 1966 im Einsatz. In Hessen lehnte die regierende SPD die Briefwahl ab. Mit dem Wahlgesetz vom 12. Juli 1962 wurde jedoch eine „Vorauswahl“ eingeführt. 7 Tage vor der Wahl konnten die Wahlberechtigten in einem eigenen Wahlbezirk „Vorauswahlbezirk“ mit Wahlschein wählen

Vor der nächsten Wahl 1966 gab es ein Volksbegehren (siehe oben) zur Einführung der Briefwahl, welches jedoch scheiterte. Als Reaktion auf dieses Volksbegehren wurde das Landeswahlgesetz geändert und nun eine 21 Tage dauernde Vorauswahl ermöglicht.

(wiki)

 
24. Juli 1966

Fest zur Vereinsgründung des SSV

Die Gründung des neuen Spiel- und Sportvereins sowie die Einweihung des neuen Sportplatzes war für die Sportler Grund genug, ein Fest zu veranstalten (23.-24. Juli 1966), an dem sich die gesamte Bevölkerung Lardenbachs und Klein-Eichens beteiligte. Nach einem Umzug durch die Straßen der beiden Dörfer unter Vorantritt des Jugendblasorchesters Röthges versammelte sich jung und alt in dem großen Festzelt auf dem Schulhof, das man eigens zu diesem Zweck aufgeschlagen hatte. Auf dem Platz hinter der Bürgermeisterei waren Zuckerstände und Schießbude errichtet worden und für die Kinder stand ein Karussell zur Verfügung.

Bürgermeister Reinhard Mölcher richtete im Namen des Spiel- und Sportvereins herzliche Willkommensgrüße an die Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung, unter ihnen die Bürgermeister aus Grünberg, Göbelnrod, Freienseen und den übrigen umliegenden Ortschaften. Er unterstrich noch einmal die Notwendigkeit der sportlichen Betätigung. Sport sei der Ausdruck einer inneren Haltung. Es gelte, durch sportliche Betätigung sich für die berufliche Arbeit stark zu machen. Ein guter Sportler sei auch ein guter Arbeiter.

Im Sport komme aber auch die Kameradschaft zum Ausdruck. Gerade der neu errichtete Sportplatz trage dazu bei, das sportliche, kameradschaftliche und gesellschaftliche Leben in den beiden Gemeinden zu stärken und zu festigen. Mölcher wies darauf hin, dass der neu gegründete Verein bereits über eine Fußballmannschaft, eine Schießsportabteilung und eine Tischtennisabteilung verfügt. Es sei das gemeinsame Ziel der Mitglieder, sich voll für den Verein einzusetzen, wahre Kameradschaft zu pflegen und die Zwietracht vom Verein fernzuhalten.

In einem bunten Programm erfreute der Gesangverein Lardenbach/Klein-Eichen die Besucher durch die beiden Chöre "Brüder, reicht die Hand zum Bunde" und "Mein Heimatland". Die Rhönradgruppe der TG Laubach wartete mit gekonnten Übungen auf, während die drei Humoristen "Lulu, Anton und Piccolo" aus Laubach eine "komische Nummer" brachten. Volkstänze zeigten die Mädchen der Tanzgruppe Laubach, während das Jugendblasorchester Röthges, dem auch Mitglieder aus Münster, Ober-Bessingen, Wetterfeld, Nonnenroth, Villingen, Merlau und Stockhausen angehören, das Programm durch flotte Musikvorträge bereicherte.

Als humoristischer Ansager betätigte sich Walter Schmidt (Kolbenmühle). Nach Beendigung des offiziellen Teils blieb man bei Unterhaltung und Tanz unter den Klängen der Kapelle Stühler (Merlau) noch etliche Stunden froh und gemütlich beisammen.

(gaz/t)

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23. Juli 1966

Neuer Sportplatz 1966

Die Sportbegeisterte Jugend Lardenbachs und Klein-Eichens konnte am Samstagnachmittag (23. Juli 1966) einen neuen Sportplatz in Besitz nehmen, der mit einem Kostenaufwand von 8000,- DM angelegt worden ist. Davon hat der Landkreis Gießen 3500,- DM übernommen. Um weitere 3000,- DM wurde der Gesamtbetrag durch Eigenleistungen der Mitglieder reduziert, den Rest brachte die Gemeinde auf.

Erster Beigeordneter Hans Zimmer freute sich über das Werk, das nach mancherlei Schwierigkeiten gut gelungen sei. Er wies darauf hin, dass das Gelände im Laufe der Jahrzehnte schon wiederholt verändert worden ist. Während es vor dem ersten Weltkrieg als Ackerland diente, wurde hier später Eisenerz gegraben. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es dann wieder seinem ursprünglichen Zweck zugeführt.

Die Bergwerksgesellschaft verteilte das Gelände in kleinen Parzellen an die Bauern des Dorfes, von denen es die Gemeinde Lardenbach im Tauschweg erwarb. Zimmer übergab den Platz an den 1. Vorsitzenden des neugegründeten Spiel- und Sportvereins Lardenbach/Klein-Eichen, Bürgermeister Reinhard Mölcher.

Mölcher bedankte sich bei der Gemeinde im Namen der Sportler für den schönen Rasenplatz. Sein Dank galt aber auch all denen, die mitgeholfen haben, die Anlage zu schaffen, auf der die Jugend in friedlichem Wettstreit ihre Kräfte messen könne. Der Sport sei geeignet, den Körper zu stählen und Gesundheit, Lebenskraft und Jugendfrische zu erlangen. Er appelierte an die noch Abseitsstehenden, in den Verein einzutreten. Dem vor wenigen Monaten neugegründeten Spiel- und Sportverein gehören bereits 136 Mitglieder an.

Kreisbeigeordneter Albert Weigand, der die Glückwünsche des Landrates überbrachte, vertrat die Ansicht, dass bei der sportlichen Betätigung nur die Breitenarbeit ausschlaggebend sein müsse. Er bezeichnete die Gründung eines gemeinschaftlichen Sportvereins für zwei Gemeinden und die Schaffung einer gemeinschaftlichen Sportanlage als ein Musterbeispiel. Der Landkreis Gießen unterstütze derartige Vorhaben. Es komme darauf an, auch in den kleinsten Gemeinden einen Sportplatz anzulegen und damit die Voraussetzungen zur sportlichen Betätigung zu schaffen.

Weigand überreichte dem Vereinsvorsitzenden Mölcher einen Fußball sowie ein Bandmaß als Geschenk des Landkreises. Vorsitzender Keller vom TSV Freienseen beglückwünschte den Spiel- und Sportverein Lardenbach/Klein-Eichen zu der schmucken Sportanlage.

Der neugegründete Sportverein SSV Lardenbach/Klein-Eichen trat an diesem Samtag bei der Sportplatzeinweihung erstmals an die Öffentlichkeit. Wenn dann auch der SSV im ersten Fußballfreundschaftsspiel gegen Freienseen klar unterlag, so tat das doch der Freude am Spiel keinen Abbruch.

(gaz/t)

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12. Juni 1966

Fußball

Der aktive Sportbetrieb des noch jungen SSV Lardenbach/Klein-Eichen begann mit einem Fußballspiel in Bobenhausen. Es war für alle Spieler und Zuschauer was besonderes gleich zum Auftakt des Fußballsports einen nicht erwarteten Sieg mit 4:3 Toren zu erziehlen. An diesem Sonntag herrschte dann auch eine Bombenstimmung als in der Gaststätte "Zur Linde" kräftig gefeiert wurde.

 
31. März 1966

Zusammenlegung kleiner Gemeinden 1966

Die Diskussion um den Zusammenschluss von Gemeinden ist im Landkreis Gießen mehr als je zuvor in vollem Gange. Sie wurde durch das Hessische Finanzausgleichsgesetz für 1966 ausgelöst, dass der Hessische Landtag am 15. Dezember 1965 beschlossen hat und über das Landrat Dr. Georg Maraun bereits am gleichen Tag in der Kreistagssitzung im Bürgerhaus Lich gesprochen hat. Der Landrat nannte ganz konkrete Geldbeträge, die den Gemeinden auf die Dauer von 10 Jahren - vom hessischen Staat garantiert - zuteil würden, die sich zur Stärkung der Verwaltungskraft zusammenschlössen.

Vorgesehen sind dafür zunächst acht Gemeindegruppen, und zwar: 1. Rödgen, Trohe, 2. Lardenbach, Klein-Eichen, 3. Lardenbach, Klein-Eichen, Weickartshain, Stockhausen, 4. Londorf, Kesselbach, 5. Steinbach, Albach, 6. Garbenteich, Hausen, 7. Lollar, Daubringen, Staufenberg, Mainzlar, Ruttershausen, 8. Großen-Linden, Leihgestern.

Für Lardenbach und Klein-Eichen bestehen zwei Möglichkeiten, sich nämlich einmal alleine zusammenzuschließen, zum anderen sich mit zwei weiteren Gemeinden zu vereinen. Im letzteren Fall wäre die Finanzhilfe des Landes, genannt Schlüsselzuweisungen, wesentlich größer als im ersteren. Diese erhöhten Schlüsselzuweisungen werden als Art Anreiz und Starthilfe für Gemeinden gewährt, die mutig den Schritt zu einer neuen, größeren Gemeinde wagen.

Für das Verfahren eines solchen Zusammenschlusses zweier oder mehrerer Gemeinden zu einer Großgemeinde haben das Land und der Landkreis versichert, dass es sich nur um einen freiwilligen Zusammenschluss handeln kann. Wichtig ist,dass die Verwaltung einer neuen Gemeinde auf die Dauer nicht teurer wird als die der vorherigen Einzelgemeinden zusammengenommen. In einer größeren Gemeinde kann rationeller geplant und gearbeitet werden.

Um praktische Probleme der Kommunalpolitik im Hinblick auf Fragen der Finanzierung ging es bei einem Treffen im Februar mit den Bürgermeistern der fünf Seenbachtal-Gemeinden Freienseen, Lardenbach, Klein-Eichen, Stockhausen und Weickartshain. Im Landratsamt ging es dabei auch wieder um die Gemeindezusammenschlüsse.

Bei der Kreistagssitzung im März 1966 stand die Verwaltungsreform ebenfalls im Mittelpunkt. Hier hob der Landrat hervor, dass ein Zusammenschluss die günstigste Lösung sei, die den Bürgern und Gemeinden den größten Nutzen bringe. Man könne sich auch zunächst mit einer gemeinsamen Verwaltungseinrichtung wie die der Gemeindekassen begnügen.

Als Beispiel nannte Dr. Maraun wieder die fünf Gemeinden des Seenbachtals. Für die Aufwandsentschädigung ihrer fünf Kassenverwalter bringen diese Gemeinden jährlich rund 20200 DM auf. Würden sie gemeinsam einen hauptamtlichen und fachlich vorgebildeten Kassenverwalter beschäftigen, kostete er ihnen nur 13900 DM pro Jahr.

Der Landrat erklärte dabei jedoch mit Nachdruck, dass sich die ehrenamtlichen Kassenverwalter in sehr vielen Fällen sehr große Mühe gäben. Durch eine gemeinsame Kassenverwaltung könnten zum Beispiel die Gemeinden Klein-Eichen und Stockhausen jährlich je rund 1300 DM sparen. Hinzu komme die Tatsache, dass sich das Land bereit erklärt habe, im Falle einer solchen gemeinsamen Kassenverwaltung deren Erstausstattung mit dem notwendigen modernen Zubehör zusätzlich zu finanzieren.

Auf jeden Fall werde mit einem Zusammenschluss keine Schwächung, sondern eine Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung erzielt. Leider, sagte der Landrat, habe er neben den zahlreichen sachlichen Gesprächen auch unsachliche und bissige Polemiken sowie Diffamierungen zu diesem Thema gehört. Das Endziel sei jedoch eine Großregion Mittelhessen.

(GAZ)

 
19. März 1966

Absatzveranstaltung in der Hessenhalle

Der sehr gute Besuch der Absatzveranstaltung der Niederungsviehzüchter in der Gießener Hessenhalle war mitbestimmend für den guten Verlauf der Veranstaltung. Es waren je 20 Bullen des schwarzbunten und des rotbunten Rindes angekört (Auswahl von für die Zucht bestimmter Rassen geeigneten Haustieren) worden. Von den rotbunten wurde auch einer in die I. Zuchtwertklasse gestellt. Je sieben Bullen kamen in die II- und in die IIb-Zuchtwertklasse.

Die II. Zuchtwertklasse wurde angeführt von einem Bullen der Fürstlichen Gutsverwaltung Büdingen. Die übrigen Bullen dieser Klasse kamen aus dem Taunus. Nur der letzte war vom Oberseener Hof. Die drei ersten Bullen der Zuchtwertklasse IIb waren von Rainrod, Leihgestern und von Albert Müller aus Klein-Eichen. Von den rotbunten Rindern wurden über 20 aus einem Betrieb aufgetrieben. Bei den schwarzbunten gab es keine ausgesprochenen Spitzentiere.

Versteigert wurden diesmal zuerst die rotbunten Tiere. Bereits für den Spitzenbullen bestand reges Interesse. Für den Zuschlag, des mit einem 1. Preis prämierten Tieres, wurden 4300 DM bezahlt. Die Durchschnittspreise für die Vatertiere der beiden II. Zuchtwertklassen betrug 3570 DM. Die auch Albert Müller für seinen Bullen erhielt. Für die III: Zuchtwertklasse wurde im Durchschnitt 2910 DM bezahlt.

Es kamen nicht alle Gemeinden zu einem Zuchtbullen. Von den schwarzbunten war der höchste Preis 3800 DM. Der Gesamtdurchschnittspreis von 2825 DM wurde als ausreichend angesehen. Sehr rege war die Nachfrage nach weiblichen Tieren. Eine 7jährige Kuh mit einem Kuhkalb fand einen Käufer für 2150 DM. Ältere Kühe wurden mit 1900 bis 1660 DM, jüngere mit 2550 bis 1760 DM, jüngere Rinder mit 900 bis 700 DM bezahlt.

(GAZ)

 
09. März 1966

Ortslandwirte 1966

Bei einer Versammlung der Ortslandwirte, die sich am 9. März 1966 zum letztenmal in dieser Amtsperiode im Bürgerhaus in Lich trafen, wurden 19 Ortslandwirte von Kreislandwirt Albert Brückel, Landrat Dr. Georg Maraun und Prof. Valentin Horn geehrt, da sie seit 1946 ununterbrochen im Amt sind.

Kreislandwirt Brückel gab einen kurzen Überblick über die letzten vier Jahre: 1962 habe es eine gute Getreide- und Kartoffelernte gegeben, dafür sei das Futter knapp gewesen. Im folgenden Jahr gab es mehr Futter, aber die Getreideernte sei nicht zufriedenstellend gewesen. 1964 traten große Schäden durch Dürre auf, während das vergangene Jahr durch große Nässe gekennzeichnet gewesen sei.

Auf agrarpolitische Fragen eingehend meinte Brückel, dass die Senkung der Getreidepreise nicht positiv sei; allerdings sei ein Ausgleich versprochen worden. Der Einkommensabstand zwischen denen, die in der Industrie arbeiteten und den in der Landwirtschaft Tätigen werde wieder größer. Durch Selbsthilfe versuche man aber, die Lage der Landwirtschaft zu verbessern. Die Basis aller Bemühungen hierbei soll das Bemühen um eine gute Ausbildung des Nachwuchses sein.

Direktor Wiesner erklärte, dass für Kredite sowie für Althofsanierung und Aussiedlung gerade neue Richtlinien ausgearbeitet würden, so dass sich solche Anträge jetzt etwas verzögerten. Der Kreis habe sich sehr um die Modernisierung der Landwirtschaft bemüht. Als Neuestes werden fahrbare Trocknungsanlagen für getreide eingeführt, denn das letzte Jahr habe gezeigt, wie wichtig eine Getreidetrocknung ist.

Bei der Ehrung der verdienten Ortslandwirte betonten Albert Brückel, Landrat Dr. Maraun und Prof. Horn, wie sehr sich die Landwirte in den schwierigen Jahren nach dem zweiten Weltkrieg verdient gemacht hätten. Das Überleben hätte von ihnen abgehangen, sagte der Landrat, und sie hätten viel zur landwirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung beigetragen. Wie Prof. Horn als Vertreter des Oberbürgermeisters sagte, bemühten sie sich immer wieder, an der notwendigen strukturellen Veränderung der Landwirtschaft zu arbeiten.

Tierschutzdirektor Dr. Hartmann betonte, dass die deutsche Landwirtschaft 1947 mehr für die Ernährung getan habe als in jedem Kriegsjahr und dass dafür auch den Ortslandwirten das Lob gebühre.

Unter anderen wurden die Ortslandwirte Karl Biedenkopf (Klein-Eichen) und Rudolf Schmidt (Weickartshain) geehrt. Sie erhielten, wie auch alle anderen, ein Buch, den Kreiskalender und vom Landrat eine Ehrenurkunde.

Oberlandwirtschaftsrat Nagel ging noch einmal auf die Schließung der Landwirtschaftsschule in Grünberg ein und meinte, dass wenigstens eine Beratungsstelle wieder eingerichtet werden müsse, die in dringenden Fällen helfen könne. Er forderte die Älteren der Ortslandwirte auf, ihr Amt Jüngeren zur Verfügung zu stellen, wenn sie die anfallende Arbeit nicht mehr bewältigen könnten.

(GAZ)

Fotos

 
04. Februar 1966

Spiel- und Sportverein Lardenbach Klein-Eichen

Der Wunsch nach einem eigenen Verein für die Jugend von Lardenbach und Klein-Eichen stand am Anfang: Für den 4. Februar 1966 beriefen der damalige Lardenbacher Bürgermeister Reinhold Mölcher Senior sowie die Sportfreunde Heinz Leßmann und Ernst Keller die Gründungsversammlung im Gasthaus "Zur Linde" ein. Hierzu erschienen dann auch 51 Personen, die zusammen mit weiteren 18 Einwohnern die personelle Grundlage für den neuen Verein darstellten und die Gründung des Spiel- und Sportvereins Lardenbach/Klein-Eichen vollzogen.

Bei der Gründungsfeier wurden mit Fußball, Tischtennis und Schießen als die drei Sparten für das sportliche Wirken des neuen Vereins festgelegt. Zum Vorsitzenden wählte man Reinhard Mölcher Senior, zum Stellvertreter Heinz Leßmann. Weiter Vorstands- und Abteilungsleiterposten übernahmen Ernst Keller, Gerhard Lerch, August Erdmann, Johann Zimmer, Bernd Kratz und Walter Löber. Festgelegt wurden auch Vereinsname und -farben. Diese erfolgten in Anlehnung an die bereits 1921/22 und 1929 gegründeten und zwischenzeitlich wieder aufgegelösten zwei Vorgängervereine, die den gleichen Namen trugen und als Vereinsfarbe Schwarz und Weiß trugen. Dank der Bemühungen des Vorstandes wurden die Voraussetzungen für die Teilnahme an den Meisterschaftsrunden 1966/67 in allen drei Abteilungen geschaffen.

 
15. Dezember 1965

Idee einer gemeinsamen Verwaltung

In der Kreistagssitzung vom 15. Dezember 1965 im Bürgerhaus in Lich sorgte Landrat Dr. Maraun für eine kleine Sensation. Das am gleichen Tag im Hessischen Landtag verabschiedete Finanzausgleichsgesetz für 1966 sieht eine Neuerung vor: erhöhte Schlüsselzuweisungen im Falle eines Zusammenschlusses mehrerer kleiner Gemeinden.

Um das neue Gesetz durch praktische Beispiele augenfällig zu machen, hatte Landrat Dr. Maraun für neun Gemeindegruppen des Landkreises Gießen - damit erstmals für einen hessischen Landkreis überhaupt - konkrete Zahlen errechnen lassen. Diese vom Finanzministerium ermittelten Zahlen waren erst am Tag vor der Kreistagssitzung geboren worden, gelangten also gewissermaßen noch "warm" vor die Öffentlichkeit.

Zwei markante Beispiele aus dem vom Landrat genannten Gemeindegruppen mögen hier für die anderen stehen: Errechnet wurden zunächst die Schlüsselzuweisungen für das Jahr 1966 für die einzelnen Gemeinden allein und dann für den Fall, dass sich die betreffenden Gemeinden zusammenschließen.

Schlüsselzuweisung 1966 für Lardenbach (417 Einw.) 28.514 DM und Klein-Eichen (168 Einw.) 13.952 DM, zusammen 585 Einw. und 42.466 DM Schlüsselzuweisung

Nach der Zusammenlegung ergebe sich eine neue Schlüsselzuweisung von 55.752 DM. Ein Zuwachs von 13.286 DM (31,3%). Für 10 Jahre wäre das ein Betrag von 132.000 DM.

Ein Zuwachs von nur 31,3 Prozent wäre beim Zusammenschluss dieser beiden Gemeinden zu wenig. Deshalb nahm man Weickartshain und Stockhausen noch dazu. Nun ergibt sich folgendes Bild:

Schlüsselzuweisung 1966 für Lardenbach (417 Einw.) 28.514 DM, Klein-Eichen (168 Einw.) 13.952 DM, Weickartshain (538 Einw.) 32.648 DM und Stockhausen (246 Einw.) 13.224 DM. Macht zusammen für 1369 Einw. 88.338 DM

Nach der Zusammenlegung ergebe sich eine Schlüsselzuweisung von 147.560 DM. Somit ein Zuwachs von59.222 DM (67%). Für 10 Jahre wäre das ein Betrag von 592.000 DM

Der Vorteil ist offentsichtlich: Die vier Gemeinden bekämen zusammen jährlich nahezu 600.000 DM, während es im "Alleingang" nur etwa 88.000 DM insgesamt wären.

Völlig neue Wege, so machte Landrat Dr. Maraun in seiner langen Etarede eindringlich klar, eröffnen sich durch dieses Zusammenschluss-System für die Entwicklung der einzelnen Gemeinden; In jedem Fall ergibt sich eine Konzentration der Verwaltung. Sie kann 1. sparsamer arbeiten und 2. können in vielen Fällen hauptamtliche Kräfte anstelle der ehrenamtlichen treten.

Vor allem die kleinen Gemeinden können sich in ihrer Verwaltung gut ausgebildete Fachleute leisten. Viele Planungen der einzelnen Dörfer lassen sich sinnvoller und im Endeffekt billiger durchführen, wenn man beispielsweise für zwei Orte nur einen gemeinsamen Kindergarten errichtet oder eine Mehrzweckhalle. Die erhöhten Schlüsselzuweisungen werden im Falle von Zusammenschlüssen einzelner Gemeinden vom Land Hessen für die nächsten 10 Jahre garantiert. Diese Garantie für einen so langen Zeitraum erschien in der nachfolgenden Grundsatzdebatte etwas zu kühn.

Wie bekannt wurde die Idee so nicht umgesetzt. Sondern es führte zur Gebietsreform mit noch größeren Einheiten.

 
05. Dezember 1965

Regen und Sturm am Wochenende

Das Herbstwetter hat in diesem Jahr 1965 seine besonderen Launen. Vor Tagen noch waren die Straßen mit Eis und Schnee überzogen. Weitershain meldete hohe Verwehungen und war regelrecht von der Außenwelt abgeschnitten, weil der Schnee die Zufahrten versperrte.

Der lang anhaltende Regen am Wochenende (4.-5. Dezember 1965) überschwemmte die Wiesen. Wolkenbruchartig platschte das Wasser hernieder, während die meisten Menschen zu Hause in der warmen Stube die Stunden verbrachten. Bei Ettingshausen stauten sich die Fluten zu regelrechten Seen.

Die Seenbach schwoll bei Weickartshain zu einem reißenden Strom an, der stellenweise mehrere hundert Meter breit war. Den Kraftfahrern drohte allenthalben Gefahr. Die Zufahrtsstraßen nach Groß-Eichen waren von Ilsdorf und Sellnrod her regelrecht überspült. Am späten Sonntagnachmittag waren die braunen Fluten schlecht zu erkennen, so daß mancher Kraftfahrer erschrak, als plötzlich sein Wagen in einen See hineinschoß.

Ein vom Vogelsberg herkommender Fahrer stand am Sonntagabend mit seinem Auto vor Lardenbach an der Kreuzung nach Klein-Eichen vor einer Wasserbarriere. Hier reichte das Wasser fast bis an die Katzenaugen der Straßenbegrenzungspfosten. Das Auto wäre auf der Weiterfahrt sicherlich im Wasser stehengeblieben. Die Zufahrt nach Klein-Eichen war gerade noch frei.

Am Sonntagabend warf der Sturm einen dicken Kiefernstamm mit mächtigem Wurzelwerk auf die Straße zwischen Ruppertsburg und Friedrichshütte. Die Fahrbahn w2ar längere Zeit blockiert. Förster Melchior zerlegte mit seinen Männern mit einer Motorsäge das Verkehrshindernis.

Zwischen Atzenhain und Nieder-Ohmen mußte das Hessische Straßenbauamt ebenfalls zwei über die Straße liegenden Bäume zersägen lassen.

Bei Saasen floss das Wasser so stark über die Straße, dass noch in der Nacht Verkehrsschilder aufgestellt wurden, die darauf hinwiesen, dass die Strecke nur mit niedriger Geschwindigkeit passierbar ist.

Zwischen Beltershain und Reinhardshain, Grünberg und Weickartshain lagen armdicke Äste auf der Straße. In Mücke drückte der Sturm zwei Schaufenster eines Elektrogeschäftes ein und fegte mehrere Ziegel von den Dächern. In Wäldern stürzten mehrere Bäume um. Die Forstämter können den Schaden noch nicht übersehen.

Im Seenbachtal ist das Hochwasser von Sonntag bis heute morgen wieder etwas zurückgegangen. "Jedes Jahr haben wir hier um die gleiche Zeit die Überschwemmungen", sagte Bürgermeister Sartorius von Merlau. Eine Wasserregulierung ist ein teures Projekt. Allein für die Gemeinde Merlau betrügen die Kosten 430.000 DM. "Wir bemühen uns schon seit Jahren vergeblich um Zuschüsse", sagte der Bürgermeister.

Auch aus Gießen wird Hochwasser gemeldet. Die Lahn trat über die Ufer. Der Stadtteil Sachsenhausen wurde zum Teil überschwemmt. Man überlegte sogar, einige Evakuierungen vorzunehmen. In der Innenstadt konnte das Kanalnetz die Regenfluten gar nicht alle aufnehmen. Das Wasser drang bis in einen Aktenkeller des Landratsamtes.

(HZ)

 
27. November 1965

Frohe Stunden für alte Menschen

Im MIttelpunkt einer Veranstaltung im Villinger Bürgerhaus standen am Samstagnachmittag (27. 11. 1965) die Bürgerinnen und Bürger über 65 Jahre aus sieben Gemeinden des Kreises Gießen. Sie waren einer Einladung des Landrats gefolgt, um bei Kaffee und Kuchen und einem bunten Programm einige frohe und unbeschwerte Stunden zu verleben.

Man zählte 390 Besucher, von denen der älteste 03 Jahre alt war. Die Gäste aus Albach, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Muschenheim und Stockhausen nahmen erstmals an einem solchen Altennachmittag teil.

(t/fp)

 
01. Oktober 1965

Richtfest der Mittelpunktschule

Seit gestern (1. Oktober 1965) nachmittag hängt über der Mittelpunktschule Grünberg die Richtkrone. Zum Richtfest hatten sämtliche öffentliche Gremien der Stadt ihre Vertreter entsandt. Eine milde Herbstsonne überstrahlte die weiträumigen Gebäudekomplexe. Hochheroben vom Dach des Hauptbaues sprach der Zimmermann in alter Tracht den eigens für diesen Zweck verfassten, feierlichen Richtspruch. Dann beförderte der große Baukran langsam die Richtkrone nach oben, der Zimmermann trank den ersten Schluck auf alle, die das Werk bis dahin gelingen halfen.

Bürgermeister Anschütz verlas zunächst die lange Liste der Ehrengäste und dankte im Namen der 18 dem Schulverband angeschlossenen Gemeinden Grünberg, Stockhausen, Lardenbach, Klein-Eichen, Reinhardshain, Stangenrod, Weitershain, Beltershain, Göbelnrod, Saasen, Queckborn, Ettingshausen, Weickartshain, Münster, Lauter und Lumda sowie der Gemeinden Atzenhain und Lehnheim im Kreis Alsfeld allen, die sich für das Zustandekommen dieser Baumaßnahme eingesetzt haben. Nach gut einem Jahr, führte Bürgermeister Anschütz weiter aus, präsentiere sich die Mittelpunktschule als ein Bauwerk, das zu den größten seiner Art in Hessen zähle. Es müssten auch alle Anstrengungen unternommen werden, um langsam mit anderen Ländern gleichzuziehen, die uns in der Gestaltung des Schulwesens voraus seien.

Architekt Wolf beglückwünschte den Schulverband zur Lösung der außerordentlich großen kommunalen Aufgabe und der gut verlaufenen Halbzeit. Beherberge das Bauwerk doch später 27 normale Schulklassen, 10 Fachschul- und vier Sonderschulklassen. Es sei, fuhr Architekt Wolf fort, nicht nur termin- sondern auch fachgerecht gearbeitet worden, um den Kindern des 20. Jahrhunderts eine gemäße Schulstätte zu schaffen. Noch in diesem Jahr soll mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen werden, der die Errichtung einer Turnhalle und einer Hausmeisterwohnung vorsieht.

Vom Kreis war Regierungsoberamtmann Bodenbender in Vertretung des Landrates gekommen. In erster Linie, begann er seine kurze Ansprache, sei dies ein Tag der Handwerker. Schulrat Risse wies darauf hin, dass 50 Prozent der Stadtkinder heute weiterführende Schulen besuchten. Auf dem Land sei der Prozentsatz noch weit geringer. Es sei zu wünschen, dass dieser Stand bald ausgeglichen werde. Dekan Grünwald wünschte sich die bestmöglichsten Bildungsstätten um die Zukunft zu meistern.

Nach dem offiziellen Teil fanden sich Handwerker, die Bürgermeister der 18 Verbandsgemeinden und die Ehrengäste zum Festschmaus in der Halle der Arbeiterwohlfahrt zusammen. Rektor Amadori von der Volksschule Grünberg machte in seinem Gespräch klar, wie dringend ab Ostern 1966 weitere Klassenräume benötigt werden. Im Augenblick besuchen 726 Schülerinnen und Schüler die Volks- und Realschule Grünberg. Im nächsten Jahr wird die Zahl deutlich ansteigen, da ausnahmsweise der Erfassungszeitraum für die Neuzugänge mehr als ein Jahr betragen wird. Der Grund liegt darin, dass der Schulanfang ab 1967 verschoben wird, und zwar in den Herbst.

(HZ)

 
19. September 1965

Bundestagswahl 1965

Die Wahl am 19. September 1965 war eine Zäsur in der Geschichte der Bundesrepublik. Erstmals trat Konrad Adenauer nicht mehr an, er hatte 1963 zugunsten von Ludwig Erhard „abgedankt“, dessen Name mit dem „Wirtschaftswunder“ der 50er Jahre verbunden war. Erhard schnitt besser ab als Adenauer vier Jahre zuvor, die Union kam auf 47,6 Prozent. Was auch daran lag, dass die FDP ihr außerordentlich gutes Ergebnis von 1961 nicht halten konnte und jetzt nur noch 9,5 Prozent holte.

Enttäuscht war die SPD, obwohl sie ihr Ergebnis nochmals deutlich verbessern konnte und auf einen historischen Bestwert kam: 39,3 Prozent. Willy Brandt trat wieder als Kanzlerkandidat an, er hatte die Partei nun endgültig an die Regierungsfähigkeit im Bund herangeführt. Wie schon 1961 wäre rechnerisch ein sozialliberales Bündnis möglich gewesen. Allerdings hätte eine SPD/FDP-Koalition nur sechs Sitze mehr gehabt als die Union – das erschien den sozialdemokratischen Strategen als zu knapp.

 

Die Ergebnisse aus Klein-Eichen:
Wahlbeteiligung 124 Wähler, Gültige Erststimmen 107, Gültige Zweitstimme 102

1965
1961
Erst-/Zweitstimme
Erst-/Zweitstimme
SPD
35/30
28/30
CDU
25/29
24/27
FDP
47/43
52/48
AUD
-
-
DFU
-
2/2
NPD
-
-

 

Die Ergebnisse von Lardenbach:
Wahlbeteiligung 290 Wähler, Gültige Erststimmen 228, Gültige Zweitstimmen 224

1965
1961
Erst-/Zweitstimme
Erst-/Zweitstimme
SPD
105/102
103/101
CDU
56/62
56/51
FDP
63/56
56/53
AUD
-
-
DFU
2/1
4/5
NPD
2/3
-

Fotos

 
04. September 1965

Chorgruppe lud Sänger ein

Das alljährliche Sängertreffen der Chorgruppe des Dirigenten Ernst Nicolai fand unter reger Beteiligung der verschiedenen befreundeten Vereine in der Gastwirtschaft Döring in Oppenrod statt. Der Veranstalter des Festes, die Sängerlust (Oppenrod), hatte die Vereine "Eintracht" (Hausen), "Germania" (Lauter), "Eintracht" (Lardenbach und Klein-Eichen), "Sängerkranz" (Grünberg), "Heiterkeit-Sängerkranz" (Großen-Buseck) und den Kirchenchor aus Oppenrod eingeladen.

Das Schüler-Akkordeon-Orchester unter Leitung von Ernst Nicolai eröffnete den musikalischen Abend. Vorsitzender H. Schepp betonte die Freundschaft innerhalb der Chorgruppe. Zum musikalischen Höhepunkt des Abends wurden beliebte Operettenmelodien, die das Akkordeonorchester spielte.

(od/GAZ)

 
04. August 1965

Spielplatzförderung

Wie der hessische Arbeits- und Sozialminister Heinrich Hemsath bereits angekündigt hat, sollen in den nächsten drei Jahren alle Gemeinden des Landes Hessen einen Kinderspielplatz erhalten, um die Kleinkinder vor den Verkehrsgefahren, die heute auch in den abgelegenen Landgemeinden bestehen, zu schützen. Dies berichtete die Gießener Freie Presse im August 1965.

Im Zuge des Förderungsprogramms der hessischen Landesregierung bewilligte Minister Hemsath für diese Spielplätze weitere 1 902 300 DM, von denen der Landkreis Gießen 376 800 DM erhält.

Einen Zuschuß erhalten die Gemeinden Heuchelheim, Großen-Buseck, Treis/Lda., Hungen, Allendorf/L., Ruppertsburg, Beltershain, Grüningen, Wetterfeld, Lardenbach, Hattenrod, Geilshausen, Mainzlar, Holzheim, Utphe, Rüdingshausen, Lich, Watzenborn-Steinberg, Garbenteich, Arnsburg und Klein-Eichen.

(GAZ)

 
22. Juli 1965

Bemühungen um Sportplatz

Die letzte Gemeindratsitzung in Lardenbach am Donnerstagabend (22. Juli 1965) drehte sich hauptsächlich um einen Antrag der sporttreibenden Jugend. Die viel zu unreichenden Raumverhältnisse auf dem Turnplatz am Dorfende sind unerträglich geworden. Die Jugend schlug daher vor, an einer günstig gelegenen Stelle dem Turnplatz einen "Bruder" zuzugesellen.

Im Gespräch war ein Gelände, das nur 400 Meter von der Schule entfernt liegt. Hier böte sich also eine ideale Spiel- und Sportmöglichkeit für die Schulkinder. Das Gelände setzt sich aus einigen Wiesen zusammen, die mehreren Privatbezitzern gehören. Es sollte angestrebt werden, dass die Gemeinde den Grund entweder ankauft oder eintauscht. Zwei Besitzer sind schon mit einem Tausch einverstanden. Kreissportdezernet Pliska soll zu den weiteren Verhandlungen zugezogen werden.

Nicht alle Gemeinderäte waren von der Notwendigkeit, eine weitere Sportmöglichkeit innerhalb des Dorfes zu schaffen, überzeugt. Mit Argumenten, wie "Wir haben keinen Sportverein, also brauchen wir auch keinen Sportplatz", lehnten sie den Antrag ab.

Der alte Turnplatz bietet keine Erweiterungsmöglichkeit mehr. Mit zwei Seiten grenzt er an die Straße nach Sellnrod, mit den beiden anderen an den Löschteich und an den Bach. Die Geländeausmaße für eine neue Sportplatzanlage betragen etwa 120x100 Meter. Der alte Turnplatz hat eine Größe von 80x60 Meter. Vor Jahren wurde auf dem hinteren Teil Bauerde angefahren, die bis heute noch nicht planiert wurde.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt war der Fischpacht-Vertrag der Gemeinde mit G. Ruppel (Hungen) der 1968 abläuft. Ruppel, der in Klein-Eichen ein Wochenendhaus besitzt, stellte schon jetzt den Antrag, die Pachtzeit auf weitere zwölf Jahre zu verlängern. Er will, falls sein Wunsch angenommen würde, das Jahresgeld von 20 DM freiwillig auf 100 DM erhöhen. Die Gemeindevertreter stimmten einer Verlängerung aber nicht zu. Sie wollen die Pacht zu gegebener Zeit öffentlich vergeben, weil in der eigenen Gemeinde noch weitere Sportangler wohnen.

(HZ/z)

 
25. Mai 1965

Verhexte Kuh

Im Mai 1965 berichtete die Heimat Zeitung von einer Geschichte, die bei so manchem älteren Klein-Eichener noch in Erinnerung ist: In einem hiesigen Kuhstall, nämlich dem von "Tröllers" gab plötzlich eine frischmelkende Kuh, die gerade erst gekalbt hatte, von einem auf den anderen Tag statt 25 nur noch 12 Liter Milch.

Bauer Biedenkopf und Sachverständige standen vor einem Rätsel.

Eines Nachmittags gelang es der Bäuerin, das Geheimnis zu lösen. Die im gleichen Stall untergebrachten Ferkel waren unter der Lattentüre ihrer Umzäunung hindurchgekrochen und säugten an der Kuh. Nach beendeter Mahlzeit liefen sie von selbst wieder in ihren Stall. Eine rationelle Ferkelmästung , wenn man die Kuhmilch nicht mitrechnet ...

 
06. März 1965

Generalversammlung des MGV 1965

Der 1. Vorsitzende des Gesangvereins "Eintracht" Lardenbach/Klein-Eichen, Günther Zimmer, beklagte sich am Samstagabend (6. März 1965) in der Generalversammlung beim Jahresrückblick über die nicht besonders gute Finanzlage des Vereins. Sie sei vor allem auf den schlechten Besuch der Veranstaltungen zurückzuführen. Um der Misere abzuhelfen, wurden zwei Vorschläge eingebracht. Beitragserhöhung oder einmalige freiwillige Spende.

Eine sogleich eingeleitete Sammlung hatte ein unerwartet hohes Ergebnis. Fünfzig anwesende Mitglieder stifteten 300 DM. Davon kamen alleine 90 DM von den Ehrenmitgliedern. Der Vorsitzende dankte und verzichtete auf die Beitragserhöhung. Der Monatsbeitrag beträgt weiterhin 1,00 DM.

Die Geldspenden seien ein Beweis von Vertrauen und Idealismus, sagte Günther Zimmer; man brauche sich nun keine Sorge um den Fortbestand des Vereins mehr zu machen. Das diesjährige 80jährige Bestehen wird nicht festlich begangen. Man will aber im Spätsommer einen Kamaradschaftsabend abhalten.

(HZ)

 

 

 

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