19. September 1945

Hessen

Der Oberste Befehlshaber der Amerikanischen Streitkräfte in Europa, Dwight D. Eisenhower, erläßt die "Proklamation Nr. 2", in der er die Bildung von Bayern, Würtemberg-Baden und Groß-Hessen bekannt gibt. Dieses Groß-Hessen, das bald nur noch Hessen heißt, setzt sich aus der ehemaligen preußischen Provinz Hessen-Nassau und dem früheren Volksstaat Hessen zusammen. Kurz nach der Proklamation setzen die Amerikaner eine hessische Landesregierung ein.

 
29. März 1945

Die Amis kommen!

Gegen Ende März 1945 durchzogen Oberhessen zahlreiche Parteifunktionäre, Soldaten sowie flüchtende Zivilisten in Autos, auf Fahrrädern, mit Pferdefuhrwerken oder zu Fuß die Landstraßen. Diese Bewegung erfolgte sowohl aus Richtung Main als auch von Remagen und der Lahn.

Am Montag, den 26. März 1945, standen amerikanische Panzerspitzen nur wenige Kilometer westlich von Weilburg. Bereits am nächsten Tag erhielt die 7. US-Panzerdivision den Befehl, entlang der Lahn vorzurücken und die Übergänge bei Gießen und Marburg zu sichern.

Für die Bewohner von Lich und Hungen endete der Krieg am Dienstag, den 27. März 1945. Im Rahmen einer Zangenbewegung rückten die Amerikaner von Süden her vor, wobei sie die Reichsautobahn nutzten, um rasch durch die Wetterau zu gelangen. Östlich von Gießen schlossen ihre Verbände die Falle gemeinsam mit den von Westen kommenden Einheiten.

Am Mittwoch erreichten die amerikanischen Tanks über die Reichsstraße 49 das Stadtgebiet von Gießen. Die Einnahme der Stadt vollzog sich ohne größere Gefechte. Einheiten des 395. und 394. Infanterieregiments drangen bis zur Linie Londorf, Beuern, Großen-Buseck und Staufenberg vor. Am selben Tag erreichten die Amerikaner auch Grünberg und Laubach.

In diesen Tagen im März kamen deutsche Soldaten auf ihrem Rückzug auch durch Klein-Eichen. Sie quartierten sich im Dorf ein, während die Mehrheit von ihnen im Ilsdorfer Wald lagerte. Viele Häuser im Dorf waren bis auf den letzten Platz belegt: So stand bei „Oppers“ in der Scheune ein mit Munition beladener Lastwagen, und im Schuppen war ein Kübelwagen (Jeep) untergebracht. Auf Müllers Hof, unter dem großen Kastanienbaum, richteten die Soldaten eine Funkstation ein. Im Haus von „Oppersch“ (Krieger, Darga, Zabel) wurde der Hauptmann allein untergebracht.

Unter den Soldaten entstand der Wunsch nach einer ordentlichen Mahlzeit. So wurde ein Kalb von „Oppers“ geschlachtet, und Volpe Marie sollte einen Braten zubereiten. Außerdem sollte „Riwwel-Kuchen“ gebacken werden, doch fehlten dafür einige Zutaten. Um Hefe zu besorgen, machten sich die Soldaten auf den Weg nach Lich zur Brauerei.

Die Ereignisse überschlagen sich aber: Die unterwegs befindlichen Soldaten kehrten eilig zurück und berichteten, dass die Amerikaner ganz in der Nähe seien. Gegen 4 Uhr morgens verließen die deutschen Soldaten das Dorf fluchtartig – ohne „Riwwel-Kuchen“ und nach nur einer Nacht. Zurück blieben Fahrzeuge, für die kein Benzin mehr vorhanden war, sowie weiteres zurückgelassenes Material, darunter auch Gewehre.

Alex, ein Kriegsgefangener, der bei Volpe untergebracht war, hatte sich mehrere Tage lang im Wald versteckt – genauer gesagt in der „Junker-Hans-Hecke“ nahe der Pfingstweide. Er wollte verhindern, von den deutschen Soldaten nach Osten verschleppt zu werden.

Trotz der angespannten Lage bemühte sich Alex, die Dorfbewohner zu beruhigen, indem er ihnen versicherte, dass sie keine Angst vor den herannahenden Amerikanern haben müssten. Dennoch blieb die Nervosität spürbar.

Lehrer Karl Becker, der gerne Geschichten vom Krieg erzählte, hatte an der Schule am Grenzgraben eine weiße Fahne gehisst. Doch auf Druck einer unbekannten Person war er gezwungen, diese wieder einzuholen.

In den letzten Märztagen 1945, kurz vor Ostern, war aus der Ferne vereinzelt das Donnern von Geschützen und vereinzelte Schüsse zu hören. Am 28. März stießen die Amerikaner bis nach Göbelnrod, Grünberg und Beltershain vor, wo sie über Nacht blieben. Am Tag stürzte ein amerikanisches Jagdflugzeug zwischen Lardenbach und Stockhausen ab. Die Maschine, vermutlich eine „Thunderbolt“, war möglicherweise von der Splitterwirkung der eigenen Bombe zum Absturz gebracht worden. Der junge Pilot kam dabei ums Leben und wurde in einer Ecke des Lardenbacher Friedhofes beigesetzt.

Am Ortsausgang Mücke, beim Sportplatz, war die Brücke am Mittwochabend von der "SS" gesprengt worden.

Für den 29. März hieß der Auftrag den Angriff nach Osten mit Lauterbach als Tagesziel voranzutragen. Ein Teil der Truppen fuhr über Lumda, Atzenhain, Merlau, Kirschgarten, Ruppertenrod Richtung Alsfeld. Ein anderer Vorstoß erfolgte von Grünberg über Weickartshain.

Der 29. März 1945 war Gründonnerstag, ein dunstiger Morgen. Aus der Ferne drang immer lauter werdendes Motorengrollen und das Rasseln von Kettenfahrzeugen an die Ohren der Dorfbewohner. Die Anspannung unter der Bevölkerung war deutlich spürbar. Lediglich die französischen und belgischen Gefangenen brachen in Jubel aus. Mit weißen Betttüchern als Fahnen liefen sie den amerikanischen Truppen entgegen.

Auch Marcel, der französische Kriegsgefangene bei „Oppers“, schloss sich an. Mit einem weißen Betttuch in der Hand, das er über seinem Kopf schwenkte, lief er den anrückenden amerikanischen Soldaten bis auf die "Hie" (Höhe) entgegen. Dies geschah gegen 9 Uhr morgens. Die Militärfahrzeuge der Amerikaner waren knallrot gestrichen, um sie für die eigenen Flieger erkennbar zu machen.

Auf der Höhe zwischen Lardenbach und der Seenbrücke hielten die Militärs kurz an, um die Lage zu sondieren. Nachdem sie von den Kriegsgefangenen erfahren hatten, dass sich keine deutschen Soldaten in den umliegenden Dörfern befanden, setzten sie ihre Fahrt fort – ohne einen einzigen Schuss, ohne Zwischenfall.

Die Bevölkerung Lardenbachs und Klein-Eichens standen den ganzen Tag bis etwa 16 Uhr entlang der Straßen und beobachteten das Geschehen, doch nicht alle nahmen daran teil. Ohne Unterbrechung rollten Militärfahrzeuge von Weickartshain kommend in Richtung Sellnrod. Dies setzte sich in den darauffolgenden drei Tagen fort, trotz des anhaltenden Regens. Die Panzer und Trucks hinterließen tiefe Spuren, insbesondere am „Sellnröder-Kreuz“, wo der Boden deutlich sichtbar aufgewühlt wurde.

Aus dem Kriegstagebuch des am Vormarsch durch Oberhessen beteiligten 394. Infantrieregiments: "Die Zivilbevölkerung war von unseren Operationen wenig beeindruckt. Sie fanden sich mit der Tatsache ab, dass ihr Land von uns erobert worden war, und in vielen Gebieten war man froh darüber, dass ein Kriegsende (8. Mai) abzusehen war."

(Gießener Allgemeine Zeitung, Karl Volp, Ilse Darga, Johanna Dittrich)

 

 

Am späten Abend des 24. März 1945 stürmen die Amerikaner aus ihrem Rhein-Brückenkopf bei Remagen und starten eine Großoffensive in Richtung Westerwald, Taunus und das mittlere Hessen. Am Abend des 28. März ist die Stadt Gießen nach zahlreichen kleineren Gefechten in der Hand der Amerikaner.

In einem Bericht der US-Armee heißt es: "Das Tagesziel der 4. Panzerdivision waren am 28. März 1945 die Höhenlagen östlich von Gießen nahe Grünberg. Die Vormarschtruppen setzten sich um 5 Uhr in Marsch, um den Angriff durch den Brückenkopf Hanau nach Norden vor zu tragen. Über Münzenberg und Lich erreichte man um 16 Uhr eine Stellung nordöstlich von Grünberg. Die Angriffstruppen hielten Grünberg als Vorposten für die Nacht.

Für den 29. März hieß der Auftrag den Angriff nach Osten mit Lauterbach als Tagesziel voranzutragen. Ein Teil der Truppen fuhr über Lumda, Atzenhain, Merlau, Kirschgarten, Ruppertenrod Richtung Alsfeld. Ein anderer Vorstoß erfolgte von Grünberg über Weickartshain. Ortsausgang Mücke, beim Sportplatz, war die Brücke am Abend zuvor von der "SS" gesprengt worden.

Der 29. März war Gründonnerstag vor Ostern. Es war ein etwas dunstiger Morgen. Die Bevölkerung war völlig verunsichert. Niemand wußte was auf sie zukommen würde. Schon tagelang verbreiteten sich die Gerüchte und Meldungen aus den Volksempfängern, dass die Amis im Anmarsch seien. Am Vorabend zum Gründonnerstag hörte man im Dorf entfernt aus Richtung Grünberg Schüsse und Explosionen.

Früh am Morgen drangen dann immer lauter werdende Motorengeräusche und das Rasseln der Ketten heran. Auf der Höhe zwischen Lardenbach und Seenbrücke stand die Spitze der vorstoßenden Amerikaner. Längst waren Kriegsgefangene, Franzosen und Belgier, mit weißem Tuch vornweg den amerikanischen Truppen entgegen gelaufen. Diese berichteten, dass keine deutschen Soldaten in den beiden Dörfern seien. Und so fuhren die Amis einfach weiter. Eine nicht endend wollende Kolonne mit militärischen Fahrzeugen, Panzer, Jeeps, Lastkraftwagen, alle schwer bewaffnet, und voll besetzt mit Soldaten, zogen durch die Dörfer weiter Richtung Sellnrod. Längst stand die Dorfbevölkerung an den Straßen und blickte ungläubig auf das Geschehen. Nichts war passiert. Kein einziger Schuß war gefallen. Vielleicht war nun das Aufregendste, dass die Meisten zum ersten Mal einen Farbigen sahen.

Für die Einwohner war der Krieg schneller als erwartet zu Ende gegangen, aber an anderen Orten wurde noch verbissen weitergekämpft, und es sollte noch einige Wochen dauern, bis am 8. Mai endlich die Waffen schwiegen.

 

 
XX.Xxxx.XXXX

Grünberger Heimat Zeitung

Zur nationalsozialistischen Pressepolitik gehörte nicht nur die inhaltliche Gleichschaltung, sondern auch die ökonomisch-verlegerischen Strukturen wurden zugunsten der NSDAP vereinheitlicht. Bereits im Frühjahr 1933 enteignete der NS-Staat die Zeitungen von SPD und KPD entschädigungslos, wodurch die NSDAP erstmals in den Besitz nennenswerter Ressourcen zur Herausgabe eigener Zeitungen kam.

Zwar hatten die nach der Enteignung der sozialdemokratischen und kommunistischen Presse noch verbliebenen bürgerlichen Verleger anfangs gehofft, durch eine zunehmende Nähe zum NS-Staat wenn schon nicht die Pressefreiheit, so doch das Eigentum unversehrt erhalten zu können, doch verloren nach den Arbeiterparteien SPD und KPD nach und nach auch andere Eigentümer ihre Verlage: Schnell wurden die jüdischen Verleger ausgeschaltet, wenig später auch katholische und liberale Blätter, Kleinbetriebe, international renommierte Zeitungen und am Ende vereinzelt sogar frühe Vorkämpfer der braunen Bewegung enteignet beziehungsweise zum Verkauf ihrer Zeitungen gezwungen.
Im Jahr 1944 kontrollierte die NSDAP schließlich im deutschen Reich 36 Prozent aller Zeitungen, die allerdings insgesamt 82,5 Prozent der täglichen Auflage herausbrachten.

Insgesamt sank die Zahl der Tageszeitungen im NS-Staat von 4.702 im Jahr 1932 auf rund 2.500 im Jahr 1937 und weiter auf 977 im Oktober 1944. In den letzten Kriegswochen kam es zu weiteren Zeitungsschließungen und -zusammenlegungen sowie Zerstörungen von Verlagen und Druckereien, bis die alliierten Truppen die nationalsozialistische deutsche Presse im April/Mai 1945 endgültig schlossen.

(Wikipedia)

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