28. April 1946

Erste Kreiswahl

Auch die Klein-Eichener konnten erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg frei den Kreistag wählen. Fünf Listen hatten an der Kreiswahl im "Jahr der wiedergewonnen politischen Freiheit", so Landrat Karl Benner damals, teilgenommen: Die SPD, das Christliche Landvolk, die CDU, die KPD und die LPD. Wegen der mit 15 Prozent hoch angesetzten Sperrklausel schafften nur SPD (50,9 Prozent) und Christliches Landvolk (26,8 Prozent) den Einzug in den neuen Kreistag; dem 31 Abgeordnete angehörten.

 
18. April 1946

Bürgermeisterwahl 1946

Nachdem im Januar 1946 in Hessen die ersten freien Wahlen zu den Gemeinderäten stattgefunden hatten, sollte sich auch der Gemeinderat in Klein-Eichen konstituieren. Am 9. Februar 1946 fand die erste Sitzung statt. Diese wurde kommissarisch geleitet von Lardenbachs Bürgermeister Felsing. Wo man sich traf ist nicht bekannt. In dieser ersten Sitzung sind die "Ortsgemeindemänner" bestimmt/gewählt worden. Als Gemeinderäte fungierten Heinrich Maurer, Karl Biedenkopf, Heinrich Zimmer, Karl Faust und Wilhelm Eckardt.

Am 18. März 1946 dann tagte die Gemeindeversammlung "nachmittags um 8 Uhr" wieder mit Bürgermeister Felsing. Heute wurde eine Satzung verabschiedet in der die Stelle des Bürgermeisters als ehrenamtlich genannt wird. Und der Bürgermeister erhält eine Aufwandsentschädigung von maximal 500 RM. Der Gemeinderechner erhält ebenfalls eine Aufwandsentschädigung. Die beträgt 75 Prozent des Betrages den der Bürgermeister erhält. Weiter steht in der Satzung, dass dem Bürgermeister ein Beigeordneter zur Seite steht. Und die Gemeindevertretung setzt sich aus 5 Mitgliedern zusammen. Diese Hauptsatzung soll dann am Tage ihrer ortsüblichen Bekanntmachung in Kraft treten.

Die Mitglieder der Gemeindevertretung haben sich eine Woche später, am 25. März 1946, wieder zusammen gesetzt. Diesmal waren die "Verhandlungsgegenstände" die Bürgermeister- und Beigeordnetenwahl. Allerdings kam die Bürgermeisterwahl nicht zustande. Diese wurde vorläufig zurückgestellt. Als Beigeordneter vorgeschlagen und einstimmig gewählt wurde Wilhelm Hoffmann.

In der nächsten Sitzung, am 11. April 1946, waren zwar alle Gemeinderäte erschienen, aber diesmal ging es nur um die Einstellung eines Feldschützen. Hierzu vorgeschlagen und gewählt wurde Otto Peppler. Für seine Tätigkeit ist ihm ein Gehalt von 80 RM bewilligt worden.

Wieder eine Woche später, am 18. April 1946, kam die Wahl eines Bürgermeisters endlich zu Stande. Der 36 Jahre alte Wilhelm Eckhardt ist an diesem Abend einstimmig zum Bürgermeister von Klein-Eichen gewählt worden. Anwesend waren dazu Beigeordneter Wilhelm Hoffmann sowie die Mitglieder Heinrich Maurer, Karl Biedenkopf, Karl Faust und Heinrich Zimmer.

Fotos

 
17. April 1946

Flüchtlinge und Heimatvertriebene kommen nach Klein-Eichen

Was seit Mitte 1945 als Gerücht die Runde machte, nämlich die Vertreibung von Millionen von Menschen aus den Ostgebieten, wurde im Frühjahr 1946 zur Gewissheit. Mit einem Sonderzug aus Furth im Wald an der deutsch-tschechischen Grenze erreichten rund 1200 Menschen aus dem Sudetenland ihr zukünftiges Zuhause: Mittelhessen. Das schwer kriegszerstörte Gießen war dabei zunächst nur Durchgangsstation. In diesem Jahr 1946 hat alleine Hessen über 397.000 vertriebene Menschen aufgenommen.

Täglich wurden rund 1400 Menschen in die Lager gebracht, gesundheitlich betreut und ihnen innerhalb einer Woche Privatquartiere zugewiesen. Mit dem ersten Flüchtlingstransport am 17. April 1946 kamen 25 Personen nach Klein-Eichen. Und am 10. Mai 1946 kam die zweite Gruppe mit 30 Personen ins Dorf. Mit ihrer wenigen Habe und auf Lastwagen kamen Männer und Frauen, Kinder und Alte. Ihnen wurden Quartiere in den Bauerhäusern zugewiesen. Fast in jedem Haus musste man nun zusammenrücken. Auf engstem Raum waren nun Menschen aufeinander angewiesen mit einer anderen Geschichte, fremden Dialekt und teils auch einer anderen Konfession. Nicht immer blieb es dabei so harmonisch.

Die Aufnahme der neuen Mitbürger stellte die Gemeinde vor große Probleme. Klein-Eichen hatte ca. 150 Einwohner. Innerhalb kürzester Zeit waren es plötzlich um ein Drittel mehr Menschen im Dorf. Sowohl Wohnraum als auch Nahrungsmittel mussten organisiert werden. Brennmaterial wurde benötigt und Arbeitsplätze. Nicht alle Heimatvertriebene blieben am Ort. So mancher zog wieder fort. Sei es nur bis nach Lardenbach oder auch weiter weg. Doch einige Familiennamen sind bis heute längst fester Bestandteil des Gemeinwesens. Und gerade die Jüngeren wissen nicht um die Herkunft und Wurzeln ihrer Mitbewohner.

 
20. Januar 1946

Kommunalwahl

Am 20. und 27. Januar 1946 wählten die hessischen Gemeinden mit höchstens 20000 Einwohnern ihre Ortsparlamente. Mit einer Beteiligung von 84,9 Prozent waren die ersten freien Wahlen nach der Nazi-Zeit ein voller Erfolg. Die SPD erreichte 44,5 Prozent und lag damit deutlich vor der CDU, die auf 31 Prozent kam. Die kommunistische KPD holte 5,7 Prozent, die später als FDP umbenannte LDP 2,7 Prozent.

Oberst Newman, Leiter des Amtes der Militärregierung für Großhessen überzeugte sich persönlich von der Stimmung in der Bevölkerung, die durch 12 Jahre Naziherrschaft schon lange keinen Gebrauch mehr von ihrem Wahlrecht hatte machen können.

Die Beteiligung der Frauen an den Wahlen war fast überall sehr groß. Etwa 60% aller abgegebenen Stimmen wurden von Frauen abgegeben. Dieser Umstand ist umso bemerkenswerter, weil die Frauen gerade in ländlichen Gemeinden bisher keinen allzu großen Anteil am politischen Leben genommen haben.

Das Ergebnis der Wahl in den Gemeinden wurde nach Verteilung der Sitze im Kreis Gießen aufgelistet. Demnach haben die Klein-Eichener 5 Sitze zu vergeben. Davon fielen auf das Christliche Landvolk alle 5 Sitze (bei insgesamt 130 Sitzen). In Lardenbach bekamen die 5 Sitze der "W.aufbau" (Wiederaufbau).

(FP)

 

 

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