09. Juli 1925

Freiwillige Versteigerung

Am Montag, den 13. Juli 1925, nachmittags um 2 Uhr werden aus dem Nachlass des Kaspar Zimmer 4. von Klein-Eichen 2 Kühe, 1 Kleiderschrank, 1 Weißzeugschrank, 1 Tisch, sowie verschiedene landwirtschaftliche Geräte durch das Ortsgericht in der Hofreite des Verstorbenen versteigert.

Christian Hoffmann, Bürgermeister und Ortsgerichtsvorsteher von Klein-Eichen gab dies am 9. Juli 1925 bekannt. Die Bedingungen der Versteigerung werden erst am Termin mitgeteilt.

Kaspar Zimmer war am 25. Juni 1925 verstorben. Seine Ehefrau Elisabetha Wilhelmina (geb. Zimmer) starb schon vor 20 Jahren, 1905. Sie hatten keine Kinder. Geheiratet hatten die Beiden im November 1879 in Klein-Eichen.

 

 
16. Juni 1925

Bürgermeisterwahl

Unsere altbewährten Ortsoberhäupter Heinrich Lein I. (Lardenbach) und Christian Hoffmann (Klein-Eichen) wurden mit erfreulicher Einmütigkeit zum jeweiligen Bürgermeister ihres Dorfes gewählt. Noch am Abend des Wahltages brachte der Männergesangverein jedem von ihnen ein Ständchen. Dieses berichtete der Grünberger Anzeiger im Juni 1925.
Christian Hoffmann hat das Amt des Bürgermeisters in Klein-Eichen schon seit 1911 inne. Bei dieser Wiederwahl ist er schon über 70 Jahre alt.

 

 
04. Juni 1925

Meldungen

Der Grünberger Anzeiger brachte im Sommer u. a. folgende Meldungen:

Die Aussichten für die Obsternte - Nach den Voraussagen der Landwirte ist in Spätkirschen, Zwetschen, Mirabellen und Reineclauden eine mittlere Ernte zu erwarten. Aprikosen gibt es dagegen wenige, Birnen scheinen sogar ganz auszusetzen. Um so größere Hoffnung setzt man auf die Apfelbäume, wenn hier die Raupen keinen unverhältnismäßig großen Schaden verursachen. Die Raupenplage ist in diesem Jahre infolge des milden Winters besonders stark. Auch läuse und Käfer treten in starkem Maße auf, insbesondere macht sich auch die schädliche Blattlaus bemerkbar. An zahlreichen Apfelbäumen sieht man zurzeit schon die sogenannten "Blutlausschnurrbärte" hängen. Die Landwirte beeilen sich demnach zur Vertilgung dieses Ungeziefers.

Die Zweimarkstücke - Während bisher nur silberne Ein- und Dreimarkstücke im Umlauf waren, ist jetzt die Prägung der silbernen Zweimarkstücke in vollem Gang. Die ersten Stücke sind bereits in Umlauf gekommen. Die Stücke werden schon in den allernächsten Tagen zur Ausgabe gelangen. Die Prägung der Zweimarkstücke ist wesentlich besser als die der Einmarkstücke.

Auserkurssetzung von Reichsbanknoten - Am 5. Juni verlieren alle Reichsbanknoten, die vor dem 11. Oktober 1924 liegendes Datum tragen, die Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittel. Nur Reichsbankanstalten tauschen diese Noten noch bis zum 5. Juli ein.

Bei der Volks-, Berufs- und Betriebszählung am 16. Juni dieses Jahres wird zum erstenmal wieder seit der Volkszählung 1910 die Frage nach dem Religionsbekenntnis erhoben. Sie ist nicht nur vom Standpunkt der Kirchen- und Religionsgesellschaften, sondern auch vom Standpunkt der Bevölkerungswissenschaft von großem Belang. Denn die Verschiebungen innerhalb der Konfessionen, wie wir sie von Volkszählung zu Volkszählung feststellen können, sind zum kleinsten Teil auf Über- und Austritte zurückzuführen. Vielmehr sind sie das Ergebnis der starken Wanderungsbewegung, die sich jahrein und jahraus innerhalb unseres Volkes vollzieht und unter den Schlagworten "Landflucht", "Zug nach der Stadt", "Zug nach dem Westen" hinreichend bekannt ist. Aus dem Religionsbekenntnis lassen sich deshalb interessante Rückschlüsse auf die Binnenwanderung der Bevölkerung ziehen.

 

 
16. Mai 1925

Neuer Kommandant

Im Mai 1925 ist Karl Kühn als 1. Kommandant für die Pflichtfeuerwehr der Gemeinde Klein-Eichen ernannt und verpflichtet worden. Als 2. Kommandant ist Karl Volp ebenfalls ernannt und verpflichtet worden.

Schon im Jahr 1856 hat eine Pflichtfeuerwehr im Dorf bestanden. Also bevor 1890 eine neue Landesfeuerlöschordnung für das Großherzogtum Hessen erlassen wurde, deren wichtigster Inhalt die Einrichtung von fest organisierten, gut ausgerüsteten, und durch regelmäßige Übungen ausgebildete Feuerwehren in jeder Gemeinde war.

Die Pflichtfeuerwehr war der Vorläufer der Freiwilligen Feuerwehr. Diese wurde in Klein-Eichen erst 1954 gegründet.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
25. April 1925

Wiegemeister

Wie der Grünberger Anzeiger berichtet, ist Wilhelm Dörr zum Wiegemeister-Stellvertreter der Gemeindeviehwaage zu Klein-Eichen ernannt und verpflichtet worden.

(Grünberger Anzeiger)

 
20. Februar 1925

Theaterabend

Nach zweijähriger Pause tritt der Männergesangverein Lardenbach/Klein-Eichen wieder mit einem Theaterabend an die Öffentlichkeit. Die von ihm bereits aufgeführten "Heiteren Dorfbilder" und "'s Millersch Liesl von Michelboch" werden bei seinen Gästen noch in guter Erinnerung sein. Getreu seinem Grundsatz, nichts Schlechtes zu bringen, spielt er diesmal das ganz neue Volksstück "Der Oekonomierat" und das herrliche Singspiel "Heimweh". Die Bühnenausstattung ist für ländliche Verhältnisse außergewöhnlich; die Rollen sind gut besetzt (Ernst Lein und August Sauer in den Hauptrollen). Alles in allem verspricht der nächste Sonntagabend (22. Februar 1925) genußreich zu werden.

(Grünberger Anzeiger)

 
07. Dezember 1924

Reichs- und Landtagswahl am 7. Dezember 1924

Während die Wahl im Mai 1924 noch stark von den Auswirkungen der sozialen Folgen der Inflation und der Stabilisierung bestimmt war, fand die Dezemberwahl in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs statt. Die Arbeitslosigkeit, die im Sommer 1924 noch einmal stark gestiegen war, ging im Herbst deutlich zurück. Die Löhne stiegen deutlich an und auch die Arbeitszeit sank teilweise ab.

Das Ergebnis der Wahl vom Dezember unterschied sich von der im Mai durch die deutlich geringere Bedeutung der radikalen Parteien. Die Flügelparteien wurden stark geschwächt. Davon konnte die DNVP leicht und die SPD deutlich stärker profitieren. Der Stimmenanteil der DNVP stieg von 19,5 % auf 20,5 %. Die SPD wuchs von 20,5 % auf 26 %. Die KPD sank von 12,6 % auf 9 % und die Nationalsozialisten und Völkischen zusammen fielen von 6,5 % auf 3 % ab. Im Bereich der DDP und DVP sowie des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei waren die Veränderungen gering.

Der Landtag des Volksstaates Hessen war das Landesparlament und damit die Legislative des Volksstaates Hessen in der Weimarer Republik. Sein Vorgänger waren die Landstände des Großherzogtums Hessen, sein Nachfolger der Hessische Landtag. Bei den Landtagswahlen im Volksstaat Hessen wird die bisherige Regierungskoalition bestätigt. SPD, Zentrum und DDP erreichen mit 43 von 70 Sitzen zusammen die absolute Mehrheit.

In den Dörfern des Vogelsberges gewann deutlich der Hessische Bauernbund vor der Sozialdemokratischen Partei. Bei der Landtagswahl erhielt der H. Bauernbund 9 Sitze. Der Sitz des Landtags war das Ständehaus am Luisenplatz in Darmstadt.

Klein-Eichen
Reichstag

Klein-Eichen
Landtag
Lardenbach
Reichstag
Lardenbach
Landtag
Sozialdemokratische Partei
5
6
27
27
Deutschnationale Volkspartei
-
-
14
10
Deutsche Zentrumspartei
-
-
-
1
Kommunnisten
-
-
1
-
Deutsche Volkspartei
2
-
6
2
Nationalsoz. Freiheitsbewegung
-
-
1
-
Demokratische Partei
-
-
3
3
Wirtschaftspartei d. d. Mittelst.
1
1
-
-
Hessischer Bauernbund
71
72
119
126
Haeußerbund
1
-
2
-
Freiwirtschftsbund FFF
-
-
-
-
Unabhängige S. P. D.
1
-
-
-
Vereinigte sch. h. Landwirte
-
2
-
4

Fotos

 
04. Mai 1924

Reichstagswahl 1924

Die Reichstagswahl vom Mai 1924 endete mit einem erheblichen Stimmengewinn der extremen Rechten und einer schweren Niederlage der gemäßigten Linken. Die DNVP konnte ihre Stimmenzahl im Vergleich mit der Reichstagswahl von 1920 um 1,4 Millionen erhöhen. Ihr Stimmenanteil stieg von 15,1 % auf 19,5 %. Damit stieg die Partei zur stärksten Kraft unter den bürgerlichen Parteien auf und war nach der SPD die zweitstärkste Partei insgesamt. Die Deutschvölkische Freiheitspartei kam auf 1,9 Millionen Stimmen, was einem Anteil von 6,5 % entsprach. Ein nicht beträchtlicher Teil der Wähler hatte 1920 noch die DNVP gewählt. Insgesamt stimmte ein Viertel der Wähler für die antirepublikanische Rechte.

In Klein-Eichen erhielt die Vereinigte sozialdemokratische Partei (Ulrich) 4 Stimmen. Die Deutsche Volkspartei (Becker) hatte nur eine Stimme. Sieben Stimmen entfielen auf die Deutschnationale Volkspartei (Werner). Der Völkisch-Soziale Block (Dinter) kam auf 3 Stimmen. Der Hessische Wirtschaftsbund (Walther) hatte nur eine Zustimmung. Dagegen wählten den Hessischen Bauernbund (Dorsch) ganze 66 Wähler. Also verzeichnete man 79 gültige Stimmen im Dorf.

Vermutlich war das Klein-Eichener Wahllokal bei Bürgermeister Christian Hoffmann eingerichtet. Jeder Wähler erhielt einen Stimmzettel auf dem alle im Wahlkreis Hessen zugelassenen Wahlvorschläge verzeichnet waren. Diesen Einheits-Stimmzettel erhielt man nun erst im Wahllokal. Und nicht wie früher, wo dieser ins Haus gebracht wurde. Weiterhin erfolgte zu der Wahl der Hinweis, Bleistift und Brille nicht zu vergessen! Der ausgefüllte Stimmzettel sollte dann in den amtlichen Wahlumschlag gesteckt werden, den man ebenfalls im Wahllokal erhielt.

Lardenbach wählte übrigens mit Ilsdorf-Solms zusammen. Auch hier konnte der Hessische Bauernbund die meisten Stimmen sammeln. Ganze 207 gültige Stimmen wurden in den beiden Dörfern abgegeben. Im Januar 1919 wurde der Hessische Bauernbund in Friedberg neu gegründet. Politisch stand er dem Landbund bzw. Reichslandbund und der DNVP nahe. Er verstand sich als Interessenvertretung der ländlichen Bevölkerung und vertrat konservative und antisemitische Positionen.

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25. März 1924

Meldungen

Der Gemeinderat von Schotten hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, Sargholz in Zukunft nicht mehr zur Verfügung zu stellen. In Fällen besonderer Bedürftigkeit wird die Stadt auf Antrag eine finanzielle Beihilfe zu den Beerdigungskosten gewähren.

Großer Schaden unter den Wildbeständen ist zu Beginn des März durch die Kälte und die hohen Schneefälle im Gebiet des Vogelsberges zu verzeichnen. Die von Förstern ausgelegten Futterplätze waren bald zugeschneit, das Wild konnte daher seine Nahrung nicht finden und ist größtenteils verhungert.

In mehreren Orten der Umgebung von Mücke wurden wieder Milchpanscher entdeckt und zur Anzeige gebracht. Die geringen Geld- und Freiheitsstrafen, die der früheren Milchverfälscher unserer Gegend erhielten, scheinen wenig abschreckend gewirkt zu haben. Es ist schade, dass das Halseisen, wie wir es noch in der Kreisstadt Alsfeld sehen, nicht mehr in Anwendung kommt; denn solche Blutsauger an unserem verarmten und notleidenden Volkes gehören an den Pranger.

(Grünberger Anzeiger)

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22. Januar 1924

Karnevalverbot

Nach einer Bekanntmachung des Ministeriums des Inneren sind auch in diesem Jahre alle öffentlichen karnevalistischen Veranstaltungen verboten. In geschlossener Gesellschaft soll jedoch älteren größeren Vereinen Genehmigung zur Abhaltung einer karnevalistischen Veranstaltung gegeben werden, wenn eine solche Veranstaltung seither üblich war. Genehmigung wird jedoch nur für eine Veranstaltung erteilt.

(Grünberger Anzeiger)

[1924 war eine Zeit, in der der Karneval in Deutschland offiziell noch verboten war. Dieses Verbot hatte historische und politische Gründe. Trotz des Verbots gab es 1924 bereits Proklamationen von Prinzen nach dem Ersten Weltkrieg. Der Karneval erlebte also trotz der politischen Lage eine gewisse Wiederbelebung.]

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12. Januar 1924

Gruben-Arbeiter

Schon seit Wochen hatte die Arbeit auf den Gruben der Gewerkschaft Luise Weickartshain und Ilsdorf (Brauneisenstein-Bergwerk) geruht. Jetzt (Januar 1924) ist durch beiderseitiges Entgegenkommen wieder Aussicht auf Eröffnung des Betriebes. Die alten Arbeiter haben sich nahezu alle zu zehnstündiger Arbeitszeit vertragsweise bereit erklärt.

[Zeitweilig fanden bis zu 500 Bergleute und Arbeiter, auch Frauen und Jugendliche hier ein Einkommen. Leicht war die Arbeit in den Gruben nicht. Zur täglichen Schicht kam die häusliche Landwirtschaft, ohne die es nicht gereicht hätte. Doch die unmittelbare Auszahlung des Lohnes in bar, brachten eine deutliche Besserstellung der Bevölkerung]

(Grünberger Anzeiger)

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30. Dezember 1924

Pferde-Versicherungsverein Grünberg

Der Grünberger Pferde-Versicherungs-Verein, dessen Geschäftsbereich sich auf die Kreise Alsfeld, Gießen, Schotten, Friedberg, Büdingen und die preußischen Kreise Gelnhausen, Hanau und Marburg erstreckt, hielt am 30. Dezember im Gasthaus von Adolf Repp (Grünberg) eine gut besuchte außerordentliche Mitgliederversammlung ab, die über das Fortbestehen des Vereins zu beschließen hatte.

Der Vorsitzende Herr Direktor K. Schäfer-Grünberg, erstattete Bericht. Im 2. Halbjahr sei infolge der überstürzten Geldentwertung die Versicherung gegenstandslos geworden, die Mitgliederversammlung sei also über das Fortbestehen des Vereins zu hören.

Nach ausführlicher Aussprache wurde im Hinblick auf die Besserung der Geldverhältnisse der einstimmige Beschluß gefasst, den Verein weiter bestehen zu lassen und die Versicherung ab 1. Januar 1924 auf Gold- oder Rentenmark umzustellen.

Die Höchstversicherungssumme soll 1000 Rentenmark, für wertvolle Zuchtstuten jedoch 1200 Rentenmark, und die Prämie 2% betragen. In der Trächtigkeitsversicherung beträgt die Höchstversicherungssumme 50 v. H. der Stutenversicherung.

Durch die Umstellung auf Rentenmark wird der Verein, der jetzt im 48. Jahr besteht, für seine Mitglieder bei vorkommenden Schadenfällen wieder eine segensreiche, zweckentsprechende Einrichtung sein. Am 1. Januar 1924 hat das neue Geschäftsjahr begonnen. Neuanmeldungen werden bei den Besichtigungen und von dem Direktor jederzeit entgegengenommen.

(Grünberger Anzeiger)

 
22. Dezember 1923

Meldungen

In der vergangenen Nacht (15. Dezember 1923) wurde aus einem Stall in Münster eine mittelschwere braune Stute gestohlen. Vermutlich ist das Pferd vorher angeschirrt worden, denn auch das Kummetgeschirr wird vermisst. In der gleichen Nacht wurde in Grünberg ein leichter Wagen, der im Hofe stand, gestohlen.

Vor einigen Tagen wurde in Stockhausen ein aus einem Nachbarort stammender junger Mensch, der hier als Dienstknecht in Arbeit steht, abends nach Beendigung der Spinnstube von einem Altersgenossen überfallen und am Kopf stark verwundet, sodaß er in die Gießener Klinik gebracht werden mußte, wo eine Operation vorgenommen wurde. Wie ist es möglich, daß kaum der Schule entwachsene Knaben sich bis spät in die Nacht hinein in der Spinnstube oder auf der Straße umhertreiben können? Es wäre wünschenswert, wenn ein entsprechendes Verbot, wie es in der Kriegszeit bestand, die Erzieher unterstützen würde.

Die diesjährigen Weihnachtsferien an den hessischen Schulen wurden um acht Tage verlängert. Der Schulunterricht beginnt allgemein wieder am 14. Januar 1924.

(Grünberger Anzeiger)

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14. Dezember 1923

Meldungen

Ab Donnerstag, 6. Dezember 1923, fällt wegen ungenügender Besetzung ein erheblicher Teil an Zügen aus. Es sind dies auch die Strecken Gießen-Fulda (zwischen Gießen und Mücke), Mücke-Laubach-Hungen (hier verkehrt nur Werktags der Zug Mücke ab 1.29-Hungen an 2.22.. An Sonn- und Feiertagen fällt der Zug Hungen ab 2.53-Mücke an 3.55 aus.

Gegenwärtig (11. Dezember 1923) durchziehen männliche Personen von etwa 20 Jahren, angeblich von Gießen, die Dörfer unseres Vogelsberges und fechten Mehl, Frucht und dergl. Die erbettelten Nahrungsmittel werden von den Burschen verkauft, um Schnaps und Zigarretten einzuhandeln. Also die Wohltätigkeit der Leute wird oft mißbraucht zur Liederlichkeit.

In der Gegend um Mücke herrscht gegenwärtug (14. Dezember 1923) einige Aufregung, da die Polizei in einigen Orten Milchpantscher entdeckte, die nun ihrer Bestrafung, jedenfalls Freiheitsstrafen, entgegengehen. Man kann nur unserer Polizeibehörde dankbar sein, dass jetzt Wucherern, Betrügern und Schiebern gehörig auf die Finger gesehen wird, ist es doch ein Skandal, wenn Leute ihr sauerverdientes Geld für Wasser, das sie in jedem Brunnentrog schöpfen können, hingeben müssen, und ihre Kinder, die schon an Unterernährung leiden, weil gar mancher Familienvater auch die notwendigsten Nahrungsmittel nicht kaufen kann, statt Milch gefärbtes Wasser bekommen.

(Grünberger Anzeiger)

 
18. Oktober 1923

Meldungen

In der Öffentlichkeit ist in letzter Zeit verschiedentlich der Wunsch zum Ausdruck gebracht worden, über die Erwerbslosenführsorge unterrichtet zu werden. Von authentischer Seite wird uns über die Bestimmungen der Reichsverordnung über Erwerbslosenführsorge folgendes mitgeteilt:
Die Erwerbslosenführsorge wird nur gewährt:
1.) wenn die Erwerbslosigkeit infolge des Krieges oder infolge der durch den Krieg verursachten wirtschaftlichen Lage hervorgerufen ist,
2.) wenn der Erwerbslose über 16 Jahre alt ist,
3.) wenn der Erwerbslose arbeitswillig ist,
4.) wenn der Erwerbslose arbeitsfähig ist,
5.) wenn der Erwerbslose sich in bedürftiger Lage befindet.

Wie aus der Reichsbank zu erfahren, werden zurzeit neue Reichsbanknoten zu 5 und 10 Milliarden gedruckt. Die neuen Scheine werden mit kleinen Abweichungen in der Art der 100-Millionen-Scheine erscheinen.

Die Löhne für Waldarbeiter sind für die Woche vom 7. bis 13. Oktober wie folgt festgesetzt: Lohngebiet 1 pro Stunde 78 Millionen, Lohngebiet 2 pro Stunde 66 Millionen Mark. Die Stücklöhne sind im gleichen Verhältnis wie die Stundenlöhne erhöht.

St. Gallus, seit Jahren ein untrügliches Stimmungsbarometer, zeigt auf "teure Zeiten". Auf dem Viehmarkt (zum Gallusmarkt) waren 344 Ferkel aufgetrieben, umgesetzt wurde nur ein kleiner Teil. Die Forderungen gingen auf den Vorkriegspreisen zurück; bei den Umrechnungen richtete man sich nach dem Kurs der Steuermark. 8-10 Wochen alte Tiere sollten 12 Milliarden kosten, jüngere entsprechend weniger (bis zu 7 Milliarden). Die Verkäufer ließen sich nur unbedeutende Summen herunterhandeln und beharrten zumeist auf den genannten Beträgen.
Infolge des Bargeldmangels wurden nur ganz vereinzelt Barabschlüsse getätigt, dagegen tauschten Händler verschiedentlich gegen Frucht (8-10 Wochen alte Ferkel gegen 1,5 Ztr. Weizen oder mehr). Die meisten Verkäufer fanden keinen Absatz und nahmen ihre Tiere wieder mit nach Hause.
Sehr nachteilig wirkte dieser Verlauf des Viehmarktes auf das Marktgeschäft in der Stadt. Herrschte in den Straßen, wie auf der Käswiese, auch reges Leben und Treiben -allerdings bedeutend schwächer als im Vorjahr -, so blieben doch die Läden, in denen sich sonst die Käufer drängten, größtenteils leer. Auch hier Milliardenpreise und Geldmangel!
Und wo wirklich Verkehr herrschte, konnte noch lange nicht auf größeren Absatz geschlossen werden. Teure Zeiten! Darunter litten auch das "Frühstückchen" in den Wirtschaften in der Stadt (die Portion 250 bis 400 Millionen) - für den Markt selbst hatte sich überhaupt kein Wirt gefunden -, ferner auf der Käswiese der Erfolg der Krämerstände, das Karussellfahren (billig: Erwachsene 20, Kinder 10 Millionen), der Besuch der Schießbude, des Zirkus und des Panoramas, wo als neueste "Attraktion" neben "Kaiser Neros Lieblingsspielen" "die Schreckenstaten der Franzosen an der Ruhr" zu sehen sind. So mußten auch die "fahrenden Leute" mit einem mageren Marktverdienst zufrieden sein. - Die Jugend aus Grünberg und der Umgebung ließ sich Tanz und Frohsinn nicht ganz verschlagen.

(Grünberger Anzeiger, 11., 13. und 18. Oktober 1923)

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01. Oktober 1923

Lebensmittelversorgung

Das "Schottener Kreisblatt" veröffentlicht (am 1. Oktober 1923) folgende "Mahnung": Betr.: Lebensmittelversorgung im Wirtschaftsjahr 1923/24. - Landwirte, ihr habt stets freie Wirtschaft gefordert; wohlan! auch der Verkehr mit Brotgetreide ist jetzt frei. Vergeßt aber auch nicht Eure Pflicht, das entbehrliche Getreide ohne Verzug an Absatzgenossenschaften, Müller, Händler abzusetzen, damit am 16. Oktober Stockungen im Bezug von Mehl und Brot vermieden werden.

Die Kaufgelder legt wertbeständig an in Goldanleihen, Goldkonten der Sparkasse, nützlichen Vorräten. - Verkauft auch ebenso den Überschuß an Kartoffeln; es ist von allergrößter Wichtigkeit für Volk und Vaterland, daß alle Haushaltungen sich vor Winter mit ihrem Jahresbedarf versorgen können. - Liefert Milch in die Molkereien, damit Kranke und Kinder in den Städten dieses unentbehrliche Nahrungsmittel erhalten können.

Laßt das Buttern für Handelszwecke; wieviel Verdruß entsteht durch das gebotene Einschreiten gegen Schleichhändler mit Strafe und Beschlagnahme! - Unterlaßt das Verfüttern von Brotgetreide und Mehl an Vieh; es ist mit hohen Strafen bedroht und eine Sünde am Volk, zumal eine reiche Futtermittelernte es überflüssig macht. Vergeßt nicht, daß alle Stände heute eine Not- und Schicksalgemeinschaft bilden; leidet ein Stand, so leiden alle.

[Die junge Weimarer Republik erlebt 1923 das schwerste Jahr seit ihrer Gründung. Mit der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und Belgien eskaliert der Konflikt um die Reparationszahlungen. Putschversuche und Aufstände erschüttern das Deutsche Reich, die galoppierende Inflation führt schließlich zur Währungsreform. Durch die katastrophale Wirtschaftssituation des Deutschen Reichs entsteht eine innenpolitische Krisenlage, die das Reich vor eine Zerreißprobe stellt und einen Bürgerkrieg in den Bereich des Möglichen rückt. Im Herbst 1923 erreicht die Krise ihren Höhepunkt.]

(Grünberger Anzeiger/chroniknet)

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21. August 1923

Brotkartenausgabe

Das Kreisamt Schotten schreibt an die 54 Bürgermeistereien des Kreises: Die uns von der Reichsgetreidestelle zugewiesene Menge Brotgetreide für die Zeit vom 16. 8. bis 15. 9. war so gering bemessen, daß die Versorgungsberechtigten, die gar keine Frucht gebaut haben, nicht voll befriedigt werden konnten.

Nun ist heute (21. August 1923) die Nachricht eingetroffen, daß eine weitere Menge uns zugewiesen sei. Dadurch sind wir in die Lage versetzt, denjenigen Teilversorgern die zu den Bedürftigen gehören, und noch kein eigenes Mehl haben, Brotkarten zu geben. Wir ermächtigen Sie darnach zu verfahren. Etwaiger Mehrbedarf an Brotkarten ist bei der Kornstelle anzufordern.

(Grünberger Anzeiger)

 

[Nach dem Ersten Weltkrieg mussten wichtige Lebensmittel und Verbrauchsgüter noch jahrelang rationiert werden. Die junge "Weimarer Republik" war nicht nur durch die gewaltigen Reparationsleistungen der Alliierten geschwächt, sondern auch politischen Umsturzversuchen ausgesetzt. Das Jahr 1923 spielt dabei eine besondere Rolle. Anfang 1923 besetzten französische und belgische Truppen das Rheinland, weil Deutschland mit der kostenlosen Lieferung von Kohle in Verzug geraten war. Danach brach das Vertrauen in die deutsche Mark-Währung immer mehr zusammen und ab Juli 1923 brach die Hyperinflation aus.]

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20. August 1923

Kirchengemeinde Groß-Eichen - Klein-Eichen

Zur Zeit (August 1933) wird die Kirche in Groß-Eichen im Inneren wiederhergestellt und gleichzeitig eine Warmluftheizung eingebaut. Unter der Tünche und Farbe sind allerlei alte Malereien zum Vorschein gekommen, die nun wieder aufgefrischt werden sollen. Auch die Grundmauern der ehemaligen alten Kapelle wurden z. T. bei Ausgrabungen im Kirchenschiff endeckt. Die jetzige Kirche wurde im Jahre 1747 erbaut. Die Gottesdienste werden z. Zt. in der Turnhalle gehalten.
[Klein-Eichen war von Beginn seiner Gründung an der Pfarrei Groß-Eichen als Filialgemeinde zugehörig. Und die Bürger Klein-Eichens mussten alle Gottesdienste in der Groß-Eichener Kirche besuchen. Wie viele Vorgängerbauten die heutige, 1746/47 errichtete Pfarrkirche hatte, läßt sich nicht feststellen. Ob der Vorgängerbau noch die alte Kapelle selbst oder bereits ein Erweiterungsbau- oder sogar Neubau dieser war, läßt sich nicht zuverlässig sagen.Vermutlich hatte die erste Groß-Eichener Kirche auch einen anderen Standort als den heutigen.]

Am vergangenen Sonntag (20. August 1933) fand der Eröffnungsgottesdienst für den diesjährigen Konfirmandenunterricht statt. Es sind in diesem Jahr 11 Konfirmanden, 5 Knaben und 6 Mädchen, darunter 2 Knaben und 2 Mädchen aus Klein-Eichen. [Die Konfirmation für diesen Jahrgang (1920?) fand dann 1934 statt.]

(Grünberger Anzeiger, Festschrift Kirche Groß-Eichen)

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14. August 1923

Papiergeldflut

Auf der Titelseite des Grünberger Anzeigers vom 14. August 1923 heißt es unter der Überschrift "Der Kampf gegen die Papiergeldflut": Der Sturz der Mark ins Bodenlose, die ungeheuerlichen Preissteigerungen, die die Kaufkraft breitester Volkskreise vernichtet haben, zu alledem Mangel an Waren und Lebensmitteln sind die Quelle schwerster körperlicher und seelischer Leiden für die Bevölkerung geworden. Bis zum heutigen Tage verhindert ein gnadenloser Gegner jede Lösung der Ruhr- und Reparationsfrage, die nicht auf eine Erdrosselung Deutschlands hinausläuft. Aus eigener Kraft muß Deutschland gegenwärtig alles aufbieten, um der weiteren Entwertung seines Geldes, um dem Fortschreiten der Inflation und dem weiteren Umsichgreifen der Zerrüttung zu entgehen. [...]

Die Zeitung wendet sich auf derselben Seite an alle Bezieher des Anzeigers: Die Umwälzungen auf dem Geldmarkt der letzten Tage, die anscheinend allgemein mit der Einführung einer Preisberechnung in Goldmark und einer Bezahlung in Papiermark enden sollen, haben einen Ansturm auf die Betriebsmittel zur Folge gehabt, wie er in einem solchen Umfang noch nicht erlebt wurde. Die Löhne haben sich seit Anfang des Monats verfünffacht, der Papierpreis hält ebenfalls gleichen Schritt mit der Entwertung der Mark, ebenso alle Materialpreise. [...]

So ist, denn eine Nacherhebung für den Monat August nicht zu umgehen. Sie beträgt [...] für den "Grünberger" und "Laubacher Anzeiger" 90.000 Mk. und 5000 Mk. Trägerlohn. Es ist vor allem nötig, daß diese Nachzahlung für uns sofort verfügbar wird, damit nicht etwa eine neue Geldentwertungswelle ihre Wirkung wieder aufhebt. [...] Der größte Teil der Leser lernte wohl die neuesten Auswirkungen der letzten Markentwertung auf die Zahlungsbedingungen beim Einkauf aus eigener Erfahrung kennen, [...]

Ebenfalls auf der Titelseite steht dann: Soeben erhalten wir Kenntnis von der Mitteilung des Vereins Deutscher Zeitungsverleger, wonach die Löhne für die laufende Woche entsprechend der Indexsteigerung weiter erhöht wurden. Der Waggon Papier wird am 1. September mindestens 3 Milliarden Mark kosten. Die am gestrigen Tage errechneten Aufschläge auf die Augustbezugspreise (90 000 und 5000 Mark) sind hierdurch weit überholt. Sie müssen auf 140 000 Mark und 10 000 Mark Trägerlohn erhöht werden. [...]

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
03. Mai 1923

Feldgeschworener

Der Grünberger Anzeiger berichtete am 3. Mai 1923 von der Ernennung und Verpflichtung des Landwirtes Heinrich Eckhard zum Feldgeschworenen der Gemeinde Klein-Eichen. Obwohl der Name Eckhard in der Zeitung nur mit "d" am Ende geschrieben wird, wird es sicherlich Heinrich Eckhardt (geb. 1870) sein. "Eckhard" taucht im Geburtsregister der Kirchenbücher nicht auf.

Heinrich Eckhardt ist der Bruder von Wilhelm Eckhardt, dessen Sohn, ebenfalls Wilhelm, Bürgermeister von Klein-Eichen werden wird. Heinrichs Tochter Minna Eckhardt heiratet 1919 Karl Kühn aus Ilsdorf. Deren Sohn Erwin den elterlichen Hof in der Groß-Eichener Straße bewirtschaftet.

Das Amt des Feldgeschworenen ist eines der ältesten Ämter der kommunalen Selbstverwaltung. Das Ehrenamt soll schon im 13. Jahrhundert entstanden sein. Die Obrigkeit erkannte die Notwendigkeit, das vor Ort Ansprechpartner in den Dörfern nötig waren, die sich mit den lokalen Gegebenheiten auskannten und die Grenzbeaufsichtigung gewährleisteten.

Da zu der damaligen Zeit jeder kleinste Acker bzw. Wald sehr wertvoll und wichtig für die Bauern und Gemeinden war, wurden im Laufe der Jahrzehnte häufiger einmal die Grenzen etwas verschoben. Die Grenzen waren in der Regel festgelegt durch z. B. Bäume, Büsche, Hecken oder auch durch Gräben. Mit der Zeit jedoch setzte man zur Kennzeichnung der Grenze die so genannten Grenzsteine.

Besonders in Wald- oder abgelegenen Gebieten traten solche Grenzverschiebungen häufiger auf. Daher begann man in angemessenen Zeiträumen die Gemarkungsgrenze der Gemeinde zu begehen. Es wurden neben Amtspersonen, auch "Feldgeschworene" der betroffenen Gemeinden gewählt, um die Ordnung der Grenze zu überprüfen und sicher zu stellen. Diese Grenzbegehungen als erforderliche Notwendigkeit, waren sehr wichtig, um Auseinandersetzungen mit den jeweiligen Nachbargemeinden bezüglich des korrekten Grenzverlaufes zu schlichten und zur Einigung zu bringen. Etwaige Grenzverletzungen mussten den zuständigen Ämtern gemeldet werden.

Feldgeschworene setzten Grenzsteine höher oder tiefer, wechselten beschädigte Grenzzeichen aus und entfernten Grenzzeichen. Feldgeschworene hatten das Recht Grenzermittlungen, Grundstücksteilungen und -abmarkungen durchzuführen.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
23. April 1923

Deutsches Volksopfer

Als zweite Gabe für das Deutsche Volksopfer spendete die Gemeinde Lardenbach 10 620 Mk. Die Belegschaft der Grube Hoffnung zu Stockhausen (Gewerkschaft Luse und Ilsdorf in Weickartshain) lieferte in der Woche vom 8.-14. April 158 342 Mk., vom 15.-21. April 143 978 Mark an das Deutsche Volksopfer ab.

("Das Deutsche Volksopfer" waren Spenden anläßlich der Ruhrbesetzung 1923. Die Krise von 1923 wurde durch die französische Besetzung des Ruhrgebiets ausgelöst. Im Jahr vor dem März 1921 blieb der Außenwert der Mark stabil. Im Laufe des Jahres 1922 fiel sein Wert. Mit der Ruhrbesetzung ging der Wert in den freien Fall.)

(Grünberger Anzeiger)

 
19. April 1923

Anzeige

Im Grünberger Anzeiger vom 19. April 1923 erschien folgende Anzeige:

Fotos

 
07. April 1923

Johann-Friedrich-Stift zu Laubach

Im Grünberger Anzeiger vom 7. April 1923 blickt der Laubacher Pfarrer Nebel auf die Geschichte des Johann-Friedrich-Stifts zu Laubach zurück. Dieses Armen- und Siechenhauses wurde 1708-1711 in der Stiftstraße als großer Fachwerbau errichtet. Die "Laubacher Specification" ist damals von Pfarrer Marquard aufgestellt worden. Sie enthält 34 Nummern, viele davon umfassen Ehepaare mit Kindern, einige davon seien mitgeteilt [1923 im Grünberger Anzeiger]:

1.) Hans Engels Witwe, 60 Jahre alt, ohne Verstand, hat eine Tochter bei sich welche viel ausstehen muß. Gott erbarm sich! 2.) Hans Orbels nun auch mutterlose Waisen. Der Knab ist böß und ungehorsam, Gott mache ihn und andere fromm! 4.) Joh. Cremetzer und Frau. Er ist 78 Jahre alt und dem Brantweintrinken ergeben gewesen, sie aber auf 66 Jahre alt, sonst still und fromm. 6.) Caspar Seippen Tochter, auf 40 Jahre alt, bis transgressa 6. praec. (hat zweimal das 6. Gebot übertreten). Gott wolle sie bessern! 7.) Konrad Wölls Tochter cum spurio (mit einem unehelichen Kind) ist über 40 Jahre alt, sonst schlecht und ohne sonderlichen Verstand. 8.) Burkhard Georgen Wittib, auf 70 Jahre alt, hat ihre Fehler und sind einige mit ihrem Tabakrauchen nicht zufrieden. 9.) Amalie Schirmerin, auf 50 Jahre alt, schlecht, ohne sonderlichen Verstand, soll auch den Brantwein gern trinken. 10.) Elisabeth Jägerin, auf 40 Jahre alt, fromm, still und Gott herzlich liebend. 11.) Hans Friedrich Kühnen Wittib, ist über 70 Jahre alt, still und fromm. 15.) Die Siech-Gertraud, auf 50 Jahre alt, hat sonst ein stilles Leben geführt. 18.) Siegfried Engel mit Frau, er ist über 70 Jahre alt, sie auf 60 Jahre. Gott bringe sie zur wahren Bekehrung im Alter! 32.) Des entlossenen Lißmanns Frau, vulgo Horluffs-Lies, mit ihren 4 Kindern, über 40 Jahre alt, der älteste Bub auf 16 Jahre, hat den Schein der Gottseligkeit, lebt aber mit der Nachbarin in stetem Zank und Streit. 34.) Phillips Roben Tochter, über 20 Jahre alt, ist stumm und fast von jedermann verlassen.

Von Freienseen werden 43 Personen namhaft gemacht, von Ruppertsburg 8, Gonterskirchen 10, Wetterfeld 8, Lardenbach 14, Ilsdorf 4, Utphe 36, darunter drei Witwen mit 5, 4, 6 unerzogenen Kindern, 1 Mann mit 8 Kindern, Trais-Horloff 8, Inheiden 10.

Aus dieser großen Menge wurde zunächst eine Auswahl der Bedürftigen getroffen, und von dieser engeren Auswahl wurden 20 aufgenommen, die auf einem Bogen verzeichnet sind: "Folgende Armen und Dürftigen wurden zu Anfang in's Armenhaus aufgenommen den 3. Januar 1711. An alten Männern 2 aus Laubach. An Wittwen eine von Laubach, je eine von Ruppertsburg, Gonterskirchen, Lardenbach, Trais, Inheiden. An ledigen Weibspersonen 2 von Laubach, je eine von Freienseen und Wetterfeld. An Kindern: 5 von Laubach, 1 von Freienseen, 1 von Ilsdorf, 1 von Utphe."

Wir sehen aus diesem Verzeichnis, wie Armut und Elend groß und das Bedürfnis nach einem solchen Haus schreiend war. Wir sehen aber auch, in wie bescheidendem Maß nur Hilfe gebracht werden konnte.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
06. März 1923

Überstunden

Die Belegschaft der Gewerkschaft Luse u. Ilsdorf zu Weickartshain macht zu Gunsten des Deutschen Volksopfers jede Woche eine Überstunde. Die Woche vom 19.-24. Februar erbrachte einen Betrag von 345 464,52 Mk., der sich auf die einzelnen Betriebe folgendermaßen verteilt: Grube Hoffnung, Stockhausen, 264 134,52 Mk., Grube Maximus, Lardenbach, 57 216,17 Mk., Grube Luse, Ilsdorf, 24 113,50 Mk.

(Grünberger Anzeiger)

 
14. Februar 1923

Aus dem Vogelsberg

In weiteren Kreisen macht sich die Besorgnis geltend, daß es rein unmöglich wird, so erschreckend hohe Holzpreise zu bezahlen, wie sie gleich im Beginn der ersten Brennholzversteigerungen auftreten. Warum findet man nicht an den maßgebenden Stellen Mittel und Wege, diesen unmöglichen Preisen wirksam zu begegnen? Wäre es da nicht angebracht, eine Rationierung anzuwenden, wie sie vor zwei Jahren gewesen? Viele Leute können schlechterdings das Brennholzgeld nicht aufbringen.

(Grünberger Anzeiger)

 
03. Februar 1923

Bekämpfung Vergnügungs- und Genußsucht

Dem Lehrer A. Bach aus Flensungen reicht es nicht aus, wie der Staat gegen die Schlemmer und den Alkoholmißbrauch vorgeht. In einem Beitrag des Anzeigers schreibt er:

Im Grünberger und Laubacher Anzeiger erschien ein Rundschreiben des Herrn Reichskanzlers an die Länder unter der Überschrift "Zur Reinigung unseres öffentlichen Lebens". Darin wandte sich der Reichskanzler gegen die Schlemmer und den Alkoholmißbrauch und betonte, es sei eine Notwendigkeit für Reich und Länder, daß mit aller Kraft dagegen vorgegangen werde. Eine Verordnung unserer Regierung folgte diesem Rundschreiben bald.

Es dürfte aber wohl noch wenig bekannt sein, daß schon in früheren Jahrhunderten unsere hessische Regierung der Vergnügungs- und Genußsucht noch viel kräftiger zu Leibe rückte. Wir denken an die Hessische Kirchen- und Disziplinordnung, die der Landgraf Philipp der Großmütige 1543 erließ.

Ihre Artikel handeln:
1. Vom Gotteslästern, Schwören und Fluchen. 2. Vom Vollsaufen. 3. Von Ehebruch. 4. Vom Kirchengehen. 5. Vom Tanzen. 6. Von der Kirchweihe. 7. Von der Kindstaufe.

Lehrer Bach geht in der Zeit weit zurück, um seine Forderungen zu erläutern.

(Grünberger Anzeiger)

 
23. Januar 1923

Von der Jagd

Der Hase wird eben mit 2000-3000 Mark bezahlt. Durch diese Preissteigerung kommen die Jagdpächter auf ihre Kosten. Es gibt gute Hasenjagden, die einen Erfolg nicht unter hundert Hasen haben. Das sind 200 000 Mark. Sehr oft beträgt die Pachtsumme kaum 6000 Mark.
Da regen sich nun auch die Gemeinden und verlangen einen Aufschlag von 30 000 Mark auf die jährliche Pachtsumme. In einer kleinen Gemeinde, die etwa 3000 Mark Jagdpacht hebt. Ihre Jäger erbeuteten aber während des Winters einen Marder und drei Füchse. Das macht etwa 160 000 Mark für Pelzwild aus.

Infolge der Entwertung der Mark beanspruchen die Gemeinden eine ausgleichende Erhöhung der Jagdpachten. Die meisten Gemeinden haben diese Angelegenheit mit den Jagdpächtern in Güter erledigt. Die Gemeinde Nieder-Ohmen z. B. erhält von ihrem Jagdpächter zu der jährlichen Grundpacht von 6000 Mk. einen Zuschuß von 64 000 Mk., macht zusammen 70 000 Mk. Wenn ein Jagdpächter besonderes Glück mit dem Pelzwild hat, wie dieser Tage einer von Wetterfeld, so kann er sich gratulieren. Von jenem Jagdpächter wird mitgeteilt, daß er in einer Woche zwei Marder, einen Fuchs und ein Reh erbeutete. Allein für das Steinmarderfell werden heute bis zu 100 000 Mark bezahlt.

Kaum wird das Maulwurffangen betrieben, so häufen sich auch die Klagen über das Stehlen von Maulwurfsfallen. Die Maulwurfsfelle werden mit 500 Mark bezahlt. Die Fänger von Füchsen machen jetzt auch gute Geschäfte, bezahlt man doch ein gutes Fuchsfell mit 30 000 Mark.

(Eine schwere Bewährungsprobe erwartete die junge Weimarer Republik 1923. Deutschlands Wirtschaft lag in Scherben, der Staat war pleite. Um dennoch seine Schulden bezahlen zu können, wurde ständig mehr Geld gedruckt. Die Inflation war eine Spätfolge des Ersten Weltkriegs.)

(Grünberger Anzeiger)

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27. Dezember 1922

Wetter und Wirtschaftslage

Nun hat es doch weiße Weihnachten gegeben, so wenig man das auch nach der Wetterlage erwarten konnte. Die Schneedecke, die gestern ein Schneesturm brachte, war dicht geschlossen. Doch setzte wieder Tauwetter ein, das aber den Schnee nicht gänzlich wegbrachte. An den Weihnachtsfeiertagen fehlte der sonst übliche starke Besuch im Vogelsberg. Dazu paßte so recht die überall auftretende gedrückte Stimmung, wie sie unserer Wirtschaftslage entspricht.

Auch zeigte sich die gewaltige Teuerung in den leeren Gastwirtschaften. Die Getränke sind so teuer geworden, daß selten jemand ihrer begehrt, und der Rauch von Zigarren, Zigaretten und Tabak wird dünner und dünner. Die Weihnachtsgans kostet dieses Jahr je Pfund 620 Mark, also zahlte man für eine Gans von 10 Pfund einen Betrag von 6200 Mark.

(Grünberger Anzeiger)

 
29. Nov. 1922

Meldungen 1922

Für die Gemeinden, in denen keine Wahlvorschläge zur Gemeinderatswahl eingereicht wurden, ist nach einer Entscheidung des Ministeriums des Inneren ein neuer, besonderer Wahltermin für die Wahl zum Gemeinderat anzuberaumen. Diese Wahl soll möglichst noch im Dezember stattfinden. Hinsichtlich der Kreistags- und der Provinzialtagswahlen bleibt es auch für diese Gemeinden bei der bisherigen Anordnung, d. h. die beiden Wahlen werden am 19. November (1922) vorgenommen. In Gemeinden, wo ein Wahlvorschlag mit weniger Namen vorliegt als Sitze im Gemeinderat vorhanden sind, gilt dieser Vorschlag ohne Wahlhandlung einfach als gewählt.

Eine alte Kalenderregel verlangt im November die gründliche Bewässerung der Wiesen. Das blieb im vorjährigen Herbste gänzlich aus, und der Ertrag der Heuernte war kärglich. In dem zu Ende gehenden diesjährigen November (1922) ist sie aber sehr gründlich gewesen. Sah man im vorigen Herbste metertief trocken in die frischgeschaufelten Gräber, so sah man in diesem Jahre in solchen das Wasser hoch stehen. Das gibt eine deutliche Anschauung vom durchgeweichten Erdboden. Wegen dieser Bodenfeuchtigkeit konnte die Weizensaat noch nicht beendigt, das Kartoffelausmachen noch nicht überall bewältigt werden.

In neuester Zeit nimmt der direkte Austausch von Frucht gegen andere Erzeugnisse stetig zu. Das ist insbesondere der Fall beim Eintausch von Rüböl gegen Getreide (Korn). Da der Winterraps im vorigen Jahre vollständig mißraten war, fehlt auf dem Lande das Rüböl fast völlig. Gegen 10 Pfund Korn erhält man 1 Liter Rüböl. Wer Sommerraps gesät hatte, der sehr gut geraten war, hat vollkommenen Ersatz.

Ein Schneesturm tobte gestern (29. November 1922) in unserem Gebirge, wie er glücklicher Weise zu den Ausnahmen gehört. Der Schnee lag fußhoch und noch höher in den Schneewehen. Dabei wehte eine eisige Luft, daß die Fensterblumen wuchsen. Doch nur von kurzer Dauer war dieser Einfall des Winters; denn starkes Tauwetter ließ den Schnee rasch zusammenschmelzen. Da vorgestern Nacht das Thermometer 4 Grad R unter Null sank, so hat die Schneedecke den Winterraps trefflich geschützt.

Die Talorte an der Ohmstraße wurden in diesem Herbste mit der Telephonleitung nach Ruppertenrod verbunden. Das wurde an letzterem Orte sehr begrüßt, weil nun die Gelegenheit gegeben ist, daß die Reisenden, die in Ruppertenrod auf das Abendauto von Ulrichstein warteten, in Kenntnis gesetzt werden konnten, wenn das Auto schon vorher bestzt war. Da konnten sie zu Fuß noch den Abendzug ab Mücke um 7 Uhr erreichen.

(Grünberger Anzeiger)

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2. November 1922

Meldungen

Bei der fortschreitenden Geldentwertung sieht man mit Bangen den neuen Holzpreisen entgegen. Man spricht von einem Tarifpreis von 1500 Mk. für den Raummeter Buchenholz. Was soll da das Steigerungsholz kosten? Gewaltig sind die Preise, von denen man für das Nutz- und Wertholz spricht, nämlich von 30 000 Mk. für den Festmeter. Bestätigen sich diese Preise, so kann der kleine Schreiner aufhören mit seinem Geschäft und nur bei Stellung des Holzes von den Bestellern noch Arbeit annehmen.

Über unliebsame Störungen im Stromnetz der elektrischen Leitung wird hier viel geklagt. Auf eine Anfrage beim städtischen Elektrizitätswerk in Gießen ist folgender Bescheid zuteil geworden: "Der im Stadtgebiet sowohl, als auch im Überlandnetz zur Verteilung kommende Strom wird teilweise von dem staatlichen Kraftwerk in Wölfersheim bezogen. Der Strombezug aus diesem Werk ist außerordentlich unsicher. Die Spannungen schwanken außerordentlich, und dies gibt die Veranlassung zu dem mangelhaften Licht. Hinzu kommt, daß häufig, an einem Tage fünf- bis sechsmal, der Strom plötzlich unterbrochen wird, was sich natürlich auf das ganze Netz überträgt. Im Monat August dieses Jahres (1922) z. B. sind 83 Unterbrechungen resp. Störungen, im Monat September 36 und in dem Zeitraum vom 1. bis 15. Oktober 16 Unterbrechungen resp. Störungen im Strombezug vom Kraftwerk Wölfersheim eingetreten. Seit Februar diesen Jahres beziehen auch Klein-Eichen und Lardenbach Strom aus Wölfersheim.

(Grünberger Anzeiger)

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28. Oktober 1922

Meldungen

Man muß die voll gefüllten Säcke auf den Kartoffelnäckern, die hochbeladenen Wagen am Abend heimkommen und die bis oben gefüllten Keller sehen, um den Segen der reichen Kartoffelernte zu ermessen (21. Oktober 1922). Was die Getreideernte zu wünschen übrig gelassen, das hat der Kartoffelsegen wieder wettgemacht. Zu der reichen Kartoffelernte gesellt sich ein gutes Erträgnis der Wurzelgewächse überhaupt, insbesondere der Dickwurze. Zwar sind die Runkelrüben nicht besonders dick, aber reichlich. Das ist für die Viehfütterung im Winter von Bedeutung.

Der Frost ist doch eher (am 27. Oktober 1922) im vorderen Vogelsberg gekommen als man ihn erwartet und ist gleich so stark aufgetreten, daß die Quecksilbersäule sich fünf Grad unter Null hinabsenkte. Da fror der Ackerboden so hart, daß die Weizensaat und verspätete Kornsaat eingestellt werden mußte; es haftete keine Egge in dem festgefrorenen Ackerboden. Die Dickwurz und die verspäteten Kartoffeln haben wohl Not gelitten. Die Stoppelfelder sind noch lange nicht gestürzt. Die Vorboten des Winters sind eben zu früh gekommen.

Als im vorigen Jahr die Maulwurfsfelle mit 20 Mark das Stück bezahlt wurden, da staunte jedermann. Jetzt (27. Oktober 1922) aber bezahlt man dafür 120 Mk. Auch die Hasenfelle sind bis auf 100 Mark gestiegen.

Aufruf (am 28. Oktober 1922) an die Bewohner der Städte Grünberg und Laubach und der Ortschaften in den gerichtsbezirken Grünberg und Laubach! Dem Verlag unserer Heimatpresse, des "Grünberger Anzeigers" und "Laubacher Anzeigers", ist es gelungen, unterstützt von einer Leserschaft, seine Blätter bis heute über die Klippen einer gefährlichen Zeit hinüber zu retten. Diese Zeit hat viele deutsche Zeitungen, besonders auf dem Lande, dem Untergang geweiht und die Bewohner es schmerzlich, aber zu spät, empfinden lassen, was sie mit ihrer Heimatzeitung verloren: Einen billigen Führer durch die bedeutsamen Ereignisse der Welt- und Landespolitik ... Tragt bei zum Schutz der Heimatpresse! Benutzt ihren Anzeigenteil! Bleibt Leser auch in schwerer Zeit! Werbt neue Bezieher so viele Ihr könnt!

(Grünberger Anzeiger)

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14. Oktober 1922

Gallusmarkt

Der Grünberger Gallusmarkt findet am 18. und 19. Oktober (1922) dahier statt. Es wird zum recht zahlreichen Besuche eingeladen. Am Dienstag den 17. Oktober vormittags 10 Uhr erfolgt die Vergebung der Plätze an die Grünberger Geschäftsleute und mittags um 1 Uhr die Verlosung der übrigen Stände. Den Anordnungen des Marktmeisters ist strengstens Folge zu leisten. Genehmigung von Glücksspielen wird nicht erteilt, ebenso ist das laute Ausschreien der Waren untersagt. Der Auftrieb zum Viehmarkt beginnt morgens um 8 Uhr und endigt um 9 1/2 Uhr. Der Auftrieb der Schweine hat in Wagen auf der Gießener Straße zu erfolgen und müssen sämtliche Fuhrwerke in einer Reihe rechts fahren. Für jedes aufzutreibende Stück Vieh muß vorschriftsmäßiges Ursprungszeugnis ausgestellt sein. Das Standgeld für das Vieh wird beim Auftrieb erhoben. Bürgermeisterei Grünberg.

(Grünberger Anzeiger)

 
14. Oktober 1922

Späte Ernte

Endlich scheint das Regenwetter aufzuhören und eine andere, bessere Wetterlage einzutreten. Das kommt den verspäteten Grummetmachern und Getreudeerntern (14. Oktober!) noch sehr zu statten. Wie unendlich schlecht manchmal die Frucht heimgebracht worden ist, offenbart sich jetzt beim Maschinendrusch: die Frucht naß und verfault und die Scheuertenne voll Gestank! Ebenso schlecht ist vielfach das Grummet heimgebracht worden.

(Grünberger Anzeiger)

 
12. Oktober 1922

Herbstferien

Das Landesamt für das Bildungswesen hat die Ortsschulvorstände, die Kreisschulämter und die Direktionen der höheren Schulen ermächtigt, die Herbstferien um eine Woche zu verlängern, da es vielfach infolge des schlechten Wetters schwierig ist, die Ernte rechtzeitig einzubringen. Um jedoch eine Schädigung des Unterrichtes zu vermeiden, sollen drei Tage an den Weihnachts- und Osterferien gekürzt werde. Die Schulvorstände müssen jedoch ihre Beschlüsse auf Verlängerung der Ferien alsbald dem Kreisschulamt mitteilen. (12. Oktober 1022.)

(Grünberger Anzeiger)

 
10. Oktober 1922

Anzeige

Eine Anzeige im Grünberger Anzeiger vom 12. Oktober lautet:

(Grünberger Anzeiger)

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29. Sept. 1922

Obsternte

In den Haushaltungen ist man zur Zeit (29. Sept. 1922) damit beschäftigt, zwei dringende Arbeiten zu bewältigen: das Honigkochen und das Obstdörren. Die außergewöhnlich reiche Zwetschenernte bietet dazu eine willkommene Gelegenheit. Der Obsthoniggeruch im Verein mit dem Rauch der alten Obstdörren erfüllt die Luft in den Dorfschaften. Die Reife der Zwetschen mahnt zur Eile. Wie allem Obst mangelt auch den Zwetschen die gewohnte Süße, die der Sonnenschein zeitigt, woran es diesem sonnenarmen Sommer fehlt. Die Zwetschen werden jetzt von Händlern, die sie waggonweise verfrachten, mit 170 Mk. je Zentner bezahlt

(Grünberger Anzeiger)

 
25. Sept. 1922

Kirchweihfest

Anzeige Einladung zum Kirchweihfest in Lardenbach.

(Grünberger Anzeiger)

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22. Sept. 1922

Grummeternte

Endlich hat die gebesserte Wetterlage (am 22. Sept. 1922), die schon wochenlang lagernde und sitzende Grummet so trocken werden lassen, daß mit dem Heimschaffen begonnen werden kann. Ebenso Gerste, Hafer, Sommersamen und Flachs. Das letzte Getreide hat dem Landmann noch recht beschwerliche Arbeit gemacht durch das öftere Wenden. Kaum war eine Seite der Frucht getrocknet, machte sie ein neuer Regenschauer wieder naß.

Viel ausgewachsen ist sie aber nicht. Die Grummeternte konnte noch nicht zu Ende geführt werden In nassen Wiesen, wie bei Stockhausen im Seengrund, lagerte das Grummet im Wasser. Der Wasserstand ist durch die fortwährenden Niederschläge sehr stark gestiegen; das Wasser streift öfters den Rand der Ufer, die Mühlen haben Überwasser.

(Grünberger Anzeiger)

 
14. Sept. 1922

Nässe und Wild

Die ewige Nässe und Kälte schadet ersichtlich dem Wildbestand. Auf einer Feldjagd bei Grünberg fanden die Besitzer vier verendete Hasen und ein Rehkitzchen. Auch die Rebhühner leiden unter dem Wetter; selbst den jingen Haushühnern ist das Wetter hinderlich in ihrer Entwicklung; die zu spät erbrüteten gehen ein. Hoch im Preise stehen die Felle der Kastenhasen, man bezahlt das Fell mit 60 Mark. In Friedenszeiten konnte man dafür 10 Feldhasen mit samt dem Fleische kaufen.

(Grünberger Anzeiger)

 
14. Sept. 1022

Ernte

Auf den Wiesen sitzt das Grummet in Kegeln oder, was schlimmer, es liegt auf der Breite. Auf Getreidefeldern lagert der Hafer, fault und keimt, ja noch Weizen und Gerste lagert im ewigen Regen und Sudelwetter. Dabei fällt der Regen jeden Tag, genau das Gegenteil vom vorigen Jahre. In einem solchen Jahre der Teuerung, fehlt gerade noch ein solches Wetter! Eine so reiche Zwerschenernte, wie sie vor der Türe steht, kommt kaum in einem Jahrzehnt vor, aber ihr droht der größte Schaden: durch die ewige Nässe springen die reifen Früchte auf, und ein großer Teil der Ernte geht verloren. Wenn das barometrische Minimum nicht bald einem Maximum weicht, droht der größte Schaden. Auch den Kartoffeln ist es schon längst zu naß geworden.

Die Obsternte verspricht in diesem Jahre (im September) namentlich in unserer Gegend um Grünberg durchweg recht gute Erträge, und die Zeitung und Ortsschelle ladet auch die Nichtbesitzer von Bäumen zu den Versteigerungen der Gemeinden und Kreise ein. Sie alle haben hier Gelegenheit, ihren Bedarf für den Haushalt und den Haustrunk einzudecken. Hoffentlich werden die Preise durch vernünftiges Verhalten der Steigerer nicht allzu hochgetrieben.

(Grünberger Anzeiger)

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13. August 1922

Spiel- und Sportverein

Die Gründung des vermutlich ersten Fußballvereins wurde im Jahre 1921 vollzogen. Der Verein trug den Namen "Spiel- und Sportverein Lardenbach/Klein-Eichen". Der im August 1922 eingeweihte Sportplatz befand sich im Buchholz in der Gemarkung Klein-Eichen. Das Spielfeld war mit einer Länge von 110 Meter und einer Breite von 70 Meter für damalige Verhältnisse sehr groß und verlangte eine gute Kondition. Der Platz lag in einem Waldwinkel und war daher sehr bemoost, was zur Folge hatte, dass die Bälle meist nicht richtig sprangen.

Die damalige Mannschaft bestand aus den Spielern Otto Alexander, Ernst Faust, Otto Günther, Emil Keller, Albert Schomber, Karl Zimmer, Wilhelm Bär, Heinrich Frank, Adolf Keller, Wilhelm Lein, Adolf Zimmer und Otto Zimmer. Aus dem Nachbarort Freienseen waren auch mit dabei Heinrich Beyer, Emil Hofmann, Karl Beyer und Karl Immelt.

(SSV-Festschrift 1991)

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10. August 1922

Flachsernte

Eine ungewöhnliche Arbeit kostet in diesem Jahr (im August) die Bebauung der Flachsfelder. Der feuchte Sommer, der trotz allen Niederschlägen keine eigentliche Durchweichung des Bodens gebracht, fördert sehr den Wuchs des Unkrautes. Das muß aus dem Flachse entfernt werden. Der Flachs hat reichlich geblüht, sodaß für den Leinertrag gute Aussichten vorhanden sind. Wer die heutigen Preise für die Leinwand kennt, weiß auch, daß der Preis für Rohflachs, wie er jetzt meist verkauft wird, szark gestiegen ist. Die Flachszucht stellt demnach einen recht ergiebigen Zweig der Landwirtschaft dar.

(Grünberger Anzeiger)

 
30. Juli 1922

Erntezeit

Die ersten Kornhausten stehen im Felde, aber es fehlt das rechte Erntewetter. Kaum zwei Tage Sonnenschein, dann treten wieder Niederschläge ein. Sehr üppig sind die Kartoffelfelder, sie stehen in voller Blüte. Dem Grummet kommt das allzeit feuchte Wetter sehr zu statten. Da das Heu nicht vollkommene Ernte geliefert, ist eine gute Grummeternte umso wünschenswerter. Der Preis für gutes Heu steht auf 650 Mark für den Zentner.

(Grünberger Anzeiger)

 
25. Juli 1922

Anzeige

Verkaufsanzeige der Gemeinde Klein-Eichen.

(Grünberger Anzeiger)

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05. Juli 1922

Besichtigungsfahrt

Am Mittwoch (5. Juli 1922) fand eine Besichtigung vieler Gemarkungen des Kreises Schotten durch das Ministerium für Wirtschafts und Arbeit mit 7 Sachverständigen statt, um den Stand der Getreidesaaten festzustellen. Die Fahrt der beiden Automobile ging von Nidda los bis nach Altenhain, Freienseen und Laubach. Es zeigte sich allgemein ein schlechter Stand des Winterweizens, teilweise des Roggens und vielfach des Sommergetreides.

(Grünberger Anzeiger)

 
29. Juni 1922

Elektrisches Licht

Die Hauseinrichtungen für das elektrische Licht sind jetzt (Juni 1912) in Groß-Eichen fertiggestellt. Nun beginnen die Arbeiten für die Hochspannungsleitung und das Straßennetz. Nachdem die Gemeinde Ober-Ohmen schlechte Erfahrungen mit einem eigenen Elektrizitätswerk gemacht, hat man auch hier diesen Plan, obgleich die Masten schon standen, aufgegeben und den Anschluß an die Überlandleitung vorgezogen. Schon im Januar d. J. wurden Klein-Eichen und Lardenbach das Stromnetz in Betrieb genommen.

(Grünberger Anzeiger)

 
20. Juni 1922

Vom westlichen Vogelsberg

"Ein trauriges Zeichen unserer Zeit ist der abnehmende Wildbestand in unseren früher so wildreichen Gegenden, über den von den Waidmännern lebhaft Klage geführt wird. Dank dem Eifer, mit dem sich allerlei Kriegs- und Revolutionsgewinnler auf das edle Waidwerk gestürzt haben, können wir es erleben, daß in absehbarer Zeit unser Wildbestand fast vollständig ausgerotet wird.

Rehe sieht man in unseren ausgedehnten Wäldern nur noch selten - vielleicht den zehnten Teil so viel als früher -, Meister Reinecke ist infolge der überhandnehmenden Fallenstellerei fast ganz verschwunden. Für den Natur- und Tierfreund ist das sehr betrübend; er kann von Glück sagen, wenn ihm auf seinem Sonntagsspaziergang durch Feld, Wald und Wiese ein Häslein begegnet.

Doch es gibt auch noch Jäger, die aus Idealismus und nicht aus reiner Geldgier und Freude am Morden das edle Waidwerk ausüben. Vielleicht erbarmen sie sich über die wenigen noch lebenden Kreaturen, damit sie unserem deutschen Wald, der deutschen Heimat und allen Freunden von Gottes herrlicher Natur erhalten bleiben.

Die unersättlichen Nimrode aber, die alles wegpaffen, was ihnen vor die Flinte läuft, mögen bedenken, daß sie nicht alleine auf der Welt sind."

(Grünberger Anzeiger)

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29. Mai 1922

Versteigerung

Am Dienstag den 6. Juni nachmittags 2 Uhr werden auf dem Stockhäuserhof bei Otto Graulich nachfolgende Gegenstände aus dem Nachlasse des Lehrers Schneider gegen Barzahlung öffentlich meistbiedend versteigert:

1 vollständiges, guterhaltenes Federbett mit Sprungfedermatratze, 1 kleiner Tisch, 1 Nachttisch, 1 Nachtstuhl, 1 Vogelkäfig, mehrere Paar getragene Schuhe und Lederpantoffel (Größe 43), 1 Rohrsessel, Schirme, Hüte, Gummieinlage und dergl. Besichtigung von halb 2 Uhr ab.

Lardenbach, den 29. Mai 1922

Lein, Ortsgerichtsvorsteher

 
24. Februar 1922

Elektrizitätsversorgung

Nachdem der Provinzialtag am 19. März 1921 beschlossen hat, den noch unversorgten Teil der Provinz in das Elektrizitätsversorgungsgebiet einzubeziehen und die Bauarbeiten im Frühjahr 1921 beginnen zu lassen, ist zwischen der Provinz Oberhessen und der Gemeinde Klein-Eichen ein Vertrag abgeschlossen worden.

In diesem Vertrag verpflichtet sich die Provinz Oberhessen die Gemeinde Klein-Eichen mit elektrischer Energie zu versorgen. Geliefert wird Drehstrom mit 3 x 380/220 Volt Spannung in der von der Gemeinde und ihren Einwohnern benötigten Menge. Die Messung des Energieverbrauchs der einzelnen Abnehmer erfolgt durch Elektrizitätsmesser, die den Abnehmern gegen eine Gebühr überlassen werden.

Die Gemeinde stellt eine Arbeitskraft, die monatlich einmal nach den Weisungen der Betriebsleitung der Überlandanlage die Zählerstände bei den einzelnen Verbrauchern aufnimmt und die fälligen Beträge einzieht. Die Provinz entrichtet der Gemeinde für die gestellte Arbeitskraft je nach der Anzahl der aufzunehmenden Zähler eine Gebühr.

Die Provinz baut und liefert alle zur Stromversorgung der Gemeinde notwendigen Anlagen, nämlich die Hochspannungsleitungen, die Transformationsstationen mit Ausrüstung und Transformatoren, das Ortsnetz mit Hausanschlüssen, Straßenbeleuchtung und Zähler. Diese gesamten Anlagen sind Eigentum der Provinz und werden von ihr betrieben und unterhalten.

Das Ortsnetz wird auf alle angelegten Straßen im geschlossenen Ortsbezirk ausgedehnt, sofern aus diesen Straßen Anmeldungen vorliegen. Für den Umfang des Ortsnetzes und den Anschluß aller Stromverbraucher sind die jeweils gültigen Stromlieferungsbedingungen massgebend.

Die Gemeinde verpflichtet sich, vom Beginn der Stromlieferung ab die Straßen elektrisch zu beleuchten und zwar in dem Umfang, dass auf je 100 Einwohner mindestens 2 Lampen von je 50 Kerzenstärken oder 4 Lampen von je 25 Kerzenstärken entfallen. Den Ort für das Anbringen der Lampen bestimmt die Gemeinde.

Die Gemeinde hat ausser den Kosten des Stronverbrauchs nur diejenigen des Lampenersatzes und des Ersatzes für zerbrochene Schutzgläser zu tragen. Sie übernimmt ferner das Aus- und Einschalten der Straßenbeleuchtung, sowie das Herausnehmen der alten und das Einsetzen neuer Lampen.

Die Ausführung der Hausinstallationen, die Lieferung von Elektromotoren, elektrischen Apparaten, Beleuchtungskörpern usw. bleibt dem freien Wettbewerb überlassen.

Von den durch den Anschluss der Gemeinde an das Überlandnetz entstehenden Baukosten, also für Hochspannungsfernleitungen, Transformationsstationen mit Ausrüstung und Transformatoren, Ortsnetz mit Hausanschlüssen, Straßenbeleuchtung und Zähler, übernimmt die Provinz ein Viertel, den Rest hat die Gemeinde zu tragen.

Eine Aktennotiz vom 24. Februar 1922 gibt Auskunft über die Inbetriebnahme der Anlage in Klein-Eichen und Lardenbach: Am 27. v. M. (Januar) nachmittags 2.50 Uhr wurde die 20 000 Volt-Fernleitung von Abzweigmast bei Grube Weickartshain bis Lardenbach mit einer Gesamtlänge von 0,8 Kilometer bei einem Leitungsquerschnitt von 3x 16 qmm aus Eisenseil, ferner die Transf.-Station Lardenbach = Klein-Eichen für beide Ortsnetze mit Straßenbeleuchtung in Betrieb genommen.

Anwesend waren Herr Bürgermeister Lein (Lardenbach) und Herr Bürgermeister Hoffmann (Klein-Eichen), Montage-Inspektor Albohn und Ingenieur Vatter.

Die Straßenbeleuchtung wird vorerst durch Drehschalter betätigt. Die Schalteinrichtung ist in der Schule Lardenbach untergebracht. Die Straßenbeleuchtung beider Gemeinden wird gemeinsam geschaltet. An Straßenlampen sind 7 Stück in Lardenbach (50 NK) und 8 Stück in Klein-Eichen (25 NK) eingerichtet. Sie werden halbnächtig betrieben.

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04. Februar 1922

Lehrer Peter Schneider

Peter Schneider aus Maulbach war von 1856 bis 1905 Lehrer an der Volksschule Lardenbach/Klein-Eichen. Geboren 1834, war er verheiratet mit Karoline Reitz vom Stockhäuser Hof. Sie hatten zwei Kinder. Peter Schneider war ein sehr großer Mann und bis ins hohe Alter voller Kraft und Energie, humorvoll und unverwüstlich.

Zeitweise unterrichtete er bis zu 120 Kinder. Daneben leitete er die Fortbildungsschule und versah an Sonn- und Feiertagen als Organist den Kirchendienst. Bis in das Jahr 1900 hatte er seine eigene Landwirtschaft betrieben. Und er sorgte dafür, dass in der Lardenbacher Kirche eine neue Orgel eingebaut wurde.

Lehrer Schneider war Mitbegründer des Gesangvereins und dirigierte vermutlich bis zum Jahre 1905 den Chor. Im Jahre 1894 erhielt Lehrer Schneider das silberne Kreuz des Verdienstordens Philipps des Großmütigen II. Klasse. Am 4. Oktober 1904 wurde sein 50-jähriges Dienstjubiläum gefeiert. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1905 trat Peter Schneider in den Ruhestand.

Festschrift "100 Jahre MGV"

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15. Januar 1922

Verlobung, 1922

Willi Momberger war ein Kaufmann aus Bochum und handelte u. a. mit Baustoffen auf der Seenbrücke. Geboren wurde er im November 1896. Emilie Zimmer aus Klein-Eichen wurde am 17. April 1897 geboren. Sie war die ältere Schwester von Otto Zimmer, dem Vater von Johann Zimmer (Lardenbach) und Günther Zimmer (Klein-Eichen).

Fotos

 
08. Januar 1922

"Die Heiteren Dorfbilder"

Jedem Besucher werden die "Heiteren Dorfbilder aus dem Vogelsberger Volksleben" noch in froher Erinnerung sein, welche der Gesangverein Lardenbach (Klein-Eichen wurde erst später dem Namen zugefügt) im vergangenen Winter aufführte. Am kommenden Sonntag (8. Januar 1922) bringt der Männergesangverein Lardenbach ein Stück Odenwälder Volksleben auf die Bühne: "s' Millersch Liss'l vunn Michelboch". Näheres im Anzeigenteil.

Am vergangenen Sonntag (8. Januar 1922) spielte der hiesige Männergesangverein das prächtige Volksstück "s' Müllersch Liss'l vunn Michelboch"" von Herrn Lehrer Schwalbach in Heppenheim a. d. Bergstraße. Die Darsteller dürfen auf ihren Erfolg stolz sein. Herr August Sauer spielte den "Mühlbauer" meisterhaft. Das Liss'l (Emma Keller) "himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt", "das herzengute Bäs'l" (Berta Kratz), das giftige "Dreid#l" (Lina Knöß), die heiratslustige "Margret" (Lina Geiß), der verliebte "Christ'l" (Heinrich Knöß), der dumme "Peet'l" (Hermann Dörr), der humorvolle "Lipp" (Ernst Lein) und wie sie alle heißen: alle waren an ihrem Platze. Der Saal war trotz des schlechten Wetters voll besetzt. Am kommenden Sonntag (15. Januar) wird das Stück wiederholt. Kassenöffnung und Beginn wie am letzten Sonntag.

(Grünberger Anzeiger)

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17. Dezember 1921

Kraftwerk Wölfersheim

Am 9. Dezember fand in Bad Nauheim zwischen Vertretern des hessischen Staates und der Provinz Oberhessen eine Besprechung statt über die Möglichkeit der Energielieferung aus dem Kraftwerk Wölfersheim. Die Vertreter der Provinz führten Klage darüber, dass nach jahrelangen vergeblichen Anstrengungen und trotz der Zusage des hessischen Staates das Kraftwerk immer noch nicht gerechten Ansprüchen genüge, sodaß auch für diesen Winter die Aussichten auf ausreichende Belieferung, zumal jegliche Reserve fehle, äußerst gering sei.

Im Vertrauen auf die wiederholten Zusagen des Staates hätte man große Abnehmer angeschlossen und die Versorgung des Baubezirkes Alsfeld-Lauterbach-Schotten in die Hand genommen. Diese sei soweit vorgeschritten, dass im Laufe des Winters etwa 40 bis 50 Gemeinden neu (ans Stromnetz) angeschlossen werden könnten. Deren Hoffnungen dürften in keiner Weise enttäuscht werden. Auch könne man es nicht mehr hinnehmen, dass wie in früheren Jahren vom Kraftwerk allabendlich Fernleitungen herausgeschaltet würden.

Schließlich beanstandeten die Vertreter der Provinz die für das Kraftwerk bestehende Organisation und erklärten es als eine Unmöglichkeit, dass ein solcher Betrieb von Darmstadt aus regiert würde. Die Vertreter des Staates gaben ohne weiteres zu, dass der Bedarf der Provinz Oberhessen zur Zeit nicht gedeckt werden könne. Es liege im wesentlichen daran, dass die Dampferzeugung wegen Fehlens von Kesseln nicht ausreiche.

Die Kessel seien zur richtigen Zeit bestellt und auch geliefert worden, jedoch hätte das Kesselhaus bis heute nicht fertig gestellt werden können, weil sich die zuständigen Stellen in Darmstadt monatelang nicht hatten schlüssig werden können, wem der Bauauftrag für das Kesselhaus zu erteilen sei. Was die Organisation des Kraftwerkes anbelange, so seien vom Staate vorhandene Mängel anerkannt worden, und eine Neuorganisation sei im Gange.

Die beiderseitigen Vertreter kamen schließlich dahin überein, und zear die Vertreter der Provinz unter jedem Vorbehalt, dass, um über die Schwierigkeiten der nächsten Zeit hinauszukommen, die Motorbetriebe während der Lichtstunden einzustellen sind und die Stadt Gießen die Lichtspitze selbst übernehmen muß.

Mit diesen Einschränkungen wird es möglich sein, wenigstens die notwendige Lichtversorgung auch für die neuanzuschließenden Gemeinden sicher zu stellen.

Inzwischenist in den zum Kraftwerk gehörenden Gruben ein Streik ausgebrochen. Nach allgemeiner Auffassung ist dieser Streik als ungesetzlich anzusehen, da die Vorschriften der Verordnung vom 10. November 1920 nicht beachtet worden sind. Diesen Standpunkt aoll auch die Darmstädter Zentrale eingenommen haben. Gleichwohl scheint man hieraus nicht die nötigen Folgerungen gezogen zu haben.

Anstatt, dass man gegen die ungesetzlich handelnden Arbeiter vorgegangen wäre, wurde ihnen die Erfüllung ihrer sämtlichen Forderungen zugesagt. Damit scheint man sich auch dieses Mal wieder in Widerspruch mit den übrigen Arbeitgebern gesetzt zu haben. Die Arbeiterschaft erkannte aber das außerordentliche Entgegenkommen des hessischen Staates gar nicht einmal an und will die Arbeit nicht eher aufnehmen, als bis auch die anderen Arbeitgeber ihre Forderungen anerkannt hätten.

Wie lange unter diesen Umständen zum Nachteil der oberhessischen Bevölkerung dieser Streik andauern wird, ist nicht abzusehen.

(Grünberger Anzeiger)

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15. Dezember 1921

Ortsklassen

Bis in die siebziger Jahre hinein waren Ortsklassen ein verbreitetes Mittel, um Tarifverdienste räumlich zu differenzieren. Sie staffeln die tariflichen Grundvergütungen innerhalb der regionalen Tarifbereiche abhängig von Größe und Lage der Städte, Gemeinden bzw. Kreise. Im Jahre 1921 sorgte die Einteilung in neue Ortsklassen im heimischen Raum für Aufregung. Hierzu ein Leserbrief im Grünberger Anzeiger (15. Dezember 1921) aus Stockhausen:

"Die neue Einstufung in Ortsklassen liegt vor uns und erregt Kopfschütteln. Anderswo gibt es kein Dorf mehr in Klasse E. Im Vogelsberg dagegen muss auf weiten Wegen von Beamten wie Arbeitern Kleider, Schuhe, Nahrungsmittel, die meisten Kolonialwaren, ja in vielen Orten sogar das tägliche Brot herbeigeschafft werden. Das kostet Botenlohn oder verursacht Reisespesen, die der Städter nicht hat. Kennt man in den Städten die Preise der Ärzte für Besuche über Land?

Was will der Beamte und so mancher Arbeiter machen? Sie müssen ihre Kinder etwas lernen lassen, sie also auch auswärts schicken; doch was kostet das? Wie manche Beamte und Arbeiter, der sich für seine alten Tage einen Notgroschen gespart, muß diesen jetzt anbrechen, ja noch Schulden machen, wenn er mit den Seinen nicht zu Grunde gehen will.

Wie muß es z. B. einem Lehrer ums Herz sein, der 25 bis 30 Jahre an einem Orte mit ein- oder zweiklassiger Schule gewirkt hat, in einer Klasse von 80 bis 90 Schülern, die alle in derselben Stunde unterrichtet werden mußten. Seine Bodenständigkeit wurde ihm von allen Seiten hoch angerechnet - bis die Ortsklassen kamen, da rückte er als Beamtenproletarier nach E. Kein Wunder, dass diese Zurücksetzung böses Blut setzt.

Es schien auf den ersten Blick, als wäre bei Festsetzung der Teuerungspreise auf die Industrie, selbst in kleineren Orten Rücksicht genommen worden; aber wo bleibt denn da unser Seenbachtal mit seiner großen Eisen-, Bauxit-, Weberei-, Basaltindustrie von Freienseen bis Nieder-Ohmen, zu der doch Arbeiter von 1-2 Stunden Wegs in Arbeit gehen?

Kennt man dies nicht? Weiß man an maßgebender Stelle davon gar nichts? Auch nicht, dass gerade dieser Landstrich zu den teueren gehört? Die Städtchen nebenan, wo wir alle unsere Einkäufe machen müssen, höher eingestuft, und wir, die wir noch teurer leben, in Ortsklasse E. - Das begreift wer kann!"

Reuß, Stockhausen

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7. Dezember 1921

Von der Ohm

Die Ohm, die nur Quellwasser führt, friert nur in kältesten Wintern zu. Das ist jetzt der Fall. Die ganze Ohm bildet eine treffliche Eisbahn, auf der die Jugend fleißig Schlittschuhe läuft. Zweimal stand in diesen Tagen das Thermometer 10 Grad R. unter Null. Da das Land völlig frei von Schnee liegt, fehlt der Wintersaat die nötige Schutzdecke. Glücklicherweise scheint sich der starke Frost heute gebrochen zu haben.

(Grünberger Anzeiger)

 
1. Dezember 1921

Grünberger Anzeiger

Amts- und Anzeigenblatt für den Gerichtsbezirk Grünberg

Der Anzeiger erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag.

Druck und Verlag unter Verantwortlichkeit von H. Robert, Grünberg.

Das Jahr 1921 ist bereits der 70. Jahrgang der Zeitung

Am Donnerstag, 1. Dezember 1921 erscheint die unten abgebildete Anzeige. A. Böcher ist August Böcher, geb. 1897 und seit 1920 mit Anna Rühl aus Ulrichstein verheiratet. Ihr Sohn Otto, geb. 1922, ist der Vater von Arnold, Siegfried, Gerlinde und Hans Jürgen.

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27. November 1921

Landtagswahl in Hessen

Mit dem Landtagswahlgesetz vom 16. März 1921 und der Landtagswahlordnung vom 14. Juni 1921 wurden die rechtlichen Grundlagen für die Landtagswahl geschaffen. Danach bestand der Landtag aus 70 Mitgliedern, die in freien, gleichen, direkten und geheimen Wahlen im Verhältniswahlrecht für drei Jahre gewählt wurden.

Der Grünberger Anzeiger meldet am 29. November 1921: Nach der Landtagswahl (27. November 1921) sind die Rechtsparteien, wie zu erwarten war, mit gewaltiger Verstärkung in den neuen Landtag eingerückt. Auch die äußerste Linke hat sich verstärkt. Immerhin verfügt die bisherige Koalition noch über eine Mehrheit von 12 Stimmen, gegen 44 im alten Landtag. Bedauerlicherweise war die Wahlbeteiligung im allgemeinen gering. Der Gesamteindruck der gegenwärtigen Stimmung in Hessen bleibt daher etwas unklar.

Die Anzahl der Sitze im neuen Landtag verteilen sich wie folgt: Kommunistische Partei 2, Unabhängige Sozialdemokratische Partei 2, Mehrheitssozialdemokratische Partei 24, Demokratische Partei 5, Zentrum 12, Deutsche Volkspartei 10, Hessischer Bauernbund 11 und Deutschnationale Volkspartei 4.

Ergebnis der Landtagswahl für Klein-Eichen und Lardenbach:

Klein-Eichen
Landtag 1921

Klein-Eichen
Landtag 1920
Lardenbach
Landtag 1921
Lardenbach
Landtag 1920
Kommunistische Partei
-
-
-
-
Unabh. Sozialdem. Partei
-
5
-
1
Mehrheitssozialdem. Partei
6
-
44
69
Demokratische Partei
-
-
-
3
Zentrum
-
-
-
-
Deutsche Volkspartei
2
3
-
16
Hessischer Bauernbund
82
-
142
-
Deutschnationale Volkspartei
1
81
11
118

Der Hessische Bauernbund war eine politische Partei im Großherzogtum Hessen und dem Volksstaat Hessen. Er verstand sich als Interessenvertretung der ländlichen Bevölkerung und vertrat konservative und antisemitische Positionen. Dieser Bund wurde bei der Landtagswahl in Klein-Eichen und auch in Lardenbach jeweils mit den meisten Stimmen bedacht. Dies war auch im ganzen Kreis Schotten so gewesen.

(Grünberger Anzeiger)

 
02. Oktober 1921

Einweihung Ehrenmal

Der Grünberger Anzeiger berichtete über die Einweihung des Ehrenmals in Klein-Eichen im Oktober 1921:
„Eine erhebende Feier war es, die am Sonntag, 2. Oktober 1921 die Gemeinde Klein-Eichen um ihr Gefallenendenkmal versammelte, einem schlichten Gedenkstein, in frischem Grün gärtnerischer Anlagen. Nach dem schön gelegenen, stillen Friedhof, in dessen Mitte man ihn errichtet hatte, bewegte sich gegen 2 Uhr (nachmittags) unter den Klängen des Posaunenchors Bobenhausen ein langer Trauerzug, dem sich die zahlreich erschienenen auswertigen Vereine und Gäste anschlossen.

Die Eröffnung der Feier bildete der Choral: "Ich weiß, an wen ich glaube", der von dem gemischten Chor Groß-Eichen vorgetragen wurde. Nach einem passenden Gedicht eines Schülers begrüßte Herr Forstwart Volp als Vorsitzender des Kriegervereins Klein-Eichen, die Trauergemeinde und ließ das Denkmal enthüllen.

Im Mittelpunkt des Ganzen stand die von Herrn Pfarrer Staubach, Groß-Eichen, gehaltene Weiherede. Ausgehend von dem Wort: "Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben", wies der Redner mit ernsten, packenden Worten darauf hin, welch großen Dank wir den Gefallenen schulden, und dass es diesen Dank nicht nur durch Gedenkfeiern und Denkmäler, sondern vor allem durch die Tat, ein Leben in treuer und selbstverleugnender Liebe, zu zeigen gilt.

Die eindrucksvolle Rede lief in die eigentliche Weihe (des Denkmals) aus: Der Stein solle sein ein Zeichen des Gedenkens und des Dankes an unsere Gefallenen, aber auch ein Mahnzeichen für die Überlebenden. Hierauf wurden unter feierlichem Glockengeläut die Namen der Gefallenen verlesen und jedem derselben ein Kranz niedergelegt. (Die Namen sind: Karl Schütz, Karl Dörr, Hermann Zimmer und Heinrich Felsing)

Nachdem noch verschiedene andere Kränze niedergelegt worden waren, schoss man nach altem Kriegerbrauch eine Ehrensalve über das Ehrenmal hin. Im weiteren Verlauf der Feier kam noch in manchem von den Schülern vorgetragenen Gedicht und in den Liedern, mit denen der Männerchor Groß-Eichen, die gemischten Chöre von Groß-Eichen und von Wohnfeld und der Schülerchor Lardenbach die Feier bereicherten, das ehrende und dankbare Andenken an die Gefallenen zum Ausdruck.

Gegen Schluss der Feier empfahl Herr Bürgermeister Hof(f)mann noch mit kurzen, warmen Worten die Weihestätte dem Schutz der Gemeinde und gab der Hoffnung Ausdruck, dass unser Land aus dem Dunkel der Jetztzeit den Weg zur Höhe wieder finden werde. Das Ganze klang dann würdig aus in das Lied "Auferstehe, ja auferstehe", das von Kindern und Posaunenchor vorgetragen wurde. Gegen halb vier Uhr endigte die Feier und, während der Posaunenchor noch manch schönen Choral blies, verließ man den Friedhof.

Der Gedenkstein ist das Werk von Herrn Bildhauer Siegler (Friedberg), der, wie bei so manchem Denkmal in unserer Gegend, auch hier wieder seine künstlerische Geschicklichkeit bewiesen hat. Lobende Anerkennung gebührt auch Herrn Burgk aus Groß-Eichen, der die schönen gärtnerischen Anlagen geschaffen hat.“

Von anderer Seite wird zu der Feier geschrieben: Herr Pfarrer Staubach verstand es in gewaltiger Ansprache die ganze Feier zu einer Protestkundgebung gegen die Vergesslichkeit zu formen. Besonders feierlich gestaltete sich die Denkmalsenthüllung. Der Stein trägt die Namen von drei gefallenen und einem vermissten Krieger. Darunter steht der Spruch: „Die Seele Gott, das Blut dem König“.

Bei strahlender Herbstsonne fand am 25. September die Einweihung des Gefallenendenkmals in Lardenbach statt. Um 2 Uhr bewegte sich im Trauerzuge die ganze Gemeinde von der Kirche nach dem Friedhofe. Voraus schritt der hiesige Posaunenchor, und es erklang das Lied "Ich hat einen Kameraden".

Die Feier am Denkmal selbst wird den Teilnehmern unvergesslich bleiben. Herr Pfarrer Weinberger, der selbst einen gefallenen Sohn betrauert, hielt die ergreifende Weiherede. Für die Krieger sprach Herr Lehrer Becker. Das Denkmal ist einfach und schön. Dem Schöpfer, Herrn Bildhauer Hugo Siegler aus Friedberg, muß volle Anerkennung ausgesprochen werden. Die schönen Anlagen sind von Herrn Bürcky in Grünberg geschaffen.

(Grünberger Anzeiger)

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19. Oktober 1921

Gallusmarkt

Wundervolles sonniges Herbstwetter begünstigte den Besuch, der den gehegten Erwartungen entsprach. Schon der Zustrom zum Viehmarkt, der diesmal nicht wie 1919 wegen Viehseuchen auszufallen brauchte, war außerordentlich stark. Aufgetrieben waren 8 Rinder und 967 Schweine, mehr als doppelt soviel wie 1919.

Die Preise entsprachen den damaligen. 5-6 Wochen alte Ferkel kosteten 80 Mark, ältere 100, 130 und 150 Mark. Für Laufer wurden bis zu 1200 Mark bezahlt. Der Handel ging zunächst schleppend. Um 10 Uhr schien es, als ob Überstand verbleiben solle. Zum Schlusse gestaltete sich der Umsatz infolge der annehmbaren Preise jedoch lebhafter. Gegen 11 Uhr war der Markt geräumt.

Der Krämermarkt übertraf mit 158 Ständen den vorjährigen um 9. Diese Geschäfte, wie die Topf- und Emaillewaren, waren zum ersten Male nach dem Kriege wieder in größerem Umfange erschienen. Die Friedensstarke, bei der die Käsewiese nicht ausreichte und die Reihen der Zelte sich bis in die anliegenden Straßen drängten, wird aber so leicht nicht mehr erreicht werden, da heutzutage die Geschäftshäuser der Stadt immer besser allen Bedürfnissen der Käufer gerecht werden können.

Den Verkaufsständen gesellten sich etwa 30-40 Schaubuden und Verlosungsstände zu. Da die meisten Unternehmer erst kutz vor Beginn des Marktes eintrafen, hatte der Marktmeister einen schweren Stand. Die angemeldeten Schaubuden hatten sich aufgebaut: Ein Karusell, eine Schiffschaukel, eine Schießhalle, eine Schlagmaschine und ein Zirkus, als dessen "Haupt-Attraktion" eine Ringkämpfertruppe auftrat.

Ein "Wahrsager" und ein Handschriftendeuter taten das ihre. In den Straßen warteten die üblichen Orgelspieler auf ihr Scherflein. Auch die "Harfenmädchen", bestehend aus einer dreiköpfigen Familie, hatten sich eingefunden und trugen bereits am "Polterabend" zur Erhöhung der Gallusmarktstimmung gebührlich bei.

Die Masse der auswärtigen Gäste erschien mit den drei 11 Uhr-Zügen von der Rabenau und aus den Richtungen Gießen und Fulda. Ein Hilfsausgang half wieder den Ansturm überwältigen. Tausende drängten von den Bahnsteigen und ergossen sich in zwei gewaltigen Strömen durch die Bahnhofsstraße in die Stadt und rechtsab auf den Markt.

Mittags, als noch der Zuzug aus den benachbarten Orten eingetroffen war, herrschte der Eindruck, dass die Besucherzahl des Vorjahres übertroffen war. Das Geschäft der Kauf- und Wirtshäuser war dem entsprechend zufriedenstellend. Man schätzt den Umsatz auf weit über eine Million. Das wimmelnde Leben dauerte bis in die späten Abendstunden.

(Grünberger Anzeiger)

 
08. Oktober 1921

Zeitungsanzeige

Was mag da nur vorgefallen sein? Im Grünberger Anzeiger vom 8. Oktober 1921 ist diese Anzeige abgedruckt worden. Eduard Zimmer hatte vier Söhne: Karl, Emil, Wilhelm und Helmut. Im Jahr 1921 war Karl Zimmer achtzehn Jahre alt. Er dürfte hier gemeint sein. Seine Brüder waren da noch jünger oder noch nicht geboren. Karl Rahn aus Klein-Eichen wurde 1880 geboren und war somit bei dem Vorfall 41 Jahre alt. Im Jahr 1921 war er Witwer. Er sollte erst im Jahr darauf in zweiter Ehe Katharina Lenz aus Worms heiraten. Leider ist die Ursache der "Aussage" nicht überliefert. Und ob gar ein Gericht Karl Rahn dazu gebracht hat diese Anzeige aufzugeben ist ebenfalls nicht bekannt.

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27. September 1921

Das Oberhessische Museum an die Landwirte

Achtung beim Bestellen der Felder, beim Öffnen von Entwässerungsgräben und sonstigen Erdarbeiten!

Jetzt kommt die Zeit der Feldbestellung und sonstiger Erdarbeiten, wieder, der aufmerksam dem Pfluge oder der Egge folgt, und genau acht gibt auf das, was seine Hacke oder sein Spaten aus dem Boden fördert, da und dort manchen interessanten Fund machen könnte.

Freilich sind es meist nur ärmliche Scherben, unglasiert und gar nicht hart gebrannt, höchstens einmal auch Steinbeile oder "Donnerkeile", die sich da auflesen lassen; wer genau beobachtet, sich wohl auch mal etwas grünes, zersetztes Metall, etwas aus Bronze. Das alles, außer den Steinbeilen, darf man ja nicht putzen, noch weniger darf man mit dem Messer daran herunkratzen, sonst geht es ganz entzwei und wird überhaupt wertlos.

Den Geldwert haben natürlich an sich schon derartige Sachen gar wenig; wer will sich so Dinge auf die Kommode legen? Aber sorgfältig aufheben sollte man einen solchen Fund doch, weil es sich dabei nicht selten um die einzigen Erinnerungen aus uralten Zeiten handelt, die man haben kann; so Sachen sind oft einpaartausend Jahre alt; als sie benutzt wurden, konnte noch kein Mensch bei uns Geschichten aufschreiben, weil eben noch gar keine Schrift erfunden war.

Und deshalb sind die Gelehrten, die aus der ältesten Vergangenheit etwas erforschen wollen, ganz auf solche Bodenfunde angewiesen. Wer damals die Aufsätze gelesen hat, weiß, was man aus so unscheinbaren, äußerlich ganz wertlosen Sachen alles lernen kann.

Und so bedarf es wohl nur dieser Bitte, um zu erreichen, dass jedermann bei seinen Arbeiten draußen etwas achtgibt, ob er nichts findet. Und wenn er glaubt, er habe etwas gefunden, dann teile er es dem "Grünberger Anzeiger" mit, der es dem Oberhessischen Museum weiter meldet. Wer selbst nicht schreiben mag, sage es dem Herrn Lehrer oder Pfarrer, der ist wohl so gut und macht die Sache bekannt.

(Grünberger Anzeiger)

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20. September 1921

Gemeindearchive

Unter der Leitung des hessischen Staatsarchivs, Dir. Dr. Dietrich, hat seit zwei Jahren auch im Kreis Schotten eine lebhafte Denkmalüflege in Hinsicht auf die Erhaltung der Gemeindearchive eingesetzt. Man sieht mehr und mehr ein, wie wertvoll alte Urkunden, Flurbücher usw. sind. Die Bestände der Gemeinde-Archive von Altenhain, Burkhards, Feldkrücken, Gedern, Groß-Eichen, Höckersdorf, Kaulstos, Kölzenhain, Lardenbach, Mittel-Seemen, Nieder-Seemen, Ober-Seemen, Ober-Seibertenrod, Rebgeshain, Rüdingshain, Schotten, Sellnrod mit Schmitten, Ulfa, Ulrichstein, Unter-Seibertenrod und Wohnfeld sind bereits fertiggestellt. Die reichen Archivbestände der Stadt Schotten, die seither im Rathaus (jetzt Schulhause) untergebracht sind, hat Lehramtsassessor Hofferberth genau geordnet und verzeichnet.

(Grünberger Anzeiger)

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17. September 1921

Anlage von Klärteiche

Das Kreisamt Schotten gibt (am 17. September 1921) bekannt: Die Gewerkschaft Luse und Ilsdorf zu Weickartshain beabsichtigt in Groß-Eichen, Solms-Ilsdorf und Lardenbach Klärteiche anzulegen, die die in der Aufbereitung auf Grube Luse, Gemarkung Groß-Eichen, abgehenden Schlammwässer zur Klärung aufnehmen sollen. Der Überschuß an Wasser soll dem Bachbett in vollständig klarem Zustand zugeführt werden.

Es ist beabsichtigt, falls keine Einwendungen erfolgen, die Genehmigung zur Ableitung des geklärten Wassers in den Bach auf Widerruf mit der Maßgabe zu erteilen, dass die Genehmigung zurückgezogen wird, sobald ungeklärtes Wasser abgeleitet wird. Ferner soll der Gewerkschaft die Bedingung aufgelegt werden, dass sie für etwa durch Dammbruch, Abteilung von Schmutzwasser und dergl. der Gemeinde Groß-Eichen oder Dritten erwachsenden Schaden aufzukommen hat.

(Grünberger Anzeiger)

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15. September 1921

Anzeige

"Auf nach Lardenbach! - Sonntag den 18. d. Mts. - Kirchweihfest bei Gastwirt Diehl. - Es ladet freundlich ein: Die Jugend und der Wirt.

(Grünberger Anzeiger)

 
7. September 1921

Aus dem Ohmtal

Da den einzeln gelegenen Mühlen der Anschluß an eine elektrische Hauptleitung viel zu teuer käme, helfen sie sich vielfach durch Errichtung einer eigenen Lichtanlage, die durch Wasserkraft und einen Dynamo gespeist wird. So die zu Ruppertenrod gehörende Nicklausmuhle. Die Fortführung der Hauptleitung von Ruppertenrod über Wettsaasen nach Nieder-Ohmen ist auf Schwierigkeiten gestoßen. Die Gemeinde Kirschgarten verweigert das Aufstellen der Masten in ihrer Gemarkung, weil sie eine eigene Lichtanlage besitzt. Hier soll nun das Enteignungsverfahren angewandt werden.

(Grünberger Anzeiger)

 
3. August 1921

Vom vorderen Vogelsberg

Waren schon im vorigen Jahr Pilze eine Seltenheit, so sind sie heute in einer Zeit, da die Sonne Tristen und Bergwiesen zu Wüsten verbrennt, gänzlich verschwunden. Auch in den trockensten Jahren blieb der Waldnoden immer feucht. In diesem Sommer aber ist auch der ausgetrocknet.

(Grünberger Anzeiger)

 
21. Juli 1921

Jugendfest der Schulen

Am vergangenen Sonntag (26. Juli 1921) fand in Lardenbach das gemeinsame Jugendgest der Schulen Groß-Eichen, Lardenbach/Klein-Eichen und Sellnrod statt. Einen besonderen Schwung erhielt das Fest durch einen von Herrn Lehrer i. R. Schneider gestifteten Wanderpreis, der in jedem Jahre einmal von den genannten Schulen in einer Stafette über 400 Meter umstritten werden soll. Es handelt sich um eine seidene Fahne, die auf der einen Seite in blauem Felde das Wort "Wanderpreis" in Goldschrift zeigt, auf der anderen Seide in weißem Felde einen grünen Eichenkranz. Der Eichenkranz ist von dem Schüler Ernst Felsing (Klein-Eichen) entworfen, die gesamte Stickerei von Frau Lehrer Bopf in Groß-Eichen ausgeführt.

Erstaunliche Ergebnisse wurden in den Wettkämpfen erzielt. Den Wanderpreis errang Groß-Eichen knapp vor Lardenbach in 67,5 Sekunden (Vorkampf 72,5). Im 100 Meter-Lauf siegte Lardenbach in 16,5 Sekunden (Wilhelm Zimmer). Weitere Ergebnisse: Hochsprung der Oberklassen 1,30 Meter frei (Keller, Groß-Eichen); 100 Meter-Lauf der Unterklassen 19,5 Sekunden (Kröller, Sellnrod); Hochsprung der Unterklassen 1,10 Meter (Kröller, Groß-Eichen).

Das Fest wird gewiß den Kindern unvergeßlich bleiben. Erwähnt soll noch werden die Eintracht unter den Kindern, die trotz der aufregenden Kämpfe durch kein böses Wort gestört wurde.

(Grünberger Anzeiger)

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16. Mai 1921

Tanzvergnügen

Am 2. Pfingstfeiertage veranstaltet der "Spiel- und Sportklub Lardenbach" bei Gastwirt Johannes Diehl ein Tanzvergnügen. Es ladet freundlichst ein Der Vorstand.

(Grünberger Anzeiger)

 
14. Mai 1921

Anzeige

In der Grünberger Heimat Zeitung erscheint die Stellenanzeige, dass tüchtige und selbstständige Monteure für Licht- und Kraftanlagen, sowie zwei Lehrlinge gesucht werden. Aufgegeben hat die Anzeige G. Ries, elektrische Licht- und Kraftanlage, Lardenbach

(Grünberger Heimat Zeitung)

 
10. Mai 1921

Drahtseilbahn

Auf der Drahtseilbahnstrecke Lardenbach - Ilsdorf der Gewerkschaft Luse fing sich am 10. Mai 1921 am Vormittag an einem Bock im Klein-Eichener Feld aus unbekannter Ursache einer der Beförderungskästen und veranlasste dadurch eine größere Stauung, die schließlich zum Zusammenbruch des Bocks führte. An der Unfallstelle fand man zwanzig Kästen am Boden liegend. Die Neuaufstellung des zerstörten Bockes erfordert eine zweitägige Arbeitsruhe..

An der Wadenhäuser Mühle, zwischen Groß-Eichen und Ilsdorf, stand bis 1925 die imposante Anlage der Erzwäsche Luse. Diese Erzaufbereitungsanlage war so leistungsfähig, dass auch von der großen Grube Maximus bei Lardenbach und den Gruben südlich von Ilsdorf Roherz per Seilbahn geliefert wurde (Erzweg).

(Grünberger Anzeiger)

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08. Mai 1921

Ausflug des Gesangvereins

Eine für die Teilnehmer unvergeßliche Sängerfahrt nach Amöneburg unternahm der Gesangverein Lardenbach (Klein-Eichen wurde erst später dem Namen zugefügt) am vergangenen Sonntag (8. Mai 1921). Der Marsch von Nieder-Gemünden nach Amöneburg wurde in froher Wanderfahrt in vier Stunden bewältigt. Einige Damen machten allerdings mit ihren eleganten Schuhen zum Gaudium der anderen schlimme Erfahrungen und kamen auf Mutters Socken an. Aber bei gutem Kaffee und Schnäckelcheshäusern war bald aller Schmerz vergessen. Das Wetter war prächtig und die Fernsicht hervorragend. Sogar unser Gemeindewald, der Hessenhain, war zu sehen.

(Grünberger Anzeiger)

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04. Mai 1921

Lichtanlage

Die elektrische Lichtanlage von Ober-Ohmen ist schon seit geraumer Zeit fertiggestellt, aber es fehlt bisher an der Kraftquelle, weil der Wasserstand durch die lange Trockenheit ein so niedriger ist, wie seit langen Jahren nicht. Jetzt ist ein Motor eingestellt worden, und das elektriche Licht brennt seit vorgestern. Man geht aber heute von dem direkten Betrieb durch den Motor zur Ladung der Kraftkammer über.

(Grünberger Anzeiger)

 
21. April 1921

Fußballverein

Wie vielerorts hat sich auch hier, in Lardenbach und Klein-Eichen, ein Fußballverein gebildet. Es ist erfreulich, dass der Sport auch auf dem Lande immer mehr Freunde gewinnt.

(Grünberger Anzeiger)

 
20. April 1921

Einbrecher unterwegs

In der Nacht zum 20. April 1921 suchte eine Einbrecherbande die Dörfer Lardenbach und Klein-Eichen heim und stahl Nahrungsmittel im Werte von 1600 Mark. In große Aufregung gerieten dadurch die firiedlichen Dörfer.Eingebrochen wurde bei Landwirt Groß und Wurst, Fleisch und Mehl gestohlen. In Klein-Eichen wurde in drei Häusern eingebrochen.

Durch auffälliges Benehmen machte sich dann gestern morgen in Mücke ein junger Radfahrer verdächtig, der mit einem Rucksack in Richtung Grünberg weiterfuhr. Die hiesige Polizei stellte ihn, am Fernsprecher benachrichtigt, an der Alsfelder Brücke. Er sprang jedoch vom Rad und entfloh, Rad und Rucksack zurücklassend, trotzdem ihm zwei Schreckschüsse nachgejagd wurden, den steilen Abhang nach Eschersbach hinab und von dort über den Lahnheimer Weg in den Wald. Der Rucksack enthielt drei Speckseiten.

In voriger Woche stahlen zwei Diebe vor Groß-Eichen Wäsche, die zum Trocknen vor dem Dorfe lag. Sie wurden von Bauern verfolgt und am Bahnhof Weickartshain gestellt. Dort nahm man ihnen die noch nasse Wäsche ab und benachrichtigte die Grünberger Gendarmerie, die die beiden (Offenbacher) Spitzbuben dann in Empfang nahm. Sie sitzen jetzt hier (in Grünberg) in Untersuchungshaft.

(Grünberger Anzeiger)

 
18. April 1921

Aus dem Vogelsberge

Eine alte Einrichtung unserer Gegend, die man in den tiefer gelegenen Kreisen unserer Provinz schon lange nicht mehr kennt, scheint auch durch den Geist der neuen Zeit, welcher gleiches Recht für alle fordert, ins Wanken geraten zu sein. Es ist das Erstgeburtsrecht, nach welchem bei der Vermögensverteilung der älteste Sohn Haus, Hof, Vieh, Ackergeräte und Land des Vaters bekommt, die jüngeren Kinder dagegen mit einer Geldsumme abgefertigt werden.

Es ist nicht zu verwundern, dass die Durchbrechung eines so alten Rechts, besser Unrecht, auf Widerstand stößt, und so hört man, dass in manchen Orten unseres Vogelsberges Kinder, die zugunsten ihres älteren Bruders von den eigenen Eltern übervorteilt werden sollten, nur mit Hilfe des Gerichts ihr Anteil auf Haus, Vieh und Gut erlangen konnten.

Rechtdenkende Eltern werden es gewiß nicht soweit kommen lassen, denn sie werden es nicht übers Herz bringen, einem Kinde den Löwenanteil zukommen zu lassen, während sie ihre übrigen Kinder mit dem jetzt fast wertlosen Papiergeld abspeisen.

(Grünberger Anzeiger)

 
15. April 1921

Schnee

Vom hohen Vogelsberg bis herunter auf die Mücke liegt Schnee. Unaufhaltsam fallen die Flocken vom graubedeckten Himmel und - die Landwirte setzen Kartoffeln. In Wohnfeld, Sellnrod, Groß-Eichen und Ilsdorf konnte man während des heftigen Schneegestöbers diese Arbeit verrichten sehen; eine ganz eigentümliche Erscheinung.
"Setz mich im April, ich guck doch, wann ich will."

(Grünberger Anzeiger)

 
08. April 1921

Einklassige Schule

In Lardenbach steht die größte einklassige Schule, für Lardenbach und Klein-Eichen, des Kreises Schotten. Schon im Jahre 1914 sollte ein Neubau mit zwei Sälen und zwei Lehrerwohnungen errichtet werden. Der Voranschlag stellte sich auf 40 000 Mark. Der Krieg hat den Plan über den Haufen geworfen. Jetzt hat der Schulvorstand die Schulbehörde um Errichtung der 2. Klasse gebeten. Beide Klassen sollen in einem Saale unterrichtet werden.

(Grünberger Anzeiger)

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06. April 1921

Flachsanbau

Gegenwärtig findet die Flachslieferung von unseren Landwirten statt. Die Bestände werden in den Dörfern zusammengefahren und zur Bahn befördert. Die Flachslieferanten kommen dieses Jahr auf ihre Rechnung, da der Preis um das Doppelte gegen das Vorjahr gestiegen ist, nämlich von 35 auf 70 Mark für den Zentner. Es ist dies ein guter Ansporn zur Hebung des Flachsanbaues, bei dem doch auch nebenbei das Leinöl gewonnen wird.

(Grünberger Anzeiger)

 
01. April 1921

Elektrizitätsversorgung

Heute (1. April 1921) fand im Pfannstiel'schen Saale zu Ulrichstein eine Versammlung von Vertretern und Interessenten von 12 Orten unter Vorsitz von Geh. Regierungsrat Boeckmann statt, die den Ausbau der Überlandanlage betraf, stark besucht war und an der auch Provinzialdirektor Dr. Usinger und Direktor v. Stadler-Friedberg teilnahmen.

Das Ergebnis der Versammlung ist: die Orte Ulrichstein, Ober- und Unter-Seibertenrod, Köddingen, Rebgeshain, Kölzenhain, Feldkrücken, Bobenhausen 2, Wohnfeld, Altenhain, Freienseen, Lardenbach, Klein-Eichen, Solms Ilsdorf, Gonterskirchen werden im Anschluß an Laubach noch im Jahre 1921 angeschlossen, sodaß etwa Anfang November des Jahres Strom da ist.

Zunächst kommen neue vom Ministerium genehmigte Vertragsentwürfe an die Bürgermeisereien, die rasch vom Gemeinderat zu genehmigen sind. Dann werden ihnen Vordrucke zur Anschlußerklärung der Hausbesitzer geschickt. Die Anschlußkosten der einzelnen Gemeinden wurden mitgeteilt und sind hoch: sie sind berechnet nach der Länge der Leitung vom Nachbarort, werden aber zur Vermeidung sich ergebender Härten schließlich auf die Gemeinden nach Maßgabe ihrer Bevölkerungszahl ausgeschlagen.

Ein Kilometer Fernleitung kostet 50 000 Mark. Nebenleitung 30 000 Mark. Die Provinz muß größten Wert legen auf kurze, gerade Leitungen, wegen der Sturm- und Raureifgefahr im Gebirge. Die Gemeinde hat die Aufgabe, die kostenfreie Bereitstellung der Standorte für die Masten schnell zu bestätigen. Die Fern-Ortsleitungen, Hausanschlüsse, Transformatorenstationen, Zähler werden von der Provinz gebaut und bleiben in deren Eigentum und Unterhaltung; ausgenommen bei zwei Gemeinden, die ihr Ortsnetz selbst bauen wollen.

Die Kosten tragen zu dreiviertel die Gemeinden. Zu den Zins- und Tilgungsbeträgen für Schulden, die die Gemeinden zur Kostenaufbringung machen müssen, gibt die Provinz 2,5 %, also etwa die Hälfte, Beihilfe. Dachständer bieten dem Hause Blitzschutz. Die Hausinstallationen sind Sache der Privaten; sie dürfen nur an Installateure vergeben werden, die eine Zulassungsbescheinigung der Provinz haben.

Nach den allgemeinen Stromlieferungsbedingungen sind Gehöfte, Mühlen usw., die mehr als 100 Meter vom geschlossenen Ortsbereich entfernt liegen, nicht anschlußberechtigt. Den Gesuchen soll möglichst entsprochen werden, wenn Gesuchsteller eventl. mit Beihilfe der Gemeinde die gesamten Anschlußkosten übernimmt. Es empfiehlt sich, solche Gesuche alsbald bei der Direktion der Überlandanlage in Friedberg zu stellen.

Die Strompreise sind von heute ab wiederum erhöht worden auf 3,20 Mark für die Kilowattstunde für Licht. Diejenigen für Kraftzwecke sind gestaffelt von 1,45 - 1,60 Mark für eine Kilowattstunde; für Heiz- und Kochzwecke 0,90 Mark; für Betriebe, die nur am Tage, wenn kein Licht gebrannt wird, Strom brauchen, wird der Preis ermäßigt. Die Straßenbeleuchtung der Gemeinden wird nach Sondertarif mit 70 Pfg. berechnet. Eine halbnächtige Straßenlampe (bis halb zwölf Uhr) kostet im Jahre 53 Mark.

(Grünberger Anzeiger)

 
09. März 1921

Elektrisches Licht

Am 9. März 1921 wurde veröffentlicht, dass in nächster Zeit die Orte Freienseen, Lardenbach, Klein-Eichen, Stockhausen, sowie die beiden Ilsdorf und Ruppertenrod durch Anschluß an die Überlandzentrale mit elektrischem Licht versehen werden. Sellnrod hat den Anschluß abgelehnt, da der Gemeinderat glaubt, dass die Gemeinde nicht in der Lage ist, die hohen Kosten zu tragen. Die Gemeinde Groß-Eichen dagegen schafft sich eine eigene Licht-Anlage unter Benutzung der Wasserkraft der Wadenhäuser Mühle.

Die Eisensteinwäsche der Grube Luse bei genannter Mühle wird jedoch an die Überlandzentrale angeschlossen, ebenso wird vom Transformatorenhaus der Gemeinde Lardenbach die Grube bei Lardenbach mit elektrischem Strom der Überlandzentrale versehen.

In Nieder-Ohmen ist die elektrische Licht- und Kraftanlage in Tätigkeit gesetzt und von jedermann begrüßt worden. Bei den Hausanlagen wurden große Ersparnisse gemacht durch Verwertung der alten Petroleum-Hänge- und Zuglampen, die in elektrische umgewandelt wurden.

(Grünberger Anzeiger)

 
08. März 1921

Wasserleitungsbau

Aus dem Vogelsberg wird berichtet, dass von den 54 Gemeinden des Kreises Schotten nur noch 3 ohne Wasserleitung sind: Ober-Seibertenrod, Unter-Seibertenrod und Wingertshausen. Die drei genannten Dörfer begannen kurz vor dem Kriege den Bau von Wasserleitungen; die Quellfassungen sind bereits fertig. An eine Fertigstellung der begonnenen Arbeiten ist kaum zu denken, da jedes Dorf fast eine Million Mark für Baukosten aufzubringen hätte, was für die kleinen Orte eine Unmöglichkeit ist.

(Grünberger Anzeiger)

 
25. Februar 1921

Landbewerber-Versammlung

Auf Veranlassung mehrerer Beteiligten aus Ruppertsburg war auf Sonntag den 20. Februar eine Versammlung der Landbewerber im Kreise Schotten in die Turnhalle einberufen worden, welche von ungefähr 300 Personen besucht war.

In der Versammlung sprach der Vorsitzende des Kreisvereins aller Landbewerber des Kreises Büdingen, Herr Amtsgerichtsobersekretär Otto Walther in Büdingen, über das Landgesetz und die Siedlungsfrage.

Herr Beigeordneter Graf in Gonterskirchen wurde mit der Bildung des Kreisvereins beauftragt; eine große Mehrheit Ortsgruppen des Kreises Schotten traten sofort bei und ernannten ihre Vertrauensmänner.

(Im Zuge von Bodenreformen, gerade im lanwirtschaftlichen Bereich, müssen Behörden, Landgeber und Landbewerber zusammen arbeiten um Verkäufe und Verpachtungen zu organisieren.)

(Grünberger Anzeiger)

 
25. Februar 1921

Polizeidiener Keller gestorben

Am letzten Freitag (25. Februar 1921) brachten wir die sterbliche Hülle unseres alten Polizeidieners Keller auf dem Lardenbacher Friedhof zu Grabe. Er stand im 79 Lebensjahre und hat 40 Jahre sein Amt in Treue versehen. Als Feldzugsteilnehmer von 1866 und 1870-71 gab ihm der Kriegerverein Lardenbach das Ehrengeleite. Über 40 Jahre war der Verstorbene Austräger des "Grünberger Anzeigers".

(Grünberger Anzeiger)

 
22. Februar 1921

Elektrizitätsversorgung

Der Provinzialtag der Provinz Oberhessen hat in seiner außerordentlichen Tagung vom 19. Januar dieses Jahres dem ihn vom Provinzialausschuss unterbreiteten Projekt über den Ausbau der elektrischen Überlandanlage einmütig zugestimmt und die hierfür erforderlichen Mittel bewilligt. Damit rückt die Erfülling eines dringenden Wunsches großer Gebietsteile der Provinz näher, bald elektrisches Licht und Kraft zu erhalten.

Das Projekt sieht den Anschluß alller derjenigen Gemeinden vor, die sich bis jetzt zum Anschluß unter den von der Provinz ausgearbeiteten Bedingungen bereit erklärt haben. Es handelt sich dabei nicht nur um die Gemeinden in den noch ganz unversorgten Kreisen Alsfeld und Lauterbach, sondern auch um den Rest des Ausbaues in den Kreisen Büdingen, Schotten und Gießen. Im Kreise Friedberg ist nur noch eine Gemeinde im Rückstand, die jetzt auch berücksichtigt werden soll.

Die für den Ausbau vorgesehene Fernleitungen werden eine Länge von 495 Kilometern erreichen. Die Gesamtlänge der neu zu bauenden Leitungen wird also die Länge der in Betrieb befindlichen noch um fast 50 Kilometer übersteigen. Die Kosten, die für den Ausbau entstehen werden und das damit verbundene Risiko sind allerdings so erheblich, dass die Gemeinden daran beteiligt werden müssten. Es ist hierfür bereits ein Maßstab gefunden worden, mit dem sich die Gemeinden einverstanden erklären konnten.

Die Gesamtkosten des Ausbaues werden sich auf 64 Millionen Mark belaufen, von denen die Provinz 25,5 Millionen übernimmt, während die Gemeinden den Rest aufzubringen haben. Nicht einberechnet sind hierbei diejenigen Kosten, die durch den Ausbau von Wasserkräften entstehen werden, und die von der Provinz allein zu tragen sind.

Die Bauarbeiten werden alsbald in Angriff genommen und dadurch beschleunigt werden, dass der Bau gleichzeitig an mehreren Stellen einsetzt. In erster Linie und zwar sofort werden die als Hauptleitungen vorgesehenen Leitungen in Angriff genommen werden. Es sind dies diejenigen, die von Ober-Seemen über Volkhartshain - Hartmannshain - Grebenhain - Herbstein - Rixfeld - Lauterbach - Unter-Sorg - Alsfeld nach Lauterbach, sowie von Laubach über Freienseen - Ilsdorf - Ruppertenrod - Groß-Felda gleichfalls nach Unter-Sorg führen und die untereinander durch eine Hauptleitung verbunden werden, die von Freienseen über Ulrichstein - Rebgeshain nach Rixfeld führt.

(Grünberger Anzeiger)

 
08. Februar 1921

Firmen-Register

In unser Handelsregister A wurden heute eingetragen unter:

Nr. 64. Die Firma Wilhelm Rienow, Lardenbach,
Inhaber Wilhelm Eienow, Geschäftszweig: Dampfmolkerei
Nr. 71. Die Firma Heinrich Seim in Lardenbach
Inhaber Heinrich Seim, Geschäftszweig: Holz- und Baumaterialienhandlung.

Hessisches Amtsgericht Laubach

(Grünberger Anzeiger)

 
06. Februar 1921

Die heiteren Dorfbilder

Am Sonntag, 6. Februar 1921, werden im Diehlschen Saale die gesamte "Heiteren Dorfbilder aus dem oberhessischen Volksleben" von W. Vonalt aus Worms aufgeführt. Es ist erfreulich, dass der Gesangverein es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese echte Volkspoesie auf die Bühne zu bringen. Bühnenausstattung und Rollenbesetzung versprechen einen vollen Erfolg.

(Grünberger Anzeiger)

 
02. Februar 1921

Preisabschlag bei Oel

Endlich mal ein Preisabschlag auch in unseren Gebirgsdörfern (im Vogelsberg), der sich sehen lassen darf. Das Oel ist von 30 Mark das Liter auf 16 Mark gefallen, ja man bietet das Liter bereits mit 15,50 Mark an. Wer weiß, welche Rolle das Rüböl im Haushalt spielt, der kann auch erwägen, dass der starke Abschlag des Rüböls nicht bedeutungslos ist. Wie gering doe Oelvorräte in den einzelnen Haushaltungen waren, zeigt der starke Einkauf des Oeles beim Bekanntwerden des Preissturzes. Manche Schlagmüller hatten in aller Kürze ihre Vorräte verkauft.

(Grünberger Anzeiger)

 
05. Januar 1921

Aus dem Vogelsberg

Die Wassernot in den kleinen Bachläufen und Mühlgräben ist nun behoben. Die Niederschläge, die über die Feiertage erfolgten, haben die Flußbettchen wieder gefüllt. Nun donnern die Wasser wieder über die kleinen Mühlräder, nachdem sie wie in Sellnrod über ein halbes Jahr gerastet und Mahl- und Schlagmühlen in Notstand gebracht.

Trotz der reichen Niederschläge ist aber die Durchfeuchtung des Erdreichs noch nicht vollständig. In den Wassergräben, die in den Feldwiesen gestochen werden, rinnt noch kein Wasser. Nach der halbjährigen Trockenheit saugt die Erde das Wasser wie ein Schwamm auf.

(Grünberger Anzeiger)

 
01. Dezember 1920

Trockenheit

Der gänzliche Wassermangel in unserem Bachlauf, der die einzige Mühle des Dorfes Sellnrod schon seit Monaten still stehen ließ, wächst sich zu einem wirklichen Notstand aus. Da auf den Nachbarmühlen, zu denen die Frucht gebracht wird, das Wasser gleichfalls immer knapper wird, so geraten unsere Einwohner in die Lage, kein Mehl zum Brotbacken mehr erhalten zu können. Hoffentlich bringt der Dezember, der heute mit leichten Niederschlägen beginnt, Abhilfe.

(Grünberger Anzeiger)

 
02. November 1920

Gründung Genossenschaft

Das Hessische Amtsgericht Laubach veröffentlichte mit Datum vom 24. Oktober 1920 im Grünberger Anzeiger am 2. November 1920: "In unser Genossenschaftsregister wurde heute eingetragen: 1. das Statut vom 29. April 1920 der "Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht" mit dem Sitze zu Lardenbach. Gegenstand des Unternehmens ist gemeinschaftlicher Einkauf von Verbrauchsstoffen und Gegenständen des landwirtschaftlichen Betriebes, sowie gemeinschaftlicher Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

2. der Vorstand besteht aus: 1. Karl Müller, Landwirt zu Klein-Eichen, 2. Christian Schmidt, Landwirt zu Lardenbach und 3. Karl Keil, Landwirt zu Lardenbach. Die Haftsumme für den erworbenen Geschäftsanteil beträgt 200 Mark.

Dem voraus gegangen war am 29. April 1920 die Gründung der "Landwirtschaftliche Bezugs- und Kreditgenossenschaft" durch damals 65 Personen.

Die landwirtschaftliche Produktion war immer schon durch bäuerliche Familienbetriebe geprägt. Um trotz der vergleichsweise kleinen Betriebsgrößen wettbewerbsfähig zu bleiben, haben sich die Landwirte in Deutschland frühzeitig in Genossenschaften zusammengeschlossen. Zu den Pionieren des ländlichen Genossenschaftswesens zählen Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Wilhelm Haas, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ersten ländlichen Genossenschaften gründeten. Dabei ging es nicht nur darum, im Wettbewerb mit großen Farmbetrieben im Ausland zu bestehen. Die Bündelung beim Einkauf und Absatz der Landwirte über die Genossenschaften zielte vor allem auch darauf ab, der Düngemittelindustrie auf Augenhöhe begegnen zu können und neue Absatzmärkte für die erzeugten Produkte zu erschließen.

(Grünberger Anzeiger, bwgv)

Fotos

 
28. Oktober 1920

Die Postverhältnisse auf dem Lande

Aus landwirtschaftlichen Kreisen werden seit längerer Zeit Klagen darüber geführt, dass die postalischen Verhältnisse auf dem Lande in seiner Beziehung den heutigen Verkehrsbedürfnissen und den berechtigten Interessen der landwirtschaftlichen Betriebe Rechnung tragen. Eine zweite Postbestellung, die vor dem Kriege fast jeder Ort hatte, gibt es nicht mehr. Vor allem sieht man in der vielfach Sonntags nicht stattfindenden Postbestellung einen Übelstand, dem abgeholfen werden müßte.

Der Telephonverkehr läßt auch sehr zu wünschen übrig; abgesehen von den hohen Telephongebühren, die vielfach zur Kündigung des Telephonanschlusses notgedrungen führen, ist der Fernsprechverkehr bei vielen Postanstalten in den Mittagsstunden geschlossen. Während der Dienstzeit der Agenturen ist der Landwirt bei den landwirtschaftlichen Arbeiten auf dem Felde beschäftigt; in der arbeitsfreien Mittagsstunden ist für ihn der Fernsprechverkehr unmöglich gemacht.

Es liegt ein dringendes Bedürfnis vor, dass überall dort, wo Sonntags keine Postbestellung besteht, wenigstens wieder eine einmalige Zustellung erfolgt, dass der Fernsprechverkehr eine derartige Regelung findet, die es den Landwirten ermöglicht, auch in den Mittagsstunden zu telephonieren, denn der Landwirt kann nicht während der Hauptarbeitszeit stundenlang am Telephon sitzen und auf Anschluß warten, zumal bei der heutigen verkürzten Arbeitszeit der Betriebsleiter an der Arbeitstelle stets zugegen sein muß. Es wäre sehr zu hoffen, dass die hier angeführten Mißstände alsbald abgestellt würden.

(Grünberger Anzeiger)

 
07. Oktober 1920

Polizeidiener verpflichtet

August Kratz zu Lardenbach ist am 7. Oktober 1920 für die Gemeinde Lardenbach mit Stockhäuser-Hof und für die Gemeinde Klein-Eichen als Polizeidiener bestellt und verpflichtet worden.
Polizeidiener waren Angestellte der Gemeinde. Die Aufgaben waren vielfältig. Sie mussten Bodengänge für die Verwaltung erledigen oder Nachrichten für die Einwohner mit der Schelle bekannt geben. Dem Polizeidiener obliegt die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung. Dazu gehörte auch die Überwachung der Polizeistunde in den Gasthäusern. Auch die Kontrolle der Straßenreinigung durch die Anwohner gehörten zu seinen Aufgaben.

(Grünberger Anzeiger/wiki)

Fotos

 
02. Oktober 1920

Elektrizitätsversorgung

Der erweiterte Provinzialausschuß hat beschlossen, nunmehr an die Versorgung der Gemeinden im oberen Vogelsberg mit elektrischer Energie heranzutreten. Er glaubt auch Mittel und Wege gefunden zu haben, die es den Gemeinden ohne allzu große Aufwendungen ermöglichen, sich an das bestehende Provinznetz anzuschließen und damit der Vorteile teilhaft zu werden, die eine einheitliche Versorgung der ganzen Provinz mit Elektrizität gegenüber der Einzelversorgung hat, die der Gemeinde ein allzugroßes Risiko auferlegt.

Die Provinzialverwaltung will nunmehr die Bevölkerung von ihren Absichten unterrichten und die Ansichten der maßgebenden Gemeindeorgane zu ihren Vorschlägen hören. Zu diesem Zweck wird am Freitag den 8. Oktober vormittags 10 1/2 Uhr in Ulrichstein in der Gastwirtschaft zum Darmstädter Hof von Ferdinand Pfannstiel eine öffentliche Versammlung stattfinden.

(Grünberger Anzeiger)

 
19. September 1920

Kirmes

In der Grünberger Heimat Zeitung findet sich die Anzeige: Am Sonntag den 19. und Montag den 20. September 1920 findet bei Gastwirt Diehl in Lardenbach Kirchweihfest statt. Für gute Spesen und Getränke ist bestens gesorgt. Es ladet freundlich ein "Die Jugend".

(Grünberger Anzeiger)

 
11. September 1920

Elektrisches Licht

Auch Groß-Eichen erhält jetzt elektrisches Licht. Als Kraftquelle dient der Wasserfall der Wadenhäuser Mühle. Man hofft, dass auf Weihnachten in jedem Hause bereits eine elektrische Lampe brennen kann.

(Grünberger Anzeiger)

 
25. August 1920

Trockenheit III

Der Bachlauf des "Streitbach" ist bei Sellnrod schon monatelang völlig ausgetrocknet. Dadurch ist der Müller des Dorfes, der Mahl- und Schlagmühle besitzt, in eine schlimme Lage geraten. Seit Pfingsten des Jahres stehen seine Mühlräder still. Um nicht die alte Kundschaft zu verlieren, fährt er die Frucht zu anderen Mühlen und läßt sie dort mahlen.

Die Preise bei den Grummetgrasversteigerungen übertreffen sogar die Heugraspreise. Wiesen, die in den Friedensjahren 10 Mark gekostet, kommen auf 200 bis 240 Mark, größere Stücke auf 300 bis 400 Mark. Das Ungeheuerliche dieser Preise wird erst erklärlich, wenn man den schlechten Zustand des Grummetgrases in Rechnung zieht.

(Grünberger Anzeiger)

 
18. August 1920

Trockenheit II

Nachdem man allgemein eine Beendigung der Trockheit erwartet und das Getreide über Kopf und Hals einfuhr, zeigt sich nun, dass man sich in dieser Erwartung getäuscht hat. Eine Änderung der seit dem Frühjahr herrschenden Wetterlage ist nicht eingetreten, dagegen eine weitere Verschärfung der Trockenheit.

Hat seither die Sommerfrucht unter der Trockenheit zu leiden, so ist es jetzt der Wuchs des Grummetgrases. Nur die schweren Grundwiesen haben einigermaßen Grasbestand, die Bergwiesen, Tristen, trockenen Talwiesen können kaum zur Weide dienen. Von der Weide macht man wegen des Futtermangels im vorderen Vogelsberg ausgiebig Gebrauch.

(Grünberger Anzeiger)

 
08. August 1920

Missionsfest in Lardenbach

Ein Teilnehmer am Missionsfest des letzten Sonntags (8. August 1920) berichtet: "Ein schönes Missionsfest war es, das wir am vergangenen Sonntag zusammen mit den Nachbargemeinden Freienseen, Sellnrod, Groß- und Klein-Eichen bei prächtigem Wetter feierten. Unter den Klängen unseres jungen Posaunenchors zogen wir nach dem Festplatz im nahen Wald, der mit seinen hohen, alten Buchen die zahlreich herbeigeströmten Festgäste wie ein gewaltiger Dom aufnahm.

Mit dem Lied "Geh aus mein Herz und suche Freud" wurde die Feier eingeleitet. Darauf hielt Herr Dekan Röschen aus Freienseen die Begrüßungsansprache anknüpfend an Petri Fischzug. Nachdem sodann der Kirchengesangverein Groß-Eichen das Lied "Mit dem Herrn fang alles an" gesungen hatte, ergriff Herr Missionar Walther aus Beuern, der schon im Vormittagsgottesdienst hier gepredigt hatte, als Hauptredner das Wort.

In seiner bekannten volkstümlichen und eindrucksvollen Weise verstand er es unter Zugrundelegung von Jesu Gespräch mit der Samariterin seinen Zuhörern die Gebundenheit und Not der Heiden vor die Augen zu stellen. Besonders schilderte er die unwürdige Stellung der heidnischen Frau bei den Negern Afrikas und wies auf den "Durchbrecher aller Banden" hin, der allein Licht auch in dieses Dunkel bringen könne.

Darauf folgte das Lied des Lardenbacher gemischten Chors "Großer Gott wir loben Dich" und ein von den Freienseener Schüler schön vorgetragenes geistliches Lied "Seele, die von Schmerz umnachtet, traue fest auf deinen Gott". Danach betonte Herr Pfarrer Diehl aus Sellnrod in längerer, ernster Rede die Notwendigkeit der Mission an unserem eigenen schwer darniederliegenden Volke. Die Mahnung, in der er seine Ansprache ausklingen ließ "Gebt unserem Gott die Ehre" klang auch durch die sich anschließenden beiden Liedern des Lardenbacher Gesangvereins hindurch.

Zum Schlusse dankte Herr Pfarrer Weinberger allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen, und sprach die Hoffnung aus, dass es bei den Teilnehmern, jung und alt, reichen Segen hinterlassen möge. Zuletzt sang man noch gemeinsam "Schönster Herr Jesu", auch diesmal begleitet von unserem Posaunenchor, der sich überhaupt um die Verschönerung des Ganzen sehr verdient gemacht hat. Die Sammlung für die Mission an diesem Tage ergab den ansehnlichen Betrag von 414 Mark.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
28. Juli 1920

Außerordentliche Generalversammlung

Die Landwirtschaftliche Bezugs- und Kreditgenossenschaft eGmbH hielt eine außerordentliche Generalversammlung (Juli 1950) ab, mit der die Feier des 30jährigen Bestehens verbunden war. Der Vorstand erstattete zunächst einen Bericht über die bisherige Entwicklung der Genossenschaft, die sich auf die Gemeinden Lardenbach, Klein-Eichen, Freienseen und Ilsdorf erstreckte und über 200 Mitglieder zählt.

Verbandsdirektor Dr. Rohr überbrachte die Glückwünsche des Ländlichen Genossenschaftsverbandes Frankfurt a. M. und hielt einen Vortrag über die Bedeutung der landwirtschaftlichen Genossenschaften. Dr. Rohr dankte den Gründern und Verwaltungsmitgliedern und überreichte dem langjährigen, verdienstvollen Rechner Christian Schmidt die Verbands-Ehrenurkunde.

Kreisstellenleiter Hartmann sprach über die Pflichten der Verwaltungsmitglieder sowie der Genossen. Außenvertreter Wacker übermittelte die Glückwünsche der Bäuerlichen Hauptgenossenschaft und referierte über das genossenschaftliche Warengeschäft.

(Giessener Freie Presse)

Fotos

 
01. Juli 1920

Trockenheit I

Die schon monatelang anhaltende Trockenheit hat den Seenbach ausgetrocknet, ihr Bett ist jetzt (1. Juli 1920) ohne Wasser. Das Eisensteinbergwerk (Stockhausen) kann die Eisensteine infolgedessen nicht hier waschen und führt sie der Wäsche bei Ilsdorf zu. Auch bei Sellnrod trocknet der Bachlauf (Streitbach) aus. Die kleinen Ölmühlen stehen still. Das ist umso unangenehmer, als jetzt die neue Wintersamenernte heimgefahren worden ist. Auch der Fischbestand verschwindet.

Kein Grünfutter wächst nach; der zweite Kleeschnitt verkümmert. An den Straßenrainen und -Rändern ist das Gras längst verbrannt. Hafer und Gerste sind meist nur halbarmlang; die Rispen und Aehren stecken noch im Halm. Die Kartoffeln sind in ihrer Entwicklung gehemmt. Der Ackerboden ist steinhart.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
24. Juni 1920

Meldungen

Vom unteren Vogelsberg: Der Flachsbau, der vor dem Kriege nur noch vereinzelt getrieben wurde, hat durch den Wandel der Zeit einen neuen Antrieb bekommen. Es gibt wohl nur wenig Landwirte, die keinen Flachs ziehen. Einmal ist der Lein ein sehr begehrtes und hoch im Preise stehendes Erzeugnis, dann aber auch wird für den Flachs als Gegenleistung ungebleichtes Tuch geliefert. Die bleue Flachsblüte, die alte Wunderblume segensreicher Hausindustrie, feiert wieder ihre Auferstehung.

Aus dem vorderen Vogelsberg: Eine auffallende Erscheinung in diesem Sommer ist der fast gänzliche Mangel an Schmetterlingen. Keiner der Farbengeschmückten Tagfalter ergötzt das Auge auf Wiesen und im Felde. Selbst die sonst allerhäufigsten - wie Fuchs, Pfauenauge, Schwalbenschwanz u. a. - sind verschwunden. Auch der Todfeind unserer Gemüsekulturen, der Kohlweißling, ist bis jetzt selten.

Aus dem Vogelsberg: Zu Beginn der Heuernte, die in diesem Jahr überall im Gebirge reichlich ausfällt, zahlte man 25 Mark für den Zentner. Zwischenhändler, Makler und andere Zeitgenossen haben nunmehr den Preis durch gegenseitiges Überbieten auf 50 Mark gesteigert.

Oberhessen: Die Schweinemärkte haben wieder angezogen. Zwar ist der Handel ruihg, da mit einem weiteren Ausbreiten der Maul- und Klauenseuche auch auf die oberhessischen Bezirke gerechnet wird. Die Preise für Ferkel bewegen sich zwischen 150 bis 500 Mark.

Aus dem Ohmtal: Die letzten Regenfälle sind nicht über allen Gemarkungen gleich stark niedergegangen. Gießen z. B. hat mehr Regen erhalten als das mittlere Ohmtal. Hier vermochten die Landwirte noch nicht die Hackpflanzen zu setzen. Den Kartoffeln und der Sommerfrucht ist allerdings auch der wenige Regen förderlich gewesen, reicht aber dessen ungeachtet nicht aus. Der harte Boden ist nur ganz leicht angefeuchtet worden. Wassermangel tritt in den Mühlgräben auf, weil der Wasserspiegel der Ohm nur noch zentimeterhoch an einzelnen Stellen ist.

(Grünberger Anzeiger)

 
06. Juni 1920

Reichstagswahl

Die Reichstagswahl vom 6. Juni 1920 war die zweite Wahl während der Weimarer Republik und die erste zu einem regulären Deutschen Reichstag. Dabei verlor die Weimarer Koalition ihre Mehrheit. Die SPD musste sehr schwere Verluste hinnehmen, die vor allem durch die im Vergleich zum Vorjahr stark verbesserte landesweite Organisation der konkurrierenden USPD zu erklären waren. Die linksliberale DDP verlor sogar mehr als die Hälfte ihres prozentualen Ergebnisses.

Die großen innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten, denen sich die Regierung der Weimarer Koalition gegenübersah, hatten ihre Stellung im Volke nicht stärken können. Radikale Kräfte von rechts und links versäumten keine Gelegenheit, die Regierungsparteien für die Notstände der ersten Nachkriegszeit verantwortlich zu machen und die demokratische Staatsform zu diskreditieren.

Die Folge war ein großer Stimmenzuwachs der Parteien rechts und links von der Regierung. Die DNVP, noch mit dem Hessischen Bauernverband vereinigt, errang 11 595 Stimmen im Kreisgebiet und wurde dort stärkste Partei. Auch in Klein-Eichen erreichte die DNVP deutlich die meisten Stimmen. Ebenso in Lardenbach.

Der außerordentliche hohe Anteil dieser Partei deutet hier darauf hin, dass die DNVP in den landwirtschaftlich orientierten Orten zu einem Sammelbecken früher deutsch-völkischer Kräfte aus der Bauernschaft geworden war. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Hinweis auf die politisch indifferente Haltung des größeren Teils der Bevölkerung im Kreis, sondern zeigt auch ihre Anfälligkeit für radikalere Strömungen und intensive Propaganda.

Obwohl Klein-Eichen zu dieser Zeit noch zum Kreis Schotten gehört, wird der Ort bei dieser Wahlanalyse schon dem Kreis Gießen zugerechnet. Erwin Knauß veröffentlichte, in Zusammenarbeit mit dem Institut für wissenschaftliche Politik der Philipps-Universität Marburg, diese Publikation 1961.

(wiki/knauß)

 

Klein-Eichen
1920

Klein-Eichen
1919
Lardenbach
1920
Lardenbach
1919
Kommunistische Partei
-
-
-
-
Unabh. Sozialdem. Partei
5
-
1
1
Mehrheitssozialdem. Partei
-
17
69
51
Demokratische Partei
-
23
3
57
Zentrum
-
-
-
-
Deutsche Volkspartei
3
-
16
-
Deutschnatl. Volksp. und Hessischer Bauernbund
81
50
118
104

 
08. Mai 1920

Goldene Hochzeit

Am 8. Mai 1920 feierten der Gemeinderechner von Klein-Eichen, Wilhelm Hofmann und seine Ehefrau Anna Elisabetha das Fest der Goldenen Hochzeit. Am 8. Mai 1870 haben Wilhelm Hofmann und Anna Elisabetha Oppermann aus Sellnrod in Klein-Eichen geheiratet. Ihre älteste Tochter, Elisa, ist die Großmutter von Günther Zimmer. Und die dritte Tochter, Elisabetha, ist die Großmutter von Ilse Darga.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
17. April 1920

Beamtentum im Kreis Schotten

In Berfolgung des Beschlusses der Generalversammlung des hess. Kommunal-Beamten-Verbandes und auf Einladung der Ortsgruppe Schotten hatten sich am Samstag den 17. April 1920 im Hotel zur Post dahier Vertreter der Gemeindebeamten und Bediensteten des Kreises Schotten eingefunden, um über die Organisation im Kreise zu beraten. Es wurde beschlossen, den Kreis in 4 Ortsgruppen (Schotten, Gedern, Laubach und Ulrichstein) einzuteilen, denen die umliegenden kleineren Orte angegliedert werden.

Die Ortsgruppen zusammen bilden den Kreisverband. Es wurde bis zur vollständigen Durchführung der Organisation ein vorläufiger Kreisvorstand gewählt, dem angehören: Ratsschreiber Wiesner, Schotten, als 1. Vorsitzender, Stadtrechner Glock, Schotten, als 2. Vorsitzender, Polizeidiener Faatz, Schotten als Schriftführer, Stadtrechner Schmidt, Laubach, als Rechner, ferner 6 Beisitzer und zwar; für den Bezirk Gedern: Heinrich Koch, Gedern, Kaspar Ripper, Ober-Seemen, für den Bezirk Laubach: Polizeidiener Lind, Gonterskirchen, Polizeidiener Böcher, Ruppertsburg, für den Bezirk Ulrichstein: Gemeinderechner Repp, Ulrichstein, Polizeidiener Engel, Kölzenhain.

Der verband erstrebt die gemeinsame Förderung der beruflichen und wirtschaftlichen Interessen der Gemeindebeamten und Bediensteten, insbesondere Regelung der Besoldungs- und Anstellungsverhältnisse und wird dieselben mit allen zu Gebote stehenden Mitteln vertreten. Der Verband erstrebt Gleichstellung der Gemeindebeamten mit den Reichs- und Staatsbeamten nach dem gesetz, das am 1. April in Kraft getreten ist, wonach den vollbeschäftigten Beamten 5000 Mark Teuerungszulage und 500 Mark für jedes Kind zu gewähren ist.

(Grünberger Anzeiger)

 
28. Februar 1920

Anzeige

Im Grünberger Anzeiger wird eine Anzeige von Wilhelm Zimmer aus Klein-Eichen veröffentlicht. Er will einen sprungfähigen Simmentaler Bullen (Gelbscheck) verkaufen. Wilhelm Zimmer ist der Großvater von Johann und Günther Zimmer.

(Grünberger Anzeiger)

 
06. Februar 1920

Jagdverpachtung

Am Freitag, den 6. Februar nachmittags 1 1/2 Uhr soll die Jagd der Gemeinde Klein-Eichen auf weitere 6 Jahre unter den im Termin bekanntgegebenen Bedingungen in der Wirtschaft Krieger verpachtet werden.

Klein-Eichen, den 29. Januar 1920.

Hessische Bürgermeisterei - Hoffmann -

Die Pacht der Jagd ging an einen Herren Eduard Langlotz.

(Grünberger Anzeiger)

 
04. Februar 1920

Ergebnis der Volkszählung 1919

Das Kreisamt in Schotten veröffentlicht u. a. am 4. Februar 1920 folgendes Ergebnis der Volkszählung vom 8. Oktober 1919: Altenhain 303 Einwohner, Bobenhausen II 537 Einwohner, Freienseen 689 Einwohner, Gonterskirchen 541 Einwohner, Groß-Eichen 715 Einwohner, Klein-Eichen 183 Einwohner, Lardenbach 394 Einwohner, Laubach 1877 Einwohner, Ober-Seibertenrod 277 Einwohner, Ruppertsburg 687 Einwohner, Schotten 1883 Einwohner, Sellnrod 625 Einwohner, Solms-Ilsdorf 82 Einwohner, Ulrichstein 826 Einwohner, Unter-Seibertenrod 327 Einwohner, Wetterfeld 490 Einwohner. Der gesamte Kreis Schotten hat 27 359 Einwohner (1910: 27 744).

Grünberg hat damals rund 2 200 Einwohner. Und Gießen hat 1919 33 400 Einwohner. Frankfurt zählt 433 000.

(Grünberger Anzeiger)

 
18. Januar 1920

Tanzbelustigung

Am Sonntag fand bei Gastwirt Diehl in Lardenbach eine große Tanzbelustigung statt. Dazu eingeladen hatte die örtliche Jugend.

(Grünberger Anzeiger)

 

 

 

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